amerikanische demokratie

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Fazer
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Fazer »

Charles hat geschrieben:(11 Nov 2016, 00:14)

In Deutschland gibt es doch bei Bundestagswahlen die Erst- und Zweitstimme.

Bei der Erststimme gilt das Mehrheitswahlrecht. Der Kandidat mit den meisten Stmmen im Wahlkreis erhält das Mandat, alle anderen gehen leer aus. Winner takes all.

Bei der Zweistimme gibt es wie gesagt die Sperrklausel. Bei der letzten Bundestagswahl sind praktisch 16% aller abgegebenen Zweitstimmen im Mülleimer gelandet. Jeder 6. Zweitstimmenwähler wird im Parlament nicht repräsentiert.
Du scheinst unser Wahlrecht nicht gut zu kennen. Die durch die Erststimme gewonnenen Sitze werden auf die Anzahl der Sitze verrechnet, die einer Partei auf Basis des Verhältniswahlrechts zustehen. Bis vor einer Weile gab es noch nicht ausgeglichene Überhangmandate, das ist jetzt aber anders.

Und ja: die Sperrklausel sorgt dafür, dass Stimmen nicht gezählt werden. DAs ist erforderlich um halbwegs funktionierende Parlamente zu bekommen, die Erfahrungen der Weimarer Zeit sind bekannt. Wie ich insoweit schon sagte: sowohl unser Verhältniswahlrecht mit Sperrklausel als auch ein Mehrheitswahlrecht sind funktionierende demokratische Systeme.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Wildermuth »

Charles hat geschrieben:(11 Nov 2016, 00:14)

In Deutschland gibt es doch bei Bundestagswahlen die Erst- und Zweitstimme.

Bei der Erststimme gilt das Mehrheitswahlrecht. Der Kandidat mit den meisten Stmmen im Wahlkreis erhält das Mandat, alle anderen gehen leer aus. Winner takes all.

Bei der Zweistimme gibt es wie gesagt die Sperrklausel. Bei der letzten Bundestagswahl sind praktisch 16% aller abgegebenen Zweitstimmen im Mülleimer gelandet. Jeder 6. Zweitstimmenwähler wird im Parlament nicht repräsentiert.
Deshalb ja die kombination aus mehrheits- und verhältniswahlrecht. Wieviele stimmen gehen bei der wahlmänner geschichte verloren?

Du hast die möglichkeit eine person zu wählen, selbst wenn dessen partei keine chance hat und eine partei, mit der zweitstimme, die den wählerwillen besser abbildet.

Was wilsst du mehr? Mehr macht für parteien?
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Fazer »

Wildermuth hat geschrieben:(11 Nov 2016, 00:22)

Deshalb ja die kombination aus mehrheits- und verhältniswahlrecht. Wieviele stimmen gehen bei der wahlmänner geschichte verloren?

Du hast die möglichkeit eine person zu wählen, selbst wenn dessen partei keine chance hat und eine partei, mit der zweitstimme, die den wählerwillen besser abbildet.

Was wilsst du mehr? Mehr macht für parteien?
Neben dem Punkt.

Charles hat korrekt darauf hingewiesen, dass bei der letzten BT Wahl aufgrund der Sperrklausel ca. 15% der Zweitstimmen effektiv nicht gezählt wurden. Die CDU/CSU hätte mit weniger als 42% der Stimmen fast eine abolute Mehrheit erreicht.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Charles »

Fazer hat geschrieben:(11 Nov 2016, 00:21)
Du scheinst unser Wahlrecht nicht gut zu kennen. Die durch die Erststimme gewonnenen Sitze werden auf die Anzahl der Sitze verrechnet, die einer Partei auf Basis des Verhältniswahlrechts zustehen.
Und wo habe ich etwas anderes behauptet?

Bei der Erststimme gilt immer das Mehrheitswahlrecht. Wenn im Wahlkreis X der Kandidat A 30%, Kandidat B 25%, Kandidat C 20%, Kandidat D 15% und Kandidat E 10% erhält, dann bekommt Kandidat A das Mandat, obwohl 70% der Wähler ihn nicht gewählt haben. Alle anderen Kandidaten gehen komplett leer aus. Winner takes all.

Bei der Zweitstimme könnte es theoretisch so sein, dass die Mehrheit der Stimmen sich auf viele kleine Parteien mit jeweils 4,x% entfallen und im Parlament dann nur noch eine Minderheit der Wähler überhaupt vertreten sind. Ist zwar bisher noch nicht vorgekommen, aber möglich ist das in einem Verhältniswahlrecht mit Sperrklauseln.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von frems »

Firlefanzdetektor hat geschrieben:(10 Nov 2016, 21:40)

Weil das gewünschte Ergebnis eintrat?
Das ist bei Teilzeitdemokraten ja meistens so. Nicht der demokratietheoretische Prozess ist ihr Maßstab, sondern der Ausgang des Ergebnisses. Sieht man ganz gut auf nationaler Ebene. Bei den Parlamentswahlen in Großbritannien spuckten die Leute Gift und Galle, weil UKIP prozentual weniger Sitze als Stimmen erhielt. Bei der unverbindlichen Volksbefragung zum Brexit, trotz seiner kritikwürdigen Vorgeschichte, jubeln sie und schreien "Demokratie, Demokratie!", so wie Erdogans Anhänger, wenn Tausende Wissenschaftler über Nacht gefeuert werden und Erdogan "Das ist Demokratie" sagt. Da kann man einen Pegida-affinen Menschen, der ein Verbot von Moscheen fordert, mal fragen, wie er zu einem Pegida-Verbot per Volksentscheid stünde. Auf einmal fallen einem ein, dass es ja Grundrechte, Minderheitenschutz etc. gibt.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Teeernte »

frems hat geschrieben:(11 Nov 2016, 00:45)
....mal fragen, wie er zu einem Pegida-Verbot per Volksentscheid stünde.
....wenn gleichzeitig für das Verbot der anderen Parteien einzeln gestimmt werden kann...... :D :D :D sollte man über Deinen Vorschlag nachdenken.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von frems »

Teeernte hat geschrieben:(11 Nov 2016, 01:01)

....wenn gleichzeitig für das Verbot der anderen Parteien einzeln gestimmt werden kann...... :D :D :D sollte man über Deinen Vorschlag nachdenken.
Ist nicht meine Idee. Nur die Feststellung, dass es den Teilzeitdemokraten halt nur ums Ergebnis geht. "Demokratie" interessiert sie nur, wenn sie glauben, eine Mehrheit auf Kosten einer Minderheit in einem Einzelfall zu kriegen. Sehen sie sich selbst als Minderheit, hassen sie nichts mehr als den "Mainstream". Solange das so ist, seh ich auch schwarz für Volksentscheide in Deutschland auf Bundesebene. Da mangelt es an politischer Bildung und demokratischer Reife. Aber das ist ja hier auch nicht das Thema.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Cat with a whip »

Charles hat geschrieben:(11 Nov 2016, 00:39)

Und wo habe ich etwas anderes behauptet?

Bei der Erststimme gilt immer das Mehrheitswahlrecht. Wenn im Wahlkreis X der Kandidat A 30%, Kandidat B 25%, Kandidat C 20%, Kandidat D 15% und Kandidat E 10% erhält, dann bekommt Kandidat A das Mandat, obwohl 70% der Wähler ihn nicht gewählt haben. Alle anderen Kandidaten gehen komplett leer aus. Winner takes all.

Bei der Zweitstimme könnte es theoretisch so sein, dass die Mehrheit der Stimmen sich auf viele kleine Parteien mit jeweils 4,x% entfallen und im Parlament dann nur noch eine Minderheit der Wähler überhaupt vertreten sind. Ist zwar bisher noch nicht vorgekommen, aber möglich ist das in einem Verhältniswahlrecht mit Sperrklauseln.
Geht auch beim Mehrheitswahlrecht, da kann man sich seine Bedingungen auch so modellieren, dass fast gar keine Wähler im Parlament vertreten sind. Egal, kein System ist perfekt.

Letztendlich gehts in dem Thread ja auch nur darum mit Haarspaltereien das politische System der USA zur Scheindemokratie abzuwerten. Das ist schon mehr als klar geworden.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Fazer »

Charles hat geschrieben:(11 Nov 2016, 00:39)

Und wo habe ich etwas anderes behauptet?

Bei der Erststimme gilt immer das Mehrheitswahlrecht. Wenn im Wahlkreis X der Kandidat A 30%, Kandidat B 25%, Kandidat C 20%, Kandidat D 15% und Kandidat E 10% erhält, dann bekommt Kandidat A das Mandat, obwohl 70% der Wähler ihn nicht gewählt haben. Alle anderen Kandidaten gehen komplett leer aus. Winner takes all.

Bei der Zweitstimme könnte es theoretisch so sein, dass die Mehrheit der Stimmen sich auf viele kleine Parteien mit jeweils 4,x% entfallen und im Parlament dann nur noch eine Minderheit der Wähler überhaupt vertreten sind. Ist zwar bisher noch nicht vorgekommen, aber möglich ist das in einem Verhältniswahlrecht mit Sperrklauseln.
Ich bin mir dennoch nicht sicher ob du das so richtig verstehst. Denn im Gegensatz zum echten Mehrheitswahlrecht z.B. in GB werden eben die Direktmandate über die Listen ausgeglichen. Die Direktkandidaten sind auch auf den Listen vertreten. Ein Winner takes it All ist das gerade nicht, weil die Parteien dadurch nicht bevorteilt werden, dass eben wie bei Clinton/Trump eine Partei mehr Stimmen als die andere hätte, aber weniger Mandate im BT kommt nicht vor.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Teeernte »

frems hat geschrieben:(11 Nov 2016, 01:10)

Ist nicht meine Idee. Nur die Feststellung, dass es den Teilzeitdemokraten halt nur ums Ergebnis geht. "Demokratie" interessiert sie nur, wenn sie glauben, eine Mehrheit auf Kosten einer Minderheit in einem Einzelfall zu kriegen. Sehen sie sich selbst als Minderheit, hassen sie nichts mehr als den "Mainstream". Solange das so ist, seh ich auch schwarz für Volksentscheide in Deutschland auf Bundesebene. Da mangelt es an politischer Bildung und demokratischer Reife. Aber das ist ja hier auch nicht das Thema.
Ja... alle gleich... Ob Talibanmoschee oder Ron Hubbart Building....oder Colonia Dignidad .... jede Menge gebaut worden in D.... Religion passt immer.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Charles »

frems hat geschrieben:(11 Nov 2016, 00:45)
Bei den Parlamentswahlen in Großbritannien spuckten die Leute Gift und Galle, weil UKIP prozentual weniger Sitze als Stimmen erhielt. Bei der unverbindlichen Volksbefragung zum Brexit, trotz seiner kritikwürdigen Vorgeschichte, jubeln sie und schreien "Demokratie, Demokratie!".
Also das widerspricht irgendwie meiner Wahrnehmung. Die Diskrepanz zwischen Stimmenanteil und Sitzanteil von UKIP bei den britischen Parlamentswahlen hat doch in Deutschland und Europa kaum jemand wahrgenommen.

Beim Brexit war es hingegen doch so, dass das demokratische Prinzip von sehr grossen Teilen der Medien und der politischen Klasse in Deutschland und der EU in Frage gestellt wurde. Es wurde vielfach eine Wiederholung des Referendums gefordert und es wurden Szenarien gesponnen, wie man das Ergebnis des Referendum geschickt umgehen könnte. Es wurden gewisse "böse" Wählergruppen ausgemacht, die "Schuld" seien am Ergebnis und gegen die dann kräftig gehetzt wurde. Man wartete eigentlich nur noch auf die Forderung, älteren Menschen und der Landbevölkerung das Wahlrecht zu entziehen.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von frems »

Teeernte hat geschrieben:(11 Nov 2016, 01:29)

Ja... alle gleich... Ob Talibanmoschee oder Ron Hubbart Building....oder Colonia Dignidad .... jede Menge gebaut worden in D.... Religion passt immer.
Nö, nicht, wenn's gegen unsere Grundordnung verstößt. Das tun "Merkel muss weg"-Demonstranten so wenig wie eine Moschee. Außer dort wird Gewalt ausgeübt. Das ist aber ein anderer Fall. Die bloße Existenz von Gotteshäusern oder politischen Vereinigungen ist nicht zu verbieten, nur weil es einen persönlich missfällt. Willkommen in der Bundesrepublik.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von frems »

Charles hat geschrieben:(11 Nov 2016, 01:37)

Also das widerspricht irgendwie meiner Wahrnehmung. Die Diskrepanz zwischen Stimmenanteil und Sitzanteil von UKIP bei den britischen Parlamentswahlen hat doch in Deutschland und Europa kaum jemand wahrgenommen.
Doch. Demokraten nehmen sowas wahr; nicht nur dann, wenn ihnen der Ausgang gefällt.
Beim Brexit war es hingegen doch so, dass das demokratische Prinzip von sehr grossen Teilen der Medien und der politischen Klasse in Deutschland und der EU in Frage gestellt wurde. Es wurde vielfach eine Wiederholung des Referendums gefordert und es wurden Szenarien gesponnen, wie man das Ergebnis des Referendum geschickt umgehen könnte. Es wurden gewisse "böse" Wählergruppen ausgemacht, die "Schuld" seien am Ergebnis und gegen die dann kräftig gehetzt wurde. Man wartete eigentlich nur noch auf die Forderung, älteren Menschen und der Landbevölkerung das Wahlrecht zu entziehen.
Das ist Deine Wahrnehmung, die auch glaubt, "die EU" würde irgendwelche Referenden mehrmals durchführen bis das Ergebnis nicht passt. Ist bloß auch ohne Grundlage.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Charles »

Cat with a whip hat geschrieben:(11 Nov 2016, 01:19)
Egal, kein System ist perfekt.
Das ist sicher richtig. Ich bevorzuge aber das System in den USA, weil es immer Direktwahlen von Personen sind und Wahlen in geringeren Abständen stattfinden, wodurch die Bürger viel mehr mitbestimmen und die Regierungspolitik beeinflussen können.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von frems »

Charles hat geschrieben:(11 Nov 2016, 01:42)

Das ist sicher richtig. Ich bevorzuge aber das System in den USA, weil es immer Direktwahlen von Personen sind und Wahlen in geringeren Abständen stattfinden, wodurch die Bürger viel mehr mitbestimmen und die Regierungspolitik beeinflussen können.
Der US-Präsident wird nicht direkt gewählt.
Labskaus!

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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Charles »

frems hat geschrieben:(11 Nov 2016, 01:52)
Der US-Präsident wird nicht direkt gewählt.
Formal nicht, de facto schon.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von frems »

Charles hat geschrieben:(11 Nov 2016, 02:01)

Formal nicht, de facto schon.
Das "de facto" kannst Du auch auf Spitzenkandidaten beziehen. Gib der AfD eine Mehrheit unter Abgeordneten (statt Wahlmännern) und deren Spitzenkandidat wird Kanzler. Aber das macht unser System nicht zu einer Direktwahl. Übrigens haben die Bürger in Deutschland öfter die Möglichkeit, die Bundespolitik zu beeinflussen. Die Europapolitik sogar noch häufiger.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Wildermuth »

Charles hat geschrieben:(11 Nov 2016, 02:01)

Formal nicht, de facto schon.
Nein. Würden die wähler entscheiden, wäre Clinton präsident.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Nomen Nescio »

ich wiederhole nochmal: das minimum das man fordern MUSS ist daß die regeln für alle wähler identisch sind.
und das sind sie in den USA nicht. von staat zu staat können sie - und sind sie oft - verschieden.

@ http://www.politik-forum.eu/posting.php ... &p=3722915
in dem fall das ein präsident gewählt wird, also überstaatlich, ist meine persönliche meinung daß staatliche regeln dan weichen müssen für federale regeln. DORT muß eine uniforme wahlregelung festgestellt sein.
dann macht es auch nicht aus wie mit grenzen von wahlbezirken geschoben wird.

ich bleibe dabei: amerika ist keine demokratie. am besten ist es m.e. eine parteioligarchie.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
Itu

Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Itu »

Nomen Nescio hat geschrieben:(11 Nov 2016, 04:46)

ich wiederhole nochmal: das minimum das man fordern MUSS ist daß die regeln für alle wähler identisch sind.
und das sind sie in den USA nicht. von staat zu staat können sie - und sind sie
Genau wie die Mehrwertsteuer und viele andere Steuern,Strafrecht,Verkehrsregeln Sommerzeit/ Winterzeit und vieles mehr

Das Proplem ist das Typen wie du
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Dieter Winter »

Nomen Nescio hat geschrieben:(08 Nov 2016, 23:56)

wir haben jetzt genügend fakten gesammelt um die frage zu beantworten »hat die USA ein echte demokratie«?
Eine Princeton Studie verneint das:

“Die zentrale Aussage, die sich aus unserer Forschung ergibt, ist, dass Wirtschaftseliten und organisierte Gruppen, die Geschäftsinteressen vertreten, einen erheblichen, eigenmächtigen Einfluss auf die Regierungspolitik haben, während Durchschnittsbürger und Interessensgruppen, die die Massen vertreten, keinen oder nur geringen Einfluss haben.”

und

"wir glauben, wenn die politische Machtausübung ausschließlich durch mächtige Wirtschaftsorganisationen und eine kleine Zahl von wohlhabenden Bürgern erfolgt, können die USA kaum noch behaupten, eine demokratische Gesellschaft zu sein."

http://www.huffingtonpost.de/2014/05/17 ... 43764.html
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Alexyessin »

Charles hat geschrieben:(10 Nov 2016, 22:22)

Das Repräsentatenhaus und 1/3 des Senats werden alle 2 Jahre neu gewählt. Damit kann der Bürger viel öfter und intensiver demokratischen Einfluss auf die Regierung nehmen als in Deutschland.

Wäre in etwa so, als würden in Deutschland alle 2 Jahre Bundestagswahlen stattfinden und im Bundesrat würde aus direkt gewählten Abgeordneten bestehen und alle 2 Jahre zu 1/3 neu gewählt werden.

Es gibt in den USA generell nur direkt gewählte Parlamentarier, keine Hinterzimmer-Listenplatz-Parlamentarier.

Und es gibt das demokratische Vorwahlsystem, durch das alle Kandidaten für irgendein politisches Amt sich erstmal behaupten müssen. In Deutschland werden sowohl die Bundespräsidenten als auch die Kanzlerkandidaten undemokratisch in irgendwelchen Hinterzimmern von einer handvoll Partei-Apparatschiks bestimmt.
Fakt ist, das eine große Anzahl von Stimmen beim Mehrheitswahlrecht nicht berücksichtigt werden. Und das ist ein demokratisches Defizit.
Und da wir keine direkte Wahl des Bundeskanzlers haben - Parlamentarische Demokratie ;) - ist auch ein Vorwahlkampf nicht zwingend vorzunehmen, da es um die Parteien und nicht um die Personen geht.
Ich will nicht sagen, das unser System frei von Fehlern wäre, aber es ist nicht weniger demokratisch als das US-System.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Alexyessin »

Dieter Winter hat geschrieben:(11 Nov 2016, 06:23)

Eine Princeton Studie verneint das:

“Die zentrale Aussage, die sich aus unserer Forschung ergibt, ist, dass Wirtschaftseliten und organisierte Gruppen, die Geschäftsinteressen vertreten, einen erheblichen, eigenmächtigen Einfluss auf die Regierungspolitik haben, während Durchschnittsbürger und Interessensgruppen, die die Massen vertreten, keinen oder nur geringen Einfluss haben.”

und

"wir glauben, wenn die politische Machtausübung ausschließlich durch mächtige Wirtschaftsorganisationen und eine kleine Zahl von wohlhabenden Bürgern erfolgt, können die USA kaum noch behaupten, eine demokratische Gesellschaft zu sein."

http://www.huffingtonpost.de/2014/05/17 ... 43764.html
Da bezieht es sich aber nicht auf das System, sondern um die Vertretung der Interessen. Demokratisch ist das System durchaus.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von odiug »

Charles hat geschrieben:(10 Nov 2016, 22:22)

Das Repräsentatenhaus und 1/3 des Senats werden alle 2 Jahre neu gewählt. Damit kann der Bürger viel öfter und intensiver demokratischen Einfluss auf die Regierung nehmen als in Deutschland.

Wäre in etwa so, als würden in Deutschland alle 2 Jahre Bundestagswahlen stattfinden und im Bundesrat würde aus direkt gewählten Abgeordneten bestehen und alle 2 Jahre zu 1/3 neu gewählt werden.

Es gibt in den USA generell nur direkt gewählte Parlamentarier, keine Hinterzimmer-Listenplatz-Parlamentarier.

Und es gibt das demokratische Vorwahlsystem, durch das alle Kandidaten für irgendein politisches Amt sich erstmal behaupten müssen. In Deutschland werden sowohl die Bundespräsidenten als auch die Kanzlerkandidaten undemokratisch in irgendwelchen Hinterzimmern von einer handvoll Partei-Apparatschiks bestimmt.
Bei uns wird das ueber die Landtagswahlen gemacht.
Und persoenlich bin ich sehr fuer einen Programmwahlkampf und gegen einen Personenwahlkampf.
Ich halte die zunehmende Personalisierung von Wahlkaempfen fuer die Demokratie abtraeglich.
Hat immer mehr was von einem Personenkult.
Das ist eine Entwicklung, die in den USA weit vorangeschrittener ist, als bei uns.
Das fing schon mit Kennedy an, Reagan war auch so einer und der Apprentice Boss ist die Spitze dieses Unheils.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Dieter Winter »

Alexyessin hat geschrieben:(11 Nov 2016, 08:05)

Da bezieht es sich aber nicht auf das System, sondern um die Vertretung der Interessen. Demokratisch ist das System durchaus.
DAS ist wohl eine Frage der Definition.

Ob es noch als demokratisch zu gelten hat, wenn eine kleine Elite ihre Interessen gegen die der Bevölkerung durchsetzt - darüber ließe sich trefflich streiten. Allerdings ohne Aussicht auf ein Ergebnis, bzw. einen Konsens.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Alexyessin »

Dieter Winter hat geschrieben:(11 Nov 2016, 08:51)

DAS ist wohl eine Frage der Definition.

Ob es noch als demokratisch zu gelten hat, wenn eine kleine Elite ihre Interessen gegen die der Bevölkerung durchsetzt - darüber ließe sich trefflich streiten. Allerdings ohne Aussicht auf ein Ergebnis, bzw. einen Konsens.
Das das System seine Fehler hat ist leider klar. Aber es liegt auch an der Bevölkerung Menschen zu wählen, die ein Durchsetzen gegen ihre Interessen verhindert, oder? Ist das soweit Konsens?
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Dieter Winter »

Alexyessin hat geschrieben:(11 Nov 2016, 08:53)

Das das System seine Fehler hat ist leider klar. Aber es liegt auch an der Bevölkerung Menschen zu wählen, die ein Durchsetzen gegen ihre Interessen verhindert, oder? Ist das soweit Konsens?
Schon, nur wenn es, zumindest faktisch, keine Möglichkeit gibt solche Menschen/Parteien zu wählen, ist die Frage akademisch.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Alexyessin »

Dieter Winter hat geschrieben:(11 Nov 2016, 09:09)

Schon, nur wenn es, zumindest faktisch, keine Möglichkeit gibt solche Menschen/Parteien zu wählen, ist die Frage akademisch.
Wieso sollte es diese Möglichkeit faktisch nicht geben?
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Dinosaur »

"Democracy is the worst form of government, except for all the others" - damit hat Churchill 1947 einen mir unbekannten Menschen zitiert.

Wir müssen jetzt unseren Kram selbst zusammenkriegen hier in D. - und nicht mehr nur auf die 'Altehrwürdige Demokratie" schauen - das ist wohl sogar innerhalb der extremen Parteien konsens.
Das muss uns ja nicht direkt schaden.

Ich war schon beruhigt, dass die Kanzlerin nicht sofort allen US-Amerikanern mit College Abschluss Asyl angeboten hat ;-)

Wir bekommen hier drüben direkte Bundesinvestitionen ins Bildungssystem - unsere Arbeitslosigkeit und die Einkommen sind auf besseren Wege als die der Amerikaner.
Seit dem Brexit gibt es eine höhere Chance für eine kerneuropäische Militärintegration - wir werden ein kleines bischen unabhängiger von der NATO.

Wir sollten die 'Lessons learned' aus dieser Wahl abarbeiten:

Facebook und Co. dürfen nicht zur Propagandamaschine für Populisten und Nazis werden - postfaktischer Nonsens läßt sich nicht eingrenzen in einer freien Netzwelt - aber Faschismus darf sich nicht ungestraft verbreiten - Aufruf zu Hass und haltlose ehrenrührige Anschuldigungen müssen verfolgt und eingedämmt werden.

Ohne Eliten geht es nicht - die Welt ist ein Pulverfass, das ist etwas für Profis. Ich bin überzeugt, dass die Ammis mit einem Vollpfosten als Präsidenten auch gut klarkommen zumindest die Konzerne und das Militär.

Uns ginge es - wenn wir durchknallen und AFD wählen um Angela Merkel zu bestrafen (es gibt wohl Leute, die glauben das sei eine gute Idee) deutlich schlechter, denn dann wäre hier tatsächlich keine Elite mehr am Ruder. Wir haben eben die Demokratie etwas zu ernst genommen ;-)
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Dieter Winter »

Alexyessin hat geschrieben:(11 Nov 2016, 09:10)

Wieso sollte es diese Möglichkeit faktisch nicht geben?
Wer sollte den schweineteueren Wahlkampf finanzieren?
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Alexyessin »

Dieter Winter hat geschrieben:(11 Nov 2016, 09:15)

Wer sollte den schweineteueren Wahlkampf finanzieren?
Die Kandiatur für einen Sitz im Repräsentantenhaus ist wie teuer? Wäre schon mal gut zu wissen, über welche Zahlen wir das sprechen.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Dieter Winter »

Alexyessin hat geschrieben:(11 Nov 2016, 09:22)

Die Kandiatur für einen Sitz im Repräsentantenhaus ist wie teuer?


Weiß ich nicht.
Alexyessin hat geschrieben:(11 Nov 2016, 09:22)
Wäre schon mal gut zu wissen, über welche Zahlen wir das sprechen.
Bei HC steht ein dreistelliger Millionenbetrag im Raum.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Alexyessin »

Dieter Winter hat geschrieben:(11 Nov 2016, 09:25)

Weiß ich nicht.
Wie kommst du dann auf die Geschichte, der Wahlkampf wäre zu teuer.
Dieter Winter hat geschrieben:(11 Nov 2016, 09:25)
Bei HC steht ein dreistelliger Millionenbetrag im Raum.
Das ist ja die Präsidentschaftswahl.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von odiug »

Dieter Winter hat geschrieben:(11 Nov 2016, 09:25)

Weiß ich nicht.



Bei HC steht ein dreistelliger Millionenbetrag im Raum.
Das waere etwas extrem ... der Durchschnitt betrug 2012 1,3 Millionen $US.
http://thecaucus.blogs.nytimes.com/2013 ... cost/?_r=0
Du hast aber insofern recht, dass die Abhaengikeit vieler Abgeordneten von Spenden in den USA ein Problem darstellt, vor allem weil es mit der Wahl ja erst richtig los geht.
Wenn ein US Abegeordneter fast 2/3 seiner Zeit damit verbringen muss, Geld zu sammeln, dann ist da was grundsaetzlich faul.
http://europe.newsweek.com/john-oliver- ... 3675?rm=eu
Oder wer sich das mal anschauen will:
[youtube][/youtube]
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Postfach »

Alexyessin hat geschrieben:(11 Nov 2016, 08:53)

Das das System seine Fehler hat ist leider klar. Aber es liegt auch an der Bevölkerung Menschen zu wählen, die ein Durchsetzen gegen ihre Interessen verhindert, oder? Ist das soweit Konsens?
Das ist richtig, aber oftmals ist dem Wähler gar nicht bekannt, welche Beträge für welche Gegenleistungen den Besitzer wechseln und auch die damit verbundenen Interessen die durchgesetzt werden.
Der US Wahlkampf besteht aus einem einzigen Sponsoring ...
Aus meiner Sicht sollte eine Partei unabhängig bleiben, keine Gelder (sorry Spenden) annehmen dürfen !
Leider hat sich dieses "Spenden-System" nicht nur in den Staaten durchgesetzt !
Von daher hat man als Wähler nur noch einen relativ geringen Einfluß bei einer Wahl, wirkliche persönliche Interessen oder Zukunftswünsche durchzusetzen.
Letztendlich wird immer der großzügigste Spender mit seiner Wunschliste angehört und oftmals gehts dann auch nur noch darum, wie man das am besten formuliert
und der Öffentlichkeit verkauft.
Für den demokratisch gewählten politischen Sieger gilt es für seine Wähler, 2 bis 3 der Überschriften, die er im Wahlkampf besonders betont hat, umzusetzen ...
In der Hoffnung, dass davon vor lauter Diplomatie und Kompromissen noch etwas übrig bleibt von den Versprechungen an seine Wähler.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Dieter Winter »

Alexyessin hat geschrieben:(11 Nov 2016, 09:32)

Wie kommst du dann auf die Geschichte, der Wahlkampf wäre zu teuer.
Weil ich halt meine, dass der Bäcker zählt und nicht die Brötchen.


Alexyessin hat geschrieben:(11 Nov 2016, 09:32)
Das ist ja die Präsidentschaftswahl.
Eben. Und gegen den Präsi lässt sich nicht wirklich was ausrichten. Allenfalls Blockaden.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Alexyessin »

Postfach hat geschrieben:(11 Nov 2016, 09:43)

Das ist richtig, aber oftmals ist dem Wähler gar nicht bekannt, welche Beträge für welche Gegenleistungen den Besitzer wechseln und auch die damit verbundenen Interessen die durchgesetzt werden.
Der US Wahlkampf besteht aus einem einzigen Sponsoring ...
Aus meiner Sicht sollte eine Partei unabhängig bleiben, keine Gelder (sorry Spenden) annehmen dürfen !
Leider hat sich dieses "Spenden-System" nicht nur in den Staaten durchgesetzt !
Von daher hat man als Wähler nur noch einen relativ geringen Einfluß bei einer Wahl, wirkliche persönliche Interessen oder Zukunftswünsche durchzusetzen.
Letztendlich wird immer der großzügigste Spender mit seiner Wunschliste angehört und oftmals gehts dann auch nur noch darum, wie man das am besten formuliert
und der Öffentlichkeit verkauft.
Für den demokratisch gewählten politischen Sieger gilt es für seine Wähler, 2 bis 3 der Überschriften, die er im Wahlkampf besonders betont hat, umzusetzen ...
In der Hoffnung, dass davon vor lauter Diplomatie und Kompromissen noch etwas übrig bleibt von den Versprechungen an seine Wähler.
Wenn das viele so sehen, wäre es doch möglich dieses System wieder zu ändern, oder nicht? Ich kann natürlich pessimistisch hingehen und sagen "dagegen habe ich keine Chance" oder aber hingehen und versuchen das zu ändern.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Alexyessin »

Dieter Winter hat geschrieben:(11 Nov 2016, 09:49)

Weil ich halt meine, dass der Bäcker zählt und nicht die Brötchen.
Wie ist das zu verstehen?
Dieter Winter hat geschrieben:(11 Nov 2016, 09:49)
Eben. Und gegen den Präsi lässt sich nicht wirklich was ausrichten. Allenfalls Blockaden.
Doch, läßt sich. Ein Blick in die US-Verfassung oder in die jüngere Vergangenheit zeigen dir das sehr gut.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von odiug »

Postfach hat geschrieben:(11 Nov 2016, 09:43)

Das ist richtig, aber oftmals ist dem Wähler gar nicht bekannt, welche Beträge für welche Gegenleistungen den Besitzer wechseln und auch die damit verbundenen Interessen die durchgesetzt werden.
Der US Wahlkampf besteht aus einem einzigen Sponsoring ...
Aus meiner Sicht sollte eine Partei unabhängig bleiben, keine Gelder (sorry Spenden) annehmen dürfen !
Leider hat sich dieses "Spenden-System" nicht nur in den Staaten durchgesetzt !
Von daher hat man als Wähler nur noch einen relativ geringen Einfluß bei einer Wahl, wirkliche persönliche Interessen oder Zukunftswünsche durchzusetzen.
Letztendlich wird immer der großzügigste Spender mit seiner Wunschliste angehört und oftmals gehts dann auch nur noch darum, wie man das am besten formuliert
und der Öffentlichkeit verkauft.
Für den demokratisch gewählten politischen Sieger gilt es für seine Wähler, 2 bis 3 der Überschriften, die er im Wahlkampf besonders betont hat, umzusetzen ...
In der Hoffnung, dass davon vor lauter Diplomatie und Kompromissen noch etwas übrig bleibt von den Versprechungen an seine Wähler.
Die Wahlkampffinanzierung ist in den USA ziemlich transparent ... fuer die, die sich die Muehe machen, das zu recherchieren.
Das Problem im US Wahlkampf sind die "unabhaengigen" Super Packs.
Ich weiss ... ein Comidian ... aber das Problem ist ernst:
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Dieter Winter
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Dieter Winter »

Alexyessin hat geschrieben:(11 Nov 2016, 09:52)

Wie ist das zu verstehen?
Dass EIN Sitz im Repräsentantenhaus ziemlich unbedeutend ist - jedenfalls verglichen mit dem im Oval Office.


Alexyessin hat geschrieben:(11 Nov 2016, 09:52)
Doch, läßt sich. Ein Blick in die US-Verfassung oder in die jüngere Vergangenheit zeigen dir das sehr gut.
Von einem Repräsendanten?
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Cobra9 »

MOD

-- Geputzt

Aber wenn das Thema so nochmal abgleitet mach Ich mindestens 2 Tage dicht

MOD
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von King Kong 2006 »

Chance in der Krise?

Jüdisch-muslimische Allianz? Bringt der vermeintliche Hasadeur Trump die Menschen zusammen? Nachdem Trump Steve Bannon in sein Kern-Kompetenzteam geholt hat, wird vielen flau. Nicht nur wurde er wegen häuslicher Gewalt in den Medien bekannt, er gilt auch als Betreiber eine rechten Seite.
Trump Effect: Jewish and Muslim Organizations Form New Alliance

A new Muslim-Jewish Advisory Council will work to protect religious minorities' rights as well as other 'issues of common concern.'

The American Jewish Committee and the Islamic Society of North America have teamed up to form a new national group of leading Jewish and Muslim Americans: The Muslim-Jewish Advisory Council.
In a press release, the AJC said that the new group “brings together recognized business, political and religious leaders in the Jewish and Muslim American communities to jointly advocate on issues of common concern.”

read more: http://www.haaretz.com/world-news/u-s-e ... 6/1.753161
Nach Trumps jüngster Benennung des Hardcore-Konservativen Stephen Bannon als Top-Berater im Weißen Haus schrillen bei vielen die Alarmsirenen noch lauter. Israelische Politiker haben sich noch nicht dazu geäußert, doch die Anti-Defamation League ließ bereits scharfe Kritik vernehmen. Bannon ist berüchtigt, antisemitische und White-Supremacist-Ansichten zu hegen. Seine Ex-Frau hatte vor Kurzem zugegeben, dass Bannon seine Töchter nicht auf eine Elite-Bildungseinrichtung in Los Angeles schicken wolle, »damit sie nicht mit Juden zusammen zur Schule gehen«.

http://www.juedische-allgemeine.de/arti ... w/id/26964
Trump ernennt Chefstrategen

Rassismus zieht ins Weiße Haus ein

http://www.deutschlandfunk.de/trump-ern ... _id=371387
Tja, nicht mit Juden in eine Schule und keine Einreisegenehmigung mehr für Muslime (was natürlich nicht funktioniert hat... eines seiner vielen Wahlversprechen...).
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von King Kong 2006 »

Schwierigkeiten beim Kompetenzteam?
Im Trump-Team bricht Chaos aus

Donald Trump sorgt mit seinen Personalentscheidungen für Verwirrung - auch in der eigenen Partei. Jetzt haben sich zwei seiner wichtigen Berater zurückgezogen. Die Rede ist gar von "stalinistischen Säuberungen".
"Es wird hässlich"

Nach Rogers' Rücktritt meldete sich Eliot Cohen zu Wort - einer der größten Gegner Trumps innerhalb der Republikanischen Partei. Kurz nach der Wahl hatte er noch versöhnliche Töne angeschlagen. Republikanern, die sich mit der Frage konfrontiert sähen, ob sie in einer Regierung Trumps arbeiten sollten, hatte er geraten, es zu tun - unter zwei Bedingungen. Sie mögen eine undatierte Rücktrittserklärung griffbereit haben und kein Wort von dem, was sie früher gesagt haben, zurücknehmen. Es sei eine Frage der Pflicht, dem Land zu dienen. Und vielleicht sei Trump ja auch gar nicht so schlimm.

Doch jetzt hat Cohen seine Meinung revidiert und das mit deutlichen Worten via Twitter kundgetan: "Nach einem Austausch mit Trumps Übergangsteam, ändere ich meinen Ratschlag: Bleibt ihnen fern. Sie sind wütend, arrogant und sie schreien 'Du hast verloren'. Es wird hässlich."

http://www.spiegel.de/politik/ausland/d ... 21461.html
Derweil hat er andere Probleme, wie nutze ich mein Amt?
Beispielloser Interessenkonflikt

Donald Trumps Milliardenimperium umfasst 515 Unternehmen. Sie dürften enorm profitieren, wenn er US-Präsident ist - zumal er keine Anstalten macht, sein Amt von seiner Familie zu trennen.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/d ... 21287.html
Nieder mit dem Establishment, es lebe das Establishment! Oder, der König ist Tod, lang lebe der König. Oder, gesagt, getrumped. Demokratie at work.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von King Kong 2006 »

Private Geschäfte

Trump lässt sich die Präsidentschaft vergolden

Donald Trump stellt seine Regierung zusammen - und trifft sich nebenbei weiter mit Geschäftspartnern. Mehrere Beispiele machen deutlich, wie die Grenzen zwischen Politik und Profit bedenklich verwischen.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/d ... m-outbrain
Was passiert eigentlich, wenn ein nach Profit strebender Geschäftsmann theoretisch gedacht die Macht und die Möglichkeiten eines US-Präsidenten in die Hände bekommen würde? :thumbup:
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Nomen Nescio »

King Kong 2006 hat geschrieben:(14 Nov 2016, 20:31)

Tja, nicht mit Juden in eine Schule und keine Einreisegenehmigung mehr für Muslime (was natürlich nicht funktioniert hat... eines seiner vielen Wahlversprechen...).
aber clinton wird nicht verfolgt, hörte ich. das sollte er feierlich gestern/heute gesagt haben.
was hat er doch bezüglich clinton gesagt ?? wieder n versprechen gebrochen ?
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Nomen Nescio »

King Kong 2006 hat geschrieben:(22 Nov 2016, 21:20)

Was passiert eigentlich, wenn ein nach Profit strebender Geschäftsmann theoretisch gedacht die Macht und die Möglichkeiten eines US-Präsidenten in die Hände bekommen würde? :thumbup:
mit diesen korrupten US-politiker? vllt ein lobdudelei??
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von King Kong 2006 »

Nomen Nescio hat geschrieben:(22 Nov 2016, 22:43)

mit diesen korrupten US-politiker? vllt ein lobdudelei??
Er holt ja auch Leute von der Wallstreet rein. Was hat er eigentlich kritisiert? Er macht genau das, was er anderen vorwirft. Und nebenbei distanziert er sich von seinen Wahlversprechen.
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Cat with a whip »

Eine Kalifornische Senatorin möchte das antiquierte Wahrecht zu dem Präsidentschaftswahlen reformieren. Die traditionelle Ausgestaltung des bisherigen Wahlverfahrens waren insgesamt einmal dem Stand der organisatorisch-technischen Möglichkeiten vor Jahrhunderten geschuldet. Heute gibt es dafür kaum noch rationale Argumente.

http://www.faz.net/aktuell/politik/wahl ... 30326.html

Zu den großen Schwächen des Wahlmännersystems mit Mehrheitswahlrecht zählt die Tatsache, dass die Wahlen letztendlich nur in wenigen Staaten, den sog. Swing-States entschieden werden und in Staaten in denen eine Partei traditionell stärker ist millionenfach Stimmen verfallen. Das hat zur Folge dass die Kandidaten dazu tendieren ihren Wahlkampf auf die Bedürfnisse dieser wenigen Staaten zuzuschneiden und dass die allgemeine Wahlbeteiligung mit 50% nicht besonders hoch ist, bzw. viele Menschen schon gar nicht mehr wählen gehen weil ihre Stimme ohne Gewicht ist. Insbesondere in den Staaten mit ohnehin klaren Wahlausgang.

Antiquiert ist auch der Wahltermin an einem Arbeitstag, dem Dienstag, der heute eher als Wahlhindernis gesehen wird. Dazu fallen heute die historischen Gründe weg (Samstag/Sonntag religiöse Gebote, mehrtägige Anfahrszeit der entlegenen Farmer mit Pferdekutschen zur nächsten Town Hall mit geschäftlicher Verbindung der Reise zum Markbesuch/Handel am folgenden Mittwoch).

Auch können bei knappen Wahlausgang in einem Staat Unregelmässigkeiten enorme Verschiebungen im Wahlresultat erzeugen (the winner takes it all). So kann schon eine in Pennsylvania falsch gezählte Stimme in Zweifelsfall Millionen anderer Stimmen in anderen Staaten überstimmen. Das würde die Bilanz mit +20/-20 also total 40 Wahlmännerstimmen umkehren. Diser theoretische Extremfall macht bei der derzetigen Wahlbeteiligung bundesweit ein Stimmgewicht von 7 Millionen Wähler. Daher sind auch immer gerne Leute mit Verdacht auf Wahlbetrug recht schnell bei knappen Wahlausgang.

Der weitere Kritikpunkt ist das ungleiche Stimmgewicht zwischen den Wählern unterschiedlicher Staaten, da die Wahlmännerzahl nach einem Schlüssel vergeben werden, der nicht so ganz die Proportionalität der Wahlberechtigten abbildet. Die aktuelle verlorene Wahl der Demokratin Clinton ist natürlich auch deswegen der Grund für die erneute Initiative für eine Verfassungsänderung. Obwohl eigentlich 2/3 des House für eine Änderung des Wahlmännersystems zugunsten der Direktwahl sind, bleiben die Hürden hoch. Denn in House und Senate müssen jeweils 2/3 für die Verfassungsänderung stimmen und dann müssen noch 3/4 der Bundesstaaten das ratifizieren. Es gab schon viele Initiativen, die alle an den Hürden gescheitert sind.

Aktuell dürfte zudem seitens der Republikaner das wenigste Bedürfnis bestehen am derzeitigen System etwas zu ändern, waren und sind es doch gerade sie, die vom antiquierten und durchaus problematischen Wahlverfahren im Zweifelsfall profitieren.
Bisher gelang es in der Geschichte noch keinem Demokraten mit einer Minderheit in der Popular Vote Präsident zu werden, den Republikanern aber schon vier mal die Mehrheit der Electoral Vote zu erreichen. Und sogar zweimal in Folge einen Change mit den Kandidaten Bush und Trump. Der Grund warum die GOP hier im Vorteil ist, liegt darin, dass es zum einen mehr kleine Staaten gibt die Red-States sind als klassische Blue-States. In kleinen Staaten ist das Stimmgewicht tendenziell größer als in Staaten wie California und Texas. Das hat zur Folge, dass bei einer Überrepräsentation der GOP in der kleinen Staaten sie mit weniger Stimmen mehr Wahlmänner erhält. Und das ist auch in der Realität so, dass in den ländlich geprägten und bervölkerungsarmen Staaten die Leute eher GOP wählen. Das ist aktuell so günstig für die GOP dass sie das traditionelle Wahlverfahren verteidigen werden.

Ordnet man alle Bundesstaaten nach dem Gewicht der jeweiligen Wählerstimme, so liegt Tennessee mit dem durchschnittlichsten Stimmgewicht von 100% im unteren Feld der Liste. Bei den Staaten mit einem Stimmgewicht über 100% sind die klassischen Red-States deutlich häufiger vertreten.
Daher ist es kein Wunder, dass bei knappen Wahlausgang der Popular Vote die GOP regelmässig klar im Vorteil ist.

Hier ein interessanter Staaten-Vergleich zum jewligen Stimmgewicht:
https://d3n8a8pro7vhmx.cloudfront.net/f ... lector.pdf
https://wallethub.com/edu/how-much-is-y ... orth/7932/

Auch lesenswert:
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_U ... pular_vote
https://en.wikipedia.org/wiki/National_ ... te_Compact
https://www.washingtonpost.com/politics ... story.html
http://www.consultantsmind.com/2012/08/ ... l-college/


Hier blogt jemand eine Gegenmeinung, warum eine Direktwahl nicht gut wäre, nur scheint mir der gute Mann ziemlich verwirrt. Er befürchtet Folgen, die doch genau das aktuelle Wahlverfahren erzeugen. :D
http://www.huffingtonpost.com/curtis-ga ... 89390.html
"Die Erde ist ein Irrenhaus. Dabei könnte das bis heute erreichte Wissen der Menschheit aus ihr ein Paradies machen." Joseph Weizenbaum
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von Nosony »

King Kong 2006 hat geschrieben:(22 Nov 2016, 21:20)

Was passiert eigentlich, wenn ein nach Profit strebender Geschäftsmann theoretisch gedacht die Macht und die Möglichkeiten eines US-Präsidenten in die Hände bekommen würde? :thumbup:
Der Trend geht vielleicht Richtung Oligarchie (ala Poroschenko & Co)?
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Re: amerikanische demokratie

Beitrag von King Kong 2006 »

Nosony hat geschrieben:(25 Nov 2016, 15:18)

Der Trend geht vielleicht Richtung Oligarchie (ala Poroschenko & Co)?
Auf jedenfall wäre der Geschäftsmann Trump gut beraten sich einen anderen PR-Gag einfallen zu lassen, als auf ein fürstliches Präsidentengehalt zu verzichten. Denn so ein Gehalt ist gegen die Möglichkeiten, die er hat und haben wird Peanuts.
Daran wird auch Trump gedacht haben, als er am Wochenende verkündete, er wolle als US-Präsident das für diesen Job übliche Gehalt nicht in Anspruch nehmen. Dass der Mann nach seinen rassistischen und sexistischen Einlassungen im Wahlkampf nicht das beste Image genießt, dürfte wohl selbst er nicht abstreiten.

Und so verkündete Trump in einem Interview mit dem Sender CBS, er werde als Gehalt bloß einen Dollar pro Jahr akzeptieren. Dem Sender zufolge steht einem US-Präsidenten normalerweise ein jährliches Saläre von umgerechnet rund 370.000 Euro zur Verfügung.

Quasi wie in einer Blaupause von Elon Musk und Co. will Trump dieses Geld nun nicht annehmen. Doch eines ist klar. Weder die Konzernchefs noch Trump müssen durch den Gehaltverzicht am Hungertuch nagen. Denn andere ungleich größere Zahlungsströme speisen kontinuierlich ihren Reichtum.

http://www.manager-magazin.de/koepfe/do ... 21124.html
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