Archivar hat geschrieben:(23 Feb 2016, 12:42)
Dito
Ja sehe ich genauso. Sein größter Fehler war eben nur seinen Heimatstaat Virginia zu verteidigen.
Dieses fehlen einer konföderierten Gesamtstrategie fusst auch im wesentlichen auf einer bestimmten ideologischen Prämisse, die sich politisch und somit militärisch verhängnisvoll auswirkte.
Sicher hätte die Konföderation den Krieg langfristig aufgrund der signifikanten personellen und materiellen geringeren Kapazitäten verloren, aber die Eigenbrödlerei politischer Akteure beschleunigte dies. Nord-Carolina z.B. war der mit Abstand größte Produzent von Textilien (Uniformen) und Ausrüstungen für die Rebellenstreitmacht. Während die Truppen notorisch schlecht bekleidet und ausgerüstet waren, stapelten sich in Nord-Carolina in Magazinen die Uniformteile und anderes an Ausrüstungen. Man war in Raleigh der Meinung, was in Nord-Carolina produziert wird, wird erstmal auch nur Regimentern aus diesem Staat zugänglich gemacht. Der Süden hatte praktisch keine Flotte. Ein paar (erfolgreiche) Handelszerstörer auf den Weltmeeren und einige zusammengeschraubte Hochseeuntüchtige Panzerschiffe. Statt das wenige zu bündeln meinte der Staat Louisiana eine eigene Flotte organisieren zu müssen. Als die US-Heeresgruppe mit drei Armeen an der Westfront sich aufmachte in Georgia vorzudringen, mit Stoßrichtung auf Atlanta und die CS-Tennessee Armee versuchte sich dagegen zu stemmen, meinte man in Atlanta tausende Männer aus diesem Staat lieber als Miliz zurückzuhalten, als diese der zurückweichenden CS-Armee zu unterstellen. Oder der Handstreich in Norfolk in Virginia. Dort konnten Rebellen-Einheiten Gerätschaften, die wichtig für die Rüstungsindustrie waren vom US-Arsenal erbeuten. Statt diese tiefer in den Süden zu verlegen, um vor Raids besser geschützt zu sein, bestand Virginia darauf, das diese bitte schön auch in Virginia, in Frontnähe bleiben sollten, man habe diese ja auch schließlich erbeuten können. Das lässt ich immer weiter ausführen.
Das Hauptargument war, daß man sich schließlich von der "Tyrannei" aus Washington losgesagt hätte und jetzt nicht unter der Knute von Richmond stehen wollte. Eine Zentralgewalt gegen die andere eintauschen. Jefferson Davis mußte gegen unzählige Querulanten, Lokalherrschern in den Hauptstädten des Südens arbeiten, ja kämpfen. Jeder sah nur seinen Staat und nicht die Bedürfnisse eines Zentralstaates. Er beneidete Lincoln und seine größeren Befugnisse. Sämtliche Politiker des Südens wollten ihre Staaten gegen die US-Truppen verteidigt wissen. Was dazu führte, daß die Streitkräfte überall sein mussten und überall dünn waren. Mit Sicherheit war diese strukturelle Problematik ein Katalysator für die ohnehin abzusehende Niederlage des Südens.
Es gab im Grunde genommen nur ein Chance für den Süden davonzukommen und zwar die Präsidenschaftswahl in den Nordstaaten 1864. Wäre Lincoln nicht wiedergewählt worden, sondern einer der anderen Kandidaten, hätte es Friedensverhandlungen geben können, die zu einer Anerkennung der CSA hätten führen können. Die Kriegsmüdigkeit im Norden war 1864 stark angestiegen. Die Verluste waren hoch ohne, daß ein unmittelbares Kriegsende abzusehen war. Wie sehr Lincoln unter Stress war, sah man daran, daß er sich in die Aussage verstieg, daß er sogar eine (Militär-)Diktatur risikieren würde, wenn bloß dieser General bedeutende Siege gegenüber dem Süden vorweisen konnte, um die öffentliche Meinung für eine Weiteführung des Krieges gewinnen zu können. In dem Fall meinte er General Hooker. Dieser war aber wie viele US-Generäle der Sache nicht gewachsen, schon gar nicht Robert E. Lee. Das einzig bedeutende was Hooker hinterließ, war die Bezeichnung Hooker für Prostituierte in den USA, weil davon viele in seinem Hauptquartier zu finden waren.
Grant und Sherman zu Land und Admiral Farragut zu See waren es, die die Siege kurz vor der Wahl einfuhren und somit die Wiederwahl Lincolns und seinem Kriegsziel sicherten. Und wohl deshalb, weil sie knallhart die Kämpfe durchzogen. Sprichwörtlich ohne Rücksicht auf Verluste. Sherman und die Indianer später sind auch so eine Sache... Sie wußten, daß der Norden das verkraftete, aber der Süden nicht. Der Norden hatte einfach mehr Blut. Das war eine Frage der Zeit. Solche Generäle suchte und fand Lincoln. Mittel zum Zweck.