US-Präsidentschaftswahl 2020

Moderator: Moderatoren Forum 3

Benutzeravatar
King Kong 2006
Beiträge: 6043
Registriert: Di 3. Jun 2008, 11:41
user title: Kongenial

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von King Kong 2006 »

sünnerklaas hat geschrieben:(14 Jan 2021, 11:23)

Wobei Trump eine ganz andere Form des Narzissten ist, als es andere in vergleichbarer Position in der Weltgeschichte waren. Stalin, Napoleon oder Mao war bewusst, dass sie für ihren Erfolg und ihren Machterhalt etwas tun mussten; nämlich selber arbeiten, Ideen entwickeln und umsetzen und dafür Aufgaben an andere zu deligieren. Alle drei waren - im Gegensatz zu Trump - Strategen durch und durch und waren von der Grundidee getrieben, ihre Länder zu modernisieren. Insofern haben sie es geschafft, trotz der zig Millionen von Toten, ihre Länder in anderen Bereichen deutlich nach vorne zu bringen. Stalin hat, als die Wehrmacht kurz vor Moskau stand, sich davon überzeugen lassen, dass er kein Militärstratege ist und hat Marschall Shukov das Militärische, das Diplomatische seinen Außenminister Molotow und vor allem dessen Mitarbeiter Gromyko machen lassen.

Trump ist nicht in der Lage, etwas an Leute zu deligieren, die eine Sache besser können als er. Trump hatte deshalb auch keine brillianten und sehr durchsetzungsfähigen Diplomaten. Hinzu kommt: Trump will nichts im Land modernisieren, er schaut nach hinten, er malt das Bild einer vermeintlich großen Vergangenheit. Das zeigt sich bei seiner Bilanz: Das einzig greifbare, was von ihm kam, waren Steuersenkungen. Aus dem von ihm versprochenen Infrastrukturpaket ist nichts geworden. Dabei wäre es angesichts der z.T. hoffnungslos veralteten und extrem störanfälligen Versorgungsinfrastruktur in den USA dringend notwendig. Mit der Umsetzung und Durchsetzung des Pakets hätte er die USA auf lange Sicht richtig voran gebracht. Er hat es nicht einmal versucht.

Trump hat auch nie die Frage gestellt, warum in den USA entwickelte Autos in den USA so schlechten Absatz finden, warum die Leute lieber in Asien oder Europa gebaute Fahrzeuge kaufen. Dass die US-Automobilindustrie seit vielen Jahren, ja schon seit Jahrzehnten in der Krise ist, hat strukturelle Ursachen.

Trump ist eben kein Modernisierer, er ist auch kein Revolutionär. Er verspricht Restauration.So etwas kann nicht funktionieren. Dass er dann auch noch kein Stratege ist, zeigt der Umstand, dass die Chinesen den von Trump angezettelten Wirtschaftskrieg dazu genutzt haben, sich ihre eigene Freihandelszone aufzubauen. Die Trump-USA stehen staunend und erschrocken am Rande und können nur zugucken, Mitspracherecht und Gestaltungsmöglichkeiten haben sie bei der größten Freihandelszone der Welt nicht.

Und Trump kann am Ende nichts eingestehen, er kann im Angesicht seiner Niederlage nur noch alles kaputt schlagen. Seine Versprechen haben sich weitgehend in Luft aufgelöst. Und dass das so ist, lag an ihm. Der größte Feind von Trump ist Trump selbst.
Trump ist clever, aber ein Idiot und nicht besonders intelligent. Ohne Zweifel. Gegen Napoleon, Mao oder Alexander dem Grossen ist das ein bedeutungsloser Hanswurst. Was seine Fähigkeiten betrifft. Er ist ein billiger Assi-TV-Star. Dafür wurde er auch u.a. gewählt. Für eine Reality Show, eine Illusion. Es ist ein Kirmes-Illusionist, dafür lieben sie ihn.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
Benutzeravatar
Eiskalt
Beiträge: 7230
Registriert: Mi 2. Dez 2009, 11:05
user title: SowjetParteiDeutschlands

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Eiskalt »

Die Vereinigten Staaten waren vielleicht eine Minute von einer größeren Katastrophe entfernt. Zeugenaussagen zum Kapitol-Sturm zeichnen ein beängstigendes Bild. Es hätte zu Mord vor laufenden Kameras kommen können. Und es stellt sich die Frage nach möglichen Helfern im Inneren des Kongresses.
Mittlerweile gibt es Aufnahmen von dem Galgen, der für den Vizepräsidenten errichtet worden war, es gibt die Tonaufnahme der Mitarbeiter von Nancy Pelosi, die zwei Stunden lang unter einem Tisch in einem Nebenraum kauerten und hörten, wie die Menge von draußen an die Tür hämmerte. Und da waren die Plastikbänder, die Vermummte mit sich führten — wahrscheinlich, um Gefangene zu fesseln.

Wir wissen noch nicht alles, mehr Details werden in den nächsten Wochen und Monaten ans Licht kommen. Aber aus Zeugenaussagen und Dokumenten lässt sich ein vorläufiger Gesamteindruck zusammensetzen: Die Vereinigten Staaten waren vielleicht eine Minute von einer größeren Katastrophe entfernt. Der Polizist Eugene Goodman und seine Kollegen haben den Senatorinnen und Senatoren gerade so viel Zeit verschafft, wie sie brauchten, um sich in Sicherheit zu bringen.
In dieser Lage erheben sich Fragen: Gab es Helfer von innen? Hatte der Mob Verbündete? Zwei Mitglieder der Polizei des Kapitols wurden mittlerweile vom Dienst suspendiert: Der eine hatte Mitgliedern des Mobs höflich den Weg nach drinnen gewiesen, der andere hatte sich eine rote „MAGA“-Kappe aufgesetzt. Die Untersuchungen gehen weiter. Aber es gibt noch eine brennende Frage: Gab es vielleicht Unterstützer unter den Repräsentanten des Abgeordnetenhauses?
Sarah Groh, die Stabschefin der Kongressabgeordneten Ayanna Pressley, die den siebenten Distrikt in Massachusetts vertritt, beschrieb in einem Interview, wie sie, Pressley und deren Ehemann sich in ihrem Büro verbarrikadierten – sie verrammelten alle Eingangstüren mit Möbelstücken. Dann wollte sie sämtliche Alarmknöpfe drücken. Sie habe, sagte Groh, schon früher von diesen Alarmknöpfen Gebrauch gemacht, aber sie waren alle herausgerissen worden.

Das muss vor dem Angriff passiert sein. Natürlich kann es sich um ein Versehen handeln, aber es wirkt wie Mutwille. Noch erschütternder ist die Aussage von Mikie Sherrill, einer Kongressabgeordneten für den elften Distrikt in New Jersey. Sie veröffentlichte ein Video auf Facebook, auf dem sie ausführlich begründet, warum sie für die sofortige Amtsenthebung von Donald Trump stimmen werde.

In der zwölften Minute jenes Videos berichtet sie, am 5. Januar hätten Mitglieder des Repräsentantenhauses eine Gruppe von Besuchern durch das Kapitol geführt, die dann am nächsten Tag beim Sturmangriff dabei waren. Mikie Sherrill bezeichnete jenen Besuch im Kapitol wörtlich als „Kundschaftermission“. Wenn das wahr ist, haben die Vereinigten Staaten ein großes Problem.
https://www.welt.de/politik/ausland/plu ... ssion.html

:|
Si vis pacem para bellum
Avete utres sumus, cod estis aere voluimus
Meruem
Beiträge: 6478
Registriert: Mo 1. Jun 2020, 16:46

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Meruem »

[quote="Eiskalt"](14 Jan 2021, 12:14)

Die Vereinigten Staaten waren vielleicht eine Minute von einer größeren Katastrophe entfernt. Zeugenaussagen zum Kapitol-Sturm zeichnen ein beängstigendes Bild. Es hätte zu Mord vor laufenden Kameras kommen können. Und es stellt sich die Frage nach möglichen Helfern im Inneren des Kongresses.

Naja verwundert dich dass ernsthaft? Trumps (rechts) radikalsten Anhänger und Fans wollen ja den "offenen Bürgerkrieg" nichts wäre denen lieber um die Vorherrschaft des weißen Mannes zu sichern und das Extremisten und Terroristen den Mord vor laufender Kamera bevorzugen zur Einschütterung und Angst ist auch nicht wirklich was neues.
Benutzeravatar
Eiskalt
Beiträge: 7230
Registriert: Mi 2. Dez 2009, 11:05
user title: SowjetParteiDeutschlands

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Eiskalt »

Meruem hat geschrieben:(14 Jan 2021, 12:21)
Nein mir ging es nur um die Verharmloser hier im Forum
Si vis pacem para bellum
Avete utres sumus, cod estis aere voluimus
Benutzeravatar
Astrocreep2000
Beiträge: 1943
Registriert: Mo 30. Nov 2020, 13:23

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Astrocreep2000 »

King Kong 2006 hat geschrieben:(13 Jan 2021, 21:53) Er kann als Narziss nicht anders. Sicher könnte seine Nichte als Psychologin dazu Bücher schreiben. Naja, hat sie ja.
Trump ist halt das Ergebnis der Erziehung und der Lebensumstände, die er in seiner Familie "genossen" hat.

Wir neigen dazu, bedeutenden, erfolgreichen Menschen, sogenannten "Machern" unkritisch ihr Narrativ abzukaufen, dass sich an irgendeinem Punkt in ihrem Leben (meistens die späte Jugend/das frühe Erwachsenenalter) bewusst entschieden zu haben, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen und sich etwas zu "erarbeiten". Dieser Ehrgeiz, gepaart mit Fleiß habe dann zwangsläufig zum Erfolg geführt.

So liest man das in Interviews und Autobiografien - tatsächlich aber lohnt der Blick in die Kindheit und Erziehung, um zu verstehen, wie jemand so werden konnte - und ich denke, da würde man bei Akteuren wie Trump, Putin, Kim Jong-un, Erdogan etc. einige Parallelen finden.

Das Spannende ist: Wäre Trump in ein sozial schwaches Milieu geboren, wäre er - bei gleicher Erziehung/Persönlichkeitsentwicklung - vermutlich permanent sozial angeeckt, hätte als Egomane und Narziss keine Freunde gefunden, keine Netzwerke aufbauen können, so dass er kaum eine Chance auf irgendeine auch nur durchschnittlich erfolgreiche berufliche Laufbahn gehabt hätte. Der würde vermutlich als "White Trash", der immer wieder aus einem aktuellen Job rausfliegt, in irgendeiner Trailer-Siedlung hausen.

Er hatte aber das Glück, in einem sozialen Milieu hineingeboren zu sein, in der Eigenschaften, die die Mehrheit der Gesellschaft ablehnt und die ihm ein "durchschnittliches Leben" extrem erschweren würden, stattdessen bonifiziert wurden. Wenn man von klein auf von seinem Umfeld gespiegelt bekommt, dass es gut so ist, wie man sich verhält, dann wird man das mit 70 natürlich nicht mehr in Frage stellen.

Ich finde, die Gesellschaft sollte bei solchen "Karrieristen" grundsätzlich genauer hinschauen. Aber gut, was nützt es, wenn die knappe Hälfte der US-Wähler den Typen trotzdem - bzw. gerade wegen seines Auftretens, seiner Empathielosigkeit und Skrupellosigkeit als "stark" empfindet? Und für eine Karriere im Top-Management sind solche Eigenschaften ja auch durchaus förderlich.
Benutzeravatar
sünnerklaas
Beiträge: 19814
Registriert: Do 10. Aug 2017, 15:41

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von sünnerklaas »

King Kong 2006 hat geschrieben:(14 Jan 2021, 11:46)

Trump ist clever, aber ein Idiot und nicht besonders intelligent. Ohne Zweifel. Gegen Napoleon, Mao oder Alexander dem Grossen ist das ein bedeutungsloser Hanswurst. Was seine Fähigkeiten betrifft. Er ist ein billiger Assi-TV-Star. Dafür wurde er auch u.a. gewählt. Für eine Reality Show, eine Illusion. Es ist ein Kirmes-Illusionist, dafür lieben sie ihn.
Die USA haben ganz großes Glück gehabt, dass es "nur" Trump war. Einer, der sich selbst der größter Feind ist und sich selbst stets im Wege steht. Man stelle sich nur einmal vor, es wäre jemand gewesen, der wie Trump auftritt, aber tatsächlich ein politischer Stratege, wie Mao oder Lenin, Napoleon oder Stalin ist. So jemand würde die US-Demokratie in rasantem Tempo komplett zerlegen. Möglichkeiten, dagegen vorzugehen, gäbe es praktisch nicht.

EIn zweites Mal wird das ganze in den USA nicht so gut ausgehen. Trump hat da eine Blaupause geschaffen: man muss die GOP mit ihren Opportunisten und Angsthasen kapern. Dann muss man da drauf hauen und Angst und Schrecken verbreiten und schon funktionieren die Opportunisten und Angsthasen der GOP im Kongress wie geschmiert. Und dann stimmen die in ihrer aus Angst und Panik sich ergebenen Nibelungentreue allem zu, was vorgelegt wird. Auch ihrer eigenen Abschaffung.
Benutzeravatar
sünnerklaas
Beiträge: 19814
Registriert: Do 10. Aug 2017, 15:41

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von sünnerklaas »

Astrocreep2000 hat geschrieben:(14 Jan 2021, 12:29)

Trump ist halt das Ergebnis der Erziehung und der Lebensumstände, die er in seiner Familie "genossen" hat.

Wir neigen dazu, bedeutenden, erfolgreichen Menschen, sogenannten "Machern" unkritisch ihr Narrativ abzukaufen, dass sich an irgendeinem Punkt in ihrem Leben (meistens die späte Jugend/das frühe Erwachsenenalter) bewusst entschieden zu haben, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen und sich etwas zu "erarbeiten". Dieser Ehrgeiz, gepaart mit Fleiß habe dann zwangsläufig zum Erfolg geführt.

So liest man das in Interviews und Autobiografien - tatsächlich aber lohnt der Blick in die Kindheit und Erziehung, um zu verstehen, wie jemand so werden konnte - und ich denke, da würde man bei Akteuren wie Trump, Putin, Kim Jong-un, Erdogan etc. einige Parallelen finden.

Das Spannende ist: Wäre Trump in ein sozial schwaches Milieu geboren, wäre er - bei gleicher Erziehung/Persönlichkeitsentwicklung - vermutlich permanent sozial angeeckt, hätte als Egomane und Narziss keine Freunde gefunden, keine Netzwerke aufbauen können, so dass er kaum eine Chance auf irgendeine auch nur durchschnittlich erfolgreiche berufliche Laufbahn gehabt hätte. Der würde vermutlich als "White Trash", der immer wieder aus einem aktuellen Job rausfliegt, in irgendeiner Trailer-Siedlung hausen.

Er hatte aber das Glück, in einem sozialen Milieu hineingeboren zu sein, in der Eigenschaften, die die Mehrheit der Gesellschaft ablehnt und die ihm ein "durchschnittliches Leben" extrem erschweren würden, stattdessen bonifiziert wurden. Wenn man von klein auf von seinem Umfeld gespiegelt bekommt, dass es gut so ist, wie man sich verhält, dann wird man das mit 70 natürlich nicht mehr in Frage stellen.

Ich finde, die Gesellschaft sollte bei solchen "Karrieristen" grundsätzlich genauer hinschauen. Aber gut, was nützt es, wenn die knappe Hälfte der US-Wähler den Typen trotzdem - bzw. gerade wegen seines Auftretens, seiner Empathielosigkeit und Skrupellosigkeit als "stark" empfindet? Und für eine Karriere im Top-Management sind solche Eigenschaften ja auch durchaus förderlich.
Trump ist kein starker Mensch. Das merkt man sehr schnell, wenn er es mit Leuten zu tun bekommt, die ihm haushoch überlegen sind. Gegenüber Putin ist er immer sehr unterwürfig aufgetreten. Kim Jong Un hat von Trump alles bekommen, was er haben wollte. Xi hat Trump letztendlich über den Tisch gezogen, Trump hat nicht nur den Handelskrieg verloren, die Chinesen haben die USA im Gegenzug in Asien zu einem Zaungast reduziert und Trump einmal gezeigt, was man da auch ohne die USA auf die Beine stellen kann. Beim Versuch eines Regime-Change in Venezuela ist Trump gescheitert, Maduro sitzt, wie Kim Jong Un fester im Sattel, denn je. Und auch im Iran ist Trump - trotz der einseitigen Aufkündigung des Atomabkommens - nicht weiter gekommen. Auch die Mullahs sitzen fest im Sattel, haben sie doch für die wirtschaftliche Lage im Land einen Schuldigen: den Unsympathen Trump.
Und schauen wir uns mal seine Verbündeten an: Erdogan, die Saudis, Kaczynski in Polen. Alles mehr als zweifelhafte Leute, die nur eines von Trump wollen - den eigenen Vorteil. Freund sehen anders aus.
Letzter Blick auf seine Administration: Regierungsarbeit ist kontinuierliche Teamarbeit. Die fand bei Trump nie statt. Lieber hat er seine Minister gefeuert und jemand anderes dort hin gesetzt, um ihn dann wieder zu feuern.
Und die Fan-Base? Die hat sich schon immer so einen Schulhofschläger gewünscht, der es den anderen mal so richtig zeigt, der mal so richtig zulangt. Was sie nicht bedenken: was passiert eigentlich, wenn der Schulhofschläger an einen Stärkeren gerät? Dann ist der "große Beschützer" weg, für die anderen ist der Weg frei. Und John Doe steht dem dann vollkommen hilflos gegenüber. Denn John Doe kann nur das machen, was ihm wer vorgibt, John Doe ist ängstlich und verschanzt sich lieber und geht in die sichere Deckung und kommt dort nicht mehr heraus.
Benutzeravatar
Astrocreep2000
Beiträge: 1943
Registriert: Mo 30. Nov 2020, 13:23

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Astrocreep2000 »

sünnerklaas hat geschrieben:(14 Jan 2021, 13:05)
Trump ist kein starker Mensch. (...)
Ich stimme Deiner Einschätzung komplett zu - wie vermutlich eine knappe Mehrheit der US-Amerikaner ...

Ein nicht unerheblicher Teil bewertet sein Treiben aber anders, wie die Wahl leider auch gezeigt hat. Im Ausland belächelt und fassungslos bestaunt, konnte er sein Auftreten seinen Anhängern eben doch als Erfolg verkaufen.

Leider verfangen gerade in einem konservativ-bildungsarmen Milieu immer wieder einfache Botschaften. Zudem werden offensichtlichste Widersprüche (Trump nicht Teil des "Establishments"? Trump hat irgendeinen Bezug zu "John Doe"?) ignoriert.

Das werden auf jeden Fall spannende Jahre werden: Trump hat durch sein Auftreten und "Amtsverständnis" alle möglichen Hemmschwellen für seine Anhänger weit nach unten gelegt ... Zudem werden sich in den USA die innenpolitischen Missstände, die Trump den Boden bereitet haben, durch die und nach der Pandemie noch drastisch verschärfen.
Meruem
Beiträge: 6478
Registriert: Mo 1. Jun 2020, 16:46

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Meruem »

Astrocreep2000 hat geschrieben:(14 Jan 2021, 13:47)

Ich stimme Deiner Einschätzung komplett zu - wie vermutlich eine knappe Mehrheit der US-Amerikaner ...

Ein nicht unerheblicher Teil bewertet sein Treiben aber anders, wie die Wahl leider auch gezeigt hat. Im Ausland belächelt und fassungslos bestaunt, konnte er sein Auftreten seinen Anhängern eben doch als Erfolg verkaufen.

Leider verfangen gerade in einem konservativ-bildungsarmen Milieu immer wieder einfache Botschaften. Zudem werden offensichtlichste Widersprüche (Trump nicht Teil des "Establishments"? Trump hat irgendeinen Bezug zu "John Doe"?) ignoriert.

Das werden auf jeden Fall spannende Jahre werden: Trump hat durch sein Auftreten und "Amtsverständnis" alle möglichen Hemmschwellen für seine Anhänger weit nach unten gelegt ... Zudem werden sich in den USA die innenpolitischen Missstände, die Trump den Boden bereitet haben, durch die und nach der Pandemie noch drastisch verschärfen.
Sehe ich auch so wie du da müsste man mal in den USA radikal an die Grundprobleme ran , veraltetes Wahlsystem, Kriminalität, die wachsende Schere zwischen arm und reich , eine mangelhafte Bildung- und Sozialpolitik ( man gibt da lieber Milliarden fürs Militär aus) usw. doch von Biden erwarte ich da keinen großen Wurf , der hat mit dem Coronavirus und Trumps "Erbe" genug zu tun.
Benutzeravatar
sünnerklaas
Beiträge: 19814
Registriert: Do 10. Aug 2017, 15:41

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von sünnerklaas »

Astrocreep2000 hat geschrieben:(14 Jan 2021, 13:47)

Ich stimme Deiner Einschätzung komplett zu - wie vermutlich eine knappe Mehrheit der US-Amerikaner ...

Ein nicht unerheblicher Teil bewertet sein Treiben aber anders, wie die Wahl leider auch gezeigt hat. Im Ausland belächelt und fassungslos bestaunt, konnte er sein Auftreten seinen Anhängern eben doch als Erfolg verkaufen.
Was ich angesichts der außenpolitischen Bilanz Trumps bemerkenswert finde. Dass Trump - ungewollt - dafür gesorgt hat, dass die USA bei der größten Freihandelszone der Welt nicht nur nicht mit dabei sind, sondern zudem auch keinerlei Gestaltungsmöglichkeiten besitzen, dass die USA letztendlich von Trump ungewollt aus einem riesigen Teil der Welt hinausgetreten wurden bzw, sich selbst hinausgetreten haben, wird nicht realisiert. Und eigentlich müsste es doch niemand besser, als John Doe wissen, warum er sich lieber einen Toyota oder Mercedes, statt einen Chrysler - oder einen in den USA entwickelten und produzierten Ford anschafft...
Leider verfangen gerade in einem konservativ-bildungsarmen Milieu immer wieder einfache Botschaften. Zudem werden offensichtlichste Widersprüche (Trump nicht Teil des "Establishments"? Trump hat irgendeinen Bezug zu "John Doe"?) ignoriert.
Trump entspricht eben der naiven Hoffnung, jetzt wäre endlich jemand da, der dem Guten Alten Recht wieder Geltung verschafft und in D.C., New York und "Hollywood" mal so richtig aufräumt. Das Schimpfen auf "Washington", die großen Städte im Nordosten und in Kalifornien, auf "Hollywood" hat eben bei den Cowboys im Mittleren Westen, den Farmern in den Südstaaten etc. eine ganz große Tradition.
Das werden auf jeden Fall spannende Jahre werden: Trump hat durch sein Auftreten und "Amtsverständnis" alle möglichen Hemmschwellen für seine Anhänger weit nach unten gelegt ... Zudem werden sich in den USA die innenpolitischen Missstände, die Trump den Boden bereitet haben, durch die und nach der Pandemie noch drastisch verschärfen.
Was kommen kann und im Bereich des Wahrscheinlichen liegt: Bombenanschläge - diese auch als Selbstmordanschläge - Geiselnahmen, Amokläufe und -fahrten mit LKW und PKW. Ein Teil wird auch wohl in die einfache Kriminalität abrutschen. Und die innenpolitischen Missstände werden nur schwer behoben werden können. Trump-Anhänger wollen ja, dass sich etwas ändert, gleichzeitig wollen sie aber auch unbedingt, dass sich gar nichts ändert.
Kohlhaas
Beiträge: 13677
Registriert: So 24. Feb 2019, 19:47

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Kohlhaas »

sünnerklaas hat geschrieben:(14 Jan 2021, 16:37)

Was ich angesichts der außenpolitischen Bilanz Trumps bemerkenswert finde. Dass Trump - ungewollt - dafür gesorgt hat, dass die USA bei der größten Freihandelszone der Welt nicht nur nicht mit dabei sind, sondern zudem auch keinerlei Gestaltungsmöglichkeiten besitzen, dass die USA letztendlich von Trump ungewollt aus einem riesigen Teil der Welt hinausgetreten wurden bzw, sich selbst hinausgetreten haben, wird nicht realisiert. Und eigentlich müsste es doch niemand besser, als John Doe wissen, warum er sich lieber einen Toyota oder Mercedes, statt einen Chrysler - oder einen in den USA entwickelten und produzierten Ford anschafft...
Ich fahre einen Ford. Der ist aber nicht in den USA gebaut worden, sondern in Indien. Die Sache mit den Freihandelszonen sollte man nicht überbewerten. Japan zum Beispiel hat sich nicht dem chinesischen Imperialismus ausgeliefert, indem es in dieser südostasiatischen Freihandelszone mitmacht. Australien auch nicht. Da geht es erstmal nur um Freihandel, nicht um die Beherrschung der Welt. Da sind auch die USA jetzt nicht außen vor. So mächtig war Trump nun auch wieder nicht.
Slava Ukraini
Benutzeravatar
King Kong 2006
Beiträge: 6043
Registriert: Di 3. Jun 2008, 11:41
user title: Kongenial

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von King Kong 2006 »

Astrocreep2000 hat geschrieben:(14 Jan 2021, 12:29)

Trump ist halt das Ergebnis der Erziehung und der Lebensumstände, die er in seiner Familie "genossen" hat.

Wir neigen dazu, bedeutenden, erfolgreichen Menschen, sogenannten "Machern" unkritisch ihr Narrativ abzukaufen, dass sich an irgendeinem Punkt in ihrem Leben (meistens die späte Jugend/das frühe Erwachsenenalter) bewusst entschieden zu haben, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen und sich etwas zu "erarbeiten". Dieser Ehrgeiz, gepaart mit Fleiß habe dann zwangsläufig zum Erfolg geführt.

So liest man das in Interviews und Autobiografien - tatsächlich aber lohnt der Blick in die Kindheit und Erziehung, um zu verstehen, wie jemand so werden konnte - und ich denke, da würde man bei Akteuren wie Trump, Putin, Kim Jong-un, Erdogan etc. einige Parallelen finden.

Das Spannende ist: Wäre Trump in ein sozial schwaches Milieu geboren, wäre er - bei gleicher Erziehung/Persönlichkeitsentwicklung - vermutlich permanent sozial angeeckt, hätte als Egomane und Narziss keine Freunde gefunden, keine Netzwerke aufbauen können, so dass er kaum eine Chance auf irgendeine auch nur durchschnittlich erfolgreiche berufliche Laufbahn gehabt hätte. Der würde vermutlich als "White Trash", der immer wieder aus einem aktuellen Job rausfliegt, in irgendeiner Trailer-Siedlung hausen.

Er hatte aber das Glück, in einem sozialen Milieu hineingeboren zu sein, in der Eigenschaften, die die Mehrheit der Gesellschaft ablehnt und die ihm ein "durchschnittliches Leben" extrem erschweren würden, stattdessen bonifiziert wurden. Wenn man von klein auf von seinem Umfeld gespiegelt bekommt, dass es gut so ist, wie man sich verhält, dann wird man das mit 70 natürlich nicht mehr in Frage stellen.

Ich finde, die Gesellschaft sollte bei solchen "Karrieristen" grundsätzlich genauer hinschauen. Aber gut, was nützt es, wenn die knappe Hälfte der US-Wähler den Typen trotzdem - bzw. gerade wegen seines Auftretens, seiner Empathielosigkeit und Skrupellosigkeit als "stark" empfindet? Und für eine Karriere im Top-Management sind solche Eigenschaften ja auch durchaus förderlich.
Trump ist mit goldenen Löffeln geboren worden. Sicher müßig darüber zu streiten "was wäre wenn". Aber Trump hat an dem Narrativ eines Dealmakers gearbeitet und es verkauft. Wenn er seinen millardenschweren Vater nicht gehabt hätte, hätte er auch im Knast landen können. Oder niedergeschossen von einem eifersüchtigen Ehemann oder konkurrierenden Kriminellen. Vielleicht landet er auch so im Gefängnis. Geld dagegen ist aber gerade in den USA hilfreich.

Man findet in der Tat viele Psychopathen in manchen Berufszweigen. Dazu gibt es Statistiken.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
Benutzeravatar
King Kong 2006
Beiträge: 6043
Registriert: Di 3. Jun 2008, 11:41
user title: Kongenial

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von King Kong 2006 »

sünnerklaas hat geschrieben:(14 Jan 2021, 12:53)

Die USA haben ganz großes Glück gehabt, dass es "nur" Trump war. Einer, der sich selbst der größter Feind ist und sich selbst stets im Wege steht. Man stelle sich nur einmal vor, es wäre jemand gewesen, der wie Trump auftritt, aber tatsächlich ein politischer Stratege, wie Mao oder Lenin, Napoleon oder Stalin ist. So jemand würde die US-Demokratie in rasantem Tempo komplett zerlegen. Möglichkeiten, dagegen vorzugehen, gäbe es praktisch nicht.

EIn zweites Mal wird das ganze in den USA nicht so gut ausgehen. Trump hat da eine Blaupause geschaffen: man muss die GOP mit ihren Opportunisten und Angsthasen kapern. Dann muss man da drauf hauen und Angst und Schrecken verbreiten und schon funktionieren die Opportunisten und Angsthasen der GOP im Kongress wie geschmiert. Und dann stimmen die in ihrer aus Angst und Panik sich ergebenen Nibelungentreue allem zu, was vorgelegt wird. Auch ihrer eigenen Abschaffung.
Es ist irgendwie schon faszinierend in Echtzeit zu erleben, daß solche Personen gewählt werden. Das ist nicht so schwarz-weiß wie aus der Geschichte oder in den üblichen verdächtigen "Bananenrepubliken". Wie Parteien gekapert werden, Angst um sich greift. Leute, die offensichtlich dissozial und narzisstisch sind einfach so gewählt werden. Und die Eruption langsam beginnt.

Ich habe ihn Anfangs hier mit Tullius Destructivus verglichen. Im Band "Streit um Asterix" überlegt man sich etwas neues einen militärisch starken Gegner beizukommen. Diesmal schickt der Zar, pardon, meine Cäsar einen Mann wie Tullius Destructivus ins wehrhaft überlegene gallische Dorf. Der Man schmeichelt, polarisiert, erzählt der Einen das, dem Anderen dies und am Ende spaltet er damit das Dorf. Schwächt es. CÄSARs Plan scheint aufzugehen.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
Benutzeravatar
sünnerklaas
Beiträge: 19814
Registriert: Do 10. Aug 2017, 15:41

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von sünnerklaas »

Kohlhaas hat geschrieben:(14 Jan 2021, 16:52)

Ich fahre einen Ford. Der ist aber nicht in den USA gebaut worden, sondern in Indien.
...und sicherlich nicht in den USA entwickelt worden. Es gab schon immer enorme qualitative Unterschiede zwischen Ford US und Ford Übersee. Während Fords aus GB und aus D robust, langlebig und wenig reparaturanfällig waren und sind, sieht dies bei Fords, die in den USA entwickelt und produziert wurden und werden, ganz anders aus. Das liegt auch daran, dass in Europa die Entwicklung in der Regel kreditfinanziert ist und das Geld nicht von der Börse geholt wird. Der Vorteil: die Entwickler haben genug Zeit, ein Fahrzeug bis zur Marktreife zu entwickeln und es dann auf den Markt zu bringen, wenn es zuende entwickelt ist. Geht das nicht, weil einem extrem ungeduldige Börsianer im Nacken sitzen, muss man das Produkt auf den Markt bringen, obwohl es noch nicht marktreif ist. Und dann hat man das Problem mit den ganzen Rückrufen.
Die Sache mit den Freihandelszonen sollte man nicht überbewerten. Japan zum Beispiel hat sich nicht dem chinesischen Imperialismus ausgeliefert, indem es in dieser südostasiatischen Freihandelszone mitmacht. Australien auch nicht. Da geht es erstmal nur um Freihandel, nicht um die Beherrschung der Welt. Da sind auch die USA jetzt nicht außen vor. So mächtig war Trump nun auch wieder nicht.
Ob man sich damit ein Gefallen getan hat? Große Volkswirtschaften können in solchen Freihandelszonen gestalten. Selbst, wenn die Chinesen mit an Bord sind.
Benutzeravatar
sünnerklaas
Beiträge: 19814
Registriert: Do 10. Aug 2017, 15:41

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von sünnerklaas »

King Kong 2006 hat geschrieben:(14 Jan 2021, 19:41)

Es ist irgendwie schon faszinierend in Echtzeit zu erleben, daß solche Personen gewählt werden. Das ist nicht so schwarz-weiß wie aus der Geschichte oder in den üblichen verdächtigen "Bananenrepubliken". Wie Parteien gekapert werden, Angst um sich greift. Leute, die offensichtlich dissozial und narzisstisch sind einfach so gewählt werden. Und die Eruption langsam beginnt.
Man darf nicht vergessen: Steve Bannon ist Leninist und bezeichnet sich selbst auch als solcher. Der nächste, der die GOP übernimmt, könnte ein Marxist-Leninist oder ein Maoist o.ä. sein. Und die Damen und Herren in der GOP, alles bekennende Antikommunisten, dürften begeistert applaudieren. Nur dann wird es kein Donald Trump sein, der sich selbst im Wege steht, sondern ein knallharter Stratege. Trump hat ungewollt eine Blaupause für eine Übernahme geliefert und dafür, wie man mit den Oppportunisten in der GOP umgehen muss: Zuckerbrot und Peitsche.
Dafür braucht es dann aber auch eine klare Agenda. Zum Beispiel alles daran zu setzen, die veraltete und stark störungsanfällige Infrastruktur für die nächsten 100 Jahre fit zu machen: Neuelektrifizierung des gesamten Landes auf der Basis regenerativer Energien. Im Yellowstone hat man quasi einen riesigen natürlich Reaktor, dessen Energie ausreichen würde, fast das ganze Land mit Strom zu versorgen... Dazu gehört auch, durchzusetzen, dass US-Produkte im Qualitätswettbewerb weltweit ganz vorne sind. Der deutsche, japanische und südkoreanische Erfolg als Exportnationen ist keine Zauberei: die Produkte überzeugen auf Grund ihrer hohen Qualität. Sie mögen sehr teuer in der Anschaffung sein - aber letztendlich sind sie in Sachen Lebensdauer und Betriebskosten dann sehr preiswert. Und auch Indien holt da zügig auf und auch der Iran wird irgendwann in der Post-Mullah-Zeit dazugehören.

Aber: In den USA muss man aufpassen: beim nächsten Mal geht das nicht gut aus.
Aldus
Beiträge: 1118
Registriert: Mo 21. Sep 2020, 07:24

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Aldus »

sünnerklaas hat geschrieben:(13 Jan 2021, 00:55)

Auch als CEO kann man rausfliegen. Wenn man den Akztionären nicht so liefert, wie versprochen. Und Zuckerberg weiß das ganz genau.
Das alles gilt genau dann, wenn die Aktien des von dir geleiteten Unternehmens sich mehrheitlich nicht in deinem Privatbesitz befinden. Dann ist auch der CEO lediglich ein Angestellter, der genauso rausgeworfen werden kann, wie jeder andere auch, richtig. In gefühlt 99% aller Unternehmen ist das der Fall. Bei Microsoft und Facebook nicht. Diese Unternehmen gehören nach wie vor ihren Gründern - niemand kann sie dort rausschmeissen.

Bei Ford - zumindest zu Henry Fords Lebzeiten - war es ebenso. Den Hauptversammlungen ist er mitunter einfach ferngeblieben - "wir machen ja doch was wir wollen". Merke: Unternehmensform AG nicht automatisch gleichsetzen mit "das Unternehmen gehört nicht mehr dem Gründer". Ist sehr oft der Fall, aber eben nicht immer. Hat schließlich Gründe, warum viele mittlerweile meinen, das Zuckerbergs Macht zu groß ist. Eine "Notbremse", ihn einfach rauszuschmeissen gibt es bei ihm nicht.
/Exkurs Ende...
"Nur eine Maschine kann eine Maschine verstehen." - Alan Turing
"Wir müssen die gar nicht verstehen, die haben zu gehorchen." - Prof. Harald Lesch
Benutzeravatar
Mendoza
Beiträge: 2995
Registriert: Sa 14. Jul 2018, 06:28

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Mendoza »

Aldus hat geschrieben:(14 Jan 2021, 21:40)

Das alles gilt genau dann, wenn die Aktien des von dir geleiteten Unternehmens sich mehrheitlich nicht in deinem Privatbesitz befinden. Dann ist auch der CEO lediglich ein Angestellter, der genauso rausgeworfen werden kann, wie jeder andere auch, richtig. In gefühlt 99% aller Unternehmen ist das der Fall. Bei Microsoft und Facebook nicht. Diese Unternehmen gehören nach wie vor ihren Gründern - niemand kann sie dort rausschmeissen.

Bei Ford - zumindest zu Henry Fords Lebzeiten - war es ebenso. Den Hauptversammlungen ist er mitunter einfach ferngeblieben - "wir machen ja doch was wir wollen". Merke: Unternehmensform AG nicht automatisch gleichsetzen mit "das Unternehmen gehört nicht mehr dem Gründer". Ist sehr oft der Fall, aber eben nicht immer. Hat schließlich Gründe, warum viele mittlerweile meinen, das Zuckerbergs Macht zu groß ist. Eine "Notbremse", ihn einfach rauszuschmeissen gibt es bei ihm nicht.
/Exkurs Ende...

Die Facebook- und Microsftgründer Zuckerberg und Gates sind schon ewig keine Mehrheitsaktionäre mehr. Zuckerberg könnte also entlassen werden. MS-Gründer Bill Gates kann nicht entlassen werden. Da hast du Recht. Er ist nämlich schon seit 20 Jahren kein CEO mehr.

Sorry for O.T.
Churchill "Dem Kapitalismus wohnt ein Laster inne: Die ungleichmäßige Verteilung der Güter. Dem Sozialismus hingegen wohnt eine Tugend inne: Die gleichmäßige Verteilung des Elends."
Benutzeravatar
TheManFromDownUnder
Beiträge: 11173
Registriert: Do 8. Feb 2018, 04:54
Wohnort: Queensland Australien

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Mendoza hat geschrieben:(14 Jan 2021, 22:33)

Die Facebook- und Microsftgründer Zuckerberg und Gates sind schon ewig keine Mehrheitsaktionäre mehr. Zuckerberg könnte also entlassen werden. MS-Gründer Bill Gates kann nicht entlassen werden. Da hast du Recht. Er ist nämlich schon seit 20 Jahren kein CEO mehr.

Sorry for O.T.
Nicht richtig Zuckerberg ist immer noch majority shareholder bei Facebook.

Mark Zuckerberg (Founder and CEO) now owns 29.3 percent of Facebook’s Class A shares (NASDAQ:FB), compared to the time of the IPO, (which you can read in full here) when Zuckerberg owned 28.2% of Facebook.

This makes him Facebooks largest shareholder as well as being one of the worlds riches individuals. [No 7 in Forbes annual list of the world’s billionaires]

https://www.incomediary.com/who-owns-fa ... 20Facebook.

Bei den Facebook Class B Aktien haelt er sogar 75% der Aktien und kontrolliert 58% von Facebook's Wahlstimmen.
Support the Australian Republican Movement
Benutzeravatar
Orbiter1
Beiträge: 9111
Registriert: Fr 23. Feb 2018, 13:25

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Orbiter1 »

Das nenn ich mal dreist. Stürmer des Kapitols möchten von Trump begnadigt werden.
Benutzeravatar
Kritikaster
Beiträge: 23769
Registriert: Sa 1. Okt 2016, 00:55
user title: TROLLJÄGER
Wohnort: Unbedeutender, abgelegener Seitenarm der Milchstrasse

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Kritikaster »

Orbiter1 hat geschrieben:(16 Jan 2021, 08:28)

Das nenn ich mal dreist. Stürmer des Kapitols möchten von Trump begnadigt werden.
Das fehlte noch!

Was die Rechtsaußen inkl. WH-Schisser DT in den USA abliefern, ist eine dermaßen bittere Realsatire, die sich kein Autorenteam hätte ausdenken können.
Der am höchsten entwickelte Sinn ist der Unsinn. (Peter E. Schumacher)
Wo der Sinn aufhört, beginnt der Wahnsinn. (Erhard Horst Bellermann)
Benutzeravatar
TheManFromDownUnder
Beiträge: 11173
Registriert: Do 8. Feb 2018, 04:54
Wohnort: Queensland Australien

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Kohlhaas hat geschrieben:(14 Jan 2021, 16:52)

Ich fahre einen Ford. Der ist aber nicht in den USA gebaut worden, sondern in Indien. Die Sache mit den Freihandelszonen sollte man nicht überbewerten. Japan zum Beispiel hat sich nicht dem chinesischen Imperialismus ausgeliefert, indem es in dieser südostasiatischen Freihandelszone mitmacht. Australien auch nicht. Da geht es erstmal nur um Freihandel, nicht um die Beherrschung der Welt. Da sind auch die USA jetzt nicht außen vor. So mächtig war Trump nun auch wieder nicht.
Vergiss nicht das auch die PRC dort Mitglied ist uns als staerkste Wirtschaftsmacht in der gesamten Region auch entsprechend Einfluss hat.

China stoert sich nicht Laender wie Australien wenn sie nicht nach China's Pfeife tanzen mit Wirtschaftsboykotts zu belegen. Die PRC versteckt sich auch nicht hinter irgendwelchen Paragraphen oder Legalitaeten sondern spricht offen in dem Sprachrohr der PRC von Strafe und Vergeltung.
Support the Australian Republican Movement
Benutzeravatar
Eiskalt
Beiträge: 7230
Registriert: Mi 2. Dez 2009, 11:05
user title: SowjetParteiDeutschlands

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Eiskalt »

Fünf Tage vor dem Amtsende von Präsident Donald Trump hat die US-Regierung weitere Sanktionen gegen China, den Iran und Kuba verhängt. Mit den Sanktionen gegen sechs Vertreter Chinas reagierten die USA auf die Festnahme von 55 Demokratieaktivisten in der Sonderverwaltungszone Hongkong am 6. Januar, wie US-Außenminister Mike Pompeo mitteilte.


Die Zentralregierung in Peking zerstöre die "Freiheiten und demokratischen Prozesse" in Hongkong, kritisierte Pompeo.

https://www.n-tv.de/politik/Trump-Regie ... 95744.html

Es stimmt natürlich. Aber diese Aussage eines Lakaien, einer Person die das gleiche macht, ist zu witzig.

Man stelle sich mal vor China würde Saktionen gegen Trump und seine Familien errichten weil diese versuchen die Demokratie einzureissen:

Wäre auch Hohn aber es wäre auch korrekt.
Si vis pacem para bellum
Avete utres sumus, cod estis aere voluimus
Kohlhaas
Beiträge: 13677
Registriert: So 24. Feb 2019, 19:47

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Kohlhaas »

Kritikaster hat geschrieben:(16 Jan 2021, 08:54)

Das fehlte noch!

Was die Rechtsaußen inkl. WH-Schisser DT in den USA abliefern, ist eine dermaßen bittere Realsatire, die sich kein Autorenteam hätte ausdenken können.
Wenn Trump diese Leute begnadigen würde, dann würde er damit einen weiteren Beleg für seine Urheberschaft am Sturm auf das Kapitol liefern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das macht.
Slava Ukraini
Aldus
Beiträge: 1118
Registriert: Mo 21. Sep 2020, 07:24

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Aldus »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(15 Jan 2021, 01:23)

Nicht richtig Zuckerberg ist immer noch majority shareholder bei Facebook.

Mark Zuckerberg (Founder and CEO) now owns 29.3 percent of Facebook’s Class A shares (NASDAQ:FB), compared to the time of the IPO, (which you can read in full here) when Zuckerberg owned 28.2% of Facebook.

This makes him Facebooks largest shareholder as well as being one of the worlds riches individuals. [No 7 in Forbes annual list of the world’s billionaires]

https://www.incomediary.com/who-owns-fa ... 20Facebook.

Bei den Facebook Class B Aktien haelt er sogar 75% der Aktien und kontrolliert 58% von Facebook's Wahlstimmen.
Danke. Das über sowas überhaupt noch debattiert werden muß... ich hielt das für Allgemeinwissen. Aber okay, offensichtlich habe ich mich da getäuscht.
Kohlhaas hat geschrieben:(16 Jan 2021, 14:55)

Wenn Trump diese Leute begnadigen würde, dann würde er damit einen weiteren Beleg für seine Urheberschaft am Sturm auf das Kapitol liefern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das macht.
Die Frage wird eben sein, wie weit ihn das noch juckt - bzw. was er glaubt, dadurch noch zu verlieren, was er nicht sowieso verlieren wird. Wenn er zu der Überzeugung kommt nichts mehr zu verlieren zu haben, wird er sie begnadigen - und zwar mit einem Grinsen im Gesicht.

Nebenbei war "ich kann mir nicht vorstellen, dass er das macht" eins der Grundprobleme mit Trumps Präsidentschaft.
"Nur eine Maschine kann eine Maschine verstehen." - Alan Turing
"Wir müssen die gar nicht verstehen, die haben zu gehorchen." - Prof. Harald Lesch
Benutzeravatar
Zinnamon
Beiträge: 2336
Registriert: Di 16. Jul 2013, 08:03

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Zinnamon »

Aldus hat geschrieben:(16 Jan 2021, 19:17)

(..)

Nebenbei war "ich kann mir nicht vorstellen, dass er das macht" eins der Grundprobleme mit Trumps Präsidentschaft.
Trumps Vita, Einstellungen und diverse Auffälligkeiten im Sozialverhalten waren bereits vor dem ersten Wahlkampf offensichtlich. Dafür war er bekannt und bei seinen Wählern auch beliebt.Die Reps wussten genau an wen sie sich verkaufen. Für die Mehrheit diese Leute verliefen die letzten Jahre so, dass sie unbedingt Nachschlag wollen.


Noch hält die Bedrohungslage an..
Wenige Tage vor der Amtseinführung des künftigen US-Präsidenten Joe Biden ist in der Hauptstadt Washington ein bewaffneter Verdächtiger durch die Capitol Police festgenommen worden. Der Mann aus dem Bundesstaat Virginia habe am Freitagabend einen unweit des US-Kapitols errichteten Kontrollpunkt der Polizei angefahren, wie aus einem Polizeibericht hervorgeht, der den Nachrichtenagenturen dpa und AFP vorliegt. Demnach hatte er eine geladene Pistole und 500 Schuss Munition bei sich. Zudem stellte die Polizei Schrot-Munition sicher. Die Festnahme sei unter anderem erfolgt, weil weder die Schusswaffe noch die Munition registriert war.

Der Nachrichtensender CNN berichtete, der Mann habe eine gefälschte Zugangsberechtigung für die Vereidigungszeremonie vorgezeigt, die an diesem Mittwoch stattfinden soll. Mit dieser habe er versucht, sich Zugang zu der Sicherheitszone rund um den Kongresssitz zu verschaffen.(..)
https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... ac747f38d6
Aldus
Beiträge: 1118
Registriert: Mo 21. Sep 2020, 07:24

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Aldus »

Zinnamon hat geschrieben:(16 Jan 2021, 23:39)
Noch hält die Bedrohungslage an..


https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... ac747f38d6
Wird auch so bleiben, bis die Kiste durch ist. Man kann nur hoffen, das da auch weiterhin wirklich kontrolliert wird - und nicht im entscheidenden Moment zuviele Leute einfach mal wegsehen. Das Verhalten so mancher Cops, die eigentlich das Kapitol hätten schützen sollten, war ja schließlich auch auffällig.

Preisfrage, die sich mir bei den Bildern tausender, bewaffneter Nationalgardisten, die jetzt teilweise in den Gängen des Kapitols campieren aufgedrängt hat: Wer befehligt die eigentlich? Und aus welchen Staaten kommen die? Ich nehme an, vor allem die direkt an Washington angrenzenden?
"Nur eine Maschine kann eine Maschine verstehen." - Alan Turing
"Wir müssen die gar nicht verstehen, die haben zu gehorchen." - Prof. Harald Lesch
Stein1444
Beiträge: 919
Registriert: Do 22. Jun 2017, 11:32

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Stein1444 »

Ne das dürfte direkt die Natinalgarde Washington DC sein. Befelshaber Trump bis Vereidigung danach Biden. Aber grade Washington ist so eine Demokratische Hochburg das ich die Natinalgarde dort als sehr Demokratisch einschätze.
Bernd Höcke :D

Ich habe eine Isolierte Rechtschreibschwäche. Ich gebe mein bestes keine Fehler zu machen.

Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber niemand hat das Recht auf eigene Fakten
PeterK
Beiträge: 14059
Registriert: Di 31. Mai 2016, 11:06

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von PeterK »

Stein1444 hat geschrieben:(17 Jan 2021, 11:10)
Ne das dürfte direkt die Natinalgarde Washington DC sein.
Wohl kaum.
Stein1444
Beiträge: 919
Registriert: Do 22. Jun 2017, 11:32

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Stein1444 »

PeterK hat geschrieben:(17 Jan 2021, 11:36)

Wohl kaum.
Warum net? Ich würde er sagen andersherum wohl kaum.
Bernd Höcke :D

Ich habe eine Isolierte Rechtschreibschwäche. Ich gebe mein bestes keine Fehler zu machen.

Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber niemand hat das Recht auf eigene Fakten
PeterK
Beiträge: 14059
Registriert: Di 31. Mai 2016, 11:06

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von PeterK »

Stein1444 hat geschrieben:(17 Jan 2021, 11:42)
Warum net? Ich würde er sagen andersherum wohl kaum.
D.C. hat lediglich ca 2.500 Nationalgardisten (deren Commander in Chief tatsächlich der Präsident ist). Bei allen anderen ist der Oberbefehlshaber der jeweilige Gouverneur.

... außer bei Einsätzen auf Bundesebene.

Edit: Es bleibt also interessant.
Stein1444
Beiträge: 919
Registriert: Do 22. Jun 2017, 11:32

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Stein1444 »

PeterK hat geschrieben:(17 Jan 2021, 11:46)

D.C. hat lediglich ca 2.500 Nationalgardisten (deren Commander in Chief tatsächlich der Präsident ist). Bei allen anderen ist der Oberbefehlshaber der jeweilige Gouverneur.

... außer bei Einsätzen auf Bundesebene.
Stimmt habe mich etwas verschätzt was die Größe angeht sowohl der anwesenden als auch der Washington National Garde.

Du hast recht wobei ich mir nicht sicher bin ob der Einsatz in DC als bundesterritorium nicht als Einsatz auf Bundesebene gilt aber da gebe ich keine Prognose ab.
Bernd Höcke :D

Ich habe eine Isolierte Rechtschreibschwäche. Ich gebe mein bestes keine Fehler zu machen.

Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber niemand hat das Recht auf eigene Fakten
PeterK
Beiträge: 14059
Registriert: Di 31. Mai 2016, 11:06

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von PeterK »

Stein1444 hat geschrieben:(17 Jan 2021, 11:52)
Du hast recht wobei ich mir nicht sicher bin ob der Einsatz in DC als bundesterritorium nicht als Einsatz auf Bundesebene gilt aber da gebe ich keine Prognose ab.
Dito. Ich hoffe sehr, dass die ganze Nummer friedlich abläuft - und das Impeachment diesmal erfolgreich (in Bezug auf den Ausschluss von politischen Ämtern) sein wird.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von schokoschendrezki »

Zinnamon hat geschrieben:(16 Jan 2021, 23:39)

Trumps Vita, Einstellungen und diverse Auffälligkeiten im Sozialverhalten waren bereits vor dem ersten Wahlkampf offensichtlich. Dafür war er bekannt und bei seinen Wählern auch beliebt.Die Reps wussten genau an wen sie sich verkaufen. Für die Mehrheit diese Leute verliefen die letzten Jahre so, dass sie unbedingt Nachschlag wollen.


Noch hält die Bedrohungslage an..


https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... ac747f38d6
Es gibt zwei Paradoxien bezüglich USA und Trump, die ich zwar nach wie vor nicht kapiere, die mir aber inzwischen so oft von Experten erläutert wurden, dass ich sie wohl als Wahrheiten akzeptieren muss:

1. Die politischen Entwicklungen in den USA (wie auch übrigens in Brasilien) laufen im Kern auf eine Wohlstandsumverteilung von unten nach oben hinaus. Und dennoch wird Trump (wie auch Bolsonaro) gerade auch von Menschen mit unterdurchschnittlichen Einkommen gewählt. Ich kann mir das nur erklären mit dem Phänomen "abstiegsgefährdete Mittelschicht".

2. Die evangelisch, lutherisch, reformiert, evangelikal geprägte Kultur. Und hier insbesondere die Prädestinationslehre. An sich sei es vorherbestimmt, ob jemand in den Himmel oder in die Hölle kommt. Die Gottesauserwähltheit ist mit keinen Mitteln zu erkaufen oder sonstwie zu verdienen. Und dennoch oder gerade deshalb seien Beweise der Gotteserwähltheit so wichtig. Und seien Kompromisse, Aushandlungen, Verständigungen so schlecht angesehen. Nur ein "Sieg" gilt als ein Beweis der Gottesauserwähltheit. Man muss auch keineswegs gottesfürchtig leben. Man kann Geschäfte machen und wenns beliebt anderen Frauen "in den Schritt fassen". Der Sieg ist der Beweis der Gottesauserwähltheit. Auch militärische Auseinandersetzung werden nicht geführt, um einen Zustand der Stabilität herbeizuführen, sondern um einen Sieg zu erringen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Kohlhaas
Beiträge: 13677
Registriert: So 24. Feb 2019, 19:47

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Kohlhaas »

Aldus hat geschrieben:(16 Jan 2021, 19:17)Die Frage wird eben sein, wie weit ihn das noch juckt - bzw. was er glaubt, dadurch noch zu verlieren, was er nicht sowieso verlieren wird. Wenn er zu der Überzeugung kommt nichts mehr zu verlieren zu haben, wird er sie begnadigen - und zwar mit einem Grinsen im Gesicht.

Nebenbei war "ich kann mir nicht vorstellen, dass er das macht" eins der Grundprobleme mit Trumps Präsidentschaft.
Na, diesem Irren ist sowieso alles zuzutrauen. Der ist ja bisher vor fast nichts zurückgeschreckt. Ich denke nur, dass das neue Impeachment ihm gewisse Grenzen aufzeigt. Der Typ ist nicht allmächtig. Von mir aus darf er gern die Idioten begnadigen, die das Kapitol stürmen wollten. Dann wird ihn allerdings die große Mehrzahl der Amerikaner hassen. Und dann wird ein Gericht es nach dem 20. Januar für umso plausibler halten, dass Trump zum Sturm auf das Kapitol aufgerufen hat. Dann wandert er eben in den Knast, wo er hingehört.

Ich glaube übrigens nicht, dass Trump im Moment noch Grund zum Grinsen sieht. Ich glaube, dass er sich nach einem Ort im Ausland umschaut, an dem er vor der Amtsübergabe sein kann, ohne eine Auslieferung befürchten zu müssen.
Slava Ukraini
olli
Beiträge: 2408
Registriert: Mo 11. Jan 2021, 17:57

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von olli »

Kohlhaas hat geschrieben: Ich glaube übrigens nicht, dass Trump im Moment noch Grund zum Grinsen sieht. Ich glaube, dass er sich nach einem Ort im Ausland umschaut, an dem er vor der Amtsübergabe sein kann, ohne eine Auslieferung befürchten zu müssen.
Kuba oder Mexico wären Optionen :D Aktuell haben ihm seine Hausbanken (nicht nur die Deutsche Bank) alle Kreditlinien gestrichen. Die Spatzen pfeiffen es schon von den Dächern das er in New York wegen seiner damaligen Insolvenz und der dubiosen Bankkredite vor Gericht angeklagt wird. Der hat ganz andere Probleme als ein Impeachment-Verfahren. Seine Immunität als Präsident konnte das Verfahren zwar bis jetzt verhindern aber nicht aufhalten.
PeterK
Beiträge: 14059
Registriert: Di 31. Mai 2016, 11:06

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von PeterK »

Kohlhaas hat geschrieben:(17 Jan 2021, 15:30)
Ich glaube, dass er sich nach einem Ort im Ausland umschaut, an dem er vor der Amtsübergabe sein kann, ohne eine Auslieferung befürchten zu müssen.
Das würde mich sehr überraschen. Aber man weiß ja nie. Vielleicht bietet ihm ja jemand genug Geld für US-amerikanische Staatsgeheimnisse. Außerdem hat er immer noch drei Tage um Unheil anzurichten.

Ernsthaft: Er wird wohl versuchen, sich weiter "durchzulügen". Das hat ja relativ lange funktioniert.
Kohlhaas
Beiträge: 13677
Registriert: So 24. Feb 2019, 19:47

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Kohlhaas »

olli hat geschrieben:(17 Jan 2021, 15:40)

Kuba oder Mexico wären Optionen :D Aktuell haben ihm seine Hausbanken (nicht nur die Deutsche Bank) alle Kreditlinien gestrichen. Die Spatzen pfeiffen es schon von den Dächern das er in New York wegen seiner damaligen Insolvenz und der dubiosen Bankkredite vor Gericht angeklagt wird. Der hat ganz andere Probleme als ein Impeachment-Verfahren. Seine Immunität als Präsident konnte das Verfahren zwar bis jetzt verhindern aber nicht aufhalten.
Mit seinen Dutzenden Klagen gegen den angeblichen Wahlbetrug hat Trump hunderte von Millionen Dollar an "Spenden" einkassiert. Nach allem, was man weiß, sind davon nur höchstens 25 Prozent für die Finanzierung der Gerichtsverfahren ausgegeben worden. Ich würde jede Wette eingehen, dass Trump den Rest der Einnahmen nicht auf Konten eingezahlt hat, die in den USA möglicherweise "pfändbar" wären. Donald hat sein Schäfchen im Trockenen. Der wird bis an sein Lebensende über Millionen-Rücklagen verfügen. Die Frage ist nur, ob er den Rest seines Lebens im Knast verbringt, oder in einem Land, das nicht ausliefert. Mexiko und Venezuela kommen als "Zufluchtsorte" eher nicht in Betracht. Kuba auch nicht. China? Eher nicht. Auf Anhieb fällt mir nur Russland ein. Damit wäre dann halbwegs bewiesen, dass Russland es geschafft hat, einen Agenten zum Präsidenten der USA zu machen.
Slava Ukraini
olli
Beiträge: 2408
Registriert: Mo 11. Jan 2021, 17:57

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von olli »

:D
Trump verweigert Rudy Giuliani sein versprochenes Honorar :D 20 000 US-$ hatte er ihm pro Tag (!) als Honorar versprochen, jetzt wird er das wohl auch einklagen müssen. Trump beweist auf's neue das man mit ihm keine Geschäfte machen darf. Egal ob Handwerker oder Rechtsanwalt, er leimt sie alle.
PeterK
Beiträge: 14059
Registriert: Di 31. Mai 2016, 11:06

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von PeterK »

olli hat geschrieben:(17 Jan 2021, 17:15)
:D
Trump verweigert Rudy Giuliani sein versprochenes Honorar :D 20 000 US-$ hatte er ihm pro Tag (!) als Honorar versprochen, jetzt wird er das wohl auch einklagen müssen. Trump beweist auf's neue das man mit ihm keine Geschäfte machen darf. Egal ob Handwerker oder Rechtsanwalt, er leimt sie alle.
Es scheint sich eine Art "Begnadiguns-Markt" zu entwickeln:
WASHINGTON — As President Trump prepares to leave office in days, a lucrative market for pardons is coming to a head, with some of his allies collecting fees from wealthy felons or their associates to push the White House for clemency, according to documents and interviews with more than three dozen lobbyists and lawyers.
https://www.nytimes.com/2021/01/17/us/p ... rdons.html

Man kann also offenbar doch Geschäfte mit "Trump and allies" machen (wenn man der Zahlende ist)
Zuletzt geändert von PeterK am So 17. Jan 2021, 17:25, insgesamt 1-mal geändert.
olli
Beiträge: 2408
Registriert: Mo 11. Jan 2021, 17:57

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von olli »

Trump ist durch und durch ein Kleptokrat. Bei ihm verwundert gar nichts mehr. Wenn er am 20. Januar weg ist wird die ganze Welt sicher kurz durchatmen. Es ist unglaublich wie Trump die Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit in den 4 Jahren komplett zerstört hat. Immerhin die Umzugsfirmen sind aktuell dabei das Weiße Haus zu räumen. Mich würde nicht wundern wenn Trump da auch noch das silberne Besteck mitgehen lässt.
PeterK
Beiträge: 14059
Registriert: Di 31. Mai 2016, 11:06

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von PeterK »

olli hat geschrieben:(17 Jan 2021, 17:25)
Bei ihm verwundert gar nichts mehr.
Ja, und das ist wirklich ein Problem, das vermutlich andauern wird, weil er die "Grenzen" verschoben hat.
olli
Beiträge: 2408
Registriert: Mo 11. Jan 2021, 17:57

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von olli »

@PeterK
in der Tat das wird wohl die Konsequenz sein. Politische Verantwortung ist ein Fremdwort geworden und nicht nur in den USA. Man muss sich nur Scheuer hier in Deutschland anschauen. Früher hätte man solchen Leuten 1-2 Tage gegeben damit sie selbst zurücktreten, heute werden sie aus ideologischer Sturheit auf Biegen und Brechen im Amt gehalten. Für mich ist es deshalb auch viel schlimmer das die Republikaner in den USA allles, aber wirklich alles durchgehen lassen ohne die Reissleine zu ziehen. Dieses Wegknicken vor Trump war das wirklich Furchtbare.
Kohlhaas
Beiträge: 13677
Registriert: So 24. Feb 2019, 19:47

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Kohlhaas »

olli hat geschrieben:(17 Jan 2021, 17:15)

:D
Trump verweigert Rudy Giuliani sein versprochenes Honorar :D 20 000 US-$ hatte er ihm pro Tag (!) als Honorar versprochen, jetzt wird er das wohl auch einklagen müssen. Trump beweist auf's neue das man mit ihm keine Geschäfte machen darf. Egal ob Handwerker oder Rechtsanwalt, er leimt sie alle.
Giuliani hat versagt. Ist doch nur gerecht, wenn ein Anwalt nicht bezahlt wird, wenn er den "Auftrag" nicht erledigt hat. Ich finde das total geil und bin gespannt, wie Trump und Giuliani sich in den nächsten Wochen miteinander befassen werden. Wenn ich Trump wäre, würde ich die Schnauze halten und bezahlen. Mein Gott, was dieser Giuliani alles ausplaudern könnte...
Slava Ukraini
Benutzeravatar
sünnerklaas
Beiträge: 19814
Registriert: Do 10. Aug 2017, 15:41

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von sünnerklaas »

olli hat geschrieben:(17 Jan 2021, 17:25)

Mich würde nicht wundern wenn Trump da auch noch das silberne Besteck mitgehen lässt.
Scheint kein Witz zu sein - da wird anscheinend tatsächlich geplündert...
olli
Beiträge: 2408
Registriert: Mo 11. Jan 2021, 17:57

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von olli »

sünnerklaas hat geschrieben:(17 Jan 2021, 17:44)

Scheint kein Witz zu sein - da wird anscheinend tatsächlich geplündert...
Der hat echt keine Hemmungen :? Auf CNN und MSNBC haben sie ja schon berichtet das er wohl diverse Statuen eingepackt hat die ihm nicht gehören. Da wird wohl eine Komplettrenovierung fällig wenn der aus dem Haus ist.
Aldus
Beiträge: 1118
Registriert: Mo 21. Sep 2020, 07:24

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Aldus »

olli hat geschrieben:(17 Jan 2021, 17:55)
Da wird wohl eine Komplettrenovierung fällig wenn der aus dem Haus ist.
Wozu? Wir haben jetzt höchstens vier Jahre Biden - wenn der solange gesundheitlich durchhält, bzw. nicht doch trotz aller Vorsichtsmaßnahmen "akuter Fremdeinwirkung" zum Opfer fällt.

Und in spätestens vier Jahren wird dann der nächste Verrückte (wir hatten George W. Bush, dann Trump...) von der US-Bevölkerung ins weiße Haus gewählt. Und alles geht von vorne los.

Ich mache mir da mittlerweile wirklich keine Illusionen mehr.
"Nur eine Maschine kann eine Maschine verstehen." - Alan Turing
"Wir müssen die gar nicht verstehen, die haben zu gehorchen." - Prof. Harald Lesch
Stein1444
Beiträge: 919
Registriert: Do 22. Jun 2017, 11:32

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Stein1444 »

Aldus hat geschrieben:(18 Jan 2021, 00:40)

Wozu? Wir haben jetzt höchstens vier Jahre Biden - wenn der solange gesundheitlich durchhält, bzw. nicht doch trotz aller Vorsichtsmaßnahmen "akuter Fremdeinwirkung" zum Opfer fällt.

Und in spätestens vier Jahren wird dann der nächste Verrückte (wir hatten George W. Bush, dann Trump...) von der US-Bevölkerung ins weiße Haus gewählt. Und alles geht von vorne los.

Ich mache mir da mittlerweile wirklich keine Illusionen mehr.

Kommt drauf an ob eine eine Wiederwahl gibt oder Neuwahl. Bei Neuwahl ist dein Szenario wahrscheinlicher bei ner Wiederwahl weniger da verlieren die Demokraten fasst nie. (In den letzten 100 Jahren nur Carter aber der wurde nur wegen Nixon gewählt.)
Bernd Höcke :D

Ich habe eine Isolierte Rechtschreibschwäche. Ich gebe mein bestes keine Fehler zu machen.

Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber niemand hat das Recht auf eigene Fakten
Benutzeravatar
Zinnamon
Beiträge: 2336
Registriert: Di 16. Jul 2013, 08:03

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Zinnamon »

Aldus hat geschrieben:(17 Jan 2021, 06:26)

Wird auch so bleiben, bis die Kiste durch ist. Man kann nur hoffen, das da auch weiterhin wirklich kontrolliert wird - und nicht im entscheidenden Moment zuviele Leute einfach mal wegsehen. Das Verhalten so mancher Cops, die eigentlich das Kapitol hätten schützen sollten, war ja schließlich auch auffällig.

Preisfrage, die sich mir bei den Bildern tausender, bewaffneter Nationalgardisten, die jetzt teilweise in den Gängen des Kapitols campieren aufgedrängt hat: Wer befehligt die eigentlich? Und aus welchen Staaten kommen die? Ich nehme an, vor allem die direkt an Washington angrenzenden?
Das sind gute Fragen, von denen zumindest die letztere von den hier im Subforum anwesenden USA Kennern sicherlich aus dem ff beantwortet werden könnte, um Laien wie uns eine akribische Recherche zu ersparen.. .

Dieses Bild, auf dem es wirkte als ob ein Sicherheitsmann dem wütenden Mob das Gatter öffnete.. . Die Selfies innerhalb des Kapitols, die Demonstranten mit Sicherheitspersonal zeigen.. . Die Unterbesetzung der Sicherheitskräfte allgemein, nachdem speziell zu diesem Anlass breitspurig auf diversen Plattformen über Wochen aufgerufen wurde, oft verbrämt mit gewaltaffinem Vokabular.

Und Last but not least die Frage, ob die jahrelange Hetze und Aufwigelei von QAnon gegen die Demokraten im allgemeinen und spezielle Personen unter ihnen im Besonderen, tatsächlich noch unter Meinungsfreiheit läuft. Falls ja, ist es wohlmöglich juristisch egal, wer da die Auftraggeber sind. Wem die breit angelegte Desinformationskampagne, die während des vorletzten Wahlkampfs um das Präsidentenamt initiiert wurde nützt steht ja ausser Frage.. .

Überraschender Weise beginnt nun auch Telegram Kanäle zu löschen, die Desinformation mit gewaltfreundlicher Mobilisierung verbinden zu löschen. Übrigens mit dem Hinweis, dass dies nicht den Regeln der Plattform entspräche. Nur dass das halt bis jetzt völlig egal war, und in keinster Weise sanktioniert wurde.
Benutzeravatar
Zinnamon
Beiträge: 2336
Registriert: Di 16. Jul 2013, 08:03

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von Zinnamon »

schokoschendrezki hat geschrieben:(17 Jan 2021, 12:55)

Es gibt zwei Paradoxien bezüglich USA und Trump, die ich zwar nach wie vor nicht kapiere, die mir aber inzwischen so oft von Experten erläutert wurden, dass ich sie wohl als Wahrheiten akzeptieren muss:

1. Die politischen Entwicklungen in den USA (wie auch übrigens in Brasilien) laufen im Kern auf eine Wohlstandsumverteilung von unten nach oben hinaus. Und dennoch wird Trump (wie auch Bolsonaro) gerade auch von Menschen mit unterdurchschnittlichen Einkommen gewählt. Ich kann mir das nur erklären mit dem Phänomen "abstiegsgefährdete Mittelschicht".]
Ja, da sind zum einen die Angehörigen der Wirtschaftselite, bei denen es selbsterklärend ist, was sie an Trump finden, ..der von dir erwähnte abstiegsgefährdete Mittelstand, und der noch weiter abgehängte Prekariatsbürger. Diesen Gruppen ist gemeinsam, dass sie im steigenden Ausmass Polarisation eher suchen als meiden. Vielleicht ist das der Schlüssel.
Im Rahmen einer Doku, in der es auch um den widersprüchlich grossen Anteil an Latinos und Schwarzen ging, die in einigen Staaten Trump wählten, und die ich mal zum Mittelstand zählen würde, war die Antwort überraschend einfach: weil er die Steuern senkt. Der Rest ist egal.

Dieses Anstreben von Polarisierung ist mE weltweit im Steigen und hat zu diversen politischen Verwerfungen geführt. Es ist klar, dass das Heilmittel dagegen ein erneutes Zusammenwachsen, den fairen und demokratischen Umgang miteinander beinhalten muss.
Und doch kann ich diesen Hang zum Auseinanderdriften bestens nachvollziehen. Weil die Unterschiede, die Realitäten, das Wertesysteme, in denen man sich bewegt, so weit von einander weg bewegen, die Grenzen überschreiten, dass ein Gefühl der Unvereinbarkeit, der Zerrüttung förmlich greifbar ist und die Geduld, der gute Wille, die es braucht, um einen wahrhaften Dialog zu führen, spürbar abnimmt.
2. Die evangelisch, lutherisch, reformiert, evangelikal geprägte Kultur. Und hier insbesondere die Prädestinationslehre. An sich sei es vorherbestimmt, ob jemand in den Himmel oder in die Hölle kommt. Die Gottesauserwähltheit ist mit keinen Mitteln zu erkaufen oder sonstwie zu verdienen. Und dennoch oder gerade deshalb seien Beweise der Gotteserwähltheit so wichtig. Und seien Kompromisse, Aushandlungen, Verständigungen so schlecht angesehen. Nur ein "Sieg" gilt als ein Beweis der Gottesauserwähltheit. Man muss auch keineswegs gottesfürchtig leben. Man kann Geschäfte machen und wenns beliebt anderen Frauen "in den Schritt fassen". Der Sieg ist der Beweis der Gottesauserwähltheit. Auch militärische Auseinandersetzung werden nicht geführt, um einen Zustand der Stabilität herbeizuführen, sondern um einen Sieg zu erringen.
Gegen den starken Glauben ist kein Kraut gewachsen und jegliches Argument, jeder Anspruch auf Nachvollziehbarkeit oder Konsistenz von Zusammenhängen und Folgerichtigkeiten nur Schall und Rauch in den Augen der Auserwählten. Auch das verkleinert den Diskussionspielraum ungemein.
Benutzeravatar
TheManFromDownUnder
Beiträge: 11173
Registriert: Do 8. Feb 2018, 04:54
Wohnort: Queensland Australien

Re: US-Präsidentschaftswahl 2020

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Zinnamon hat geschrieben:(18 Jan 2021, 06:30)

Das sind gute Fragen, von denen zumindest die letztere von den hier im Subforum anwesenden USA Kennern sicherlich aus dem ff beantwortet werden könnte, um Laien wie uns eine akribische Recherche zu ersparen.. .

Dieses Bild, auf dem es wirkte als ob ein Sicherheitsmann dem wütenden Mob das Gatter öffnete.. . Die Selfies innerhalb des Kapitols, die Demonstranten mit Sicherheitspersonal zeigen.. . Die Unterbesetzung der Sicherheitskräfte allgemein, nachdem speziell zu diesem Anlass breitspurig auf diversen Plattformen über Wochen aufgerufen wurde, oft verbrämt mit gewaltaffinem Vokabular.

Und Last but not least die Frage, ob die jahrelange Hetze und Aufwigelei von QAnon gegen die Demokraten im allgemeinen und spezielle Personen unter ihnen im Besonderen, tatsächlich noch unter Meinungsfreiheit läuft. Falls ja, ist es wohlmöglich juristisch egal, wer da die Auftraggeber sind. Wem die breit angelegte Desinformationskampagne, die während des vorletzten Wahlkampfs um das Präsidentenamt initiiert wurde nützt steht ja ausser Frage.. .

Überraschender Weise beginnt nun auch Telegram Kanäle zu löschen, die Desinformation mit gewaltfreundlicher Mobilisierung verbinden zu löschen. Übrigens mit dem Hinweis, dass dies nicht den Regeln der Plattform entspräche. Nur dass das halt bis jetzt völlig egal war, und in keinster Weise sanktioniert wurde.
Man kann Schlimmes befuerchten.

Das ist scary!

https://www.news.com.au/world/north-ame ... 3bc763fbf7
Support the Australian Republican Movement
Antworten