Das Problem der UNION - und da in erster Linie der CDU - ist, dass die Kernwählerschaft keinerlei Veränderungen wünscht. Die Gründe dafür sind unterschiedlich - zum einen tut sich ein erheblicher Teil sicherlich sehr schwer mit Veränderungen, ein anderer Teil hat sich im status quo wirtschaftliche bestens eingerichtet. Die UNION kann keine ganz radikale Steuerreform durchziehen - Steuerberater, Steuerfachanwälte, Wirtschaftsprüfer etc. sind eine sehr wichtige Wählerklientel. Und je unübersichtlicher ein Steuermodell ist, je weniger die Strukturen überhaupt durchschauen, umso besser für letztere. Da braucht man nur noch das Geld einzusammeln, das der Goldesel produziert. "Keine Experimente!" - "Sie kennen mich!" - "Auf den Kanzler kommt es an!".relativ hat geschrieben:(09 Apr 2021, 09:13)
Die Union hat große Veränderungen immer anderen Regierungen überlassen, weil sie genau wussten das sie damit keinen Wahlkampf gewinnen können. Das ist deren Doktrin schon seit Jahrzehnten. Wenn sie in der Oposition sind mahnen sie immer große Veränderungen an , die sie aber selber sich nie trauen würden selber anzugehen.
Nehmen wir das Thema Bürokratie: andere Länder sind weit bürokratischer und schwerfälliger, als Deutschland. In manchen Ländern kann man das umgehen: durch Schmiergeldzahlungen ("Handsalben"). Ich kann mich noch daran erinnern, wie mir konservativ-wirtschaftsliberale Leute vor der Finanzkrise etwas von Griechenland vorgeschwärmt haben, wie unürokratisch einfach dort doch alles sei, wie schnell man dort doch an Genehmigungen käme. Als dann die Eurokrise kam, wollten sie nichts mehr davon wissen.Ansonsten stimme ich deinen Ausführungen was die Kritiker betrifft zu, wenn ich schon lese: "Das Ausland ....." weiss ich mit welcher Form der Kritik ich zu tun habe.
Ich habe einige Zeit im "sogenannten besseren Ausland" gearbeitet und nicht auf vorzeige "Baustellen". Es ist wie immer bei einer Betrachtung, einiges läuft subjektiv besser, bei anderen Dingen wünscht man sich wieder etwas mehr "deutsche Gründlichkeit" auch was Vorschriften aus Sicherheit und Umweltschutz betrifft. Grundsätzlich gibt es immer Details die andere Länder anders machen, was aber auch an einer gewachsenen Struktur im Land selber liegt, so wie in Deutschland eben auch.
Übrigens: was hat eigentlich der Bürokratieabbauer Edmund Stoiber in Brüssel so hinbekommen? Sollte man mal nachschauen... Ich habe ja den Verdacht, dass der unter Bürokratieabbau etwas ganz anderes verstanden hat, als suggeriert wurde: nämlich nicht den Abbau im Sinne eines Zurückfahrens von Bürokratie, sondern im Gegenteil, den bergmännischen Abbau. Also die Gewinnung von Bürokratie.
Man darf nicht vergessen, dass viele vor allem eins haben: Angst vor Ärger, Angst, wegen eines eingestandenen Fehlers zur persona non grata zu werden. Carsten Spohr von der Lufthansa hat aber nach dem Super-GAU mit dem Germanwings-Absturz sofort und ohne Umwege eingestanden, dass man möglicherweise - auch im Vorstand - schwere Fehler gemacht habe, die letztendlich zur Katastrophe geführt haben. Spohr und die Lufthansa sind am Ende nicht nur unbeschädigt aus der Sache rausgekommen, durch das sofortige Eingeständnis ist das Ansehen von Spohr sogar noch gestiegen.Bei den Corona Maßnahmen haben sich die Politiker unseres Landes meineserachtens verrannt und nachher waren sie nicht mehr in der Lage etwas zu ändern ohne Gesichtverlust. Das sie dabei alles nur noch schlimmer gemacht haben ist , wenn man die Stimmung im Land sieht, offensichtlich. Da ist der klare/eindeutige Kurs, der evtl. auch nicht zu einem bessseren Ergebnis führt, wesentlich besser als ein Hickhack wie wir es gerade erleben.