Jahre zuvor wurde der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) als eine Jugendorganisation der SPD gebildet. Er war später Kern der nachfolgenden Außerparlamentarische Opposition (APO). Als ihr wesentliches Teilziel sah die APO an, daß sie eine effektive außerparlamentarische Opposition gegen die Große Koalition von 1966 bilden wollte und mußte - da die seinerzeit einzig verliebene parlamentarische Oppositionspartei ja wenig ausrichten konnte. Im Weiteren verstand sie ihren Protest als Beitrag gegen starre Strukturen.
Tausende Studenten gingen daraufhin in den 1960er Jahren auf die Straße. Die Polizei hatte die deutsche Studentenbewegung zunächst gar nicht auf der Rechnung - griff danach aber umso härter durch.
Nachdem 1967 während der Demonstrationen gegen den Staatsbesuch des persischen Schahs Mohammad Reza Pahlavi der Student Benno Ohnesorg vom Polizisten Karl-Heinz Kurras erschoßen wurde, radikalisierte sich die Studentenbewegung und wurde zunehmend militanter. Den Rest kennen alle:
- aus der Protestbewegung heraus entwickelte sich in den Folgejahren ein zunehmend militanter Teil:
- die erste Generation der RAF.
Gegen die Haltung von Politik in Sachen Klima und für eine bessere Klimapolitik planen hunderttausende junger Menschen dieser Tage in rund 105 Staaten (von Neuseeland bis Brasilien, von Paris bis nach Nigeria) weltweite Aktionen. Ganz im Sinne der 16-jährigen schwedischen Umweltaktivistin Greta Thunberg, die mit ihrem Protest den Anfang gemacht hat, organisieren sie als "die letzte Generation, die noch etwas gegen den Klimawandel ausrichten und katastrophale Folgen verhindern kann" gemeinsame Protest-Aktionen. Sie wollen mit ihren Aktionen lautstark für einen schnellstmöglichen Kohleausstieg demonstrieren. Zuvor trifft die Bewegung sich zu einem Gespräch mit der Kohlekommission.
Während sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Justizministerin Katarina Barley positiv zu den "Fridays for Future"-Demonstrationen äußern, hat die nordrhein-westfälische Landesregierung bisher wenig Verständnis für Proteste während der Unterrichtszeit gezeigt.
Steinmeier:
- Viele der Erwachsenen hätten noch nicht gemerkt, "daß es fünf vor Zwölf ist"
- "Wir brauchen junge Menschen, die sich einmischen"
- "Ich unterstütze sehr, daß Schülerinnen und Schüler für den Klimaschutz auf die Straße gehen und dafür kämpfen"
- "Daß die Jugendlichen jetzt für den Klimaschutz demonstrieren und sich so engagieren, ist doch großartig"
Ministerpräsident Laschet übte im WDR deutliche Kritik an den Protesten. Diese Schüler seien nichts als Schulschwänzer. Das Schulministerium verdeutlichte daraufhin in einem versendeten Brief die Linie der Landesregierung. Tenor:
- es sei glaubwürdiger wenn sich die Schüler und Schülerinnen nach Schulschluß versammeln würden.
Die Bezirksregierung Düsseldorf hat nun die Schulleiter in Wuppertal gebeten, "zu dokumentieren, wer wegen dieser Demonstration dem Unterricht ferngeblieben ist". Einige Schulleiter sind darüber empört:
- "Wir brauchen die Unterstützung der Bezirksregierung vielmehr bei anderen Problemen." Es wurden nicht alle Schulen im Regierungsbezirk angeschrieben, sondern nur jene in Wuppertal. Als Grund wurde vermerkt, daß seitens des Polizeipräsidiums eine Großdemo erwartet werde.
- Wohlgemerkt:
- Gemeldet waren ca. 1200 Demostrations-Teilnehmer.
- Wohlgemerkt:
- "Nicht mit uns" ... und vefaßten tagsdrauf eine Einladung an Schulministerin Yvonne Gebauer, doch persönlich nach Wuppertal zu kommen - sie könne dann selbst die Demonstranten zählen.
Wenn also 1200 Jugendliche und Schülerinnen und Schüler schon "eine Großdemo" sind, ... wie sollte sich die Polizei der 1960er Jahre gefühlt haben?