GLEICH UND GLEICH GESELLT SICH GERN: LUKASCHENKO UND MAKEJ

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dzhayna
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GLEICH UND GLEICH GESELLT SICH GERN: LUKASCHENKO UND MAKEJ

Beitrag von dzhayna »

Warum blieb der Minister für auswertige Angelegenheiten auf seinem Posten?

Laufende Ereignisse in Weißrussland haben viele Facetten – innenpolitische, außenpolitische, wirtschaftliche, soziale, finanzielle usw., die unterschiedlich ausgelegt werden können. Eine Art der Auslegung – wie sehen diese Ereignisse die Beamten von ihrem „beamtlichen Standpunkt aus“ und wie schätzen sie sie ein.
Das ist ein ziemlich wichtiger Aspekt der laufenden Ereignisse, denn die Beamten, wenn sie auch in der Republik als „Schräubchen“ in der harten Machtvertikale machtlos sind. Dennoch sind sie Mechanismen, welche die Staatspolitik „drehen“. Von ihrer herrschenden Meinung hängt vieles ab, trotz der Angst vor dem Staatsoberhaupt.
Viele Experten meinen, dass Lukaschenko die Beamtenkriege in seinem Apparat und in seinem nächsten Kreis entweder nicht kontrolliert oder nicht versteht, was hinter ihnen steckt. Oder er tut, als ob er das nicht verstehe.

Der Rücktritt – ist ein Teil der PR-Kampagne von Lukaschenko, die sich nur und ausschließlich der Präsidentschaftskandidat von der Administration des Präsidenten leisten kann. Dem Wähler verkauft man eine neue Mannschaft, die sich mit der Wirtschaft und den sozialen Dienstleistungen in einer sehr schweren Zeit und am Wendepunkt der neuesten Geschichte Weißrusslands beschäftigen wird. Wie „Baz‘ka“ (salopp von „Batja“ – umgangssprachlich für Vater. So nennen die Weißrussen ihren Präsidenten im Alltag) es selbst ausdrückt: „die Winde wehen“. Es gibt viele Risiken und Herausforderungen und sie sind alle tödlich. Dazu gehören: Die Selbst-Isolierung von Russland, der Verzicht auf die Vertiefung der Integration, wachsende Außenschulden. Schließlich kommen dazu die System-Krisen: Die Krise der „Lukaschenko-Modelle“ selbst, die „Welt-Pandemie“ und zum Nachtisch – die Öl- und Gaskriese.

Einige Politexperten sind gar nicht überrascht darüber, dass Lukaschenko ein paar Monate vor den Wahlen (auf den 9. August angesetzt) die Regierung aufgelöst hat. Im Prinzip macht Lukaschenko immer so, damit das Volk wüsste, mit wem er in die nächste Wahlperiode gehen wird. Ungefähr so erklärte Alexander Grigorijevitsch diesmal seine Umkrempelung des Ministerrates.

Und es ist nicht so überraschend, dass der Weißrussland-Präsident den Außenminister Wladimir Makej auf seinem Posten ließ, der sich einen Ruf als „führender prowestlicher Politiker“ in Weißrussland verschafft hat. Makej ist ein erfahrener Politiker, er arbeitet mit Lukaschenko schon seit 20 Jahren und hat für ihn „das Fenster nach Europa eröffnet“. Wenn man ihn beseitigt, verliert der Präsident diesen Verbindungskanal, für Makej gibt es keine Alternative. Es ist offensichtlich, dass Lukaschenko aus weiter den Dialog mit den USA und der EU in die Wege leiten will.

Makej ist kein starker und hervorragender Poliiker. Aber es stellte sich heraus, dass Makej ein starker „Apparatschik“ ist. Stärker als Lukaschenko, denn in seiner Zeit als Außenminister konnte er sein eigenes System der Beziehungen zum Westen so aufbauen, dass Lukaschenko jetzt nicht imstande ist, ihn aus diesem System rauszuschmeißen. Wenn Makey dieses System verlässt, wird er es offen zerstören. Und dafür hat er riesengroße außenpolitische Ressourcen gesammelt.
Lukaschenko braucht, dass Brüssel und Washington die Legitimität seiner Präsidentschaftswahlen anerkennen. Das kann Lukanschenko mit Makejs Hilfe erreichen. Deswegen behielt er seinen Posten.
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zollagent
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Re: GLEICH UND GLEICH GESELLT SICH GERN: LUKASCHENKO UND MAKEJ

Beitrag von zollagent »

Na ja, die "Legitimität" einer Diktatur wird nur wegen der Kraft des Faktischen anerkannt. Man will sich dieses Problem nicht zu eigen machen. Aber mit ihm kungeln? Wohl eher nicht. Er wird hingenommen, würde er gestürzt, wäre die Trauer auch nicht groß.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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imp
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Re: GLEICH UND GLEICH GESELLT SICH GERN: LUKASCHENKO UND MAKEJ

Beitrag von imp »

dzhayna hat geschrieben:(23 Jun 2020, 17:38)

Warum blieb der Minister für auswertige Angelegenheiten auf seinem Posten?

Laufende Ereignisse in Weißrussland haben viele Facetten – innenpolitische, außenpolitische, wirtschaftliche, soziale, finanzielle usw., die unterschiedlich ausgelegt werden können. Eine Art der Auslegung – wie sehen diese Ereignisse die Beamten von ihrem „beamtlichen Standpunkt aus“ und wie schätzen sie sie ein.
Das ist ein ziemlich wichtiger Aspekt der laufenden Ereignisse, denn die Beamten, wenn sie auch in der Republik als „Schräubchen“ in der harten Machtvertikale machtlos sind. Dennoch sind sie Mechanismen, welche die Staatspolitik „drehen“. Von ihrer herrschenden Meinung hängt vieles ab, trotz der Angst vor dem Staatsoberhaupt.
Viele Experten meinen, dass Lukaschenko die Beamtenkriege in seinem Apparat und in seinem nächsten Kreis entweder nicht kontrolliert oder nicht versteht, was hinter ihnen steckt. Oder er tut, als ob er das nicht verstehe.

Der Rücktritt – ist ein Teil der PR-Kampagne von Lukaschenko, die sich nur und ausschließlich der Präsidentschaftskandidat von der Administration des Präsidenten leisten kann. Dem Wähler verkauft man eine neue Mannschaft, die sich mit der Wirtschaft und den sozialen Dienstleistungen in einer sehr schweren Zeit und am Wendepunkt der neuesten Geschichte Weißrusslands beschäftigen wird. Wie „Baz‘ka“ (salopp von „Batja“ – umgangssprachlich für Vater. So nennen die Weißrussen ihren Präsidenten im Alltag) es selbst ausdrückt: „die Winde wehen“. Es gibt viele Risiken und Herausforderungen und sie sind alle tödlich. Dazu gehören: Die Selbst-Isolierung von Russland, der Verzicht auf die Vertiefung der Integration, wachsende Außenschulden. Schließlich kommen dazu die System-Krisen: Die Krise der „Lukaschenko-Modelle“ selbst, die „Welt-Pandemie“ und zum Nachtisch – die Öl- und Gaskriese.

Einige Politexperten sind gar nicht überrascht darüber, dass Lukaschenko ein paar Monate vor den Wahlen (auf den 9. August angesetzt) die Regierung aufgelöst hat. Im Prinzip macht Lukaschenko immer so, damit das Volk wüsste, mit wem er in die nächste Wahlperiode gehen wird. Ungefähr so erklärte Alexander Grigorijevitsch diesmal seine Umkrempelung des Ministerrates.

Und es ist nicht so überraschend, dass der Weißrussland-Präsident den Außenminister Wladimir Makej auf seinem Posten ließ, der sich einen Ruf als „führender prowestlicher Politiker“ in Weißrussland verschafft hat. Makej ist ein erfahrener Politiker, er arbeitet mit Lukaschenko schon seit 20 Jahren und hat für ihn „das Fenster nach Europa eröffnet“. Wenn man ihn beseitigt, verliert der Präsident diesen Verbindungskanal, für Makej gibt es keine Alternative. Es ist offensichtlich, dass Lukaschenko aus weiter den Dialog mit den USA und der EU in die Wege leiten will.

Makej ist kein starker und hervorragender Poliiker. Aber es stellte sich heraus, dass Makej ein starker „Apparatschik“ ist. Stärker als Lukaschenko, denn in seiner Zeit als Außenminister konnte er sein eigenes System der Beziehungen zum Westen so aufbauen, dass Lukaschenko jetzt nicht imstande ist, ihn aus diesem System rauszuschmeißen. Wenn Makey dieses System verlässt, wird er es offen zerstören. Und dafür hat er riesengroße außenpolitische Ressourcen gesammelt.
Lukaschenko braucht, dass Brüssel und Washington die Legitimität seiner Präsidentschaftswahlen anerkennen. Das kann Lukanschenko mit Makejs Hilfe erreichen. Deswegen behielt er seinen Posten.
Die ganze Staatlichkeit steht in Frage, wenn die Kasse auf Dauer nicht in Ordnung kommt. Da ist dann auch egal, ob die Kritik an den Wahlen mehr den Wählern oder mehr den Kandidaten gilt.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
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