Hyde hat geschrieben:Die Formel lautet also offenbar: je mehr technologischer Fortschritt, umso mehr Menschen benötigt der Arbeitsmarkt.
Das klingt erst einmal phantastisch gut. Mach allerdings keinerlei Angaben wo denn diese Menschen benötigt werden.
D ist stolz darauf im Export von Endprodukten führend zu sein. Auch das ist wunderbar. Offensichtlich gelingt es anderen nicht diese Güter die unseren Wohlstand ausmachen, selbst zu produzieren. Noch verkaufen diese direkt und indirekt ihre Rohstoffe und wird "veredeln" diese zu all den Erzeugnissen die D exportiert.
Da sollte man sich mal ganz genau ansehen, was direkt für den "Eigenbedarf" produziert wird und was wir selbst an Fertigprodukten importieren. Besonders aber bei dem was wir ganz offensichtlich importieren, welche Güter sind das, können wird die nicht selbst und das wenigstens zum gleichen Preis produzieren ?
Wasser fließt gemeinhin abwärts. Alles in der Natur hat ein "Gefälle". Warum soll das für Menschen so ganz anders sein ? Vom Hohen zum Niedrigen - dafür sorgt die Schwerkraft. In der Wirtschaft ist das ganz genau so. Lediglich die "treibende Kraft" ist eine Andere. Sieht man einmal davon ab, was durch entsprechende Werbung übermäßig absetzbar ist, alles andere deckt vielschichtige Bedürfnisse ab. Doch in dieser Welt ist absolut nichts für nichts zu bekommen.
Wer von denen, welche so wunderbar im Heer der allgemein "Beschäftigten" zum "Bodensatz" gehören, werden über eine ganze Reihe sozialer "Zuwendungen" auf dem Niveau gehalten, welches hier ohne "Verzierungen" den Lebensunterhalt sichert.
- Beschäftigung - Aktuelle Eckwerte (Oktober) 2017
- Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte insgesamt : 32.787.500
.
- Geringfügig entlohnte Beschäftigte insgesamt : 7.480.600
.
- davon waren "Ausschließlich geringfügig entlohnte" Beschäftigte : 4.697.000
.
- davon waren "Im Nebenjob geringfügig entlohnte" Beschäftigte : 2.783.600
Hier noch die passende
Grafik zum Beitrag
Auch in der Presse nur Jubel :
Quelle : FAZ (02.01.2017) "Hohe Beschäftigung : Deutschlands Arbeitsmarkt strotzt vor Kraft" aber etwas "Essig" kommt da schon in den "Wein" :
FAZ hat geschrieben:Die Zahl der aktiv am Arbeitsmarkt verfügbaren Erwerbspersonen, die sich aus Erwerbstätigen und Erwerbslosen zusammensetzt, erhöhte sich infolgedessen: Sie legte um 265.000 Personen auf 45,2 Millionen Menschen zu.
Die Arbeitslosenquote sank derweil auf dieser Grundlage von 4,3 auf 4 Prozent. Damit hat Deutschland nach der Tschechischen Republik die zweitniedrigste Erwerbslosenquote aller EU-Mitgliedsstaaten.
Neue Stellen entstanden in Deutschland vor allem im Dienstleistungsbereich (plus 426.000).
In der Industrie ohne Baugewerbe stagnierte habe die Zahl der Erwerbstätigen im vergangenen Jahr hingegen stagniert auf dem Niveau des Jahres 2015, so die Bundes-Statistiker. Im Baugewerbe erhöhte sich demzufolge die Zahl der Erwerbstätigen um durchschnittlich 20.000 Personen oder umgerechnet 0,8 Prozent.
Wenn man nicht von der wirklich guten momentanen Lage zu besoffen ist, werden sich alle, die auch in solch guten Zeiten das Nachdenken nicht verlernt haben, fragen müssen - bleibt das so
Welche Entwicklungen - schließlich ist "Globalisierung + Export" nur eine Seite der selben Münze - versprechen "ein weiter so" und welche eben nicht ?
Um beim Thema zu bleiben (der Thementitel ist auch der engl. Titel "ROBOTS will steal your Job but that´s OK - Untertitel "How to survive the economic collapse and be happy" von
Federico Pistono (2012) abgeleitet) Sein neuestes Statement :
Federico Pistono hat geschrieben:For those of you who have been following my work, it should come as no surprise that I have an ambivalent view of technology.
Technology is arguably the predominant reason that we live safer, longer, and healthier than ever before, particularly when we include medical technology – sanitation, antibiotics, vaccines – and communication technologies – satellites, the internet, and smartphones. It has immense potential, and it has been the driving force for innovation and development for centuries.
But it has a dark side. Technology, once a strong democratizing force, now drives more inequality. It allows governments and corporations to spy on citizens on a level that would make Orwell's worst nightmares look like child's play. It could lead to a collapse of the economic system as we know it, unless we find, discuss, and test new solutions.
To a certain extent, this is already happening, albeit not in a uniformly distributed fashion. If we consider a longer timeframe – perhaps a few decades – things could get far more worrisome. I think it's worth thinking and preparing sooner, rather than despair once it's too late.
Google "T" übersetzt das so :
Federico Pistono hat geschrieben:Für diejenigen von Ihnen, die meine Arbeit verfolgt haben, sollte es nicht überraschen, dass ich eine ambivalente Sicht der Technologie habe .
Technologie ist wohl der vorherrschende Grund dafür, dass wir sicherer, länger und gesünder leben als je zuvor, insbesondere wenn wir Medizintechnik - sanitäre Einrichtungen, Antibiotika, Impfstoffe - und Kommunikationstechnologien - Satelliten, das Internet und Smartphones - mit einbeziehen. Es hat ein immenses Potenzial und ist seit Jahrhunderten die treibende Kraft für Innovation und Entwicklung.
Aber es hat eine dunkle Seite. Technologie, einst eine starke demokratisierende Kraft, treibt jetzt mehr Ungleichheit. Es erlaubt Regierungen und Unternehmen , die Bürger auf einer Ebene auszuspionieren , die Orwells schlimmste Albträume wie ein Kinderspiel aussehen lassen würde. Es könnte zu einem Zusammenbruch des Wirtschaftssystems, wie wir es kennen, führen , wenn wir nicht neue Lösungen finden, diskutieren und testen .
In gewissem Umfang geschieht dies bereits, wenn auch nicht gleichmäßig verteilt. Wenn wir einen längeren Zeitraum betrachten - vielleicht ein paar Jahrzehnte -, könnte es viel besorgniserregender werden. Ich denke, es lohnt sich, früher zu denken und sich vorzubereiten, als zu verzweifeln, sobald es zu spät ist.
In seinem Buch finden sich reichlich Quellen aus dem US amerikanischen Bereich. Dort ist es deutlich einfacher an relevante Zahlen zu gelangen.
Hier werden meist lediglich Argumente "aus der hohlen Hand" gepostet - klingt erst einmal gut und wird Kritikern schon irgendwie das Maul stopfen. Dies ist doch vom Sinn her ein "politisches Forum" - warum dann nicht etwas mehr Mühe ins Detail aufwenden ?
Der Satz "je mehr technologischer Fortschritt, umso mehr Menschen benötigt der Arbeitsmarkt" klingst erst einmal gut und ist beruhigend - nur stimmt das auch ? In der Retrospektive wurden durch den technologischer Fortschritt jede Menge arbeitsintensive (menschliche Arbeit) ganze Bereiche "obsolet" - durch frühe Formen der Mechanisierung ersetzt. Da sich allerdings diese Bereiche beinahe gleichzeitig erheblich erweiterten, wurden stets in der Folgeindustrie sogar eine höhere Zahl von menschlichen Arbeitskräften benötigt. Die Umstellungen waren zeitaufwendig und so hatten die Betroffenen meist ausreichend Zeit sich auf Veränderungen einzustellen.
Diese langjährigen Erfahrungen wiegen zahlreiche Menschen (die sich selbstverständlich auch hier finden) in eine Sicherheit, die längst einem extremen Wandel unterworfen ist. Wer die ungeheure Beschleunigung, welche der technologische Fortschritt inzwischen hat, nicht wahrnehmen möchte und diesen einfach mit vergangenen Prozessen gleichsetzt, lügt sich ganz offensichtlich in die "eigene Tasche".
Die menschliche Arbeitskraft in Massen verdrängende Technologie zeichnet sich ökonomisch hauptsächlich dadurch aus, dass lediglich eine sehr geringe Zahl menschlicher Arbeitskraft benötigt wird. Das war zuvor mehr ein "Austausch" von einer obsoleten Methode, in eine neue wesentlich produktivere Methoden. Da dies auch zugleich höhere Absatzzahlen (preiswertere Produkte - neue Käuferkreis usw.) kreierte, bleiben diese Veränderungen zumeist in positiver Erinnerung. Wer in der Lage und Willens war, sich entsprechend "anzupassen" hatte eine positive Chance, auch weiter durch seine Arbeitsleistung sich den gesamten Lebensunterhalt "zu erarbeiten".
Nun entsteht Schritt für Schritt eine Technologie, welche mit immer weniger hochspezialisierten Menschen problemlos "zurechtkommt". An der Zielrichtung hat sich nichts geändert. Doch der Umstand, dass dies "früher" parallel dazu stets neue Arbeitsfelder oder schlich nur eine Verlagerung von bestehenden Arbeitsplätzen in einen anderen Bereich bedeutete, kann ich in der jüngsten Entwicklung schlicht nirgendwo sehen. Wer gestern feststellen musste, das sein Arbeitsplatz in irgendein "Billiglohnland" verlagert wurde, kann sicher nicht damit rechnen, wenn diese Produktion nun aus bestimmten Gründen "zurückkommt", das dort nun im Inland, die Produktion wieder mit der selben menschlichen Arbeitskraft aufgenommen wird. Der billige Arbeiter aus "X" wird 1 : 1 durch den wesentlich teureren dt. Arbeitnehmer ersetzt ? Das dürfte selbst den größten Optimisten schwerfallen an diesen "Wandel" zu glauben.
Was passiert und warum passiert es ? "Vor ORT" im Land "X" hat sich etwas gewandelt, was entweder die Arbeitskraft dort verteuert und oder die lokalen Bedingungen lassen eine sich "lohnende Produktion" nicht mehr zu.
Kein vernünftiger Unternehmer wird nun einfach "tauschen". Ganz wie seine Kollegen die noch "hier" sind, wird er / sie / es versuchen, eine mindest so "preiswerte Produktion" aufzubauen, welche den lokalen Vorteil mit preiswerten modernen Produktionsmethoden verknüpft. In einem "Hightechland" wie D ist das "technologische und rechtliche Umfeld" wie selbstverständlich gesichert. Wenige gutbezahlte Spezialisten halten einen hochmodernen Betrieb dieser Tage problemlos und auf hohem Niveau produktiv. Unproduktive Abteilungen zu früheren Zeiten, stets Teil solcher Firmen, hat man sich per "outsourcing" längst entledigt. In diesen Firmen sind viele der zuvor "menschenlastigen" Abteilungen eingegangen - so hat sich auch da die Zahl der beschäftigten Spezialisten deutlich verringert. Zunehmend werden auch Teile des "Maschinenparks" lediglich "geleast". dadurch wird neuere Technologie schneller einführbar und die Investitionsnotwendigkeiten geringer usw. usf.
Wo da "zeitnah" dem Prozess folgend, all die neuen Arbeitsplätze herkommen sollen, will sich mir nun wirklich nicht erschließen. Um das zu ändern - solche Zweifler wie mich - zu überzeugen, genügen solche Sprüche wie "je mehr technologischer Fortschritt, umso mehr Menschen benötigt der Arbeitsmarkt" einfach nicht. Das klingt eher wie das ängstliche Pfeifen im dunklen Keller....
Waren all die dystopischen Zukunftsbilder falsch und muss das, weil das wiederum so schön und erfreulich war, auch weiter so sein ? Was ist gleich geblieben und was hat sich gegenüber früher (wo immer alles gut war) inzwischen verändert ? Kleine Erweiterung, wir leben nicht auf einer Insel, doch selbst dort wäre und ist die "Welt" nicht "draußenzuhalten"...
"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen." (aus China)