Dabei tun sich im Moment offenbar zwei Blöcke auf. China, Indien und Russland sehen keinen unmittelbaren Zusammenhang, zudem müsse dieser auch wissenschaftlich deutlich belegbar sein. Und inwiefern sollte die UN da eine Positionierung haben? Mit welcher Legitimation und Macht?Weil die Erderwärmung auch globale Konflikte anheizen könnte, ist das Thema jetzt im Weltsicherheitsrat angekommen. Dort tun sich neue Spaltungen zwischen den Staaten auf.
Vertreter von 15 Staaten berieten am Dienstag über die möglichen Auswirkungen der Erderwärmung auf die internationale Sicherheit. Doch schon bei der Frage, ob das Gremium zuständig ist und was die Auswirkungen der Klimakrise sein könnten, war man sich uneins.
So stellte Prakash Javdekar, der Umweltminister Indiens, klar, es gebe »keine akzeptierte Methodologie«, die belegen würde, dass der Klimawandel Konflikte verursache, Chinas Abgesandter Xie Zhenhua erkannte immerhin an, dass die Klimakrise zu einer »dringenden und ernsthaften Bedrohung für das Überleben, die Entwicklung und die Sicherheit der Menschheit« geworden sei, stellte aber infrage, ob und inwiefern sich der Rat mit der Frage beschäftigen solle. Vielmehr sei »nachhaltige Entwicklung der Schlüssel zur Lösung aller Probleme und zur Beseitigung der Hauptursachen von Konflikten«, sagte er.
Am kritischsten positionierte sich der russische Uno-Botschafter Vassily A. Nebenzia, der erhebliche Zweifel an der Idee geltend machte, dass steigende globale Temperaturen überhaupt Auseinandersetzungen hervorrufen könnten, mit denen sich der Weltsicherheitsrat dann beschäftigen müsste. »Wir sind uns einig, dass Klimawandel und Umweltprobleme Konflikte verschärfen können. Aber sind sie wirklich die Hauptursache für diese Konflikte? Es gibt ernsthafte Zweifel daran«, so Nebenzia.
Die Statements der drei Länder – im weltweiten Vergleich allesamt Schwergewichte bei der Emission von Klimagasen – standen in deutlichem Gegensatz zu den Einlassungen westlicher Staaten, wie Großbritanniens oder der USA.
Nehme man die Bedrohungen des Klimawandels nicht ernst, »marschiert man auf etwas zu, das fast einem gegenseitigen Selbstmordpakt gleichkommt«, sagte John Kerry, der neue von US-Präsident Joe Biden ernannte Klima-Sondergesandte, am Dienstag. »Es ist dringend erforderlich, die Klimakrise als die Sicherheitsbedrohung zu behandeln, die sie darstellt.«
Wie aus einer Untersuchung des Friedensforschungsinstituts Sipri, hervorgeht, könnten die konkreten Folgen der Klimakrise den Sicherheitsrat schneller beschäftigen, als manchen Mitgliedern lieb ist. Mit Stand Dezember 2020 waren demnach zehn von 21 aktiven Uno-Friedensmissionen in Staaten im Einsatz, die als von der Klimakrise besonders betroffen gelten. Sechs der zehn personell größten Uno-Operationen liegen ebenfalls in solchen Ländern. Jüngste Untersuchungen zeigten, dass die Folgen der Erderwärmung in diesen Ländern erhebliche Auswirkungen auf Uno-Friedensmissionen haben könnten, so Sipri.
Multiplikator für:Klimakrise als »Bedrohungsmultiplikator«
Eine Studie von Susanne Dröge von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin stellte im März letzten Jahres fest, dass direkte Kausalitäten zwischen Klimarisiken und Gewalt, die der Sicherheitsrat in den Fokus nehmen könnte, zwar kaum bekannt sind und der Klimawandel – verglichen mit anderen Konfliktrisiken – ein nachgeordneter Faktor für Gewaltausbrüche darstelle. Wohl aber »kann er mit diesen stark interagieren« und wirke daher als »Bedrohungsmultiplikator«.
Diese Faktoren waren auch schon in der Vergangenheit bei Krisen Treibmittel für Entwicklungen. Der Historiker und Archäologe Ian Morris (Uni Stanford und Chickago) beleuchtet dieses Thema u.a in seinem Buch "Wer regiert die Welt? Warum Zivilisationen herrschen oder beherrscht werden". Wie auch der israelische Historiker Yuval Harari von der Uni Jerusalem u.a. in seinem Buch "Eine kurze Geschichte der Menscheit" oder Tim Marschall, Korrespondent und spezialisiert auf Außenpolitik mit seinen Büchern "Die Macht der Geografie" und "Abschottung - Die neue Macht der Mauern".- Die Nahrungsmittelversorgung wird gefährdet, auch durch mehr extreme Wetterlagen
- Wenn der Klimawandel die wirtschaftliche Entwicklung von Ländern behindert, kann das die Stabilität des Staates gefährden
- Konkurrenz um immer knappere Ressourcen infolge der Erwärmung sowie Migration können zu Konflikten im Land und auch international führen
- Weil etwa durch Dürre oder Überflutungen ganze Länder verschwinden könnten, sind die Souveränität von Staaten und die Rechte ihrer Bürger in Gefahr
Klimaveränderungen können sich in naher Zukunft in den Kampf um Wasser drehen, Bürgerkriege verschärfen, somit Fluchtbewegungen ebenso.
Sicherlich werden Kritiker dieser Handlung dafür eine Begründung wahrnehmen sich noch stärker in die wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Belange Dritte zum "Wohle" dieser einzumischen. Sozusagen. In der Tat ist der Grat schmal. Wo fängt Unterstützung an und wo interessensgesteuerte Intervention?Teile des Militärs – etwa die US-Streitkräfte und die Nato – sind für das Thema längst sensibilisiert. »Ich denke, der Klimawandel ist ein schwerwiegender Krisenmultiplikator und wirkt sich wirklich auf unsere Sicherheit aus. Wir müssen dies in einem neuen strategischen Konzept angehen«, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg vergangene Woche.
Eine ganze Reihe von Generälen und Admirälen kommen dort zu Worte:Die Sitzung des Weltsicherheitsrats am Dienstag unterstrich erneut ein Grundproblem des Gremiums: gegenseitige Blockade. Ein konkretes Ergebnis brachte die Versammlung nämlich nicht. Dass der Rat überhaupt darüber diskutiert hat, ist immerhin ein gutes Zeichen.
https://www.spiegel.de/wissenschaft/men ... 7f00ef3f4d
Wie ist damit umzugehen? Womit genau, woran macht man was fest? Und wer soll sich um was kümmern, mit welchen Befugnissen und Macht?National Security and The Threat of Climate Change
https://www.cna.org/CNA_files/pdf/Natio ... Change.pdf
Die Rohstoffsicherung hatte einst der ehemalige dt. Bundespräsident Horst Köhler thematisiert. Wie viele andere. Also, die Sorge um die Sicherheit (Deutschlands) darum. Dafür musste er zurücktreten. Muß man z.B. Indien notfalls massiver klarmachen, wie man sich wirtschaftlich zu verhalten habe? Weil die Auswirkungen indischen Handelns Auswirkungen haben können? Sie verbitten sich schon jetzt jede Idee dazu...
Bei dem Argument der Rohstoffsicherung gibt es bereits klare Doktrinen dazu. Z.B. die Carter-Doktrin. Wird es jetzt so etwas auch für Klimasünder und die daraus resultierenden Sicherheitsprobleme geben?