Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

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Quatschki
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Quatschki »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Jun 2021, 13:11)

Nicht nur. 80 Prozent des weltweit verfügbaren Heroins und Opiums kommen aus Afghanistan. Das ist eine beträchtliche Einnahmequelle auch für die islamistischen Warlords.
Das wächst auf Feldern.
Die könnte man, wenn man wollte, mit Luft- und Satellitenfernerkundung anhand ihrer Signatur quasi automatisch ermitteln, kartieren und bei Bedarf vernichten.
Gehörte aber nicht zum Mandat, obwohl das das einzige wäre, mit dem die Bundeswehr tatsächlich Menschen in Deutschland hätte schützen und retten können...
olli
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von olli »

Der Hindukusch steht noch, also Mission erfüllt.
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schokoschendrezki
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von schokoschendrezki »

Papaloooo hat geschrieben:(04 Jun 2021, 13:43)

Von dem Krieg gegen Slobodan Milošević mal abgesehen,
ist der Kriegsgrund doch nur sehr selten im humanitären Bereich angesiedelt.
Die Frage kann in der Retrospektive erneut gestellt werden:
Hat dieser militärische Langzeiteinsatz die humanitäre Lage langfristig verbessert?
Ich wage das sehr zu bezweifeln.
Ich würde behaupten, dass dies allen, die diesen Einsatz führten, von vorneherein klar war.

Am Ende des Kalten Krieges brauchte die Bundeswehr eben neue Betätigungsfelder.
Man könnte es auch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, oder Rechtfertigung des eigenen Daseins bezeichnen.
Ja gut. Das ist allerdings eine ziemlich steile These. Noch kurz vor 9/11 und dem Beginn der Operation "Enduring Freedom" wurde in der Bundesrepublik die Allgemeine Wehrpflicht abgeschafft. Nur mal nebenbei als Episode: Ich kenne jemanden, dessen Bruder wie viele andere auch irgendwann in den 80ern von Westdeutschland nach Westberlin übersiedelte ... nicht zuletzt, um der Wehrpflicht zu entgehen. Um die Wendezeit herum 90, 91 war er dann "fällig". Und wurde zwangsweise vom ehemaligen Westberlin irgendwo aus Kreuzberg oder Neukölln zur Musterung in eine Dienststelle ins sozialistische Ostberliner Neubaugebiet Hellersdorf abtransportiert. Kann man sich vorstellen, was da so in diesem Menschen an Weltbildzusammenbrüchen vonstatten ging?

Das Ende des Kalten Kriegs im Besonderen und das Ende der Nachkriegszeit Ende der 70er im Allgemeinen ... das ist doch weit weit mehr als nur der Verlust von Arbeitsplätzen bei der Bundeswehr. Es ist ein Totalumbruch. Wir befinden uns seit etwa 40 Jahren, und zwar weltweit in einer Art "Schlidderperiode". Es ist nicht und es ist nirgendwo klar, wohin es eigentlich geht.

Die Konservierung eines traditionalistischen politischen Weltbilds mit dem sogenannten "Westen" hier (z.B. in Form von Kategorien wie "EU - EFTA") und dem sogenannten "Osten" dort (z.B. in Form von Kategorien wie "Osteuropa - GUS - Kaukasus") ... das ist als geschichtskonservatives Weltbild natürlich legitim ... aber die Frage muss gestellt und diskutiert werden, ob dieses veraltete politische Koordinatensystem denn noch tauglich ist, die politischen Prozesse im Jahre 2021 abzubilden.

Ich bin der Ansicht: Man muss wirklich zurückgehen bis Ende der 70er und sich fragen, was in Ländern wie Iran, Polen, China, Afghanistan eigentlich wirklich passiert ist. Was die Ursachen für die Erosion des bis dahin seit 1945 gültigen politischen Weltsystems und seiner Frontstellungen waren. Am Anfang des ganzen Afghanistan-Komplexes stand diese sogenannte Saur-Revolution. "Saur", persisch, "Stier" ... dort kommunistisch und im Iran islamistisch. Die grundsätzlichen weltpolitischen Verhältnisse, der dominante Ost-West-Konflikt wurden in Frage gestellt. Es stand einfach die Frage, ob tatsächlich alles so bleiben muss, wie es ist. Und die Antwort war: Nein. Muss es nicht. Polen kann ein katholisches Land werden, der Iran ein Islam-Staat und China erkennt das Potenzial, zur wirtschaftlichen Supermacht aufzusteigen. Alles kann anders werden.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von schokoschendrezki »

Quatschki hat geschrieben:(04 Jun 2021, 14:20)

Das wächst auf Feldern.
Die könnte man, wenn man wollte, mit Luft- und Satellitenfernerkundung anhand ihrer Signatur quasi automatisch ermitteln, kartieren und bei Bedarf vernichten.
Gehörte aber nicht zum Mandat, obwohl das das einzige wäre, mit dem die Bundeswehr tatsächlich Menschen in Deutschland hätte schützen und retten können...
Anfänglich war der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr - wie für viele andere Länder auch - schlicht und einfach eine Solidaritätsbekundung mit den USA. Man wäre genausogut auch gegen Trinidad oder die Fidschi-Inseln vorgegangen, wären die Drahtzieher des internationalen Terrorismus dort vermutet worden. Es ging nicht um Afghanistan sondern um die USA und den sogenannten "Westen". Und allgemeiner noch: Um die Aufrechterhaltung einer Nachkriegsordnung und natürlich auch um das sich bereits abzeichnende Ende des Staatssozialismus.

Die Konflikte mit Afghanistan werden nach meinem Eindruck stets kulturalistisch gedeutet. Man könnte auch sagen: Auf moderne Art rassistisch. Afghanistan wird als ultrarückständiges Land von irgendwelchen Halbmenschen gesehen. Dass der König von Afghanistan, der 1919 im englisch-afghanischen Krieg die Briten bezwang und das Land in die Unabhängigkeit führte, ein Vertreter der Moderne war, jemand, der die Ehrendoktorschaft der heutigen TU Berlin verliehen bekam ... das können sich die meisten Leute vermutlich gar nicht vorstellen. Hinter der Rückkehr der Religionen, in Afghanistan wie auch im Iran, in Russland oder in Polen steht nicht irgendeine eingeschriebene und irgendwie "immanente Kultur" sondern stehen die sozusagen fälligen Umbrüche des 20. Jahrhunderts.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Jun 2021, 17:41)

Afghanistan wird als ultrarückständiges Land von irgendwelchen Halbmenschen gesehen.
Nein, die Terroristen der Taliban, IS, HAMAS, Hezbollah und wie sie noch alle heißen werden als ultrarückständig angesehen und wenn man deren Taten betrachtet, dann ist die Bezeichnung "Halbmensch" für diese Subjekte noch zu hoch gegriffen.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Alexyessin »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Jun 2021, 17:01)

Ja gut. Das ist allerdings eine ziemlich steile These. Noch kurz vor 9/11 und dem Beginn der Operation "Enduring Freedom" wurde in der Bundesrepublik die Allgemeine Wehrpflicht abgeschafft.
Diese Aussage ist so nicht korrekt.
Erstens wurde und ist die Wehrpflicht auch heute nicht abgeschafft.
Zweitens wurde verfügt, das die Musterungsgruppen 4 & 5 nicht mehr eingezogen werden. Das ist wohl das, was du meinst.
Dies wurde später auf 3 ausgeweitet, was wiederum 2009 dazu führte, das KTvG die Wehrpflicht aussetzen lies, da die Wehrgerechtigkeit nicht mehr gegeben war.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Der Kutscher »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Jun 2021, 17:41)

Hinter der Rückkehr der Religionen, in Afghanistan wie auch im Iran, in Russland oder in Polen steht nicht irgendeine eingeschriebene und irgendwie "immanente Kultur" sondern stehen die sozusagen fälligen Umbrüche des 20. Jahrhunderts.
Für die Ereignisse in Afghanistan 1978/79 sehe ich keinen „fälligen“ Umbruch, also eine quasi unausweichliche Entwicklung. Es war, stark vereinfacht ausgedrückt, eher ein verunglückter linker Putsch mit dem kläglich gescheiterten Versuch die Religion zurückzudrängen. Nebenbei bemerkt sehr zum Unwillen der damaligen Sowjetischen Führung die an einer Änderung des Status Quo in Afghanistan gar kein Interesse hatte, war doch die bürgerliche Regierung Afghanistans durchaus freundschaftlich mit der UdSSR verbunden. Viel besser als ich das hier wiedergeben könnte ist es in dieser älteren ARTE-Doku geschildert, von den Anfängen 1978/79 bis zum Abzug der Roten Armee aus Afghanistan. Man muß einfach diesen Abschnitt der Geschichte kennen um den weiteren Verlauf verstehen zu können.

Link zur Doku:
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Alexyessin hat geschrieben:(04 Jun 2021, 13:35)

30 Jahre Bürgerkriegstraumatisiert. Da reichen 20 Jahre bei weitem nicht aus um das aus den Köpfen zu bekommen.
Mittlerweile 40 Jahre.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Alexyessin »

Der Kutscher hat geschrieben:(04 Jun 2021, 21:27)

Für die Ereignisse in Afghanistan 1978/79 sehe ich keinen „fälligen“ Umbruch, also eine quasi unausweichliche Entwicklung. Es war, stark vereinfacht ausgedrückt, eher ein verunglückter linker Putsch mit dem kläglich gescheiterten Versuch die Religion zurückzudrängen. Nebenbei bemerkt sehr zum Unwillen der damaligen Sowjetischen Führung die an einer Änderung des Status Quo in Afghanistan gar kein Interesse hatte, war doch die bürgerliche Regierung Afghanistans durchaus freundschaftlich mit der UdSSR verbunden. Viel besser als ich das hier wiedergeben könnte ist es in dieser älteren ARTE-Doku geschildert, von den Anfängen 1978/79 bis zum Abzug der Roten Armee aus Afghanistan. Man muß einfach diesen Abschnitt der Geschichte kennen um den weiteren Verlauf verstehen zu können.

Link zur Doku:
Wahrscheinlich die beste Dokumentation über die Afghanische Geschichte ab 75 die es momentan gibt. Habe die schon öfter gesehen und bringt wirklich viel ans Licht. Interessant ist auch, wie Paschtune Heykmatar schon immer die Fäden gezogen hat.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Alexyessin »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(04 Jun 2021, 22:50)

Mittlerweile 40 Jahre.
Weiß nicht, wo ich das mal gelesen habe, aber es heißt, das ein Land pro Jahr Bürgerkrieg mindestens zwei Jahre braucht um wieder zur Ruhe zu kommen.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Der Kutscher hat geschrieben:(04 Jun 2021, 21:27)

Für die Ereignisse in Afghanistan 1978/79 sehe ich keinen „fälligen“ Umbruch, also eine quasi unausweichliche Entwicklung. Es war, stark vereinfacht ausgedrückt, eher ein verunglückter linker Putsch mit dem kläglich gescheiterten Versuch die Religion zurückzudrängen.
Das ist falsch. Die Religion spielte damals bei weitem nicht die Rolle wie heute in Afghanistan. In den 70ern war Afghanistan ein sehr weltoffenes, westlich orientiertes Land mit sehr guten Beziehungen Deutschland. Von der Radikalität weit entfernt. Gerade Deutschland unterstütze Afghanistan beim Aufbau staatlicher Strukturen. Es gab nicht wenige Afghanen in Schlüsselpositionen, die in Deutschland ausgebildet wurden. Sei mit Studium, aber auch praktischen Polizeiausbildungen.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Der Kutscher »

In den 1970ern war Afghanistan gespalten in die weltoffene Metropolregion Kabul und einiger weniger Industriezentren auf der einen Seite und den ländlichen Gebieten auf der anderen Seite. Die ländlichen Gebiete waren tief religiös und das Leben dort verlief weitgehend wie vor Hunderten oder tausenden Jahren zuvor. Ähnlich sah es ja in vielen anderen Staaten dieser Region aus, im Iran zum Beispiel. Dieser unsägliche Putsch hat die bestehende friedliche Koexistenz Stadt/Land zerstört und führte zum Bürgerkrieg. Zwangsläufig war diese Entwicklung keineswegs, auch wenn es im Iran plötzlich einen Gottesstaat gab, das machte das Vorgehen der Putschisten nur viel gefährlicher.

Wenn Du den Inhalt der Doku oder meine Aussage das der Auslöser dieses Konfliktes ein Staatsstreich war für falsch hältst, die Entwicklung dort seit 1978 als zwangsläufig und überfällig bezeichnest wäre es doch sehr nett wenn Du vielleicht dazu eine frei zugängliche Quelle benennen könntest. Die Doku ist von 2015 und meine Geschichtsbücher noch viel älter, kann ja sein das neuere Erkenntnisse vorliegen, ich lerne durchaus gerne was dazu.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von schokoschendrezki »

Der Kutscher hat geschrieben:(04 Jun 2021, 21:27)

Für die Ereignisse in Afghanistan 1978/79 sehe ich keinen „fälligen“ Umbruch, also eine quasi unausweichliche Entwicklung. Es war, stark vereinfacht ausgedrückt, eher ein verunglückter linker Putsch mit dem kläglich gescheiterten Versuch die Religion zurückzudrängen. Nebenbei bemerkt sehr zum Unwillen der damaligen Sowjetischen Führung die an einer Änderung des Status Quo in Afghanistan gar kein Interesse hatte, war doch die bürgerliche Regierung Afghanistans durchaus freundschaftlich mit der UdSSR verbunden. Viel besser als ich das hier wiedergeben könnte ist es in dieser älteren ARTE-Doku geschildert, von den Anfängen 1978/79 bis zum Abzug der Roten Armee aus Afghanistan. Man muß einfach diesen Abschnitt der Geschichte kennen um den weiteren Verlauf verstehen zu können.

Link zur Doku:
Ja. Das ist eine hervorragende Dokumentation. Ich glaube aber trotzdem nicht, dass dieser Ende der 70er beginnende und bis heute anhaltende Afghanistan-Konflikt wirklich die Ursache, die Kernursache für die nachfolgenden Wandlungsprozesse in der Weltpolitik war. Ich sehe diesen Konflikt eher als eine Art erste Sollbruchstelle der grundlegenden Umwandlungen der Nachkriegswelt. Weder der Machtantritt Deng Xiaopings in China und der damit einsetzende Aufstieg Chinas zur Wirtschaftssupermacht noch die Wahl des polnischen Papstes Johannes Paul II und der Aufstieg der Solidarnosc-Bewegung sowie der Zerfall des staatssozialistischen Bündnissystems haben direkt etwas mit dem Afghanistan-Konflikt zu tun. Höchstens insofern als dass die Aussischtslosigkeit der sowjetischen Invasion letztendlich durch Gorbatschow erkannt wurde. Die verwiesene Dokumentation beginnt ja auch ganz zutreffend und sinngemäß mit dem Satz: ... diese Bilder versetzen uns in eine Epoche, in der Ost und West erneut um die Weltvorherrschaft ringen. Es war klar, dass ab etwa Mitte der 70er grundsätzlich die Karten neu gemischt werden. Und das wurden sie ja auch! Aber nicht primär deshalb, weil es in Afghanistan einen kommunistischen Putsch und antisowjetische Bestrebungen gab.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Der Kutscher »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Jun 2021, 10:54)

Es war klar, dass ab etwa Mitte der 70er grundsätzlich die Karten neu gemischt werden. Und das wurden sie ja auch! Aber nicht primär deshalb, weil es in Afghanistan einen kommunistischen Putsch und antisowjetische Bestrebungen gab.
Nicht als alleinige Ursache, das ist klar, der Afghanistankonflikt war und ist nur ein Baustein, nicht mehr und nicht weniger. Er führt aber in relativ gerader Linie bis zu den Ereignissen 9/11 und den daraus folgenden Konflikten in der Region.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Tom Bombadil »

Die sowjetische Invasion in Afghanistan war der Anfang vom Ende der Sowjetunion.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Teeernte »

Tom Bombadil hat geschrieben:(06 Jun 2021, 11:02)

Die sowjetische Invasion in Afghanistan war der Anfang vom Ende der Sowjetunion.
...eher leere Regale .
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Quatschki »

Teeernte hat geschrieben:(06 Jun 2021, 11:07)

...eher leere Regale .
Die gab es aber immer, seit dieses Land bestand
Vorübergehende Entbehrungen, um das große Ziel des Glücks der Menschheit zu erreichen
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von schokoschendrezki »

Der Kutscher hat geschrieben:(05 Jun 2021, 07:57)

In den 1970ern war Afghanistan gespalten in die weltoffene Metropolregion Kabul und einiger weniger Industriezentren auf der einen Seite und den ländlichen Gebieten auf der anderen Seite. Die ländlichen Gebiete waren tief religiös und das Leben dort verlief weitgehend wie vor Hunderten oder tausenden Jahren zuvor. Ähnlich sah es ja in vielen anderen Staaten dieser Region aus, im Iran zum Beispiel. Dieser unsägliche Putsch hat die bestehende friedliche Koexistenz Stadt/Land zerstört und führte zum Bürgerkrieg. Zwangsläufig war diese Entwicklung keineswegs, auch wenn es im Iran plötzlich einen Gottesstaat gab, das machte das Vorgehen der Putschisten nur viel gefährlicher.

Wenn Du den Inhalt der Doku oder meine Aussage das der Auslöser dieses Konfliktes ein Staatsstreich war für falsch hältst, die Entwicklung dort seit 1978 als zwangsläufig und überfällig bezeichnest wäre es doch sehr nett wenn Du vielleicht dazu eine frei zugängliche Quelle benennen könntest. Die Doku ist von 2015 und meine Geschichtsbücher noch viel älter, kann ja sein das neuere Erkenntnisse vorliegen, ich lerne durchaus gerne was dazu.
Man kann übrigens parallel dazu auch mal die Geschichte der Tschetschenien-Konflikte betrachten. Einer mit schier unfassbaren Geldern erneuerten Metropole Grosny steht eine der gesellschaftlich-kulturell-religiös rückständigsten und finstersten Regionen der Welt gegenüber. Das ist die Welt des Jahres 2021. Direkt neben uns: Eine der dynamischsten und aufstrebendsten Volkswirtschaften Europas. Und ein Land, in dem erzkatholische Abtreibungsgesetzte wieder eingeführt wurden. Gegen den Willen einer knapp unterlegenen Bevölkerungshälfte.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Teeernte »

Quatschki hat geschrieben:(06 Jun 2021, 11:17)

Die gab es aber immer, seit dieses Land bestand
Vorübergehende Entbehrungen, um das große Ziel des Glücks der Menschheit zu erreichen
Die Reinvestitionsquote fiel detlich unter 18,5%..

Anders gesagt - mal lebte auf verschleiß - es ging "früher" schon mal besser.

Durch die RIESEN Vorratshaltung für den nächsten Krieg VERROTTETE ein Grossteil der Nahrung . Faulige Kartoffeln....verschimmeltes Getreide..

Selbst hier in der DDR war das Lager der Kaufhalle grösser als der Verkaufsraum. Die Verkäuferinnen mussten jeden Tag den Mindestbestand an Butter und Mehl melden.
Ein Riesen Aufwand - mit Kontrollen ...alles in den Bezirk gemeldet .

So gab es "vorn" keine Kartoffeln...die sind "hinten" vergammelt//gekeimt.

Wenn Du die Lager (...für fast "ALLES") mal gesehen hättest.... 3x Unterwäsche für JEDEN...2 Decken...Ein mal Schuhe, ein Arbeitsanzug.. eine Gasmaske (schon mal eine Kindergasmaske gesehen?? - eine traurige Angelegenheit) Mit dem ZEUG haben sich einige DEN neuen Job beim DRK "erkauft".

Andere Neuherrscher haben alles weggeschmissen..... die Bundesregierung einiges in die Türkei verschrubbt.

Nun das wird in Ru nicht anders gewesen sein.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Der Kutscher »

Leere Regale in der UdSSR gab es erst nach Breschnew, seine Ära wird heute noch in Russland leicht spöttisch, leicht wehmütig als „Goldenes Zeitalter des Stillstands“ bezeichnet. Man lebte über seine Verhältnisse, die Kosten des Wettrüstens mit den USA (Reagan sprach vom Totrüsten) und der Afghanistankrieg waren entscheidende Sargnägel. Die Rüstungskosten von über 494 Milliarden Dollar im Jahre 1988 konnte die Volkswirtschaft der UdSSR nicht mehr stemmen. Gorbatschows „Reformen“ waren wirtschaftlich ein völliger Fehlschlag. Das ganze System war mehr Murks als Marx, nicht nur in der UdSSR, letztlich hat der ganze RGW nie wirklich funktioniert.

Das führt jetzt aber wirklich weit weg vom eigentlichen Thema ...
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(06 Jun 2021, 11:02)

Die sowjetische Invasion in Afghanistan war der Anfang vom Ende der Sowjetunion.
Das ist schon richtig. "Leere Regale" gab es vor allem in den 90ern während der Rubelkrise zur Zeit der Herrschaft Jelzins. Warum diese Rubelkrise/Russlandkrise nicht zu einer existenziellen Krise mit Hungersnöten geführt hat und warum danach Russland unter Putin wie der Vogel Phönix aus der Asche wiederauferstand, ist eine ganz andere Geschichte.

Auch die Falkland-Krise, etwas später, Anfang der 80er fällt in diese Zeit. Obgleich globalpolitisch eher unbedeutsam ... ich kann mich noch gut erinnern: Patriotisch aufgeladene argentinische Mütter verasbchiedeten ihre Söhne zu dem Einsatz .... und schrieen im Hafen hysterisch: Töte eine Briten, töte einen Briten .... Da wurde mir langsam bewusst, dass ich nicht mehr in der Welt des Ost-West-Konflikts und der Nachkriegswelt lebe. Nicht mehr in einer Welt, in der sich alles diesem Ost-West-Konflikt und der Kommunismus-Angst und der "Domino-Theorie" bzw. auf der Gegenseite der Vorstellung eines irgendwie tausendjährigen Sowjetreichs unterordnet. Man konnte Ende der 70er, Anfang der 80er die Welt von 2021 schon in Umrissen erahnen.

Noch ein bissel früher ... als 13-, 14-jähriger Teenager hats mich einmal zusammen mit Schulfreunden zu Heiligabend in eine katholische Kirche mitten in Ostberlin verschlagen. Ich hatte einfach keinen Bock auf Weihnachten in Familie wie das in dem Alter so üblich ist. Da habe ich in der vollbesetzten Kirche eine Predigt gehört: Tenor: Die Zukunft gehört nicht den Genossen und nicht der Partei. Da hab ich auch schon gedacht: Hoppla. Diese Welt der 50er, 60er, 70er Jahre .... für die Ewifkeit ist die auch nicht gemacht. Es bröckelt gewaltig im Gebälk. Und Religionen, "Idenitäten", Nation , Zugehörigkeiten, Loyalitäten, Gruppenbekenntnisse usw. werden noch eine gewaltige Rolle spielen. An sich war ich zu der Zeit in einer Phase der Entdeckung der zwanziger Jahre: Expressionismus, Dadaismus, Jazz, Relatitivitätstheorie. Ich glaubte tatsächlich: Diese sogenannte "Moderne" wird sich unaufhaltsam Bahn brechen. Aber nix da. Die Moderne der zwanziger Jahre (des vorigen Jahrhunderts) ist in weite Ferne gerückt! Wenn die Menschen nicht direkt wieder religiös erweckt sind, dann wollen sie plötzlich alle echte Dänen, Serben, Bayerrn, Ukrainer oder was auch immer sein. Oder sie entdecken gerade von politisch links her dieses Faszinosum "Identittät".
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Praia61 »

Papaloooo hat geschrieben:(04 Jun 2021, 11:33)

Wären für dieses Ziel nicht Entwicklungshilfeprojekte die bessere Alternative, als Panzer gewesen?
Wieviel Schulen wurden dort von diesen Steinzeittaliban platt gemacht ?
Wie naiv bist du den ?
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Papaloooo »

Praia61 hat geschrieben:(06 Jun 2021, 15:37)

Wieviel Schulen wurden dort von diesen Steinzeittaliban platt gemacht ?
Wie naiv bist du den ?
Ja das tun sie, und das ist wirklich schrecklich.
Vor allem Mädchenschulen machen sie platt.
Wobei ich jetzt auch nicht speziell von Schulen gesprochen habe, Bildung ist schon äußerst wichtig, aber nicht das einzige was in diesem Land brach lag und brach liegt.
Wie schon zuvor beschrieben hatte ich vor einigen Jahren einen Patient behandelt, der selbst zuvor in Afghanistan als Ingenieur gearbeitet hatte, und dort ein Staudammprojekt mit Elektrizitätswerk errichtet hatte.
Generell ist es immer am hilfreichsten, die breite Masse der Bevölkerung auf seine Seite zu bringen, um dann auf diese Weise den Rückhalt von tyrannischen Rebellengruppen zu unterminieren.
Häufig ist es ja so, dass die Bevölkerung kaum eine andere Wahl hat, als sich denen anzuschließen, weil die restliche Infrastruktur völlig kaputt ist.
Zuletzt geändert von Papaloooo am So 6. Jun 2021, 16:57, insgesamt 1-mal geändert.
Wir sind doch hier nicht im Trollhouse!
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von olli »

Alexyessin hat geschrieben:Fehlende Strategie in der Langzeit. Mindestens 80 Jahre hätten die UN-Truppen dort bleiben müssen.
Nur wollte das dann auch niemand wahrhaben obwohl es stimmt. Solange die Kriegsgenerationen noch leben bleibt das in den Köpfen, man hätte so lange bleiben müssen bis eine Generation ohne Krieg erwachsen ist und das dauert eben Generationen. Mal schnell alles kaputtbomben, eine Regierung einsetzen von der man glaubt sie ist zu der eigenen kompatibel und ein paar Brunnen buddeln reicht eben nicht aus um langfristig Frieden zu schaffen. Aber immerhin, der Hindukusch steht noch, Deutschlands militärische Verteidigung hat funktioniert :rolleyes:
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Papaloooo »

Oder mal noch grundsätzlicher auf deine Frage (Praja61) geantwortet:
Mit einer konstruktiven Maßnahme lässt sich eine nachhaltigere Änderung bewirken,
als man es mit einer destruktiven Maßnahme tun kann.

Zum einen:
Bekriegt man die Taliban, sollte man nicht vergessen,
dass man damit auch viele junge Menschen bekriegt,
welche von der Taliban unter Zwang annektiert wurden,
und aus Angst vor deren Rache nicht desertieren.

Zum zweiten:
Bekriegt man sie, so erschafft man eben jene Feindbilder,
die diese für ihr grausames Tun benötigen.

Aber:
die Lage ist durch diese lange Kriegerei schon so vertrackt,
dass man da auch nicht mehr so einfach herauskommt.

Die Frage bleibt bestehen:
Haben nun Jahrzehnte von Krieg gegen die Taliban diese Region befrieden können?
Die Antwort auf diese Frage kann man sich selbst geben.
Wir sind doch hier nicht im Trollhouse!
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Praia61 »

Deswegen wiederhole ich meinen zig male geäußerten Vorschlag.
Es begann mit dem 9/11 als den Drahtzieher in Afghanistan Unterschlupf gewährt wurde.
Anstatt dort einzumarschieren, tausende Tote zu Verantworten hätte man gezielt Bin Laden und seine Anhänger töten sollen.
Aber nein, die Gutmenschen meinten denen Demokratie beibringen zu können.
Jedes Schulkind weiß doch, dass demokratische Strukturen in den Köpfen anfangen und dies mindesten 2 Generationen benötigt.
Und dann gab es noch die üblichen Verschwörer die meinten die USA gingen nur wegen Rohstoffe nach Afghanistan
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Panarin »

Die Taliban überrennen gerade zahlreiche Bezirke. Das ist natürlich eine armselige Bilanz. 20 Jahre hat man Armee und Polizei aufgebaut, finanziert und ausgerüstet und kaum sind die Amerikaner weg, bricht alles zusammen.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Alexyessin »

Panarin hat geschrieben:(22 Jun 2021, 09:13)

Die Taliban überrennen gerade zahlreiche Bezirke. Das ist natürlich eine armselige Bilanz. 20 Jahre hat man Armee und Polizei aufgebaut, finanziert und ausgerüstet und kaum sind die Amerikaner weg, bricht alles zusammen.
Meine Rede.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Papaloooo »

Panarin hat geschrieben:(22 Jun 2021, 09:13)

Die Taliban überrennen gerade zahlreiche Bezirke. Das ist natürlich eine armselige Bilanz. 20 Jahre hat man Armee und Polizei aufgebaut, finanziert und ausgerüstet und kaum sind die Amerikaner weg, bricht alles zusammen.
Von Massenhinrichtungen durch die Taliban aller derjenigen,
die sich mit dem "Feind" verbündet hatten,
mal ganz zu schweigen.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Cobra9 »

Panarin hat geschrieben:(22 Jun 2021, 09:13)

Die Taliban überrennen gerade zahlreiche Bezirke. Das ist natürlich eine armselige Bilanz. 20 Jahre hat man Armee und Polizei aufgebaut, finanziert und ausgerüstet und kaum sind die Amerikaner weg, bricht alles zusammen.
War alles zu erwarten. Unsere Ach soooo fähige Politik Clique ist teilweise nur inkompetent. Man hätte es anders machen können. Wollte man nicht.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Progressiver »

Der Afghanistan-Einsatz gegen die Taliban begann meines Erachtens vor allem als Rachefeldzug der USA gegen die Unterstützer von Osama Bin Laden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Beteiligten da alle bewusst waren, in was sie da hineinschlitterten. Wenn man einen Krieg gegen ein anderes Land beginnt und eine Invasion startet, dann sollte man sich von Anfang an darüber im Klaren sein, dass man auch wissen soll, wie man wieder da raus kommt. Dies war den USA egal. Jetzt herrschen dann halt wieder bald die Taliban.Das finde ich traurig für die dortige Bevölkerung.

Anders war die Lage in Deutschland nach dem Zeiten Weltkrieg. Die beiden deutschen Staaten befangen sich gerade im Herzen Europas. Und gleichzeitig wurde mit dem Marshall-Plan auf der einen Seite alles getan, damit Deutschland West zu einem Schaufenster des Westens wurde. Und die Gegenseite hatten nach den ersten Deindustrialisierungsmaßnahmen im Osten ja auch ein Interesse, dass die DDR nicht wie ein total ausgebranntes Armenhaus funktionierte. Afghanistan hat zwar einen hohen strategischen Wert von der Lage her. Aber um dem Land Frieden und Wohlstand beizubringen, hätte eben ein Vielfaches an Geld investiert werden müssen. Geld, das dann in den USA und Europa gefehlt hätte.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Progressiver hat geschrieben:(11 Jul 2021, 00:51)

Der Afghanistan-Einsatz gegen die Taliban begann meines Erachtens vor allem als Rachefeldzug der USA gegen die Unterstützer von Osama Bin Laden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Beteiligten da alle bewusst waren, in was sie da hineinschlitterten. Wenn man einen Krieg gegen ein anderes Land beginnt und eine Invasion startet, dann sollte man sich von Anfang an darüber im Klaren sein, dass man auch wissen soll, wie man wieder da raus kommt. Dies war den USA egal. Jetzt herrschen dann halt wieder bald die Taliban.Das finde ich traurig für die dortige Bevölkerung.

Anders war die Lage in Deutschland nach dem Zeiten Weltkrieg. Die beiden deutschen Staaten befangen sich gerade im Herzen Europas. Und gleichzeitig wurde mit dem Marshall-Plan auf der einen Seite alles getan, damit Deutschland West zu einem Schaufenster des Westens wurde. Und die Gegenseite hatten nach den ersten Deindustrialisierungsmaßnahmen im Osten ja auch ein Interesse, dass die DDR nicht wie ein total ausgebranntes Armenhaus funktionierte. Afghanistan hat zwar einen hohen strategischen Wert von der Lage her. Aber um dem Land Frieden und Wohlstand beizubringen, hätte eben ein Vielfaches an Geld investiert werden müssen. Geld, das dann in den USA und Europa gefehlt hätte.
Die Deutschen hatten keine religioes im tiefsten Mittelalter sich befindente fanatische "Taliban", wie du richtig schreibst im Mitten Europas, eine europaeische Kultur, eine geschulte Bevoelkerung (was davon uebrig war) usw. Jeglicher Vergleich mit der Situation in Afghanistan ist absurd.

Ich glaube das die USA und Allierten die besten Absichten hatten aber die Vernichtung der Taliban nicht konsequent durchfuehrten. Man kann kein Land aufbauen, das sich im Dauerkriegszustand befindet. Vieles wurde erreicht insbesondere fuer die Frauen, allerdings nur in den Staedten. Das ist alles jetzt Pfutsch.

Einfach Koffer packen, abhauen und die Menschen den Taliban zu ueberlassen ist in meiner Sicht moralisch verwerflich. Insbesondere die Menschen zuruecklassen, die aktive als Uebersetzter etc den Allierten halfen und sie somit zum Tod verurteilen ist unakzeptabel.

Ich schaeme mich fuer unsere Regierung, die bis jetzt wegen einer Technikalitaet afghanischen Helfern von australischen NGO die Erteilung eines Visum fuer Australien vorenthaelt. Lediglich afhanische Helfer die direkt von der Armee angeheuert wurden bekommen Asyl in Australien.

Wer weiss Bescheid wie sich Deutschland gegenueber seinen afghanischen Helfern verhaelt? Bekommen die wenigstens Asyl in Deutschland?
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Papaloooo »

Nun kann man nochmals darüber resümieren,
was der Ganze Einsatz nun gebracht hat,
außer Toten, Verletzen und Traumatisierten,
nun kommen noch verfolgte hinzu und es wurde viel viele Geld dafür ausgegeben.

Hat sich dort etwas durch diesen jahrzehntelangen Einsatz verbessert?
Allenfalls und ja, viele Mädchen haben eine Schulbildung erhalten,
aber es wird ihnen auch nichts bringen.
Sie werden jetzt von der Taliban versklavt und ab 14 Jahren zwangsverheiratet.
Auch mit Männern jenseits der 60 Jahren noch.

Toller Verdienst, liebe Bundeswehr.
Als ob das nicht vorher schon abzusehen war?!
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Cobra9 »

Papaloooo hat geschrieben:(16 Aug 2021, 12:44)

Nun kann man nochmals darüber resümieren,
was der Ganze Einsatz nun gebracht hat,
außer Toten, Verletzen und Traumatisierten,
nun kommen noch verfolgte hinzu und es wurde viel viele Geld dafür ausgegeben.

Hat sich dort etwas durch diesen jahrzehntelangen Einsatz verbessert?
Allenfalls und ja, viele Mädchen haben eine Schulbildung erhalten,
aber es wird ihnen auch nichts bringen.
Sie werden jetzt von der Taliban versklavt und ab 14 Jahren zwangsverheiratet.
Auch mit Männern jenseits der 60 Jahren noch.

Toller Verdienst, liebe Bundeswehr.
Als ob das nicht vorher schon abzusehen war?!
Jetzt werde ich gleich sauer und zwar richtig.
Wer hat den Einsatz bitte gewollt angeordnet und die Vorgaben gemacht inklusive Konzept. Die Bundesregierung samt Politik im Bundestag.

Entschuldigung mal bitte. Was hat da die Bundeswehr zu tun mit?

Null. Die Bundeswehr hat ihren militärischen Auftrag erfüllt. Mehr war nicht der Auftrag und nicht die Verantwortung.

Teilweise mal Aufbau Hilfe bei Bau Objekten ok nach Truppenteil. Aber Fallschirmjäger bauen wohl sicher keine Kindergärten.


Die Konzeption, Planung Verantwortung ect - -> Bundesregierung und Politik

Zieh denen den Schuh an wo er passt. Ich habe nicht als Bundesregierung damals Hurra geschrien und ab mit den USA in den Einsatz.

Sowas Hirnloses ohne Konzepte die greifen.... .. Politik eben. Die Bundeswehr hat ihren Job erfüllt solange man Sie gelassen hat.

Aber verwechsel das nicht mit Sieg oder Aufbau des Landes. Trotzdem wenn der Bundestag inklusive Regierung sagt ist Schluß gilt das.

Die Politik ist der Chef. Ein ziemlich mieser Chef zwar aber die Bundeswehr hat zu gehorchen. Glaubst Du ernsthaft UNS wo da Monate /Jahre im Einsatz waren gefällt was passiert oder entschieden wurde?

Wir haben geblutet und sind gestorben. Wenn es nach UNS gegangen wäre hätte man anders gehandelt schon längst.

Aber jeder von Uns hat sich zu beugen, den Eid zu erfüllen und Gesetze zu beachten. Das Ich von der Politik teilweise null halte sag ich offen
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Papaloooo »

Cobra9 hat geschrieben:(16 Aug 2021, 13:48)

Jetzt werde ich gleich sauer und zwar richtig.
Wer hat den Einsatz bitte gewollt angeordnet und die Vorgaben gemacht inklusive Konzept. Die Bundesregierung samt Politik im Bundestag.

Entschuldigung mal bitte. Was hat da die Bundeswehr zu tun mit?

Null. Die Bundeswehr hat ihren militärischen Auftrag erfüllt. Mehr war nicht der Auftrag und nicht die Verantwortung.

Teilweise mal Aufbau Hilfe bei Bau Objekten ok nach Truppenteil. Aber Fallschirmjäger bauen wohl sicher keine Kindergärten.


Die Konzeption, Planung Verantwortung ect - -> Bundesregierung und Politik

Zieh denen den Schuh an wo er passt. Ich habe nicht als Bundesregierung damals Hurra geschrien und ab mit den USA in den Einsatz.

Sowas Hirnloses ohne Konzepte die greifen.... .. Politik eben. Die Bundeswehr hat ihren Job erfüllt solange man Sie gelassen hat.

Aber verwechsel das nicht mit Sieg oder Aufbau des Landes. Trotzdem wenn der Bundestag inklusive Regierung sagt ist Schluß gilt das.

Die Politik ist der Chef. Ein ziemlich mieser Chef zwar aber die Bundeswehr hat zu gehorchen. Glaubst Du ernsthaft UNS wo da Monate /Jahre im Einsatz waren gefällt was passiert oder entschieden wurde?

Wir haben geblutet und sind gestorben. Wenn es nach UNS gegangen wäre hätte man anders gehandelt schon längst.

Aber jeder von Uns hat sich zu beugen, den Eid zu erfüllen und Gesetze zu beachten. Das Ich von der Politik teilweise null halte sag ich offen
Wehrpflichtige wurden ja nicht an die Front geschickt.
Ein Berufsheer jawohl.
Aber diese haben jederzeit auch die Möglichkeit zu sagen: Und Tschüss bei so etwas mache ich nicht mit.
Und das spätestens wäre der Zeitpunkt gewesen zu sagen: nicht mit mir.
Hat damals in Vietnam mit der Hippie-Bewegung ja auch so begonnen.
Klar, es ist ein Auftrag.
Aber es ist die Frage, ob man dann auch genügend Menschen finden,
die bereit sind und kopflos genug sind, diesen Auftrag zu erfüllen.

Das ist - bedauerlicherweise - der Fall gewesen und ist es heute in Mali ja auch noch.
Die gleiche Misere wird sich dann dort in ein paar Jahren ereignen.
Und wieder werden alle sagen: "ja das hätte man so aber nicht erahnen können".

Im Irak mit den USA war es ja auch nicht anders.
Bin Laden wurde einst vom CIA ausgebildet, war das besonders clever?

Man kann mir gerne einen Auftrag erteilen.
Wenn dieser aber gegen mein Gewissen verstößt, so muss ich das nicht tun.
Ich kann kündigen oder mich auf § 275 Abs. 3 BGB berufen, oder nicht?
Falls nicht, denn ich bin da nicht völlig firm,
so bleibt mir doch immer noch die Kündigung und die Jobsuche danach offen.

Es hätte viele Menschenleben gerettet, wenn das in breitem Maße erfolgt wäre!
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Cobra9 »

Papaloooo hat geschrieben:(16 Aug 2021, 14:25)

Wehrpflichtige wurden ja nicht an die Front geschickt.
Ein Berufsheer jawohl.
Aber diese haben jederzeit auch die Möglichkeit zu sagen: Und Tschüss bei so etwas mache ich nicht mit.
Und das spätestens wäre der Zeitpunkt gewesen zu sagen: nicht mit mir.
Was Einzelpersonen machen hat nichts damit zu tun was Ich geschrieben habe und Realität ist. Außerdem ist es auch ohne Belang was Du schreibst da falsch.

Verantwortung, Konzeption, Vorgaben für Einsätze sowie den Beschluss für die Einsätze obliegen der Bundesregierung und der Bundestag.

Bundesregierung - > Dienstherr

Als Soldat bist Du nicht bei Wünsch Dir was. Oder fängt die Polizei auch an zu selektieren da fahren wir hin oder nicht. Nein.

Wenn etwas gegen das Gesetz verstößt kann man Nein sagen. Oder man verlässt die Bundeswehr.

Aber das ist nicht deine Entscheidung.
Überlasse das den Personen. Das Du die Verantwortung für den Einsatz falsch adressiert hast ist der Punkt.

Hat damals in Vietnam mit der Hippie-Bewegung ja auch so begonnen.
Klar, es ist ein Auftrag.
Aber es ist die Frage, ob man dann auch genügend Menschen finden,
die bereit sind und kopflos genug sind, diesen Auftrag zu erfüllen.
Bisher ja. Aber wenn die Bundesregierung weiter so macht dann wird es schwer. Dabei geht's aber zu 95 % nicht um die Thematik Einsätze.

Sondern Umgang zwischen Dienstherr & Truppe, Versorgung der Reservisten, Ausrüstung ect.


Das ist - bedauerlicherweise - der Fall gewesen und ist es heute in Mali ja auch noch.
Die gleiche Misere wird sich dann dort in ein paar Jahren ereignen.
Man kann über die Einsätze diskutieren. Aber in den Einsatz schicken tut die Politik
Und wieder werden alle sagen: "ja das hätte man so aber nicht erahnen können".
Im Irak mit den USA war es ja auch nicht anders.
Bin Laden wurde einst vom CIA ausgebildet, war das besonders clever?
Was hat der Irak mit der Bundeswehr oder Regierung zu tun. Oder Bin Laden :?:

Null.
Man kann mir gerne einen Auftrag erteilen.
Wenn dieser aber gegen mein Gewissen verstößt, so muss ich das nicht tun.
Ich kann kündigen oder mich auf § 275 Abs. 3 BGB berufen, oder nicht?
Falls nicht, denn ich bin da nicht völlig firm,
so bleibt mir doch immer noch die Kündigung und die Jobsuche danach offen.
Niemand wird einen zwingen können gegen den eigenen Willen in den Einsatz zu gehen. Aber es sind Einzelfälle wet nicht gehen will.

Es kann je nachdem sein das aber Kosten & Geld der Bundeswehr zu erstatten sind. Auslandseinsätze sind Teil eines jeden Soldaten, welcher sich längerfristig verpflichtet. Dies muss jedem Bewerber klar sein. Wer das Recht von Anfang an nicht auf dem Radar hat - fehlt mir das Verständnis.

Aber was hat das mit der Verantwortung der Politik für Einsätze zu tun. Null.
Es hätte viele Menschenleben gerettet, wenn das in breitem Maße erfolgt wäre!

Falsch. Es werden jedes Jahr einige Dutzend leben durch die Streitkräfte gerettet. Auch mit Gewalt.

Und hör auf damit zu kommen was die USA machen. So arbeitet man nicht bei Uns.

Seh Ich Afghanistan als gescheitert. Ja tue ich.

Es war wahrscheinlich auch falsch so reinzugehen und wenn Deutschlands Politik idiotisch agiert ist das nicht meine Schuld.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Niklas »

Cobra9 hat geschrieben:(16 Aug 2021, 18:48)

Seh Ich Afghanistan als gescheitert. Ja tue ich.
Gescheitert sind die Deutschen. In Afghanistan ist die Geburtenrate hingegen sehr beachtlich.
"Selbst die Verlogenheit ist verkommen. Sie trat früher professioneller auf." -- Bruno Jonas, 2007
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Papaloooo »

Cobra9 hat geschrieben:(16 Aug 2021, 18:48)
Fullquote
Es stimmt schon, dass die Planung der Einsätze der Bundeswehr von der Regierung beschlossen werden.
Aber es benötigt dennoch Menschen mit der Bereitschaft, diese auch auszuführen.
Nun wird die Politik auch wieder von den Lobbys beeinflusst,
und die Militärlobby ist da nicht zu unterschätzen.
Militärlobby natürlich, das sind im Wesentlichen die, welche die Waffen herstellen,
und/oder ein Interesse daran haben, dass diese Waffen ins Ausland exportiert werden.
Im Jemen werden dann Zivilisten massakriert mit Waffen, die zuvor aus Deutschland an Saudi-Arabien exportiert wurden.

Ich glaube zunehmend, dass die Bundeswehr nach dem Ende des Kalten Krieges einfach neue Spielwiesen benötigt,
um ihr Dasein zu rechtfertigen.
Natürlich kann man auch Manöver nahe an der russischen Grenze fliegen,
dann noch ein bisschen Säbelrasseln mit Putin & Co und dort alsbald die provozierte militärische Antwort.
Da kommt doch wieder ein bisschen Kaltes-Kriegs-Feeling auf.

Das Ganze mit Afghanistan war doch von vornherein zum Scheitern verurteilt!
Man mag ja einige Menschen gerettet haben, keine Frage.
Man hat auch das Militär dort ausgebildet.
Diese laufen nun über zu den Taliban, wenn sie nicht die Kehle durchgeschnitten bekommen wollen,
und nutzen dann das Wissen durch die Bundeswehr um gegen eigene Leute zu kämpfen.

Und nun?
Das wird doch genau so wieder in Mali laufen.

Klar und zugegeben etwas krass sagte es einst Einstein:

Wenn einer mit Vergnügen in Reih und Glied zu einer Musik marschieren kann,
dann verachte ich ihn schon;
er hat sein großes Gehirn nur aus Irrtum bekommen,
da für ihn das Rückenmark schon völlig genügen würde.


Ich kann nur hoffen, dass die Bundeswehr nun nach und nach in ein Katastrophenschutzheer umgewandelt wird.
Wenn mal den Saudis das Öl ausgeht, dann holen sie sich mit deutschen Waffen ohnehin hiesiges Territorium.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Papaloooo »

Niklas hat geschrieben:(16 Aug 2021, 19:27)

Gescheitert sind die Deutschen. In Afghanistan ist die Geburtenrate hingegen sehr beachtlich.
Muss sie ja auch sein,
weil die Überlebensrate wesentlich geringer ist.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von sünnerklaas »

Progressiver hat geschrieben:(11 Jul 2021, 00:51)

Der Afghanistan-Einsatz gegen die Taliban begann meines Erachtens vor allem als Rachefeldzug der USA gegen die Unterstützer von Osama Bin Laden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Beteiligten da alle bewusst waren, in was sie da hineinschlitterten. Wenn man einen Krieg gegen ein anderes Land beginnt und eine Invasion startet, dann sollte man sich von Anfang an darüber im Klaren sein, dass man auch wissen soll, wie man wieder da raus kommt. Dies war den USA egal. Jetzt herrschen dann halt wieder bald die Taliban.Das finde ich traurig für die dortige Bevölkerung.

Anders war die Lage in Deutschland nach dem Zeiten Weltkrieg. Die beiden deutschen Staaten befangen sich gerade im Herzen Europas. Und gleichzeitig wurde mit dem Marshall-Plan auf der einen Seite alles getan, damit Deutschland West zu einem Schaufenster des Westens wurde. Und die Gegenseite hatten nach den ersten Deindustrialisierungsmaßnahmen im Osten ja auch ein Interesse, dass die DDR nicht wie ein total ausgebranntes Armenhaus funktionierte. Afghanistan hat zwar einen hohen strategischen Wert von der Lage her. Aber um dem Land Frieden und Wohlstand beizubringen, hätte eben ein Vielfaches an Geld investiert werden müssen. Geld, das dann in den USA und Europa gefehlt hätte.
Absolut - das war ein Rachefeldzug. Direkt nach 9/11 wurde von Bush jr. eine schnelle Reaktion gefordert und erwartet. Nur zur Erinnerung: 9/11 war und ist für die USA ein schlimmeres Trauma, als Pearl Harbour. Der Mythos der Unangreifbarkeit auf dem amerikanischen Kontinent war weg.
Bush jr. war letztendlich auf Grund des massiven Drucks der US-amerikanischen Öffentlichkeit gezwungen, Krieg zu führen. Und er musste Gegner liefern. Vor allem welche, die nicht all zu große Verluste lieferten.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Niklas »

Papaloooo hat geschrieben:(16 Aug 2021, 19:42)

Muss sie ja auch sein,
weil die Überlebensrate wesentlich geringer ist.
Die werden schon überleben — zumindest das aussterbende Volk der Deutschen.
"Selbst die Verlogenheit ist verkommen. Sie trat früher professioneller auf." -- Bruno Jonas, 2007
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Papaloooo »

Niklas hat geschrieben:(17 Aug 2021, 08:33)

Die werden schon überleben — zumindest das aussterbende Volk der Deutschen.
Sehe das nicht so negativ, auch wir tragen noch Gene vom ausgestorbenen Neandertaler in uns.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Frater Kohn »

Papaloooo hat geschrieben:(04 Jun 2021, 09:23)
Was hat der Afghanistan Einsatz denn nun am Ende positives bewirkt?
Einiges.

1) Die Taliban (und auch andere) wissen nun was passiert wenn man versucht die USA asymetrisch zu attackieren.

2) 20 Jahre Westen hat zwangsläufig seine positiven Spuren bei Teilen der afghanischen Bevölkerung hinterlassen
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Papaloooo »

Frater Kohn hat geschrieben:(20 Aug 2021, 08:07)

Einiges.

1) Die Taliban (und auch andere) wissen nun was passiert wenn man versucht die USA asymetrisch zu attackieren.

2) 20 Jahre Westen hat zwangsläufig seine positiven Spuren bei Teilen der afghanischen Bevölkerung hinterlassen
Beide Punkte stimmen, nur bin ich beim ersten Punkt skeptisch, dass das das Gedächtnis der Menschen gut genug funktioniert.
Im Gegenteil, das Wiedererstarken der Taliban und das Erbeuten von Kriegsgerät aus vielen Ländern verbuchen die Islamisten als Erfolg.
Dies könnte zu Nachahmern führen.
Bekanntlich fürchten Dschihadisten ja nicht den Tod, sondern sehen darin den Eintritt in ein Jenseits voller Belohnungen.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Frater Kohn »

Papaloooo hat geschrieben:(20 Aug 2021, 08:13)
Beide Punkte stimmen, nur bin ich beim ersten Punkt skeptisch, dass das das Gedächtnis der Menschen gut genug funktioniert.
Spielt keine Rolle. Wichtig ist nur das diese Haltung und Konsequenz weiterhin gilt.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Papaloooo »

Frater Kohn hat geschrieben:(20 Aug 2021, 08:21)

Spielt keine Rolle. Wichtig ist nur das diese Haltung und Konsequenz weiterhin gilt.
Dass also die Konsequenz ist,
dass man einen asymmetrischen Krieg anzettelt,
und am Ende viel Kriegsgerät von denen zur Verfügung hat,
gegen die man Anschläge verübt hat.

Ja in der Tat sehr verlockend!
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Teeernte »

Papaloooo hat geschrieben:(20 Aug 2021, 09:24)

Dass also die Konsequenz ist,
dass man einen asymmetrischen Krieg anzettelt,
und am Ende viel Kriegsgerät von denen zur Verfügung hat,
gegen die man Anschläge verübt hat.

Ja in der Tat sehr verlockend!
Ich droh dem Ameisenhügel draussen im Garten auch immer die TOTALE Vernichtung an..... DIE halten sich nicht an meine VORGABEN !! Also UNSERE Vereinbarungen ...
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Papaloooo »

Teeernte hat geschrieben:(20 Aug 2021, 09:27)

Ich droh dem Ameisenhügel draussen im Garten auch immer die TOTALE Vernichtung an..... DIE halten sich nicht an meine VORGABEN !! Also UNSERE Vereinbarungen ...
Hier möge man mit einen kleinen Abschweifer erlauben:

Wobei ja unter Ameisen noch eine Einigkeit herrscht,
von der eine menschliche Gesellschaft nur träumen könnte.

Wären die so wie wir, würde es keine Ameisenhügel mehr geben.
Einer fängt an, woanders zu bauen,
und wenn ihm der Hügel des Cousins zu hoch wird,
wird er kurzerhand kleiner gemacht.

Obrigkeitshörigkeit an die Königin ja schon.
Aber es werden sich dann sicherlich alsbald hundert neue Arbeiterinnen zur Königin erklären.
Und ein Angriff von Außen?
Naja so lange es die richtigen trifft, kann es ja nur der eigenen Macht dienen.
Also den feindlichen Ameisen am besten gleich den Lageplan der Königin mitteilen und wo sich die Larven befinden.

So viele Blattläuse wie möglich auf die Bäume setzen,
das gibt dann ein richtiges Zuckerfest.
Wenn der Baum nach 2 Jahren dann kaputt ist,
was solls, ist eh oberhalb der eigenen Lebenserwartung.

An scheinintelligenter Kurzsichtigkeit ist der Mensch kaum zu übertreffen.
Siehe Afghanistan.
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Quatschki »

Teeernte hat geschrieben:(20 Aug 2021, 09:27)

Ich droh dem Ameisenhügel draussen im Garten auch immer die TOTALE Vernichtung an..... DIE halten sich nicht an meine VORGABEN !! Also UNSERE Vereinbarungen ...
Zumindest kann man verhindern, dass sie in die Küche kommen.
Indem man die Fugen dicht macht und darauf achtet, dass sie nix zu fressen finden...
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
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Re: Der Afghanistan-Einsatz in der Retrospektive

Beitrag von Papaloooo »

Quatschki hat geschrieben:(20 Aug 2021, 10:13)

Zumindest kann man verhindern, dass sie in die Küche kommen.
Indem man die Fugen dicht macht und darauf achtet, dass sie nix zu fressen finden...
Ist bei Menschen aber etwas schwieriger,
geht zwar mit Mauern und Stachelzäunen
aber die graben sich unten durch oder fliegen oben drüber.
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