Ehrlich gesagt habe ich aufgrund Deiner Äußerungen nicht den Eindruck, dass Du Dich bisher wirklich mit dem Thema auseinander gesetzt hast. Ich bin sicher auch nicht der Experte, habe das Thema aber zumindest seit 2015 verfolgt, in dem ich etliches darüber gelesen - und auch mit einigen Dutzen Geflüchteten aus Afghanistan gesprochen habe. Viele davon kenne ich jetzt seit 6 Jahren und kann mir schon ein Urteil zur Verlässlichkeit ihrer "Geschichte" erlauben.Tom Bombadil hat geschrieben:(22 Sep 2021, 11:21)
Die Befürworter des derzeitigen Einwanderungssytems "schicken" diese Menschen auf die Reise, weil denen am Ende der große Preise winkt: Niederlassung im reichen Teil Europas.
Du dagegen reihst da lediglich ein paar Klischees und Mutmaßungen aneinander.
Erst mal wäre die Frage: Was haben wir denn für ein "Einwanderungssystem"? Und was genau ist Deine Kritik? So wir Du es formulierst, scheinst Du doch offensichtlich ausdrücken zu wollen: Die Haltung von "Gutmenschen" und "Teddybärchenwerfer" hat sich bis Afghanistan herumgesprochen - und deswegen machen sich Menschen auf den Weg.
Und das war 2015/2016 und ist heute Bullshit. Zu den wahren Gründen (jahrzehntelange Beziehungen zwischen Afghanistan und Deutschland, die den Afghanen allerdings viel bewusster ist als dem deutschen Durchschnittsbürger, Rolle der BW in ISAF/CIMIC/Resolute Support) schrieb ich oben schon einmal etwas.
Was Du aber vor allem ausblendest: 2015/2016 machte sich der Löwenanteil der Flüchtlinge nicht auf den Weg nach Deutschland (hier kamen knapp 180 Tsd. Afghanen an), sondern selbstverständlich flüchtet man in das Naheliegende, was Entfernung/Machbarkeit und Kultur angeht - und das sind der Iran und Pakistan. Das würd auch in den kommenden Jahren wieder so sein. 2015/16 wird sich so nicht wiederholen, weil die Grenzen dicht sind.
Und das ist eigentlich das einzige, was sich an unserem "Einwanderungssystem" geändert hat - Europa hat sich verbarrikadiert.
Ich glaube, dass wir die Flüchtlingszahlen von 2015/2016 locker hätten bewältigen können - und auch wiederholt könnten - wenn wir denn so etwas wie eine "Einwanderungssystem" (gehabt) hätten. Es war aber jahrzehntelang Doktrin der "Union", dass Deutschland kein Einwanderungsland sei. Also gab (und gibt) es auch keine Konzepte, wie man damit umgeht. Es ist z.B. ein riesiger Unterschied, ob jemand flieht - oder bewusst auswandern will.
An jemanden, der ganz bewusst bei uns dauerhaft leben will, können und sollten wir meiner Meinung nach ganz andere Anforderungen stellen, als an jemand, der erstmal "nur" seine Haut retten will. Das sind ganz unterschiedliche Motive und ganz andere Perspektiven.
Ich vermisse auch, dass es bis heute keine öffentlichen Diskurs darüber gibt, was man hätte besser machen müssen. Gemessen daran, dass hier 2015/2016 totale Plan- und Konzeptlosigkeit herrschte, ist allerdings erstaunliches geleistet worden.
Es ist halt typisch Politik, dass, wenn man einmal mit dem "blauben Auge" davon gekommen ist, davon ausgeht, dass das immer so weiter gehen wird. Siehe auch: Hochwasser, Klimawandel etc.
Dazu steht hier schon das passende:Tom Bombadil hat geschrieben:(22 Sep 2021, 11:21)
Es geht nicht um meine "Wünsche", sondern um eine Lösung, bei der nicht xtausende Menschen pro Jahr auf einer gefährlichen Reise versklavt werden oder sterben müssen und bei der den Menschen, denen es am Schlechtesten geht, nicht geholfen wird.
Man hatte jetzt 20 Jahre Zeit, in Afghanistan etwas auf den Weg zu bringen. Allein die USA haben 850 Mrd. für den Militäreinsatz gesteckt. In ein Land mit einem BIP von 19 Mrd. pro Jahr.relativ hat geschrieben:(22 Sep 2021, 09:50)
Es geht (...) darum, daß erstmal eine Menge Geld von nöten ist Infrastruktur und Lebenswirklichkeit dieser Menschen zu verbessern, damit sie eben nicht auf die Idee kommen ihr Glück woanders zu suchen. Es gibt viele auch gute Vorschläge nur ist es ja wichtig das man dafür Mehrheiten/Verbündete findet und wie beim Klima braucht man auch hier globale Mehrheiten.
Was hätte man mit einem Bruchteil des Geldes an nachhaltigen Strukturen im zivilen Bereich fördern können? Ich würde sogar sagen: 10 Mrd. pro Jahr für die Taliban mit der Auflage, dass Frauen Rechte bekommen und Zugang zu Bildung haben (was die Taliban natürlich nie garantieren würden) wäre besser investiertes Geld und würde das Land sukzessive zum Positiven verändern. Jedenfalls eher als die Strategie der letzten 20 Jahre.