Iran 2016 - Perspektiven

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palulu
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von palulu »

King Kong 2006 » So 8. Nov 2015, 00:37 hat geschrieben:Wie stark darf die US-Präsenz im Iran sein? Auch Markenprodukte im Iran können als siegreicher Vormarsch der USA gedeutet werden. Aus Sicht iranischer Hardliner.



Vordergründig steht der Schutz der heimischen Industrie im Raum.



Coca-Cola steht vielleicht wie kein anderes US-Produkt für den American Way of Life. Es wurde das Synonym für die siegreiche Globalisierung der USA. Überall wo die US-Boys hinkamen folgte ihnen die Coke. Und chewing gum. Pop art. Das muß den Hardliner ebenso furchterregend erscheinen, wie ein Abrams tank vor der Tür.

Dabei trinken die IranerInnen für ihr Leben gern Cola. Natürlich gibt es deshalb auch das iranische Pendant Zamzam. Wie üblich den lokalem Geschmack angepasst. Wie auch die Cola nicht überall gleich schmeckt.

Diese markanten Konsumgüter wären wohl in dem frühen Stadium zu schmerzhaft. Das heißt nicht, daß nicht Technik aus den USA gekauft wird. So war zu lesen, daß z.B. auch Boeing einen Zuschlag in einem 20 Milliarden Dollar Investitionsvolumen für Passagierflugzeuge bekommen soll.



Derweil nähert sich das finale Stadium in den Verhandlungen mit der EU.



Die Kooperationen mit europäischen Ländern werden auf jedenfall bis auf weiteres intensiver als mit den USA. Z.B. Finnland.
Etwas mehr Quellenkritik täte uns allen gut, denke ich mal.

“For the first time in 50 years, the government’s share of the oil revenue is less than what it is earning from tax, including VAT,” he told the Guardian on the sidelines of the second Europe-Iran forum in Geneva. “Only around 10% of Iran’s GDP is currently dependent on oil.” Almost 20% of oil income goes into a sovereign wealth fund, which is reserved for development purposes.

Wer's glaubt, wird selig.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Teheran schraubt eifrig weiterhin Zentrifugen ab. Die tausenden Zentrifugen waren übrigens nie im Einsatz... ;)
Iran baut 4500 Zentrifugen zur Uran-Anreicherung ab

Teheran hält sich bisher strikt an die Verpflichtungen aus Wiener Abkommen

Die abgebauten Elemente waren noch nicht zur Uran-Anreicherung genutzt worden.

http://derstandard.at/2000025987302/Ira ... cherung-ab
Zur Jahreswende 2015/16 bzw. zum ersten Quartal 2016 erwartet Teheran die Aufhebung der Sanktionen. Planungen betreffs Invstitionen und Vorverträge im Milliardenbereich sind offenbar vorhanden. Das Institute of International Finance (IIF) erwartet im Iran ein großes Wirtschaftswachstum.
Iran: Economy to surge by 6% after sanctions are lifted, as IIF estimates bigger growth than China

The Iranian economy will surge by 6% when sanctions are lifted, the Institute of International Finance (IIF) has estimated. The growth means the country will outperform many other states in the region.

At the moment, the Iranian economy is weighed down by severe sanctions because of the country's nuclear programme, with the GDP growing by around 1.4% annually. The strong consumer market is set to attract many companies, banks and investors to Iran.

It is expected "implementation day", on which the United Nations sanctions preventing Iran from foreign trade will be lifted, will take place in early 2016. Although it will take months or maybe years until the channels of investment and capital are open, the final opening of Iran will be good news for both that country and other economies.

The growth, estimated by the IIF, means that Iran's economy would grow faster than China. Although the official figures estimate a GDP rise of just under 7%, based on other data, experts are saying the Chinese economy is actually growing by some 4%-5%.

http://www.ibtimes.co.uk/iran-economy-s ... na-1529009
Vielleicht werden auch z.B. Kunstwerke, die in einem unscheinbaren Museum in Teheran eingelagert sind wieder zugänglich. Darunter Werke von Picasso, Gaugin, Renoir, Bacon, Warhol uvm.
Iran Has Been Hiding One of the World’s Great Collections of Modern Art

http://www.bloomberg.com/features/2015- ... orary-art/
It is said that there is approximately £2.5 billion worth of modern art held at the museum
https://en.wikipedia.org/wiki/Tehran_Mu ... porary_Art
Wird die stärker werdende wirtschaftliche Verpflechtung mit dem Westen auch die - von vielen in und außerhalb Irans - erhoffte kulturelle, eben nicht nur politische Annäherung bringen?
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Der Iran verfügt über die größten Erdgasreserven der Welt. Weshalb er und die Region immer recht interessant waren und sind. Die Nachfrage nach Erdgas steigt. Es hat sich für den Iran als sehr schwierig herausgestellt seit der Gegnerschaft zur USA neue Pipelinenetze zu gestalten. Das hat geostrategische Gründe. Diese machten dem Iran wie auch Partner das Leben sehr schwer diese teuren, langfristigen Vernetzungen zu gestalten. Deshalb wird für den Iran (wie auch für andere Staaten - Produzenten wie Kunden) das Flüssiggasgeschäft attraktiver. Rund 30 % des Handels erfolgt bereits auf diesem Wege. Tendenz steigend. In der Anfangsphase hat sich das nicht immer gerechnet. Am Beginn aus technischer Sicht und es lohnt sich erst ab einer gewissen Abnahmemenge. Das ist von den Ressourcen im Iran kein Problem und beim Wegfall der Sanktionen gibt es Kunden genug.

So, wie es scheint, wird man im Iran seine Nachbarstaaten weiterhin durch Pipelines versorgen. Vor allem die Türkei. Pakistan, Indien und China sind geplant. Falls (sicherheits-)politisch weitere Räume zur Verfügung stehen, dann kann man die Pipelines bis ins Nirvana verlängern. Bis nach Europa oder China. Ersteres scheint ein Faß ohne Boden zu sein. Zuviele Köche verderben den Brei. Mit eine Reihe von Staaten muß verhandelt werden. Jeder kocht sein eigenes Süppchen. Dazu Konkurrenten wie Russland und die ständige Sorge, daß Pipelines sabotiert werden. Oder daß plötzlich die Staaten verschwinden, durch die sie verlaufen sollen (passiert mit Syrien...), die Führungen wechseln oder das Erpressungen stattfinden. Oder einfach mal an einer Stelle, von einem einzigen Staat die Pipeline dichtgemacht wird. Kurzum es gibt Sicherheitsbedenken für die Energiesicherheit der Kunden, der Staaten und ihren Volkswirtschaften. Langfristig will man iranisches Erdgas verflüssigt (LNG) zu entfernteren Kunden bringen. Z.B. über Spanien und Deutschland. Die Kunden bestellen, es wird im Iran verflüssigt und direkt geliefert.
Minister: Iran Not to Wait for Turkey to Export Gas to Europe

http://www.tasnimnews.com/en/news/2015/ ... -to-europe
D.h. nicht, daß es nicht möglich wäre auch durch die Türkei und zahlreiche andere Staaten zu transportieren. Aber es passierte nichts und es ist auch nicht absehbar. Die LNG-Kapazitäten werden im Iran zur Zeit immens vergrößert. Auch die Tankerflotte. Auf Schiffswerften im Iran, aber auch in Südkorea und China sind Aufträge gegangen. Ein Beispiel wäre Wilhelmshaven.
Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) hat dem Iran den gemeinsamen Bau einer Anlage zum Löschen von Flüssiggas (LNG) in Wilhelmshaven vorgeschlagen. Außerdem machte er sich am Montag in Teheran für eine Luftfahrtkooperation mit Tui und dem Flughafen Hannover stark.

Lies sagte, der Iran könne Deutschland helfen, sich weniger abhängig vom Erdgas-Import durch Pipelines zu machen und erneuerbare Energien mit Strom aus flexiblen Gaskraftwerken zu ergänzen. Er sprach im Rahmen einer Delegationsreise mit dem iranischen Minister für Industrie, Bergbau und Handel, Mohammadreza Nematzadeh, und Vertretern des Ministeriums für Verkehr und Städtebau.

Größte Erdgasreserven der Welt

Der Iran verfügt über die größten Erdgasreserven der Welt und könnte nach dem im Sommer vereinbarten Ende der geltenden Sanktionen wieder große Mengen Gas und Öl an westliche Länder liefern. Derzeit lässt seine Regierung zur Ausweitung des Exports LNG-Tankschiffe bauen.
Deutsche Autobauer kommen auch (wieder).
VW erwägt Werk im Iran

Konkrete Gespräche über die Errichtung einer Produktionsstätte im Iran führt bereits der Volkswagen-Konzern. Das sagte der iranische Industrieminister Nematzadeh während seines Treffens mit der niedersächsischen Wirtschaftsdelegation unter Lies‘ Leitung. „Wir hatten Gespräche mit Volkswagen und sind zuversichtlich, dass wir zu einer gemeinsamen Investition kommen können“, sagte Nematzadeh. Vereinbart sei, dass Volkswagen erste Machbarkeitsstudien über den iranischen Markt erstelle. „Wir sind nun an dem Punkt, an dem sich Volkswagen einen iranischen Partner aussucht“, fuhr er fort.

http://www.noz.de/deutschland-welt/nied ... shaven-vor
Daimler verhandelt über Motorenwerk im Iran

Nach dem Fall des Embargos hat inzwischen ein regelrechter Run der Autoindustrie auf den Iran eingesetzt. In dem 75-Millionen-Einwohner-Land gibt es gerade im Bereich der Automobilindustrie hohen Nachholbedarf, insbesondere auch im Segemnt der Nutzfahrzeuge und Busse. Das Land gilt im Gegensatz zu zahlreichen anderen Hoffnungsmärkten als industriell gut entwickelt und hat eine relativ wohlhabende Bevölkerung. Nach einer Halbierung der Verkaufszahlen von 1,7 Millionen Einheiten im Jahr 2011 auf 791.000 verkaufte Fahrzeuge 2013, hat sich der Markt auf knapp über eine Million Einheiten in diesem Jahr erholt. Ähnlich das Bild bei den Nutzfahrzeugen. Für die nächsten Jahre erwarten die Marktexperten von IHS Automotive Wachstumssprünge in der Größenordnung von 10 Prozent pro Jahr, verweisen aber auf das nachwievor hohe politische und ökonomische Risiko, etwa durch den niedrigen Ölpreis. Erst kürzlich haben eine Reihe Autobauer und Zulieferer Investitionsabsichten im Iran angekündigt, vorneweg die französischen Hersteller Konzerne PSA und Renault.

http://www.automobil-produktion.de/2015 ... u-im-iran/
Eine Möglichkeit für Erdgas wäre über Spanien.
Iran Could Become Major Supplier of Natural Gas to EU

Majority of natural liquefied gas would reach bloc via Spain

The European Commission now believes that the bloc could import between 25 billion and 35 billion cubic meters of gas a year from Iran by 2030, according to a European official and a representative of a European energy company. That would put future gas supplies from Iran on a similar level to current imports from North Africa and help reduce the bloc’s dependence on shipments from Russia. Russia currently ships around 130 BCM a year to the EU.
Earlier this month, the EU’s energy and climate commissioner, Miguel Arias Cañete, held a lunch meeting with delegates from European energy companies, including RWE AG, E.On AG, BP PLC, Royal Dutch Shell PLC, Repsol SA, Total SA, Engie SA and Statoil ASA—to discuss possibilities in Iran.

The get-together followed contacts between commission staff and officials in Tehran, the European official said, as well as recent visits to Iran by ministers from the U.K., France, Italy, Poland, Germany and Spain, among others.

“We want our companies to go there and invest big time…before the Americans and the Chinese,” said the official.
Behind the scenes, however, work has been accelerating in recent months, according to European officials. Under a first tentative plan, the vast majority of the up to 35 BCM of gas from Iran would come in the form of natural liquefied gas, or LNG, and is expected reach the EU via Spain, which currently has the biggest LNG-import capacity in the EU, the European official said.

http://www.wsj.com/articles/iran-could- ... 1442155324
Iran, Germany launch gas HSE cooperation

TEHRAN, Nov. 24 (MNA) – Describing details of the new Iran-Germany gas contract, NIGC’s HSE director said Iran will possess the world’s most secure gas industry with Germans’ partnership by applying new technical and operational changes.

http://en.mehrnews.com/news/112242/Iran ... ooperation
Die Entwicklung von Pipelinenetzen hat sich zu einem Gordischen Knoten entwickelt, der den Problemen in der Region spiegelbildlich völlig entspricht. Dort etwas umzusetzen gleicht einer Herkulesaufgabe. Unzählige Mitspieler, unübersehbare Parameter und Variablen. Und das ist nicht theoretisch, seit vielen Jahren kann man das in der Region verfolgen. Jetzt schaut man - langfristig - parallel auf LNG.
Zuletzt geändert von King Kong 2006 am Mi 25. Nov 2015, 20:51, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von palulu »

Sie wollen die Röhre, ob du's glaubst oder nicht. Die Türkei verlangt nur hohe Transitgebühren, um den Preis zu drücken. Sobald der Preis steht, werden diese Art von Nachrichten wieder verschwinden. LNG ist sauteuer.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

palulu » Mi 25. Nov 2015, 22:36 hat geschrieben:Sie wollen die Röhre, ob du's glaubst oder nicht. Die Türkei verlangt nur hohe Transitgebühren, um den Preis zu drücken. Sobald der Preis steht, werden diese Art von Nachrichten wieder verschwinden. LNG ist sauteuer.
Es wird zweigleisig gefahren. LNG nimmt einen zunehmend größeren Rahmen ein. Auch die Möglichkeit über Schienenverkehr und Straße. Diese Enwicklung ist nicht temporär. Asiatische Staaten sind große Importeure (die vom Iran anvesiert werden, neben Europa), aber auch GB. Qatar ist zur Zeit der größte Exporteur von LNG. Europäische und asiatische Staaten sind als Kunden und Geschäftspartner beim Ausbau im Iran beteiligt. Man kann auch nicht ewig darauf warten bis die "Röhre" nach Europa steht.

Wenn der Preis stimmt und die Politik der Beteiligten Staaten eine Übereinkunft findet dann wird man sie immer noch bauen können. Nur kann man nicht auf ein offenes Ende warten. Andere Möglichkeiten existieren und laufen an. Der Iran ist durch die Sanktionen nur spät im Vergleich zu anderen dran.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Sanktionen könnten im Januar 2016 aufgehoben werden. Beobachter bemerken seit einiger Zeit, inklusive Washington, daß Teheran bei der Umsetzung der Vereinbarungen schneller arbeitet als einigen lieb ist. ;)
Iran Sanctions Could Be Lifted As Soon As January

Iran has been dismantling parts of its nuclear program faster than many anticipated and could meet its obligations for the lifting of some sanctions as soon as January, according to some officials monitoring the agreement.

http://www.npr.org/sections/parallels/2 ... as-january
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Rouhani hält eine Ansprache. Er ist frustriert über das Islambild. Letztendlich ist das eher der Aufhänger für das kommende Wahljahr.
Negatives Islambild: Irans Präsident ruft Muslime weltweit zur Einheit gegen den IS auf

Am meisten "Gewalt, Terror und Massaker" gebe es "leider in der islamischen Welt in Afrika, Nordafrika, im Nahen Osten und in Westasien", sagt der iranische Präsident Hassan Rohani. Er beklagte am Sonntag bei der Eröffnung einer internationalen Konferenz in Teheran, Titel: "Die derzeitige Krise der islamischen Welt", das "negative Islambild".
Dann spricht er - zitiert - in einem anderen Blatt auch über mögliche Ursachen wie Armut etc.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Parlamentswahl 2016. Die Rekordanzahl von 12.000 KandidatenInnen haben sich registrieren lassen. Gewöhnlich fällt ein Drittel dem Filter der Islamischen Republik zum Opfer. Und es kommt zur Wahl des wichtigen Expertenrates.
Wichtiges Wahljahr für Rohani

Für den als Reformer geltenden Rohani wird 2016 ein wichtiges Jahr: Am 26. Februar stehen zwei Wahlen an. Erstmals werden das alle vier Jahre erneuerte Parlament und der alle acht Jahre erneuerte Expertenrat am selben Tag bestimmen. Letzterer ernennt das geistliche Oberhaupt der Islamischen Republik und kann es auch wieder absetzen. Derzeit ist dies Ajatollah Ali Khamenei.
Kandidatenrekord bei Parlamentswahl

Bei der Parlamentswahl wollen so viele Kandidaten antreten wie noch nie seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979. Hier die Zahlen der iranischen Staatsmedien, die sich auf das Innenministerium berufen:

Bis zum Ende der Bewerbungsfrist am Freitagabend registrierten sich mehr als 12.000 Kandidaten. Das sind fast 70 Prozent mehr als bei der Wahl 2012. Laut Innenministerium waren es bei der letzten Abstimmung 2012 knapp mehr als 5000 Kandidaten.

Die Zahl der als Kandidatinnen registrierten Frauen ist mit 1100 mehr als dreimal so hoch wie vor vier Jahren. Der Frauenanteil stieg damit von acht auf nun elf Prozent.

Alle registrierten Bewerber werden nun vom Wächterrat überprüft. Er schließt Bewerber unter bestimmten Umständen aus. Ihre Zahl dürfte also noch zurückgehen. Die endgültige Kandidatenliste soll am 9. Februar vorliegen.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 69600.html
Irans Reformer bringen sich für Wahlen 2016 in Stellung
http://derstandard.at/2000027848320/Ira ... n-Stellung
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Zahl der Touristen im Iran soll sich vervierfachen - jedenfalls nach dortigen Plänen. Dazu sollen 125 Luxushotels gebaut werden. Im Tourismussektor hingt der Iran stark hinterher.
It really is the one to look out for in 2016! Iran set to build another 125 luxury hotels as it pushes on with plans to be this year's must-see destination

Iran aims to increase visitors to 20million by 2025, which it's hoped will add £20billion to the economy
Number of hotels built in past year more than the total built in last century - and huge developments are coming
Rotana, Accor, Melia and Jumeirah hotels have all signal their commitment and have unveiled some grand designs
With sanctions lifted over country's nuclear transparency officials hope tourism industry can be re-invigorated
Even before sanctions are lifted, the number of foreigners visiting Iran has grown 12 per cent in each of the past two years.
In 2014, Iran hosted over five million tourists, bringing in some $7.5 billion (£4.8 billion) in revenue.

About half were Shiite Muslims, the same religious denomination as most Iranians, and the other half were tourists from Europe, North America and east Asia.
'In the post-sanctions era, tourism is an industry that will get a boost more than any other sector,' Soltanifar told the AP.

Read more: http://www.dailymail.co.uk/travel/trave ... z3wPL2J8z4
Follow us: @MailOnline on Twitter | DailyMail on Facebook
In der Tat wäre es auch eine gesellschaftliche Öffnung, wenn die Zahl der Touristen signifikant steigen würde.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von JJazzGold »

King Kong 2006 » Di 5. Jan 2016, 22:30 hat geschrieben:Die Zahl der Touristen im Iran soll sich vervierfachen - jedenfalls nach dortigen Plänen. Dazu sollen 125 Luxushotels gebaut werden. Im Tourismussektor hingt der Iran stark hinterher.





In der Tat wäre es auch eine gesellschaftliche Öffnung, wenn die Zahl der Touristen signifikant steigen würde.

Ich frage mich, auf welche Gruppe von Touristen der Iran hofft. Das können in der Hauptsache eigentlich nur weitere Shiiten sein.
Dass sich ein blühender Tourismus aus der westlichen Welt einstellt, wage ich zu bezweifeln. Für Studiosus Reisende ist der Iran sicher interessant, auch für eine Männertruppe, die eine ein- oder mehrwöchige Fahrradtour mit Begleitwagen unternimmt, ansonsten sehe ich wenig touristisches Potential. Frauen kann ich nur davon abraten, mehr als 3-5 Tage Sightseeing im überknielangen Kittel, emotional massiv restricted und ungeschminkt unter dem Kopftuch im Iran zu verbringen.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

JJazzGold » Mi 6. Jan 2016, 11:30 hat geschrieben:

Ich frage mich, auf welche Gruppe von Touristen der Iran hofft. Das können in der Hauptsache eigentlich nur weitere Shiiten sein.
Dass sich ein blühender Tourismus aus der westlichen Welt einstellt, wage ich zu bezweifeln. Für Studiosus Reisende ist der Iran sicher interessant, auch für eine Männertruppe, die eine ein- oder mehrwöchige Fahrradtour mit Begleitwagen unternimmt, ansonsten sehe ich wenig touristisches Potential. Frauen kann ich nur davon abraten, mehr als 3-5 Tage Sightseeing im überknielangen Kittel, emotional massiv restricted und ungeschminkt unter dem Kopftuch im Iran zu verbringen.
Der Iran unter dem Schah war auch nie ein Tourismusland. Auch, wenn Bikini möglich war. Der Iran wird auf nicht absehbare Zeit nicht so etwas werden wie Mallorca, Tunesien, Ägypten oder die Türkei. Die erwartete Tendenz ist allerdings, daß es steigerungsfähig ist.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von JJazzGold »

King Kong 2006 » Mi 6. Jan 2016, 19:59 hat geschrieben:
Der Iran unter dem Schah war auch nie ein Tourismusland. Auch, wenn Bikini möglich war. Der Iran wird auf nicht absehbare Zeit nicht so etwas werden wie Mallorca, Tunesien, Ägypten oder die Türkei. Die erwartete Tendenz ist allerdings, daß es steigerungsfähig ist.
Zwischen erzwungenem Kopftuch und Kutte und dem Tragen eines Bikinis liegen Welten. Auch in Libyen wäre es mir nicht eingefallen, mich im Bikini an einen Strand oder Pool legen zu wollen. Dort war ich allerdings nicht gezwungen, mich in einen überknielangen Mantel und unter ein Kopftuch zu packen, besonders reizvoll bei hohen Temperaturen, sondern konnte moderat gekleidet besichtigen.

Der Tourismus wird sich ergo auf Touristinnen, die nichts anderes gewöhnt sind, beschränken, wo auch immer die herkommen sollen, mit Mekka und Medina kann der Iran nicht mithalten. Westliche Besucherinnen werden allenfalls kurze Studientouren buchen, aber das war es dann auch schon. Ein gut verkäufliches Tourismusland wird dieser Iran nie werden.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von schokoschendrezki »

JJazzGold » Do 7. Jan 2016, 10:58 hat geschrieben: Ein gut verkäufliches Tourismusland wird dieser Iran nie werden.
Ich kanns zwar nicht aus eigener Efahrung beurteilen ... aber wertfreie Aussagen wie:
Blau schimmernde Moscheekuppeln, uralte Königspaläste und prachtvolle Gärten in einer Wüstenlandschaft: Der Iran ist eigentlich das Traumreiseland für viele Deutsche, doch wegen der angespannten politischen Lage lag das ehemalige Persien viele Jahre im Dornröschenschlaf.

Das ändert sich derzeit rasend schnell. "Wir sind für 2015 und 2016 vollkommen ausgebucht und konzentrieren uns jetzt auf 2017", sagte Karan Jami vom iranischen Reiseanbieter Pasargad jüngst auf der Reisemesse ITB in Berlin.
...
Vor allem Kulturreisende zieht es ins Land, deutsche Anbieter haben ihr Angebot bereits deutlich ausgeweitet. Obwohl die auf Studienreisen spezialisierte TUI-Tochter Gebeco das Angebot für Iran-Reisen in den neuen Katalogen bereits verdreifachte, waren die Reisen Anfang 2015 nahezu ausgebucht. So legte der Kieler Veranstalter Ende Januar nochmals neue Termine auf
...
Seit der zaghaften Öffnung steht der Iran ganz oben auf der Must-go-Liste vieler Weltenbummler. Auch in der internationalen Presse taucht der Iran wieder als Reiseziel auf, nachdem die Berichterstattung sich in den letzten Jahren meist um das umstrittene Atomprogramm gedreht hatte.

Die "Financial Times" und die britische Tageszeitung "Guardian" kürten das Land vor Kurzem sogar zu einer der Topdestinationen weltweit. Hauptattraktionen sind die 2500 Jahre alten Ruinen der ehemaligen Königsstadt Persepolis und die Blumengärten von Schiras. Die Unesco hat 17 Stätten des Landes das begehrte Siegel Weltkulturerbe verliehen.
(http://www.welt.de/reise/Fern/article13 ... ollen.html)
Und das war Stand Anfang 2015.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Platon »

Liegt halt daran, dass mit dem Aufheben der Sanktionen vieles einfacher wird und es in anderen traditionellen Reiseländern der Region (Tunesien, Ägypten, Syrien) zuletzt Bürgerkriege bzw. Anschläge gegen touristische Ziele gegeben hat.
Da bietet sich der Iran einfach an, viele waren da noch nicht, es gibt aber viel zu sehen und es ist von einigen abgelegenen Gebieten auch 100% sicher, die Einwohner freuen sich auf Touristen und ist auch einigermaßen günstig alles.
Zuletzt geändert von Platon am Do 7. Jan 2016, 15:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

JJazzGold » Do 7. Jan 2016, 10:58 hat geschrieben:
Zwischen erzwungenem Kopftuch und Kutte und dem Tragen eines Bikinis liegen Welten. Auch in Libyen wäre es mir nicht eingefallen, mich im Bikini an einen Strand oder Pool legen zu wollen. Dort war ich allerdings nicht gezwungen, mich in einen überknielangen Mantel und unter ein Kopftuch zu packen, besonders reizvoll bei hohen Temperaturen, sondern konnte moderat gekleidet besichtigen.

Der Tourismus wird sich ergo auf Touristinnen, die nichts anderes gewöhnt sind, beschränken, wo auch immer die herkommen sollen, mit Mekka und Medina kann der Iran nicht mithalten. Westliche Besucherinnen werden allenfalls kurze Studientouren buchen, aber das war es dann auch schon. Ein gut verkäufliches Tourismusland wird dieser Iran nie werden.
Nein, das wird der Iran wohl auf unabsehbare Zeit nicht werden. Das war er wie gesagt weder unter dem Schah, als Minirock und Bikini möglich war, noch wird er es im Jahre 2016 werden. Darum geht es auch gar nicht. Vermutlich wollen das auch viele im Iran in dieser Form auch gar nicht.

Der Iran will und kann gar nicht mit Mekka und Medina konkurrieren. Das ist auch ein anderes Thema. Das ist ein religiöses und theologische Thema. Inklusive den Pilgern. Das sind nicht primär die Perspektiven, die jetzt in der Tourismusbranche angepeilt werden. Der Iran kann in der von dir angesprochenen Form nicht einmal mit Nadjaf und Kerbala im Irak mithalten. Das sind die heiligsten Stätte der Schiiten. Nicht Qom und Maschad im Iran. Wobei die iranischen Zentren sicher machtpolitisch und finanziell besser aufgestellt und wirkmächtiger in der Konsequenz sind. Die heiligen Plätze im Iran sind eigentlich nur für schiitische Pilger interessant. Da verirrt sich kein libyscher oder ägyptischer Pilger hin. Die Millionen Schiiten aus Indien, Pakistan, Afghanistan, Irak, Syrien, Türkei, Libanon, Aserbaidschan, Jemen usw. sind dort. Die gingen dort immer hin, sie gehen dort hin und sie werden dort weiterhin hin pilgern. Das sind quasi statische Größen. Für die werden keine Luxushotels gebaut. Die kamen/kommen eh. Wobei sicherlich die besser Betuchten dies begrüßen.

Mekka ist weltweit konkurrenzlos. Mekka ist das Mekka der Pilger. Was dem noch am ehesten nahekommt ist Maschad im Iran.
The Imam Reza Shrine (Persian: حرم امام رضا‎‎) in Mashhad, Iran is a complex which contains the mausoleum of Imam Reza, the eighth Imam of Twelver Shiites. It is the largest mosque in the world by dimension and the second largest by capacity. Also contained within the complex are the Goharshad Mosque, a museum, a library, four seminaries,[1] a cemetery, the Razavi University of Islamic Sciences, a dining hall for pilgrims, vast prayer halls, and other buildings.

https://en.wikipedia.org/wiki/Imam_Reza_shrine
Dieser Komplex bildet das Zentrum des Tourismus im Iran; es wird jährlich von 15 bis 20 Millionen Pilgern besucht.[2] Der Schrein selbst umfasst eine Fläche 267.079 m², die sieben Innenhöfe die den Schrein umgeben haben zusätzlich eine Fläche von 331.578 m² - insgesamt also 598.657 m².[3]

https://de.wikipedia.org/wiki/Imam-Reza-Schrein
Mekka ist für alle Muslime. Die heiligen Stätten im Iran sind primär für Schiiten (12er Schia im besonderen) interessant. Bis dato war der Iran tatsächlich für Studienreisende und Extremradfahrer interessant. Ich habe beides getroffen. Da es im Iran diverse antike bzw. geschichtliche Bauwerke etc. und unterschiedliche Klimazonen vom Regenwald über ewiges Eis bis zu verschiedenen Wüsten hin gibt, macht das für einige was her. Das Millionen Touristen den Iran fluten werden halte ich auch für unwahrscheinlich. Aber die Tendenz ist wohl steigend.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

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Um den iranischen Perspektiven in 2016 bessere Chancen einzuräumen, sollte man langsam aufhören, die Botschaften fremder Länder bei sich anzuzünden. So schadet das Land nur sich selbst.
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King Kong 2006
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Kohlmeise » Sa 9. Jan 2016, 18:59 hat geschrieben:Um den iranischen Perspektiven in 2016 bessere Chancen einzuräumen, sollte man langsam aufhören, die Botschaften fremder Länder bei sich anzuzünden. So schadet das Land nur sich selbst.
Diese Aktion war sicherlich kontraproduktiv. Es kann sein, daß die Hardliner im Iran die Situation genutzt haben, um weitere Komplikationen dadurch hervorzurufen. Das Rouhani angekündigt hat hart gegen die Akteure durchzugreifen könnte ein Indiz für den Kampf der Reformer gegen die Hardliner im Iran sein.
Teheran will Botschafts-Angreifer hart bestrafen

Bereits 50 Menschen wurden im Zusammenhang mit dem Angriff schon verhaftet.

Der Iran will die Wogen im Streit mit Saudi-Arabien glätten und hart gegen die Angreifer der saudischen Botschaft in Teheran vorgehen. "Die Angreifer sind Kriminelle, deren illegale und unislamische Tat auch den internationalen Ruf des Irans geschädigt hat", sagte iranische Präsident Hassan Rohani am Mittwoch.

Man werde konsequent gegen die Täter vorgehen, sagte auch Außenminister Mohammed Javad Zarif. 50 Menschen seien im Zusammenhang mit dem Angriff schon verhaftet worden.

http://diepresse.com/home/politik/ausse ... e/index.do
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

King Kong 2006 » Sa 9. Jan 2016, 23:35 hat geschrieben:
Diese Aktion war sicherlich kontraproduktiv. Es kann sein, daß die Hardliner im Iran die Situation genutzt haben, um weitere Komplikationen dadurch hervorzurufen. Das Rouhani angekündigt hat hart gegen die Akteure durchzugreifen könnte ein Indiz für den Kampf der Reformer gegen die Hardliner im Iran sein.
Beide Länder werden bald wieder versöhnlichere Töne von sich geben. Es gibt höhere gemeinsame Interessen, allen voran den Ölpreis, den man im eigenen Interesse irgendwie regeln muss. Man wird sich nach den heftigen Auseinandersetzungen nach und nach wieder verständigen. Die Botschaft muss vor der Wiedereröffnung allerdings renoviert werden. :D
Zuletzt geändert von Kohlmeise am Sa 9. Jan 2016, 23:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von palulu »

King Kong 2006 » Mo 16. Nov 2015, 22:17 hat geschrieben:Planungen für den Energiesektor im Iran. Dabei geht es um die Energiegewinnung im Erdgassektor und der erneuerbaren Energie. Der Iran mit ca. 80 Millionen EW und gesteigertes Konsumverhalten hat einen wachsenden Energiehunger.





Es gibt bereits eine Reihe von Anlagen und Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien, allerdings machen sie zur Zeit nur einen sehr kleinen Anteil innerhalb der Energiegewinnung aus. Das soll sich ändern.



Neben neuen Projekten ist aber die Optimierung im Rahmen der bestehenden Kraftwerke und deren Energienetze dringend notwendig. Der Verlust an Energie und die Umweltbelastung bei dieser bestehenden Infrastruktur ist beachtenswert. Aufgrund der Sanktionen fehlten die Investitionen um diese zu erneuern.
Erst kaufen sie russische Panzer, statt die eigenen weiterzuentwickeln, jetzt kaufen sie ausländische Windturbinen und lassen die eigenen links liegen. Zwar stimmen einige der Fakten in dem von dir zitierten Bericht nicht, auch ist Iran nicht der "sole producer of wind turbine in Middle East", aber wieder zeigt sich: die Saudisierung des Iran wird nach der Aufhebung der Sanktion voranschreiten. Auch in Sachen Solarenergie verlassen sie sich jetzt anscheinend auf ausländische Firmen; obwohl sie das eigene Pilotprojekt weiterführen könnten.

Sie überhäufen sich mit westlichen Produkten zum Schaden der heimischen Industrie und Innovationskraft, statt das westliche Knowhow mit eigenen Produkten zu kombinieren, wie es ChinesInnen ganz besonders erfolgreich taten/tun und BrasilianerInnen und TürkInnen wenigstens versuchen.

Oberflächlich wir der Iran sich verändern, vieles wir höherwertiger und besser werden, aber ihr Alleinstellungsmerkmal gegenüber den Saudis schwindet.

Hier die Fakten:

• Der Iran ist nicht der einzige Windturbinenproduzent im Nahen Osten:
• Der Iran ist nicht der größte Stromproduzent des Nahen Ostens, sondern Saudi-Arabien: https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_c ... production
• Allein Frankreich hat eine installierte Hydropowerkapazität von über 25 GW.
• Auch in allen anderen Kategorien ist der Iran Jahrzehnte von britischen oder französischen Leistungsbreiten entfernt.
• Geothermische Anlagen gibt es bereits in der Türkei und sind geplant z.B. in Algerien.
Zuletzt geändert von palulu am So 10. Jan 2016, 00:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

palulu » So 10. Jan 2016, 01:15 hat geschrieben:
Erst kaufen sie russische Panzer, statt die eigenen weiterzuentwickeln, jetzt kaufen sie ausländische Windturbinen und lassen die eigenen links liegen. Zwar stimmen einige der Fakten in dem von dir zitierten Bericht nicht, auch ist Iran nicht der "sole producer of wind turbine in Middle East", aber wieder zeigt sich: die Saudisierung des Iran wird nach der Aufhebung der Sanktion voranschreiten. Auch in Sachen Solarenergie verlassen sie sich jetzt anscheinend auf ausländische Firmen; obwohl sie das eigene Pilotprojekt weiterführen könnten.

Sie überhäufen sich mit westlichen Produkten zum Schaden der heimischen Industrie und Innovationskraft, statt das westliche Knowhow mit eigenen Produkten zu kombinieren, wie es ChinesInnen ganz besonders erfolgreich taten/tun und BrasilianerInnen und TürkInnen wenigstens versuchen.

Oberflächlich wir der Iran sich verändern, vieles wir höherwertiger und besser werden, aber ihr Alleinstellungsmerkmal gegenüber den Saudis schwindet.

Hier die Fakten:

• Der Iran ist nicht der einzige Windturbinenproduzent im Nahen Osten:
• Der Iran ist nicht der größte Stromproduzent des Nahen Ostens, sondern Saudi-Arabien: https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_c ... production
• Allein Frankreich hat eine installierte Hydropowerkapazität von über 25 GW.
• Auch in allen anderen Kategorien ist der Iran Jahrzehnte von britischen oder französischen Leistungsbreiten entfernt.
• Geothermische Anlagen gibt es bereits in der Türkei und sind geplant z.B. in Algerien.
Die Sanktionen behindern den Iran. Das war/ist das Ziel der USA. Sanktionen verhängt man, um jemanden zu schaden. Aufhebung der Sanktionen wird als Ergebnis eine Verbesserung der Situation für den Iran sein. Kein ernstzunehmender Experte sagt etwas anderes. Auch der Iran will das. Um sich vielleicht selbst noch mehr zu schaden...? Vor dem Ende der Sanktionen haben viele "Angst". Nicht, weil es dem Iran schaden wird und dann schlechter geht. Deine Intention geht völlig in die andere Richtung. Demnach wäre es sinnvoll für die weitere Entwicklung, daß der Iran weiter behindert werden würde? Besser noch mehr Sanktionen? Das ergibt keinen Sinn. Auch nicht deine Argumentation. China z.B. wird gar nicht in dem Maße sanktioniert wie der Iran, ganz und gar nicht. Es gibt glänzende Geschäfte mit den USA. Ebenso die Türkei. Oder Frankreich. Oder alle anderen von dir genannten Staaten.

Also würde der Iran besser fahren, wenn er weiter sanktioniert werden würde? Wäre das nicht ein glänzendes Modell für die Türkei? Vielleicht würde die Türkei viel besser dastehen, wenn sie wenigstens annähernd so schwer sanktioniert werden würden wie der Iran? :?

Du willst doch nicht wirklich hier irgendjemand weißmachen, daß der Iran mit Sanktionen besser dran wäre?
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von palulu »

Du verstehst nicht, worauf ich hinaus möchte in dieser Debatte, worauf ich verweise - und das überrascht mich nicht. Diese Diskussion endet immer in der gleichen Sackgasse, wenn ich mit EuropäerInnen oder AmerikanerInnen darüber diskutiere; Verständnis schlägt mir eher von MuslimInnen, AsiatInnen, AfrikanerInnen oder - und das nicht selten - von IranerInnen entgegen.

Ich habe gar nicht dir widersprochen, was Lebensqualität und Luxus nach Aufhebung der Sanktionen angeht. Mein Augenmerk liegt auf etwas anderem, das Du anscheinend nicht verstehst oder willens bist zu verstehen, aber für Schwellen- und Entwicklungsländer und deren Gesellschaften nicht nur einen materielle Relevanz darstellt, sondern auch auch eine symbolische.

Der Iran vergisst, dass die eigene Produktion nicht mit westlichen Waren konkurrieren kann und öffnet überstürzt und hastig den eigenen Markt und hat es z.B. laut deinen Links in Sachen EE-Industrie bereits gründlich verkackt. Es gibt keinen Plan, keine Strategie, keine Vision - man möchte zunächst in den Genuss westlicher Güter kommen, ohne an das Morgen zu denken; nicht unähnlich zu einigen EU-Staaten.

Die Sanktionen - das wird dir fast jeder Mensch aus dem Nahen Osten bestätigten - haben dem Iran geschadet, ihn aber auch vorangebracht und zwar nicht zu wenig.

Dem Land fehlt es schlicht an einer Privatwirtschaft, um in einem Wettbewerb standzuhalten oder Produkte zu entwickeln, die auf westlichen Märkten konkurrenzfähig wären. Das Ende des Sanktionsregimes wird den Iran technologisch und wissenschaftlich nur dann - gesetzt dieses Falles - voranbringen, wenn das Land gleichzeitig in eine liberale Marktwirtschaft übergeht. Andernfalls wird der Iran seinen Status als KonsumentInnenmarkt zementieren. Denn die IranerInnen mögen Raketen haben und sie sind auch in einigen wissenschaftlichen Disziplinen beachtenswert, aber es fehlt etwas Elementares: die Rückbindung zur Privatwirtschaft, ohne die sie nicht einmal die modernste Technologie in Geld umsetzen können.

Der Iran ist im Begriff, Wohlstand zu gewinnen, aber langfristige technologisch-wissenschaftliche Entwicklung zu verlieren - auch deshalb, weil westliche Firmen kaum bis gar nicht Wissen liefern - im Gegensatz zu asiatischen. Der Iran wollte eigentlich mit China ein Hochgeschwindigkeitsnetz aufziehen - jetzt aber doch mit den Deutschen (Siemens), die einen Scheiß an Knowhow (ToT) herausrücken werden.

Das ist in meinen Augen eine Saudisierung des Irans. Die größten Unternehmen gehören ohnehin schon den regimnahen Menschen und Verbänden. Wenn erst einmal Milliarden Öldollar ins Land fließen, werden sie mehr denn je ihre Pfründe schützen und Entwicklung bremsen.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

palulu » So 10. Jan 2016, 02:21 hat geschrieben:Du verstehst nicht, worauf ich hinaus möchte in dieser Debatte, worauf ich verweise - und das überrascht mich nicht. Diese Diskussion endet immer in der gleichen Sackgasse, wenn ich mit EuropäerInnen oder AmerikanerInnen darüber diskutiere; Verständnis schlägt mir eher von MuslimInnen, AsiatInnen, AfrikanerInnen oder - und das nicht selten - von IranerInnen entgegen.

Ich habe gar nicht dir widersprochen, was Lebensqualität und Luxus nach Aufhebung der Sanktionen angeht. Mein Augenmerk liegt auf etwas anderem, das Du anscheinend nicht verstehst oder willens bist zu verstehen, aber für Schwellen- und Entwicklungsländer und deren Gesellschaften nicht nur einen materielle Relevanz darstellt, sondern auch auch eine symbolische.

Der Iran vergisst, dass die eigene Produktion nicht mit westlichen Waren konkurrieren kann und öffnet überstürzt und hastig den eigenen Markt und hat es z.B. laut deinen Links in Sachen EE-Industrie bereits gründlich verkackt. Es gibt keinen Plan, keine Strategie, keine Vision - man möchte zunächst in den Genuss westlicher Güter kommen, ohne an das Morgen zu denken; nicht unähnlich zu einigen EU-Staaten.

Die Sanktionen - das wird dir fast jeder Mensch aus dem Nahen Osten bestätigten - haben dem Iran geschadet, ihn aber auch vorangebracht und zwar nicht zu wenig.

Dem Land fehlt es schlicht an einer Privatwirtschaft, um in einem Wettbewerb standzuhalten oder Produkte zu entwickeln, die auf westlichen Märkten konkurrenzfähig wären. Das Ende des Sanktionsregimes wird den Iran technologisch und wissenschaftlich nur dann - gesetzt dieses Falles - voranbringen, wenn das Land gleichzeitig in eine liberale Marktwirtschaft übergeht. Andernfalls wird der Iran seinen Status als KonsumentInnenmarkt zementieren. Denn die IranerInnen mögen Raketen haben und sie sind auch in einigen wissenschaftlichen Disziplinen beachtenswert, aber es fehlt etwas Elementares: die Rückbindung zur Privatwirtschaft, ohne die sie nicht einmal die modernste Technologie in Geld umsetzen können.

Der Iran ist im Begriff, Wohlstand zu gewinnen, aber langfristige technologisch-wissenschaftliche Entwicklung zu verlieren - auch deshalb, weil westliche Firmen kaum bis gar nicht Wissen liefern - im Gegensatz zu asiatischen. Der Iran wollte eigentlich mit China ein Hochgeschwindigkeitsnetz aufziehen - jetzt aber doch mit den Deutschen (Siemens), die einen Scheiß an Knowhow (ToT) herausrücken werden.

Das ist in meinen Augen eine Saudisierung des Irans. Die größten Unternehmen gehören ohnehin schon den regimnahen Menschen und Verbänden. Wenn erst einmal Milliarden Öldollar ins Land fließen, werden sie mehr denn je ihre Pfründe schützen und Entwicklung bremsen.
Ich verstehe dich schon.

Es verhält sich nicht so, wie du es darstellst. Wir sprechen nicht über eine Krabbenpuhlfabrik z.B. in Marokko, wo Nordseekrabben hinverschifft werden und dort einfach nur gepuhlt werden, um dann wieder den Weg hierher zu finden. Also, die marokkanischen Krabbenpuhlerinnen nur zum Krabben puhlen gut sind.

Der Iran wird natürlich Technologie erhalten. Wenn Mercedes wieder größer zurückkommt, dann z.B. mit Produktionsstandorten im Iran. Das bedeutet Technologietransfer und Ausbildung qualifiziertem Personals vor Ort. Das hat auch Synergieeffekte für Zulieferer vor Ort und den Berufsschulen, dem Bildungssystem. Wenn dadurch das Personal höher als bisher qualifiziert wird und höherwertige Produkte produziert werden können, mit besserer Technologie, Effizienz und Logistik ist das immer vorzuziehen. Wir sprechen nicht nur von Endprodukten, die gekauft werden. Sondern von Produktionsstandorten im Iran.

China kann deshalb einigermassen zu gebrauchende Kampfflugzeuge bauen, weil sie die Technologie durch Lizenz aus Russland bekommen haben. Sie bauen jetzt ihren ersten Träger, weil sie einen russischen kaufen konnten. Huawei gibt es, weil US-Firmen, wie Apple ihre Produkte in China fertigen lassen. Ohne technologischen Austausch, mit Sanktionen wäre das nie gegangen. Und das war/ist dem Iran verwehrt. Aus gutem Grund. Damit wollte man u.a. verhindern, daß diese Technologie z.B. dual-use in die Rüstung geht. Der Iran gehört nicht zu den Staaten, die nur als Werkbank dienen. Sie lassen diese Technologie in ihre Produktionszyklen einfliessen. Bekommt der Iran nur eine Gasultrazentrifuge in die Hand, wie geschehen, dann baut er die nach und entwickelt sie weiter. Deshalb wurde dies sanktioniert. Keinen Technologietransfer. Er hat sich diese dann schwarz beschafft. Inzwischen sind die Zentrifugen x-mal so effizient geworden.

Das Beispiel mit den Kampfpanzern von dir hinkt. Es macht einfach keinen Sinn eine teure Panzerentwicklung zu unterhalten, wenn anschliessend etwas dabei herauskommt, das einfach nicht Massentauglich ist. Das teuer ist und im Feld im Ernstfall völlig vergeigt. Nicht effizient ist. Wenn z.B. dann Spanien, Norwegen, die Niederlande, die Schweiz, Indien oder der Iran sagen, daß man lieber Panzer (Flugzeuge, Schiffe...) aus XY kauft und in Lizenz produziert (gilt auch für den Iran), dann ist das weder dumm, eine Katastrophe, noch eine Schande. Der Iran baut russische Panzer in Lizenz. Und wenn der T-90 kommen sollte, dann wird das vermutlich ähnlich laufen. In den iranischen Panzerwerken, mit besserer Technologie als bisher möglich. Welcher Staat kann denn heute alles im zivilen und militärischen Bereich selbst aus eigener Kraft entwickeln und produzieren? Ein Mercedes besteht doch fast komplett aus Teilen, die weltweit entwickelt und produziert worden sind. Am Ende kommt der Stern dran und fertig. Der US-Abrams Panzer hat eine dt. Rheinmetallkanone. Die Europäer brauchen einander um Raketen ins All zu schiessen. Der Iran braucht den Austausch, wie jeder andere Staat auch. Sonst kommt man nicht vorwärts. Er braucht Technologietransfer, Wirtschaftskontakte uvm. um weiterzukommen. Die iranischen IT-Startups brauchen das. Die iranische Gesellschaft braucht das.

Wenn durch den Wegfall der Sanktionen im Iran erstmal Produkte verschwinden, wie einst nach der Wiedervereinigung in der DDR, dann ist das so. Letztendlich wird es besser fürs Land sein, wie im Falle der DDR. Die iranischen Hardliner fürchten, daß nicht nur iranische Produkte, sondern auch sie verschwinden bzw. an Bedeutung verlieren könnten. Dann ist das so.

Der Gedanken eines Ausverkaufs Irans, wie unter dem Schah beschrieben existiert. Nur, es muß nicht so laufen. Oder ist das in der Türkei auch so? In China? Oder Indien? Ist das von Nachteil ohne Sanktionen zu sein? Für die Wirtschaft und Technologie? Wäre mir neu. Wie gesagt, der Iran ist auch nicht Bangladesch oder Marokko. Und wie es bis jetzt läuft, ist keine besonders charmante Zukunftsversion. Davon erzählen die Millionen ausgewanderten IranerInnen. Das ist keine Alternative.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Platon »

Nun die iranischen Produkte sind in vielen Fällen halt auch ziemlicher Mist. Ich vermute aber, dass die Revolutionsgarden teilweise versuchen werden Schutzzölle zu errichten um Bereiche der Wirtschaft die sie stark dominieren zu schützen. Irgendwelche Beschlüsse keine US-amerikanischen Waren zu importieren gehen ja ein bisschen in diese Richtung.

Dazu kann man nach wie vor nicht mal eben im Iran eine Zweigstelle aufmachen, weil Ausländer im Land kein Land und keine Firmen besitzen dürfen. Es hängt sehr stark davon ab wie die Iraner diese Öffnung ihrer Wirtschaft managen. Ich denke man wird am Ende sein Potenzial nicht ausschöpfen können, weil der Staat nach wie vor autoritär ist und im Zweifelsfall auch eine ausländische Firma mal enteignet, wenn sie Fehler macht oder glaubt zu forsch mit Vertretern der IRI umzugehen.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

Dürfen Europäer im Iran Grund und Boden besitzen?
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Platon » So 10. Jan 2016, 11:21 hat geschrieben:Nun die iranischen Produkte sind in vielen Fällen halt auch ziemlicher Mist. Ich vermute aber, dass die Revolutionsgarden teilweise versuchen werden Schutzzölle zu errichten um Bereiche der Wirtschaft die sie stark dominieren zu schützen. Irgendwelche Beschlüsse keine US-amerikanischen Waren zu importieren gehen ja ein bisschen in diese Richtung.

Dazu kann man nach wie vor nicht mal eben im Iran eine Zweigstelle aufmachen, weil Ausländer im Land kein Land und keine Firmen besitzen dürfen. Es hängt sehr stark davon ab wie die Iraner diese Öffnung ihrer Wirtschaft managen. Ich denke man wird am Ende sein Potenzial nicht ausschöpfen können, weil der Staat nach wie vor autoritär ist und im Zweifelsfall auch eine ausländische Firma mal enteignet, wenn sie Fehler macht oder glaubt zu forsch mit Vertretern der IRI umzugehen.
Alleine durch diese bürokratischen Hemmnisse wird es in absehbarer Zeit nicht zu strategischen Umbrüchen in Punkto Zusammenbruch eigener Produktionsergebnisse kommen (die allerdings durch effizienteres durchaus ersetzt werden kann). Die Schutzmechanismen für einige Zweige werden weiterhin geschützt. Egal, was dabei an guten oder schlechten Dingen produziert wird. Allerdings plant man Lockerungen.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Wie im Falle des LNG (Flüssigerdgas) könnte ein Teil des iranischen Öls über Spanien kommen.
Iran in Talks to Help Build Refinery in Spain

Refinery would have capacity of 200,000 barrels of oil a day

http://www.wsj.com/articles/iran-in-tal ... 1452441781
Seit einigen Jahren im Rahmen verschärfter Sanktionen gegen den Iran haben sich die große Schifffahrtslinien im Bereich des Cargo-Transports (z.B. Maersk) abgewandt. Nun können sie wiederkommen. Der Iran ist als Bindeglied zwischen dem Weltmeer und der innerasiatischen Landmasse als Transportweg für Güter und Rohstoffe interessant.
Container Ships Prepare to Steam into Iran

With a deal to repeal sanctions in place, container shipping lines begin to make Iran a port of call

http://www.wsj.com/articles/container-s ... 1452036749
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Altkanzler Schröder ist im Iran. Vermutlich auf Promotion-Tour für die dt. Wirtschaft. Es geht aber auch um eine geostrategische Betrachtung der Region durch Berlin und Teheran.
"German companies and business owners are ready to participate in all economic and industrial fields" in Iran, he said.

Schroeder also stressed Iran's role in regional peace and security.

"After the closing of the nuclear file, Europe and Germany hope to make utmost use of Iran's great potential to solve regional crises," he said.

Zarif said Tehran was entering "a new phase of relations with Germany".

Schroeder and Zarif also spoke about Saudi Arabia, which has severed diplomatic ties with Iran in a row over the execution of a Shiite cleric.
With the fourth-largest oil reserves and the second in gas, Iran has the biggest combined energy deposits in the world.

https://www.yahoo.com/news/german-ex-ch ... 57429.html
CDU-Mann Pflüger meldete sich auch zu Wort.
Energy superpower Iran will be a global game-changer

Once the West’s sanctions against Iran are dropped, says Friedbert Pflüger, the Islamic Republic’s energy bonanza will have worldwide repercussions

http://europesworld.org/2015/11/03/ener ... pSpUbT3X5b
Bei Arak wird ein heiß diskutierter Vorgang in Gang gesetzt. Der dortige Reaktorkern wird entfernt, der Reaktor neu konfiguriert. Eine wesentliche finale Hürde bei der Umsetzung des Atomabkommens.
Arak heavy water reactor undergoes change

TEHRAN - Iran has taken out the core of its heavy water reactor in Arak to bring it into compliance with its nuclear deal with the world powers that will now require the sextet to initiate action to remove all sanctions against Tehran, an informed source told FNA on Monday.

http://tehrantimes.com/index_View.asp?code=252151
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Sanktionsende in Sicht?
Iran rechnet am Freitag mit grünem Licht für Sanktionsende

Vizeaußenminister erwartet Abschlussbericht der Atomenergiebehörde Teheran/Wien – Der Iran erwartet für Freitag den Abschlussbericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zu seinem Atomprogramm, der grünes Licht zur Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran bedeuten könnte. Die IAEA werde in ihrem Bericht bestätigen, dass der Iran seine Auflagen erfüllt habe, sagte der stellvertretende Außenminister Abbas Araqchi am Mittwoch laut der Nachrichtenagentur Fars.
Araqchi sagte am Mittwoch, dem Abschlussbericht folge am Samstag oder Sonntag eine gemeinsame Erklärung des iranischen Außenminister Mohammed Javad Zarif und der EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini über die Umsetzung des Atomdeals und eine Aufhebung der Sanktionen.

http://derstandard.at/2000028992039/Ira ... ktionsende
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von palulu »

King Kong 2006 hat geschrieben:(10 Jan 2016, 09:09)

Ich verstehe dich schon.

Es verhält sich nicht so, wie du es darstellst. Wir sprechen nicht über eine Krabbenpuhlfabrik z.B. in Marokko, wo Nordseekrabben hinverschifft werden und dort einfach nur gepuhlt werden, um dann wieder den Weg hierher zu finden. Also, die marokkanischen Krabbenpuhlerinnen nur zum Krabben puhlen gut sind.

Der Iran wird natürlich Technologie erhalten. Wenn Mercedes wieder größer zurückkommt, dann z.B. mit Produktionsstandorten im Iran. Das bedeutet Technologietransfer und Ausbildung qualifiziertem Personals vor Ort. Das hat auch Synergieeffekte für Zulieferer vor Ort und den Berufsschulen, dem Bildungssystem. Wenn dadurch das Personal höher als bisher qualifiziert wird und höherwertige Produkte produziert werden können, mit besserer Technologie, Effizienz und Logistik ist das immer vorzuziehen. Wir sprechen nicht nur von Endprodukten, die gekauft werden. Sondern von Produktionsstandorten im Iran.

China kann deshalb einigermassen zu gebrauchende Kampfflugzeuge bauen, weil sie die Technologie durch Lizenz aus Russland bekommen haben. Sie bauen jetzt ihren ersten Träger, weil sie einen russischen kaufen konnten. Huawei gibt es, weil US-Firmen, wie Apple ihre Produkte in China fertigen lassen. Ohne technologischen Austausch, mit Sanktionen wäre das nie gegangen. Und das war/ist dem Iran verwehrt. Aus gutem Grund. Damit wollte man u.a. verhindern, daß diese Technologie z.B. dual-use in die Rüstung geht. Der Iran gehört nicht zu den Staaten, die nur als Werkbank dienen. Sie lassen diese Technologie in ihre Produktionszyklen einfliessen. Bekommt der Iran nur eine Gasultrazentrifuge in die Hand, wie geschehen, dann baut er die nach und entwickelt sie weiter. Deshalb wurde dies sanktioniert. Keinen Technologietransfer. Er hat sich diese dann schwarz beschafft. Inzwischen sind die Zentrifugen x-mal so effizient geworden.

Das Beispiel mit den Kampfpanzern von dir hinkt. Es macht einfach keinen Sinn eine teure Panzerentwicklung zu unterhalten, wenn anschliessend etwas dabei herauskommt, das einfach nicht Massentauglich ist. Das teuer ist und im Feld im Ernstfall völlig vergeigt. Nicht effizient ist. Wenn z.B. dann Spanien, Norwegen, die Niederlande, die Schweiz, Indien oder der Iran sagen, daß man lieber Panzer (Flugzeuge, Schiffe...) aus XY kauft und in Lizenz produziert (gilt auch für den Iran), dann ist das weder dumm, eine Katastrophe, noch eine Schande. Der Iran baut russische Panzer in Lizenz. Und wenn der T-90 kommen sollte, dann wird das vermutlich ähnlich laufen. In den iranischen Panzerwerken, mit besserer Technologie als bisher möglich. Welcher Staat kann denn heute alles im zivilen und militärischen Bereich selbst aus eigener Kraft entwickeln und produzieren? Ein Mercedes besteht doch fast komplett aus Teilen, die weltweit entwickelt und produziert worden sind. Am Ende kommt der Stern dran und fertig. Der US-Abrams Panzer hat eine dt. Rheinmetallkanone. Die Europäer brauchen einander um Raketen ins All zu schiessen. Der Iran braucht den Austausch, wie jeder andere Staat auch. Sonst kommt man nicht vorwärts. Er braucht Technologietransfer, Wirtschaftskontakte uvm. um weiterzukommen. Die iranischen IT-Startups brauchen das. Die iranische Gesellschaft braucht das.

Wenn durch den Wegfall der Sanktionen im Iran erstmal Produkte verschwinden, wie einst nach der Wiedervereinigung in der DDR, dann ist das so. Letztendlich wird es besser fürs Land sein, wie im Falle der DDR. Die iranischen Hardliner fürchten, daß nicht nur iranische Produkte, sondern auch sie verschwinden bzw. an Bedeutung verlieren könnten. Dann ist das so.

Der Gedanken eines Ausverkaufs Irans, wie unter dem Schah beschrieben existiert. Nur, es muß nicht so laufen. Oder ist das in der Türkei auch so? In China? Oder Indien? Ist das von Nachteil ohne Sanktionen zu sein? Für die Wirtschaft und Technologie? Wäre mir neu. Wie gesagt, der Iran ist auch nicht Bangladesch oder Marokko. Und wie es bis jetzt läuft, ist keine besonders charmante Zukunftsversion. Davon erzählen die Millionen ausgewanderten IranerInnen. Das ist keine Alternative.
Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, deswegen mache ich es kurz:

1. Der Iran wird definitiv keine hochmoderne Technologie erhalten; weder Brasilien, Mexiko, die Türkei noch Südafrika, Russland, China, Malaysia oder Indien haben moderne Technologien vom Westen in Form von "Investitionenbeifang" erhalten, zumindest nicht flächendeckend. Eine Fabrik in Iran (oder einem anderen Land der Erde) zu eröffnen, geht immer auch mit einem gewissen Grad an Transfer von Wissen einher, aber dies bedeutet nicht - niemals - dass dem Rezipientenstaat einer FDI [Ausländische Direktinvestition] kritisches Wissen übermittelt würde. Dieser Logik folgend müssten alle Schwellenstaat auf dem besten Weg sein, sich westlichen Industrienationen im Bereich von Wissen, Forschung, Technologie und Entwicklung anzunähern - das sind sie aber nicht.

2. Ein Atomprogramm mit "Reverse Engineering (engl., bedeutet: umgekehrt entwickeln, rekonstruieren, Kürzel: RE)" zu verbinden, ist sachlich falsch. Zumal in Bezug zum iranischen Programm viel zu große Wissenslücken vorhanden sind. Wir wissen bis heute nicht, wieviel Knowhow-Transfer der Iran vom wem, wann, wie genau erhielt - und was der Iran selbst baute. Das meiste hierzu beruht auf Mutmaßungen, Schätzungen und Annahmen. Genaues wird man wohl nie erfahren.

3. Ein Atomwaffenprogramm wird unter Hinnahme eines mehrfachen Bruchs des Völkerrechts unterhalten. Gesetze, Normen, Vorschriften, Zertifikate etc. pp. spielen hierbei keine Rolle. Eine funktionierende Privatwirtschaft, die global agieren möchte, ist auf solche Regeln angewiesen, denen sich sogar China im Großen und Ganzen unterordnet.

Ein Beispiel: Werden bestimmte Teil der saudischen Waffensysteme defekt, dürfen saudische Mitarbeiter diese weder öffnen noch versuchen, selbst zu reparieren. Es wird der Herstellerfirma gemeldet, die wiederum die Reparatur übernimmt. Das gilt auch für russische Systeme. Werden diese Verträge gebrochen, müssen empfindliche Strafen gezahlt werden. Wiederholt ein Staat dieses Benehmen, wird es zukünftig nicht mehr bedient. Mit der Ausnahme von...

4. China. China ist ein Fall für sich und in jeglicher Hinsicht nicht vergleichbar mit einem der anderen Schwellenstaaten. Dieser Vergleich hinkt nicht, er läuft gar nicht erst. Das Land lässt Firmen nur in Kooperation mit eigenen Staatsunternehmen auf den riesigen heimischen Markt. Die Hauptquelle für ausländisches Knowhow ist aber der Aufkauf ausländischer Betriebe, was weder der Iran noch ein anderer sich entwickelnder Staat leisten kann; davon abgesehen bietet kein anderer Staat die Profitchancen an, die China Investoren verspricht. Kein Vergleich zum Iran oder der Türkei - nicht mal der gesamten Golfregion.

Jüngstes Beispiel:Krauss-Maffei: Chinesische Staatsfirma kauft deutschen Maschinenbauer


Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen:

Stelle dem Iran 500 Mrd. USD bar zur Verfügung und das Land wird dennoch niemals auch nur im Entferntesten ein Kampfflugzeug aus dem Blauen heraus konzipieren und bauen können, das dem F-35 in Sachen Leistung ähnelt. Das gilt für die Türkei, für Indien (das bis heute am schrottreifen HAL Tejas bastelt) und sogar für China. RE hat seine Grenzen. Das Reich der Mitte hängt immer noch Korea in Sachen Hochtechnologie hinterher.

Zusammengefasst: Der Iran wird zweifellos wohlhabender werden. Das Land wird Fortschritte erleben. Neue Produkte werden entwickelt, aber alte werden verschwinden - darunter auch sehr wichtige Eigenentwicklungen, deren Modernisierungsprogramme mit dem schreitenden Fortschritt nicht standhalten können. Im Groben und Ganzen wird sich das die Waage halten. Einen immensen technologischen und produktiven Sprung nach vorne wird es deshalb nicht geben. Dafür spricht schlicht und ergreifend die Empirie gegen deine Annahme. Ob der Iran vielleicht die eine Ausnahme wird, die die Regel bestätigt, bleibt abzuwarten. Ich glaube es nicht.
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King Kong 2006
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

palulu hat geschrieben:(14 Jan 2016, 20:50)

Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, deswegen mache ich es kurz:

Zusammengefasst: Der Iran wird zweifellos wohlhabender werden. Das Land wird Fortschritte erleben. Neue Produkte werden entwickelt, aber alte werden verschwinden - darunter auch sehr wichtige Eigenentwicklungen, deren Modernisierungsprogramme mit dem schreitenden Fortschritt nicht standhalten können. Im Groben und Ganzen wird sich das die Waage halten. Einen immensen technologischen und produktiven Sprung nach vorne wird es deshalb nicht geben. Dafür spricht schlicht und ergreifend die Empirie gegen deine Annahme. Ob der Iran vielleicht die eine Ausnahme wird, die die Regel bestätigt, bleibt abzuwarten. Ich glaube es nicht.
Ich denke, du hast deinen Standpunkt deutlich gemacht.

Grundsätzlich sind wir da nicht weit auseinander.

Meine Eingabe war allerdings primär, daß es gut sein wird, daß die Sanktionen fallen. Und zwar positiv auf sehr breiter Basis. Inklusive Technologietransfer. Das wir in einigen Jahren kein zweites Japan sehen werden, wie einst der Schah dies wollte, ist anzunehmen. Das wird auch nirgendwo behauptet und nicht von mir. Es ist jedoch davon auszugehen, daß sich die Entwicklungen beschleunigen werden. Allein durch mehr zur Verfügung stehenden Geldes.

Fallen heute die Sanktionen gegen den Iran?

Mit Spannung erwartet der Iran den heutigen Tag. Denn in Wien könnten bei einem prominent besetzten Treffen die Sanktionen gegen das Land aufgehoben werden. Dafür müsste die IAEA allerdings den Rückbau des Atomprogramms bestätigen. Ein Schritt mit massiven Folgen.

http://www.tagesschau.de/ausland/iran-s ... n-107.html
Die Verantwortlichen treffen in Wien zusammen.
Iranian foreign minister to meet with John Kerry and EU's Federica Mogherini in Vienna before releasing statement on deal's implementation.

Zarif told journalists on his plane heading to Vienna that sanctions on Iran will be lifted today, saying the event "marks a good day for Iran and the Middle East."

http://www.haaretz.com/world-news/1.697734
Spannend werden Fragen sein, wie sich die weitere gesellschaftliche Entwicklung im Iran über die Jahre dadurch entwickeln könnte. Das sind die Sorgen der jetzigen Regierung, genauergesagt der Hardliner. Sozioökonomische Krisen oder Herausforderungen, Forderungen der Gesellschaft. Und eine sich verändernde Kooperation Irans mit regionalen und überregionalen Staaten.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von palulu »

Brent Ölpreis unter 29$. -6,28 Prozent.

Danke, Iran. :D
Kohlmeise

Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

CNN hat ihre Bilder und Namen gezeigt. Die Jungs sind mehr Iraner als Amerikaner. Man sollte solche Menschen als Brücke und gute Vermittler zwischen den beiden Ländern einsetzen, statt sie zu verhaften. Irgendwie werden eigene Ressourcen nicht genutzt.
Kohlmeise

Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

palulu hat geschrieben:(16 Jan 2016, 16:27)

Brent Ölpreis unter 29$. -6,28 Prozent.

Danke, Iran. :D
Der niedrige Ölpreis hat auch im Westen Probleme geschaffen, der Export in die Erdölförderländer sinkt signifikant. Ausserdem leidet die deutsche Maschinenbauindustrie, da die Erdölförderländer ihre Anlagen nicht mehr modernisieren. Um nur zwei Beispiele zu nennen.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Platon »

So lange geht das mit dem niedrigen Ölpreis ja noch gar nicht und er wird auch wieder steigen, da habe ich keine Sorgen.
So ein Preiskampf wie es ihn derzeit gibt wird zwangsläufig irgendwann ein Ende haben und dann geht es wieder in die genau andere Richtung.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

Platon hat geschrieben:(16 Jan 2016, 17:54)

So lange geht das mit dem niedrigen Ölpreis ja noch gar nicht und er wird auch wieder steigen, da habe ich keine Sorgen.
So ein Preiskampf wie es ihn derzeit gibt wird zwangsläufig irgendwann ein Ende haben und dann geht es wieder in die genau andere Richtung.
Der Preiskampf hat gerade für Russland drastische Folgen. Medwedev geht nicht vom baldigen Anstieg des Ölpreises aus, schon eher vom Gegenteil.

Earlier, Russia's Prime Minister, Dmitry Medvedev, warned tumbling oil prices could force his country to revise its 2016 budget.

He said that the country must be prepared for a "worst-case" economic scenario if the price continued to fall.

http://www.bbc.com/news/business-35302509
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Platon »

Kohlmeise hat geschrieben:(16 Jan 2016, 20:54)

Der Preiskampf hat gerade für Russland drastische Folgen. Medwedev geht nicht vom baldigen Anstieg des Ölpreises aus, schon eher vom Gegenteil.

Earlier, Russia's Prime Minister, Dmitry Medvedev, warned tumbling oil prices could force his country to revise its 2016 budget.

He said that the country must be prepared for a "worst-case" economic scenario if the price continued to fall.

http://www.bbc.com/news/business-35302509
Die Russen können ja mal anfangen ein paar Kriege weniger zu führen, dann wird das mit dem Haushalt auch was.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Atomabkommen: Iran erfüllt laut IAEA alle Verpflichtungen

Iran hat laut internationaler Atomenergiebehörde seine wichtigsten Verpflichtungen aus dem Atomabkommen erfüllt. Die Finanz- und Handelssanktionen von EU, USA und Uno können damit aufgehoben werden
.
Bei seiner Ankunft in der österreichischen Hauptstadt hatte Irans Außenminister Dschawad Mohammed Sarif Zuversicht verbreitet. "Heute ist ein großer und guter Tag für die ganze Welt", hatte der Chefdiplomat am Sitz der Internationalen Atomenergiebehörde gesagt. Mit der Umsetzung des Atomabkommens eröffneten sich neue Perspektiven für eine politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Westen.

Die EU hat für die Aufhebung der Sanktionen bereits letzte Vorbereitungen getroffen. Nach Angaben von Diplomaten liegt ein entsprechender Beschluss seit Freitagvormittag bereit. Nicht zuletzt Deutschland erhofft sich von den neuen Beziehungen zu Iran einen politischen und wirtschaftlichen Vorteil. So kann die deutsche Industrie mit vielen Aufträgen aus der Öl-Nation rechnen. Zudem spielt Iran eine zentrale Rolle bei möglichen Lösungen regionaler Konflikte wie in Syrien und im Jemen. Dagegen wird die politische Annäherung in Israel, in Golfstaaten wie Saudi-Arabien und von konservativen US-Politikern mit großer Sorge verfolgt.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/a ... 72400.html
Erstaunlich was geht, wenn auf beiden Seiten der politische Wille vorhanden ist und ernsthaft gearbeitet wird. Allerdings muß man wohl sagen, daß das politische Klima in den USA und dem Iran, wie im Kontext der regionalen Entwicklungen dafür erst in den letzten Jahren entstanden ist.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Quasi als erstes greifbares werden über 100 Milliarden an iranischen Vermögen freigesetzt.
With lifting of sanctions, $100 billion in Iranian assets frozen overseas would be immediately thawed.

read more: http://www.haaretz.com/world-news/1.697752
Der Iran wird wieder mit SWIFT verbunden.

Der erste Großeinkauf sollen 114 Flugzeuge von Airbus sein.
Indeed, Iran's transportation minister said on Saturday that, immediately upon implementation of the JCPOA, Tehran will have a new deal signed at the ready to purchase 114 Airbus planes.

http://www.wsj.com/articles/iran-plans- ... 1452975657
Boeing könnte nachziehen.
Obama lifts ban on selling passenger planes to Iran

https://www.rt.com/business/329193-us-s ... raft-iran/
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Wolverine »

Für mich wird der Iran immer der Staat innerhalb der UN sein, der vollkommen sanktionslos die Vernichtung eines Staates und seiner Einwohner fordern darf und dafür auch noch mit der Aufhebung von Sanktionen belohnt wird. Und das 71 nach der Befreiung von Auschwitz. Ich kann irgendwie nicht ganz nachvollziehen wie man über ein solch extremistisches Gebilde fabulieren kann, welches eine ganze Bevölkerung in Geiselhaft hält. Die offene Unterstützung des weltweiten Terrorismus wollte ich eigentlich unerwähnt lassen, aber jetzt ist es doch rausgerutscht.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Wolverine hat geschrieben:(16 Jan 2016, 23:56)

Für mich wird der Iran immer der Staat innerhalb der UN sein, der vollkommen sanktionslos die Vernichtung eines Staates und seiner Einwohner fordern darf und dafür auch noch mit der Aufhebung von Sanktionen belohnt wird. Und das 71 nach der Befreiung von Auschwitz. Ich kann irgendwie nicht ganz nachvollziehen wie man über ein solch extremistisches Gebilde fabulieren kann, welches eine ganze Bevölkerung in Geiselhaft hält. Die offene Unterstützung des weltweiten Terrorismus wollte ich eigentlich unerwähnt lassen, aber jetzt ist es doch rausgerutscht.
Kein Problem. Die Nazigeschichte Deutschlands ja auch. Alles drin.

Unter deiner Betrachtung muß man sich fragen, was sich der Westen dabei denkt? Will man, also der Westen, Israel etwas antun?
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Wolverine »

King Kong 2006 hat geschrieben:(17 Jan 2016, 00:17)

Kein Problem. Die Nazigeschichte Deutschlands ja auch. Alles drin.

Unter deiner Betrachtung muß man sich fragen, was sich der Westen dabei denkt? Will man, also der Westen, Israel etwas antun?
Mmh, diese gespielte Naivität kaufe ich dir nicht ab. Die Industrie setzt die Regierungen unter Druck, weil die Mächtigen und Reichen Geld verdienen wollen. Jetzt habe ich es so einfach erklärt, dass sogar du es kapieren müsstest. :D
Die geplante Vernichtung Israels durch den Iran ist da wohl eher so ein nervender Klingelton. :rolleyes:
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Wolverine hat geschrieben:(17 Jan 2016, 00:24)

Mmh, diese gespielte Naivität kaufe ich dir nicht ab. Die Industrie setzt die Regierungen unter Druck, weil die Mächtigen und Reichen Geld verdienen wollen. Jetzt habe ich es so einfach erklärt, dass sogar du es kapieren müsstest. :D
Die geplante Vernichtung Israels durch den Iran ist da wohl eher so ein nervender Klingelton. :rolleyes:
Also sind die Mächtigen und Reichen (wer wäre das z.B.?) daran interessiert gezielt Israel über den Jordan gehen zu lassen, um Geld zu verdienen?
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von schokoschendrezki »

Wolverine hat geschrieben:(16 Jan 2016, 23:56)

Für mich wird der Iran immer der Staat innerhalb der UN sein, der vollkommen sanktionslos die Vernichtung eines Staates und seiner Einwohner fordern darf und dafür auch noch mit der Aufhebung von Sanktionen belohnt wird. Und das 71 nach der Befreiung von Auschwitz. Ich kann irgendwie nicht ganz nachvollziehen wie man über ein solch extremistisches Gebilde fabulieren kann, welches eine ganze Bevölkerung in Geiselhaft hält. Die offene Unterstützung des weltweiten Terrorismus wollte ich eigentlich unerwähnt lassen, aber jetzt ist es doch rausgerutscht.
Es ist mir schon mehrfach aufgefallen, dass kaum irgendwo eine solche (und solch unangebrachte weil rein subjektive) Häufung von Ewigkeitsattibuten wie "immer" oder "nie" fällt, wie im Zusammenhang mit Problemen im Nahen Osten.

Zur Erinnerung: Iran gehörte zu den allerersten Staaten nach 45, die Israel anerkannt haben. Noch bedeutsamer: Sowohl die "diffus linke" Regierung Mossadegh als auch das offen prowestliche Schah-Regime unterhielten ausgezeichnete Beziehungen zu Israel. Was ja wohl die Annahme einer irgendwie gearteten inneren, "ewiglichen" Feindschaft widerlegt.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Jekyll »

Wolverine hat geschrieben:(17 Jan 2016, 00:24)Die geplante Vernichtung Israels durch den Iran ist da wohl eher so ein nervender Klingelton. :rolleyes:
Die "geplante Vernichtung" existiert nur in deiner Phantasie. Niemand hat die Absicht, Israel zu vernichten.
Sie schufen eine Wüste und nannten es...Frieden.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Wolverine »

Jekyll hat geschrieben:(17 Jan 2016, 07:38)

Die "geplante Vernichtung" existiert nur in deiner Phantasie. Niemand hat die Absicht, Israel zu vernichten.
Mmh, was machst du denn, wenn ich Zitate führender Militärs einstelle, die doch tatsächlich behaupten, dass die Vernichtung Israels die Nummer 1 der Agenda ist? Wenn ich dann noch die geistlichen verlinke, die das ebenfalls behaupten, was machst du dann? Meldest du dich dann vom Forum ab? :cool:
Der Iran, respektive die militärische und geistliche Führung haben definitiv die Absicht Israel zu vernichten und machen noch nicht mal einen Hehl daraus. Nicht meine Fantasie. Realität nennt man das. Wäre nett, würdest du irgendwann mal dort ankommen. :rolleyes:
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Aufhebung Sanktionen geht nicht nur mit ökonomischen Veränderungen einher, wie auch politischen im Kontext von Kooperationen mit dem Westen in der Region, sondern stellt wie gesagt auch Herausforderungen an die Hardliner im Iran. Die Öffnung birgt für diese Gefahren. Umso abgeschotteter ein System ist, desto geschützter. Die Reformer, nicht unwesentlicher Teile der iranischen Bevölkerung und auch der Westen baut darauf.
Analysis: Lifting of sanctions a blessing for Iran, but could endanger the Islamic regime

Iranian hardliners fear that economic change and openness will bring ideas such as democracy, human rights and sexual permissiveness, which will weaken their hold on the country.

http://www.jpost.com/Middle-East/Iran/A ... ime-441769
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Stimmen aus dem Iran:
Iraner über Ende der Sanktionen: "Als würde neues Blut in unseren Körpern fließen"

Jahre der Abschottung sind vorbei - nun beginnt für Iran eine neue Epoche. Oder? Viele hoffen mit dem Ende der Sanktionen auf ein besseres Leben. Doch es gibt auch Skepsis. Wir haben Stimmen im Land gesammelt.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 72758.html
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Wieder einmal wurden die meisten Kandidaten, die dem Reformlager zuzuordnen sind für die Wahl des Parlamentes ausgeschlossen. Rouhani bringt Stimmung mit seiner Meinung dazu in den Laden. Zumal er damit auch Khamenei widerspricht.
Wahl im Iran: Heftige Debatten um Ausschluss für viele Reformer

Mehr als 80 Prozent der liberalen Kandidaten von Parlamentswahl ausgeschlossen

Irans Präsident Hassan Rohani griff zu einem gewagten Vergleich: "Juden, Christen, Anhänger von Zarathustra und sonstige Minderheiten im Iran – sie haben im Parlament ihre Abgeordneten. Wieso also verweigert man sieben bis 20 Millionen anderen Menschen, ihre Favoriten zu wählen?", fragte der Regierungschef in einer Rede im Parlament. Ziel der scharfen Kritik: das Vorgehen des Wächterrats, der zuvor mehr als 80 Prozent der liberalen Kandidaten von der für Februar geplanten Parlamentswahl ausgeschlossen hatte.

Rohani reagierte damit direkt auf eine Rede des religiösen Führers Ayatollah Ali Khamenei. Dieser hatte zwar alle Iraner aufgefordert, an der Wahl teilzunehmen, aber indirekt auch das Vorgehen des Wächterrats begrüßt. Zudem hatte er vorausgesagt, das kommende Parlament werde sehr ähnlich wie das aktuelle aussehen, in dem es kaum Reformer gibt. "Wie will man Leute ermuntern, an Wahlen teilzunehmen, wenn man ihnen nicht ermöglicht, ihre Favoriten ins Parlament zu schicken?", fragte nun Rohani bei einem Zusammentreffen der Direktoren des Innenministeriums. - derstandard.at/2000029563163/Wahl-im-Iran-Heftige-Debatten-um-Ausschluss-fuer-viele-Reformer
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

King Kong 2006 hat geschrieben:(22 Jan 2016, 21:04)

Wieder einmal wurden die meisten Kandidaten, die dem Reformlager zuzuordnen sind für die Wahl des Parlamentes ausgeschlossen. Rouhani bringt Stimmung mit seiner Meinung dazu in den Laden. Zumal er damit auch Khamenei widerspricht.
Es gibt im Iran diverse Machtzentren und es ist sehr schwer, von aussen zu beurteilen, wer wem untersteht. Den schwächsten Stand scheint der gewählte Präsident zu haben, obwohl er die grösste Legitimation und ein hohes Ansehen hat. Es wäre im Interesse des Irans und auch des Westens, dass Rohani mehr Macht bekommt und so mehr Berechenbarkeit in die iranische Politik einbringt.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Kohlmeise hat geschrieben:(22 Jan 2016, 22:29)

Es gibt im Iran diverse Machtzentren und es ist sehr schwer, von aussen zu beurteilen, wer wem untersteht. Den schwächsten Stand scheint der gewählte Präsident zu haben, obwohl er die grösste Legitimation und ein hohes Ansehen hat. Es wäre im Interesse des Irans und auch des Westens, dass Rohani mehr Macht bekommt und so mehr Berechenbarkeit in die iranische Politik einbringt.
Dazu ein Art der Betrachtung:
Das iranische Regime wird allerdings nicht nur durch den Faktor „Äußere Bedrohung“ stabilisiert, wodurch man in der Lage ist, das Volk um sich zu scharen, sondern vor allem auch aufgrund seiner systemrelevanten Beschaffenheit und des ideologischen Überbaus.

Der größte ordnungspolitische Stabilitätsfaktor in der Islamischen Republik ist die Verfassung selbst. Iran ist nicht monolithisch, das heißt., dass es gleich mehrere zueinander konkurrierende Machtzentren gibt, wie die Exekutive, Legislative und Judikative, die institutionell unabhängig voneinander sind. Hinzu kommen das „überparteiische“ Amt des religiösen Staatsoberhauptes (Wilayat al-Faqih) und einige weitere Machtzentren, wie die des Schlichtungrates. Das heißt buchstäblich das, was in der westlichen Rezeption als „Systemfehler“, „Machtkampf“ und „Risse im Regime“ empfunden wird, ist in Wirklichkeit eine der Grundsäulen der iranischen Stabilität.

Zur Gegenüberstellung: In Tunesien gab nur ein einziges Machtzentrum, nämlich das des Präsidenten. Alles war auf eine Person zugeschnitten, die seit mehr als 20 Jahren regiert. Sein Sturz kam daher dem Sturz des gesamten Regimes gleich, in Iran ist dies dagegen nur eine Frage der Personalentscheidung. Das heißt, dass die Islamische Republik im Falle von Unruhen fähig ist, durch den Austausch eines einzelnen oder mehrerer Verantwortungsträger oder einer politischen Strömung die Schuld von Miseren und Krisen auf einer einzelne Person bzw. einer politischen Strömung zu delegieren, wodurch neue glaubwürdige Versprechen möglich sind und neue Hoffnungen verbreitet werden können und der Volkszorn damit stark gedämpft wird.

http://irananders.de/nachricht/detail/410.html
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

Saudi Arabien, also unser "Verbündeter und guter Freund" hat ja nicht einmal eine Verfassung :D .
Wie kann ein solcher Staat unser Verbündeter sein?
Bei allen Problemen und religiösem Getöse im Iran, ist das Land mit Saudi Arabien nicht zu vergleichen. Es sind Welten dazwischen.
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