lili hat geschrieben:(09 Apr 2021, 19:52)
Mir geht es nur darum, dass ich eine gesellschaftliche Verwahrlosung befürchte.
Gerade beim Anarchokapitalismus kriege ich Angst.
Die soziale Verwahrlosung besteht ja gerade im Abschieben jeglicher sozialen Verantwortung auf "den Staat". Und die Angst vor einem verantwortungsbewussten Leben ist gerade der Hebel des Etatismus: "Ihr müsst dann alle verhungern, ihr werdet alle verelenden, ihr werdet nur Krieg gegeneinander führen, niemand wird euch helfen, ohne mich, dem Staat, dem Großen Bruder." Das ist weitaus mehr religiöse Ehrfurcht als es das Christentum bspw. je erzeugen konnte. Die Hölle fürchten sie nicht so sehr.
Das Missverständnis geht ja schon damit los, dass der völlig verängstigte, getriebene Mensch glaubt, dass es irgendwie um einen schockartigen Systemwechsel ginge. Dass jemand "Anarchokapitalimus" nächsten Montag einführen könnte.
Nimm ein kleines Beispiel. Die GEZ. Da geht nun die Welt unter, wenn man die Menschen von der "Pflicht" entlässt, diese Gebühr zwangsweise zu bezahlen? Angeblich ist der sog. "öffentliche Rundfunk" von der überwältigenden Mehrheit gewollt und man zahlt gern und nimmt das ganze Angebot gern in Anspruch. Ja prima. In dem Moment, in dem man den Zwangscharakter dieser Veranstaltung beendet wird, wäre diese ganze Institution ja nicht verschwunden, sondern sie würde sich nur von einer Räuberbande zu einem zivilisierten Unternehmen geändert haben, mit Millionen zufriedenen Kunden. Wie war denn der Zustand 2013 der GEZ? Auch nicht nett mit diesen ganzen GEZ-Schnüfflern, aber wer partout nicht zahlen wollte, zahlte nicht - ohne nennenswerte Konsequenzen. Es war ein Angebot, das man über Umwege noch ablehnen konnte. Aber nun zieht man peu à peu die Daumenschrauben an. Verabschiedet sich immer mehr vom zivilisierten Benehmen. Über solche Entwicklungen sollte der Bürger besser mal nachdenken. Aber Angst fressen offenbar Seele auf. Und für den "normalen" Bürger ist es wohl undenkbar geworden, dass man den ÖR auf normale Weise finanziert. Der sieht es sofort zusammenbrechen. Sieht das Schreckgespenst des "Privatfernsehen", dass nur noch Glücksrad im TV läuft. Oh Gott, oh Gott, wollt ihr das? Niemals! Und alles hängt daran, dass wir ein paar Widerspenstige zwingen ins Töpfchen zu zahlen. Sonst droht Dauerglücksrad und Schlimmeres.
Die Gefahr besteht freilich, dass ein Staatswesen einestages an seiner eigenen Masse und dieser Selbstgerechtigkeit kollabiert, dass die Antriebe immer weiter erlahmen und die Bedürftigkeiten stattdessen anwachsen. Aber daran ist ja nun nicht der "Libertarismus" schuld. Im Gegenteil, man sollte ihn als hilfreiche Attitüde begreifen vor diesem Zusammenbruch in ein selbstständiges selbstbewusstes Leben zurückzufinden, eine tragfähige Zivilsphäre zu schaffen. Da verliert man schnell die Lebensangst, weil man sieht, dass es immer weitergeht und wie man selbst und mit anderen zusammen vieles schaffen kann - ohne zu zwingen.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;