The World Congress of Families

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schokoschendrezki
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The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

Ist euch der Name dieser christlich-rechtsnationalen Organisation unbekannt? Kein Wunder. Es gibt noch nichtmal einen deutschasprachigen Wikipedia-Eintrag dazu. https://en.wikipedia.org/wiki/World_Con ... f_Families. Ein längerer Beitrag der Slawistin, Jourtnalistin und langjährigen Moskau-Korrespondentin Gesine Dornblüth hat mir da aber etwas die Augen geöffnet. Der WCF ist das internationale Netzwerk der religiösen Rechten. Unterstützer und Protegierer sind zum einen alte Bekannte: Wladimir Putin, Viktor Orbán, Matteo Salvini. Und dann: Eine ganze Reihe von schwerreichen OIigarchen aus dem Raum Ex-SU. Nicht nur aus Russland. Auch zum Beispiel aus Georgien oder Moldawien. Und dann natürlich die sehr einflussreichen evangelikalen Leute aus den USA. Chef und Gründer des WCF ist der US-amerikanische ehemalige Akademiker Allan C. Carlson.

Worum geht es? Man kann es sich denken: Um den Kampf gegen Liberalismus. Um die Rückkehr von "Werten". Um den Kampf gegen Abtreibungen. Um den Wert der "Familie", klar. Die Organisation wurde in den USA gegründet und von einem Amerikaner geleitet. Heute jedoch versucht die russische Regierung mit allen Mitteln, sich quasi zum Weltkämpfer Nummer Eins für "traditionelle Werte" zu stilisieren.

Mein großes Verständnisproblem besteht darin: Eigentlich liegen die einflussreichsten konservativen politischen Kräfte in den USA und Russland genau auf einer Linie. In dem Beitrag von Dornblüth wird beschrieben, wie Vertreter des WCF nach Moskau reisten. In der Vorstellung, hier in einem Nachfolgestaat der staatsantireligiösen SU zu landen. Und sie landen aber in einem nach ihren Vorstellungen politischen Paradies. Nicht nur weil die christlichen Kirchen in Russland über Geld, Macht und Einfluss verfügen. Das Recht auf Homeschooling zum Beispiel spielt für religiös rechts veranlagte Menschen aus den USA eine ganz zentrale Rolle. In Deutschland verboten. In Russland völlig legal.

Ich verstehe es einfach nicht: Eigentlich müsste es einen großen Knall geben und die USA und der flächengrößte Staat der Erde, Russland müssten eine enge politische Kooperation eingehen. Stattdessen gibts Sanktionen gegen Russland. Auch die Vertreter des WCF müssen alle möglichen Verbiegungen machen, um Beziehungen zu ihren Glaubensgenoosen in Russland einzugehen. Selbst der evangelikale Ex-Vizepräsident der USA versuchte, Verbindungen zum (objektiv eigentlich gelobten) Land zu suchen. Wer oder was steht eigentlich so massiv dagegen? Bei China sind es wirtschaftliiche Interessen. Bei Russland?


https://www.swr.de/swr2/wissen/netzwerk ... 6-100.html
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Platon
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Platon »

Bei China sind es wirtschaftliiche Interessen. Bei Russland?
Ich denke dass Russlands Konflikt mit den USA in erster Linie geopolitisch ist und unmittelbare wirtschaftliche Interessen dabei nicht immer zentral und ausschlaggebend sind. Russland möchte vor allem in den Gebieten der ehemaligen UDSSR, d.h. Osteuropa und Zentralasien, aber auch im Nahen und Mittleren Osten den amerikanischen (und europäischen) Einfluss zurückdrängen bzw., was eigentlich häufiger der Fall ist, nicht selbst zurückgedrängt werden, und positioniert sich so als Gegner zu den USA. Dabei geht man neben militärischen Interventionen wie in Georgien, der Ukraine und Syrien, vor allem bzw. in auffällig hohem Maße auch nachrichtendienstlich vor, was sicherlich eine Folge des hohen Einflusses von KGB bzw. jetzt FSB-Leuten auf die Regierung ist. Daher sehr viele Desinformations- und Cyberkrieg-Aktionen. Für diesen geopolitischen Kampf mit den USA nimmt man dann auch Wirtschaftssanktionen in Kauf. Es positioniert die Russen dabei aber neben China als einen Gegner zu den USA, welche nach wie vor den Anspruch haben ihren Status als einzig verbliebene geopolitische Supermacht weltweit durchzusetzen, inklusive Osteuropa, Zentralasien und dem Nahen und Mittleren Osten und man wurde ja auch Ziel von russischen Geheimdienstaktionen aller Art. Ich würde in erster Linie einen Konflikt zwischen beiden Ländern sehen, welcher sich aus gegensätzlichen geopolitischen Ambitionen ergibt.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
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schokoschendrezki
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

Platon hat geschrieben:(04 Mar 2021, 16:35)

Ich denke dass Russlands Konflikt mit den USA in erster Linie geopolitisch ist und unmittelbare wirtschaftliche Interessen dabei nicht immer zentral und ausschlaggebend sind. Russland möchte vor allem in den Gebieten der ehemaligen UDSSR, d.h. Osteuropa und Zentralasien, aber auch im Nahen und Mittleren Osten den amerikanischen (und europäischen) Einfluss zurückdrängen bzw., was eigentlich häufiger der Fall ist, nicht selbst zurückgedrängt werden, und positioniert sich so als Gegner zu den USA. Dabei geht man neben militärischen Interventionen wie in Georgien, der Ukraine und Syrien, vor allem bzw. in auffällig hohem Maße auch nachrichtendienstlich vor, was sicherlich eine Folge des hohen Einflusses von KGB bzw. jetzt FSB-Leuten auf die Regierung ist. Daher sehr viele Desinformations- und Cyberkrieg-Aktionen. Für diesen geopolitischen Kampf mit den USA nimmt man dann auch Wirtschaftssanktionen in Kauf. Es positioniert die Russen dabei aber neben China als einen Gegner zu den USA, welche nach wie vor den Anspruch haben ihren Status als einzig verbliebene geopolitische Supermacht weltweit durchzusetzen, inklusive Osteuropa, Zentralasien und dem Nahen und Mittleren Osten und man wurde ja auch Ziel von russischen Geheimdienstaktionen aller Art. Ich würde in erster Linie einen Konflikt zwischen beiden Ländern sehen, welcher sich aus gegensätzlichen geopolitischen Ambitionen ergibt.
Das hab ich mir im Prinzip auch schon so ein bissel gedacht. Es kann auch unter Brüdern nur den einen Erbhofbesitzer geben,

Ich habe übrigens vergessen zu erwähnen: Der Teufel in Person für die WCF ist natürlich George Soros und ihm nahestehende Organisationen. Und trotz dieser bestehenden Konkurrenz zwischen USA und RUssland hinsichtlich imperialer Supermacht: Bei den liberalen Gegennetzwerken sieht man es (Beispiel "Open Global Rights") so:
Open Democracy hat kürzlich gezeigt, wie 28 amerikanische rechtsgerichtete Gruppen seit 2007 280 Millionen US-Dollar für die Bekämpfung von Frauenreproduktions- und LGBTQ + -Rechten weltweit ausgegeben haben. Sie haben Polens drakonische Anti-Abtreibungsgesetze unterstützt, Politiker engagiert und Ärzten und Unternehmen Rechtshilfe geleistet, die sich weigern, Frauen und LGBTQ + -Personen zu dienen. Viele dieser Gruppen haben harmlose Namen wie das American Center for Law and Justice (ACLJ) oder Alliance Defending Freedom. Viele von ihnen haben Verbindungen zur Trump-Administration; Der Chefanwalt von ACLJ ist beispielsweise der persönliche Anwalt des Präsidenten, Jay Sekulow. Viele von ihnen sind mit dem World Congress of Families (WCF) verbunden, einem Netzwerk, das nach einem Treffen der US-amerikanischen und russischen Ultra-Konservativen im Jahr 1997 gegründet wurde. Seitdem hat die WCF globale und regionale Treffen in Europa, Asien und Afrika abgehalten hat klare Verbindungen zu rechtsradikalen Führern wie dem Italiener Matteo Salvini und dem Ungarn Victor Orbán hergestellt. Es ist auch eng mit russisch-orthodoxen Christen und mit Russlands Einsatz von Anti-LGBTQ + -Politik verbunden, um liberale Werte in osteuropäischen Ländern zu untergraben.
(maschinell übersetzt) . https://www.openglobalrights.org/the-ri ... political/

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass diese Brüder im Geiste nicht früher oder später doch zueinander finden.
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Niklas
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Niklas »

Ja, ich habe diese Sendung auch gehört.

Der SWR2 degeneriert zunehmend zu einem politisch-ideologischen Propaganda-Sender, ähnlich dem "Deutschlandfunk".
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Tom Bombadil
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

Warum ist vielen Linken die traditionelle, "natürliche" Familie eigentlich so ein Feindbild?
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schokoschendrezki
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

Niklas hat geschrieben:(04 Mar 2021, 21:41)

Ja, ich habe diese Sendung auch gehört.

Der SWR2 degeneriert zunehmend zu einem politisch-ideologischen Propaganda-Sender, ähnlich dem "Deutschlandfunk".
:p
Ja. Die Autorin Gesine Dornblüht ist ja auch die typische Vertreterin einer politisch-ideologischen Propaganda-Journalistin ...

Es ist so: In den meisten Ländern der Welt stehen den Verteidigern "traditioneller Werte" mindestens ebenso viele Verteidiger liberaler Vorstellungen gegenüber. Die Veranstaltungen des WCF seit Gründung in Prag, Warschau, Verona usw. waren stets begleitet von Massenprotesten entsprechender Gegenveranstalter. Lediglich in Russland und (wahrscheinlich) in einigen Regionen der USA sieht das anders aus. Aber auch in den USA gesamt steht mindestens die Hälfte der Bevölkerung auf einer mehr oder weniger liberalen Seite. Die Frage, die sich auch ganz konkret aus der Sendung ergibt und dort auch konkret gestellt wird: Könnte Russland zur weltweiten politischen Speerspitze der Verteidigung traditoneller Werte werden. Eine sehr wichtige Frage künftiger politischer Entwicklungen. Russland ist nicht irgendeine lokale Kleinmacht.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Mar 2021, 08:55)

Warum ist vielen Linken die traditionelle, "natürliche" Familie eigentlich so ein Feindbild?
Wenn Du dir den entsprechenden Beitrag anhörst ... die erste Frage, die sich stellt ist die nach der aktiven und passiven Rolle. Es sind Organisationen wie WCF, die die Reaktivierung eines traditionellen Familienbilds aktiv einfordern. Liberale Menschen wehren sich lediglich gegen Zumutungen. Linke? Quatsch. Liberale! Auch wenn sich unter Liberalen natürlich auch Linksliberale finden. Sie haben keinen Kampf gegen die Familie erfunden sondern sie wehren sich lediglich gegen Anfeindungen aus dem Lager der Traditionalisten gegen die Selbstgewähltheit ihres Lebensmodells. Als wenn es unter den Gegendemonstranten Menschen gäbe, die sich tatsächlich explizit gegen das Lebensmodell "Familie" wenden. Im Gegenteil: Es nehmen nicht wenige Familien daran teil! Sie wenden sich nur gegen eine Ideologie, die dieses Lebensmodell als kanonisch und normal und verbindlich vorschreibt.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Mar 2021, 15:38)

Liberale Menschen wehren sich lediglich gegen Zumutungen.
Was ist denn an der traditionellen Familie eine Zumutung? Es wird niemand gezwungen, so eine Familie zu gründen.
Linke? Quatsch.
Nein, kein Quatsch, weil die traditionelle Familie ja "rechts" verortet wird. Liberale haben nichts dagegen, wenn jemand in einer traditionellen Familie leben möchte.
Sie wenden sich nur gegen eine Ideologie, die dieses Lebensmodell als kanonisch und normal und verbindlich vorschreibt.
Das kann heutzutage niemand mehr vorschreiben, schon gar nicht verbindlich.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Mar 2021, 16:50)

Was ist denn an der traditionellen Familie eine Zumutung? Es wird niemand gezwungen, so eine Familie zu gründen.


Nein, kein Quatsch, weil die traditionelle Familie ja "rechts" verortet wird. Liberale haben nichts dagegen, wenn jemand in einer traditionellen Familie leben möchte.


Das kann heutzutage niemand mehr vorschreiben, schon gar nicht verbindlich.
Das ist - zum Glück - richtig, Der Kampf um traditionelle Werte wird von Seiten des WCF vor allem auf solchen Gebieten wie Antifeminismus, Homosexuellenfeindlichkeit, Abtreibungsgesetze ausgetragen. Und dann - das macht der verwiesene Beitrag deutlich - auf dem Gebiet Homeschooling. (Regulär und außerhalb von pamdemiebedingtem Homeschooling natürlich). Diese Auseinandersetzung spielt in Deutschland - anders als in USA oder RUssland - sicher nicht eine solche Rolle. Oder noch nicht. Eltern sollen ein Recht haben, ihre Kinder dem Zugriff des Staats bei der Beschulung zu entziehen.

Aber. Ich wüsste nicht, dass in den Programmen der als eher links einsortierten Parteien in D, Grüne, SPD, Die Linke ... sich auch nur ein Sterbenswörtchen gegen das Lebensmodell "Familie" findet. Im Gegenteil! Es gibt mit Sicherheit Statistiken, die das Wahlverhalten hinsichtlich der Unterscheidung "als Single" vs "in Familie" lebend untersuchen. Wen wählen bevorzugt Single-Personen? Die Grünen und die FDP vielleicht etwas überproportional. Die Linke sicherlich nicht.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Mar 2021, 17:53)

Aber. Ich wüsste nicht, dass in den Programmen der als eher links einsortierten Parteien in D, Grüne, SPD, Die Linke ... sich auch nur ein Sterbenswörtchen gegen das Lebensmodell "Familie" findet.
Alle Parteien außer der AfD bekennen sich zur "Ehe für alle", SPD und Linke gehen weiter: "Familie ist dort, wo Menschen dauerhaft Verantwortung füreinander übernehmen." (SPD) und für die Linke ist Familie "wo Menschen füreinander da sind". Das ist eine Beliebigkeit, die meilenweit von der "traditionellen Familie" weg führt.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Mar 2021, 18:30)

Alle Parteien außer der AfD bekennen sich zur "Ehe für alle", SPD und Linke gehen weiter: "Familie ist dort, wo Menschen dauerhaft Verantwortung füreinander übernehmen." (SPD) und für die Linke ist Familie "wo Menschen füreinander da sind". Das ist eine Beliebigkeit, die meilenweit von der "traditionellen Familie" weg führt.
Das ist keine Beliebigkeit sondern ein hoher moralischer Anspruch.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Mar 2021, 19:55)

Das ist keine Beliebigkeit sondern ein hoher moralischer Anspruch.
Ja, an der allerhöchsten Moral werden wir noch alle ersticken.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Mar 2021, 20:04)

Ja, an der allerhöchsten Moral werden wir noch alle ersticken.
Das sind jetzt wohl eher Fragen sozusagen des persönlichen politischen Geschmacks ...

Mich interessiert doch eher der nüchterne Blick auf die politischen Entwicklungen.

Nocheinmal Wladimir Putin in einer Grußbotschaft an den World Congress:
„Die Welt entwickelt sich immer widersprüchlicher und dynamischer. Unter diesen Bedingungen wächst die historische Verantwortung Russlands. Wir wissen, dass immer mehr Menschen in der Welt unsere Position teilen, auch sie wollen Werte verteidigen, die überJahrtausende die geistige und moralische Grundlage der Zivilisation gebildet haben: Die traditionelle Familie, ursprüngliches menschliches Leben, religiöses Leben.“Erzählerin:Im World Congress of Families sah man Russland auch wegen solcher Aussagen als Speerspitze der Bewegung.
Wird Russland künftig der wichtigste Verteidiger "traditioneller Werte" werden?

Und ist in Deutschland ausgerechnet die Links-Partei mit ihrer gnadenlosen Russsland-Verteidigung praktisch und de facto die wichtigste Verteidigerin einer christlich-rechtskonservativen Ideologie?
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von TheManFromDownUnder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Mar 2021, 16:15)



Ich verstehe es einfach nicht: Eigentlich müsste es einen großen Knall geben und die USA und der flächengrößte Staat der Erde, Russland müssten eine enge politische Kooperation eingehen. Stattdessen gibts Sanktionen gegen Russland. Auch die Vertreter des WCF müssen alle möglichen Verbiegungen machen, um Beziehungen zu ihren Glaubensgenoosen in Russland einzugehen. Selbst der evangelikale Ex-Vizepräsident der USA versuchte, Verbindungen zum (objektiv eigentlich gelobten) Land zu suchen. Wer oder was steht eigentlich so massiv dagegen? Bei China sind es wirtschaftliiche Interessen. Bei Russland?


https://www.swr.de/swr2/wissen/netzwerk ... 6-100.html
Ich verstehe das schon

Die US Regierung und die Mehrheit der US-Buerger, vor allem in den Staedten und Staaten wie zB Kalifornien, sowie alle mit Bildung liegen nicht auf der Linie der WCF und deren Glaubensbruedern und Unterstuetzer wie Putin und andere Nationalfaschisten. Ausserdem decken sich die geopolitischen Interessen zwichen USA und Russland nicht. Die legen Welten auseinander
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(06 Mar 2021, 07:28)

Ich verstehe das schon

Die US Regierung und die Mehrheit der US-Buerger, vor allem in den Staedten und Staaten wie zB Kalifornien, sowie alle mit Bildung liegen nicht auf der Linie der WCF und deren Glaubensbruedern und Unterstuetzer wie Putin und andere Nationalfaschisten. Ausserdem decken sich die geopolitischen Interessen zwichen USA und Russland nicht. Die legen Welten auseinander
Ja. Aber diese Widersprüche zwischen Stadt und Land gibts natürlich auch in Russland. Nur dass dort das Pendel mal so grob geschätzt insgesamt eher zu zwei Dritteln in Richtung rechtskonservativ-nationalistisch, "werteorientier" und Pro "Einiges Russland" ausschlägt. Auch wenn schon der Name "Einiges Russland" etwas anderes suggeriert. Polen zum Beispiel dürfte in Europa am ehesten der Verteilung in den USA entsprechen. Eine ausgesprochen liberale, EU-freundliche Städtebevölkerung und eine ausgesprochen konservative und religiös orientierte Land- und Kleinstadtbevölkerung.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

Und unabhängig davon: Die "Eiserne Brudertreue" (ZEIT) der Linkspartei zur russischen Regierung bringt sie um auch die letzten Sympathien aus Richtung liberal denkender Menschen, die sie in Hinsicht auf ihre soziale Prorgammatik vielleicht noch hatten.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Billie Holiday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Mar 2021, 15:38)

Wenn Du dir den entsprechenden Beitrag anhörst ... die erste Frage, die sich stellt ist die nach der aktiven und passiven Rolle. Es sind Organisationen wie WCF, die die Reaktivierung eines traditionellen Familienbilds aktiv einfordern. Liberale Menschen wehren sich lediglich gegen Zumutungen. Linke? Quatsch. Liberale! Auch wenn sich unter Liberalen natürlich auch Linksliberale finden. Sie haben keinen Kampf gegen die Familie erfunden sondern sie wehren sich lediglich gegen Anfeindungen aus dem Lager der Traditionalisten gegen die Selbstgewähltheit ihres Lebensmodells. Als wenn es unter den Gegendemonstranten Menschen gäbe, die sich tatsächlich explizit gegen das Lebensmodell "Familie" wenden. Im Gegenteil: Es nehmen nicht wenige Familien daran teil! Sie wenden sich nur gegen eine Ideologie, die dieses Lebensmodell als kanonisch und normal und verbindlich vorschreibt.
Seit Jahrzehnten muß sich als allererstes die werdende Mutter rechtfertigen, die NICHT kurz nach der Geburt wieder vollzeit arbeiten will. Dummes Hausmütterchen, dem die Decke auf den Kopf fallen wird und das sich komplett abhängig macht vom Mann.
Es braucht ein dickes Fell, um 3 oder 4 Jahre zuhause bleiben zu wollen, und sich ums eigene Kind zu kümmern.

Sein Baby kurz nach der Geburt vollzeit in eine Krippe zu geben (egal, wie die Verhältnisse in der Einrichtung sind) zeugt von modernem Denken. Vor allem die Bereitschaft, das Bedürfnis, sein Kind selbst zu versorgen, hintenan zu stellen und allem anderen unterzuordnen. Das kommt gut an und wird den Frauen seit Jahren suggeriert.

Fremdbetreuung ist gut, selber betreuen ist schlecht.

Es ist nicht repräsentativ, aber ich bin mit 3 langjährigen Erzieherinnen gut bekannt bzw. befreundet. Keine würde ihr eigenes Baby in eine Krippe geben. Die sind alle 2 bis 4 Jahre zuhause geblieben mit Baby. Wundert mich etwas. Dass Fachfrauen mit Jahrzehnten an Berufserfahrung sich dagegen aussprechen, Babys zu früh von den Eltern zu trennen. Kommen aber alle aus dem Westen.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Mar 2021, 07:12)

Das sind jetzt wohl eher Fragen sozusagen des persönlichen politischen Geschmacks ...
Das Moralisieren hat erst in den letzten Jahren Einzug in die Politik genommen. Soll Deutschland ein zweiter Vatikan gemessen an der Moral werden? Zumindest nach außen hin, dass sich kaum einer an die hohe Moral, die er selber predigt, hält, ist auch klar.
Mich interessiert doch eher der nüchterne Blick auf die politischen Entwicklungen.
Nüchtern betrachtet ist das Moralisieren der Tod jeglicher politischer Entwicklung, die in Demokratien immer im Kompromiss besteht.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

Billie Holiday hat geschrieben:(06 Mar 2021, 09:06)

Seit Jahrzehnten muß sich als allererstes die werdende Mutter rechtfertigen, die NICHT kurz nach der Geburt wieder vollzeit arbeiten will. Dummes Hausmütterchen, dem die Decke auf den Kopf fallen wird und das sich komplett abhängig macht vom Mann.
Es braucht ein dickes Fell, um 3 oder 4 Jahre zuhause bleiben zu wollen, und sich ums eigene Kind zu kümmern.

Sein Baby kurz nach der Geburt vollzeit in eine Krippe zu geben (egal, wie die Verhältnisse in der Einrichtung sind) zeugt von modernem Denken. Vor allem die Bereitschaft, das Bedürfnis, sein Kind selbst zu versorgen, hintenan zu stellen und allem anderen unterzuordnen. Das kommt gut an und wird den Frauen seit Jahren suggeriert.

Fremdbetreuung ist gut, selber betreuen ist schlecht.

Es ist nicht repräsentativ, aber ich bin mit 3 langjährigen Erzieherinnen gut bekannt bzw. befreundet. Keine würde ihr eigenes Baby in eine Krippe geben. Die sind alle 2 bis 4 Jahre zuhause geblieben mit Baby. Wundert mich etwas. Dass Fachfrauen mit Jahrzehnten an Berufserfahrung sich dagegen aussprechen, Babys zu früh von den Eltern zu trennen. Kommen aber alle aus dem Westen.
Man solte einfach zwischen der realen Lebenspraxis und den ideologischen Gefechten unterscheiden.

Auf dem WCF-Kongress in Verona 2019 sprach unter anderem die ungarische Familienministerin Katalin Novák. Man war begeistert! Und nun könnte man glauben, in Ungarn seien Kindertagesstätten und Krippen staatlicherseits verboten. Ich bin regelmäßig in Ungarn und ich kann dir versichern: Weder das eine noch das andere ist der Fall. Es gibt Mütter, die ihre Kinder zu Hause betreuen und es gibt kleine und sehr kleine sichtbar fröhliche Kinder in übrigens ziemlich gepflegten und gut ausgestatteten Kindertagesstätten. Und weder die einen noch die anderen Eltern werden irgendwie entweder von Ultraliberalen oder von Ultrakonservativen gedisst.

Für die politische Analyse ist wichtig, welche eigentlichen Ambitionen mit solchen Vereinigungen verfolgt werden. Das österreichische Nachrichtenportal "Addendum" hat hier https://www.addendum.org/news/world-con ... -families/ eine hervorragende und genaue Analyse zum Phänomen "World Congress of Families" erstellt. Unter der Überschrift "Konservative aller Welt, vereinigt: Die US-russische Achse beim „World Congress of Families“". Die Leute beim WCF erzählen eigentlich immer nur dasselbe. Mitnichten geht es ihnen um so etwas wie das Wohl der Kinder. Es geht um die Instrumentalisierung von Familientpolitik für eine weltweite konservative Wende.

Dabei gibt es natürlich ein Problem sozusagen zweiter Art: Das Portal Addendum.org gehört dem reichsten Österreicher, Dietrich Mateschitz. Miteigentümer von "Red Bull". Selbstverständlich hat der bei einem solchen Thema selbst auch Eigeninteressen. Ich meine: Wofür stehen in der modernen Welt "Energydrinks" ... sicher eher weniger für Kindergeburtstage mit Planschen und Malwettbewerb. Es geht nicht anders, als die Welt immer und ständig distanziert und kritisch zu betrachten. Und jede Erzählung erstmal in Zweifel zu ziehen.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(06 Mar 2021, 09:16)

Das Moralisieren hat erst in den letzten Jahren Einzug in die Politik genommen. Soll Deutschland ein zweiter Vatikan gemessen an der Moral werden? Zumindest nach außen hin, dass sich kaum einer an die hohe Moral, die er selber predigt, hält, ist auch klar.


Nüchtern betrachtet ist das Moralisieren der Tod jeglicher politischer Entwicklung, die in Demokratien immer im Kompromiss besteht.
Dass so etwas wie die "Kunst der Politik" in der "Kunst der Kompromissfindung" besteht ... da gebe ich dir völlig recht. Auf jeden Fall besteht die Kunst der politischen Analyse darin, hinter dem Moralisieren, hinter den Ideologien den eigentlichen Kern ausfindig zu machen: Die Struktur der Interessenslagen. Dass sich die Regierungspartei Russlands als "Verteidiger traditioneller Werte" positioniert ... dürfte ganz klar und eindeutig Teul einer politischen Globalstrategie sein.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Mar 2021, 09:59)

Auf jeden Fall besteht die Kunst der politischen Analyse darin, hinter dem Moralisieren, hinter den Ideologien den eigentlichen Kern ausfindig zu machen: Die Struktur der Interessenslagen.
Das Moralisieren ist für mich eine Waffe, mit der andere Menschen mundtot gemacht und auf Linie gebracht werden sollen. Denken wird dadurch überflüssig, man muss sich nur an den Moralkanon halten und dies auch zumindest mit den richtigen Worten zum Ausdruck bringen. Erinnert dann ein bisschen an 1. Mai-Paraden in der DDR.
Dass sich die Regierungspartei Russlands als "Verteidiger traditioneller Werte" positioniert ... dürfte ganz klar und eindeutig Teul einer politischen Globalstrategie sein.
Ist das irgendwie verwerflich? In einer Demokratie geht es um den Wettstreit der Ideen und im Kompromiss liegt die Weiterentwicklung der Gesellschaft, die dann auch jeden mitnehmen kann. Auf dem Sockel der hohen Moral ist noch lange nicht für jeden Bürger Platz.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

Man nehme nur einmal das Beispiel "Erster Weltkrieg" und "Augusterlebnis". Aufgeklärte, humanistisch gesinnte, gebildete Menschen wie - nur als Beispiel - der Schriftstller Arnold Zweig. Oder auch der Sohn der bekannten und eher linken Künstlerin Käthe Kollwitz, Peter Kollwitz ... Sie alle waren völlig überzeugt davon, für die Sache von Aufklärung und Humanismus in den Krieg zu ziehen. Man kann es nachlesen. Quasi der Welt das Gute und Schöne zu vermitteln: Mozart, Goethe, Kant. Nicht im entferntesten wären sie auf den Gedanken gekommen, sich an der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts zu beteiligen. Und in diesem Sinne sollte man auch auf dieses Ansinnen des WCF blicken, "traditionelle Werte" zu verteidigen. Es stecken Interessen dahinter. Die Werte, die Ideologien sind nur für die dummen Ausführer erdacht.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Misterfritz »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Mar 2021, 18:30)

Alle Parteien außer der AfD bekennen sich zur "Ehe für alle", SPD und Linke gehen weiter: "Familie ist dort, wo Menschen dauerhaft Verantwortung füreinander übernehmen." (SPD) und für die Linke ist Familie "wo Menschen füreinander da sind". Das ist eine Beliebigkeit, die meilenweit von der "traditionellen Familie" weg führt.
Und das bedroht die Leute, die gerne in einer traditionellen Familie leben?
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Mar 2021, 10:11)

Die Werte, die Ideologien sind nur für die dummen Ausführer erdacht.
Stecken hinter der Moral denn nicht auch Werte und Ideologien?
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

Misterfritz hat geschrieben:(06 Mar 2021, 10:11)

Und das bedroht die Leute, die gerne in einer traditionellen Familie leben?
Was soll "bedrohen" in dem Zusammenhang bedeuten? Die Beliebigkeit "bedroht" imho den Bestand der traditionellen Familie, die mMn. der kleinste Baustein unserer Gesellschaft ist.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Misterfritz »

Tom Bombadil hat geschrieben:(06 Mar 2021, 10:14)

Was soll "bedrohen" in dem Zusammenhang bedeuten? Die Beliebigkeit "bedroht" imho den Bestand der traditionellen Familie, die mMn. der kleinste Baustein unserer Gesellschaft ist.
Nur, weil man dem Baustein noch einen weiteren hinzufügt, wird der bedroht?
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

Misterfritz hat geschrieben:(06 Mar 2021, 10:23)

Nur, weil man dem Baustein noch einen weiteren hinzufügt, wird der bedroht?
Was meinst du mit bedroht, wie kommst du überhaupt auf dieses Wort? Es wird kein Baustein hinzugefügt, wenn man sagt "Familie ist, wo Menschen füreinander da sind" dann bedeutet das die Auflösung der traditionellen Familie hin zur kompletten Beliebigkeit.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

Klar: Der Single-Haushalt wurde - zumal in den größeren Städten - im Vergleich zu den 50er bis 80ern das dominantere Modell. Sicher. Ich habe es in meinem Berufsleben ziemlich viel mit Studenten, studentischen Hilfskräften, jungen Mitarbeitern zu tun. Da gibt es ein völlig ausgeglichenes Verhältnis zwischen Singles und jungen Familienvätern und -müttern. Keiner von den einen stellt auch nur irgendwie eine "Bedrohung" für die anderen dar. Den Begriff "Freiheit" in "Beliebigkeit" zu transformieren ... das ist eben einfach Teil dieser Erzählung vom "Einheitsbrei".

Es wird Zusammenhänge geben zwischen der durchschnittlichen Zahl Personen pro Quadratmeter Mietraum und den Mietpreisen. Früher wohnten halt eher ganze Familien in Wohnungen. Und gleichzeitig hat aber so etwas wie der Zinssatz auf Spareinlagen im Euroraum einen Einfluss darauf. Es dürfte sehr schwierig sein, hier eine Art von gewollter Bedrohung traditioneller Werte herauszukonstruieren.

Macht tatsächlich der "Moral"-Anspruch der liberalen Gesellschaft zu schaffen? Ich weiß ja nicht. Soll ich wirklich Tränen vergießen über das Schicksal des FC Bayern München?
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(06 Mar 2021, 10:44)

Was meinst du mit bedroht, wie kommst du überhaupt auf dieses Wort? Es wird kein Baustein hinzugefügt, wenn man sagt "Familie ist, wo Menschen füreinander da sind" dann bedeutet das die Auflösung der traditionellen Familie hin zur kompletten Beliebigkeit.
Lassen wir einmal die Frage beiseite, ob und inwiefern ein Satz wie "Familie ist, wo Menschen füreinander da sind" Teil einer politischen Strategie ist. Ist er sicherlich! Aber für sich genommen ist dieser Satz inhaltlich vollkommen richtig. Und der Sinn dieser Aussage läuft in keinster Weise auf die Auflösung der traditionellen Familie hinaus. Überhaupt nicht! Die "Familie", so wie wir sie hier in Mitteleuropa kennen, ist eigentlich ein viel viel jüngeres Ding, als die meisten Menschen glauben. Diese Art von traditioneller Familie so wie wir sie kennen ist frühestens Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden. Im Zusammenhang einmal mit beginnender Industrialisierung und zum anderen mit den restaurativen Prozessen in Europa nach dem Wiener Kongress.

Zur Erinnerung: Goethe, das große deutsche Kulturdenkmal. In der "Familie" Goethe-Vulpius war der Familienvater weder beim Todeskampf noch bei der Beisetzung seiner Frau noch hatte er auch nur irgendein Interesse an der Geburt der gemeinsamen Kinder.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Sa 6. Mär 2021, 11:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Mar 2021, 11:03)

Den Begriff "Freiheit" in "Beliebigkeit" zu transformieren ...
Das habe werde ich noch ein anderer User im Kontext der Diskussion getan.
Es dürfte sehr schwierig sein, hier eine Art von gewollter Bedrohung traditioneller Werte herauszukonstruieren.
Schön, dass du jetzt auch auf das emotionale "Argument" der "Bedrohung" einsteigst. Die Diskussion ist damit beendet.
Macht tatsächlich der "Moral"-Anspruch der liberalen Gesellschaft zu schaffen? Ich weiß ja nicht. Soll ich wirklich Tränen vergießen über das Schicksal des FC Bayern München?
Deine Gedankensprünge sind allerdings wieder hochinteressant.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Mar 2021, 11:14)

Überhaupt nicht!
Dann ist ja alles supi. Die alte Frau, der ich beim Einkauf helfe ist dann meine neue Omi, die ich total lieb habe und die immer für mich da ist... :rolleyes:

Familie beruht auf Verwandtschaftsbeziehungen, das ist ein uraltes Konzept.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(06 Mar 2021, 11:20)

Dann ist ja alles supi. Die alte Frau, der ich beim Einkauf helfe ist dann meine neue Omi, die ich total lieb habe und die immer für mich da ist... :rolleyes:

Familie beruht auf Verwandtschaftsbeziehungen, das ist ein uraltes Konzept.
Sorry Tom. Ich habe einen Beitrag weiter oben nochmal geändert. Zu Goethe. Das ist unser großer gewaltiger Kulturonkel. Das bitte zu beachten.

Ich selbst lebe seit langem in einer ziemlich unübersichtlichen und gleichzeitig bereits auch klassischen großen Patchwork-Familie. Der Unterschied zu den Goethes: "Familie ist da, wo Menschen füreinander da sind". Ganz genau so ist es!
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Mar 2021, 11:28)

Ganz genau so ist es!
Das mag für dich zutreffen, dadurch wird das aber nicht zur universellen Wahrheit.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Adam Smith »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Mar 2021, 11:14)

Lassen wir einmal die Frage beiseite, ob und inwiefern ein Satz wie "Familie ist, wo Menschen füreinander da sind" Teil einer politischen Strategie ist. Ist er sicherlich! Aber für sich genommen ist dieser Satz inhaltlich vollkommen richtig.
Ein Auto ist ein fahrendes Objekt ist übrigens auch richtig. Trotzdem ist die Definition nicht vollständig. Ein Flugzeug ist ein Gerät was Menschen befördert ist auch richtig, aber nicht vollständig. Es fehlt bei dieser Definition also was.
Das ist Kapitalismus:

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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Billie Holiday »

Tom Bombadil hat geschrieben:(06 Mar 2021, 11:20)

Dann ist ja alles supi. Die alte Frau, der ich beim Einkauf helfe ist dann meine neue Omi, die ich total lieb habe und die immer für mich da ist... :rolleyes:

Familie beruht auf Verwandtschaftsbeziehungen, das ist ein uraltes Konzept.
Ich vermute, die meisten haben eine Familie und einen Freundeskreis. Zur Familie zählt auch der blöde Onkel. Ganz einfach, weil Papi so einen blöden Bruder hat.
Zum Freundeskreis zählen nur die, die man sich selbst aussucht. Der engste Freund mag gefühlt zur Familie gehören.
Das sind alles nur Begrifflichkeiten.

Inwieweit man Freunde im Notfall festnageln kann, weiß ich nicht. Familie bedeutet auch Verantwortung und Verpflichtung. Ein reiner Freundeskreis eher nicht.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

Billie Holiday hat geschrieben:(06 Mar 2021, 11:36)

Familie bedeutet auch Verantwortung und Verpflichtung. Ein reiner Freundeskreis eher nicht.
Richtig. Dazu muss man sich nur mal ansehen, wie viele alte Menschen von der Familie versorgt werden. Sicher, es wird auch Freunde geben, die das für ihre Freunde tun, aber das ist eher die Ausnahme. Und dann wird die Familie ja auch finanziell zur Kasse gebeten, wenn jemand professionell gepflegt werden muss und dessen Rente/PV nicht reicht. Freunde nicht. Bei Kindern gilt im Grunde das gleiche, in der Regel wird das Baby von den biologischen Eltern versorgt, nicht von Freunden, die kommen auch nicht für Kosten auf. Das wird alles der Familie aufgebürdet, deren Status aber gleichzeitig immer weiter unterminiert wird.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

Adam Smith hat geschrieben:(06 Mar 2021, 11:33)

Ein Auto ist ein fahrendes Objekt ist übrigens auch richtig. Trotzdem ist die Definition nicht vollständig. Ein Flugzeug ist ein Gerät was Menschen befördert ist auch richtig, aber nicht vollständig. Es fehlt bei dieser Definition also was.
Wie so häufig erschließt sich aus der Wortherkunft des Begriffs auch die historische Entwicklung des entsprechenden Phänomens. "Familie" bedeutet im Kern und im Ursprung bis zur Antike nicht etwa "voneinander abstammern" sondern "zusammen wohnen".
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von TheManFromDownUnder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Mar 2021, 08:46)

Ja. Aber diese Widersprüche zwischen Stadt und Land gibts natürlich auch in Russland. Nur dass dort das Pendel mal so grob geschätzt insgesamt eher zu zwei Dritteln in Richtung rechtskonservativ-nationalistisch, "werteorientier" und Pro "Einiges Russland" ausschlägt. Auch wenn schon der Name "Einiges Russland" etwas anderes suggeriert. Polen zum Beispiel dürfte in Europa am ehesten der Verteilung in den USA entsprechen. Eine ausgesprochen liberale, EU-freundliche Städtebevölkerung und eine ausgesprochen konservative und religiös orientierte Land- und Kleinstadtbevölkerung.
Russland ist keine Demokratie! Putin bestimmt was geht und nicht. Jeder Disenz wird brutal unterdrueckt, wie wir derzeit erleben. Die faschistische-nationalistische Linie ist die ofizielle und einzig geduldete Linie. Riesenunterschied zu der USA.

Polen zaehlt nicht! Zu klein, zu unbedeutend und am Tropf von Bruessel haengend.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(06 Mar 2021, 12:15)

Russland ist keine Demokratie! Putin bestimmt was geht und nicht. Jeder Disenz wird brutal unterdrueckt, wie wir derzeit erleben. Die faschistische-nationalistische Linie ist die ofizielle und einzig geduldete Linie. Riesenunterschied zu der USA.

Polen zaehlt nicht! Zu klein, zu unbedeutend und am Tropf von Bruessel haengend.
"Am Tropf von Brüssel" ... das ist so ein typisch unhinterfragtes Nachquatschen von irgendwas. Natürlich hängt Polen nicht "am Tropf von Brüssel". In keinem Land der EU ist der EU.Austritt von seiten der Regierugnspartei her so wahrscheinlich wie in Polen. Die Regierungspartei PiS bildete zusammen mit den britischen Tories bis zum Brexit die europaskeptische EU-Fraktion EKR (Europäische Konservative und Reformer). Alle anderen Mitglieder dieser Fraktion liefen und ferner liefen. Schon vergessen? Man muss schauen wie es wirtschaftspolitisch in UK weitergeht. Aber unter den Bedingungen der Brexit-Verträge könnte Polen wirtschaftlich ohne weiteres aus der EU austreten. Solange es nur in irgendeiner Form einen Anschluss an den EU-Binnenmarkt gibt. Der ist das eigentliche Ding. Der Punkt ist einfach, dass die Bevölkerung fast genau fifty fifty gespalten ist in Liberale und Konservative. Bzw. in urbane und ländliche Bevölkerung. Noch kommt auch die PiS an den eher liberal gesinnten nicht vorbei. Denn die bilden das entscheidende wirtschaftliche Rückgrat. Während die konservative ländliche und kleinstädtische Bevölkerung das Gros der Wählerunterstützer bildet.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Panarin »

Die Putin-Bande nutzt diese ganzen rechtskonservativen Parolen um Einfluss in den verhassten USA zu gewinnen, einen verrückten Trump zu seinen Gunsten zu manipulieren und seine eigene Rückständigkeit in der westlichen Welt zu verbreiten. Eine angebliche religiöse Wiedererweckung in Russland von der korrupten, hedonistischen Staatskirche, die vollkommen Putin-hörig ist, wird mittlerweile bis in die Schulen eingeimpft. Die Änderung der russischen Verfassung im letzten Jahr wurde nicht nur zur Verlängerung von Putins Amtszeit iniitiert, sondern zur Stärkung der angeblich "traditionellen" russischen Sprache, Werte und Familie. Obwohl die Vertreter des russischen Staates dem Hedonismus überhaupt nicht fremd sind (wie die zahlreichen Paläste und Jachten es beweisen) wird dem gemeinem Volk vorgegaukelt, dass das Leben nur Sinn in Staatshörigkeit, Kinder gebären und Gottesvertrauen hat.
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