"Keine Experimente"Wormser hat geschrieben:(03 Apr 2021, 11:59)
Das Problem dürfte sein, dass die CDU als Partei gar keine eigenen Überzeugungen und Positionen mehr hat. Was ist denn der "Markenkern" der CDU? Gibt es da noch irgendwas? Irgendwelche Alleinstellungsmerkmale? Irgendwelche klaren Überzeugungen?
Ich kann keine mehr erkennen. In den letzten 15 Jahren hat die CDU außer "Sie kennen mich" und "Für ein Land, in dem wir gut und gerne leben" doch nichts mehr von sich gegeben. Ansonsten hat man stets nur den Finger in den Wind gehalten und zu einzelnen Themen dann einfach die Position eingenommen, wie wahltaktisch gerade sinnvoll erschien. Das Konzept der "asymetrischen Demobilisierung" beruhte gerade darauf, möglichst gar keinen Wahlkampf aufkommen zu lassen, indem man einfach alle Positionen von SPD und Grünen übernommen hat, um polarisierende Themen direkt abzuräumen.
"Auf den Kanzler kommt es an"
Das sind nur zwei Wahlkampfslogans der CDU aus den 50er bzw. 60er Jahren des letzten Jahrhunderts.
Die Positionen der CDU war immer, egal unter welchem Vorsitzenden, der Machterhalt bzw. deren Rückgewinn. Unter dieser Klammer konnten sich nämlich die Konservativen, die Religiösen, die Wirtschaftsliberalen, die "Gschäftlmacher", die Nationalpatrioten, die Vertriebenen usw. vereinen.
Es war nach dem Krieg in Europa und natürlich in der Bundesrepublik West nichts besonderes, das sich sog. Christlich-Demokratische Parteien vereinigten. In vielen Ländern sind sie mittlerweile schon wieder in ihre Fragmente zersprungen nur in Deutschland und in Spanien haben sie überlebt.
Also wurde in Symbiose mit der, in Trizonesien starken katholischen Kirche, die "Werte" hochgehalten, die halt dort noch vor dem II. vatikanischen Konzil galten und zum Teil immer noch gelten. Die übriggebliebenen Systemmitläufer aus der NSDAP Zeit konnten mit der Ostfrage lange ruhig gestellt werden und, damit es zur Volkspartei kommen konnte, wurde auf die kleinbürgerliche Arbeitnehmerschaft geschielt, die im Kern auch schon in Weimar eben konservativ waren.
Dies kannst du bis 1989 durchdeklinieren. Denn an sich wäre Kohl schon aus dem Rennen gewesen, wäre da nicht die Wende dazwischen gekommen die er - ganz ohne Neid - geschickt genutzt hat.
Nur hat sich dieses Prinzip schon 1994 überlebt - nur das die SPD mit Scharping einen Kandidaten hatten, der nicht gewinnen konnte und Peter Hintze mit den Roten Socken die notwendige Mobilisierung veranlasste. Aber programmatisch war dort die CDU schon nicht mehr da - sie wurde vom liberalen Wesen der nächsten Generation überholt ohne das sie es gemerkt hat oder merken wollte.