Balkan-Bewohner fühlen sich am sichersten

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KukuLeLe

Balkan-Bewohner fühlen sich am sichersten

Beitrag von KukuLeLe »

Eine Studie der Vereinten Nationen belegt:
In keiner europäischen Region ist die Bevölkerung vor Kriminalität sicherer als in den Ländern des Balkans.

(SN, Andreas Ernst). Möchten Sie in der Nacht ohne Angst durch eine Parkanlage flanieren?
Haben Sie genug davon, mit fest an sich gepresster Handtasche durch Bahnhöfe zu hasten?
Mindert die Angst vor Kriminalität ihre Lebensqualität?

Dann emigrieren Sie auf den Balkan! Es ist sicherer dort.

Zu diesem erstaunlichen Schluss kommt eine detaillierte Untersuchung des UN-Büros für Drogen und Kriminalität (unodc.org). Untersucht wurden Albanien, Bosnien, Bulgarien, Kroatien, Mazedonien, Moldawien, Montenegro und Serbien.


Zahl der Morde fast halbiert

Die Forscher stützen sich nicht nur auf lokale Statistiken (gegen die es Vorbehalte gibt), sondern haben durch Befragungen herauszufinden versucht, wie viele Bürger Opfer von kriminellen Handlungen geworden sind. So wurden auch Verbrechen erfasst, die nie der Polizei gemeldet worden waren.


Am verlässlichsten sind weltweit die Mordstatistiken.
Grund ist die Schwere des Delikts. Der Trend auf dem Balkan ist diesbezüglich erfreulich. Seit 1998 (2185 Morde) hat sich die Zahl fast halbiert (2006: 1130). Albanien, das im Bericht als balkanisches Sorgenkind erscheint, hatte 2002 die selbe Mordrate wie die Vereinigten Staaten: 6 Fälle pro 100.000 Einwohner. Heute steht es wahrscheinlich besser da.

In Kroatien entspricht die Rate jener Großbritanniens, während ein Rumäne im Vergleich zu einem Schweizer oder Finnen statistisch das kleinere Mordrisiko trägt.

Auch bei den Eigentumsdelikten
schneidet der Balkan deutlich besser ab als Westeuropa. Dort gibt es doppelt so viele Einbrüche, vier mal mehr tätliche Angriffe und 15 mal mehr Raubüberfälle.

Die „konventionelle Kriminalität“
habe in der gesamte Region seit dem Ende der jugoslawischen Zerfallskriege ( 1991 – 1999) stark abgenommen, so konstatiert der Bericht der Vereinten Nationen.

Der Zerfall der öffentlichen Ordnung, die verbreitete Gewaltkultur und der Druck westlicher Sanktionen hatten vorerst zu einer beispiellosen Kriminalitätswelle geführt.

Viele Bürger reagieren überrascht und ungläubig auf die UNO-Untersuchung.
Sie habe ihren Ohren nicht getraut, sagt Marija, eine 30-jährige Marketingspezialistin in Mazedoniens Hauptstadt Skopje, als sie davon in den Abendnachrichten gehört habe. Und die Kunsthistorikern Iskra meint schlichtweg, die Daten müssten gefälscht sein.

Die Studie bestätigt,
dass das Sicherheitsgefühl der Menschen auf dem Balkan gleich oder schlechter sei als jenes in Westeuropa – obwohl das Risiko kleiner ist, zum Opfer eines Verbrechens zu werden.

Das Unsicherheitsgefühl in den Staaten des Balkan bezieht sich wohl eher auf die prekäre politische Stabilität und das durch bittere Erfahrung gewonnene Gefühl, es sei (fast) immer (fast) alles möglich.

Dennoch:
Sowohl Iskra wie Marija gehen regelmäßig in der Dunkelheit ohne Bedenken und Begleitung auf die Straße. Und Marija gesteht, dass sie oft vergesse, die Wohnungstür abzuschließen.


Einkommensunterschiede nicht so ausgeprägt

Wie erklärt sich die positive Entwicklung auf dem Balkan?

Eine Hauptursache
ist das Ende der kriegerischen Wirren und des damit verbundenen gesellschaftlichen Zerfalls. Die Autoren der Studie weisen aber auf noch weitere Besonderheiten der Region hin:

Die Einkommensunterschiede,
obwohl rapid gewachsen, sind dank der sozialistischen Vergangenheit weniger ausgeprägt als anderswo.

Der Urbanisierungsgrad ist geringer als in Westeuropa und wachsende Elendssiedlungen gibt es nur in Albaniens Haupstadt Tirana.

Die soziale Kontrolle ist stark
– wovon Schwule und Drogenabhängige ein Lied singen können. Auf die Kriminalitätsrate scheint sich diese Intoleranz positiv auszuwirken.

Auch die zunehmende Überalterung
wirkt grundsätzlich befriedend auf die Balkangesellschaften – mit der Ausnahme Kosovos, der jüngsten Gesellschaft des Kontinents.

Und schließlich
ist die Polizei auf dem Balkan zwar weniger effizient als in Westeuropa, aber zahlreicher.
Doch halt!
Gibt es auf dem Balkan nicht deshalb weniger Kriminelle, weil so viele unter ihnen im Westen ein besseres Einkommen finden?
Man stutzt, doch die Studie beruhigt auch diesbezüglich:
Die Balkanpopulation in den westlichen Gefängnissen schrumpft.
http://www.salzburg.com/nwas/index.php? ... page&sort=#

MfG
chalkis
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Re: Balkan-Bewohner fühlen sich am sichersten

Beitrag von chalkis »

Kenne die Studie und die Art wie sie durchgeführt wurde zwar nicht, aber es erscheint mir jetzt auch nicht wirklich als absurd. Die Hemmschwelle "konventionell" kriminell zu werden erscheint mir auf dem Balkan generell höher, was viel mit den Vorstellungen von Moral und Ehre zu tun hat. Die ändern sich jedoch grundlegend sobald sich der Wohlstand mehrt und man nicht mehr so sehr vom Ansehen in Familie und Gesellschaft abhängig ist, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
Οὐ γὰρ ὡς ἀγγεῖον ὁ νοῦς ἀποπληρώσεως ἀλλ' ὑπεκκαύματος μόνον ὥσπερ ὕλη δεῖται.

„Der Geist ist nicht wie ein Gefäß, das gefüllt werden soll, sondern wie Holz, das lediglich entzündet werden will.“
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bolivar
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Re: Balkan-Bewohner fühlen sich am sichersten

Beitrag von bolivar »

Albaner hat geschrieben:Kriminalität hat doch nichts mit Familie und Ehre zu tun.
Natürlich hat es auch was damit zu tun. Ein moralischer Mensch wird nicht Drogenhändler, Mörder, Vergewaltiger, kurz kriminell.
Die ethischen Grundpfeiler werden in der Familie gelegt. Den meisten Menschen ist es wichtig, was die Familie von einem hält. Die Stigmatisierung von Verbrechern und Taten, die in den dortigen balkanischen Gesellschaften für "schlecht" empfunden werden, führt zu einem erhöhten sozialen Druck. Somit überlegt sich jemand im Balkan zwei mal, ob er kriminell wird oder nicht. Man weiss, ist der kriminelle Weg erst einmal eingeschlagen, gibt es kein zurück in die Gesellschaft zurück.
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Xandru
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Re: Balkan-Bewohner fühlen sich am sichersten

Beitrag von Xandru »

Albaner hat geschrieben:Kriminalität hat doch nichts mit Familie und Ehre zu tun.
Fast alles was jeder tagtäglich tut, hat direkt oder indirekt etwas mit der Familie (und meinetwegen auch mit Ehre) zu tun. Besonders kriminelle oder den geltenden Gesetzen widersprechende Gedanken und Handlungen.
stilicho
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Re: Balkan-Bewohner fühlen sich am sichersten

Beitrag von stilicho »

KukuLeLe hat geschrieben: Die soziale Kontrolle ist stark
– wovon Schwule und Drogenabhängige ein Lied singen können. Auf die Kriminalitätsrate scheint sich diese Intoleranz positiv auszuwirken.
das ist ein wichtiger punkt.

es ist nicht repression, welche die menschen kriminell macht, es ist die freiheit.
KukuLeLe

Re: Balkan-Bewohner fühlen sich am sichersten

Beitrag von KukuLeLe »

stilicho hat geschrieben:
das ist ein wichtiger punkt.

es ist nicht repression, welche die menschen kriminell macht, es ist die freiheit.
Deine Interpretation ist falsch.
Wäre das so, dann wäre die Kriminalität in allen möglichen Diktaturen viel geringer. China ist ein Beispiel.

Soziale Kontrolle bedeutet hier nicht Unfreiheit oder gar Repression.
Es bedeutet nur, dass die Gesellschaft (nicht der Staat oder das Gesetz) bestimmte Verhaltensweisen strenger sanktioniert. Hängt auch damit zusammen, dass die dortigen Nationen wesentlich kleiner und homogener sind, was die Möglichkeiten einschränkt, bestimmte Verhaltensweisen konsequenzlos an den Tag zu legen.

MfG
stilicho
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Re: Balkan-Bewohner fühlen sich am sichersten

Beitrag von stilicho »

KukuLeLe hat geschrieben: Deine Interpretation ist falsch.
Wäre das so, dann wäre die Kriminalität in allen möglichen Diktaturen viel geringer. China ist ein Beispiel.

Soziale Kontrolle bedeutet hier nicht Unfreiheit oder gar Repression.
Es bedeutet nur, dass die Gesellschaft (nicht der Staat oder das Gesetz) bestimmte Verhaltensweisen strenger sanktioniert. Hängt auch damit zusammen, dass die dortigen Nationen wesentlich kleiner und homogener sind, was die Möglichkeiten einschränkt, bestimmte Verhaltensweisen konsequenzlos an den Tag zu legen.

MfG
nein ich denke nicht, dass die studie in dem punkt falsch liegt. ich denke allerdings, dass ich den punkt in dieser studie verstanden habe.

ich habe nie behauptet, dass die repression vom staat ausgehen muß, die kann genauso von der gesellschaft ausgehen. kleiner sind die nationen nicht, im entwickelteren europa gibt es ebenfalls sehr kleine nationen. Homogener (im Sinne einer nationalen Leitkultur) sind sie allerdings, was ich zwar nicht ausgeführt, aber als offensichtlich vorausgesetzt habe.

Natürlich bedeutet, eine erhöhte soziale Kontrolle weniger Freiheit für das Individuum und daher weniger Freiheit. Ich will das nicht werten, aber mir ist daher wirklich nicht klar, was du gegen meine Aussage anführen willst. In Osteuropa hört man übrigens ständig davon, wie sicher (im Bezug auf Kriminalität) es damals war...aber wie gesagt, dass ist nichtmal der Punkt. Ich hab es nicht auf staatliche Repression festgemacht und behaupte auch nicht, dies sei der einzige Faktor für die Höhe der Kriminalität. Ich will nur erklären, warum in unserer Gesellschaft, wo es eigentlich kaum Bedarf für Kriminalität (durch echte Armut) gäbe, es dennoch verhältnismäßig viel davon gibt.

ps.: natürlich gibt es auch vom staat her weniger freiheit, weil sich das gesellschaftliche empfinden auch immer in der gesetzgebung und in der durchführung von gesetzen niederschlägt....
KukuLeLe

Re: Balkan-Bewohner fühlen sich am sichersten

Beitrag von KukuLeLe »

stilicho hat geschrieben:
nein ich denke nicht, dass die studie in dem punkt falsch liegt. ich denke allerdings, dass ich den punkt in dieser studie verstanden habe.

ich habe nie behauptet, dass die repression vom staat ausgehen muß, die kann genauso von der gesellschaft ausgehen. kleiner sind die nationen nicht, im entwickelteren europa gibt es ebenfalls sehr kleine nationen. Homogener (im Sinne einer nationalen Leitkultur) sind sie allerdings, was ich zwar nicht ausgeführt, aber als offensichtlich vorausgesetzt habe.

Natürlich bedeutet, eine erhöhte soziale Kontrolle weniger Freiheit für das Individuum und daher weniger Freiheit. Ich will das nicht werten, aber mir ist daher wirklich nicht klar, was du gegen meine Aussage anführen willst. In Osteuropa hört man übrigens ständig davon, wie sicher (im Bezug auf Kriminalität) es damals war...aber wie gesagt, dass ist nichtmal der Punkt. Ich hab es nicht auf staatliche Repression festgemacht und behaupte auch nicht, dies sei der einzige Faktor für die Höhe der Kriminalität. Ich will nur erklären, warum in unserer Gesellschaft, wo es eigentlich kaum Bedarf für Kriminalität (durch echte Armut) gäbe, es dennoch verhältnismäßig viel davon gibt.

ps.: natürlich gibt es auch vom staat her weniger freiheit, weil sich das gesellschaftliche empfinden auch immer in der gesetzgebung und in der durchführung von gesetzen niederschlägt....
Der Staat wird dort allg. weniger akzeptiert und respektiert, als in Deutschland oder Westeuropa. Das macht deutlich, dass es nicht an den Staat oder der Dürchführung von Gesetzen liegt.

Dort sagen die Menschen meistens nicht "es ist gesetzlich verboten", sondern "es ist nicht richtig".

Eine wesentlich grössere Rolle spielt die Tatsache, dass man wegen bestimmte Verhaltensweisen von der Gesellschaft (oder Nachbarschaft) ausgeschlossen wird. Da dort der Familienzusammenhalt insg. stärker ausgeprägt ist und die Menschen - auch wegen der überschaubaren Grösse der jeweiligen Staaten und Nationen- vielfach unter einander verwandt oder bekannt sind, kann man es sich nicht leisen, bestimmte Verbrechen zu begehen. Denn dann verliert man oft den Status eines "normalen oder guten" Menschen(oder Familie), was direkte negative Auswirkungen auf das gegenwärtige und künftige Alltags-und Berufsleben haben kann.

Man kann dort nicht einfach das Dorf, den Stadtteil oder die Region verlassen, was vielleicht hilfreich wäre. Denn man ist entweder finanziell nicht dazu in der Lage, oder man besitzt ein Haus oder Wohnung, die man nicht so einfach verkaufen kann.

Bezüglich Freiheit:
Selbstverständlich kannst du auch dort vieles tun und lassen, was in Westeuropa erlaubt ist. Dafür musst du aber gegebenfalls die erwähnten Konsequenzen tragen. In Westeuropa (auch in Deutschland) passiert das auch. Aber hier ist die gesellschaftliche Entfremdung, insb. in Industrieregionen und Grossstädten, so vorangeschritten, dass man etweigen Sanktionen der diskutierten Art relativ leicht entkommen kann. Ausserdem sind diese Staaten oft so gross, dass hier "soziale Kontrolle" der hier diskutierten Form grösstenteils unmöglich ist. Deswegen muss hier das Gesetz an deren Stelle treten. Und kein Gesetz kann die Rolle dieser Art Kontrolle 100% erfüllen.

Das ermöglicht sicherlich etwas mehr individuelle Freiheiten, aber man kann bekanntermassen nicht alles haben: Grösse, Macht, Demokratie, Freiheit, Wohlstand, Sicherheit, Ruhe usw.

MfG
stilicho
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Re: Balkan-Bewohner fühlen sich am sichersten

Beitrag von stilicho »

KukuLeLe hat geschrieben: Der Staat wird dort allg. weniger akzeptiert und respektiert, als in Deutschland oder Westeuropa. Das macht deutlich, dass es nicht an den Staat oder der Dürchführung von Gesetzen liegt.

Dort sagen die Menschen meistens nicht "es ist gesetzlich verboten", sondern "es ist nicht richtig".

Eine wesentlich grössere Rolle spielt die Tatsache, dass man wegen bestimmte Verhaltensweisen von der Gesellschaft (oder Nachbarschaft) ausgeschlossen wird. Da dort der Familienzusammenhalt insg. stärker ausgeprägt ist und die Menschen - auch wegen der überschaubaren Grösse der jeweiligen Staaten und Nationen- vielfach unter einander verwandt oder bekannt sind, kann man es sich nicht leisen, bestimmte Verbrechen zu begehen. Denn dann verliert man oft den Status eines "normalen oder guten" Menschen(oder Familie), was direkte negative Auswirkungen auf das gegenwärtige und künftige Alltags-und Berufsleben haben kann.

Man kann dort nicht einfach das Dorf, den Stadtteil oder die Region verlassen, was vielleicht hilfreich wäre. Denn man ist entweder finanziell nicht dazu in der Lage, oder man besitzt ein Haus oder Wohnung, die man nicht so einfach verkaufen kann.

Bezüglich Freiheit:
Selbstverständlich kannst du auch dort vieles tun und lassen, was in Westeuropa erlaubt ist. Dafür musst du aber gegebenfalls die erwähnten Konsequenzen tragen. In Westeuropa (auch in Deutschland) passiert das auch. Aber hier ist die gesellschaftliche Entfremdung, insb. in Industrieregionen und Grossstädten, so vorangeschritten, dass man etweigen Sanktionen der diskutierten Art relativ leicht entkommen kann. Ausserdem sind diese Staaten oft so gross, dass hier "soziale Kontrolle" der hier diskutierten Form grösstenteils unmöglich ist. Deswegen muss hier das Gesetz an deren Stelle treten. Und kein Gesetz kann die Rolle dieser Art Kontrolle 100% erfüllen.

Das ermöglicht sicherlich etwas mehr individuelle Freiheiten, aber man kann bekanntermassen nicht alles haben: Grösse, Macht, Demokratie, Freiheit, Wohlstand, Sicherheit, Ruhe usw.

MfG
wir reden offensichtlich aneinander vorbei.

wie schon gesagt, ich habe die frage der "freiheit" nie am staat oder an den gesetzen festgemacht. sozialkontrolle ist in mitteleuropa auch nie nur durch den staat ausgeübt worden.

ansonsten stimme ich dir weitgehend zu. nur wie gesagt, stimmt deine behauptung mit der staatengröße nicht, sonst wäre luxemburg oder österreich länder mit enormer sozialkontrolle, dass ist sicher nicht der fall, nicht zuletzt weil solche mechanismen vor allem auf lokaler ebene funktionieren. die tatsächliche größe des staates ist da eher egal.

es ist auch nicht so, dass das niveau der sozialen kontrolle durch die gesellschaft automatisch durch den grad der modernisierung/wohlstand bestimmt wird. die asiatischen länder beweisen das gegenteil. sowohl durch gesetze, als auch durch die gesellschaft (japan, singapur und alle anderen natürlich auch)

das so hohe niveau an freiheit und die vergleichsweise niedrige soziale kontrolle ist daher ein kulturelles spezifikum der westlichen (vermutlich sogar der europäischen) gesellschaft. natürlich kann man nicht alles haben, aber es ist durchaus zu fragen, ob wir am altar des (vermeintlichen) fortschritts nicht eben auch sinnvolles geopfert haben.

meine grundaussage aber war, dass es weniger die repression ist (sei es gesellschaftlicher oder staatlicher natur) welche die kriminalität beeinflusst sondern eben erst die freiheit ermöglicht sie in dieser form.

das ist wichtig im hinblick auf die beurteilung (gerade exzessiver) gewalttäter als sogen. opfer der gesellschaft. und es ist interessant als möglicher erklärungsansatz für die hohe affinität zur gewalt(kriminalität) bei jugendlichen aus kulturen mit ursprünglich hoher sozialkontrolle, bei gleichzeitiger betonung einer starken maskulinen identität.

wären diese jungen araber, albaner, türken. russen in ihrer heimat auch in brutalen jugendgangs oder ermöglicht erst die freiheit unserer gesellschaft diese entwicklung?
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