SIRENE hat geschrieben:auch Maschmaiers haben ein Recht auf Einflußnahme, zumal sie die Interessen sehr vieler Menschen vertreten.
Damit führst du "Demokratie" ad absurdum, SIRENE.
Lobbyismus schadet der Demokratie in - ausnahmslos - jedem Fall. Denn Lobbyismus ist - ausnahmslos - mit Macht UND Geld verbunden. Nicht ohne Grund hat man bei der Einführung - ausnahmslos - ALLER halbwegs funktionierenden Demokratien so sorgsam darauf geachtet, Macht und Geld zu trennen.
Wenn Herr Maschmayer also die Interessen "sehr vieler Menschen" vertritt, dann kann er den Weg gehen, der ALLEN Menschen in Demokratien offen steht: Er kann Petitionen einreichen und diese von seinen "vertretenen Menschen" zeichnen lassen. Auch das ist ein fundamentales Grundprinzip von Demokratie: Ausnahmslos(!) jedes Mittel zur Beeinflussung von (mächtigen) Entscheidern muss - ausnahmslos - allen Menschen gleich zugänglich sein. Ist es das nicht, ist das Mittel per se und apriori anti-demokratisch.
Deshalb ärgern wir uns über Nepotismus, SIRENE. Deshalb bekämpfen wir ihn. Deshalb belegen wir den Begriff "Mafia" negativ, anstatt ihn, wie die Mafia-Mitglieder selbst, mit positiven Attributen zu füllen, weil ja schließlich jeder Mitglied der Mafia werden kann. Und Lobbyisten sind nichts anderes als "Mitglieder der Familie".
SIRENE hat geschrieben:Deren Interessen dürfen nur nicht zu stark und unrecht werden, doch dafür müßten andere Kräfte sorgen.
In einer Demokratie gibt es keine "Anderen", die die Drecksarbeit machen, SIRENE. Da bist du ganz allein verantwortlich; natürlich mit allen anderen zusammen. Und solange DU es duldest, wird es geschehen. Und wie alles auf der Welt wird es sich selbst immer weiter verstärken und die von dir gesetzten Grenzen suchen.
SIRENE hat geschrieben:Was ist für dich "Ehrlichkeit, Redlichkeit?" Das selbe wie für andere? Laß mal hören!
Wir leben in einer VERTRETUNGS-Demokratie. Das bedeutet auch, dass die Vertreter einen besonderen Vorbild-Charakter haben (müssen). Wenn du ehrlich bist, müssen sie noch ein Stück ehrlicher sein. Wenn du redlich bist, müssen sie noch ein Stück redlicher sein. Der Hintergrund ist die simple Gruppenpsychologie, die sich aus solchen "angeführten Herden", denen das selbständige Denken und die eigene Verantwortung weitgehend abgenommen wird, ergibt.
Gedankenexperiment:
Um dir das verständlicher zu machen, stelle dir vor, die Bundesrepublik Deutschland wäre DEINE FIRMA. Sie gehört dir. Und du bist der alleroberste Chef. (In einer Demokratie nennt man das nicht ganz grundlos den "Souverän", was auf deutsch so viel wie "uneingeschränkter Alleinherrscher" heißt.) Und als der uneingeschränkte Alleinherrscher obliegt es dir - und NUR DIR ALLEIN - zu entscheiden, wohin die Firma sich entwickeln soll, was sie produzieren soll, wie sie sich vermarkten soll, ... und wer Führungsaufgaben, von der einfachen Abteilungsleitung bis zum Spitzenmanagement, übernehmen soll.
Wie aber kannst du Entscheidungen treffen, wenn deine Spitzenmanager dir Informationen vorenthalten, dich kackdreist belügen, deine Firma (und damit dich, ganz persönlich) bestehlen, dich mit Neusprech in die Irre führen ... kurz: "unredlich" sind, weil sie genau wissen, dass du über (zweifellos menschliche) Fehler verstimmt sein wirst?
Folglich ist das perfekte Ideal ein Spitzenmanager, auf den du dich 100%ig verlassen kannst: Er wird dir niemals auch nur die geringste Information vorenthalten. Er wird dich vor allem niemals über die wahren Zustände in seinem Kompetenzbereich im Unklaren lassen, dich gar belügen und dir falsche Tatsachen vortäuschen. Und er wird seine Führungsaufgaben auch nachgeordnet so wahrnehmen, dass du dich nicht um die Details seiner Arbeitsaufgabe (für die er mit Macht und Geld bezahlt wird) kümmern musst.
Natürlich ist das eine Utopie. Solche Menschen gibt es nicht. Aber die Anforderungen, wenn du so willst "das Ziel", bleiben dennoch genauso bestehen, denn ihr Erreichen würde das Führen der Firma um Welten einfacher machen.
SIRENE hat geschrieben:Kein Geld von Reichen annehmen? Von wem dann? Von Armen?
Beamte dürfen in Deutschland nichts annehmen, was den Gegenwert von 5 Euro übersteigt. Kein Haus, keinen Urlaub, keine Autos, kein Essen, ja, nicht einmal einen Kugelschreiber. Und das aus einem einzigen Grund: Man hat aus der Erfahrung erkannt, dass hier sehr leicht ein Abhängigkeitsverhältnis entstehen kann, das die Objektivität einschränkt und das Handeln beeinflusst.
Wenn das für Beamte gilt: Warum nicht für Politiker, die nichts anderes machen, als jene Beamten? Namentlich dich als Souverän zu vertreten und sich den Detailaufgaben deines Auftrags zu widmen?
SIRENE hat geschrieben:In einer Gesellschaft, die im großen Stil auf Pump lebt ...
Was daran ist Legitimation, sich kraft der temporär gegebenen Macht zu bereichern? Erteilst du mir, als deinem Lieferanten damit auch die Legitimation, dich bis aufs Hemd zu berauben, nur weil du bei mir eine Pizza bestellst, mich also beauftragst, eine Dienstleistung zu erbringen und mir die dafür erforderlichen Befugnisse und Informationen - in gewisser Weise also "Macht" - gibst?
SIRENE hat geschrieben:Warum sollte ein Bundespräsident weniger blöde sein als sein Volk?
Hier vermischst du zwei Dinge: Amt und Mensch.
Das Amt des Bundespräsidenten (faktisch ein Überbleibsel monarchistischer Gesellschaftsformen) ist ein REPRÄSENTATIONSAMT. Es soll Fremden gegenüber all die Vorzüge und Tugenden (nicht aber die Laster) des repräsentierten Volkes preisen. Nur - und einzig - dafür ist dieses Amt gut. Und nur - und einzig - dafür wurde es geschaffen.
Der Mensch dahinter hat sich - wie bei jeder Arbeitsaufgabe - dem Amt zu beugen. Kann er es nicht, ist er fehlbesetzt.
Um bei unserem Gedankenexperiment zu bleiben: Du würdest (hoffentlich
) auch keinen Alkoholiker als Außendienstler einstellen, oder?! Auch er muss - neben der Fahrtüchtigkeit - Repräsentationsaufgaben erfüllen. Deshalb entscheidest du bei der Einstellungsverhandlung auch darüber, wie er sich als Mensch benimmt und ob er imstande sein könnte, die von ihm erwarteten Aufgaben zu erfüllen. Und du wirst ihn umgehend feuern, wenn er anfängt, deine Kunden anzulallen oder ihnen den Teppich vollzukotzen... Das machst du übrigens selbst dann, wenn du genau weißt, dass auch ein Alkoholiker nichts anderes als "nur ein Mensch mit ein paar kleinen Fehlern", also ein durchschnittlicher Mensch ist; jedenfalls solange er nicht allzu voll ist und man ihm seinen Suff nicht schon auf 100 Schritte Entfernung anmerkt.
SIRENE hat geschrieben:Damit man mit dem Finger auf ihn zeigt und sich darüber lächerlich macht, daß der sich nicht mal ein gescheites Haus leisten kann, was seinem Amt entspricht?
Hier verwechselst du Ursache und Wirkung, SIRENE. Das Haus Herrn Wulffs wurde erst Thema, als man entdeckte, dass er es sich eigentlich nicht leisten konnte. Bis dahin wussten nur ein paar wenige Leute, dass er überhaupt in einem eigenen Haus wohnt. Und es interessierte auch niemanden bis dahin. Oder wusstest du beispielsweise, dass Herr Gauck bis 2012 in einer Mietwohnung wohnte, obwohl er sich gewiss ein Häuschen leisten könnte?
SIRENE hat geschrieben:Was mußt Du für ein göttliches Wesen sein, Cerberus, daß Du anderen etwas empfiehlst, was dir selbst vermutlich auch nicht gelingen würde, wenn viel auf dem Spiel steht.
Auch hier gilt oben Gesagtes, SIRENE. Ein VERTRETER ist ein Beauftragter, der seiner Funktion gerecht zu werden oder die Konsequenzen zu tragen hat. Um wie viel mehr gilt das, wenn dieser Vertreter nicht nur Teamleiter eines fünfköpfigen Teams, sondern Vertreter für rund 81 Millionen Menschen ist? Um wie viel mehr gilt das, wenn es problemlos möglich ist, einen fähigeren "Mitarbeiter" an die Stelle zu setzen, um das sowieso schon schwierige Thema "Vertretungs-Demokratie" mit Leben zu füllen?
Nochmals, Sirene: Trenne Amt und Mensch! Die Ansprüche werden an den AMTS-Inhaber gestellt. Nicht an den Menschen. Letztgenannter kann sein, wie alle anderen; oder gern auch völlig anders. Erstgenannter hat Erwartungen zu erfüllen. Als Volks-Vertreter ebenso, wie als Mitarbeiter in deiner Firma.
SIRENE hat geschrieben:Kennst Du den kompletten Inhalt des Telefonats mit der BILD?
Da Herr Wulff auf das Band sprach, ist es überliefert:
http://www.focus.de/politik/deutschland ... 43266.html
SIRENE hat geschrieben:Wie machst Du das denn? Kannst Du alles vorhersehen? Kannst Du im Voraus das Verhalten all deiner Partner in privaten, beruflichen, geschäftlichen und sonstigen Beziehungen bestimmen? Womit denn? Mit einem Zauberstäbchen oder einem Zauberspruch? Da bin ich nun aber wirklich gespannt.
Ich weiß nicht, ob du jemals in höheren Führungspositionen gearbeitet hast oder dies anstrebst, SIRENE. Eines ist aber sicher: Wenn du nicht einmal abschätzen kannst, ob du imstande sein wirst, die an dich gestellten Aufgaben zu erfüllen, fehlt dir ein gewaltiges Stück - dringend erforderlicher - (Selbst-)Einschätzungs-Fähigkeit. Das macht dich per se und apriori untauglich für Führungspositionen.
Es ist ja nicht so, dass das angestrebte Amt in einem luftleeren Raum geschaffen wird und niemand weiß, wie man es ausfüllen kann. Tatsächlich gibt es normalerweise eine ganze Reihe "Ahnen", die hier schon saßen. Und es gehört sogar zur normalen Einstimmung eines Pizzaboten, sich im Vorfeld zu informieren, ob man überhaupt willens und fähig sein wird, diese Funktion auszufüllen. Um wie viel mehr darf (und kann) man das also von Spitzenmanagern, noch dazu solchen, deren EINZIGE Arbeits-AUFGABE die REPRÄSENTATION ist, erwarten?
Dabei hat NIEMAND etwas dagegen, wenn du hart an deine bisherigen Grenzen gehst, sie vielleicht sogar ein Stück überschreitest und dich so überschätzt. Menschen wachsen an ihren Aufgaben. Wenn du dich aber so gründlich selbst überschätzt, dass du anschließend - (vgl. Herrn Glos' Abgesangs-Rede bei seinem Rücktritt vom Wirtschaftsminister-Amt) - nicht nur selbst hilflos überfordert bist, sondern auch noch jene, die dich in dieses Amt hievten, ob deiner Täuschung enttäuschst, wirft das kein gutes Bild auf dich. Und wenn dieses Amt obendrein ein politisches Amt ist, du aber wenigstens weißt, dass Demokratie auf der BeteiligungsFREUDE ALLER beruht, und dass diese BeteiligungsFREUDE seit Jahrzehnten im Sinkflug ist, dein (negatives) Handeln also faktisch die Demokratie gefährdet, wird es gleich nochmals wichtiger, damit verantwortungsvoll umzugehen.
Warum sollte ein Bundespräsident davon ausgenommen werden? Immerhin wird er - wie jeder andere auch - GEFRAGT, ob er dieses Amt annehmen will. Er kann, sollte er auch nur den geringsten Zweifel haben, ablehnen, so dass man einen Anderen/Besseren suchen kann. WENN er aber annimmt, dann darf von ihm auch erwartet werden, dass er nicht nur "dick aufgetragen" hat. Und, das macht den "Fall Wulff" nochmals spezieller, dieser sogar wiederholt laut durch die Medien tönte, dass selbst ER Erwartungen an den Amts-Inhaber habe, sollte man doch meinen, dass er diese auch an sich selbst stellt, oder?!