Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

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DarkLightbringer
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von DarkLightbringer »

Bei der Reichstagswahl 1928 war die NSDAP noch eine unbedeutende Splitterpartei mit 2,6 %. Hitler galt als Bierkeller-Größe, so manche Wähler kannten ihn gar nicht.
Zwei Jahre später wurde sie zur entscheidenden Kraft und erzielte bei der Wahl 1930 18,3 %. Ein ziemlicher Unterschied.

Was war dazwischen geschehen? Da war das Krisenjahr 1929, klar. Diese Krise gab es aber auch andernorts, sie war nicht auf das Deutsche Reich beschränkt.

Speziell in Deutschland gab es aber just 1929 eine gigantische Agitation gegen den Young-Plan und die demokratische Regierung an sich. Stichwort Hugenberg.

Die DNVP radikalisierte sich, Hitler profilierte sich.
Was indes oft vergessen wird - auch die KPD agitierte eindeutig gegen den Young-Plan und hielt nichts vom demokratischen System.
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Adam Smith
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Adam Smith »

DarkLightbringer hat geschrieben:(21 Jan 2021, 08:12)

Bei der Reichstagswahl 1928 war die NSDAP noch eine unbedeutende Splitterpartei mit 2,6 %. Hitler galt als Bierkeller-Größe, so manche Wähler kannten ihn gar nicht.
Zwei Jahre später wurde sie zur entscheidenden Kraft und erzielte bei der Wahl 1930 18,3 %. Ein ziemlicher Unterschied.

Was war dazwischen geschehen? Da war das Krisenjahr 1929, klar. Diese Krise gab es aber auch andernorts, sie war nicht auf das Deutsche Reich beschränkt.

Speziell in Deutschland gab es aber just 1929 eine gigantische Agitation gegen den Young-Plan und die demokratische Regierung an sich. Stichwort Hugenberg.

Die DNVP radikalisierte sich, Hitler profilierte sich.
Was indes oft vergessen wird - auch die KPD agitierte eindeutig gegen den Young-Plan und hielt nichts vom demokratischen System.
Ein weiterer Unterschied war, dass es vor 1928 auch viele weitere Krisen in Deutschland gab. Hitler versprach diese im Prinzip dauerhaft Krise zu beenden.
Das ist Kapitalismus:

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DarkLightbringer
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von DarkLightbringer »

Adam Smith hat geschrieben:(21 Jan 2021, 08:54)

Ein weiterer Unterschied war, dass es vor 1928 auch viele weitere Krisen in Deutschland gab. Hitler versprach diese im Prinzip dauerhaft Krise zu beenden.
Versprochen wurde auch die "Beseitigung des Systems auf legalem Wege" durch den NSDAP-Vertreter Gottfried Feder in der Reichstagsdebatte vom 29. November 1929 zum Thema "Freiheitsgesetz".
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busse
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von busse »

DarkLightbringer hat geschrieben:(21 Jan 2021, 08:12)

Bei der Reichstagswahl 1928 war die NSDAP noch eine unbedeutende Splitterpartei mit 2,6 %. Hitler galt als Bierkeller-Größe, so manche Wähler kannten ihn gar nicht.
Zwei Jahre später wurde sie zur entscheidenden Kraft und erzielte bei der Wahl 1930 18,3 %. Ein ziemlicher Unterschied.

Was war dazwischen geschehen? Da war das Krisenjahr 1929, klar. Diese Krise gab es aber auch andernorts, sie war nicht auf das Deutsche Reich beschränkt.

Speziell in Deutschland gab es aber just 1929 eine gigantische Agitation gegen den Young-Plan und die demokratische Regierung an sich. Stichwort Hugenberg.

Die DNVP radikalisierte sich, Hitler profilierte sich.
Was indes oft vergessen wird - auch die KPD agitierte eindeutig gegen den Young-Plan und hielt nichts vom demokratischen System.
Richtig die NSDAP war bis 1928 eine unbedeutende Partei. Was sie aber war, sie war in der Mitgliederstruktur, sowie bei der SA völlig durchstrukturiert und bis ins kleinste organisiert, angelehnt an die KPD, sowie RFB.
Das heißt sie stand schon seit einiger Zeit auf dem Sprung und konnte so aus dem Stande springen wenn es soweit war und das taten sie.
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Adam Smith
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Adam Smith »

DarkLightbringer hat geschrieben:(21 Jan 2021, 10:13)

Versprochen wurde auch die "Beseitigung des Systems auf legalem Wege" durch den NSDAP-Vertreter Gottfried Feder in der Reichstagsdebatte vom 29. November 1929 zum Thema "Freiheitsgesetz".
Ich glaube das war den Wählern damals egal.
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DarkLightbringer
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von DarkLightbringer »

busse hat geschrieben:(21 Jan 2021, 10:27)

Richtig die NSDAP war bis 1928 eine unbedeutende Partei. Was sie aber war, sie war in der Mitgliederstruktur, sowie bei der SA völlig durchstrukturiert und bis ins kleinste organisiert, angelehnt an die KPD, sowie RFB.
Das heißt sie stand schon seit einiger Zeit auf dem Sprung und konnte so aus dem Stande springen wenn es soweit war und das taten sie.
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Die straffe Struktur hätte aber nichts genutzt ohne den Erfolg bei der Reichstagswahl 1930.
Will sagen, die Kampagne der Antidemokraten 1929 war entscheidend.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von busse »

DarkLightbringer hat geschrieben:(21 Jan 2021, 10:36)

Die straffe Struktur hätte aber nichts genutzt ohne den Erfolg bei der Reichstagswahl 1930.
Will sagen, die Kampagne der Antidemokraten 1929 war entscheidend.
Das habe ich auch gar nicht abgestritten. Du mußt aber auch kampagnefähig sein und da helfen solche sehr gut aufgestellte Strukturen ungemein.
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conscience
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von conscience »

Ist die Frage, Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP nicht unvollständig und es ist notwendig, zusätzlich zu fragen:

Was ermöglichte den Aufstieg der NSDAP ?

Und war der Aufstieg der NSDAP nur möglich weil sie trotz ihres Antisemitismus und nicht wegen desselben gewählt worden ist ?
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von busse »

conscience hat geschrieben:(22 Jan 2021, 10:39)

Ist die Frage, Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP nicht unvollständig und es ist notwendig, zusätzlich zu fragen:

Was ermöglichte den Aufstieg der NSDAP ?

Und war der Aufstieg der NSDAP nur möglich weil sie trotz ihres Antisemitismus und nicht wegen desselben gewählt worden ist ?
Der Antisemitismus der NSDAP spielte nur eine Nebenrolle.
Das immer wieder hervorgeholte Argument greift nicht , weil fast alle Parteien ihre Sündenböcke anprangerten, das war damals Gang und Gäbe und kein Alleinstellungsmerkmal der NSDAP. Im Übrigen waren die Sündeböcke nicht nur die JUDEN, sie waren es auch aber niemals in der Hauptsache.
Eigentlich ist die Frage ganz einfach zu beantworten. Bis 1928 hatte man schon (fast) alles durch und dann kam eine für viele neuartige Partei , die richtig gut strukturiert war und modern in allen Ebenen auftrat und man erhoffte sich eine Verbesserung des eigenen Lebens durch diese Partei.
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tarkomed
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von tarkomed »

Sunbeam hat geschrieben:(25 Apr 2021, 02:46)
Wen werden wohl all die Kurzarbeiter, die vor den Trümmern ihrer Existenz stehen, wählen, wenn der Lockdown nicht bald endet?
Diejenigen Parteien, die Lösungen anbieten und das ist definitiv nicht die AfD.
Gib dich nicht so, dass alle andern dich für etwas halten, was du nicht sein willst.
Wenn sie es trotzdem tun, dann bist du es...
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Aldus »

tarkomed hat geschrieben:(25 Apr 2021, 09:04)

Diejenigen Parteien, die Lösungen anbieten und das ist definitiv nicht die AfD.
Das Problem dabei ist, das die Definition von "wer Lösungen anbietet" letztlich jedem Einzelnen selbst obliegt. Und eben nicht dir.

Womit auch schon die Frage des Strangs beanwortet werden kann: Die damalige deutsche Bevölkerung hat den Aufstieg der NSDAP ermöglicht. Der normale, einfache Wähler. Die Nazis haben vorher "ganz klassisch" versucht, per Putsch an die Macht zu kommen - hätte fast zu ihrem Untergang geführt. Dann haben sie´s mal legal über die Parlamente versucht - das hat funktioniert. In einer Demokratie (was die Weimarer Republik war) ist die Antwort damit doch offensichtlich.

Nur wollen sich viele eben dieser Antwort, auch heute noch - nicht stellen. Da wird dann oftmals irgendwelchen "schattenhaften Hintermännern", Soldatenbünden etc. die Verantwortung in die Schuhe geschoben. Das die existierten und durchaus ihren Teil zum Aufstieg der Nazis beitrugen - unbestritten. Entlastet die Wähler der damaligen Zeit nur kein bißchen von ihrer Verantwortung. Letzten Endes war es nämlich ihre Entscheidung, anti-demokratisch zu wählen - und eben nicht die von irgendwem anders.
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"Wir müssen die gar nicht verstehen, die haben zu gehorchen." - Prof. Harald Lesch
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tarkomed
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von tarkomed »

Aldus hat geschrieben:(25 Apr 2021, 09:48)
Das Problem dabei ist, das die Definition von "wer Lösungen anbietet" letztlich jedem Einzelnen selbst obliegt. Und eben nicht dir.
Wie kommst du darauf, dass diese Definition von mir stammt? Diese Definition leitet sich von unserer Demokratie ab.
Aldus hat geschrieben:(25 Apr 2021, 09:48)
Womit auch schon die Frage des Strangs beanwortet werden kann: Die damalige deutsche Bevölkerung hat den Aufstieg der NSDAP ermöglicht. Der normale, einfache Wähler. Die Nazis haben vorher "ganz klassisch" versucht, per Putsch an die Macht zu kommen - hätte fast zu ihrem Untergang geführt. Dann haben sie´s mal legal über die Parlamente versucht - das hat funktioniert. In einer Demokratie (was die Weimarer Republik war) ist die Antwort damit doch offensichtlich.
Die Frage ist noch lange nicht beantwortet, weil die Antwort zu kurz greift. Die Weimarer Republik ist erstens mit der Heutigen nicht zu vergleichen und damals wusste man zweitens nicht, wohin es führen kann, wenn man solche Parteien an die Macht wählt. Das alles wissen wir heute und wir haben in den letzten sieben Jahrzehnten eine Demokratie aufgebaut, die weltweit ihresgleichen sucht. Das alles hat die heutige Bevölkerung geschafft und nicht die aus der weimarer Zeit und so viel Zutrauen hat sie sich verdient, finde ich.
Aldus hat geschrieben:(25 Apr 2021, 09:48)
Nur wollen sich viele eben dieser Antwort, auch heute noch - nicht stellen. Da wird dann oftmals irgendwelchen "schattenhaften Hintermännern", Soldatenbünden etc. die Verantwortung in die Schuhe geschoben. Das die existierten und durchaus ihren Teil zum Aufstieg der Nazis beitrugen - unbestritten. Entlastet die Wähler der damaligen Zeit nur kein bißchen von ihrer Verantwortung. Letzten Endes war es nämlich ihre Entscheidung, anti-demokratisch zu wählen - und eben nicht die von irgendwem anders.
Man kann dazu eben nur sagen, dass sie es damals nicht besser wussten, im Gegensatz zu heute. Natürlich sind auch heute nicht alle soweit, aber es sind zum Glück zu wenige, die noch nicht in der Demokratie angekommen sind und mit diesen wird unsere Demokratie auch fertig.
Gib dich nicht so, dass alle andern dich für etwas halten, was du nicht sein willst.
Wenn sie es trotzdem tun, dann bist du es...
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