Billie Holiday hat geschrieben:(28 May 2019, 10:23)
Selbstverständlich. Alles andere wäre geheuchelt. Gewalt, um das eigene Kind wiederzubekommen....warum nicht.
Ob ich nun wirklich so handeln könnte, bezweifle ich aber.
Deshalb will ich hier keine Foltergefängnisse etablieren oder so. Ich wollte mich nur nicht als gutesten Gutmenschen aufspielen, mein Kind wäre mir wichtiger als jede körperliche Unversehrtheit anderer.
Genau aus diesem Grund gibt es auch eine unabhängige Justiz und Richter, die zu richten und zu urteilen haben, weil Betroffene, Opfer und Hinterbliebene niemals und -vollkommen verständlich-
anders denken und urteilen würden.
Der andere Fall würde nämlich Vendetta, Selbstjustiz etc. bedeuten. Und gute Gründe, andere dafür umzubringen, finden sich jederzeit für Opfer und Betroffene. Rein menschlich durchaus legitim. Selbst
Rache oder einfach das emotional gute Gefühl, dass wohl auch JazzGold zuweilen hat, oder vongole oder bleibtreu. Und um es zu betonen, ich kritisiere das nicht, noch stelle ich das in Abrede.
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Allgemein:
Aber selbst im Fall Eichmann (siehe Hannah Arendts Buch "Eichmann in Jerusalem") und späteren Diskussionen, die bis heute andauern, sind die Sichtweisen und Begründungen sehr unterschiedlich.
Die zitierte Frau Arendt fand das Todesurteil gegen Eichmann falsch. Ihre Ansicht. Dafür wurde sie auch sehr stark kritisiert und angefeindet.
So monströs das Verbrechen des Eichmann u.a. auch sein mag, für mich gibt es keine Einteilung, die Mörder in Kategorien einteilt, die "zwingend den Tod durch Hinrichtung "verdienen" und solche, die es nicht oder "gerade nicht mehr" sind. Mord ist immer eine Tat, die als Motiv zumindest nach unserer modernen Rechtsauffassung "den niederen Beweggrund", z.B. "Habgier, reine Mordlust, absolute extremistisch-bürokratische Gefühlskälte oder schiere Menschenverachtung" hat.
Hannah Arendt sprach von der Banalität des Bösen, ohne dafür Eichmanns monströse Schuld und die Verantwortung dafür auch nur im Geringsten negieren oder relativieren zu wollen. Später kam sie bei allgemeinen philosophischen Betrachtungen, nicht zuletzt auch wegen der massiven Kritik in und ausserhalb Israels zu dem Schluß, dass sie ihre Sicht auf das Böse insofern revidieren musste.
Das Böse an sich sei nicht radikal, wie sie ursprünglich annahm, sondern nur extrem. Radikal und tief könne nur das Gute sein. Niemals das Böse. Egal, wie extrem es auftritt. Aber egal.
Die christliche Lehre stellt die nichtkriegerische Tötung des Kain gegen seinen Bruder Abel in Bann. Und mir ist keine Stelle der Bibel oder anderer christlicher Glaubensgrundlagen bekannt, die diesen Bann, anderen aus irgendeinem Grund das Leben innerhalb der Zivilgesellschaft nehmen zu dürfen, aufhebt oder als Ausnahmefall erlauben würde.
Die Ansätze, "für überführte und eindeutig nachgewiesene Terrortaten und damit verbundene Ermordungen" Täter berechtigt zum Tode verurteilen und hinrichten zu können oder zu dürfen, legitim und auch "moralisch-ethisch" berechtigt, halte ich für sehr zweifelhaft und fragwürdig.
Denn das, was man unter Terroristen versteht - global - und quer durch die gesamte Menschheit hindurch, hängt sehr davon ab, auf wessen Seite man steht oder welche Seite man für richtig ansieht.
Was für den oder die ein Terrorist und übler Mörder ist, ist für andere ein Märtyrer. Und jede Seite reklamiert für sich, recht zu haben.
Entsprechend könnte man Ländern wie Saudi Arabien, Iran und China auch nicht vorwerfen oder kritisieren, dass diese die Todesstrafe nicht nur moralisch gerechtfertigt gutheissen, egal ob sie dann besonders grausam durch Aufhängen an einem Kran, Ersäufen (wie früher Hexen bei uns) oder per Giftspritze, Strang oder durch Erschiessen vollzogen wird. Und ebenso wäre es sehr dünnes Eis, die Anwendung von Todesstrafe von der Monströsität der Tat abhängig zu machen, also wann ein Mörder (also einer, der aus niedrigst möglichen Motiven heraus anderes Leben auslöschte) die Todesstrafe verdient und wann man das als Anwendung in einem Land für geradenoch vertretbar halten kann.
Natürlich muss das jede Zivilgesellschaft, jeder Staat und jede Gesellschaft für sich selbst ausmachen und entscheiden. Ich für mich kann nur sagen, ich bin froh, dass die Todesstrafe in D hoffentlich ein für allemall für jeden Fall
einer gerichtlichen Rechtssprechung als Strafmaß und Urteil ausgeschlossen ist und bleibt.
Und ganz offen gesprochen, mir ist völlig egal, ob eine lebenslange Haftstrafe für einen überführten und gerichtsfestgestellten Mörder und anschließende Sicherungsverwahrung bis zu seinem natürlichen Tod ggf. noch "inhumaner"
wäre als der Tod durch eine Hinrichtung (welcher Art auch immer).
Ich hab's nämlich nicht so mit irgendwelchen Mitgefühlen für Mörder/innen. Und rein emotional hätte ich auch nichts dagegen einzuwenden, wenn Richter für erwiesenen
Mord als Höchststrafmaß nicht nur 25 Jahre verhängen könnten, sondern tatsächlich lebenslang im Wortsinne.
@JazzGold,
mein déjá vu war etwas früher, Olympia '72. Seitdem bin ich geneigt, jeden Terrorakt als Kriegshandlung einzustufen, und entsprechend auch die kranken Gehirne dahinter als Kombattanten einer kriegerischen Auseinandersetzung anzusehen und zu behandeln. Bei der andere Voraussetzungen (nämlich militärische) gegeben sind, als bei gerichtlicher Rechtssprechung innerhalb einer Zivilgesellschaft.
Deshalb sehe ich auch die Hinrichtung Eichmanns als Handlung und Folge einer militärisch-kriegerischen Auseinandersetzung und enstprechend dessen Exekution weniger innerhalb des Rechtsrahmens ziviler Rechtssprechung.
Und wer behaupten würde, es täte ihm um diesen unsäglichen Jahrtausend-Massenmörder leid oder andere wie Saddam Hussein, Bin Laden oder Sheik Yasin leid, der hat einen an der Waffel.
Und ob der mutige Kapitän der "Landshut" noch leben würde, wenn man alle bis dahin bekannten und als erwiesen schuldig angesehenen Terroristen/-innen, die inhaftiert waren, vorsorglich wg. möglicher erpresserischer Akte durch noch frei herumlaufende Terroristen staatlich legitimiert abgekragelt hätte, halte ich für eine sehr gewagte These. Siehe Lockerbie und andere Terrorakte, wo unschuldige Menschen einfach durch Terrorakte ermordet wurden.
Oder auch Israels große Entlassungsaktion vieler palästinensischer Terroristen. Hat es was gebracht, wurden deshalb weniger oder gar keine Juden mehr umgebracht, einfach wahllos ermordet. Hörte dieses hinterhältige und gemeine Morden damit auf? - Oder hätte es? Falls Israel all diese Mord- und Verbrechergestalten exekutiert hätte? - Ich glaube das nicht.