Seite 4 von 6

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: So 23. Sep 2018, 19:23
von Großer Adler
JJazzGold hat geschrieben:(23 Sep 2018, 14:57)

Mir ist durchaus bekannt, dass die Entscheidungsfreiheit eingeschränkt war. Eine meine späteren Freundinnen hat bewusst auf Abi und Studium verzichtet, weil sie danach nicht frei hätte wählen können. Statt dessen hat sie eine Ausbildung zur Bürokauffrau angefangen, das stand gerade zur Verfügung, und sich ab 1990 entsprechend ihrer persönlichen Neigung qualifiziert. In meinen Seminaren in Berlin sassen etliche Personen mit solchen Biographien. Es handelt sich ergo nicht um Arroganz, sondern um Mitgefühl, das hätte sie und die Anderen auch ein paar Jahre früher haben können, und Bewunderung für den Mut, noch ein mal neu anzufangen.

Heutzutage nur die Wahl zwischen Montage oder Hartz IV zu haben, scheint mir diesbezüglich eine äusserst eingeschränkte Wahrnehmung zu sein.

Nur ist es eben auch schwierig, von Menschen, die nie gelernt haben, für sich selbst zu sorgen, von heute auf morgen selbiges zu verlangen. Das gab und gibt es auch in den sog. alten Bundesländern, wobei es sich hier um ein Versagen der Eltern und nicht des Staates handelt. Deshalb wundert es mich nicht, dass immer noch ein Anteil zu finden ist, der darauf wartet, dass der Staat ihnen sagt, was sie tun sollen. Aber der wird im Laufe der Jahrzehnte immer weiter abnehmen und mit einem überschaubaren Restbestand kann der Sozialstaat leben.
Um dich aufzuklären, ich bin gelernter Maler/ Lackierer, habe nach 17 Jahren mein Abi nachgeholt und studiert. Ich war nie arbeitslos. Das Versagen, wie du es beschreibst ist nicht allein den Eltern vorzuwerfen, auch der Staat trägt Mitverantwortung. Ebenso fällt es manchen nicht so leicht, dem gesellschtlichen Druck standzuhalten oder den gestellten Anforderungen gerecht zu werden.

Ich selbst bin nun in der sozialen Branche tätig und mein Klientel gehört zu den "Restbeständen" des Staates. Ich wage vorsichtig zu urteilen, über den deiner Meinung nach abnehmenden Restbestand. Ein von massiv ansteigenden Problemen, Krisen, Katastrophen und Risiken bedrohtes System, sorgt eher dafür, dass ein Versagen eine Masse an Menschen treffen kann, die es nie vorher glaubte.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: So 23. Sep 2018, 20:26
von Gilmoregirl
JJazzGold hat geschrieben:(23 Sep 2018, 14:57)

Mir ist durchaus bekannt, dass die Entscheidungsfreiheit eingeschränkt war. Eine meine späteren Freundinnen hat bewusst auf Abi und Studium verzichtet, weil sie danach nicht frei hätte wählen können. Statt dessen hat sie eine Ausbildung zur Bürokauffrau angefangen, das stand gerade zur Verfügung, und sich ab 1990 entsprechend ihrer persönlichen Neigung qualifiziert. In meinen Seminaren in Berlin sassen etliche Personen mit solchen Biographien. Es handelt sich ergo nicht um Arroganz, sondern um Mitgefühl, das hätte sie und die Anderen auch ein paar Jahre früher haben können, und Bewunderung für den Mut, noch ein mal neu anzufangen.

Heutzutage nur die Wahl zwischen Montage oder Hartz IV zu haben, scheint mir diesbezüglich eine äusserst eingeschränkte Wahrnehmung zu sein.

Nur ist es eben auch schwierig, von Menschen, die nie gelernt haben, für sich selbst zu sorgen, von heute auf morgen selbiges zu verlangen. Das gab und gibt es auch in den sog. alten Bundesländern, wobei es sich hier um ein Versagen der Eltern und nicht des Staates handelt. Deshalb wundert es mich nicht, dass immer noch ein Anteil zu finden ist, der darauf wartet, dass der Staat ihnen sagt, was sie tun sollen. Aber der wird im Laufe der Jahrzehnte immer weiter abnehmen und mit einem überschaubaren Restbestand kann der Sozialstaat leben.
Ja, auch ich bin eine mit so einer Biographie.
Ich wollte nicht lienientreu und parteiabhängig meinen beruflichen Weg gehen, wobei mich mein eigentlicher Job ( Kindergärtnerin) schon sehr im Gleis hielt.
Die Wende kam, da war ich 23, nun stand so viel für mich offen...was mache ich... gerade in Zeiten, als der Osten die Kitas eher schloss als neue benötigte.
Da, wo ich heute beruflich bin, hab ich z.T. meiner Entschlossenheit zu verdanken. Aber ich habe auch immer noch mit Mitarbeitern zu tun, die darauf warten: Sag mir, was ich machen soll...

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: So 23. Sep 2018, 20:29
von Emin
Liegestuhl hat geschrieben:(16 Sep 2018, 11:20)

Ich glaube übrigens nicht, dass sich die Mehrheit der Ossis eine Abschaffung der Demokratie wünschen.
Demokratie ist ein weiter Begriff. Manche denken Demokratie bedeutet, dass man abstimmt, und die Mehrheit kriegt ihren Willen. Hier im Westen bedeutet Demokratie eher, geteilte Staatsgewalt und Menschen-/Bürgerrechte, die konsequenterweise auch für Zuwanderer gelten. Kenne z.B. einen Ostdeutschen, der sagte mal, es sollte einfach ein Referendum geben, ob man die ganzen Ausländer abschiebt, und wenn da die Mehrheit Ja sagt dann müssen die Ausländer gehen. Der hat die Demokratie - nach westlicher Auffassung - eben nicht verstanden.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: So 23. Sep 2018, 20:34
von imp
Gilmoregirl hat geschrieben:(23 Sep 2018, 20:26)

Ja, auch ich bin eine mit so einer Biographie.
Ich wollte nicht lienientreu und parteiabhängig meinen beruflichen Weg gehen, wobei mich mein eigentlicher Job ( Kindergärtnerin) schon sehr im Gleis hielt.
Die Wende kam, da war ich 23, nun stand so viel für mich offen...was mache ich... gerade in Zeiten, als der Osten die Kitas eher schloss als neue benötigte.
Da, wo ich heute beruflich bin, hab ich z.T. meiner Entschlossenheit zu verdanken. Aber ich habe auch immer noch mit Mitarbeitern zu tun, die darauf warten: Sag mir, was ich machen soll...
Es ist das gute Recht eines Mitarbeiters, klare Arbeitsaufträge zu erfragen.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: So 23. Sep 2018, 20:38
von Emin
schokoschendrezki hat geschrieben:(17 Sep 2018, 14:11)

Schön wärs ja. In Schweden ist bei den aktuellen Parlamentswahlen nun das nachvollzogen worden, was in den anderen Skandinavienstaaten sowieso und seit längerem schon der Fall ist: 15 bis 25 Prozent Wähler für rechtspopulistische Parteien. In Benelux siehts nicht viel anders aus.

Erstaunlicherweise fällt Südeuropa da irgendwie raus. Oder der Rechtspopulismus äußert sich dort eben irgendwie anders. (Wie in der aktuellen italienischen regierungskoalition). Eine der möglichen Erklärungen dafür könnten die Erfahrungen mit faschistischen Regimes auch nach dem 2. WK sein (Portugal, Griechenland, SPanien).
Also Griechenland ist das einzige Land, in dem nicht nur rechtspopulistische, sondern eine wirklich nazistische Partei im Parlament sitzt (Morgenröte), und in Italien regiert die Lega Nord. Die einzigen Ausnahmen sind tatsächlich Portugal und Spanien.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: So 23. Sep 2018, 20:38
von Ammianus
Gilmoregirl hat geschrieben:(23 Sep 2018, 20:26)

Ja, auch ich bin eine mit so einer Biographie.
Ich wollte nicht lienientreu und parteiabhängig meinen beruflichen Weg gehen, wobei mich mein eigentlicher Job ( Kindergärtnerin) schon sehr im Gleis hielt.
Die Wende kam, da war ich 23, nun stand so viel für mich offen...was mache ich... gerade in Zeiten, als der Osten die Kitas eher schloss als neue benötigte.
Da, wo ich heute beruflich bin, hab ich z.T. meiner Entschlossenheit zu verdanken. Aber ich habe auch immer noch mit Mitarbeitern zu tun, die darauf warten: Sag mir, was ich machen soll...
Scheint ja von unserer Sorte im weitesten Sinn einige hier zu geben. Wenn du wirklich was werden wolltest und das auch bleiben, dann musstest du deine Ergebenheit gegenüber dem Regime zeigen. Mit Eintritt ins Teeny-Alter fing ich an, rot aufgewachsen, vom wahren Glauben abzufallen. Damit blieb mir dann nur noch die Wahl zu heucheln und zu lügen oder mich wie so viele andere in eine Nische mit Gleichgesinnten zurück zu ziehen. Trotzdem sind mir noch immer die beiden Male in unangenehmer Erinnerung als ich, um meine Ruhe zu haben ins Wahllokal ging, brav den Zettel faltete und in die Urne steckte. Schon das mag für die im Westen aufgewachsenen unverständlich sein. Die Vorstellung, dass die SED einen regelrechten stillen Terror ausübte um Wahlbeteiligungen von 98-99 % zu erreichen muss da - was verständlich ist - sehr fremd erscheinen.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: So 23. Sep 2018, 21:33
von Großer Adler
Gilmoregirl hat geschrieben:(23 Sep 2018, 20:26)

Ja, auch ich bin eine mit so einer Biographie.
Ich wollte nicht lienientreu und parteiabhängig meinen beruflichen Weg gehen, wobei mich mein eigentlicher Job ( Kindergärtnerin) schon sehr im Gleis hielt.
Die Wende kam, da war ich 23, nun stand so viel für mich offen...was mache ich... gerade in Zeiten, als der Osten die Kitas eher schloss als neue benötigte.
Da, wo ich heute beruflich bin, hab ich z.T. meiner Entschlossenheit zu verdanken. Aber ich habe auch immer noch mit Mitarbeitern zu tun, die darauf warten: Sag mir, was ich machen soll...
Besser Fragen als nichts tun. Das zeugt von Stärke.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: So 23. Sep 2018, 22:06
von Großer Adler
Ammianus hat geschrieben:(23 Sep 2018, 20:38)

Scheint ja von unserer Sorte im weitesten Sinn einige hier zu geben. Wenn du wirklich was werden wolltest und das auch bleiben, dann musstest du deine Ergebenheit gegenüber dem Regime zeigen. Mit Eintritt ins Teeny-Alter fing ich an, rot aufgewachsen, vom wahren Glauben abzufallen. Damit blieb mir dann nur noch die Wahl zu heucheln und zu lügen oder mich wie so viele andere in eine Nische mit Gleichgesinnten zurück zu ziehen. Trotzdem sind mir noch immer die beiden Male in unangenehmer Erinnerung als ich, um meine Ruhe zu haben ins Wahllokal ging, brav den Zettel faltete und in die Urne steckte. Schon das mag für die im Westen aufgewachsenen unverständlich sein. Die Vorstellung, dass die SED einen regelrechten stillen Terror ausübte um Wahlbeteiligungen von 98-99 % zu erreichen muss da - was verständlich ist - sehr fremd erscheinen.
Die Frage ist nur, warum wählen im Osten heute noch so viele "Linke" oder ganz neu "AfD". Ja, beide Wählergruppierungen, haben ihre Erfahrungen gemacht. Zumindest z.T.

Ich für meinen Teil habe nur die Kindheit im Osten erlebt. Natürlich galten sie als besonderer Schutz im Osten. Im Westen aber heute auch, nur viel zu materiell orientiert. Ich hatte zu Ostzeiten eine tolle Kindheit. Eine tolle Kita mit großem Außengelände, gut erzogenen Kindern und liebevolle PädagogInnenn (was kurz nach der Wende abgerissen und durch Miethäuser aus dem Discount ersetzt wurde) sowie eine tolle Schule mit Früh- und Späthort. Eine Klassenlehrerin plus Stellvertreterin, die sich mit Kopf, Herz und Hand um uns sorgte. Mal abgesehen vom Honeckerportrait im Klassenzimmer und dem morgentlichen Klassenappell. Heute bin ich am Zweifeln, ob mein Kind, wenn es in die Schule geht, eine ebenso schöne Schulzeit erleben wird wie ich. Wohl eher nicht. Das Gefühl mein Kind jemanden oder einer Bildungseinrichtung zu überlassen, wo es an der Vermittlung von Sozialkompetenzen mitunter aus Kostengründen mangelt, ist traurig. Das, heute ist einfach nur noch Qualitätsabfall. Dennoch würde ich wohl nie LINKE wählen, mittlerweile gibt es ja Alternativen.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: So 23. Sep 2018, 22:22
von Ammianus
Damals träumte ich vom Demokratischen Sozialismus wie ihn Dubcek anstrebte, der Biermann der 70er oder auch die Eurokommunisten. Und dann brach alles weg, auch die DDR, die ich als meine Heimat sah. Schließlich war ich da geboren, bin dort aufgewachsen. Auf der Landkarte sah sie so schön harmonisch aus. 1990 war ich kurz davor in die SED/PDS einzutreten. Der Besuch einer Mitgliederversammlung belehrte mich eines Besseren. Langsam erkannte ich dass, was Biermann schon in den 80er begriffen hatte: Die Mutter Erde ging so lange schwanger mit dem Kind Kommunismus und sie merkte nicht, dass das Balg längst tot war und vor sich hinfaulte.

Heute definiere ich mich als Antikommunisten und wähle trotzdem Die Linke. Einfach als Bollwerk gegen unsoziale Tendenzen bei der SPD. Da muss Druck von Links sein. Allerdings habe ich auch schon Grüne, oder Merkel gewählt. CDU damals weil mir das sinnentleerte Gehabe Schröders nur noch auf den Senkel ging.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Mo 24. Sep 2018, 12:24
von imp
Großer Adler hat geschrieben:(23 Sep 2018, 22:06)

Die Frage ist nur, warum wählen im Osten heute noch so viele "Linke" oder ganz neu "AfD". Ja, beide Wählergruppierungen, haben ihre Erfahrungen gemacht. Zumindest z.T.

Ich für meinen Teil habe nur die Kindheit im Osten erlebt. Natürlich galten sie als besonderer Schutz im Osten. Im Westen aber heute auch, nur viel zu materiell orientiert. Ich hatte zu Ostzeiten eine tolle Kindheit. Eine tolle Kita mit großem Außengelände, gut erzogenen Kindern und liebevolle PädagogInnenn (was kurz nach der Wende abgerissen und durch Miethäuser aus dem Discount ersetzt wurde) sowie eine tolle Schule mit Früh- und Späthort. Eine Klassenlehrerin plus Stellvertreterin, die sich mit Kopf, Herz und Hand um uns sorgte. Mal abgesehen vom Honeckerportrait im Klassenzimmer und dem morgentlichen Klassenappell. Heute bin ich am Zweifeln, ob mein Kind, wenn es in die Schule geht, eine ebenso schöne Schulzeit erleben wird wie ich. Wohl eher nicht. Das Gefühl mein Kind jemanden oder einer Bildungseinrichtung zu überlassen, wo es an der Vermittlung von Sozialkompetenzen mitunter aus Kostengründen mangelt, ist traurig. Das, heute ist einfach nur noch Qualitätsabfall. Dennoch würde ich wohl nie LINKE wählen, mittlerweile gibt es ja Alternativen.
Vielleicht solltest du die Kinder, wenn sie mal so alt sind, fragen. Kann ja sein, dass sie Demokratie und Freiheit anders erleben, positiver.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Mo 24. Sep 2018, 14:19
von schokoschendrezki
Emin hat geschrieben:(23 Sep 2018, 20:38)

Also Griechenland ist das einzige Land, in dem nicht nur rechtspopulistische, sondern eine wirklich nazistische Partei im Parlament sitzt (Morgenröte), und in Italien regiert die Lega Nord. Die einzigen Ausnahmen sind tatsächlich Portugal und Spanien.
Jobbik in Ungarn (Parlamentswahlen 2018: 19 Prozent, zweitstärkste Fraktion) ist ebenfalls eine so klar nazistische, neofaschistische Partei, dass sich Rechtspopulisten wie etwa FPÖ zumindest offiziell distanzieren. (Inoffiziell bei einigen "Freunden" übrigens nicht). Und weiter zur Einordnung: Einer Gruppe von Ex-Jobbik-Mitgliedern war 2013 auch diese Partei noch nicht rechts genug und man gründete die "Ungarische Morgenröte", ausdrücklich in Ahnlehnung zur Griechischen Morgenröte.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Mo 24. Sep 2018, 14:25
von imp
schokoschendrezki hat geschrieben:(24 Sep 2018, 14:19)

Jobbik in Ungarn (Parlamentswahlen 2018: 19 Prozent, zweitstärkste Fraktion) ist ebenfalls eine so klar nazistische, neofaschistische Partei, dass sich Rechtspopulisten wie etwa FPÖ zumindest offiziell distanzieren. (Inoffiziell bei einigen "Freunden" übrigens nicht). Und weiter zur Einordnung: Einer Gruppe von Ex-Jobbik-Mitgliedern war 2013 auch diese Partei noch nicht rechts genug und man gründete die "Ungarische Morgenröte", ausdrücklich in Ahnlehnung zur Griechischen Morgenröte.
Vergessen wir nicht Italien und Frankreich.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Mo 24. Sep 2018, 15:11
von Großer Adler
Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(24 Sep 2018, 12:24)

Vielleicht solltest du die Kinder, wenn sie mal so alt sind, fragen. Kann ja sein, dass sie Demokratie und Freiheit anders erleben, positiver.
In eine realitätsferne Welt eintauchen? Das geht nur mit Drogen. Davon gibt´s schon genug Spinner.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Mo 24. Sep 2018, 15:17
von imp
Großer Adler hat geschrieben:(24 Sep 2018, 15:11)

In eine realitätsferne Welt eintauchen? Das geht nur mit Drogen. Davon gibt´s schon genug Spinner.
Es geht nicht um Drogen, es geht um Offenheit, ob die kommende Generation deine Sorgen überhaupt teilt. So, wie du vieles anders erlebt hast als ältere damals.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Mo 24. Sep 2018, 15:28
von zollagent
Großer Adler hat geschrieben:(23 Sep 2018, 10:06)

Der Westen hatte eine Verantwortung zu übernehmen. Und zwar weiterhin für Kinder, Familien und Alte zu sorgen. Stattdessen werden sie allgemein vernachlässigt und dem Individualismus überlassen. Dass dies nicht funktioniert, lässt sich nicht verschweigen. Sichtbar vor allem an den entstandenen Brennpunkten im Osten, wie Kitas, Schulen, Wohnen, Tafeln etc. Im Westen hatte dies schon vor der Wende Bestand. Kein wunder, dass ihr das so hinnehmt. Ihr Wessis kennt es ja nicht anders.
Klar doch, bei uns ist das Elend in allen Straßen präsent. Ständig stolpert man über die Leichen Verhungerter und Ausgesetzter. Man kann seine Ansprüche auch übertreiben. Jeder Staat ist so stark, wie seine Bürger ihn machen. Darauf zu warten, daß "andere machen" ist einfach nur Warten auf Godot. Sprich, nichts weiter als staatsbürgerliches Versagen. Komm in die Puschen und zeige, was du forderst. Dann kann man dich ernst nehmen.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Mo 24. Sep 2018, 15:29
von Großer Adler
Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(24 Sep 2018, 15:17)

Es geht nicht um Drogen, es geht um Offenheit, ob die kommende Generation deine Sorgen überhaupt teilt. So, wie du vieles anders erlebt hast als ältere damals.
Die kommende Generation wird noch viel größere Sorgen haben.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Mo 24. Sep 2018, 15:30
von zollagent
Ammianus hat geschrieben:(23 Sep 2018, 12:36)

Ihr konntet euch entscheiden. Das ist der große Unterschied jedenfalls für mich. Ihr konntet euch entscheiden ob und was ihr studieren wollt. Ich leg jetzt hier mal den Schwerpunkt auf diese Linie. Aber auch die Entscheidung, Selbstständiger zu werden oder nicht, hing nicht nur vom Einzelnen ab sondern hauptsächlich von der durch ihre Bonzen und Bürokraten und deren aus den verschiedensten Gründen willfährigen Helfern. Das ist der gewaltige Unterschied, der vielleicht richtig nur für den zu verstehen ist, der das selbst erlebt hat.

Der Mangel an Eigenverantwortung ist eine Folge der DDR-Sozialisation aber kein Grund arrogant auf uns herabzusehen. Man sollte sich vielleicht doch ein bischen mit dem beschäftigen, was und wie Probleme erzeugt wurden. Und sich dann sagen: Ja, wir hatten es gut, wir lernten uns zu entscheiden welchen Beruf wir erlernen wollten um dann vielleicht ein eigenes Cafe zu eröffnen, Ingenieur in einer großen Firma zu werden, Archäologe der in der Türkei arbeitet oder Rockmusikant bei dem nur zählt, ob das Publikum seine Songs schätzt und in die Konzerte strömt.
Mit Selbstmitleid verbessert niemand was.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Mo 24. Sep 2018, 15:31
von imp
Großer Adler hat geschrieben:(24 Sep 2018, 15:29)

Die kommende Generation wird noch viel größere Sorgen haben.
Das kann man schon denken. Ich würde den Einzelnen aber zu gegebener Zeit fragen wollen statt nur zu vermuten.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Mo 24. Sep 2018, 15:33
von zollagent
Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(23 Sep 2018, 20:34)

Es ist das gute Recht eines Mitarbeiters, klare Arbeitsaufträge zu erfragen.
Im Bereich des Staatsbürgerlichen brauchen wir mündige Bürger, keine untätigen Befehlempfänger. Und daran muß jeder selbst arbeiten. Entschuldigt sind da nur Menschen, wie wegen Krankheit oder Behinderung den Anforderungen nicht gewachsen sein können.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Mo 24. Sep 2018, 15:49
von Großer Adler
Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(24 Sep 2018, 15:31)

Das kann man schon denken. Ich würde den Einzelnen aber zu gegebener Zeit fragen wollen statt nur zu vermuten.
Nachdem der Osten ja in den nächsten Landtagswahlen "vermutlich" die AfD an der Spitze in allen Landtagen haben wird, sind meine Sorgen weniger geworden. Zu gegebener Zeit könnte es sein, dass ich wieder optimistischer voraus blicke.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Mo 24. Sep 2018, 15:59
von imp
Großer Adler hat geschrieben:(24 Sep 2018, 15:49)

Nachdem der Osten ja in den nächsten Landtagswahlen "vermutlich" die AfD an der Spitze in allen Landtagen haben wird, sind meine Sorgen weniger geworden. Zu gegebener Zeit könnte es sein, dass ich wieder optimistischer voraus blicke.
Glaubst du echt noch, dass Landtagswahlen etwas am grundlegenden Gelingen des Lebens in Deutschland ändern? Noch dazu irgendwelche Randparteien auf dem Zuschauersitz? Nach DVU und NPD immer noch nicht gelernt, wie der Laden läuft? Die Politik findet zwischen den Parteien statt, die zusammenpassen. Gerade in der Landespolitik sind die Spielräume minimal, zudem gibt's wegen Schuldenbremse und Rahmengesetzen wenig zu investieren. Allenfalls bei der Bildung könnte man sich austoben, wenn nicht die wichtigsten Dinge der Vernunft halber in der KMK normiert werden würden und da niemand ernsthaft ausscheren will der Konsequenzen wegen. Landespolitik ist nicht egal, aber Schicksalsfragen finden woanders statt.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Mo 24. Sep 2018, 16:01
von Fuerst_48
Großer Adler hat geschrieben:(23 Sep 2018, 21:33)

Besser Fragen als nichts tun. Das zeugt von Stärke.
Fragen brauchen aber auch Antworten, sonst ist es nur heisse Luft.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Mo 24. Sep 2018, 17:17
von Ammianus
zollagent hat geschrieben:(24 Sep 2018, 15:30)

Mit Selbstmitleid verbessert niemand was.
Wie ist diese Aussage jetzt im Kontext des von mir Geschriebenen zu verstehen?

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Mo 24. Sep 2018, 19:20
von schokoschendrezki
Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(24 Sep 2018, 14:25)

Vergessen wir nicht Italien und Frankreich.
Usw. Ja. Da muss man aber jetzt den Wiedereinstieg in das eigentliche Strangthema finden. Es gibt - das ist nun wirklich inzwischen eine Trivialaussage - einerseits überall zentrifugale Kräfte in Europa .. Brexit, Rechtspopulismus überall ... wenn auch in verschiedenenen Varianten. Der grundsätzliche Irrtum schon im Eingangsbeitrag besteht in der Annahme, dass es "Ostdeutsche" (oder "Westdeutsche") als Menschenkategorie überhaupt gäbe ... und nicht politische Phänomene, die aus verschiedenerlei Gründen vermehrt im Osten oder vermehrt im Westen Deutschlands auftauchen. Es gibt keine "Ostdeutschen"! Der anfängliche Link auf ausgerechnet einen BILD-Artikel spricht dafür, das Ganze eigentlich am besten ins Vergessen zu versenken.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Mo 24. Sep 2018, 19:37
von imp
schokoschendrezki hat geschrieben:(24 Sep 2018, 19:20)

Usw. Ja. Da muss man aber jetzt den Wiedereinstieg in das eigentliche Strangthema finden. Es gibt - das ist nun wirklich inzwischen eine Trivialaussage - einerseits überall zentrifugale Kräfte in Europa .. Brexit, Rechtspopulismus überall ... wenn auch in verschiedenenen Varianten. Der grundsätzliche Irrtum schon im Eingangsbeitrag besteht in der Annahme, dass es "Ostdeutsche" (oder "Westdeutsche") als Menschenkategorie überhaupt gäbe ... und nicht politische Phänomene, die aus verschiedenerlei Gründen vermehrt im Osten oder vermehrt im Westen Deutschlands auftauchen. Es gibt keine "Ostdeutschen"! Der anfängliche Link auf ausgerechnet einen BILD-Artikel spricht dafür, das Ganze eigentlich am besten ins Vergessen zu versenken.
Von der Idee her stimmt das ja. Jedoch gibt es Ostdeutsche so wie Christen und Bayern, solange sich Menschen selbst unter diesem Begriff subsumieren. Auch wenn keine einzelne Zuschreibung zu "den Ostdeutschen" jeden einzelnen DDR-geborenen trifft oder jeden, der sich selbst ostdeutsch bezeichnet sieht, ist der Begriff damit nicht entsorgt. Wenn "wir Ostdeutschen" wieder mal "das Volk" sind und den Rauswurf von "den Fremden" fordern, ist das mengentheoretisch bescheuert und auch sonst nicht so toll. Da begreifen sich welche (eine Minderheit!) als Kollektiv mit Anrecht auf einen nationalen Sozialplan. Darum geht es hier doch. Und wehe dem, der aus der Reihe tanzt.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Mo 24. Sep 2018, 20:27
von schokoschendrezki
Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(24 Sep 2018, 19:37)

Von der Idee her stimmt das ja. Jedoch gibt es Ostdeutsche so wie Christen und Bayern, solange sich Menschen selbst unter diesem Begriff subsumieren. Auch wenn keine einzelne Zuschreibung zu "den Ostdeutschen" jeden einzelnen DDR-geborenen trifft oder jeden, der sich selbst ostdeutsch bezeichnet sieht, ist der Begriff damit nicht entsorgt. Wenn "wir Ostdeutschen" wieder mal "das Volk" sind und den Rauswurf von "den Fremden" fordern, ist das mengentheoretisch bescheuert und auch sonst nicht so toll. Da begreifen sich welche (eine Minderheit!) als Kollektiv mit Anrecht auf einen nationalen Sozialplan. Darum geht es hier doch. Und wehe dem, der aus der Reihe tanzt.
Ja. Das Phänomen "Selbstzuschreibung" im Sinne von Gruppenzuordnung gibts nicht nur sondern es ist wahrscheinlich dominanter als irgendwann seit längerer Zeit. Es ist leider etwa umständlich, aber man müsste eigentlich fragen: Was wollen die, was steckt hinter dem Wunsch, sich unbedingt und dann auch irgendwann gemeinschaftlich als "Ostdeutscher" oder als "Bayer" sehen zu wollen und dann auch irgendwann meint, zu sein.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 00:19
von Großer Adler
schokoschendrezki hat geschrieben:(24 Sep 2018, 19:20)

Usw. Ja. Da muss man aber jetzt den Wiedereinstieg in das eigentliche Strangthema finden. Es gibt - das ist nun wirklich inzwischen eine Trivialaussage - einerseits überall zentrifugale Kräfte in Europa .. Brexit, Rechtspopulismus überall ... wenn auch in verschiedenenen Varianten. Der grundsätzliche Irrtum schon im Eingangsbeitrag besteht in der Annahme, dass es "Ostdeutsche" (oder "Westdeutsche") als Menschenkategorie überhaupt gäbe ... und nicht politische Phänomene, die aus verschiedenerlei Gründen vermehrt im Osten oder vermehrt im Westen Deutschlands auftauchen. Es gibt keine "Ostdeutschen"! Der anfängliche Link auf ausgerechnet einen BILD-Artikel spricht dafür, das Ganze eigentlich am besten ins Vergessen zu versenken.
Ich betrachte mich als individuell in vielen Dingen. Dazu gehört nun mal auch ein nationaler Bezug, z.B. ein Ost- bzw. Westdeutscher zu sein uvm. Vielfalt sollte nicht nur ein Phänomen ala Willkommenskultur zugeschrieben sein, dazu gehört auch der Gegenpol. Unterschiede zwischen Ost und West gibt es ja auch noch genug. Destruktive Gedankenansätze und Handlungen beiderseits verschlimmern diese Lage nur. Deshalb passt das Thema aktuell, wie ich finde. Alles andere ist ignorant und naiv. Leider gehört auch das zum Diversity. Deswegen ist anzuraten, den sachlichen Bezug zu wählen, aber auch der unsachliche ist dem Individuum anzuerkennen.

Fazit: Wir werden uns irgendwann die Köpfe einschlagen, weil jeder individuell sein will und heute nahezu jede Veränderung, sowohl einen krassen positiven, aber auch negativen Effekt hervorruft. Veränderung sollte also so stattfinden, dass der Grad verhältnismäßig und schwerpunktmäßig kurz-, mittel- langfristig angesetzt wird und "alle" wenigstens kompromissbereit bleiben. Das wurde vor allem politisch verspielt. Die einen haben einen so positiven Erfolg errungen, das die anderen negativ auf sie einwirken und gleichzeitig ausbremsend oder herb rückschlagend wirken. Das Gefühl teilen wohl mittlerweile alle und ist eine unbedeutende Gemeinsamkeit.

Mir ist der Name des Autors nicht mehr bekannt, aber sein zitat ist:" Integration scheitert genau dort wo sie ansetzen sollte, nämlich am Problem."

Sind die Ostdeutschen, Westdeutschen das Problem? Subjektiv eingeschätzt ist es wohl der Ostdeutsche. Objektiv, sind es die, die falsche "Veränderungen" herbeiführen und richtige, also bürgerliche Interessen, als unwichtig (unverhältnismäßig) bewerten. So ist zumindest mein Eindruck.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 07:59
von JJazzGold
Großer Adler hat geschrieben:(23 Sep 2018, 19:23)

Um dich aufzuklären, ich bin gelernter Maler/ Lackierer, habe nach 17 Jahren mein Abi nachgeholt und studiert. Ich war nie arbeitslos. Das Versagen, wie du es beschreibst ist nicht allein den Eltern vorzuwerfen, auch der Staat trägt Mitverantwortung. Ebenso fällt es manchen nicht so leicht, dem gesellschtlichen Druck standzuhalten oder den gestellten Anforderungen gerecht zu werden.

Ich selbst bin nun in der sozialen Branche tätig und mein Klientel gehört zu den "Restbeständen" des Staates. Ich wage vorsichtig zu urteilen, über den deiner Meinung nach abnehmenden Restbestand. Ein von massiv ansteigenden Problemen, Krisen, Katastrophen und Risiken bedrohtes System, sorgt eher dafür, dass ein Versagen eine Masse an Menschen treffen kann, die es nie vorher glaubte.
Dann ist mir unverständlich, weshalb ausgerechnet Sie mit ihrer Vita schreiben, es stünde im Osten der Republik nur Montage oder Hartz IV zur Verfügung. Krisen und Katastrophen werden bewältigt und Risiken können nie ausgeschlossen werden. Das war doch in der DDR nicht anders, als heute, wenn auch die zur Verfügung stehenden Mittel deutlich begrenzter waren, als heute.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 08:11
von JJazzGold
Gilmoregirl hat geschrieben:(23 Sep 2018, 20:26)

Ja, auch ich bin eine mit so einer Biographie.
Ich wollte nicht lienientreu und parteiabhängig meinen beruflichen Weg gehen, wobei mich mein eigentlicher Job ( Kindergärtnerin) schon sehr im Gleis hielt.
Die Wende kam, da war ich 23, nun stand so viel für mich offen...was mache ich... gerade in Zeiten, als der Osten die Kitas eher schloss als neue benötigte.
Da, wo ich heute beruflich bin, hab ich z.T. meiner Entschlossenheit zu verdanken. Aber ich habe auch immer noch mit Mitarbeitern zu tun, die darauf warten: Sag mir, was ich machen soll...
Diese Einstellung scheint von Eltern zu Kindern weitergegeben zu werden. Denn dass der Staat nicht mehr anweist, müsste nach 28 Jahren eigentlich in den Köpfen angekommen sein. Aber vielleicht müssen wir einfach noch eine Generation warten, in der gesamten Republik. Denn ich kann mich noch gut an den sog. “Sozialadel“ erinnern, der zum Teil innerhalb drei Generationen die Haltung vertrat, Sozialhilfe zu beziehen, sei völlig ausreichend. Das hat sich meines Erachtens geändert, zum Einen weil es diese Sozialhilfe nicht mehr gibt, zum Anderen, weil zumindest nach meiner Beobachtung Eltern wieder vermehrt Wert auf, “meine Kinder sollen es besser haben als ich“ Wert legen.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 08:13
von imp
JJazzGold hat geschrieben:(25 Sep 2018, 08:11)

Diese Einstellung scheint von Eltern zu Kindern weitergegeben zu werden. Denn dass der Staat nicht mehr anweist, müsste nach 28 Jahren eigentlich in den Köpfen angekommen sein.
Wir kennen unselbständige Menschen in ganz Deutschland und darüber hinaus. Daraus eine DDR-Diskussion zu machen, erscheint mir fragwürdige Ideologiebildung.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 08:28
von schokoschendrezki
Großer Adler hat geschrieben:(25 Sep 2018, 00:19)
Sind die Ostdeutschen, Westdeutschen das Problem? Subjektiv eingeschätzt ist es wohl der Ostdeutsche. Objektiv, sind es die, die falsche "Veränderungen" herbeiführen und richtige, also bürgerliche Interessen, als unwichtig (unverhältnismäßig) bewerten. So ist zumindest mein Eindruck.
Es mag den meisten als reiner Formalismus erscheinen. Aber für mich persönlich macht die Formulierung "Will man in Ostdeutschland eine andere Republik ..." und "Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik ..." einen fundamentalen Unterschied. Ich bin im Osten Deutschlands geboren, aufgewachsen und habe noch immer meinen Lebensmittelpunkt dort. Aber ich bin kein "Ostdeutscher" sondern ein sich kosmopolitisch verstehender Mensch mit der Muttersprache Deutsch, die weitaus prägender ist als der geographische Ort dieses Lebensmittelpunkts.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 08:34
von sünnerklaas
Großer Adler hat geschrieben:(23 Sep 2018, 19:23)


Ich selbst bin nun in der sozialen Branche tätig und mein Klientel gehört zu den "Restbeständen" des Staates. Ich wage vorsichtig zu urteilen, über den deiner Meinung nach abnehmenden Restbestand. Ein von massiv ansteigenden Problemen, Krisen, Katastrophen und Risiken bedrohtes System, sorgt eher dafür, dass ein Versagen eine Masse an Menschen treffen kann, die es nie vorher glaubte.
Da stimme ich Dir zu. In dem aktuellen System darf einem EINES nie passieren: man darf nicht wirklich schwerer krank werden. Es darf einem im Grunde nichts passieren. Ein Autounfall mit sehr schwer zu klärender Schuldfrage, langer Prozessiererei, weil Versicherungen sich die Verantwortung gegenseitig zuschieben und sich nicht zuständig fühlen und längerer Erwerbunsunfähigkeit reicht da schon aus, um einen wirtschaftlichen Absturz herbei zu führen. Es war ein ganz großer Fehler, die EU-Rente zu privatisieren.

Hinzu kommt, dass das aktuelle globale Wirtschaftssystem extrem krisenanfällig ist. Da brauchen nur wichtige Verkehrswege für eine längere Zeit nicht funktionieren. Ich kann mich noch gut an das Elbhochwasser 2002 erinnern, als Rettungskräfte aus den Katastrophengebieten abgezogen werden mussten, weil auf Biegen und Brechen die Autobahnbrücken gehalten werden mussten. Hätte es da Probleme gegeben, wären die Verkehrswege unterbrochen worden, hätten binnen 24 Stunden die Produktionsbänder in der westeuropäischen Automobilindustrie still gestanden - mit fatalen Folgen auch für den Börsenkurs, weil Just-In-Time geliefert werden muss und der steigende Börsenkurs ein ehernes und mit vielen Ehrenworten versehenes Vorstandsversprechen ist. Sehr schön konnte man das alles auch bei der Hanjin-Pleite beobachten. Die Schiffe konnten wg. Insolvenz der Reederei keine Häfen anlaufen - an Bord waren aber Verkaufsartikel für das Weihnachtsgeschäft - also für das Geschäft des Jahres. Da brach dann bei nicht wenigen Panik aus. Die Waren waren geordert und bezahlt, die Kalkulation fürs Weihnachtsgeschäft stand. Wenn dann nicht geliefert wird, gibt es Ärger - und zwar richtig.

Kurz gesagt; das Wirtschaftssystem muss krisienfest gemacht werden. Es kann nur funktionieren, wenn es von vielen Schultern getragen wird. Es kann nur funktionieren, wenn vorausschauend und umsichtig gedacht und gehandelt wird - und nicht nur kurzfristig bvon Quartal zu Quartal. Zum Plan A gehören stets auch Pan B und Plan C. Nur dann ist man auf der halbwegs sicheren Seite.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 08:43
von sünnerklaas
Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(25 Sep 2018, 08:13)

Wir kennen unselbständige Menschen in ganz Deutschland und darüber hinaus. Daraus eine DDR-Diskussion zu machen, erscheint mir fragwürdige Ideologiebildung.
Ich würde es anders ausdrücken: es sind unterschiedliche Mentalitäten. Ich erlebe es im Beruf immer wieder, dass es zwischen Ost- und Westdeutschen bei bestimmten Entscheidungen zu Konflikten kommt - bei Entscheidungen, bei denen es weder ein klares JA, noch ein klares NEIN, ein klares ERLAUBT oder ein klares VERBOTEN gibt. Wenn Entscheidungen getroffen werden müssen, die zwischen JA und NEIN liegen, gibt es regelmässig zum Teil hitzige Debatten, weil die inividuelle Einzelfallentscheidung von vielen Ostdeutschen dann als "ungerecht" angesehen wird. Dabei beobachte ich eines: Die Ostdeutschen, die nach ca. 1980 geboren sind, haben mit solchen Entscheidungen weniger Probleme, als die älteren.
Man darf immer eines nicht vergessen: die DDR war zwar eine Diktatur, aber sie bot auch Annehmlichkeiten. Für jeden war gesorgt, man brauchte sich um vieles nicht wirklich zu kümmern. Das machte der Staat. Und die Pflicht zur Arbeit implizierte stets auch das Recht auf Arbeit und somit das Recht auf Einkommen - auch wenn man sich von dem Geld vielleicht nicht all zu viel kaufen konnte. Sowas ist sehr bequem.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 08:48
von sünnerklaas
schokoschendrezki hat geschrieben:(25 Sep 2018, 08:28)

Es mag den meisten als reiner Formalismus erscheinen. Aber für mich persönlich macht die Formulierung "Will man in Ostdeutschland eine andere Republik ..." und "Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik ..." einen fundamentalen Unterschied. Ich bin im Osten Deutschlands geboren, aufgewachsen und habe noch immer meinen Lebensmittelpunkt dort. Aber ich bin kein "Ostdeutscher" sondern ein sich kosmopolitisch verstehender Mensch mit der Muttersprache Deutsch, die weitaus prägender ist als der geographische Ort dieses Lebensmittelpunkts.
Ich meine, man sollte -allein aus der historischen Erfahrung heraus - zwischen Sachsen und Ostdeutschland differenzieren. Die Sachsen hatten schon immer große Probleme mit Berliner Regierungen. Berlin steht für Preußen und Preußen stand für den Alten Fritz.
Auch wenn die DDR immer den "preußischen Militarismus" beklagt und verurteilt hat - der Staat selbst stand fest in preußischer Tradition. In Teilen war die DDR sogar fast eine Kopie des Preußens unter König Willem Zwo: Kaderparteien (Gültigkeit von Wahlen erst nach Bestätigung des gewählten Kandidaten durch obere Hierarchien), Funktionärsunwesen, nach außen hin strikt abgeschlossene Nomenklatura (unter Willem Zwo Adel, in der DDR "Avantguarde der Arbeiterklasse"), Provinzen (nannten sich in der DDR "Bezirke").

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 08:58
von imp
sünnerklaas hat geschrieben:(25 Sep 2018, 08:43)

Ich würde es anders ausdrücken: es sind unterschiedliche Mentalitäten. Ich erlebe es im Beruf immer wieder, dass es zwischen Ost- und Westdeutschen bei bestimmten Entscheidungen zu Konflikten kommt - bei Entscheidungen, bei denen es weder ein klares JA, noch ein klares NEIN, ein klares ERLAUBT oder ein klares VERBOTEN gibt.
Sowas habe ich auch erlebt. Jedoch nicht nur zwischen diesen Aggregaten sondern auch zwischen älteren und jüngeren, Männern und Frauen, Bayern und Zugereisten, Anhängern zweier fachlicher Herangehensweisen... Warum erinnern viele Leute gerade die Konflikte, die "Ost und West" spielen? Debatte ist gut, Ergebnis ist noch besser. Im Zweifel entscheidet im Verein der Vorstand oder die Mehrheit, in der Firma der nächstgrößere Chef.
Wenn Entscheidungen getroffen werden müssen, die zwischen JA und NEIN liegen, gibt es regelmässig zum Teil hitzige Debatten, weil die inividuelle Einzelfallentscheidung von vielen Ostdeutschen dann als "ungerecht" angesehen wird. Dabei beobachte ich eines: Die Ostdeutschen, die nach ca. 1980 geboren sind, haben mit solchen Entscheidungen weniger Probleme, als die älteren.
Entscheidungen "nach Nase" sind vielen Menschen nicht recht, da sie das Einfallstor für alle möglichen Mißstände sind. Viele gerade ältere Menschen finden nachvollziehbare Regeln wichtig.
Man darf immer eines nicht vergessen: die DDR war zwar eine Diktatur, aber sie bot auch Annehmlichkeiten. Für jeden war gesorgt, man brauchte sich um vieles nicht wirklich zu kümmern. Das machte der Staat. Und die Pflicht zur Arbeit implizierte stets auch das Recht auf Arbeit und somit das Recht auf Einkommen - auch wenn man sich von dem Geld vielleicht nicht all zu viel kaufen konnte. Sowas ist sehr bequem.
Ich halte diese Erzählung für verklärend. In Wahrheit musste, wer etwas wollte, sich kümmern. Wissen, wo und wann es seltene Ware gab. Wissen, wer beschaffen konnte, was es nicht gab und was er dafür haben wollte. Wissen, welcher Sekretär gern Westkaffee und welcher lieber gutes Bier hat, wenn man mit ihm "nochmal nachdenken" wollte. Vieles, das man woanders einfach gekauft hätte, musste improvisiert oder gebastelt werden. Alles sehr aufwändig und unbequem. Wenn ich heute eine bestimmte Schraube brauche, hole ich sie einfach im Laden. Sollte der sie wirklich nicht haben, was extrem selten ist, kann ich sie dort reservieren lassen oder gleich nach Hause bestellen. In der DDR hätte ich vermutlich einfach alle verfügbaren Schrauben jederzeit besorgt, damit ich im Bedarfsfall eine habe. Die, die ich brauche, hätte trotzdem gefehlt. Keller voll, Laden leer, und wenn ich tot bin, kommen die Enkel und hauen den ganzen Mist auf den Müll. Ich bin froh, dass wir uns um so vieles nicht kümmern müssen, weil der Markt es für uns erledigt. Das ist bequem. Die DDR kann mich mal samt ihrer Anhänger.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 09:39
von JJazzGold
Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(25 Sep 2018, 08:13)

Wir kennen unselbständige Menschen in ganz Deutschland und darüber hinaus. Daraus eine DDR-Diskussion zu machen, erscheint mir fragwürdige Ideologiebildung.
Das ist keine DDR Diskussion, den sog. Soziadel gab es weit vor 1990 und zwar im zwar im Westen der Republik.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 09:41
von imp
JJazzGold hat geschrieben:(25 Sep 2018, 09:39)

Das ist keine DDR Diskussion, den sog. Soziadel gab es weit vor 1990 und zwar im zwar im Westen der Republik.
Den gibt es auch in England, obwohl das Sozialsystem dort vergleichsweise karg ist. Ich habe da wenig Hoffnung, dass es diesen Typus irgendwann nicht mehr gibt.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 09:42
von schokoschendrezki
sünnerklaas hat geschrieben:(25 Sep 2018, 08:48)

Ich meine, man sollte -allein aus der historischen Erfahrung heraus - zwischen Sachsen und Ostdeutschland differenzieren. Die Sachsen hatten schon immer große Probleme mit Berliner Regierungen. Berlin steht für Preußen und Preußen stand für den Alten Fritz.
Auch wenn die DDR immer den "preußischen Militarismus" beklagt und verurteilt hat - der Staat selbst stand fest in preußischer Tradition. In Teilen war die DDR sogar fast eine Kopie des Preußens unter König Willem Zwo: Kaderparteien (Gültigkeit von Wahlen erst nach Bestätigung des gewählten Kandidaten durch obere Hierarchien), Funktionärsunwesen, nach außen hin strikt abgeschlossene Nomenklatura (unter Willem Zwo Adel, in der DDR "Avantguarde der Arbeiterklasse"), Provinzen (nannten sich in der DDR "Bezirke").
Ich lege weiterhin großen Wert auf die Formulierung "In Sachsen" und nicht "die Sachsen" ...

Aber davon unabhängig: Natürlich stand der Staat DDR weitgehend in der Tradition von preußischer Disziplin und Ordnung. Noch Mitte, Ende der 60er war es in einigen Schulen üblich, dass Grundschulkinder - wenn auch im Pionierhemd - den Unterricht mit Knicks und Diener begannen. Ich kann das bezeugen! Das war aber die Ulbricht-Ära.

Dann kam die Ulbricht-Honecker-Klicken-Ablösungsphase und eine zeitlang gab es in diesem Machtvakuum eine gewisse Lockerung. Bis etwa zur Biermann-Ausweisung. Also 1976. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Honecker-Klicke, in erster Linie Mittag und Mielke alle Macht an sich gerissen und es sah nach irgendeinem tausendjährigen Reich des dostojewskischen Großinquisitors aus. Ab Mitte der 80er dann der Absturz. Und verzweifelte Versuche der Rettung. Neue WIrtschaftspolitik. Informatik. Computer. Kulturelle Öffnung. Neue Synagoge in Ostberlin. Aber umsonst: Die Gesellschaft war von Frust zerfressen und ein nicht kleiner Teil ging entweder irgendwie in den Westen oder betrank sich regelmäßig statt auf Computerprogramme oder eine Renaissance jüdischer Kultur zu sinnen. Dennoch befanden sich gerade in Sachsen die verbliebenen Teile der die Gesellschaft noch am Leben haltenden Wirtschaft. Daraus entstand - aus meiner Sicht - dieser rechtskonservative Geist in Sachsen. Als könne man die rechtskonservative Epoche der (west)deutschen Nachkriegs-Bundesrepublik der 50er, 60er Jahre irgendwie nachholen oder wieder heraufholen. In der Bundesrepublik war jedoch mittlerweile Weltläufigkeit eingezogen.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 09:48
von JJazzGold
Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(25 Sep 2018, 09:41)

Den gibt es auch in England, obwohl das Sozialsystem dort vergleichsweise karg ist. Ich habe da wenig Hoffnung, dass es diesen Typus irgendwann nicht mehr gibt.
Anteilig wird es ihn wohl immer geben. In Deutschland hat diesen Anteil das Hartz IV Modell deutlich reduziert.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 11:16
von sünnerklaas
schokoschendrezki hat geschrieben:(25 Sep 2018, 09:42)

Dann kam die Ulbricht-Honecker-Klicken-Ablösungsphase und eine zeitlang gab es in diesem Machtvakuum eine gewisse Lockerung. Bis etwa zur Biermann-Ausweisung. Also 1976. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Honecker-Klicke, in erster Linie Mittag und Mielke alle Macht an sich gerissen und es sah nach irgendeinem tausendjährigen Reich des dostojewskischen Großinquisitors aus.
In der DDR sind einige in den 1970ern offensichtlich größenwahnsinnig geworden. Strategisch gesehen hatte der Ostblock ja die Siege in Kuba und in Vietnam vorzuweisen. Dazu kamen entscheidende Geheimdienst-Coups: die Folgen der Ermordung Benno Ohnsorgs durch den Stasi-Mann Kurras führte in Westberlin und in Westdeutschland zu einer gewissen Destabilisierung. Die CDU/CSU legte daraufhin die "Schwarzen Kassen" an, von denen die Stasi schnell Wind bekam und die Leute, wie Kohl und Strauß erpressbar machte. Dazu kam die erfolgreiche Platzierung eines MfS-Spions im Kanzleramt. Das, was sich "demokratischer Zentralismus" nannte, gab es schon im Kaiserreich in Preußen - da galt es, sozialdemokratische Politiker aus Staatsämtern und aus der Verwaltung fernzuhalten. Die "Partei neuen Typus" war gar nicht neu. Auch das war etwas altbekanntes...
Ab Mitte der 80er dann der Absturz. Und verzweifelte Versuche der Rettung. Neue WIrtschaftspolitik. Informatik. Computer. Kulturelle Öffnung. Neue Synagoge in Ostberlin. Aber umsonst: Die Gesellschaft war von Frust zerfressen und ein nicht kleiner Teil ging entweder irgendwie in den Westen oder betrank sich regelmäßig statt auf Computerprogramme oder eine Renaissance jüdischer Kultur zu sinnen. Dennoch befanden sich gerade in Sachsen die verbliebenen Teile der die Gesellschaft noch am Leben haltenden Wirtschaft. Daraus entstand - aus meiner Sicht - dieser rechtskonservative Geist in Sachsen. Als könne man die rechtskonservative Epoche der (west)deutschen Nachkriegs-Bundesrepublik der 50er, 60er Jahre irgendwie nachholen oder wieder heraufholen. In der Bundesrepublik war jedoch mittlerweile Weltläufigkeit eingezogen.
Dass es so gelaufen ist, war in erster Linie ein Versagen Mielkes. Mielke war nicht in der Lage aus all den Lagerberichten aus der Vollüberwachung der Bevölkerung die richtigen Schlüsse zu ziehen. Vielleicht war er auch gar nicht willens, weil zu alt, zu starrsinnig und zu machtgeil. Jedenfalls hat man die Chancen, die sich boten, gar nicht genutzt. Horch und Guck waren mit ihren Ohren überall und nirgends, war aber nicht in der Lage, wirklich zuzuhören. Im Grunde wurden da Berge von Papiermüll produziert.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 11:36
von sünnerklaas
Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(25 Sep 2018, 08:58)

Sowas habe ich auch erlebt. Jedoch nicht nur zwischen diesen Aggregaten sondern auch zwischen älteren und jüngeren, Männern und Frauen, Bayern und Zugereisten, Anhängern zweier fachlicher Herangehensweisen... Warum erinnern viele Leute gerade die Konflikte, die "Ost und West" spielen? Debatte ist gut, Ergebnis ist noch besser. Im Zweifel entscheidet im Verein der Vorstand oder die Mehrheit, in der Firma der nächstgrößere Chef.
Es gibt Themen, da bringen langwierige Debatten einfach nichts, weil sie einfach nutz- und fruchtlos sind.
Entscheidungen "nach Nase" sind vielen Menschen nicht recht, da sie das Einfallstor für alle möglichen Mißstände sind. Viele gerade ältere Menschen finden nachvollziehbare Regeln wichtig.
Das sind keine Entscheidungen nach "Nase", sondern begründete Einzelfallentscheidungen, Kompromisse. Hebel ist da der berühmte Dreizeiler, mit dem eine Entscheidung begründet wird. Idealerweise gibt es bei solchen Entscheidungen eine Win-Win-Situation.
Ich halte diese Erzählung für verklärend. In Wahrheit musste, wer etwas wollte, sich kümmern. Wissen, wo und wann es seltene Ware gab. Wissen, wer beschaffen konnte, was es nicht gab und was er dafür haben wollte. Wissen, welcher Sekretär gern Westkaffee und welcher lieber gutes Bier hat, wenn man mit ihm "nochmal nachdenken" wollte. Vieles, das man woanders einfach gekauft hätte, musste improvisiert oder gebastelt werden. Alles sehr aufwändig und unbequem.
Wo ist eigentlich der Erfindergeist der Leute aus den ehemaligen RGW-Staaten geblieben? Weg.

Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen? Antwort erstellen

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 13:29
von schokoschendrezki
sünnerklaas hat geschrieben:(25 Sep 2018, 11:16)
Dass es so gelaufen ist, war in erster Linie ein Versagen Mielkes. Mielke war nicht in der Lage aus all den Lagerberichten aus der Vollüberwachung der Bevölkerung die richtigen Schlüsse zu ziehen. Vielleicht war er auch gar nicht willens, weil zu alt, zu starrsinnig und zu machtgeil. Jedenfalls hat man die Chancen, die sich boten, gar nicht genutzt. Horch und Guck waren mit ihren Ohren überall und nirgends, war aber nicht in der Lage, wirklich zuzuhören. Im Grunde wurden da Berge von Papiermüll produziert.
Klar ist, und das ist inzwischen kaum umstritten: Honecker, Mielke, Mittag war das entscheidende Machttrio spätestens ab Ende der 70er. Von einem "Versagen" MIelkes kann deshalb nicht die Rede sein, weil ein "Nichtversagen" Mielkes ja nur bedeutet hätte, dass er - in seiner Funktion eben - den DDR-Geheimdienst noch perfekter und lückenloser geführt hätte. Beim Wirtschaftsboss Mittag kann man schon eher von einem "Versagen" reden. Ich glaube auch, dass der ab Mitte der 80er tatsächlich das eigentliche Sagen hatte. Seine vieldokumentierten cholerischen Ausbrüche lehrten interne Kritiker das Fürchten und irgendwann muckte niemand mehr auf.

Für mich stellt sich nach wie vor und immer noch eine entscheidende Frage: Wie war der spektakuläre von F.J.Strauß eingefädelte Milliardenkredit 1983 für die DDR motiviert. Der das Überleben der DDR für bestimmt 5 Jahre noch mal absicherte. Wie. (Und das Überleben der weitaus schlimmeren Autokratie RUmänien sollte - ebenfalls auf Initiative von Strauß - gleichfalls künstlich verlängert werden.)

Es gibt die - inzwischen etwas in Vergessenheit geratene - sogenannte "Sonthofen-Strategie" von Strauß und der CSU. Durch die Veröffentlichung einer an sich internen Rede wurde bekannt. dass Strauß - vereinfacht gesagt - die CSU dazu aufrief, die Bundesrepublik möglichst selbst an die Wand zu fahren, damit man nach dem "starken Mann" rufen solle, der er selbst dann sein werde. Das zeigt, wie skrupellos ein solcher Politiker seine Machtspiele austrägt. Und irgendetwas in dieser Richtung wird ihn wohll auch bei diesen Milliardenkrediten geleitet haben.

Was wirklich absolut pikant und gleichzeitig bezeichnend ist: Die Gründung der "Republikaner" - eigentlich ein Vorgängerphänomen der AfD - geht genau auf diesen Milliardenkredit-Coup von Strauß zurück.
So mancher Parteikollege sieht die Glaubwürdigkeit der CSU in Gefahr. Auf dem Parteitag am 14. Juli wird Strauß nur noch mit 77 Prozent als CSU-Chef bestätigt - eine Klatsche angesichts von sonst 95 Prozent. Franz Handlos und Eckehard Voigt verlassen aus Protest die CSU und gründen Ende 1983 in München mit Franz Schönhuber "Die Republikaner" - eine neue Partei, rechts von der CSU, die allerdings nach einiger Zeit wieder in der Bedeutungslosigkeit versinkt.
(https://www.br.de/nachricht/inhalt/stra ... dr100.html)

Was hat das nun mit den verbreiteten Stimmungslagen im Osten Deutschlands heute zu tun? Na, zumindest, dass ab Mitte der 80er eine eher linksliberale Opposition in den Westen gegangen war. Diese künstlich lebensverlängerte DDR war eine kaum aushaltbare Gesellschaft. Später kam dann noch Glasnost und Perestroika und die strikte Ablehnung dieser Vorstöße durch die DDR-Oberen hinzu. Bis hin zu Aufführungsverboten sowjetischer Filme. Die Luft wurde - kulturell natürlich, nicht sozial und materiell - so dünn, dass ein großer Teil der DDR-Bürger quasi bleibende Gehirnschäden davontrug. Gut, das ist jetzt vielleicht etwas drastisch formuliert. Verblieben waren lediglich innerparteilich moderat oppositionelle Leute in der SED wie etwa Gysi. Und eher rechtskonservative Oppositiionelle aus Kirchenkreisen wie Rainer Eppelmann.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen? Antwort erstellen

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 16:52
von Selina
schokoschendrezki hat geschrieben:(25 Sep 2018, 13:29)

Was hat das nun mit den verbreiteten Stimmungslagen im Osten Deutschlands heute zu tun? Na, zumindest, dass ab Mitte der 80er eine eher linksliberale Opposition in den Westen gegangen war. Diese künstlich lebensverlängerte DDR war eine kaum aushaltbare Gesellschaft. Später kam dann noch Glasnost und Perestroika und die strikte Ablehnung dieser Vorstöße durch die DDR-Oberen hinzu. Bis hin zu Aufführungsverboten sowjetischer Filme. Die Luft wurde - kulturell natürlich, nicht sozial und materiell - so dünn, dass ein großer Teil der DDR-Bürger quasi bleibende Gehirnschäden davontrug. Gut, das ist jetzt vielleicht etwas drastisch formuliert. Verblieben waren lediglich innerparteilich moderat oppositionelle Leute in der SED wie etwa Gysi. Und eher rechtskonservative Oppositiionelle aus Kirchenkreisen wie Rainer Eppelmann.
Also ich hab keine "bleibenden Gehirnschäden" als Folge der DDR-Verhältnisse davongetragen (zumindest nicht, dass ich wüsste :D ) und ich glaube auch nicht, dass die jetzigen rechtspopulistischen und rechtsextremistischen Entwicklungen viel mit der DDR zu tun haben, sondern wesentlich mehr mit den Verhältnissen im Osten in den Jahren nach der Wende. Und das dauert bis heute an. Dass es Rechtsradikale und Neonazis auch in der DDR gab, wie überall in Europa, und das schon lange vor dem Fall des Eisernen Vorhanges, ist unstrittig. Aber nun jetzt jeden Mittag-Honecker-Pups heute 30 Jahre (!) nach der Wende für die jetzige Entwicklung verantwortlich zu machen, halte ich für ziemlich schräg.

Man kann sich hier zwar viel "Sympathie" und ne Menge Pluspunkte holen, wenn man behauptet, die besonders große Hinwendung der Ostdeutschen zum Rechtspopulismus hätte mit ihrer tragischen und verfehlten DDR-Vergangenheit zu tun. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die heute draußen herumgrölenden 35- bis 40-Jährigen, vor allem viele Männer, keine besonders engen innerlichen Bindungen mehr haben zur DDR-Vergangenheit, zumindest nicht vordergründig im Sinne von "ganz schlimme Diktatur". Im Gegenteil, ich hab sogar mal aus dem Mund eines heute sehr weit rechts stehenden jungen Sachsen höchstpersönlich gehört, dass er es gut findet, was seine Eltern (keine SED-Mitglieder) aus der DDR-Zeit erzählen, dass die soziale Sicherheit Gold wert gewesen sei und man das nach der Wende erst wieder schätzen gelernt habe, was es damals bedeutet habe, sich nie um den Job, die Wohnung, die Miete, den Kita-Platz, die Ausbildung und die Rente sorgen zu müssen. Auch wenn das Fehlen der Reisefreiheit und der Mangel an bestimmten Konsumgütern schon unheimlich genervt hätten, meinte er. Er habe jedoch als Kind erlebt, wie seine Eltern, die in der DDR ihr ganzes Leben lang beide Vollzeit gearbeitet hätten und das auch sehr gerne, nach der Wende dann jeden Tag immer wieder aufs Neue kämpfen mussten, um halbwegs abgesichert zu sein, wie sie sich von ABM zu ABM hangeln mussten und ab und zu mal einen schlecht bezahlten Job fanden. All das hat den jungen Mann mehr geprägt im negativen Sinne als das, was Honecker und co. veranstaltet haben. Vielleicht sollte man mal fragen, warum sich so einer nun magisch von den Rechten angezogen fühlt.

Es wird bei dieser DDR-Analyse meistens viel zu wenig beachtet, dass die von Stasi, Staat und SED Verfolgten nur ein Teil der Bevölkerung waren, dass die meisten aber ganz normale durchschnittliche nicht verfolgte Leute waren, die einfach mal besser leben und konsumieren und deshalb die D-Mark haben wollten. Der große oft postulierte Anspruch, den "schrecklichen, diktatorischen und gefängnisartigen Staat DDR" endlich loszuwerden und gegen die "freiheitliche und demokratische BRD" einzutauschen, war nur die Intention eines Teils der Menschen. Dass sie dann in der Mehrheit den Anschluss wählten, hat eher Wohlstandsgründe. Man wollte das haben, was "die da drüben" auch hatten. Das wird nachträglich immer so heroisiert und als "Freiheitskampf" hochstilisiert.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen? Antwort erstellen

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 17:04
von Skull
Selina hat geschrieben:(25 Sep 2018, 16:52)

Es wird bei dieser DDR-Analyse meistens viel zu wenig beachtet, dass die von Stasi, Staat und SED Verfolgten nur ein Teil der Bevölkerung waren, dass die meisten aber ganz normale durchschnittliche nicht verfolgte Leute waren, die einfach mal besser leben und konsumieren und deshalb die D-Mark haben wollten. Der große oft postulierte Anspruch, den "schrecklichen, diktatorischen und gefängnisartigen Staat DDR" endlich loszuwerden und gegen die "freiheitliche und demokratische BRD" einzutauschen, war nur die Intention eines Teils der Menschen. Dass sie dann in der Mehrheit den Anschluss wählten, hat eher Wohlstandsgründe. Man wollte das haben, was "die da drüben" auch hatten. Das wird nachträglich immer so heroisiert und als "Freiheitskampf" hochstilisiert.
Solchen Relativierungen kann ich NICHTS abgewinnen.

Auch wenn vielleicht...die Mehrheit nicht gerade besonders politisiert ist , besser aber ...war...

Die Stasi, der Staatsapparat, die DDR als Staat, war für jeden DDR-Bürger präsent.
Und diesen eingeschlossenem Raum, war definitiv die MEHRHEIT mehr als "erfreut", ihn hinter sich zu lassen.

Freiheit.

Das alles auf "Konsum" herunterzubrechen...ist eher...billig.

mfg

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen? Antwort erstellen

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 17:10
von Selina
Skull hat geschrieben:(25 Sep 2018, 17:04)

Solchen Relativierungen kann ich NICHTS abgewinnen.

Auch wenn vielleicht...die Mehrheit nicht gerade besonders politisiert ist , besser aber ...war...

Die Stasi, der Staatsapparat, die DDR als Staat, war für jeden DDR-Bürger präsent.
Und diesen eingeschlossenem Raum, war definitiv die MEHRHEIT mehr als "erfreut", ihn hinter sich zu lassen.

Freiheit.

Das alles auf "Konsum" herunterzubrchen...ist eher...billig.

mfg
Hast du in der DDR gelebt?

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen? Antwort erstellen

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 17:11
von Skull
Selina hat geschrieben:(25 Sep 2018, 17:10)

Hast du in der DDR gelebt?
Ironische Replik:

Hast Du im Dritten Reich gelebt ?


Ernsthaft:

Was soll diese Frage ? Meine persönliche Geschichte und die meiner Familie tut NICHTS zur Sache.
Wir haben aber eine Kopie "unserer" Stasiakte zu Hause.

mfg

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen? Antwort erstellen

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 17:42
von Selina
Skull hat geschrieben:(25 Sep 2018, 17:11)

Ironische Replik:

Hast Du im Dritten Reich gelebt ?


Ernsthaft:

Was soll diese Frage ? Meine persönliche Geschichte und die meiner Familie tut NICHTS zur Sache.
Wir haben aber eine Kopie "unserer" Stasiakte zu Hause.

mfg
Wie ich schon mehrfach erwähnte, gehörte meine Familie auch zu denjenigen, die gravierenden Ärger mit den DDR-Oberen hatten. Dazu habe ich ebenfalls diverse Akten hier liegen. Auch eine zur Rehabilitierung nach der Wende. Allerdings fiele mir nie im Traum ein, deshalb die gesamte damalige Gesellschaft als eine Gesellschaft von Verfolgten zu beschreiben. Weil es auch nicht so war. Ja, ein Teil litt unter Verfolgung und Repressalien, ein anderer Teil (die Mehrheit) jedoch nicht. Es war schon so, auch wenns schwerfällt, das einzugestehen: Viele Leute schätzten die soziale Sicherheit sehr, was ihnen nach der Wende erst richtig bewusst wurde, und fragen heute, wieso man nicht beides haben konnte, soziale Sicherheit und Demokratie/Freiheit. Und dauerhaft unter sozialen Ängsten leben zu müssen, kann einen Menschen auch verändern, ja, sogar krankmachen. Selbst die Fast-Vollbeschäftigung heute in Sachsen ist nicht das Wahre, weil man ja immer fragen muss, was das für Jobs sind. Das sind eben oft schlecht bezahlte Jobs, zu viel prekäre Arbeit. Unterm Strich verbessert man zwar mit jedem neuen Job die Arbeitslosenstatistik, aber keiner fragt, was das für Jobs sind, wie viele davon nur befristet, Leiharbeit, erzwungene Teilzeit (es geht nicht um die freiwillige Teilzeit, die ja ok ist) und Minijobs etcpp.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen? Antwort erstellen

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 18:03
von Skull
Selina hat geschrieben:(25 Sep 2018, 17:42)

Allerdings fiele mir nie im Traum ein,
deshalb die gesamte damalige Gesellschaft als eine Gesellschaft von Verfolgten zu beschreiben.
Die übliche Ausweich- und Nebendiskussion.

Da hat nie irgendjemand so etwa geschrieben. Da wird einfach geschrieben...andere...würden...
Und dann will man eine Diskussion über das von niemand geschriebene führen.

Vergiss es. Zumindest mit mir. ;)


P.S.: Ich führe auch keine Diskussion, das es im Dritten Reich noch auf deutschen Strassen sicherer war. :mad2:

mfg

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen? Antwort erstellen

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 18:14
von Selina
Skull hat geschrieben:(25 Sep 2018, 18:03)

Die übliche Ausweich- und Nebendiskussion.

Da hat nie irgendjemand so etwa geschrieben. Da wird einfach geschrieben...andere...würden...
Und dann will man eine Diskussion über das von niemand geschriebene führen.

Vergiss es. Zumindest mit mir. ;)


P.S.: Ich führe auch keine Diskussion, das es im Dritten Reich noch auf deutschen Strassen sicherer war. :mad2:

mfg
Die DDR und Hitlerdeutschland gleichzusetzen, ist ein Fehler. Da gibts schon ne Menge größerer Unterschiede. Aber gut. Das wars auch meinerseits dazu. Hat keinen Sinn, wie man sieht.

Re: Wollen die Ostdeutschen eine andere Republik als die Westdeutschen?

Verfasst: Di 25. Sep 2018, 18:44
von Ammianus
sünnerklaas hat geschrieben:(25 Sep 2018, 11:16)

...

Dass es so gelaufen ist, war in erster Linie ein Versagen Mielkes. Mielke war nicht in der Lage aus all den Lagerberichten aus der Vollüberwachung der Bevölkerung die richtigen Schlüsse zu ziehen. Vielleicht war er auch gar nicht willens, weil zu alt, zu starrsinnig und zu machtgeil. Jedenfalls hat man die Chancen, die sich boten, gar nicht genutzt. Horch und Guck waren mit ihren Ohren überall und nirgends, war aber nicht in der Lage, wirklich zuzuhören. Im Grunde wurden da Berge von Papiermüll produziert.
Das Entscheidende und die ganz simple Realität war, dass die DDR zu keinem Zeitpunkt von einer deutlichen Mehrheit ihrer Bewohner getragen wurde. Um die Mittagszeit des 17. Juni z.B. hatte sie de facto aufgehört zu existieren. Und dann kamen die Panzer der Russen. Genau so war es auch in den anderen Ostblockstaaten. Jedes Mal, wenn die Regime sich zu lockern begannen kündigte sich deutlich ihr Ende an. Das sieht man 56 in Ungarn, 68 in der CSSR und 81 in Polen. Aber bei Letzterem liess man die Schmutzarbeit die polnische Armee erledigen da Teile von dieser signalisiert hatten gegen fremde Truppen Widerstand zu leisten. Nirgendwo in der Welt waren die Kommunisten durch freie Wahlen oder eine Mehrheit an die Macht gelangt. Das ganze System war an sich eine nicht wirklich funktionierende Farce.

Und so brach es dann auch zusammen, als die Herrschenden jeglichen Widerstand aufgaben. Voraussetzung war aber, dass die Führungsmacht UdSSR deutlich macht, nicht mehr zu Gunsten der Regime in den anderen Staaten zu interveniren. Das Politbüro konnte nicht mehr hoffen, dass sie noch einmal durch russische Panzer gerettet werden. Sie hatten die Wahl entweder zu kapitulieren oder sich noch eine Weile mit Gewalt an der Macht zu halten. So war der 9. Oktober, der Tag der friedlichen und großen Montagsdemonstration in Leipzig eigentlich der entscheidenste Tag der gesamten Ereignisse von 1989. Die Tausende von Menschen, die da auf die Straße gingen, wussten nicht, ob sich Polizei und Staasi auf sie stürzen würde, ob nicht sogar Schüsse fallen würden. Vorbereitungen dafür waren getroffen genau wie für landesweite Internierungen von als Negativ-feindliche Elemente eingestufte Menschen. Die Kommunisten hätten sich dann vielleicht noch ein paar völlig trostlose Jahre gehalten. Doch je nach Lage und Zahl der Opfer hätten sie dann ihr verspätetes Ende wohl nicht mehr überlebt.