King Kong 2006 hat geschrieben:(09 Sep 2017, 14:13)
Es gibt auch wenig Anreize oder Vorbilder/Anhaltungen von dt. Seite.
In meiner Stadt (Südwesten von BaWü; 30 000 Einw.) entstanden ab Mitte der 90er zwei neue Stadtviertel mit schicken Ein- und Mehrfamilienhäusern samt Gärten. Dort haben sich ziemlich zügig die Russen zusammengerottet - bis heute. Nunmehr beschweren sie sich aber über ausgebliebene Integration - äh, 'tschuldigung; haben wir Deutschen sie etwa aufgefordert, genötigt, gezwungen, sich zu ghettoisieren? Und es kommt noch besser: In der Innenstadt ist seit einigen Jahren ein Tanzlokal im Besitz eines Russen - Security kontrolliert die Ausweise, russische Staatbürger haben Zutritt, Deutsche Staatsbürger werden abgelehnt! Wir haben uns zwar mittlerweile dran gewöhnt - aber sind eben diese Zustände nicht genau das, wovor sich hier längst integrierte Migranten und u. a. AfD-Befürworter hinsichtlich der muslimischen Flüchtlinge fürchten?
Ach - und die AfD umwirbt unsere Russen seit geraumer Zeit wieder mit Flyern, Plaketen und Wahlprogrammen in kyrillischer Schrift. Jepp, das ist Integration, wie sie die AfD versteht!
Man hat vermutlich Sorge den Verweis auf vergangene Zeiten zu bekommen.
Halte ich für unbegründet - soviele Ausländer wie wir hier in Deutschland haben, dürften es ansonsten gar nicht geben, wenn die Vergangenheit irgendeine Rolle spielen würde.
Du kannst das ja mal in den USA versuchen. Mit etwas Glück wird man dafür wenigstens nicht erschossen, wenn man in der Aufregung in die Taschen fasst oder herumgestikuliert. Ich selbst bin in Frankreich schwer aufgelaufen. Die dortigen Polizisten wollten mit mir, weil ich ganz kurz falsch geparkt habe, partout nicht in Englisch mit mir sprechen. Deutsch schon mal gar nicht. Französisch kann ich nicht. Die wurden wirklich leicht aggressiv. Wenn ich in Frankreich leben wollte, dann würde mir das zeigen, daß ich schnell Französisch lernen müsste. In Deutschland hätte man wohl erstmal auf Staatskosten einen Dolmetscher einfliegen lassen. Und für die Aufregung für mich einen Sozialarbeiter, der mir versichert, weiterhin die Sprachen zu sprechen, die ich will. Etwas provokant ausgedrückt.
Ist bestimmt, so, dass Deutschen zu lasch sind und dass wir zusehr darauf bedacht sind, andere zu übervorteilen. Aber so vergleichsweise streng, wie du es in Frankreich erlebt hast, kann es auch nicht angehen. Es geht ja auch nicht um die Verhaltensform von Behörden/Beamten - es geht darum, dass die Migranten selbst begreifen, dass sie - wenn sie schon hier in Deutschland leben/bleiben wollen, gefälligst auch unsere Sprache sprechen sollen, sich also assimilieren. Das dürfte doch keine Schwierigkeit darstellen; man erwartet doch nicht, dass sie bspw. zum Christentum konvertieren müssen oder ihre tw. schwer aussprechbaren Namen ablegen und dafür typisch deutsche annehmen.
Und sich zum Vergleich vielleicht auch mal die Frage stellen, wären sie jetzt noch in ihrer Heimat und sie würden dort in den Straßen, in Geschäften und in der Nachbarchaft laufend fremde Sprachen hören, ob sie sich dann noch wohl in ihrer Heimat fühlen würden.
Ich glaube nämlich nicht, dass es - mal abgesehen von Touristen, bzw. in -hochburgen, bspw. in Russland, in Polen, in Rumänien oder Südeuropäischen Ländern gerne gesehen würde, wenn Migranten sich der jeweiligen Landessprache verweigerten. Dies ist ja mitunter einer der Gründe, weswegen sich Osteuropa verweigert, Flüchtlinge an- bzw. zurückzunhmen. Sie befürchten Überfremdung. So wie es hiesige Migranten auch bzgl. Deutschland befürchten. Aber Deutschland ist schon längst Überfremdet. Diesen Zustand rein auf Muslime oder Nordafrikaner zu beschränken, ist lächerlich.
Kleines Beispiel aus eigener Erfahrung: Ich habe u. a. zwei polnische Arbeitskolleginnen, beide total nett und aufgeschlossen, sprechen perfekt deutsch. Wenn sie jedoch aufeinandertreffen, verfallen beide sofort in die polnische Sprache und alle anderen um sie herum sind vergessen. So - nun haben eine weitere Arbeitskollegin und ich den Spieß mal umgedreht - sobald wir in Gegenwart der beiden waren, unterhielten wir uns auf englisch miteinander. Das taten wir die ganze Schicht. Die beiden Polinnen fanden es erst witzig, nach einiger Zeit wurden sie aber ärgerlich. Kein Witz: Sie beklagen sich am Ende allen Ernstes, dass wir sie ausgrenzen würden, da wir ja wissen würden, dass sie beide kein Wort Englisch verstehen! Als wir sie darauf hinwiesen, dass uns kein Deut besser ginge, wenn sie polnisch miteinander reden würden, waren sie eingeschnappt. Dass sei nicht dasselbe und wir hätten was gegen Ausländer, bla, bla, bla.
PS: Bei den von dir "notwendigen Anteil", den die hiesigen Migranten beisteuern sollen, sehe ich den erfüllt. Sie sind integriert und erziehen auch meist ihre Kinder so.
Hm. Freilich kenne ich Beispiele, bei welchen Integration vollkommen gelungen ist. Bspw. die italienstämmige Nachbarsfamilie, die allesamt in einem traditionellen Fanfarenzug unserer Stadt Mitglieder sind. Sie verkehren auch viel mit Deutschen und anderen Migranten - das nenne ich gelungene Integration. Wogegen meine rumänischen Nachbarn ausschließlich mit ihren Landsleuten abgeben - sie können sich vielleicht genug verständigen und akzeptieren unsere Gesetze usw. aber Teil unserer Gesellschaft wollen sie scheints nicht werden. Integrationverweigerung, quasi.
Ich bekomme die Krise, wenn ich deutsche Pupertierende sehe, schlimmer höre, die Kanakdeutsch sprechen. Was soll das? Warum assimilieren die sich andersherum?
Ohja, das finde ich auch entsetzlich. Oder dass zunehmend englische Worte oder Phrasen verwendet werden. Z. B. statt "What the hell" statt "Was zur Hölle". Ist aber wiederrum auch ein vortreffliches Beispiel, wie sich die Deutschen selbst längst verfremden, diesen Zustand aber idiotischerweise stattdessen rein auf die aktuelle Flüchtlingsproblematik beschränken. Wir spinnen, wir Deutschen!
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner