Neuer Hamburger Hauptbahnhof

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frems
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Re: Neuer Hamburger Hauptbahnhof

Beitrag von frems »

Misterfritz hat geschrieben:(18 Jan 2019, 19:19)

"Machbarkeitsstudien" - hmmmm, und wo bleibt der Denkmalschutz?
http://www.spiegel.de/reise/aktuell/ham ... 48800.html
Was mich aber irritiert, wieso haben Reisende dann da mehr Platz? Voll und dichtgedrängt ist es an den Gleisen.
Die Überschrift im Spiegel ist auch etwas irreführend. Hamburg kriegt keinen neuen Hauptbahnhof, sondern der jetzige soll ausgebaut und umgestaltet werden. Auf diesem Plan erkennt man es etwas besser: https://www.abendblatt.de/bin/scr-209571687.png (grau ist der Bestand, rot die Erweiterung). Leistungsfähiger für den Bahnverkehr wird er nicht, aber es soll zusätzliche Zugänge geben und einige Geschäfte werden verlagert. So entsteht für Fußgänger, die vom Gleis kommen oder zu einem hin möchten, mehr Raum und mehrere Zugangsmöglichkeiten, sprich, weniger Gedrängel. Ebenso wäre mehr von den Gleisen überdacht (bessere Entzerrung bei Regen) und die Busanbindung optimiert. Siehe auch:
In der Machbarkeitsstudie soll untersucht werden, ob folgende Optionen realisierbar sind: die Verlängerung der Bahnhofshalle nach Süden über die Steintorbrücke, die überdacht werden könnte, hinaus. Das heißt, hier würde ein neues Bauwerk errichtet mit Zu- und Abgängen zu den Bahnsteigen – das würde die Besucherströme entzerren. Auch eine Öffnung des Südstegs ist Teil der Untersuchungen. Wahrscheinlich ist, dass die Brücke dann nur noch für Busse genutzt werden würde. Der seitliche Langbau am Hachmannplatz könnte erweitert werden.
https://www.abendblatt.de/hamburg/hambu ... hnhof.html

Wichtiger für den Hamburger Fern- und Regionalverkehr ist da die Verlagerung des Altonaer Bahnhofs nach Diebsteich. Leider ruht das Vorhaben, weil Anwohner die Gerichte mit Klagen überschüttet haben und halt das machen, was man immer macht, wenn man ein Projekt verzögern und verteuern will: man sucht Fehler im Verfahren, da man die Sinnhaftigkeit (Kosten-Nutzen-Faktor) nicht widerlegt bekommt. In dem Falle waren die Pläne für den Ersatz einer kaum genutzten Autoverladestation der Dorn im Auge der planfremden Richter, die zwar die vertragliche und rechtliche Verbindlichkeit zum Ersatz erkannten, aber die Lage der Station für sie nicht deutlich genug erkennbar war. Das kostet nochmal mindestens zwei Jahre extra. Die Verladestation ist den Klägern natürlich egal, zumal die Verlagerung mit Wohnungsbau einhergeht und man fürchtet, dass einige Schulen schneller neue Schüler bekommen als sie ausgebaut werden können. Und die Projektgegner haben bestimmt noch andere Kleinigkeiten im Köcher, wenn das Verladestationsthema erledigt ist.

Weitere Entlastungen (zumindest lokal und regional) bringen dann die S4 im Osten der Stadt (https://de.wikipedia.org/wiki/S-Bahn_Ha ... asselbrook), sodass Pendler aus dem Umland nicht mehr mit dem Regionalzug über den Hbf fahren müssen, sondern schon vorher mehrere Umstiegsmöglichkeiten zum U- und S-Bahnnetz erhalten. Selbiges mit der U4 an den Elbbrücken (https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_H ... %C3%BCcken). Derzeit müssen die Fahrgäste der meist befahrenen Strecke (S3/S31 zwischen Wilhelmsburg und City) stets zum Hbf., wenn sie umsteigen wollen. Wenn der Bahnhof fertig ist, können zumindest jene, die in der Hafencity, Speicherstadt, südliche+westliche Altstadt arbeiten, bereits zwei Stationen vorher umsteigen. Und ich kenne niemanden, der in der Hauptverkehrszeit gerne am Hamburger Hbf. umsteigt. Sprich, das Angebot werden sicherlich viele gerne nutzen, selbst wenn es keine Zeitersparnis bringt.

Die Hamburger Hochbahn hat den recht beeindruckenden Bahnhof inkl. Trassen zeitgemäß letztes Jahr fertiggestellt und eröffnet. Man war mit 160 statt 180 Mio. Euro sogar unter den anfangs geplanten Kosten.

Die S-Bahn Hamburg baut auf den bestehenden Gleisen einen neuen Bahnhof und kündigte Anfang letzten Jahres noch eine Sperrung für den vergangenen Herbst an, um das Bauwerk fertigzustellen. Im Sommer verschwand die Ankündigung und kurz darauf teilte man mit, dass man nicht rechtzeitig fertig wird und auch noch keinen neuen Termin hat. Die Kosten stiegen aber schon mal von 43 auf 69 Mio. Euro. Aktuell soll's zum Fahrplanwechsel im Dezember so weit sein und so langsam ist auch ein Bahnhof erkennbar. Als ich letzten Sommer dort mal entlangfuhr, dachte ich auch nur: "wtf? hier soll in vier Monaten ein fertiger Bahnhof sein?" Dort war noch kein Ingenieurbürowerk auch nur angefangen, sondern nur das Gelände teilweise modelliert, sprich, der Grund freigemacht und geglättet. Gibt man "s-bahn hamburg sommer 2018 chaos" bei Google ein, kann man sich aber denken, wieso die DB lieber etwas abgewartet hat bevor sie erneut schlechte Nachrichten überbringt.
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Re: Neuer Hamburger Hauptbahnhof

Beitrag von Misterfritz »

frems hat geschrieben:(19 Apr 2019, 17:43)Wichtiger für den Hamburger Fern- und Regionalverkehr ist da die Verlagerung des Altonaer Bahnhofs nach Diebsteich.
Mal eine kurze Frage dazu: Hat man nicht vor nicht allzu langer Zeit den Altonaer Bahnhof neu gemacht?
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Re: Neuer Hamburger Hauptbahnhof

Beitrag von frems »

Misterfritz hat geschrieben:(19 Apr 2019, 18:21)

Mal eine kurze Frage dazu: Hat man nicht vor nicht allzu langer Zeit den Altonaer Bahnhof neu gemacht?
Joa, vor einigen Jahren. Das betraf aber die S-Bahnstation Altona. Die soll nicht verlegt nach Diebsteich verlegt werden, sondern "nur" der Fern- und Regionalverkehr. Das macht etwa 10% der jetzigen Nutzer aus. Ist auch kein Drama für jene, die direkt in Altona leben: Diebsteich ist nur eine S-Bahnstation bzw. 3 Fahrminuten entfernt. Daran wird wohl eine Fernreise nach Süddeutschland nicht scheitern. Für Fahrgäste aus dem Norden und Westen wird sich die Fahrzeit hingegen verkürzen, wenn sie nicht mehr zum Kopfbahnhof Altona müssen, sondern beim Durchgangsbahnhof Diebsteich umsteigen können. Aber naja, vielleicht klappt's ja 2025 oder 2026. :|
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Re: Neuer Hamburger Hauptbahnhof

Beitrag von Misterfritz »

frems hat geschrieben:(19 Apr 2019, 18:24)

Joa, vor einigen Jahren. Das betraf aber die S-Bahnstation Altona. Die soll nicht verlegt nach Diebsteich verlegt werden, sondern "nur" der Fern- und Regionalverkehr. Das macht etwa 10% der jetzigen Nutzer aus. Ist auch kein Drama für jene, die direkt in Altona leben: Diebsteich ist nur eine S-Bahnstation bzw. 3 Fahrminuten entfernt. Daran wird wohl eine Fernreise nach Süddeutschland nicht scheitern. Für Fahrgäste aus dem Norden und Westen wird sich die Fahrzeit hingegen verkürzen, wenn sie nicht mehr zum Kopfbahnhof Altona müssen, sondern beim Durchgangsbahnhof Diebsteich umsteigen können. Aber naja, vielleicht klappt's ja 2025 oder 2026. :|
Ja, das macht Sinn - danke für die Erklärung.
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