Nightrain hat geschrieben:(27 Jan 2019, 16:43)
Sind das wirklich aktuelle Prognosen, die den jetzt bis 2038 geplanten kompletten Ausstieg aus Atom- und Kohlekraft beinhaltet?
Das ist das aktuellste, das man öffentlich hat.
Die Prognose zur EEG-Umlage basiert
- Auf den bisher bekannten Vergütungssätzen für Zubau 2019 (Großanlagen sowieso nur noch im Ausschreibungsverfahren)
- Auf dem bekannten Bestand an Altanlagen seit EEG-Beginn, deren Förderhöhe, Durchschnitt des Ertrages.
- Konservative Fortschreibung der Marktpreise.
Für die näheren Jahre ist das ganz überwiegend Altbestand, für die späteren Jahre nimmt der Anteil an Schätzung zu. Da der Ausbau seit der Novelle 2017 gedeckelt ist, muss man da nicht mehr viel spekulieren.
In den nächsten Jahren läuft die Förderung vieler Anlagen aus. Viele Windparks sind dann bei den europäischen Strompreisen nicht mehr wirtschaftlich und werden stillgelegt werden.
Dazu gibt es noch kein umfassendes Lagebild. Es gibt einen Zweitmarkt für den Weiterverkauf von Grundstücken mit Altanlagen und es gibt erste Nachnutzungsverträge zwischen Anlageneigentümern und Energieunternehmen. Soweit ich das kenne, sind das bisher kleinere Onshore-Parks und Einzelanlagen, die ab 2021 auslaufen.
Die Branche bastelt derzeit an Betriebsmodellen, die sich für viele Einzelfälle rechnen.
- Reduzierung der Versicherung auf reine Haftpflicht
- Altersangemessene, reduzierte Wartungen
- Neuverhandlungen der Pacht
- Direktvermarktung an Nachbarbetriebe vor allem bei Kleinanlagen
Manche Standorte eignen sich für Repowering, also praktisch neue Technik / Ersatzanlage. Teilweise ist dies aber im FNP ausgeschlossen.
Bei Weiterbetrieb rechnet man entweder mit Betriebsjahr 21-25 oder 21-30 jeweils auch mit verschiedenen Erhaltungsaufwänden. Länger als 30 Jahre, also EEG+10 rechnet bisher niemand.
Im PV-Segment sieht es positiver aus.
- Für PV-Großanlagen ist ebenfalls einiges in Bewegung, Zweitmarkt, teilweise rollender Modulersatz.
- PV-Midianlagen gehören überwiegend Großverbrauchern, sind wartungsarm und werden voraussichtlich überwiegend weitergenutzt
- Abgeschriebene PV-Kleinanlagen (EFH-Dächer etc) werden in der Regel bis auf den Ersatz von Wechselrichtern kaum oder gar nicht gewartet und auch nach Auslaufen der Förderung weitergenutzt. Hier bieten die Energieversorger Bagatellverträge an. Das Hauptinteresse der Eigentümer dürfte hier der Eigenverbrauch zur Senkung der Stromrechnung sein.
- Zu Biogas und Biomasse ab 2021 kann ich dir aktuell kein Lagebild geben. Diese Anlagen stellen teilweise auch Leistungen für den lokalen Stoffkreislauf und sind fast immer auch in Warmwasser/Heizleistungen involviert. EEG-Strom ist hier ein (wichtiger) Nebenaspekt. Viele Anlagen benötigen aber Modernisierungen für wirtschaftlichen Weiterbetrieb. Der geplante Zubau pro Jahr liegt deutlich unter der Kapazität, die aus dem EEG fällt.
Also entweder muss man darauf hoffen, dass die Strompreise an der Börse kräftig steigen oder es muss eine neue Umlage den Erhalt der Windparks sicherstellen.
Weder noch. Für Neuanlagen gibt es sehr wenig Förderung nach dem Ausschreibungsprinzip und über den Weiterbetrieb aus heutiger Sicht veralteter Bestandsanlagen entscheidet jeder Kaufmann für sich. In den letzten Ausschreibungen gab es teilweise Zuschläge mit 0 Cent Förderung. Der Förderaspekt bezieht sich hier allein auf den Anschluß.
Ich würde hier entspannt bleiben.
Das ist vor allem für die Periode bis 2025 summiert alles Popelkram unter 15 GW, ungefähr 12.000 Einzelanlagen. Wirtschaftlich relevant passiert da vor 2028 gar nichts, selbst wenn alles einfach vom Netz ginge - was, wie wir wissen, definitiv nicht passiert.