Kongo: Es leuchtet der Asphalt

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jack000
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Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von jack000 »

Das Straßennetz Kongos beschränkt sich meist auf üble Pisten. Aber an einigen Orten hält der Fortschritt Einzug: Wie eine befestigte Straße das Leben verändert.

Félicien Kangala zieht erschöpft an seiner Zigarette. Drei Wochen lang hat er seinen Geländelastwagen mit einer Ladung von 30 Tonnen Weizen über sandige Pisten und glitschige Waldpfade geprügelt, hat tagelang vor Schlammlöchern warten müssen, in denen die Konkurrenz bis über die mannshohen Reifen im Dreck steckte, und sich dabei von dem ernährt, was sich am Wegesrand bot: Maniok-Pflanzen, Buschratten und ab und an ein Stück gegrillter Python.

...
Am Kwilu, der träge die Stadt durchfließt, stauen sich jeden Tag Hunderte von Lastwagen, die auf Ladung für Kinshasa warten. Seit Kikwit wieder an die Zivilisation angebunden ist, kann Kinshasa gar nicht genug Lebensmittel aus dem fruchtbaren Bandundu bekommen. Palmöl, Kartoffeln, Mais, Maniok, Bohnen, Früchte: Den Bauern wird ihre Ware buchstäblich aus den Händen gerissen, was der Landbevölkerung rund um die Stadt plötzlich ein Einkommen beschert, von dem sie im vergangenen Jahr nicht einmal zu träumen wagte. Überall in der Stadt entstehen neue Läden. Es gibt Frisörsalons, für die vor einem Jahr noch kein Mensch Geld hatte. Es gibt Gebrauchtwagenhändler, weil ein Auto zu besitzen wieder Sinn ergibt. Das Brot, das auf dem Markt verkauft wird, ist knusperfrisch, weil der Lastwagen der Bäckerei jeden Morgen Nachschub aus Kinshasa liefert. Kikwit platzt aus allen Nähten.
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 34290.html
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Brainiac
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von Brainiac »

Zweifellos (neben vielem anderen, wie du schreibst). Allerdings ist noch einiges zu tun: > 50% der Bevölkerung leben in extremer Armut (UN-Def.).
Und dies trotz über 20 Mrd Entwicklungshilfe seit 1980.
:|
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jack000
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von jack000 »

Brainiac » So 20. Nov 2011, 19:48 hat geschrieben:Und dies trotz über 20 Mrd Entwicklungshilfe seit 1980.
:|
Nun, die wird weitestgehend im Nichts verschwunden sein. Entwicklungshilfe sollte nicht in Geldzahlungen bestehen, sondern in konkreter Hilfe (wie z.B. den Bau von Strassen und anderen Dingen).

Wenn alleine diese Strasse doch den Wohlstand deutlich mehren kann (die Kosten dafür dürften im überschaubaren Rahmen gewesen sein), so kann man sich vorstellen, was man mit 20 Mrd. €? alles hätte verbessern können.
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John Galt
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von John Galt »

Das Problem ist doch, dass man in Afrika in weiten Teilen bei 0 anfangen muss.

Während Deutschland und China schon im Mittelalter Zivilisationen waren, deren Überreste eine Basis dargestellt haben. Gab es Anfang des 20. Jahrhunderts in Afrika so gut wie nichts außer Busch und Tieren.

Wie du schreibst, ist selbst eine Straße ein Fortschritt. In Europa haben dagegen schon die Römer halb Europa mit Straßen zugepflastert. Das fehlt in Afrika halt alles. :|
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Brainiac
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von Brainiac »

jack » So 20. Nov 2011, 19:55 hat geschrieben: Nun, die wird weitestgehend im Nichts verschwunden sein. Entwicklungshilfe sollte nicht in Geldzahlungen bestehen, sondern in konkreter Hilfe (wie z.B. den Bau von Strassen und anderen Dingen).

Wenn alleine diese Strasse doch den Wohlstand deutlich mehren kann (die Kosten dafür dürften im überschaubaren Rahmen gewesen sein), so kann man sich vorstellen, was man mit 20 Mrd. €? alles hätte verbessern können.
$. (Nur Kongo, übrigens.)

http://www.cgdev.org/content/publications/detail/5492

Das mit der "konkreten Hilfe" ist leider nicht so einfach. Du kannst nicht einfach an der nationalen Regierung vorbei ein Land sanieren - im Gegenteil, du musst sie in die Pflicht nehmen. Problem ist nicht der Finanzstrom an sich, Problem ist der Finanzstrom ohne ausreichendes Abfordern von Planungen, Controlling der Mittelverwendung, ggfs. mit entsprechenden Konsequenzen (und natürlich projektmässiger/technischer Unterstützung der Umsetzung, sofern erforderlich). Da aber tut sich der Norden aufgrund der durch Kolonial-/Sklavereigeschichte geprägten Vergangenheit und den resultierenden - bis zu einem gewissen Grade auch berechtigten - Schuldgefühlen immer noch sehr schwer.
Zuletzt geändert von Brainiac am Sonntag 20. November 2011, 20:47, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von jack000 »

Brainiac » So 20. Nov 2011, 20:09 hat geschrieben:$. (Nur Kongo, übrigens.)

http://www.cgdev.org/content/publications/detail/5492

Das mit der "konkreten Hilfe" ist leider nicht so einfach. Du kannst nicht einfach an der nationalen Regierung vorbei ein Land sanieren - im Gegenteil, du musst sie in die Pflicht nehmen.
Das sehe ich erstmal genauso. Aber wie auch Karl Murx schon schrieb, ist es das Problem dass man quasi bei 0 anfängt. Wenn man aber erstmal ein paar "Leuchtürme" installiert, wird vieles einfacher.
Problem ist nicht der Finanzstrom an sich, Problem ist der Finanzstrom ohne ausreichendes Abfordern von Planungen, Controlling der Mittelverwendung, ggfs. mit entsprechenden Konsequenzen (und natürlich projektmässiger/technischer Unterstützung der Umsetzung, sofern erforderlich).
Das Thema Know-How Transfer ist natürlich ebenso wichtig, aber da ist man noch weit entfernt. Es bringt nichts alles in einem Schritt durchzubrechen, sondern man sollte bestehende Zustände permanent verbessern.
Da aber tut sich der Norden aufgrund der durch Kolonial-/Sklavereigeschichte geprägten Vergangenheit und den resultierenden - bis zu einem gewissen Grade auch berechtigten - Schuldgefühlen immer noch sehr schwer.
Ich denke es stellt sich nicht die Frage nach dem "ob", sondern die Frage nach dem "wie". Bedenke, dass im Kongo auch Jahrzehntelang Diktatur und Bürgerkrieg herrschten. Das bekommt man nicht in wenigen Jahren weg. Aber solbald die Bewohner einen Fortschritt bemerken (wie im Eingangsbeitrag) werden diese sich mit dem System anfreunden.
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Brainiac
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von Brainiac »

jack » So 20. Nov 2011, 20:59 hat geschrieben: Das sehe ich erstmal genauso. Aber wie auch Karl Murx schon schrieb, ist es das Problem dass man quasi bei 0 anfängt. Wenn man aber erstmal ein paar "Leuchtürme" installiert, wird vieles einfacher.

Das Thema Know-How Transfer ist natürlich ebenso wichtig, aber da ist man noch weit entfernt. Es bringt nichts alles in einem Schritt durchzubrechen, sondern man sollte bestehende Zustände permanent verbessern.

Ich denke es stellt sich nicht die Frage nach dem "ob", sondern die Frage nach dem "wie". Bedenke, dass im Kongo auch Jahrzehntelang Diktatur und Bürgerkrieg herrschten. Das bekommt man nicht in wenigen Jahren weg. Aber solbald die Bewohner einen Fortschritt bemerken (wie im Eingangsbeitrag) werden diese sich mit dem System anfreunden.
Sicher richtig - das Problem ist nur: Es wurden schon viele Jahrzehnte extreme Summen hineingepumpt und an konkreten Verbesserungen, gerade für die wirklich armen Menschen, ist erbarmungswürdig wenig herausgekommen. (Wobei man nicht erst seit gestern weiss, dass z.B. Straßen wichtig sind.) Die Quote der extremen Armut ist über ganz Schwarzafrika seit 1980 kaum gesunken. Da stellt sich schon die Systemfrage und hierzu gibt es seit einigen Jahren eine hitzige Debatte. Bürgerkriege erklären sicherlich vieles, aber nicht alles - zumal bessere Verhältnisse ja auch das beste Mittel sind um Unruhen zu verhindern, mithin auch hier ein gegenseitiger Zusammenhang besteht.

Ich persönlich denke, das Entscheidende ist wirklich das Prinzip Verantwortung, wie oben ausgeführt, mit angemessenem Druck auf die nationalen Regierungen - und nicht, diese aus ihrer eigenen originären Aufgabe, ihr Land voranzubringen, zu exkulpieren. Wer Entwicklungszusammenarbeitsgelder (wie das neuerdings heisst) haben will, muss Gegenleistungen erbringen, Pläne vorlegen und Ergebnisse reporten. Und wer dies nicht tut oder die Mittel verpulvert, muss die Konsequenzen spüren - das ist hart (und aus einem reichen Land heraus leicht gesagt), aber anders geht es eben nicht.

Hier ein Artikel, der einen ganz guten Überblick zur Debatte gibt:

http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2007-4 ... massu.html
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von jack000 »

Brainiac » So 20. Nov 2011, 21:35 hat geschrieben: Ich persönlich denke, das Entscheidende ist wirklich das Prinzip Verantwortung, wie oben ausgeführt, mit angemessenem Druck auf die nationalen Regierungen - und nicht, diese aus ihrer eigenen originären Aufgabe, ihr Land voranzubringen, zu exkulpieren. Wer Entwicklungszusammenarbeitsgelder (wie das neuerdings heisst) haben will, muss Gegenleistungen erbringen, Pläne vorlegen und Ergebnisse reporten. Und wer dies nicht tut oder die Mittel verpulvert, muss die Konsequenzen spüren - das ist hart (und aus einem reichen Land heraus leicht gesagt), aber anders geht es eben nicht.
Grundsätzlich richtig, aber diese hohen Anforderungen an Controlling, Prüfung, Konsequenzen, etc... müssen aber auch bewerkstelligt werden können.
Wenn also z.B. überprüft werden soll, ob in der Region xy die Gelder auch wirklich sinnvoll angekommen sind, dann muss dafür auch die Infrastruktur bereitstehen. Wie soll das überprüft werden, wenn es keine Strasse dorthin gibt? Wenn es keine Telekommunikation und Computer gibt? Wenn keine ausgebildeten Leute vor Ort sind?

=> Ohne Basis läuft nix und da müssen die Geldgeber selbst erstmal darauf achten, dass das Geld auch wirklich sinnvoll investiert wird. Auch in Europa haben wir ja gesehen, dass ein Beamtenapparat in proportional vielfacher Größe nicht ansatzweise in der Lage ist Steuern einzutreiben (Griechenland) und selbst dafür noch Hilfe von externen Firmen braucht.
Wie soll denn ein afrikanisches Entwicklungsland denn dass alleine hinbekommen?

Wie in dem Eingangsbeitrag schon beschrieben: Europäische Hilfsgelder, chinesische Firma ... => funktioniert. Europäische Hilfsgelder, afrikanisches Entwicklungsland funktioniert erstmal nicht, da (wie du ja schon korrekt erwähnst hast: viele Mrd. € im Nirvana verschwunden sind).
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Brainiac
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von Brainiac »

jack hat geschrieben:Wie soll denn ein afrikanisches Entwicklungsland denn dass alleine hinbekommen?
Nicht alleine.

Wo es Unterstützung benötigt und erbittet, soll diese selbstverständlich geleistet werden - durch Planung, Projektmanagement, Technik, ausländische Firmen. Aber die Initiative und Verantwortung muss beim Land selbst liegen.

Vielleicht haben wir da auch gar keinen Dissens. Ich reite nur deshalb so auf dem Punkt herum, weil in der EZA-Diskussion immer wieder die Haltung aufkommt, na ja die kriegen das doch eh nicht hin, die Regierungen sind eh alle korrupt etcetc, also müssen wir (wir, die aus dem Norden) selbst direkt den Menschen helfen, alles planen, und dieses konkrete Projekt durchführen und jene Infrastruktur bauen...das funktioniert eben leider auch nicht, genausowenig wie einfach nur Geld überweisen. Die Hilfe muss Hilfe zur Selbsthilfe sein, nicht mehr und nicht weniger.
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von jack000 »

Brainiac » So 20. Nov 2011, 23:27 hat geschrieben: Nicht alleine.

Wo es Unterstützung benötigt und erbittet, soll diese selbstverständlich geleistet werden - durch Planung, Projektmanagement, Technik, ausländische Firmen. Aber die Initiative und Verantwortung muss beim Land selbst liegen.

Vielleicht haben wir da auch gar keinen Dissens.
Haben wir m.E. auch nicht.
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Thomas I
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von Thomas I »

jack » So 20. Nov 2011, 19:39 hat geschrieben: http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 34290.html
Ist der Strassenbau ein Schlüssel (von vielen) für den Weg Afrikas in den Wohlstand?
Egal ob Strassen, Bahnlinien oder Telekommunikations- und Versorgungsnetze - erst diese haben uns in Europa den Weg ins Industriezeitalter und zu unserem heutigen Wohlstand geebnet. Das ist in Afrika auch nicht anders.

Allerdings muß man beim Kongo auch mal sagen, dass es zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit schonmal eine brauchbare Infrastruktur da gab.
Von dem von den Belgiern ererbten Strassennetz waren dann aber Ende der 1990er nur noch 10% befahrbar. Ein Personenzug Illebo - Lubumbashi (1524km) braucht heute für die Strecke fahrplanmäßig 4 Tage (Schnitt 11km/h) - und das nachdem man die Chinesen zur Hilfe geholt hat weil der erste Nach-Bürgerkriegs-Zug Ilebo auch nach 2 Wochen noch nicht erreicht hatte...
Am Ende der Kolonialzeit lief der Train Rapide die Strecke in 27,5 Stunden....
Zuletzt geändert von Thomas I am Sonntag 4. März 2012, 19:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Peuusumi
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von Peuusumi »

Thomas I » So 4. Mär 2012, 20:12 hat geschrieben:
Egal ob Strassen, Bahnlinien oder Telekommunikations- und Versorgungsnetze - erst diese haben uns in Europa den Weg ins Industriezeitalter und zu unserem heutigen Wohlstand geebnet. Das ist in Afrika auch nicht anders.

Allerdings muß man beim Kongo auch mal sagen, dass es zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit schonmal eine brauchbare Infrastruktur da gab.
Von dem von den Belgiern ererbten Strassennetz waren dann aber Ende der 1990er nur noch 10% befahrbar. Ein Personenzug Illebo - Lubumbashi (1524km) braucht heute für die Strecke fahrplanmäßig 4 Tage (Schnitt 11km/h) - und das nachdem man die Chinesen zur Hilfe geholt hat weil der erste Nach-Bürgerkriegs-Zug Ilebo auch nach 2 Wochen noch nicht erreicht hatte...
Am Ende der Kolonialzeit lief der Train Rapide die Strecke in 27,5 Stunden....

Ja Leopold hat Wunder gebracht. :)
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Quatschki
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von Quatschki »

Thomas I » So 4. Mär 2012, 20:12 hat geschrieben:
Egal ob Strassen, Bahnlinien oder Telekommunikations- und Versorgungsnetze - erst diese haben uns in Europa den Weg ins Industriezeitalter und zu unserem heutigen Wohlstand geebnet. Das ist in Afrika auch nicht anders.

Allerdings muß man beim Kongo auch mal sagen, dass es zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit schonmal eine brauchbare Infrastruktur da gab.
Von dem von den Belgiern ererbten Strassennetz waren dann aber Ende der 1990er nur noch 10% befahrbar. Ein Personenzug Illebo - Lubumbashi (1524km) braucht heute für die Strecke fahrplanmäßig 4 Tage (Schnitt 11km/h) - und das nachdem man die Chinesen zur Hilfe geholt hat weil der erste Nach-Bürgerkriegs-Zug Ilebo auch nach 2 Wochen noch nicht erreicht hatte...
Am Ende der Kolonialzeit lief der Train Rapide die Strecke in 27,5 Stunden....
Infrastrukturinstandhaltung in den Tropen ist aufwendiger als in der gemäßigten Zone.
Da hat man nicht nur ein paar Frostschäden im Frühjahr.
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
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Thomas I
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von Thomas I »

Quatschki » So 4. Mär 2012, 21:48 hat geschrieben:
Infrastrukturinstandhaltung in den Tropen ist aufwendiger als in der gemäßigten Zone.
Da hat man nicht nur ein paar Frostschäden im Frühjahr.
Ja, so kann man die afrikanische Misere auch bemänteln...
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von wintermute »

Das Hauptproblem ist, dass mangels Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur allerorten ein Tribalismus und Isolationismus vorherrscht, neben dem selbst die Bayern zivilisiert und weltoffen aussehen. Die auf nationaler Ebene gesehen oftmals extreme ethnische und auch religiöse Heterogenität führt vor allem dazu, dass keiner dem anderen die Butter auf's Brot gönnt, sich jeder, wenn mit politischer Macht ausgestattet, nur um sich und seine eigenen Leute kümmert und größeren öffentlichen Investitionen grundsätzlich von allen Seitem mit Mißtrauen und Feindseligkeit begegnet wird. Denn es könnte ja jemand anderes mehr davon profitieren als man selbst. Meist ist dieses Mißtrauen auch vollkommen berechtigt, denn Cliquen- und Vetternwirtschaft ist wie gesagt normal.
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von wintermute »

Quatschki » So 4. Mär 2012, 21:48 hat geschrieben:
Infrastrukturinstandhaltung in den Tropen ist aufwendiger als in der gemäßigten Zone.
Da hat man nicht nur ein paar Frostschäden im Frühjahr.
Infrastrukturinstandhaltung ist sehr schwierig, wo man im ländlichen Raum niemanden hat, der einen simplen Generator oder Motor reparieren kann. Oder den Zustand eines Gleisbetts oder einer Straße bewerten. Oder auch nur eine Steinmauer bauen. Die Ingenieure sind zusammen mit der Kolonialadministration verschwunden. Zurück blieben primitive Bauernjungs, die keine Ahnung hatten, was zu tun ist.

http://img.chan4chan.com/img/2009-12-22/2rg2la8.gif
Zuletzt geändert von wintermute am Montag 5. März 2012, 11:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von Quatschki »

wintermute » Mo 5. Mär 2012, 10:53 hat geschrieben:Die Ingenieure sind zusammen mit der Kolonialadministration verschwunden. Zurück blieben primitive Bauernjungs, die keine Ahnung hatten, was zu tun ist.
Im 21.Jahrhundert kann das kein Argument mehr sein.
Seit den 60er Jahren wurden Generationen von Studenten aus der Dritten Welt sowohl noch vom Ostblock als auch vom Westen zu Ingenieuren, Technikern, Ärzten und Lehrern ausgebildet, auch mit dem Hintergedanken, daß diese dann vor Ort als Multiplikatoren ihr Wissen weitergeben.
Wenigstens bei den Asiaten hat das funktioniert.
Zuletzt geändert von Quatschki am Montag 5. März 2012, 15:28, insgesamt 1-mal geändert.
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von jack000 »

Thomas I » So 4. Mär 2012, 20:12 hat geschrieben:
Egal ob Strassen, Bahnlinien oder Telekommunikations- und Versorgungsnetze - erst diese haben uns in Europa den Weg ins Industriezeitalter und zu unserem heutigen Wohlstand geebnet. Das ist in Afrika auch nicht anders.

Allerdings muß man beim Kongo auch mal sagen, dass es zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit schonmal eine brauchbare Infrastruktur da gab.
Von dem von den Belgiern ererbten Strassennetz waren dann aber Ende der 1990er nur noch 10% befahrbar. Ein Personenzug Illebo - Lubumbashi (1524km) braucht heute für die Strecke fahrplanmäßig 4 Tage (Schnitt 11km/h) - und das nachdem man die Chinesen zur Hilfe geholt hat weil der erste Nach-Bürgerkriegs-Zug Ilebo auch nach 2 Wochen noch nicht erreicht hatte...
Am Ende der Kolonialzeit lief der Train Rapide die Strecke in 27,5 Stunden....
Das ist vollkommen klar. Es gab sicherlich auch vor dem WWII Züge im Gebiet der ehemaligen DDR, die vor dem WWII schneller von A-B kamen als zum Ende der DDR.
Letztendlich fällt das halt unter die Kategorie "Sie habens halt selbst nicht hinbekommen" und daher ist eine Hilfe sinnvoll. Genau diese Hilfe kann doch Impulse auslösen (Auch weil viele Einheimische von den Chinesen beschäftigt wurden), dass mal eine eigene funktionierende Instandhaltung aufgebaut wird (Auch gerade deswegen, weil der Vorteil der aktuell existierenden Strasse unübersehbar ist und daher entsprechend Druck vorliegt, dieses auch so beizubehalten).

PS: Dein Wissen über Bahnstrecken weltweit ist schon beeindruckend.
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von Nudelholz »

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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von jack000 »

Vor einiger Zeit schon wurden Laternen aufgestellt. Ende vergangenen Jahres haben Bauarbeiter auch die Straße verbreitert: Sie ist jetzt glatt, geteert, eingefasst von Randsteinen. Gaonyadiwe Keithatile ist für sie verantwortlich. Sie wohnt an der neuen Straße in Old Naledi, dem Armenviertel von Botswanas Hauptstadt Gaborone, und hält ihre Kreuzung sauber. 400 Pula, etwa 37 Euro, bekommt sie dafür im Monat.

Die Stadtverwaltung stellt Leute an, die die Straßen kehren oder das Gras an den Rändern außerhalb der Stadt mähen. Das Geld für das Beschäftigungsprogramm und die neuen Straßen kommt aus den Diamantenminen: Botswana im Süden Afrikas fördert so viele der Edelsteine wie kein anderes Land. Gerade entwickelt sich der kleine Staat zum Zentrum des weltweiten Diamantenhandels - und anders als in vielen Ländern Afrikas soll hier auch die Bevölkerung davon profitieren.
Gaonyadiwe Keithatile, eine stämmige Frau mit kurzen Locken, wohnt seit fünf Jahren im Haus mit der Nummer 09029 in Old Naledi. In den vergangenen Jahren wurde hier nicht nur die Straße geteert, auch viele Häuser haben einen neuen, meist meerblauen oder hellbeigen Anstrich bekommen. Ihr Haus könnte eines der nächsten sein.

"Wir versuchen, ihnen zu helfen"

"65 Prozent der Häuser sind bereits frisch gestrichen", sagt Matshidiso Moramedi, der Assistent des Parlamentsabgeordneten für Old Naledi. "Alle Grundstücke haben jetzt einen Wasseranschluss, an bedürftige Familien geben wir Spaghetti, Brot und andere Lebensmittel aus." Drei Viertel der Menschen in Moramedis Wahlkreis lebten unter der Armutsgrenze. "Wir versuchen, ihnen zu helfen."

Botswanas Diamanten sollen die Armut reduzieren: Das Land schafft es, die Bevölkerung an seinem Rohstoffreichtum teilhaben zu lassen. Andere,wie die Demokratische Republik Kongo, zerbrechen daran.

Nun wird Botswana auf besondere Weise gewürdigt: De Beers, der größte Diamantenhändler der Welt, kommt ins Land. 125 Jahre lang, seit der Gründung des Unternehmens 1888, sichtete und verkaufte der Konzern seine Steine in London. Allein 2012 hatten die Geschäfte einen Wert von 6,1 Milliarden Dollar.

Doch nun gibt es ein neues Zentrum des Diamantenhandels: Ende vergangenen Jahres verlagerte De Beers bereits seine Qualitätsprüfung nach Gaborone; auch geschliffen, verdichtet und gepresst wird inzwischen nicht mehr in Europa. Gerade zieht auch der Verkauf um: De Beers will ab diesem Jahr alle Verkäufe in Botswana abwickeln.

De Beers unterhält Minen in Botswana, Namibia, Kanada und Südafrika. 27,9 Millionen Karat hat der Konzern im vergangenen Jahr produziert - 20,2 Millionen davon in Botswana. Für das Land, das etwa so viele Einwohner hat wie Hamburg, ist das ein gigantischer Erfolg.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/botswa ... 01783.html

Wie man sieht: Es geht wenn man nur will!
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Cat with a whip
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von Cat with a whip »

Alles mit Ausbeutung von Bodenschätzen finanziert.

Lebenerwartung:
http://www.berlin-institut.org/typo3tem ... c66bb6.png
Sektor Arbeit:
http://www.mmegi.bw/index.php?sid=1&aid ... Wednesday5

Gras wächst nach, Farbe blättert ab, Der Wind weht wieder Dreck auf die Strassen und irgendwann in 60 Jahren ist das Diamantengeld weg. Das wird nichts, solange Fachkräfte, die die Infrastruktur bauen und die städtischen Einrichtungen am Laufen halten aus dem Ausland kommen.
Da hilfts auch nicht ein Beschäftigungsprogramm zu bejubeln, das einfache Deppenjobs wie Gras schneiden oder Strassenfegen die nichtmal Anlernen bedürfen die mit Diamantengeld bezahlt werden. Es hilft auch nichts auf die glitzernden Fassaden der Industrieeinrichtungen der de Beers und die darum schön gebauten Zufahrtstrassen hinzuweisen. Das große Problem sind trotz einbrechender Lebenserwartung die massiv steigenden Einwohnerzahlen in den Städten die zum Teil auch aus Einwanderung aus ausländischen Krisengebieten resultieren. Die "Homogenität" der Botswana ist inwischen Makulatur. Das was da geschildert wird ist warscheinlich Milderung der anwachsenden sozialen Probleme. Der Diamantenkonzern will seineseits keine Unruhen oder instabile Verhältnisse haben. Da werden Brotkrumen verteilt damit die größten sozialen Risiken gemindert werden. Und ein Politiker kann den Wohltäter und seine kleine Macht spielen.

Erst wenn ein massives Programm für Ausbildung inländischer Fachkräfte gestemmt wird und man sich von Diamantindustrie unabhängig gemacht hat und die grassierende Seuche AIDS (23% Prävalenz, Rate konstant) beherrscht wird, darf man getrost von Fortschritt reden. Vorher nicht.

Der Fallstrick ist, dass Botswana inzwischen 75% seines Haushalts aus Geschäften mit Bodenschätzen bestreitet. D.h. dieser Staat und der Arbeitssektor ist auch erheblich vom Handel mit Diamanten abhängig. Wenn zum Beispiel de Beers seine Produktion wie vor 5 Jahren geschehen kurzfristig um 90% reduziert, hat das einen deutlichen Einbruch im BIP zur folge. Das ist nicht gesund.

2005:
GDP $10 billion,
davon 38% Mining => $ 6,2 million Grundsockel restliche Wirtschaft
Alleine Diamanten $3,3 billion von $3,8 billion durch Mining
Staatshaushalt 2,8 $ billion
50% des Staatshaushaltes durch Mining.

2012:
GDP $17 billion.
De Beers CEO Phillippe Mellier estimates that $6 billion worth of diamonds will now flow through Botswana.
Staatshaushalt $6 billion.

D.h. der Staatshaushalt stützt sich immer weniger auf die sonstige Wirtschaft. Als de Beers nun seinen Handel von London nach Botswana verlegt hat wurde das von unsere Privatmedien als Erfolg für Botswana dargestellt. Umgekehrt könnte man auch böswillig behaupten, Botswana ist inzwischen von Diamantfirmen gekauft.
http://en.wikipedia.org/wiki/Mining_ind ... f_Botswana

Sowas wird lieber ausgeblendet:
http://www.netzwerk-regenbogen.de/kungbo120510.html

Weiterhin:
"Im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung lehnten CDU/CSU und FDP einen entsprechenden Antrag ab, der die Ratifizierung der Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO 169) vorsah."
D.h. die Bundesrepublik Deutschland hat eine seit 33 Jahren bestehende internationale Übereinkunft für den Schutz indigener Völker nicht ratifiziert.
Zuletzt geändert von Cat with a whip am Montag 3. Juni 2013, 15:37, insgesamt 3-mal geändert.
"Die Erde ist ein Irrenhaus. Dabei könnte das bis heute erreichte Wissen der Menschheit aus ihr ein Paradies machen." Joseph Weizenbaum
Dr. Nötigenfalls

Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von Dr. Nötigenfalls »

jack000 » So 20. Nov 2011, 19:39 hat geschrieben: Ist der Strassenbau ein Schlüssel (von vielen) für den Weg Afrikas in den Wohlstand?
Es gibt heute zb. nur noch ca. 3200 Tiger.
Jede Strasse bringt Tod und Artensterben für Tiere,Abholzung und Urbane/Industrielle Nutzung/Versiegelung von Flächen.

Ich bezweifel den langfristigen Nutzen von Überbevölkerung.
Postnix

Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von Postnix »

jack000 » So 20. Nov 2011, 20:39 hat geschrieben: http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 34290.html
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Sie haben nur den Anfang des Artikels gelesen.
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Liegestuhl
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von Liegestuhl »

Dr. Nötigenfalls » Mi 5. Jun 2013, 08:29 hat geschrieben: Es gibt heute zb. nur noch ca. 3200 Tiger.
Jede Strasse bringt Tod und Artensterben für Tiere,Abholzung und Urbane/Industrielle Nutzung/Versiegelung von Flächen.
Um es mit den Worten einer britischen Comedytruppe zu sagen:

Ein Tiger - in Afrika?
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
HugoBettauer

Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von HugoBettauer »

John Galt » So 20. Nov 2011, 19:56 hat geschrieben:Das Problem ist doch, dass man in Afrika in weiten Teilen bei 0 anfangen muss.

Während Deutschland und China schon im Mittelalter Zivilisationen waren, deren Überreste eine Basis dargestellt haben. Gab es Anfang des 20. Jahrhunderts in Afrika so gut wie nichts außer Busch und Tieren.

Wie du schreibst, ist selbst eine Straße ein Fortschritt. In Europa haben dagegen schon die Römer halb Europa mit Straßen zugepflastert. Das fehlt in Afrika halt alles. :|
In (Nord-)Afrika gab es auch Römer. Straßen machen für sich genommen keinen Wohlstand. Straßen und Bahnen, die wenig zum Wohlstand beitragen, sieht man überall dort, wo zur Transportmöglichkeit keine Transportnachfrage hinzukommt. Etwa, weil es nichts zu transportieren gibt. Eine Autobahn nach Lebusa bringt dort nicht den Wohlstand hin sondern ruiniert nur den Investor.
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Córdoba
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von Córdoba »

jack000 » So 20. Nov 2011, 19:39 hat geschrieben:
Ist der Strassenbau ein Schlüssel (von vielen) für den Weg Afrikas in den Wohlstand?
Infrastruktur ist entscheidend.
Also sauberes Trinkwasser, Strom, Telefon und Internet, und ein gut ausgebautes Fernstraßennetz, Eisenbahnnetz.
Und natürlich innere Sicherheit, also ein ordentlich funktionierendes Polizei/Justiz-System.

Es geht also nicht darum, daß irgendeine Wohnstraße asphaltiert wird, die kann ruhig Schlammpiste bleiben.
In den USA gibt es auch völlig heruntergekommene Nebenstraßen.
Solange die angeschlossenen Hütten fließend Wasser, Strom, Telefon/Internet haben reicht das.
Und die nächste gut ausgebaute Fernstraße darf nicht weit sein.

Wenn sie das haben, dann kommt der Rest von selbst.
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von Praia61 »

Brainiac » So 20. Nov 2011, 19:48 hat geschrieben:Zweifellos (neben vielem anderen, wie du schreibst). Allerdings ist noch einiges zu tun: > 50% der Bevölkerung leben in extremer Armut (UN-Def.).
Und dies trotz über 20 Mrd Entwicklungshilfe seit 1980.
:|
Gäbs nur 20 wäre jeder Milliardär :D
Da liegt das Hauptübel dort.
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von Ruwais »

[quote="jack000 » So 20. Nov 2011, 19:39"][/quote]

Neugebaute Straßen in Afrika sind sehr oft so schlecht gebaut, daß sie spätestens nach der zweiten Regenzeit kaum mehr befahrbar sind.
Der Grund hierfür ist die allgegenwärtige Korruption. Das Geld fliesst an eine Vielzahl von "Beratern", Main- und Subcontractors. Der schäbige Rest, der letztendlich an die ausführende Firma fließt, reicht in der Regel dann nur noch für ein hastig hingepfuschtes Machwerk mit dünnem Teerdeckchen.
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von jack000 »

Ruwais » Di 7. Okt 2014, 16:13 hat geschrieben:
Neugebaute Straßen in Afrika sind sehr oft so schlecht gebaut, daß sie spätestens nach der zweiten Regenzeit kaum mehr befahrbar sind.
Der Grund hierfür ist die allgegenwärtige Korruption. Das Geld fliesst an eine Vielzahl von "Beratern", Main- und Subcontractors. Der schäbige Rest, der letztendlich an die ausführende Firma fließt, reicht in der Regel dann nur noch für ein hastig hingepfuschtes Machwerk mit dünnem Teerdeckchen.
In der Tat ist die Aufrechterhaltung der Infrastruktur problematisch. Aber auch hier gilt: Bauen/Ausbessern statt Geld zu geben.

Ebenso sollten die Effekte nicht unterschätzt werden: Menschen die Autos kaufen sind nicht bettelarm und müssen nicht jeden Tag ums überleben kämpfen, sondern haben geistige und arbeitstechnische Kapazitäten frei sich auch politisch zu engagieren.

=> Es macht einen Unterschied, ob eine Strasse nie gebaut wurde oder ob eine Strasse die vielen einen Wohlstand gebracht hat nun zerbröselt, denn genau dann werden die vielen Profiteure sich dagegen wehren, dass deren Grundlage den Bach runtergeht.
"Sie verbieten nicht die Hassrede. Sie verbieten die Rede, die sie hassen"
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von odiug »

John Galt » So 20. Nov 2011, 19:56 hat geschrieben:Das Problem ist doch, dass man in Afrika in weiten Teilen bei 0 anfangen muss.

Während Deutschland und China schon im Mittelalter Zivilisationen waren, deren Überreste eine Basis dargestellt haben. Gab es Anfang des 20. Jahrhunderts in Afrika so gut wie nichts außer Busch und Tieren.

Wie du schreibst, ist selbst eine Straße ein Fortschritt. In Europa haben dagegen schon die Römer halb Europa mit Straßen zugepflastert. Das fehlt in Afrika halt alles. :|
uh ja ... und die liefen alle mit Bananenroeckcn durch die Gegend und kochten Missionare in grossen Toefpen.



Dir ist schon bewusst, dass eine der aeltersten Universitaetn der Welt in Timbuktu ist ?
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von jack000 »

odiug » Sa 18. Okt 2014, 23:13 hat geschrieben:Dir ist schon bewusst, dass eine der aeltersten Universitaetn der Welt in Timbuktu ist ?
Das ist aber nicht die Frage, sondern es geht um das jetzt und hier. Diskutieren über die Vergangenheit mag möglicherweise interessant sein, bringt die Sache aber nicht weiter.
=> Es geht darum: Wie sieht es in 5, 10 und 20 Jahren aus?
"Sie verbieten nicht die Hassrede. Sie verbieten die Rede, die sie hassen"
odiug

Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von odiug »

jack000 » Sa 18. Okt 2014, 22:19 hat geschrieben: Das ist aber nicht die Frage, sondern es geht um das jetzt und hier. Diskutieren über die Vergangenheit mag möglicherweise interessant sein, bringt die Sache aber nicht weiter.
=> Es geht darum: Wie sieht es in 5, 10 und 20 Jahren aus?
Ja ... schon klar ... und wenn man sich vergegenwaertigt, was erst vr kurzem in Timbuktu passierte :(
Es ging mir nur um die dumm bloede Meinung eines Users, der glaubte, er muesse seine Vorurteile hier ungefiltert ins Forum rotzen :p
Viele Staaten in Afrika leiden unter einer ganzen Reihe von Problemen ... manche ruehren noch aus der kolonialen Vergangenheit her, manche haengen mit den postkolonialen Geschehnissen zusammen und viele sind hausgemacht.
Aber neben all dem Elend gibt es auch Zeichen der Hoffnung ... Ruanda zB.
Das war noch vr gar nicht all zu langer Zeit einer der schlimmsten Buergerkriegsopfer der Welt und zaehlt heute zu den Wachstumsmotoren in Afrika.
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Re: Kongo: Es leuchtet der Asphalt

Beitrag von jack000 »

odiug » Sa 18. Okt 2014, 23:39 hat geschrieben: Ja ... schon klar ... und wenn man sich vergegenwaertigt, was erst vr kurzem in Timbuktu passierte :(
Es ging mir nur um die dumm bloede Meinung eines Users, der glaubte, er muesse seine Vorurteile hier ungefiltert ins Forum rotzen :p
Viele Staaten in Afrika leiden unter einer ganzen Reihe von Problemen ... manche ruehren noch aus der kolonialen Vergangenheit her, manche haengen mit den postkolonialen Geschehnissen zusammen und viele sind hausgemacht.
Diskussionen über "warum", "wann" und "wieso" bringen nichts => Es geht um "jetzt" und "die Zukunft"! Alles andere ist sinnlos...
Aber neben all dem Elend gibt es auch Zeichen der Hoffnung ... Ruanda zB.
Das war noch vr gar nicht all zu langer Zeit einer der schlimmsten Buergerkriegsopfer der Welt und zaehlt heute zu den Wachstumsmotoren in Afrika.
Genau das ist der Punkt, es sind sogar die Länder die vor kurzem noch Bürgerkrieg & Co hatten die nun erfolgreich sind: Ruanda, Kongo, Nigeria, Äthiopien, etc...
=> Es geht also wenn man es nur will!
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