Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Moderator: Moderatoren Forum 2

Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17527
Registriert: Do 29. Sep 2016, 15:33

Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Da der Strang "Warum driftet Deutschland nach rechts" seit etlichen Wochen geperrt ist, mache ich jetzt mal einen neuen Strang auf. Ich würde mit euch gerne über die bürgerliche Mitte diskutieren und darüber, wie sie sich zum wachsenden Rechtsruck verhält. Das kann man national, aber auch international diskutieren, je nachdem, was die User einbringen können und wollen.

Ich selbst finde, dass sich die bürgerliche Mitte zurzeit wie ein Blatt im Wind zu verschiedenen Seiten neigt. Und dass sie sich oft nicht klar genug gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit äußert. Da wird bagatellisiert und abgewiegelt nach dem Motto "so schlimm ist das alles doch gar nicht". Und beim persönlichen Unwort "Nazi" sträuben sich alle Nackenhaare der Mitte-Leute. Je stärker die Neue Rechte mit AfD, Identitären, Burschenschaften und Teilen der Reichsbürger werden, desto kleinlauter wird die bürgerliche Mitte. Das wirkt so, als wolle sie gewappnet sein im Falle eines gravierenden Wechsels politischer Mehrheiten. So kann man dann immer sagen, "ich hab nie was gegen die AfD gesagt. Ich habe nie jemanden Nazi genannt. Ich habe immer Verständnis gezeigt für diese frustrierten Wähler" und dergleichen mehr. Man sichert sich quasi ab für mögliche schlechte Zeiten.

Warum ist das so? Warum ist die Mitte immer schwankend? Hängt das mit den vorwiegend kleinbürgerlichen Wurzeln zusammen? Hat man Angst um das bisschen erworbenen Wohlstand, der einen noch ein wenig abhebt von denen ganz unten? Fragen über Fragen. Eure Meinung würde mich interessieren.

Und hier mal ein Deutschlandfunk-Text, wo sich der Freie-Presse-Chefredakteur (ganz bestimmt kein Linker) nach den Chemnitzer Ereignissen zu genau dieser von mir angesprochenen bürgerlichen Mitte äußert, kurz und knapp. Wohlgemerkt, mir gehts nicht vordergründig um die Chemnitzer Ereignisse, dazu gibt es ja einen eigenen Strang. Mir geht es um die Worte des Chefredakteurs zur bürgerlichen Mitte, die es ja überall gibt:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/re ... _id=426645

Edit - Nein, das Thema wird in diesem Forum nicht international diskutiert - hier ist nach wie vor das Forum InnenPolitik, Mod
Zuletzt geändert von Bleibtreu am Fr 3. Mai 2019, 15:40, insgesamt 1-mal geändert.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 14:38)

Da der Strang "Warum driftet Deutschland nach rechts" seit etlichen Wochen geperrt ist, mache ich jetzt mal einen neuen Strang auf. Ich würde mit euch gerne über die bürgerliche Mitte diskutieren und darüber, wie sie sich zum wachsenden Rechtsruck verhält. Das kann man national, aber auch international diskutieren, je nachdem, was die User einbringen können und wollen.

Ich selbst finde, dass sich die bürgerliche Mitte zurzeit wie ein Blatt im Wind zu verschiedenen Seiten neigt. Und dass sie sich oft nicht klar genug gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit äußert. Da wird bagatellisiert und abgewiegelt nach dem Motto "so schlimm ist das alles doch gar nicht". Und beim persönlichen Unwort "Nazi" sträuben sich alle Nackenhaare der Mitte-Leute. Je stärker die Neue Rechte mit AfD, Identitären, Burschenschaften und Teilen der Reichsbürger werden, desto kleinlauter wird die bürgerliche Mitte. Das wirkt so, als wolle sie gewappnet sein im Falle eines gravierenden Wechsels politischer Mehrheiten. So kann man dann immer sagen, "ich hab nie was gegen die AfD gesagt. Ich habe nie jemanden Nazi genannt. Ich habe immer Verständnis gezeigt für diese frustrierten Wähler" und dergleichen mehr. Man sichert sich quasi ab für mögliche schlechte Zeiten.

Warum ist das so? Warum ist die Mitte immer schwankend?
Das zumindest kann man ganz einfach beantworten. Weil der Begriff "Mitte" definiert ist als der Punkt des größten Abstands zu allen Rändern. Die politische "Mitte" definiert sich selbst über die Ränder und nicht durch ihre eigenen politischen Vorstellungen. Und wenn die Ränder nach rechts driften, dann driftet auch die Mitte zwangsläufig mit nach rechts.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Skull
Moderator
Beiträge: 27077
Registriert: Do 12. Apr 2012, 22:22
user title: woaussie
Wohnort: NRW / ST

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Skull »

Ich sehe das pragmatischer.

Es ist ein beliebtes (auch gesellschaftliches) Spiel...die „anderen“ verantwortlich zu machen.
Eigenes Fehlverhalten und eigene Verantwortungen auszublenden.

Die Rechten verantworten die Probleme bei den Linken und Ausländern.
Die Linken die Probleme bei den Rechten und „Bürgerlichen“.
Die Bürgerlichen dann wieder bei den Linken UND Rechten.

Dann werden noch die anderen in irgendwelche Blöcke geworfen und man kann seine Feindbilder frönen.

Zielrichtung ? Keine. :D

Ich finde, es sollte sich jeder ersteinmal SELBST an die Nase fassen.
Und weniger reden, sondern tatsächlich handeln.
Weniger „Änderungen“ bei den „anderen“ einfordern, sondern selbst im echten Leben Menschen (positiv) beeinflussen. :)

mfg
Man dient für Lohn und liebt sich für Geschenke
Benutzeravatar
Wolverine
Beiträge: 11655
Registriert: So 7. Jul 2013, 20:19
user title: Scouts

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Wolverine »

Skull hat geschrieben:(03 Apr 2019, 15:05)

Ich sehe das pragmatischer.

Es ist ein beliebtes (auch gesellschaftliches) Spiel...die „anderen“ verantwortlich zu machen.
Eigenes Fehlverhalten und eigene Verantwortungen auszublenden.

Die Rechten verantworten die Probleme bei den Linken und Ausländern.
Die Linken die Probleme bei den Rechten und „Bürgerlichen“.
Die Bürgerlichen dann wieder bei den Linken UND Rechten.

Dann werden noch die anderen in irgendwelche Blöcke geworfen und man kann seine Feindbilder frönen.

Zielrichtung ? Keine. :D

Ich finde, es sollte sich jeder ersteinmal SELBST an die Nase fassen.
Und weniger reden, sondern tatsächlich handeln.
Weniger „Änderungen“ bei den „anderen“ einfordern, sondern selbst im echten Leben Menschen (positiv) beeinflussen. :)

mfg
Mir ist es zu simpel die derzeitigen Probleme der BRD nur bei den Rechten zu verorten. Die Rechten und ihr Hang zum Neo-Nazismus sind ein Teil der Probleme die Deutschland zur Zeit zu bewältigen hat. Des Weiteren schließe ich mich den Ausführungen von Schoko an( Verzeih bitte die Abkürzung, mein Lieber). :)
If Israel were to put down its arms there would be no more Israel.
If the Arabs were to put down their arms there would be no more war.
Benutzeravatar
Skull
Moderator
Beiträge: 27077
Registriert: Do 12. Apr 2012, 22:22
user title: woaussie
Wohnort: NRW / ST

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Skull »

Wolverine hat geschrieben:(03 Apr 2019, 15:22)

Mir ist es zu simpel die derzeitigen Probleme der BRD nur bei den Rechten zu verorten.
Mache...ich ja auch nicht. :D

mfg
Man dient für Lohn und liebt sich für Geschenke
Vedi
Beiträge: 173
Registriert: Fr 29. Mär 2019, 17:22

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Vedi »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Apr 2019, 14:55)

Das zumindest kann man ganz einfach beantworten. Weil der Begriff "Mitte" definiert ist als der Punkt des größten Abstands zu allen Rändern. Die politische "Mitte" definiert sich selbst über die Ränder und nicht durch ihre eigenen politischen Vorstellungen. Und wenn die Ränder nach rechts driften, dann driftet auch die Mitte zwangsläufig mit nach rechts.
Das würde bedeuten, dass Menschen die ursprünglich zur Mitte gehörten, plötzlich eher als Linke gelten.

Zum Thema: mir ist auch aufgefallen, dass die Mitte unpolitischer geworden ist, je weiter das Land nach Rechts driftet. Es kommt mir wie Resignation vor.

Vielleicht sehen auch einige im Geiste einen Ablauf, wie er in den 1930er Jahren begann. Sie ducken sich weg; warten auf die Eskalation und den anschließenden Zusammenbruch, bis irgendwann danach wieder ein normales Leben möglich ist. Es muss ja dieses Mal nicht unbedingt in einen Weltkrieg münden.
Benutzeravatar
Skull
Moderator
Beiträge: 27077
Registriert: Do 12. Apr 2012, 22:22
user title: woaussie
Wohnort: NRW / ST

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Skull »

Vedi hat geschrieben:(03 Apr 2019, 15:24)

Sie ducken sich weg; warten auf die Eskalation und den anschließenden Zusammenbruch,
bis irgendwann danach wieder ein normales Leben möglich ist.
Es muss ja dieses Mal nicht unbedingt in einen Weltkrieg münden.
Ich denke, die ducken sich nicht weg.

Sie „schreien“ halt nicht rum und gehen dauernd auf die Strasse.

Die meisten müssen ja arbeiten, Ihre Familie versorgen,
ihren eigenen „Laden“ und die Gesellschaft am Laufen halten.
Steuern zahlen und die Sozialversicherung finanzieren.

DIE reden dort mit Menschen und formulieren Ihre Standpunkte direkt...mit Menschen ...direkt. ;)

mfg
Man dient für Lohn und liebt sich für Geschenke
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17527
Registriert: Do 29. Sep 2016, 15:33

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Naja, schaut man sich an, was dieser Chefredakteur sagt, so redet er eben nicht von "politischer Mitte", sondern von "bürgerlicher Mitte". Diese habe ein "Haltungsproblem", sie sei "entweder zu leise oder überhaupt nicht vorhanden“, sagt er. Darüber wollte ich reden. Dieses Sich-Wegducken ist der eigentliche Krebsschaden. Dieses Leise-Sein, dieses Für-alles-Verständnis-Haben, diese ständige Angepasstheit, diese Saturiertheit. Der Rechtsruck, den wir heute erleben, hat nichts mit einem einfachen Rechts-Links-Konflikt zu tun. Das genau gehört ja zu den verharmlosenden Geschichten, die die Verantwortung der bürgerlichen Mitte kleinredet. Selbstverständlich trägt auch die Linke eine gehörige Portion Verantwortung. Hier gehts aber im Moment um die bürgerliche Mitte.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
Skull
Moderator
Beiträge: 27077
Registriert: Do 12. Apr 2012, 22:22
user title: woaussie
Wohnort: NRW / ST

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Skull »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 15:34)

Dieses Sich-Wegducken ist der eigentliche Krebsschaden.
Dieses Leise-Sein, dieses Für-alles-Verständnis-Haben
Ich gehöre wohl zu der „bürgerlichen“ Mitte. :?:

Ich ducke mich nicht weg. Habe aber für vieles Verständnis. :)

mfg
Man dient für Lohn und liebt sich für Geschenke
Benutzeravatar
Wolverine
Beiträge: 11655
Registriert: So 7. Jul 2013, 20:19
user title: Scouts

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Wolverine »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 15:34)

Naja, schaut man sich an, was dieser Chefredakteur sagt, so redet er eben nicht von "politischer Mitte", sondern von "bürgerlicher Mitte". Diese habe ein "Haltungsproblem", sie sei "entweder zu leise oder überhaupt nicht vorhanden“, sagt er. Darüber wollte ich reden. Dieses Sich-Wegducken ist der eigentliche Krebsschaden. Dieses Leise-Sein, dieses Für-alles-Verständnis-Haben, diese ständige Angepasstheit, diese Saturiertheit. Der Rechtsruck, den wir heute erleben, hat nichts mit einem einfachen Rechts-Links-Konflikt zu tun. Das genau gehört ja zu den verharmlosenden Geschichten, die die Verantwortung der bürgerlichen Mitte kleinredet. Selbstverständlich trägt auch die Linke eine gehörige Portion Verantwortung. Hier gehts aber im Moment um die bürgerliche Mitte.
Was erwartest Du eigentlich? Wer sich herausnimmt eine eigene Meinung zu haben und dies auch öffentlich äußert, wird gleich zum Nazi erklärt, weil die eigene Meinung in der Regel nicht zum verordneten Mainstream passt. Deshalb halten die Leute sich raus. Ich weiß, was Du erwartest. Das sind aber deine persönlichen Erwartungen und deine Meinung teilt halt nicht jeder. Eine eigene Bewertung sprichst du jedem anderen ab. Wer nicht mit dem Mainstream der Richtung folgt ist Nazi. Ich bin noch nie einem Mainstream gefolgt und ich lasse mich auch nicht beeinflussen. Aber bin ich deshalb ein Nazi? Definitiv nicht.
If Israel were to put down its arms there would be no more Israel.
If the Arabs were to put down their arms there would be no more war.
Benutzeravatar
Wolverine
Beiträge: 11655
Registriert: So 7. Jul 2013, 20:19
user title: Scouts

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Wolverine »

Skull hat geschrieben:(03 Apr 2019, 15:31)

Ich denke, die ducken sich nicht weg.

Sie „schreien“ halt nicht rum und gehen dauernd auf die Strasse.

Die meisten müssen ja arbeiten, Ihre Familie versorgen,
ihren eigenen „Laden“ und die Gesellschaft am Laufen halten.
Steuern zahlen und die Sozialversicherung finanzieren.

DIE reden dort mit Menschen und formulieren Ihre Standpunkte direkt...mit Menschen ...direkt. ;)

mfg
Auch meine Erfahrung.
If Israel were to put down its arms there would be no more Israel.
If the Arabs were to put down their arms there would be no more war.
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17527
Registriert: Do 29. Sep 2016, 15:33

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Vedi hat geschrieben:(03 Apr 2019, 15:24)

Das würde bedeuten, dass Menschen die ursprünglich zur Mitte gehörten, plötzlich eher als Linke gelten.

Zum Thema: mir ist auch aufgefallen, dass die Mitte unpolitischer geworden ist, je weiter das Land nach Rechts driftet. Es kommt mir wie Resignation vor.

Vielleicht sehen auch einige im Geiste einen Ablauf, wie er in den 1930er Jahren begann. Sie ducken sich weg; warten auf die Eskalation und den anschließenden Zusammenbruch, bis irgendwann danach wieder ein normales Leben möglich ist. Es muss ja dieses Mal nicht unbedingt in einen Weltkrieg münden.
Da ist was dran. Wenn auch sehr zugespitzt. Auf mich wirkt es so, als wolle man sich wappnen, "falls es mal andersrum kommt". Man will auf der Liste der Rechtsnationalen keinesfalls ganz oben stehen. Denn wer weiß, was die mit politischen Gegnern machen. Ja, kein Witz. Da gibt es gewisse Szenarien, wo sich Neurechte im Netz schon recht drastisch geäußert haben. Da ich zu den Älteren hier gehöre, kann ich nur sagen: Dieses Wegducken der bürgerlichen Mitte hat schon einmal dafür gesorgt - zusammen mit anderen Faktoren - dass ein sehr finsteres deutsches Kapitel geschrieben worden ist. Wie ja eigentlich jeder weiß.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
Quatschki
Beiträge: 13178
Registriert: Mi 4. Jun 2008, 09:14
Wohnort: Make Saxony great again

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Quatschki »

Vedi hat geschrieben:(03 Apr 2019, 15:24)

Das würde bedeuten, dass Menschen die ursprünglich zur Mitte gehörten, plötzlich eher als Linke gelten.
Die ursprüngliche bürgerliche Mitte aus der Zeit des Kalten Krieges ist mittlerweile hochbetagt oder tot.
Es ist der Generationswechsel, der die Linksdrift der Gesellschaft bewirkt hat.
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17527
Registriert: Do 29. Sep 2016, 15:33

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Wolverine hat geschrieben:(03 Apr 2019, 15:40)

Was erwartest Du eigentlich? Wer sich herausnimmt eine eigene Meinung zu haben und dies auch öffentlich äußert, wird gleich zum Nazi erklärt, weil die eigene Meinung in der Regel nicht zum verordneten Mainstream passt. Deshalb halten die Leute sich raus. Ich weiß, was Du erwartest. Das sind aber deine persönlichen Erwartungen und deine Meinung teilt halt nicht jeder. Eine eigene Bewertung sprichst du jedem anderen ab. Wer nicht mit dem Mainstream der Richtung folgt ist Nazi. Ich bin noch nie einem Mainstream gefolgt und ich lasse mich auch nicht beeinflussen. Aber bin ich deshalb ein Nazi? Definitiv nicht.
Erstens habe ich noch nie zu dir "Nazi" gesagt. Zweitens sage ich nur "Nazi" zu jemandem, der auch einer ist, was man an seinen krassen menschenfeindlichen Äußerungen deutlich sehen würde. Und drittens hielte ich es für wichtig, dass alle politischen Kräfte eine Art temporären Zusammenschluss bilden sollten, der ähnliche Geschichten wie 33 verhindert. Ich rede von ähnlichen Geschichten, denn eine exakte Wiederholung von Geschichte gibt es ja nicht. Diesen temporären Zusammenschluss von politisch ganz unterschiedlichen Leuten, darunter auch aus der bürgerlichen Mitte, kann man zuweilen ja auch sehen, aber eben noch zu wenig, zu schwach ausgeprägt.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Liberty
Beiträge: 2724
Registriert: So 26. Aug 2018, 21:58

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Liberty »

Wer genau ist denn "die bürgerliche Mitte"? Und was zeichnet diese inhaltlich aus?
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17527
Registriert: Do 29. Sep 2016, 15:33

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Quatschki hat geschrieben:(03 Apr 2019, 15:52)

Die ursprüngliche bürgerliche Mitte aus der Zeit des Kalten Krieges ist mittlerweile hochbetagt oder tot.
Es ist der Generationswechsel, der die Linksdrift der Gesellschaft bewirkt hat.
Und du glaubst also, dass die Neue Rechte jetzt nur dafür sorgt, dass der Linksruck nicht noch stärker wird und dass das Pendel wieder mehr in Richtung Mitte ausschlägt und da zum Stehen kommt? Oder wie oder was?
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
Vongole
Moderator
Beiträge: 21304
Registriert: Di 24. Mär 2015, 18:30

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Vongole »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 15:53)

Erstens habe ich noch nie zu dir "Nazi" gesagt. Zweitens sage ich nur "Nazi" zu jemandem, der auch einer ist, was man an seinen krassen menschenfeindlichen Äußerungen deutlich sehen würde. Und drittens hielte ich es für wichtig, dass alle politischen Kräfte eine Art temporären Zusammenschluss bilden sollten, der ähnliche Geschichten wie 33 verhindert. Ich rede von ähnlichen Geschichten, denn eine exakte Wiederholung von Geschichte gibt es ja nicht. Diesen temporären Zusammenschluss von politisch ganz unterschiedlichen Leuten, darunter auch aus der bürgerlichen Mitte, kann man zuweilen ja auch sehen, aber eben noch zu wenig, zu schwach ausgeprägt.
Woher willst Du denn wissen, wie wenig oder wie viel Engagement es gegen die extreme Rechte gibt?
Was weißt Du von Initiativen aller Art, die sich durch die gesamte "Mitte" ziehen, die sich täglich engagieren, zwar nicht auf Großdemos, mehr oder weniger unbeobachtet durch die Presse,
aber eben nicht nur temporär, sondern kontinuierlich über lange Jahre?
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
Benutzeravatar
Skull
Moderator
Beiträge: 27077
Registriert: Do 12. Apr 2012, 22:22
user title: woaussie
Wohnort: NRW / ST

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Skull »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 15:42)

Da ich zu den Älteren hier gehöre, kann ich nur sagen:

Dieses Wegducken der bürgerlichen Mitte hat schon einmal dafür gesorgt
- zusammen mit anderen Faktoren - dass ein sehr finsteres deutsches Kapitel geschrieben worden ist.
Wie ja eigentlich jeder weiß.
Watt bist Du denn für ein Jahrgang ? :?: :D

Ich bin ja auch nicht der Jüngste. Aber den zweiten Weltkrieg und die Zeit davor kenne ich nicht persönlich. Du ?

Ansonsten ist der Hinweis auf Dein Alter ... völlig ... überflüssig.

Und ICH persönlich lasse mich nicht, auch wenn ich ein bürgerlich-Mittiger sein sollte...

...in Deine Schablonen und eher unterstellenden Mutmassungen reinpressen. :)

mfg
Man dient für Lohn und liebt sich für Geschenke
Benutzeravatar
Wolverine
Beiträge: 11655
Registriert: So 7. Jul 2013, 20:19
user title: Scouts

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Wolverine »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 15:53)

Erstens habe ich noch nie zu dir "Nazi" gesagt. Zweitens sage ich nur "Nazi" zu jemandem, der auch einer ist, was man an seinen krassen menschenfeindlichen Äußerungen deutlich sehen würde. …...
Habe ich auch nicht behauptet. Ich habe allgemein geäußert, dass man in der heutigen Zeit schnell in die Nazi-Ecke geschoben wird, wenn man nicht mit der Meute jault. Das war noch nie mein Ding. Ich gebe dir allerdings recht, dass es noch hapert an der Wahrnehmung. Momentan ist den Leuten die Gefahr durch rechte Fanatiker noch nicht richtig bewusst. Hinzu kommt noch das Schweigen. Das ist das Schlimmste an der ganzen Sache. Viele Menschen leben auch damit: "Muss ich nix zu sagen, regeln eh schon die anderen. Angesichts der deutschen Geschichte müssten eigentlich längst die Alarmglocken geläutet haben. Sollte die AfD noch mehr Wahlerfolge verzeichnen können, dann kommt das von alleine. Die Zeit von 1933 wünscht sich nicht wirklich jemand zurück. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Extremisten haben in Deutschland keinen Erfolg mehr. Das musste die RAF erfahren und so wird es auch den faschistischen Teilen der AfD ergehen, sollten die etwas planen. Einen Rückhalt in der Bevölkerung sehe ich nicht. Nicht bei 12,5 % Wahlerfolg.
If Israel were to put down its arms there would be no more Israel.
If the Arabs were to put down their arms there would be no more war.
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17527
Registriert: Do 29. Sep 2016, 15:33

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Liberty hat geschrieben:(03 Apr 2019, 15:57)

Wer genau ist denn "die bürgerliche Mitte"? Und was zeichnet diese inhaltlich aus?
Ein Großteil der Anhänger von CDU/CSU und FDP. Bei der SPD gibt es Teile, die man zur bürgerlichen Mitte zählen kann, aber auch sehr konservative Gruppierungen wie den Seeheimer Kreis, die sich selbst natürlich auch zur bürgerlichen Mitte zählen :D Genau wie eher linksorientierte SPD-Leute. Auch in der Partei Die Linke findet man Leute, die zur bürgerlichen Mitte gehören. Ebenso bei den Grünen, die in den letzten Jahren einen starken Ruck in Richtung bürgerliche Mitte zu verzeichnen haben. Als Eselsbrücke: Man schaue sich einfach die Lebensverhältnisse der betreffenden Leute an. Die entscheiden meines Erachtens darüber, ob jemand eher zur bürgerlichen Mitte gehört oder eher nicht. Die Ansichten reichen da von Besitzstandswahrung über Skepsis gegenüber Migration bis hin zu Klein-aber-mein-Haltungen. Auch die verstärkte Hinwendung zum Nationalen trifft man besonders häufig in der bürgerlichen Mitte an. In letzterem Punkt driftet sie auch gerne mal weiter nach rechts ab. Aber selbstverständlich gehören auch etliche sehr liberal und weltoffen denkende Leute zur Mitte. Die bürgerliche Mitte spricht von sich selbst natürlich von "politischer Mitte". Das Beiwort "bürgerlich" wird als zu marxistisch abgelehnt ;) Dabei wird es in der Soziologie durchaus verwendet.
Zuletzt geändert von Selina am Mi 3. Apr 2019, 16:30, insgesamt 1-mal geändert.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
Wolverine
Beiträge: 11655
Registriert: So 7. Jul 2013, 20:19
user title: Scouts

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Wolverine »

Vongole hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:15)

Woher willst Du denn wissen, wie wenig oder wie viel Engagement es gegen die extreme Rechte gibt?
Was weißt Du von Initiativen aller Art, die sich durch die gesamte "Mitte" ziehen, die sich täglich engagieren, zwar nicht auf Großdemos, mehr oder weniger unbeobachtet durch die Presse,
aber eben nicht nur temporär, sondern kontinuierlich über lange Jahre?
Genau das ist es. Vielleicht gibt es einige rechtsextreme Flachbirnen die vom Rückhalt träumen. Ich sehe den nicht.
If Israel were to put down its arms there would be no more Israel.
If the Arabs were to put down their arms there would be no more war.
Vedi
Beiträge: 173
Registriert: Fr 29. Mär 2019, 17:22

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Vedi »

Selina hat geschrieben: Ja, kein Witz. Da gibt es gewisse Szenarien, wo sich Neurechte im Netz schon recht drastisch geäußert haben.
Ist bekannt. Manche führen schon regelrechte Todeslisten, welche Politiker, Journalisten, Juristen, usw. sie wegen angeblichen Landesverrats als erste töten wollen.
Selina hat geschrieben: Da ich zu den Älteren hier gehöre, kann ich nur sagen: Dieses Wegducken der bürgerlichen Mitte hat schon einmal dafür gesorgt - zusammen mit anderen Faktoren - dass ein sehr finsteres deutsches Kapitel geschrieben worden ist. Wie ja eigentlich jeder weiß.
Jemand sagte einmal sinngemäß: "Für den Triumph des Bösen ist es völlig ausreichend, wenn die Guten passiv bleiben". Leider gibt es nur wenige Helden, die sich einer "rechten Revolution" entgegenstellen. Hoffen wir mal, dass wir mit unserer Schwarzmalerei falsch liegen.
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17527
Registriert: Do 29. Sep 2016, 15:33

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Vongole hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:15)

Woher willst Du denn wissen, wie wenig oder wie viel Engagement es gegen die extreme Rechte gibt?
Was weißt Du von Initiativen aller Art, die sich durch die gesamte "Mitte" ziehen, die sich täglich engagieren, zwar nicht auf Großdemos, mehr oder weniger unbeobachtet durch die Presse,
aber eben nicht nur temporär, sondern kontinuierlich über lange Jahre?
Naja, solch ein Strang-Thema hat meistens etwas Hypothetisches. Das ist doch klar. Es sind Erfahrungen, Beobachtungen, Eindrücke. Das schließt doch nicht aus, dass es viele Leute auch in der bürgerlichen Mitte gibt, die sich engagieren. Trotzdem kann der Eindruck des sich Wegduckens schon mitunter entstehen. Daher zitierte ich ja den Chefredakteur, der von einem "Haltungsproblem" der bürgerlichen Mitte spricht und davon, dass diese Mitte "entweder zu leise oder überhaupt nicht vorhanden“ sei. Das beobachten also auch noch andere Leute, vor allem auch so genannte "Meinungsmultiplikatoren", die aufgrund ihrer Funktion schon durchaus eine gewisse Breite der Gesellschaft überblicken können.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17527
Registriert: Do 29. Sep 2016, 15:33

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Vedi hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:36)

Ist bekannt. Manche führen schon regelrechte Todeslisten, welche Politiker, Journalisten, Juristen, usw. sie wegen angeblichen Landesverrats als erste töten wollen.


Jemand sagte einmal sinngemäß: "Für den Triumph des Bösen ist es völlig ausreichend, wenn die Guten passiv bleiben". Leider gibt es nur wenige Helden, die sich einer "rechten Revolution" entgegenstellen. Hoffen wir mal, dass wir mit unserer Schwarzmalerei falsch liegen.
Ja, genau, hoffen wir es mal ;)
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Liberty
Beiträge: 2724
Registriert: So 26. Aug 2018, 21:58

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Liberty »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:28)
Ein Großteil der Anhänger von CDU/CSU und FDP. Bei der SPD gibt es Teile, die man zur bürgerlichen Mitte zählen kann, aber auch sehr konservative Gruppierungen wie den Seeheimer Kreis, die sich selbst natürlich auch zur bürgerlichen Mitte zählen :D Genau wie eher linksorientierte SPD-Leute. Auch in der Partei Die Linke findet man Leute, die zur bürgerlichen Mitte gehören. Ebenso bei den Grünen, die in den letzten Jahren einen starken Ruck in Richtung bürgerliche Mitte zu verzeichnen haben.
Also zusammengefasst:

Alle Altparteien von der Linkspartei bis zur CSU sind die politische Mitte. :D
Benutzeravatar
Wolverine
Beiträge: 11655
Registriert: So 7. Jul 2013, 20:19
user title: Scouts

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Wolverine »

Vedi hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:36)

Ist bekannt. Manche führen schon regelrechte Todeslisten, welche Politiker, Journalisten, Juristen, usw. sie wegen angeblichen Landesverrats als erste töten wollen.


Jemand sagte einmal sinngemäß: "Für den Triumph des Bösen ist es völlig ausreichend, wenn die Guten passiv bleiben". Leider gibt es nur wenige Helden, die sich einer "rechten Revolution" entgegenstellen. Hoffen wir mal, dass wir mit unserer Schwarzmalerei falsch liegen.
Können die gerne führen. Der VS liest mit.

Ich gehe davon aus, dass nichts passieren wird, was den rechten Extremisten an die Macht hilft. Zum einen zähle ich auf die Mehrheit der Bevölkerung und zum anderen sehe ich in der deutschen Verfassung die Hürde an der auch eine extremistische AfD scheitern würde.

Ich sehe momentan noch keine Gefahr für die BRD. Der allgemeine europaweite Rechtsruck macht mich da mehr nachdenklich.
If Israel were to put down its arms there would be no more Israel.
If the Arabs were to put down their arms there would be no more war.
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17527
Registriert: Do 29. Sep 2016, 15:33

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Liberty hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:45)

Also zusammengefasst:

Alle Altparteien von der Linkspartei bis zur CSU sind die politische Mitte. :D
Ich sprach von Teilen der Linkspartei. Genauso von Teilen der SPD. Große Teile der SPD sind heute einfach konservativ, um nicht zu sagen erzkonservativ. Trotzdem zählen sich Letztere natürlich selbst ebenfalls zur Mitte. Wichtig ist also zu schauen, ob die Einschätzung, wer zur Mitte gehört, ein Selbstbild oder ein Fremdbild ist.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
Vongole
Moderator
Beiträge: 21304
Registriert: Di 24. Mär 2015, 18:30

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Vongole »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:42)

Naja, solch ein Strang-Thema hat meistens etwas Hypothetisches. Das ist doch klar. Es sind Erfahrungen, Beobachtungen, Eindrücke. Das schließt doch nicht aus, dass es viele Leute auch in der bürgerlichen Mitte gibt, die sich engagieren. Trotzdem kann der Eindruck des sich Wegduckens schon mitunter entstehen. Daher zitierte ich ja den Chefredakteur, der von einem "Haltungsproblem" der bürgerlichen Mitte spricht und davon, dass diese Mitte "entweder zu leise oder überhaupt nicht vorhanden“ sei. Das beobachten also auch noch andere Leute, vor allem auch so genannte "Meinungsmultiplikatoren", die aufgrund ihrer Funktion schon durchaus eine gewisse Breite der Gesellschaft überblicken können.
Der Artikel, den Du verlinkt hast, beschränkt sich auf Sachsen, das sagt nichts über die Haltung der Mitte in Gesamtdeutschland aus. Dass die östlichen Bundesländer da ein gravierendes Problem haben, will ich gar nicht
weg diskutieren, aber verallgemeinern würde ich das nicht.
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17527
Registriert: Do 29. Sep 2016, 15:33

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Wolverine hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:50)

Können die gerne führen. Der VS liest mit.

Ich gehe davon aus, dass nichts passieren wird, was den rechten Extremisten an die Macht hilft. Zum einen zähle ich auf die Mehrheit der Bevölkerung und zum anderen sehe ich in der deutschen Verfassung die Hürde an der auch eine extremistische AfD scheitern würde.

Ich sehe momentan noch keine Gefahr für die BRD. Der allgemeine europaweite Rechtsruck macht mich da mehr nachdenklich.
Zu diesem europaweiten Rechtsruck gehört aber eben auch die Neue Rechte in Deutschland.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
Wolverine
Beiträge: 11655
Registriert: So 7. Jul 2013, 20:19
user title: Scouts

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Wolverine »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:56)

Zu diesem europaweiten Rechtsruck gehört aber eben auch die Neue Rechte in Deutschland.
Selbstverständlich. Wollte ich auch nicht in Abrede stellen. Ich unterscheide da sehr genau. Es gibt schon "rechte Regierungen" in Europa die noch nicht auffällig sind. In Deutschland würde mir das allein auf Grund der Geschichte viel mehr Sorgen machen. Im Europa weiten Rechtsruck sehe ich die Gefahr, dass dann die Gefahr in der BRD verharmlost wird so nach dem Motto ….. die Italiener haben auch eine Rechte Regierung und die fangen auch keinen Krieg an...…." Wenn diese Verharmlosung greift, dann käme die Zeit für Höcke…...aber wie gesagt, an der Verfassung und der gesamten Logistik würde eine faschistische AfD scheitern, meiner Ansicht nach.
If Israel were to put down its arms there would be no more Israel.
If the Arabs were to put down their arms there would be no more war.
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17527
Registriert: Do 29. Sep 2016, 15:33

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Vongole hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:55)

Der Artikel, den Du verlinkt hast, beschränkt sich auf Sachsen, das sagt nichts über die Haltung der Mitte in Gesamtdeutschland aus. Dass die östlichen Bundesländer da ein gravierendes Problem haben, will ich gar nicht
weg diskutieren, aber verallgemeinern würde ich das nicht.
Ja, das ist schwierig einzuschätzen. Da gebe ich dir recht. Aber auch in diesem Forum hier zählt sich doch ein Großteil der User selbst zur Mitte. Und von diesen Usern wiederum stammt der Großteil aus dem Westen. Auch da erlebe ich oft Schweigen (nicht bei dir), wenn es um rechtsradikales und rechtsextremes Denken und Reden geht.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17527
Registriert: Do 29. Sep 2016, 15:33

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Wolverine hat geschrieben:(03 Apr 2019, 17:01)

Selbstverständlich. Wollte ich auch nicht in Abrede stellen. Ich unterscheide da sehr genau. Es gibt schon "rechte Regierungen" in Europa die noch nicht auffällig sind. In Deutschland würde mir das allein auf Grund der Geschichte viel mehr Sorgen machen. Im Europa weiten Rechtsruck sehe ich die Gefahr, dass dann die Gefahr in der BRD verharmlost wird so nach dem Motto ….. die Italiener haben auch eine Rechte Regierung und die fangen auch keinen Krieg an...…." Wenn diese Verharmlosung greift, dann käme die Zeit für Höcke…...aber wie gesagt, an der Verfassung und der gesamten Logistik würde eine faschistische AfD scheitern, meiner Ansicht nach.
Genau das ist der Punkt.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73219
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

Vllt. hängt der bürgerlichen Mitte der ewige "Kampf gegen Rechts" aber auch einfach nur zum Hals raus? Wie hoch ist denn die Gefahr einer AfD-Machtergreifung? Nahezu Null.

Der Verfassungsschutz schätzt, dass es in Deutschland ca. 12.700 gewaltorientierte Rechtsextreme gibt. Klar, jeder einzelne ist einer zu viel, aber wenn man das mal in Relation zum "Personenpotenzial islamistischer Terrorismus/​Islamismus" (mindestens 25.810 und das ohne IS-Fans) setzt, dann sieht das doch schon ganz anders aus. Und wenn man dann noch bedenkt, dass der Anteil der Muslime an der Bevölkerung bei nur max. 7% liegt, dann erkennt man doch sehr schnell, dass Deutschland noch ganz andere Gefahren drohen.

Quellen: https://www.verfassungsschutz.de/de/arb ... nzial-2017 und https://www.verfassungsschutz.de/de/arb ... nzial-2017
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
Quatschki
Beiträge: 13178
Registriert: Mi 4. Jun 2008, 09:14
Wohnort: Make Saxony great again

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Quatschki »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 15:59)

Und du glaubst also, dass die Neue Rechte jetzt nur dafür sorgt, dass der Linksruck nicht noch stärker wird und dass das Pendel wieder mehr in Richtung Mitte ausschlägt und da zum Stehen kommt? Oder wie oder was?
Natürlich.
Außerdem geht es nicht um links oder rechts,
sondern der Graben verläuft zwischen Globalisierern und Verteidigern nationaler Volkssouveränität
Zu Letzteren gehören in Osteuropa auch linke Parteien
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73219
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:28)

Auch die verstärkte Hinwendung zum Nationalen trifft man besonders häufig in der bürgerlichen Mitte an. In letzterem Punkt driftet sie auch gerne mal weiter nach rechts ab.
Gibt es dazu Studien oder Umfragen oder ist das auf deinem Mist gewachsen?
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
Vongole
Moderator
Beiträge: 21304
Registriert: Di 24. Mär 2015, 18:30

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Vongole »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 17:03)

Ja, das ist schwierig einzuschätzen. Da gebe ich dir recht. Aber auch in diesem Forum hier zählt sich doch ein Großteil der User selbst zur Mitte. Und von diesen Usern wiederum stammt der Großteil aus dem Westen. Auch da erlebe ich oft Schweigen (nicht bei dir), wenn es um rechtsradikales und rechtsextremes Denken und Reden geht.
Das könnte auch am Diskussionsstil in den entsprechenden Strängen liegen. Mir z.B. vergeht jede Lust, wenn mir bei einem kritischen Beitrag zur Flüchtlingspolitik oder Integration
sofort die Nazi- oder Neurechts-Keule um die Ohren gehauen wird.
Deswegen verlasse ich auch jede Demo fast sofort, wenn sie von der AntiFa mit lautstarken Chören aus der Marxistenecke gekapert wird, die zudem noch nicht mal was mit dem Thema der Demo zu tun haben.
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17527
Registriert: Do 29. Sep 2016, 15:33

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Quatschki hat geschrieben:(03 Apr 2019, 17:07)

Natürlich.
Außerdem geht es nicht um links oder rechts,
sondern der Graben verläuft zwischen Globalisierern und Verteidigern nationaler Volkssouveränität
Zu Letzteren gehören in Osteuropa auch linke Parteien
Manche nennen das auch die Kluft zwischen Kommunitarismus und Liberalismus. Ja, ein einfacher Rechts-Links-Konflikt ist das Ganze wirklich nicht. Für mich hört die Freundschaft einfach bei Nationalismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73219
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

"Geradezu sinnbildlich hätten sich am Sonntagnachmittag Rechte und Linke gegenüber gestanden, so Kleditzsch, „und wer nicht da war, das war die Mitte..."

Was soll die "Mitte" auch da? Sich an Straßenschlachten beteiligen und dann am Montag wieder arbeiten gehen, als wäre nichts geschehen? So ein Quark.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
unity in diversity
Beiträge: 10327
Registriert: So 21. Dez 2014, 09:18
user title: Links oben, unten rechts
Wohnort: Deutschland drunter & drüber

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von unity in diversity »

Im allgemeinen nehme ich nicht an Grundsatzdebatten teil, weil der Verlauf vorher klar ist.
Ich stelle stattdessen ein Statement in aktuelle Themen ein und beobachte, was dort passiert.
Die Beschwichtiger, Relativierer und Verharmloser aller politischen Richtungen führen den Bewegungskampf, mit unterschwelligen Unterstellungen, persönlichen Angriffen, oder weichen themenfremd aus .
Die schiere Masse der Argumente von Rechtfertigungstheoretikern und Rechtfertigungspraktikern bringt schließlich jede Diskussion zum Stillstand.
Stellungskampf, eine Filterblase gibt der anderen die Schuld, dabei sind die alle besorgte Bürger, einschließlich der Themenstarterin, aus ihrer Position heraus.
Wenn jede Sachlichkeit verloren gegangen ist, sieht man nur noch verschiedenfarbige „Hutbürger“
Grundfarbe grün für giftig, mit er jeweiligen politischen Schraffur.
Gelegentlich kommt Polemik als Füllmasse ins Spiel, dabei weiß jeder, daß man damit am wenigsten bewegt. Na ja, bei soviel Gegensätzlichkeit unter Demokraten, muß man sich nicht wundern, daß Leute unter ihren Steinen vorkriechen, die angeblich keiner gewollt haben will und vor denen man schon immer gewarnt hat.
Zuletzt geändert von unity in diversity am Mi 3. Apr 2019, 17:29, insgesamt 1-mal geändert.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
Aus den USA.
Benutzeravatar
Europa2050
Beiträge: 9831
Registriert: Di 4. Mär 2014, 08:38
user title: Kein Platz für Nationalismus

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Europa2050 »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:53)

Ich sprach von Teilen der Linkspartei. Genauso von Teilen der SPD. Große Teile der SPD sind heute einfach konservativ, um nicht zu sagen erzkonservativ. Trotzdem zählen sich Letztere natürlich selbst ebenfalls zur Mitte. Wichtig ist also zu schauen, ob die Einschätzung, wer zur Mitte gehört, ein Selbstbild oder ein Fremdbild ist.
Du betrachtest die politische Landschaft von deinem, sehr links verorteten, Standpunkt (was mir natürlich in kleinster Weise zusteht, irgendwie zu bewerten). Da sind alle in die gleiche Richtung „falsch“, die einen etwas mehr, die anderen etwas weniger. Da passen häufig die gleichen Parolen für Faschisten, Konservative und Liberale - halt unterschiedlich stark.

Einem AfD-ler geht es ähnlich - da gibt es nur linksgrünversifte liberale Teddybärenwerfer. Ob die dann in Wirklichkeit Liberal, Konservativ oder Links sind ist auch schon egal. Die Haudraufparole passt immer.

Ein Hardcoreliberaler wie ich hat es da schon schwerer. Er führt erstmal einen Mehrfrontenkampf gegen rechte-, Linke und religiöse Rechtsstaatsverbieger und dann ist das was Du als Mitte bezeichnest (ich selbst bevorzuge das zweidimensionale Politikschema gegenüber dem rechts-links Denken) auch noch inhomogen - Liberale/Koservative/Grüne/Sozialdemokraten.

Da tut man sich viel schwerer, klare Kante zu zeigen, zudem Du auch auch immer noch Angst haben musst, in Einzelpunkten von der falschen Ecke Beifall zu erhalten.

Deshalb glaube ich mit @Skull, dass streitbare „mittlere“ in der Öffentlichkeit weniger zu finden sind als „rechte“ und „Linke“, im täglichen Leben aber sehr wohl durch Argumente und vor allem Beispiel zur Stärkung desRechtsstaates beitragen.
Почему, Россия? (Warum, Russland?)
watisdatdenn?
Beiträge: 4370
Registriert: Do 19. Jun 2008, 15:08

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von watisdatdenn? »

Ich sehe keinen Rechtsruck:
Es werden immer noch tausende Flüchtlinge deren Asylanträge abgelehnt wurden geduldet und nicht abgeschoben.

Die wirtschaftlichen Anreize unseres Sozialsystems für Ausländer sind noch deutlich zu hoch (nur Sachleistungen!)

Es benötigt noch einen Rechtsruck, damit dieses Problem endlich mal wirksam angegangen wird!

Danach kann ich eventuell endlich wieder Piraten wählen.
Benutzeravatar
Vongole
Moderator
Beiträge: 21304
Registriert: Di 24. Mär 2015, 18:30

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Vongole »

watisdatdenn? hat geschrieben:(03 Apr 2019, 18:03)

Ich sehe keinen Rechtsruck:
Es werden immer noch tausende Flüchtlinge deren Asylanträge abgelehnt wurden geduldet und nicht abgeschoben.
Die wirtschaftlichen Anreize unseres Sozialsystems für Ausländer sind noch deutlich zu hoch (nur Sachleistungen!)

Es benötigt noch einen Rechtsruck, damit dieses Problem endlich mal wirksam angegangen wird!

Danach kann ich eventuell endlich wieder Piraten wählen.
Die stehen nach dem von Dir gewünschten Rechtsruck sicher nicht mehr zur Verfügung.
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
Benutzeravatar
Quatschki
Beiträge: 13178
Registriert: Mi 4. Jun 2008, 09:14
Wohnort: Make Saxony great again

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Quatschki »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 17:12)
Für mich hört die Freundschaft einfach bei Nationalismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf.
Siehst du, ich war als Kind schon immer auf Seiten der Indianer und nicht auf der der fremden Siedler im Stammesland, selbst wenn jene friedlich waren.
Und ich lehne die Anwendung der oben genannten Kategorien auf solche Konflikte um angestammte Territorien von Völkern einfach ab!
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
Skeptiker

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Skeptiker »

Ich sehe die Entwicklung in Deutschland eher folgerichtig. Auch ich würde mir wünschen, wenn die Polarisierung die Menschen nicht aus der Mitte in die Ränder treiben würde, aber große Koalitionen haben nunmal genau diesen Effekt - das wusste man auch vorher.

Was Du beklagst ist, dass im Zuge der Polarisation viele Menschen die von Dir so empfundenen Ekelgrenzen überschreiten. Die Zugewinne für die Grünen zeigen aber, dass dieser Effekt in beide Richtungen geht. Will man ihn aufhalten, dann muss man eben mit der Polarisierung aufhören und sie durch Sachlichkeit und Unaufgeregtheit ersetzen. Die Leute zu "Haltung zeigen" aufzufordern, ist genau das Gegenteil! Die einen machen mit, die anderen marschieren dann mit.

Die Antwort auf Extremismus muss eine Stärkung der Sachlichkeit und Diskussionskultur sein. Es gilt nicht moralisch zu verdammen, sondern argumentativ einzufangen.

Extremismus nährt Extremismus. Es ist sehr traurig das mit anzuschauen, weil ich wirklich gedacht hatte die politische Kompetenz der Menschen in Deutschland wäre weiter.
Benutzeravatar
Bielefeld09
Beiträge: 11924
Registriert: Mo 19. Jan 2015, 19:48

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Bielefeld09 »

Quatschki hat geschrieben:(03 Apr 2019, 18:30)

Siehst du, ich war als Kind schon immer auf Seiten der Indianer und nicht auf der der fremden Siedler im Stammesland, selbst wenn jene friedlich waren.
Und ich lehne die Anwendung der oben genannten Kategorien auf solche Konflikte um angestammte Territorien von Völkern einfach ab!
Na historisch tut sich die angestammte urbane Mitte jedenfalls überall schwer,
es gibt sie nicht!
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17527
Registriert: Do 29. Sep 2016, 15:33

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Europa2050 hat geschrieben:(03 Apr 2019, 17:28)

Du betrachtest die politische Landschaft von deinem, sehr links verorteten, Standpunkt (was mir natürlich in kleinster Weise zusteht, irgendwie zu bewerten). Da sind alle in die gleiche Richtung „falsch“, die einen etwas mehr, die anderen etwas weniger. Da passen häufig die gleichen Parolen für Faschisten, Konservative und Liberale - halt unterschiedlich stark.

Einem AfD-ler geht es ähnlich - da gibt es nur linksgrünversifte liberale Teddybärenwerfer. Ob die dann in Wirklichkeit Liberal, Konservativ oder Links sind ist auch schon egal. Die Haudraufparole passt immer.

Ein Hardcoreliberaler wie ich hat es da schon schwerer. Er führt erstmal einen Mehrfrontenkampf gegen rechte-, Linke und religiöse Rechtsstaatsverbieger und dann ist das was Du als Mitte bezeichnest (ich selbst bevorzuge das zweidimensionale Politikschema gegenüber dem rechts-links Denken) auch noch inhomogen - Liberale/Koservative/Grüne/Sozialdemokraten.

Da tut man sich viel schwerer, klare Kante zu zeigen, zudem Du auch auch immer noch Angst haben musst, in Einzelpunkten von der falschen Ecke Beifall zu erhalten.

Deshalb glaube ich mit @Skull, dass streitbare „mittlere“ in der Öffentlichkeit weniger zu finden sind als „rechte“ und „Linke“, im täglichen Leben aber sehr wohl durch Argumente und vor allem Beispiel zur Stärkung desRechtsstaates beitragen.
Mir gehts nicht um "falsche" oder "richtige" politische Richtung. Mir gehts um das Verhalten der politischen Mitte. Ich nenne sie bürgerliche Mitte. Angesichts des Rechtsruckes, der dir ja ebenfalls sicher nicht entgangen ist, kommt mir das Verhalten vieler Mitte-Leute einfach zu lasch, zu unentschlossen, zu gleichgültig und zu passiv vor. Das hat nichts mit meiner "linken Sicht" zu tun. Der Chefredakteur, den ich zitierte, ist ganz bestimmt kein Linker, aber auch er teilt diesen Eindruck. Darum sollte es hier gehen.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73219
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 23:20)

Angesichts des Rechtsruckes, der dir ja ebenfalls sicher nicht entgangen ist, kommt mir das Verhalten vieler Mitte-Leute einfach zu lasch, zu unentschlossen, zu gleichgültig und zu passiv vor. Das hat nichts mit meiner "linken Sicht" zu tun.
Selbstverständlich hat das mit deiner Position ganz weit links zu tun, zudem ist für dich der "Rechtsruck" und alles was damit zu tun hat, das alles beherrschende Thema, die Mitte hat aber andere Probleme zu bewältigen als diesem aufgeblasenen Popanz entgegen zu treten.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
MoOderSo
Beiträge: 8424
Registriert: Mo 2. Jun 2008, 23:54
user title: (•̀ᴗ•́)و

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von MoOderSo »

Vongole hat geschrieben:(03 Apr 2019, 18:10)

Die stehen nach dem von Dir gewünschten Rechtsruck sicher nicht mehr zur Verfügung.
Genau, denn jeder rechts von Mindestlohn, Ehe-für-alle und Open-Borders will eigentlich nur Konzentrationslager bauen. :)
Der Anarchist ist kein Feind der Ordnung. Er liebt die Ordnung so sehr, daß er ihre Karikatur nicht erträgt.
Benutzeravatar
unity in diversity
Beiträge: 10327
Registriert: So 21. Dez 2014, 09:18
user title: Links oben, unten rechts
Wohnort: Deutschland drunter & drüber

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von unity in diversity »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 23:20)

Mir gehts nicht um "falsche" oder "richtige" politische Richtung. Mir gehts um das Verhalten der politischen Mitte. Ich nenne sie bürgerliche Mitte. Angesichts des Rechtsruckes, der dir ja ebenfalls sicher nicht entgangen ist, kommt mir das Verhalten vieler Mitte-Leute einfach zu lasch, zu unentschlossen, zu gleichgültig und zu passiv vor. Das hat nichts mit meiner "linken Sicht" zu tun. Der Chefredakteur, den ich zitierte, ist ganz bestimmt kein Linker, aber auch er teilt diesen Eindruck. Darum sollte es hier gehen.
Bei der Angleichung der ost/west Lebensverhältnisse wisse die Kanzlerin, wie wichtig gerade kleine Schritte sind:
https://www.tagesschau.de/inland/merkel ... n-103.html
Donnerwetter, nach 30 Jahren.
Wer da nicht grußlos den Raum verließ, gehört dazu oder fürchtet, daß sie ihm ihr uneingeschränktes Vertrauen ausspricht.
Oder man bereitet gerade spontane Willkommensdemos für die geforderte neue Flüchtlingswelle vor:
https://www.n-tv.de/ticker/Taeglich-6-t ... 44797.html
Damit ist klar, welche Wahlergebnisse von Merkel gewollt sind.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
Aus den USA.
watisdatdenn?
Beiträge: 4370
Registriert: Do 19. Jun 2008, 15:08

Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von watisdatdenn? »

MoOderSo hat geschrieben:(03 Apr 2019, 23:43)
Genau, denn jeder rechts von Mindestlohn, Ehe-für-alle und Open-Borders will eigentlich nur Konzentrationslager bauen. :)
Ich bin durchaus für Mindestlohn und Ehe-für-alle.

Nur nicht für (komplett) Open-Borders.

Es gibt eine Theorie von Karl Popper, nach der man intolerante Ideologien nicht tolerieren darf (Toleranz Paradoxon).

Eine Grenze ist für mich dich sanfteste intolerante Methode um die intoleranten (stellen sich über das Gesetz. In der Schule meiner Tochter dürfen sich Muslime trotz Schulpflicht für religiöse muslimische Feiertage freinehmen) Muslime aus der Gesellschaft draußen zu halten.
Antworten