"Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

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firlefanz11
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von firlefanz11 »

Apropos Windkraft...
Eine Studie der Universität Cardiff kratzt am Image der Branche – und an dem anderer Energiesektoren. Darin ist zu lesen, dass in Großbritannien zwischen 2010 und 2016 jährlich rund 1149 Kilo des Treibhausgases Schwefelhexafluorid (SF6) ausgestoßen wurden. Das klingt nicht nach viel. Doch man muss wissen: Das Gas ist 23.500-mal so klimaschädlich wie CO2. Ein einziges Kilo SF6 heizt die Erde so stark auf wie 24 Menschen, die von London nach New York und retour fliegen. Die EU bläst so viel SF6 in die Luft wie 1,3 Millionen zusätzliche Autos auf den Straßen. Und das Gas verbleibt bis zu 3200 Jahre lang in der Atmosphäre. CO2 hält sich dort 1000 Jahre. Die britischen Forscher machen vor allem den Ausbau erneuerbarer Energieformen für die Zunahme von SF6 verantwortlich.
... der BBC liegen Untersuchungen vor, die eine zehnmal höhere SF6-Konzentration in der Atmosphäre zeigen als von Ländern und Betreibern angegeben. Und erst kürzlich meldete ein irischer Whistleblower einen Ausfluss von 1200 Kilo SF6 aus einem der größten Kraftwerke Irlands.
https://www.derstandard.at/story/200011 ... t-wirklich

OK, der Passus wird im weiteren Verlauf des Artikels etwas relativiert. Interessant ist es auf alle Fälle...
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imp
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Neues von der EE-Umlage

Beitrag von imp »

Die EE-Umlage könnte früher als gedacht sinken. Grund ist der gestiegene Preis von konventionellen Stromkraftwerken. Nicht nur die Brennstoffe verteuern sich, auch die Abgaszertifikate drücken den Preis. All das führt dazu, dass auch Strom aus EE-Anlagen an der Strombörse höhere Preise erzielen kann. Damit sinken aber die Zuschüsse, die an EE-Betreiber aus dem Umlagekonto gezahlt werden. Die Höhe der EE-Umlage wird jährlich nach Kassenlage in diesem Umlagekonto bestimmt.

Größter Preistreiber bei der EE-Umlage sind einerseits populistische Politiker, die den Ausbau von Onshore-Windkraft immer mehr künstlich abwürgen, zB Wilfried Grätschmann oder viele Unionspolitiker. Andererseits ist ein wichtiger Preistreiber der Ausbau von Offshore-Windanlagen. Diese sind relativ hoch gefördert und teuer, da sie zum Erreichen der Klimaziele - mangels Ausbau an Land - zwingend benötigt werden und der gemeine Wutbürger sie seltener sieht.
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Sören74 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Oct 2019, 13:29)

Ich hätte rein gar nichts dagegen, wenn man eine Klimaschutzabgabe einführen würde, deren Erlös dann auch tatsächlich in den Bau und Unterhalt und in die Erforschung von EE-Anlagen aller Art fließen würde. Das wäre aktiver Klimaschutz, aber nicht dieser Unsinn, der in Deutschland unter diesem Deckmäntelchen abgezogen wird.
Gut, dann greifen wir an den Vorschlag mal auf. Was wäre an der Klimaschutzabgabe anders als bei der EEG-Umlage?
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Tom Bombadil
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Tom Bombadil »

Sören74 hat geschrieben:(31 Mar 2021, 14:01)

Was wäre an der Klimaschutzabgabe anders als bei der EEG-Umlage?
Die Antwort ist im Zitat schon enthalten: "deren Erlös dann auch tatsächlich in den Bau und Unterhalt und in die Erforschung von EE-Anlagen aller Art fließen würde." Ich habe auch schon anderer Stelle konkretisiert, wie ich mir das genau vorstelle. Nämlich in dem man ein EE-Kraftwerk (PV und Wind, kann auch räumlich getrennt sein) inkl. Speicher baut und dann, wenn das Teil einsatzbereit ist, ein Braunkohlekraftwerk der gleichen Größe abschaltet. Und obwohl ich Subventionen ablehne, würde ich den Bau dieses "integrierten EE-Kraftwerks" sogar subventionieren, falls das anders nicht machbar sein sollte. Falls sich dann partout immer noch kein Betreiber findet, dann muss der Staat halt eine Betreibergesellschaft gründen und das Ding selber betreiben.
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Sören74 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(08 Oct 2019, 15:34)
Das Kapital wird per EEG-Umlage kostenlos eingesammelt, dieses kostenlos von den Stromkunden zur Verfügung gestellte Kapital sollte man Nutzen um EE-Anlagen zu bauen sowie EE-Forschung zu finanzieren.
Zum einen, Forschung ist wichtig! Aber man sollte die Bedeutung von Forschung nicht überschätzen. Und das schreibe ich als jemand, der seit über 20 Jahren in der industriellen Forschung arbeitet. Denn man sieht es gerade sehr gut an der Impfstoff-Krise. Die EU und Deutschland haben wirklich viel Geld in die Erforschung gesteckt und das hat dazu geführt, das Biontech als erster und schneller durchs Ziel kam, als viele dachten. Aber wir sehen jetzt, nur den Bauplan für den Impfstoff haben, hilft rein gar nichts. Man muss massiv in die Produktionsanlagen investieren. Das haben die Amis gemacht. Die werden 200.000.000 mal in 100 Tagen impfen. Die EU nicht. Und so ist es in vielen Bereichen, wo es um industrielle Güter geht. Forschung und Vorausentwicklung ist wichtig, aber es braucht Investition in die Produktionsanlagen und das ist richtig teuer.

Ich sehe ehrlich gesagt noch nicht den wesentlichen Unterschied, ob ich nun den Bau von EE-Anlagen subventioniere, oder dessen Betrieb. Denn irgendwie muss das Geld reingeholt werden. Die Stromgestehungkosten ergeben sich ja aus den Investitionskosten und Betriebskosten (mal ganz vereinfacht dargestellt). Da EE keine Brennstoffe brauchen, sind die Betriebskosten sehr niedrig. Also hängt es an den Investitionskosten. Und ob man nun den Bau subventioniert oder dessen Betrieb, macht jetzt aus meiner Sicht keinen wesentlichen Unterschied.
Tom Bombadil hat geschrieben: Ich weiß, das ist kein Kapital, das muss ja schon dafür benutzt werden, um die Betreiber von EE-Anlagen zu mästen, es wird halt nur allerhöchste Zeit, dass Deutschland diesen Schwachsinn beendet und wirklich auf Klimaschutz setzt.
Die Betreiber würden dann stattdessen davon profitieren, dass sie einen Kaufzuschuss für ihre Anlage bekommen. Was beispielsweise bei Besitzern von Solarthermie auch gemacht wird.
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Sören74 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(31 Mar 2021, 14:13)

Die Antwort ist im Zitat schon enthalten: "deren Erlös dann auch tatsächlich in den Bau und Unterhalt und in die Erforschung von EE-Anlagen aller Art fließen würde." Ich habe auch schon anderer Stelle konkretisiert, wie ich mir das genau vorstelle. Nämlich in dem man ein EE-Kraftwerk (PV und Wind, kann auch räumlich getrennt sein) inkl. Speicher baut und dann, wenn das Teil einsatzbereit ist, ein Braunkohlekraftwerk der gleichen Größe abschaltet. Und obwohl ich Subventionen ablehne, würde ich den Bau dieses "integrierten EE-Kraftwerks" sogar subventionieren, falls das anders nicht machbar sein sollte. Falls sich dann partout immer noch kein Betreiber findet, dann muss der Staat halt eine Betreibergesellschaft gründen und das Ding selber betreiben.
Soweit ich das richtig sehe, sind die staatlichen Investitionen in Speicherkraftwerke schon in Planung und werden in kleinen Größen schon umgesetzt.

https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artike ... icher.html

Das man da noch mehr investieren könnte, keine Frage. :)
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Tom Bombadil »

Ist ja eh egal, da das alles nur hypothetisch ist, der EEG-Unsinn geht weiter. Ich für meinen Teil bin überzeugt davon, dass man mit ca. 250 Mrd. Euro mehr hätte erreichen können.
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Sören74 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(31 Mar 2021, 16:21)

Ist ja eh egal, da das alles nur hypothetisch ist, der EEG-Unsinn geht weiter. Ich für meinen Teil bin überzeugt davon, dass man mit ca. 250 Mrd. Euro mehr hätte erreichen können.
Egal find ich nicht. Die Überlegungen sind ja interessant, hab nur darüber nachgedacht, welche Unterschiede es bringt, die Produktion der Anlagen zu subventionieren, statt die Einspeisung ins Stromnetz.
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Tom Bombadil »

Naja, mit 250 Mrd Euro könnte man theoretisch 277.777 Windräder mit 1MW Leistung installieren, das wäre immerhin das Fünffache der derzeit installierten Leistung. Wenn das kein Unterschied ist...
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Kamikaze »

Tom Bombadil hat geschrieben:(31 Mar 2021, 19:01)

Naja, mit 250 Mrd Euro könnte man theoretisch 277.777 Windräder mit 1MW Leistung installieren, das wäre immerhin das Fünffache der derzeit installierten Leistung. Wenn das kein Unterschied ist...
Da rechnest du aber mit den Preisen, die jetzt (auch aufgrund der bisherigen Subventionen) verfügbar sind.
Hätte es die Förderungen von vor etlichen jahren nicht gegeben, wäre vermutlich wesentlich weniger Know-How und Preisverfall die Folge, was im hypothetischen "Heute" dazu führen würde, dass die "Windräder" um einige Faktoren teurer wären.

Aber ich stimme in sofern zu, dass die Politik das Thema Treibhausgase und Umweltschutz energischer angehen könnte, wenn sie denn nur wollte. (z.B. der "vergoldete" Kohleausstieg, uä.)
Evtl. bewirken die Wahlen dieses Jahr ja eine Kurskorrektur dahingehend. Wichtig dafür ist aber, das auch wirklich alle wählen gehen - sonst fürchte ich wird das eine ziemlich extremistische Legislaturperiode... :s
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Sören74 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(31 Mar 2021, 19:01)

Naja, mit 250 Mrd Euro könnte man theoretisch 277.777 Windräder mit 1MW Leistung installieren, das wäre immerhin das Fünffache der derzeit installierten Leistung. Wenn das kein Unterschied ist...
Das sind die Preise, nachdem schon eine Lernkurve in der Produktion entstanden ist. Die erste WKA wird man vermutlich nicht für weniger als eine Million Euro pro MW bekommen. Wie ich gerade sehe, sind die Betriebskosten bei einer WKA nicht unerheblich mit Wartung, Reparatur, Pacht der Fläche, Versicherungen, Rücklagen usw., so das man in 20 Jahren vermutlich auch wieder beim vollen Baupreis hinauskommt.

Ich will damit nicht sagen, dass es schlechter wäre, den Bau der Anlagen zu subventionieren, so wie man es in der Solarthermie gemacht hat. Aber vermutlich macht das keinen wesentlichen Unterschied aus und zu Beginn baut man erstmal teure Prototypen, ehe man langsam in die Massenproduktion kommt.
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Tom Bombadil »

Schon faszinierend, wie man sich die EEG-Umlage schön reden kann. Wahrscheinlich Investoren :D

Stimmt nur nicht:
Von den ersten Windkraftwerken im Jahr 1979 sind die Kosten bis zum Jahr 2000 massiv gefallen. Danach blieben sie aber in etwa konstant, und ab 2005 legten die Preise sogar wieder zu.
https://sedl.at/Windkraftwerke/Kosten

Klar ist natürlich auch, dass die Preise steigen, wenn die Nachfrage steigt, das kann man aber mit mehr Produktion ausgleichen.
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Sören74 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(31 Mar 2021, 22:28)

Schon faszinierend, wie man sich die EEG-Umlage schön reden kann. Wahrscheinlich Investoren :D

Stimmt nur nicht:
Von den ersten Windkraftwerken im Jahr 1979 sind die Kosten bis zum Jahr 2000 massiv gefallen. Danach blieben sie aber in etwa konstant, und ab 2005 legten die Preise sogar wieder zu.
https://sedl.at/Windkraftwerke/Kosten
Na okay, der Autor auf der Seite begründet das mit einer Zusammenfassung von IRENA aus dem Jahr 2012. In einer Ausgabe von 2019 spricht man von einer Kosteneinsparung bei Winkraft onshore von 39% in den letzten 9 Jahren.

https://www.irena.org/-/media/Files/IRE ... 019_DE.PDF
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Tom Bombadil
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Tom Bombadil »

Fassen wir zusammen:
Die Kosten sind von 1979 bis 2005 stark gesunken, von 2006 bis 2009 sind sie gestiegen und ab 2010 wieder gesunken. Damit sehe ich meine These nicht widerlegt, Deutschland könnte in Sachen Senkung des CO2-Ausstosses schon viel weiter sein, wenn man die ca. 250 Milliarden Euro in integrierte EE-Kraftwerke investiert und nicht an Konzerne und Investoren umverteilt hätte.

Zumal man ja - Stand heute - auch keine 250 GW Leistung braucht, die installierte Kraftwerksleistung aus Kernenergie, Öl, Braun- und Steinkohle sowie Erdgas beträgt "nur" knapp 72 GW. Und ja, ich weiß, das ist über die Jahre auch dank EE gesunken. Wer will, kann ja mal die installierte Kraftwerksleistung aus dem Jahr 2000 suchen.
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Sören74 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Apr 2021, 10:00)

Fassen wir zusammen:
Die Kosten sind von 1979 bis 2005 stark gesunken, von 2006 bis 2009 sind sie gestiegen und ab 2010 wieder gesunken. Damit sehe ich meine These nicht widerlegt, Deutschland könnte in Sachen Senkung des CO2-Ausstosses schon viel weiter sein, wenn man die ca. 250 Milliarden Euro in integrierte EE-Kraftwerke investiert und nicht an Konzerne und Investoren umverteilt hätte.
Ich finde es wirklich eine interessante Arbeitshypothese, wo es sich lohnt, länger darüber nachzudenken. Aber dann muss das auch mehr in die Tiefe gehen. Zum Beispiel was ich interessant finde ist, wie der Staat in die EE-Anlagen investiert und wer dann Besitzer der Anlagen ist? Denn Bauen solcher Anlagen ist das eine, sie zu betreiben ist das andere.
Tom Bombadil hat geschrieben: Zumal man ja - Stand heute - auch keine 250 GW Leistung braucht, die installierte Kraftwerksleistung aus Kernenergie, Öl, Braun- und Steinkohle sowie Erdgas beträgt "nur" knapp 72 GW. Und ja, ich weiß, das ist über die Jahre auch dank EE gesunken. Wer will, kann ja mal die installierte Kraftwerksleistung aus dem Jahr 2000 suchen.
Wenn man sagt, man investiert in Anlagen, dann macht es natürlich mehr Sinn, dass man wie auch jetzt das auf verschiedene Typen verteilt. Also nicht alles in Wind, sondern auch in PV, Geothermie, Wasserkraft usw. Da sind die Kosten sehr unterschiedlich und am Anfang war PV verdammt teuer und ist durch weltweite(!) Einspeisevergütungen und Subventionen wesentlich gesunken, so dass für den Privatbesitzer sich eine PV-Anlage selbst ohne Einspeisung ins Stromnetz schon lohnt.
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Tom Bombadil »

Sören74 hat geschrieben:(01 Apr 2021, 12:56)

Aber dann muss das auch mehr in die Tiefe gehen.
Bringt doch nix, weil sich in Deutschland sowieso nichts ändern wird.
Da sind die Kosten sehr unterschiedlich...
Na und? 250 Mrd Euro sind sehr, sehr, sehr viel Geld, ob 1MW aus PV oder Wind jetzt 1 Mio oder 1,2 Mio Euro kostet, widerspricht ja nicht dem Prinzip, dass man dieses viele Geld besser hätte verwenden können. Geld, das jetzt nicht mehr für die Erstellung von "integrierten EE-Kraftwerken" zur Verfügung steht.
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Kamikaze »

Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Apr 2021, 13:14)
Geld, das jetzt nicht mehr für die Erstellung von "integrierten EE-Kraftwerken" zur Verfügung steht.
Der Bundeshaushalt umfasst 2021 stolze 370 Mrd €. Neue Schulden geplant: 0€
Quelle: https://www.bundesfinanzministerium.de/ ... oster&v=14

Nur als Gedankenanstoß:
2020 waren im Verteidigungshaushalt 45,65 Milliarden Euro veranschlagt.
(Also in ~5,5 Jahren käme man alleine da auf die 250 Mrd €. Wird aber natürlich nicht gemacht - also keine Panik.)

Dazu kommt, dass die BRD wegen verfehlten Umweltschutzvorgaben schon bald mehrere Mrd € jedes Jahr alleine an Strafzahlungen zu leisten hat:
Bei einem Preis von 100 Euro pro Tonne, den das Öko-Institut in früheren Szenarien angenommen hatte, stiegen die Belastungen für den Bundeshaushalt von 30 auf 38 Milliarden Euro.
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/eu- ... 51844.html
(Also 250 Mrd € in ~6,5 Jahren.)

Vor diesem Hintergrund sehe ich noch nicht, dass das Geld wirklich nicht verfügbar ist - die Regierung will einfach nicht jetzt investieren, sondern lieber auf Zeit spielen, bis es zu spät ist (aber bis dahin ist von jenen, die jetzt "Geld sparen" aller Voraussicht nach niemand mehr greifbar/im Amt). Klassisches "nach mir die Sintflut"-Denken.

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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Sören74 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Apr 2021, 13:14)

Bringt doch nix, weil sich in Deutschland sowieso nichts ändern wird.
Dann könnten wir ja jede politische Diskussion hier im Forum beenden. :p
Tom Bombadil hat geschrieben:Na und? 250 Mrd Euro sind sehr, sehr, sehr viel Geld, ob 1MW aus PV oder Wind jetzt 1 Mio oder 1,2 Mio Euro kostet, widerspricht ja nicht dem Prinzip, dass man dieses viele Geld besser hätte verwenden können. Geld, das jetzt nicht mehr für die Erstellung von "integrierten EE-Kraftwerken" zur Verfügung steht.
Ja, natürlich sind 250 Mrd. Euro viel Geld. In Relation betrachtet geben wir auch allein 50 Mrd. Euro im Jahr für Brennstoffimporte aus. Also mit Peanuts wird man keine Energiewende hinbekommen. Gerade die Frage, hätte man das Geld anders wirklich besser ausgegeben können, interessiert mich wirklich. Aber mit einfachen Überlegungen und einfachen Rechnungen wird man die nicht wirklich beantworten können. Da muss man sich tiefer in die Materie reingraben.
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Tom Bombadil
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Tom Bombadil »

Sören74 hat geschrieben:(01 Apr 2021, 14:12)

Da muss man sich tiefer in die Materie reingraben.
Sehe ich nicht so, mir reicht da eine grobe Überschlagsrechnung aus. Ist ja auch völlig logisch: das Geld, das als Rendite an Investoren und Konzerne geflossen ist, fehlt, um EE-Anlagen zu bauen.
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Tom Bombadil »

Passend zum Thema:
Ging es zuvor hauptsächlich um die Kostenkontrolle der Energiewende, analysierten die Prüfer jetzt auch, ob die Stromversorgung Deutschlands sicher sei. Das Ergebnis ist alarmierend. Die Bundesregierung habe „die sich abzeichnenden, realen Gefahren für die Versorgungssicherheit nicht ausreichend im Blick“, heißt es in der Untersuchung. Das Monitoring der Energiewende sei „lückenhaft“.
Auch seien im jetzigen System „immer höhere Strompreise“ zu befürchten. Der Bundesrechnungshof zitierte dabei aus einer Studie, wonach für die Stromversorgung einschließlich des Netzausbaus in den Jahren 2020 bis 2025 zusätzliche 525 Milliarden Euro aufzubringen seien. Die Strompreise für Privathaushalte lägen bereits um 43 Prozent über dem europäischen Durchschnitt.

https://www.welt.de/wirtschaft/article2 ... uecke.html

Nochmal 525 Mrd. Euro innerhalb von 5 Jahren, unglaubliche Summen.
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Sören74 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Apr 2021, 14:47)

Sehe ich nicht so, mir reicht da eine grobe Überschlagsrechnung aus.
Man stelle sich vor, jemand versucht Dir mit groben Überschlagsrechnungen zu erzählen, wie man am besten technisch dieses Forum administriert. Ich freu mich schon jetzt auf die Reaktion. ;)
Tom Bombadil hat geschrieben:Ist ja auch völlig logisch: das Geld, das als Rendite an Investoren und Konzerne geflossen ist, fehlt, um EE-Anlagen zu bauen.
Eine Energiewende, wo Investoren keine Rendite erwarten können, wird in der Marktwirtschaft nicht funktionieren, bzw. es gebe keinen Anreiz für private Investoren, wenn keine Rendite zu erwarten ist. Das wäre was anderes, wenn der Energiesektor in rein staatlicher Hand wäre.
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Sören74 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Apr 2021, 14:51)

Ging es zuvor hauptsächlich um die Kostenkontrolle der Energiewende, analysierten die Prüfer jetzt auch, ob die Stromversorgung Deutschlands sicher sei. Das Ergebnis ist alarmierend. Die Bundesregierung habe „die sich abzeichnenden, realen Gefahren für die Versorgungssicherheit nicht ausreichend im Blick“, heißt es in der Untersuchung. Das Monitoring der Energiewende sei „lückenhaft“.
Ja, Fehler werden von der Bundesregierung jede Menge bzgl. Energiewende gemacht.
Tom Bombadil hat geschrieben: Auch seien im jetzigen System „immer höhere Strompreise“ zu befürchten. Der Bundesrechnungshof zitierte dabei aus einer Studie, wonach für die Stromversorgung einschließlich des Netzausbaus in den Jahren 2020 bis 2025 zusätzliche 525 Milliarden Euro aufzubringen seien. Die Strompreise für Privathaushalte lägen bereits um 43 Prozent über dem europäischen Durchschnitt.[/i]
https://www.welt.de/wirtschaft/article2 ... uecke.html

Nochmal 525 Mrd. Euro innerhalb von 5 Jahren, unglaubliche Summen.
Würde mich schon interessieren, auf welchen Annahmen sie beruhen. Im Bundesrechnungshof würde ich jetzt nicht unbedingt jede Menge Energiewirtschaftsexperten vermuten, die sowas berechnen könnten.
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Tom Bombadil »

Sören74 hat geschrieben:(01 Apr 2021, 14:57)

Eine Energiewende, wo Investoren keine Rendite erwarten können, wird in der Marktwirtschaft nicht funktionieren, bzw. es gebe keinen Anreiz für private Investoren, wenn keine Rendite zu erwarten ist.
Das heißt, die Betriebskosten lassen sich bei EE noch nichtmal aus den Erlösen für den produzierten Strom decken?
Sören74 hat geschrieben:(01 Apr 2021, 15:00)

Würde mich schon interessieren, auf welchen Annahmen sie beruhen.
Steht im Text: "Der Bundesrechnungshof zitierte dabei aus einer Studie..." Welche Studie das ist findest du vllt. auf der Website des Bundesrechnungshofes. Ich glaube das denen aber erstmal, denn der Bundesrechnungshof ist jetzt nicht für seine Lügen berüchtigt.
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Kamikaze »

Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Apr 2021, 15:43)

Das heißt, die Betriebskosten lassen sich bei EE noch nichtmal aus den Erlösen für den produzierten Strom decken?
Genau das wird doch seit Jahrzehnten über die garantierte Einspeisevergütung sichergestellt: Geld gegen Strom.
Inzwischen lohnt sich das schon auch ohne EEG-Einspeisevergütung - zumindest bei Großanlagen mit entsprechend günstigen Rahmenbedingungen. Vor zehn Jahren wäre das ohne staatlich garantierte Vergütung für den produzierten Strom noch unmöglich gewesen. Bei kleinen Anlagen und/oder nicht ganz optimalen Rahmenbedingungen bedarf es (noch) einer entsprechenden Regelung, da diese Anlagen naturgemäß weniger Rendite bringen bzw. nicht genug produzieren, dass sich die Stromdirektvermarktung lohnen kann (muss ja auch jemand machen, und dieser Jemand macht das idR. nicht für lau). Gleichzeitig ist gerade bei diesen Anlagen die Flächennutzung wesentlich optimaler als bei Großanlagen (z.B. Dach-PV braucht keine zusätzlichen Aufstellflächen).
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Tom Bombadil »

Kamikaze hat geschrieben:(01 Apr 2021, 16:07)

Genau das wird doch seit Jahrzehnten über die garantierte Einspeisevergütung sichergestellt: Geld gegen Strom.
Es geht um ein Alternativszenario ohne EEG-Umlage.
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Re: "Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert"?

Beitrag von Sören74 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Apr 2021, 15:43)

Das heißt, die Betriebskosten lassen sich bei EE noch nichtmal aus den Erlösen für den produzierten Strom decken?
Weiß jetzt nicht, wie Du von der Aussage auf diese gekommen bist.
Tom Bombadil hat geschrieben: Steht im Text: "Der Bundesrechnungshof zitierte dabei aus einer Studie..." Welche Studie das ist findest du vllt. auf der Website des Bundesrechnungshofes. Ich glaube das denen aber erstmal, denn der Bundesrechnungshof ist jetzt nicht für seine Lügen berüchtigt.
Lügen setzt das Wissen über die Wahrheit voraus. Allerdings ist eine Sache seltsam. Die Welt schreibt:

"Der Bundesrechnungshof zitierte dabei aus einer Studie, wonach für die Stromversorgung einschließlich des Netzausbaus in den Jahren 2020 bis 2025 zusätzliche 525 Milliarden Euro aufzubringen seien."

In der aktuellsten Veröffentlichung vom Bundesrechnungshof (https://www.bundesrechnungshof.de/de/ve ... izitat-pdf) heißt es:

"Eine Studie aus dem Jahr 2016 geht davon aus, dass in den Jahren 2000 bis 2025 einschließlich der Netzausbaukosten insgesamt rund 520 Mrd. Euro für die Energiewende im Bereich der Stromerzeugung aufgebracht werden müssen."
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