Sören74 hat geschrieben:(17 Sep 2021, 18:18)
Leute, echt jetzt, benutzt doch auch mal euer Gehirn, wenn ihr solche Behauptungen aufstellt. In Afghanistan holen sich die Taliban nach fast 20 Jahren die Macht zurück und wollen u.a. die Scharia als Rechtssystem in dem Land einführen. Und jetzt flüchten ausgerechnet diejenigen afghanischen Menschen über Nacht ihr eigenes Land unter Lebensgefahr oder wollen zu Hunderttausenden dort weg und dann lassen vieles an Besitz und Heimat zurück (...)
(...) in der Hoffnung, in Deutschland ihrerseits ungestört hacken und steinigen zu dürfen!?
Ich finde die Diskussion auf diesem Niveau einfach nur armselig.
Man muss sich ja nicht gleich einlesen und eine wissenschaftliche Arbeit schreiben, um mitreden zu können, aber ein wenig Hintergrundwissen wäre schon nett.
Wer nicht lesen mag: Sehr empfehlenswert, erschütternd und spannend ist der Vierteiler "Afghanistan - Das verwundete Land":
https://www.arte.tv/de/videos/081554-00 ... dete-land/
Man versteht dann eigentlich auch sehr schnell, warum sich so ein Land nach 50 (!) Jahren Krieg scheinbar "wehrlos" von den Taliban überrennen lässt. Die Menschen sind durch, von Jahrzehnten des Kriegs zermürbt. Es gibt da niemanden, der nicht im Laufe der Jahrzehnte Familienmitglieder verloren hat. An die verschiedensten Fraktionen.
Der Westen - auf den dort viele Menschen in den Städten gehofft hatten, wie wir doch in den letzten Wochen überdeutlich zu sehen bekommen haben - hat es in 20 Jahren auch nicht geschafft, das Land zu befrieden. Worauf sollen die denn noch hofffen? ich denke, die Bereitschaft, sich in sein Schicksal zu ergeben ("dann eben die Taliban"), ist mittlerweile recht hoch. Es gibt ja scheinbar auch keine andere Perspektive.
Dann wiederum: Ich habe seit 2015 beruflich wie privat eine Menge Afghanen kennen gelernt, unbegleitete Jugendliche wie ganze Familien, deren Geschichten gehört, unfassbar freundliche, höfliche, ja demütige, trotz übelster Schicksale aufrechte, ungebrochene, lebensbejahende und lachende Menschen kennen gelernt - so dass ich aus dem Fremdschämen nicht heraus komme, wenn ich hier lese, wie vor dem Hintergrund von offensichtlicher Ahnungslosigkeit und Vorurteile geurteilt wird.