Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

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DieBananeGrillt
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von DieBananeGrillt »

Wer ist denn schon so dämlich nach Deutschland zu kommen , um dort für 1100,- Euro zu arbeiten, wenn er 700,- Euro Miete zahlen soll ? Wenn überhaupt eine Wohnung gefunden wird und man nicht 4 Stunden täglich hin-und herpendeln muß um in die Städte zu kommen.
So doof ist man noch nicht einmal auf den Philippinen.
Es liegt nicht an der Bürokratie, es liegt am Kurzschluss -System Made in Germany.
Und am Denken der Bewohner hier, die meinen das hier der Nabel der Welt ist.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von VaterMutterKind »

DieBananeGrillt hat geschrieben:(27 Jul 2019, 15:32)

Wer ist denn schon so dämlich nach Deutschland zu kommen , um dort für 1100,- Euro zu arbeiten, wenn er 700,- Euro Miete zahlen soll ? Wenn überhaupt eine Wohnung gefunden wird und man nicht 4 Stunden täglich hin-und herpendeln muß um in die Städte zu kommen.
So doof ist man noch nicht einmal auf den Philippinen.
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Meine Frau ist Krankenschwester und die verdient 3000€ netto.
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unity in diversity
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von unity in diversity »

VaterMutterKind hat geschrieben:(27 Jul 2019, 15:35)

Meine Frau ist Krankenschwester und die verdient 3000€ netto.
Eine philippinische Tänzerin verdient mehr.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
Aus den USA.
VaterMutterKind

Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von VaterMutterKind »

unity in diversity hat geschrieben:(27 Jul 2019, 15:46)

Eine philippinische Tänzerin verdient mehr.
Meinetwegen. Meine Frau möchte aber nicht tanzen. Sie möchte kranken Menschen helfen.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von unity in diversity »

VaterMutterKind hat geschrieben:(27 Jul 2019, 15:48)

Meinetwegen. Meine Frau möchte aber nicht tanzen. Sie möchte kranken Menschen helfen.
Das ist ein sehr harter Job und immer noch unterbezahlt.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
Aus den USA.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von DieBananeGrillt »

VaterMutterKind hat geschrieben:(27 Jul 2019, 15:35)

Meine Frau ist Krankenschwester und die verdient 3000€ netto.
Aber nur im Schichtdienst. Nachts und am Wochenende. Und in kapitalkräftigen Kliniken.
Und nicht zu Pflege von älteren Leuten.
Ich glaube nicht, das ältere Leute nachts gepflegt werden zu Hause und den Tarifvertrag der Mitarbeiter von Uni-Kliniken im Rücken haben.
VaterMutterKind

Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von VaterMutterKind »

DieBananeGrillt hat geschrieben:(27 Jul 2019, 17:08)

Aber nur im Schichtdienst. Nachts und am Wochenende. Und in kapitalkräftigen Kliniken.
Und nicht zu Pflege von älteren Leuten.
Ich glaube nicht, das ältere Leute nachts gepflegt werden zu Hause und den Tarifvertrag der Mitarbeiter von Uni-Kliniken im Rücken haben.
Kein Schichtdienst. Dafür 4x 24h Dienst. Davon 1 oder 2 am WE. Sie arbeitet auf Anästhesie. Katholisches Krankenhaus. Bei der Caritas wird man solche Löhne nicht finden.
Zuletzt geändert von VaterMutterKind am Sa 27. Jul 2019, 18:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von VaterMutterKind »

unity in diversity hat geschrieben:(27 Jul 2019, 15:51)

Das ist ein sehr harter Job und immer noch unterbezahlt.
Auf Anästhesie geht es. Sie hat 11 Jahre auf Intensivstation gearbeitet. Das war der Horror.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von unity in diversity »

VaterMutterKind hat geschrieben:(27 Jul 2019, 17:58)

Kein Schichtdienst. Dafür 4x 24h Dienst. Da von 1 oder 2 am WE. Sie arbeitet auf Anästhesie. Katholisches Krankenhaus. Bei der Caritas wird man solche Löhne nicht finden.
OP-Schwester, das wird halbwegs gut bezahlt.
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imp
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von imp »

Sagt man ueberhaupt noch Schwester?
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von VaterMutterKind »

imp hat geschrieben:(31 Jul 2019, 16:53)

Sagt man ueberhaupt noch Schwester?
Nein. Das wurde jetzt bereits zum zweiten Mal geändert. Meine Frau ignoriert die neue Berufsbezeichnung. Die kennt so gut wie keiner. Krankenschwester ist allen Patienten ein Begriff.
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imp
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von imp »

VaterMutterKind hat geschrieben:(31 Jul 2019, 17:24)

Nein. Das wurde jetzt bereits zum zweiten Mal geändert. Meine Frau ignoriert die neue Berufsbezeichnung. Die kennt so gut wie keiner. Krankenschwester ist allen Patienten ein Begriff.
Die Müllwerker bekommen auch alle Nase lang neue Namen, es stinkt der Muell aber weiterhin. Was den Pflegenotstand angeht, setze ich auf moderate Lohnerhoehungen, Strafzahlungen von Unternehmungen, die zu viele Patienten oder Alte von zu wenig Personal betreuen lassen und eine Art "blaue Karte" für Pflegepersonal aus dem nahen und fernen Ausland.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von H2O »

imp hat geschrieben:(31 Jul 2019, 17:36)

Die Müllwerker bekommen auch alle Nase lang neue Namen, es stinkt der Muell aber weiterhin. Was den Pflegenotstand angeht, setze ich auf moderate Lohnerhoehungen, Strafzahlungen von Unternehmungen, die zu viele Patienten oder Alte von zu wenig Personal betreuen lassen und eine Art "blaue Karte" für Pflegepersonal aus dem nahen und fernen Ausland.
Ok, die Lust auf immer neue Berufsbezeichnungen für immer dieselbe weniger gefragte Beschäftigung begleitet uns doch schon, so lange ich mich an etwas erinnern kann.

Ich glaube nicht, daß wir mit "Bezahlung" die weniger schönen Seiten eines Berufs ausgleichen können. Examinierte Krankenschwestern mit einer Spezialisierung (Op, Narkose, Intensiv...) verdienen nicht so schlecht, daß man den Beruf meiden sollte. Aber der Schichtdienst, die seelische Belastung... erschweren eine ganz normale Lebensführung mit Ehe und Kindern. So geht das auch Beschäftigten in Pflegeheimen. Mehr Geld ändert daran gar nichts.

Der Ausweg, im Ausland für gutes Geld Personal ein zu werben, führt dazu, daß dann dort die Alten nicht ordentlich versorgt werden... und der Gesichtspunkt "Familie" geht völlig den Bach hinunter. Viel deutlicher möchte ich da nicht werden. Ich kenne diese Lage aus der Nahansicht!

Und am Ende will die Versorgung von Alten und Kranken auch aus Beiträgen zur gesetzlichen Krankenversicherung/Pflegeversicherung bezahlt werden. Da kann man den Finanzminister fest in den Blick nehmen. Allerdings wird der aus guten Gründen auch recht fest zurück blicken. Mit anderen Worten: Bei unserer Bevölkerungspyramide sehe ich keinen Königsweg zur akzeptablen Lösung des Versorgungsproblems für Alte und Kranke.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Atue001 »

Einfache Rezepte sind nicht immer die Besten - auch wenn sie gut klingen.

Klar - es sollte schon schnell voran gehen - wir brauchen Lösungen, denn der Pflegenotstand wird immer größer.
Nur - reicht die Qualifizierung von ausländischen Pflegekräften aus, um den deutschen Standards zu genügen? Wenn nicht - wie lange würde es dauern, bis die erste negative Schlagzeile kommt.....

Auch sollte genauer betrachtet werden, welche Pflege wir wollen! Pfleger im Krankenhaus sind dabei anders zu bewerten, als wenn es um die dauerhafte Pflege von alten Menschen geht. Bei letzterem spielt mit eine Rolle, wie wir Pflege und überhaupt das Altern in Würde organisieren wollen. Geht es darum, möglichst einfach und schnell alte Menschen in Pflegeeinrichtungen zu bringen, und sie dort dann zu Ende zu pflegen?
Oder geht es darum, die Bedürfnisse der älter werdenden Gesellschaft aufzugreifen, und Lebenskonzepte anzubieten, die ein Altwerden in Würde erlauben.

Menschen in Generationenhäusern brauchen weitaus weniger Pflegekräfte, als Altenpflegeheime - und wer sich mal mit den Modellen in Holland zum Thema Pflege beschäftigt, kann da auch vieles lernen, was für uns attraktiv sein könnte.

Klar - derzeit sind die Zustände in Deutschland ziemlich miserabel - und ebenso klar gehört dazu, dass man sich auch mit kurzfristiger Unterstützung durch ausländische Pflegekräfte beschäftigt. Nur - wenn dadurch Entlastung in der Pflegesituation in Deutschland geschaffen wird, dann sollte der entstehende Freiraum genutzt werden, damit wir eine Breite gesellschaftliche Diskussion dazu angehen, wie wir alle in Würde Altern wollen!
DERZEIT ist das vorwiegende Konzept: Wir alles sind Jugendlich jung bis wir nicht mehr krabbeln können - und dann gehts ab ins Pflegeheim!

Mit einer ernsthaften gesellschaftlichen Auseinandersetzung dazu, was wir eigentlich wollen, hat das noch zu wenig zu tun.
Ger9374

Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Ger9374 »

Betreutes Wohnen erscheint ein allen gefälliges Modell zu sein.
Wird natürlich nur bis zu einem bestimmten Pflegegrad möglich.
Sollte finanziell auch günstiger sein als ein
Platz in einem Seniorenstift.
Der Familie fällt es immer schwerer Alten
pflegebedürftigen Menschen gerecht zu werden.Viele müssen Vollzeit arbeiten um
in schlecht bezahlten Jobs zurecht zu kommen.Ein heikles Thema finanziell, und Menschlich oft traurig!
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Teeernte »

Ger9374 hat geschrieben:(08 Aug 2019, 04:29)

Betreutes Wohnen erscheint ein allen gefälliges Modell zu sein.
Wird natürlich nur bis zu einem bestimmten Pflegegrad möglich.
Sollte finanziell auch günstiger sein als ein
Platz in einem Seniorenstift.
Der Familie fällt es immer schwerer Alten
pflegebedürftigen Menschen gerecht zu werden.Viele müssen Vollzeit arbeiten um
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Private Pflege wird vom Staat schlechter honoriert als "geschäftliche". Der Staat "lenkt" damit.
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John Galt
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von John Galt »

Wie viele Millionen Menschen sind in den letzten 4 Jahren nach Deutschland eingewandert oder geflohen?

Kulturell inkompatibel? Haram Christen den Arsch abzuwischen?

Jetzt wird jedenfalls in Mexiko gebettelt.
So hat das Gesundheitsministerium in den vergangenen Monaten systematisch Länder identifizieren lassen, in denen die Bevölkerung vergleichsweise jung, der Fachkräfteüberschuss aber hoch ist. Oder kurz: Länder, die es verschmerzen können, wenn junge Menschen abwandern. Nach diesem Schema tourt das Gesundheitsministerium durch die Welt. Im Juli warb Spahn im Kosovo um Pflegekräfte, seine Staatssekretärin reiste im August auf die Philippinen. Jetzt also ist Spahn in Mexiko. Und es ist jetzt schon klar, dass es für Spahn nicht die letzte Mission im Ausland ist.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/jens- ... 87956.html
Civilization is the progress toward a society of privacy. The savage’s whole existence is public, ruled by the laws of his tribe. Civilization is the process of setting man free from men.
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pLenarum
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von pLenarum »

Einwanderung ist nicht die Lösung. Es ist höchstens ein kleiner Bestandteil einer anzustrebenden Gesamtlösung.

In Deutschland haben wir sich unter großem Protest Landesberufekammern in der Pflege gegründet und gründen sich noch. Der Protest kommt vor allem von den in der Pflege Beschätigten, weil diese nun bis zu 240€ Beitragen leisten müssen, aber selbst kaum von der Pflegekammer proitieren. Beitragserhebung erfolgt einkommensabhängig. Pflegekammer Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und NRW existieren schon. Weitere Länder werden folgen und eine Bundespflegekammer wartet auch schon auf sich. Alleine in Niedersachsen gab es hierzu eine Peition mit über 100.000 Unterschriften mit Demonstrationen (4.000 Leute, Hannover), die von der Landespolitik nicht weiter wahrgenommen wurden.

Da meine Frau Altenpflegerin ist, habe ich mich tiefergehend mit dem Thema beschäftigt. Also habe mich in der konkreten Pflegewissenschaft belesen, um den Sinn der Pflegekammer zu erfahren.

Die angestrebte Hauptlösung des Pflegenotstandes soll mittel- und langfristig durch Akademisierung erfolgen. Einführung der "evidenzbasierten Pflege" nennt sich der Studiengang u.a. - das ist eine Art duales Studium (Master). So können ärtzliche Vorbhaltsaufgaben auf den akademischen Pfleger übergehen. Ressource "Arzt" soll hierdurch entlastet werden und die Steuerung der Pflege qualitativ angehoben werden. Dies geht lustigerweise auf Kosten der dual ausgebildeten Pfleger., die diesen Strukturwandeln anhand der Pflegekammer bezahlen dürfen. Die examinierten Fachkräfte übernehmen dann vermehrt Aufgaben der Grundpflege wahr. Sie werden praktisch substituiert oder zu besseren Pflegehelfern degradiert.
Nichts ist eindeutig. Verallgemeinerungen sind Lügen. Alle Verallgemeinerungen sind falsch, diese eingeschlossen.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von pLenarum »

Hebammenausbildung künftig per Studium

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... er-Studium
Nichts ist eindeutig. Verallgemeinerungen sind Lügen. Alle Verallgemeinerungen sind falsch, diese eingeschlossen.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von lili »

Intensivpfleger Ricardo Lang mit ermutigende Corona Post, doch er warnt auch.

https://www.express.de/news/panorama/si ... 3939184190
Ich weiß auch im Bekanntenkreis dass das Problem in der Pflege oft am Personalmangel liegt. Arbeitgeber sind leider auch häufig stur.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Cobra9 »

lili hat geschrieben:(17 Jun 2021, 16:20)

Intensivpfleger Ricardo Lang mit ermutigende Corona Post, doch er warnt auch.

https://www.express.de/news/panorama/si ... 3939184190
Ich weiß auch im Bekanntenkreis dass das Problem in der Pflege oft am Personalmangel liegt. Arbeitgeber sind leider auch häufig stur.

Oder kriegen niemand ect
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Uffhausen »

lili hat geschrieben:(17 Jun 2021, 16:20)
Ich weiß auch im Bekanntenkreis dass das Problem in der Pflege oft am Personalmangel liegt. Arbeitgeber sind leider auch häufig stur.
Ich war mehrere Jahre in der Mitarbeitervertretung unseres Altenheims. Meine Erfahrung ist vielmehr, dass ein grundsätzlicher falscher Umgang mit dem Personalschlüssel vorliegt: Wenn letzterer anzeigt, dass du bspw. 10 Pflegefachkräfte benötigst, um den gegenwärtigen Anforderungen in der Pflege zu entsprechen, dann werden auch nur 10 Pflegefachkräfte beschäftigt.

Dass sich die Gesundheit, bzw. Pflegebedürftigkeit bei älteren Menschen jedoch von heute auf morgen massiv verschlechtern kann, wird dabei nicht einkalkuliert - es kann also sein, dass du tatsächlich bspw. 15 Pflegefachkräfte benötigst. Wenn du dann aber nur 10 hast, entsteht permanente fachpflegerische Unterversorgung. Wenn von den vorhandenen, ohnehin zuwenigen Pflegefachkräften, auch zwei krankheitsbedingt ausfallen, eine vielleicht kurzfristig kündigt und eine oder zwei weitere im Urlaub sind, dann kann man getrost von "katasrophalen" Zuständen sprechen = und genau das ist bei uns die Regel.

Meinen damaligen Chefs habe ich immer und immer wieder versucht einzubläuen, dass der Personalschlüssel, wenn schon, nicht als Höchstmaß, sondern vielmehr als Mindestmaß der zu beschäftigten Pflegefachkräfte zu verstehen ist. Verwiesen wurde ich dann immer auf den Umstand, dass ein Mehr bspw. an Pflegefachkräften schlicht nicht "refinanziert" sei = dagegen kommt man mit sozialem und logischem Denken freilich nicht an.

Wenn alles eine Frage des Geldes ist und bleibt, wird sich in puncto Personal in der Pflegebranche auch niemals was ändern. Da können noch soviele ausländische Fachkräfte ins Land strömen = sie würden niemals eingestellt werden, sofern die durch sie entstehenden Kosten eben nicht "refinanziert" werden. :rolleyes:
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Alana4 »

VaterMutterKind hat geschrieben:(23 Jul 2019, 23:53)

Die Phillippinen brauchen keine Pflegekräfte. Die haben genug. Was spricht gegen eine Win-Win-Situation?
Menschen als "Verschiebemasse"? Dass die all die jungen Menschen von dort vielleicht Familie haben? Eltern? Kinder?....das interessiert nicht wirklich, oder? Wir brauchen die schließlich, und das so billig wie möglich....also haben die sich hierher zu bewegen und uns zu dienen....und natürlich auch unseren Ansprüchen gerecht zu werden. So in etwa?
Ich beherrsche die deutsche Rechtschreibung! Aber meine Tastatur hat damit manchmal Probleme.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von lili »

Cobra9 hat geschrieben:(18 Jun 2021, 08:16)

Oder kriegen niemand ect
Anhand was ich mitbekommen habe liegt es oft am Arbeitgeber.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Alana4 hat geschrieben:(18 Jun 2021, 10:23)

Menschen als "Verschiebemasse"? Dass die all die jungen Menschen von dort vielleicht Familie haben? Eltern? Kinder?....das interessiert nicht wirklich, oder? Wir brauchen die schließlich, und das so billig wie möglich....also haben die sich hierher zu bewegen und uns zu dienen....und natürlich auch unseren Ansprüchen gerecht zu werden. So in etwa?

Die werden gezwungen? Das wäre mir jetzt neu. Umgekehrt müsste man eher fragen, warum man denjenigen nicht die Möglichkeit geben sollte ihre Lebenssituation zu verbessern.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von lili »

Uffhausen hat geschrieben:(18 Jun 2021, 09:31)

Ich war mehrere Jahre in der Mitarbeitervertretung unseres Altenheims. Meine Erfahrung ist vielmehr, dass ein grundsätzlicher falscher Umgang mit dem Personalschlüssel vorliegt: Wenn letzterer anzeigt, dass du bspw. 10 Pflegefachkräfte benötigst, um den gegenwärtigen Anforderungen in der Pflege zu entsprechen, dann werden auch nur 10 Pflegefachkräfte beschäftigt.

Dass sich die Gesundheit, bzw. Pflegebedürftigkeit bei älteren Menschen jedoch von heute auf morgen massiv verschlechtern kann, wird dabei nicht einkalkuliert - es kann also sein, dass du tatsächlich bspw. 15 Pflegefachkräfte benötigst. Wenn du dann aber nur 10 hast, entsteht permanente fachpflegerische Unterversorgung. Wenn von den vorhandenen, ohnehin zuwenigen Pflegefachkräften, auch zwei krankheitsbedingt ausfallen, eine vielleicht kurzfristig kündigt und eine oder zwei weitere im Urlaub sind, dann kann man getrost von "katasrophalen" Zuständen sprechen = und genau das ist bei uns die Regel.

Meinen damaligen Chefs habe ich immer und immer wieder versucht einzubläuen, dass der Personalschlüssel, wenn schon, nicht als Höchstmaß, sondern vielmehr als Mindestmaß der zu beschäftigten Pflegefachkräfte zu verstehen ist. Verwiesen wurde ich dann immer auf den Umstand, dass ein Mehr bspw. an Pflegefachkräften schlicht nicht "refinanziert" sei = dagegen kommt man mit sozialem und logischem Denken freilich nicht an.

Wenn alles eine Frage des Geldes ist und bleibt, wird sich in puncto Personal in der Pflegebranche auch niemals was ändern. Da können noch soviele ausländische Fachkräfte ins Land strömen = sie würden niemals eingestellt werden, sofern die durch sie entstehenden Kosten eben nicht "refinanziert" werden. :rolleyes:

Ja der Personalschlüssel ist das größte Problem. Ich sehe das genauso wie du.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Uffhausen hat geschrieben:(18 Jun 2021, 09:31)

Wenn alles eine Frage des Geldes ist und bleibt, wird sich in puncto Personal in der Pflegebranche auch niemals was ändern. :
Was soll es denn sonst sein, ausser einer Frage des "Geldes"?
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Uffhausen »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(18 Jun 2021, 11:14)
Was soll es denn sonst sein, ausser einer Frage des "Geldes"?
Natürlich spielt Geld eine sehr große Rolle.

Und wenn es nur im bestimmten Rahmen vorhanden ist, sollte es dem tatsächlichen Bedarf entsprechend verwendet werden. Viele Pflegeeinrichtungen "rühmen" sich bspw. damit, dass sie ein umfangreiches Betreuungs- und Aktivierungsangebot (Beschäftigungangebote wie bspw. backen, basteln, spazieren, Gymnastik oder Seelsorge) haben. Für den Gesetzgeber ist dies jedoch nur ein "Nice to have" = also etwas, was (zusätzlich!) angeboten werden kann, jedoch nicht (zwingend!) muss.

Derlei ist auch in meiner Einrichtung so - dafür gibt es extra (ausgebildetes und geschultes) Betreuungspersonal = mit der Konsequenz, dass an anderen Stellen gespart wird (bzw. werden muss!), bspw. an der gesetzlich verpflichtenden Alltagsbegleitung (Hauswirtschaftliche Tätigkeit wie u. a. Mahlzeiten/Getränke zubereiten und servieren, Reinhaltung von Küchen oder Gemeinschaftsräumen usw.). Die personellen Lücken in der Alltagsbegleitung müssen wiederrum vom Pflegepersonal gestopft werden. Entweder wird die Pflege explizit dafür eingeplant oder müssen beides gleichzeitig bewältigen (entsprechend schlecht ist dann das qualitative Ergebnis auf beiden Seiten).

Und wenn man auf diese Missstände hinweist, wird man wieder auf den Personalschlüssel verwiesen - anhand dessen wäre in allen Bereichen "ausreichend" Personal vorhanden. Sinkende Qualität bei Alltagsbegleitung und Pflege sei der jeweiligen verantwortlichen Person anzulasten = aber keinesfalls den Leitungsorganen! Die machen ja nur brav das, was andere von ihnen erwarten. Dumm ist nur, dass sie lediglich handeln, aber nicht denken und somit nichts wissen, also keine Ahnung haben.

Mein gegenwärtiger Einrichtungsleiter war bis vorletztes Jahr noch in der IT-Branche tätig. Der will "uns" jetzt erzählen, wie Pflege & Co "richtig" funktioniert... :dead:
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Cobra9 »

lili hat geschrieben:(18 Jun 2021, 11:10)

Anhand was ich mitbekommen habe liegt es oft am Arbeitgeber.

Das sind wesentlich mehr Bausteine.
Die hohe Belastung, sowohl in emotionaler als auch psychischer Hinsicht, schreckt viele junge Arbeitnehmer ab. Ausgebildetes Personal wechselt auf lange Sicht häufig den Berufszweig. Gesetzliche Regelungen.

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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Realist2014 »

Uffhausen hat geschrieben:(18 Jun 2021, 09:31)

I

Meinen damaligen Chefs habe ich immer und immer wieder versucht einzubläuen, dass der Personalschlüssel, wenn schon, nicht als Höchstmaß, sondern vielmehr als Mindestmaß der zu beschäftigten Pflegefachkräfte zu verstehen ist. Verwiesen wurde ich dann immer auf den Umstand, dass ein Mehr bspw. an Pflegefachkräften schlicht nicht "refinanziert" sei = dagegen kommt man mit sozialem und logischem Denken freilich nicht an.

Wenn alles eine Frage des Geldes ist und bleibt, wird sich in puncto Personal in der Pflegebranche auch niemals was ändern. Da können noch soviele ausländische Fachkräfte ins Land strömen = sie würden niemals eingestellt werden, sofern die durch sie entstehenden Kosten eben nicht "refinanziert" werden. :rolleyes:
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Oder woher soll das "nichtfinanzierte Geld" kommen?
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Uffhausen »

Realist2014 hat geschrieben:(19 Jun 2021, 13:42)
Natürlich ist es immer eine Frage des Geldes

Oder woher soll das "nichtfinanzierte Geld" kommen?
Wenn man alles so belassen will, wie es jetzt ist, man aber den daraus entstehenden Misständen (bspw. Personalmangel) entgegen wirken will, dann braucht es freilich mehr Geld.

Es bestünde aber auch die Möglichkeit, Verbesserungen herbeizuführen, indem man das vorhandene Geld anders (bedarfsgerecht) verwendet und dafür das eine oder andere Zusatzangebot reduziert oder abschafft, ohne das dafür am Ende bspw. Beiträge usw. erhöht werden müssen.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Realist2014 »

Uffhausen hat geschrieben:(20 Jun 2021, 11:24)

Wenn man alles so belassen will, wie es jetzt ist, man aber den daraus entstehenden Misständen (bspw. Personalmangel) entgegen wirken will, dann braucht es freilich mehr Geld.
Also die Kosten für die zu Pflegenden weiter nach oben schrauben?
]Es bestünde aber auch die Möglichkeit, Verbesserungen herbeizuführen, indem man das vorhandene Geld anders (bedarfsgerecht) verwendet und dafür das eine oder andere Zusatzangebot reduziert oder abschafft, ohne das dafür am Ende bspw. Beiträge usw. erhöht werden müssen.
welche Zusatzangebote sind denn kostenmäßig relevant im Vergleich zu Personalkosten?
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Progressiver
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Progressiver »

Ich sehe die Probleme wohl woanders als die meisten Diskussionsteilnehmer hier. Im Gesundheitswesen und in der Pflege gibt es immer mehr private Anbieter. Ganze Ketten von privaten Krankenhäusern bzw. Pflegeeinrichtungen mischen da jetzt schon mit. Und die Aktionäre dieser Firmen wollen Rendite sehen. Dies geht sowohl auf Kosten des Personals als auch der Patienten bzw. Bewohner.

Der Staat wiederum schiebt eine ruhige Kugel. Die neoliberalen Amtsträger in der Regierung predigen das Mantra "privat vor Staat". Anstatt in die Öffentliche Daseinsvorsorge zu investieren, fördert man lieber diese privaten Abzocker, die ein Heim nach dem anderen übernehmen.

Eine andere Rolle spielen dann noch die Caritas und die Diakonie. Auch diese kirchlichen Firmen haben ja ihre Heimketten. Und da sie die Mitarbeiter lieber für einen "Gotteslohn" im Jenseits belohnen wollen anstatt mit fairen Löhnen im Diesseits, haben sie es auch geschafft, dass ein einheitlicher Tariflohn verhindert wurde.

Der Gesundheitsminister sieht nur einen "Pflegenotstand". Aber er will weiter alles kaputtsparen, anstatt Geld in die Hand zu nehmen, um die Missstände zu beseitigen. Fast könnte man meinen, dies alles wäre politisch gewollt. Zumindest geduldet wird das alles jedoch in bester Schlampermanier. Die großen Konzerne, die -noch- für tolle Exportwerte sorgen, wurden in der Corona-Krise mit Geld gepampert. Aber Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen werden dagegen nur als Verlustgeschäfte gesehen. Es sei denn, man privatisiert möglichst viele von denen. Dann heißt es, dass sie gefälligst Gewinne einfahren sollen.

Wichtig ist nicht das Wohlbefinden der Patienten bzw. Bewohner oder die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit der Pflegekräfte. Sondern alleine die Zahlen am Ende des Monats sind es, die die Aktionäre interessieren.

Wenn man den Pflegenotstand beheben wollte, dann könnte man dies mit mehr Geld auch tun. Viele Ex-Mitarbeiter der Krankenhäuser und der Pflegeeinrichtungen haben noch nicht ganz mit ihrem alten Beruf abgeschlossen. Es existiert also eine riesige Reservearmee an Pflegekräften. Alleine die regierenden Politiker haben keinerlei Interesse, diese Leute mit besserer Bezahlung und besseren Arbeitsbedingungen wieder in den alten Beruf zu locken. Stattdessen wird nur allzu gerne auf den "demographischen Wandel" gezeigt, der es angeblich immer schwieriger machen solle, zu ausreichend Pflegekräften zu kommen. So bleiben die ehemaligen Pflegekräfte dann eben ganz weg. Und neue wird man nicht finden.

Natürlich kann man aber auch öffentlichwirksam auf dem Balkan, in Mexico oder den Philippinen Fachkräfte suchen, die für einen Hungerlohn und ohne großen Ansprüche deutsche Pflegebedürftige versorgen. So gibt es ja auch viele in Deutschland, die sich eine Frau aus Polen, Bulgarien etc. zu sich nach Hause holen, die dann in der Regel de facto 24-Stunden-Schichten schieben dürfen. Aber durch all diese Taten -bzw. durch Unterlassung von richtigen Schritten- werden die ganzen Missstände nur schlecht verwaltet, anstatt sie zu beheben.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von lili »

Cobra9 hat geschrieben:(19 Jun 2021, 13:33)

Das sind wesentlich mehr Bausteine.
Die hohe Belastung, sowohl in emotionaler als auch psychischer Hinsicht, schreckt viele junge Arbeitnehmer ab. Ausgebildetes Personal wechselt auf lange Sicht häufig den Berufszweig. Gesetzliche Regelungen.

Hohe Verantwortung. Es muss viel getan werden
Ja sicherlich sind da mehrere Bausteine, aber wenn am Personalschlüssel gespart wird, dann wird die psychische Belastung extremer. Es ist ja ein Unterschied ob ich die Arbeit verteile oder ob ich mit wenigem Personal zu viel Leute pflegen muss.

Die Arbeitszeiten sind auch oft katastrophal und wenn die Digitalisierung sich weiter entwickelt, dann würde ich mich auch um Pflegeroboter freuen. Im Pflegebereich arbeiten viele Frauen die können nicht ein 1,90 jährigen schleppe ohne das sie körperliche Einschränkungen in Zukunft in Kauf nehmen.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Astrocreep2000 »

VaterMutterKind hat geschrieben:(23 Jul 2019, 14:35)

Es könnte so einfach sein. Auf den Philippinen sind 80 000 gut ausgebildete Pflegekräfte arbeitslos. In Deutschland fehlen 20 000 Pflegekräfte. Die Lösung liegt auf der Hand und ist doch so schwer umzusetzen. (...) Warum tun sich deutsche Behörden mit qualifizierter Einwanderung so schwer?
In einer der ganzen Talkshows zum Thema "Corona" erklärte vor etwa einem Jahr eine Gewerkschaftsvertreterin, dass in den letzten 5 Jahren in Deutschland 240.000 Fachkräfte die Pflege verlassen haben - Arbeitsbedingungen in Kombination mit der Entlohnung hatten sie über Jahre frustriert.

Die Interessenvertreterin zeigte sich optimistisch, dass hier Zehntausende kurzfristig zurückgeholt werden könnten, wenn denn Anreize in Form besserer Bezahlung geschaffen würde - und mit einem Zulauf an qualifiziertem Personal würden sich dann ja auch die Arbeitsbedingungen verbessern.

Aber offensichtlich ist der politische Wille nicht da - nicht während der Pandmie und dann auch ganz sicher nicht nach der Pandemie.

Bevor Lauterbach zu einem der Covid-Experten avancierte, war sein jahrelanges Dauerthema übrigens, wie überzogene Medikamentenpreise in Deutschland die Kassen schröpfen - Preise wie bei uns ließen sich an keinem anderen "Markt" durchsetzen. Auch in der Gerätemedizin ist in Deutschland nichts zu teuer - nur für den Faktor "Mensch" möchte man kein Geld ausgeben. Hier haben die Pflegeberufe unter allen, die Geld aus dem Gesundheitssystem abgreifen wollen, offensichtlich die schwächste Lobby.

Sorry, aber vor dem Hintergrund finde ich es geradezu zynisch, billige Pflegekräfte aus dem Ausland zu rekrutieren - das würde die aktuellen Schieflage doch nur weiter zementieren.

Nein, es müsste ein Umdenken her, dass solche Berufe so aufgewertet werden, wie es aufgrund ihrer gesellschaftlichen Bedeutung gerecht wäre.

Statt froh zu sein, dass es überhaupt (grundsätzlich) genug Menschen unter uns gibt, die anderen helfen und sie pflegen wollen, vergraulen wir sie auch noch.

Was fühlen wir uns gerade moralisch so erhaben, in der der Pandemie (fast) alles der Gesundheit bestimmter Gruppen untergeordnet zu haben - ist die Pandemie vorbei, wird nichts von diesem Anspruch im Hinblick auf die Verbesserung des Gesundheitszustands von Menschen durch andere Menschen (nicht Medikamente, nicht Maschinen) bestehen bleiben ...
Zuletzt geändert von Astrocreep2000 am So 20. Jun 2021, 19:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Realist2014 »

Progressiver hat geschrieben:(20 Jun 2021, 18:50)

Ich sehe die Probleme wohl woanders als die meisten Diskussionsteilnehmer hier. Im Gesundheitswesen und in der Pflege gibt es immer mehr private Anbieter. Ganze Ketten von privaten Krankenhäusern bzw. Pflegeeinrichtungen mischen da jetzt schon mit. Und die Aktionäre dieser Firmen wollen Rendite sehen. Dies geht sowohl auf Kosten des Personals als auch der Patienten bzw. Bewohner.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von olli »

Astrocreep2000 hat geschrieben:Hier haben die Pflegeberufe unter allen, die Geld aus dem Gesundheitssystem abgreifen wollen, offensichtlich die schwächste Lobby.

Sorry, aber vor dem Hintergrund finde ich es geradezu zynisch, billige Pflegekräfte aus dem Ausland zu rekrutieren - das würde die aktuellen Schieflage doch nur weiter zementieren.
Sieht man allenortens wie die Löhne der Fachkräfte durch Dumpinglöhner ersetzt werden, die angeblich das selbe Fachwissen haben. Man muss nur in die Baubranche schauen: Oleg und Bollek, können nichts, machen alles.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Realist2014 »

olli hat geschrieben:(20 Jun 2021, 20:06)

Sieht man allenortens wie die Löhne der Fachkräfte durch Dumpinglöhner ersetzt werden, die angeblich das selbe Fachwissen haben. Man muss nur in die Baubranche schauen: Oleg und Bollek, können nichts, machen alles.
Die Polen sind handwerklich top....
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Uffhausen »

Realist2014 hat geschrieben:(20 Jun 2021, 11:40)
Also die Kosten für die zu Pflegenden weiter nach oben schrauben?
Darauf wird es hinauslaufen = wenn man eben nicht ändern will.

Eine Alternative wäre, die Heimplätze dem Personalbestand anzupassen = je weniger Personal, desto weniger freie Betten/Zimmer. Könnte demnach auch die Kosten für die zu Pflegenden nach unten schrauben. Andererseits könnte dann auch die Nachfrage das Angebot übersteigen und somit das Gegenteil bewirken.
welche Zusatzangebote sind denn kostenmäßig relevant im Vergleich zu Personalkosten?
Betreuungsangebote. Sie ermöglichen einem Träger seine Pflegeeinrichtung u. a. wie ein "Zuhause" anzupreisen - da wird auch Kuchen gebachen, da wird auch gekocht, da wird auch gestrickt, da wird auch Gymnastik gemacht, da wird auch geheimwerkert usw. = alles wie "Zuhause".

Das ist natürlich alles schick und schön und bestimmt nicht wenigen Angehörigen fällt die Unterbringung eines pflegebedürftigen Familienmitglieds in einer entsprechenden Pfelegeinrichtung deswegen leichter - wenn sie wissen, da werden nicht nur allgemeine Grundbedürfnisse abgedeckt, sondern auch auf spezielle Sonderwüsche, ganz persönliche Vorlieben oder biografische Besonderheiten eingegangen.

Dumm ist es, wenn dies auf Kosten anderer Arbeitsbereiche geschieht und diese dann auch noch, im Gegensatz zur Betreuungsarbeit, gesetzlich verpflichtend sind = Alltagsbegleitung und Pflege.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Uffhausen »

Progressiver hat geschrieben:(20 Jun 2021, 18:50)
Wichtig ist nicht das Wohlbefinden der Patienten bzw. Bewohner oder die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit der Pflegekräfte. Sondern alleine die Zahlen am Ende des Monats sind es, die die Aktionäre interessieren.
Ich arbeite auch für ein kirchliche Stiftung mit mehreren (Alten-)Pflegeeinrichtungen (nebst diversen Behinderten- und Jugendeinrichtungen); die Leitungsorgane unseres Hauses sind aber quasi nur "Verwalter", bzw. "Vermittler" - sie sehen es selbst und glauben uns Angestellten, dass wir besonders in der Pflege vielmehr Personal benötigen, aber ihnen sind selbst die Hände gebunden; sie können Personalbedarf zwar anmelden, aber bewilligen muss es der "Vorstand" = und der besteht halt aus lauter studierten und betitelten Schlaumeiern und -innen, die zwar von allem keine Ahnung haben, aber trotzdem alles besser wissen, nur weil sie gut mit Zahlen umgehen können.

Sowas sollte generell "verboten" werden - dass Leute ohne jedwede praktische Ausbildung/Erfahrung bspw. in einem bestimmten Berufsfeld eben über jene Leute bestimmen können, die praktische Ausbildung/Erfahrung haben.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Atue001 »

Uffhausen hat geschrieben:(21 Jun 2021, 22:04)

Ich arbeite auch für ein kirchliche Stiftung mit mehreren (Alten-)Pflegeeinrichtungen (nebst diversen Behinderten- und Jugendeinrichtungen); die Leitungsorgane unseres Hauses sind aber quasi nur "Verwalter", bzw. "Vermittler" - sie sehen es selbst und glauben uns Angestellten, dass wir besonders in der Pflege vielmehr Personal benötigen, aber ihnen sind selbst die Hände gebunden; sie können Personalbedarf zwar anmelden, aber bewilligen muss es der "Vorstand" = und der besteht halt aus lauter studierten und betitelten Schlaumeiern und -innen, die zwar von allem keine Ahnung haben, aber trotzdem alles besser wissen, nur weil sie gut mit Zahlen umgehen können.

Sowas sollte generell "verboten" werden - dass Leute ohne jedwede praktische Ausbildung/Erfahrung bspw. in einem bestimmten Berufsfeld eben über jene Leute bestimmen können, die praktische Ausbildung/Erfahrung haben.
Es gibt schon einen Grund, warum es pflegendes Personal mit viel Praxis gibt, aber auch ein Management mit Ahnung davon, wie man nicht Pleite geht. Sicher hast du sofort recht, wenn du so manches Management als unfähig empfindest - wenn du selbstkritisch auf die Pflegenden achtest, erkennst du aber auch, dass es auch da neben Licht auch einiges an Schatten gibt.

Weder den zu pflegenden Menschen, noch den pflegenden Menschen nützt es etwas, wenn die pflegende Einrichtung pleite ist. Es gibt nur wenige Häuser, die ohne Zuschüsse und ohne Beiträge die sich nur sehr reiche Mitbürger leisten können, ein wirklich gutes Pflegekonzept einerseits haben, und andererseits auch ausreichend Mitarbeiter, die sich dann auch noch gerecht bezahlt fühlen. Ich kenne deine Pflegeeinrichtung nicht - im allgemeinen aber würde ich die Schuld nicht zuerst im Vorstand suchen, sondern zuerst in den politischen Rahmenbedingungen, die letzten Endes den meisten Häusern ziemlich bedenkliche Eckpunkte mitgeben.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Uffhausen »

Atue001 hat geschrieben:(22 Jun 2021, 00:56)
...wenn du selbstkritisch auf die Pflegenden achtest, erkennst du aber auch, dass es auch da neben Licht auch einiges an Schatten gibt.
Das versteht sich wohl von selbst und dürfte so auch in anderen Branchen zu beobachten sein. Argumentativ wertbar ist das folglich nicht.
Weder den zu pflegenden Menschen, noch den pflegenden Menschen nützt es etwas, wenn die pflegende Einrichtung pleite ist.
Darum geht es doch gar nicht - vielen Häuser ist die Außenwirkung, der öffentliche Eindruck = kurz gesagt der Schein wichtiger als das Sein.

Bilder von bspw. Kuchen backenden Senioren kann man u. a. in den Medien veröffentlichen = und jeder soll deswegen denken: Eine tolle Einrichtung! Ob die abgebildeten Senioren aber zuvor oder danach grundlegend und ausreichend versorgt wurden oder werden (gesetzlich verpflichtende Pflege & Alltagsbegleitung), erkennt man man dadurch aber nicht.
Ich kenne deine Pflegeeinrichtung nicht - im allgemeinen aber würde ich die Schuld nicht zuerst im Vorstand suchen, sondern zuerst in den politischen Rahmenbedingungen, die letzten Endes den meisten Häusern ziemlich bedenkliche Eckpunkte mitgeben.
Politische Rahmenbedingungen sind das eine - das andere sind Leute (bspw. in Vorständen), welche sie rücksichts- und gedankenlos umsetzen und meinen, sie würden alles richtig machen = selbst wenn alles schief läuft.

Wie ich ein paar Beiträge zuvor schon mittels des Personalschlüssels versuchte darzustellen: Wenn selbiger dir "gestattet", bspw. zehn Fachkräfte zu beschäftigen, heißt das nicht, dass bei zehn die Obergrenze erreicht ist - vielmehr heißt es, dass du sogar mehr als zehn Fachkräfte beschäftigen solltest, weil du IMMER zehn Fachkräfte zur Verfügung haben musst.
Du kannst diese zehn Fachkräfte schließlich nicht rund um die Uhr schuften lassen - irgendwann müssen sie mal frei haben, Urlaub nehmen, werden krank, oder kündigen = es sind also immer weniger Fachkräfte als benötigt anwesend; bewältigen müssen folglich bspw. sieben Fachkräfte aber immer die Arbeit von zehn Fachkräften. Was glaubst du, woher dieses Empfinden bei Pflegebeschäftigten sonst herrührt, man verdiene entsprechend der erbrachten Leistung zu wenig? Weil im Grunde jeder mehr als 100% Leistung erbringen muss. Immer. Jeden Tag. Das macht den Beruf unattraktiv, woraus sich der zunehmende Personalmangel erklären lässt.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Realist2014 »

Uffhausen hat geschrieben:(23 Jun 2021, 08:25)

Wie ich ein paar Beiträge zuvor schon mittels des Personalschlüssels versuchte darzustellen: Wenn selbiger dir "gestattet", bspw. zehn Fachkräfte zu beschäftigen, heißt das nicht, dass bei zehn die Obergrenze erreicht ist - vielmehr heißt es, dass du sogar mehr als zehn Fachkräfte beschäftigen solltest, weil du IMMER zehn Fachkräfte zur Verfügung haben musst.
Du kannst diese zehn Fachkräfte schließlich nicht rund um die Uhr schuften lassen - irgendwann müssen sie mal frei haben, Urlaub nehmen, werden krank, oder kündigen = es sind also immer weniger Fachkräfte als benötigt anwesend; bewältigen müssen folglich bspw. sieben Fachkräfte aber immer die Arbeit von zehn Fachkräften. Was glaubst du, woher dieses Empfinden bei Pflegebeschäftigten sonst herrührt, man verdiene entsprechend der erbrachten Leistung zu wenig? Weil im Grunde jeder mehr als 100% Leistung erbringen muss. Immer. Jeden Tag. Das macht den Beruf unattraktiv, woraus sich der zunehmende Personalmangel erklären lässt.
Wie ist denn dieser "Personalschlüssel" überhaupt definiert?

Es geht doch ( so würde ich annehmen) um die Sicherstellung der Mindestanzahl der "im Dienst" befindlichen Pflegekräfte und nicht um die Anzahl derer auf der Gehaltsliste.

So laufen üblicherweise auch die Planungen im "Produktionsbereich" der Unternehmen. Nennt sich Kapazitätsplanung
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Cobra9 »

lili hat geschrieben:(20 Jun 2021, 18:57)

Ja sicherlich sind da mehrere Bausteine, aber wenn am Personalschlüssel gespart wird, dann wird die psychische Belastung extremer. Es ist ja ein Unterschied ob ich die Arbeit verteile oder ob ich mit wenigem Personal zu viel Leute pflegen muss.

Die Arbeitszeiten sind auch oft katastrophal und wenn die Digitalisierung sich weiter entwickelt, dann würde ich mich auch um Pflegeroboter freuen. Im Pflegebereich arbeiten viele Frauen die können nicht ein 1,90 jährigen schleppe ohne das sie körperliche Einschränkungen in Zukunft in Kauf nehmen.
Eine einzelne Pflegekraft ist im Schnitt für 52 Personen zuständig, meist ohne die Möglichkeit in Krisensituationen auf einen Hintergrunddienst zurückgreifen zu können. Das ist Schnitt grob gesagt mittlerweile

https://www.rechtsdepesche.de/alleinver ... -bewohner/

Da erkennt man schon wie viel Schwachsinn, poten. Gefährdung für alle Seiten und Belastungen gegeben sind. Den meisten Betreibern geht das auch da vorbei wo keine Sonne scheint. Der Gesetzgeber ist nicht willens zu Handeln. Dabei geht's anders.


Rechtliche Vorgaben für die Personalbemessung in der Krankenpflege sind laut Studien kein Problem.


http://www.boeckler.de/pdf/p_fofoe_WP_027_2017.pdf

Laut den Stu­dien­­au­toren Michael Simon und Sandra Mehmecke zufolge international verbreitet. Am stärk­s­ten ausgeprägt ist die Regulierung demnach in den USA und Australien. In Kali­fornien sind sogenannte „Nurse-to-Patient-Ratios“ für ein breites Spektrum an Kranken­haus­sta­tionen, Notaufnahmen und Kreißsälen gesetzlich verankert, in Massa­chu­setts für Inten­sivstationen.

Erfolgreich zum größten Teil.

Deutschland braucht lediglich sogenannten Nurse-to-Bed-Ratios. Das heißt on kurzen Worten - maßgeblich ist die Zahl der Per­sonalstellen im Verhältnis zur Zahl der durchschnittlich belegten Betten. Plus Einbeziehung der Fälle, Belastungen ect .

Die Relation zwischen Krankenschwestern und Patienten ist nicht nur ein wichtiger Grad­­messer für die Qualität der Arbeitsbedingungen, sondern beeinflusst ja auch die Qua­lität der Pflege und damit die Patientengesundheit. Ich seh das zumindest so . Deut­schland hinkt dabei hinterher. Welch Überraschung.


https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... es-Problem

In den USA kümmert sich eine Schwester um 5,3 Patienten , in den Niederlanden sieben, in Schweden 7,7 und in der Schweiz 7,9. In Deutschland müssten sich Krankenschwes­tern dagegen im Schnitt um 13 Patienten kümmern.

Das ist doch richtig schön stressig.
Konkreter Vorschlag zur sofortigen Umsetzung:
Verbindliche Einführung eines „Nurse Staffing Committee“ für jedes Krankenhaus, das den Stellenplan für den Pflegedienst festlegt – auf der Basis einer professionellen und unabhängigen Pflegebedarfsmessung.

Besetzung: zu ½ aus Pflegefachkräften aus der direkten Pflege, zu ½ aus Führungskräften aus dem Verwaltung, Medizin und Pflege; dabei für Pflegehilfskräfte klare Regelungen schaffen (Prophylaxe für Abbau der Hilfskräfte).

Es ist irgendwie traurig

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... n-einspart


https://www.merkur.de/welt/coronavirus- ... 38235.html

Aber das passiert in 20000 Jahren nicht. Unsere Nachtwache in der Regierung redet viel. Aber damit ist es auch schon was passiert.

300. 000 Kräfte in der Pflege fehlen langfristig. Immer mehr geben auf.
Quelle siehe Merkur.
https://de.statista.com/statistik/daten ... ften-2025/
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von lili »

Cobra9 hat geschrieben:(23 Jun 2021, 15:59)

Eine einzelne Pflegekraft ist im Schnitt für 52 Personen zuständig, meist ohne die Möglichkeit in Krisensituationen auf einen Hintergrunddienst zurückgreifen zu können. Das ist Schnitt grob gesagt mittlerweile

https://www.rechtsdepesche.de/alleinver ... -bewohner/

Da erkennt man schon wie viel Schwachsinn, poten. Gefährdung für alle Seiten und Belastungen gegeben sind. Den meisten Betreibern geht das auch da vorbei wo keine Sonne scheint. Der Gesetzgeber ist nicht willens zu Handeln. Dabei geht's anders.


Rechtliche Vorgaben für die Personalbemessung in der Krankenpflege sind laut Studien kein Problem.


http://www.boeckler.de/pdf/p_fofoe_WP_027_2017.pdf

Laut den Stu­dien­­au­toren Michael Simon und Sandra Mehmecke zufolge international verbreitet. Am stärk­s­ten ausgeprägt ist die Regulierung demnach in den USA und Australien. In Kali­fornien sind sogenannte „Nurse-to-Patient-Ratios“ für ein breites Spektrum an Kranken­haus­sta­tionen, Notaufnahmen und Kreißsälen gesetzlich verankert, in Massa­chu­setts für Inten­sivstationen.

Erfolgreich zum größten Teil.

Deutschland braucht lediglich sogenannten Nurse-to-Bed-Ratios. Das heißt on kurzen Worten - maßgeblich ist die Zahl der Per­sonalstellen im Verhältnis zur Zahl der durchschnittlich belegten Betten. Plus Einbeziehung der Fälle, Belastungen ect .

Die Relation zwischen Krankenschwestern und Patienten ist nicht nur ein wichtiger Grad­­messer für die Qualität der Arbeitsbedingungen, sondern beeinflusst ja auch die Qua­lität der Pflege und damit die Patientengesundheit. Ich seh das zumindest so . Deut­schland hinkt dabei hinterher. Welch Überraschung.


https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... es-Problem

In den USA kümmert sich eine Schwester um 5,3 Patienten , in den Niederlanden sieben, in Schweden 7,7 und in der Schweiz 7,9. In Deutschland müssten sich Krankenschwes­tern dagegen im Schnitt um 13 Patienten kümmern.

Das ist doch richtig schön stressig.
Konkreter Vorschlag zur sofortigen Umsetzung:
Verbindliche Einführung eines „Nurse Staffing Committee“ für jedes Krankenhaus, das den Stellenplan für den Pflegedienst festlegt – auf der Basis einer professionellen und unabhängigen Pflegebedarfsmessung.

Besetzung: zu ½ aus Pflegefachkräften aus der direkten Pflege, zu ½ aus Führungskräften aus dem Verwaltung, Medizin und Pflege; dabei für Pflegehilfskräfte klare Regelungen schaffen (Prophylaxe für Abbau der Hilfskräfte).

Es ist irgendwie traurig

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... n-einspart


https://www.merkur.de/welt/coronavirus- ... 38235.html

Aber das passiert in 20000 Jahren nicht. Unsere Nachtwache in der Regierung redet viel. Aber damit ist es auch schon was passiert.

300. 000 Kräfte in der Pflege fehlen langfristig. Immer mehr geben auf.
Quelle siehe Merkur.
https://de.statista.com/statistik/daten ... ften-2025/

Es gibt auch das Problem das Pflegehelfer in einigen Heimen die harte Arbeit machen müssen und die Fachkräfte machen bürokratische Aufgaben. Normalerweise soll der Pflegehelfer die Fachkraft assistieren. Ich hoffe darauf, das die Technik sich so weiterentwickelt, das dieser ganze Papierkram verschwindet.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Realist2014 »

lili hat geschrieben:(23 Jun 2021, 18:46)

Es gibt auch das Problem das Pflegehelfer in einigen Heimen die harte Arbeit machen müssen und die Fachkräfte machen bürokratische Aufgaben. Normalerweise soll der Pflegehelfer die Fachkraft assistieren.
Ich hoffe darauf, das die Technik sich so weiterentwickelt, das dieser ganze Papierkram verschwindet.
Die Pflicht zum dokumentieren wird ganz sicher nicht verschwinden.
Schon aus Haftungsgründen.
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Uffhausen »

Realist2014 hat geschrieben:(23 Jun 2021, 10:36)
Wie ist denn dieser "Personalschlüssel" überhaupt definiert?
Hier eine Erklärung mit Beispiel.

Es geht doch ( so würde ich annehmen) um die Sicherstellung der Mindestanzahl der "im Dienst" befindlichen Pflegekräfte und nicht um die Anzahl derer auf der Gehaltsliste.

So laufen üblicherweise auch die Planungen im "Produktionsbereich" der Unternehmen. Nennt sich Kapazitätsplanung
Meine Ex-PDL berief sich auch auf diese Kapazitätsplanung.

Damals war ich noch MAV und eine ihrer ersten Amtshandlungen als PDL bestand darin, sämtliche Aushilfen kündigen zu lassen. Zudem stellte sich in Aussicht, dass unter ihr keine Auszubildenden übernommen werden. Wir hätten viel zu viel Personal. In ihrem ersten Jahr als PDL schossen die Überstunden nur so durch die Decke, im zweiten Jahr hatten wir einen noch nie dagewesenen Krankenstand, gepaart von einer Kündigungswelle.

Ich nahm sie mir deswegen zur Brust und verlangte von ihr, dass sie mit den Personalschlüssel vorlegen möge. Da kam nur ein "Weißt du, ich komme ja ursprünglich aus der Instustrie..." und dann erklärte sie mir lang und breit, was und wie und wo sie damals gearbeitet hat, bevor sie in die Altenpflege wechselte, und wie in der Instrustrie die Personalplanung funktioniert, Kapazitätsplanung und...blablabla. Am Ende konnte ich nur noch zu ihr sagen: "Meine Liebe, wir arbeiten hier in der Pflege mit MENSCHEN - und nicht wie in der Industrie mit Maschinen!". Sie grinste mich nur an. Und ich rauschte ab, bevor mir die Hand ausrutschen konnte. Ich habe in meinem Leben wohl nie einer so menschenverachtendem Person gegenüber gesessen. Zur ihrer Verabschiedung in die Rente erschienen nur brav die Leitungsorgane - vom sonstigen Personal ließ sich niemand blicken. Zum feiern war niemandem zumute = wir waren schlicht zu erschöpft.
Vor ihrer Amtszeit kam eine Pflegekraft in den Tagesschichten auf maximal 6-8 zu pflegende Bewohner, während ihrer Amtszeit waren es erst 12-15, zeitweise bis zu 20. Gegenwärtig, aufgrund Träger- und komplettem Leitungswechsel, kommt eine Pflegekraft bei uns auf 10-12 zu pflegende Bewohner. Die Lage hat sich etwas entspannt, ist aber noch weit von damaligen Verhältnissen entfernt. Attraktiver ist sie jedenfalls nicht geworden. Und daran wird sich auch nichts ändern, wenn unsere Vorstände weiter an ihrer "Mehr geht halt eben nicht!"-Überzeugung festhalten, weil sie die Personalschlüssel falsch interpretieren.
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Realist2014 »

Uffhausen hat geschrieben:(23 Jun 2021, 19:40)

Hier eine Erklärung mit Beispiel.

Ich nahm sie mir deswegen zur Brust und verlangte von ihr, dass sie mit den Personalschlüssel vorlegen möge. Da kam nur ein "Weißt du, ich komme ja ursprünglich aus der Instustrie..." und dann erklärte sie mir lang und breit, was und wie und wo sie damals gearbeitet hat, bevor sie in die Altenpflege wechselte, und wie in der Instrustrie die Personalplanung funktioniert, Kapazitätsplanung und...blablabla. en.
Ich weiß ja nicht WO diese "Dame" in der Industrie gearbeitet haben will- nur hat sie dir Unsinn erzählt.

logischerweise geht es in der Produktion und auch im Service dort bei der Kapazitätsplanung um die zu einem Zeitpunkt verfügbaren Personen.

Auch bei den Airlines ist das so.

Fehlt da eine Person in der Kabine, bleibt der Flieger unten


Ich frage mich , was eigentlich die Aufsichtsbehörde bei den Pflegeheimen so macht.... :?:
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
Atue001
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Atue001 »

Uffhausen hat geschrieben:(23 Jun 2021, 08:25)

....
Wie ich ein paar Beiträge zuvor schon mittels des Personalschlüssels versuchte darzustellen: Wenn selbiger dir "gestattet", bspw. zehn Fachkräfte zu beschäftigen, heißt das nicht, dass bei zehn die Obergrenze erreicht ist - vielmehr heißt es, dass du sogar mehr als zehn Fachkräfte beschäftigen solltest, weil du IMMER zehn Fachkräfte zur Verfügung haben musst.
Du kannst diese zehn Fachkräfte schließlich nicht rund um die Uhr schuften lassen - irgendwann müssen sie mal frei haben, Urlaub nehmen, werden krank, oder kündigen = es sind also immer weniger Fachkräfte als benötigt anwesend; bewältigen müssen folglich bspw. sieben Fachkräfte aber immer die Arbeit von zehn Fachkräften. Was glaubst du, woher dieses Empfinden bei Pflegebeschäftigten sonst herrührt, man verdiene entsprechend der erbrachten Leistung zu wenig? Weil im Grunde jeder mehr als 100% Leistung erbringen muss. Immer. Jeden Tag. Das macht den Beruf unattraktiv, woraus sich der zunehmende Personalmangel erklären lässt.
Ich zitiere mal aus dem genannten Link zum Pflegeschlüssel:
Zu beachten ist, dass es sich dabei um die Bruttoarbeitszeit handelt. In diesen 11,78 VB sind daher auch Urlaub, Krankheit und Zeiten für Fortbildungen bereits enthalten!
Deine Aussage, dass ein Haus natürlich mehr Stellen vorsehen DARF ist deshalb nicht falsch - aber es ist ein wenig so wie mit dem Mindestlohn. Drunter geht nicht, drüber immer - in der Praxis gibt es aber eine Reihe an Einstiegsberufen, die nur den Mindestlohn zahlen.

Ich unterstütze deine wesentliche Forderung in Richtung mehr Pflegekräfte in den Pflegeeinrichtungen - trotzdem sehe ich den Ball vor allem in der Politik. Denn die legt nun mal die Pflegeschlüssel/Pflegegrade fest - und drunter sollte keine Einrichtung auf Dauer bleiben. Das zu kontrollieren und sicherzustellen ist auch eine Aufgabe der Politik.

Letzten Endes ist es ein trauriges Thema - denn klar findet man politische Mehrheiten leicht, wenn es darum geht, eine bessere Pflege zu fordern. Aber diese Mehrheiten bröckeln dann auch genauso schnell, wenn es an die Finanzierung derselben geht. Tatsächlich arbeitet die Politik daran, die finanzielle Ausstattung in den Pflegeeinrichtungen zu verbessern - leider aber nur in Trippelschrittchen. Andererseits würde eine deutliche Verbesserung sowohl des Pflegeschlüssels als auch der Löhne und Einkommen in der Pflege (beides absolut berechtigte Forderungen) dazu führen, dass deutliche Milliarden in Richtung Pflege wandern müssten. Und da trennt sich dann die Spreu vom Weizen - wen zieht man also zur Finanzierung ran?
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Re: Pflegenotstand beheben dauert zu lange. Bürokratische Hürden für qualifizierte Einwanderung

Beitrag von Uffhausen »

Realist2014 hat geschrieben:(23 Jun 2021, 19:47)
Ich weiß ja nicht WO diese "Dame" in der Industrie gearbeitet haben will- nur hat sie dir Unsinn erzählt.
Natürlich hat sie das. Sie hat allgemein vier Jahre lang nichts anderes gemacht. Nicht mal, weil sie besonders dumm war - immerhin hat sie es zur Fachkraft nebst diversen weiteren Qualifikationen geschafft = sie hielt sich nur für klüger als alle anderen. Zudem war sie auch sehr rückwärtsgewandt: Was gestern gut geklappt hat, klappt morgen ebenso gut. :rolleyes:
Fehlt da eine Person in der Kabine, bleibt der Flieger unten
Fehlt eine Person in der Schicht, bleibt die Einrichtung geschlossen - so läuft das halt in der Pflege nicht. Eben weil wir mit Menschen arbeiten = und nicht mit Maschinen, die man einfach an und aus machen kann.

Ich denke, vielen (wenn nicht sogar den meisten) ist das gar nicht bewusst, weil sie selbst Arbeit nur mit einem Knopfdruck in Verbindung bringen, oder sie sich nur innerhalb von Geschäfts- oder Öffnungszeiten vorstellen können... ich habe schon so manche Menschen kennengelernt, die Arbeit an Feier- oder Sonntagen allen Ernstes als "menschliche Ausbeutung" verstehen. Aber sonntags regelmäßig ins Restaurant gehen oder feiertags Brötchen bei der Tanke holen = dass da Leute für sie arbeiten, ist denen scheints nicht ganz klar. Es würde ihr selbstverständliches Weltbild erschüttern. Ein dieser Menschen sagt mal zu mir: Etwas arbeiten und jemanden bedienen, seien zwei verschiedene Paar Schuhe... :dead:
Ich frage mich , was eigentlich die Aufsichtsbehörde bei den Pflegeheimen so macht.... :?:
Heimaufsicht oder MDK (= Medizinischer Dienst der Krankenkassen) schauen in der Regel lediglich, ob "auf dem Papier" (bzw. im Computer) alles seine Ordnung, seine Richtigkeit, seine Vorschriftsmäßigkeit hat. Dann wird noch die Einrichtungs- bzw. Pflegedienstleitung oder gegenwärtige Schichtleitung auf der Station "getestet", ob diese auf Nachfrage auch schön alle Fragen beantworten können und alle spontan geforderten Dokumente griffbereit haben usw. = das war's! Vielleicht wird noch kurz kontrolliert, ob die Heimküche einen abwechslungsreichen Speiseplan anbietet, oder ob die Hauswirtschaft irgendwelchen ausgewählten Anforderungen entspricht.

In tatsächlichen Kontakt mit den Pflegenden und Pflegebedürftigen oder sonstigen Angestellten kommt dabei im Grunde keiner. Ich kann jedenfalls sagen, dass mir in über 14 Jahren in der Pflege noch niemals ein Fremder bei der Arbeit auf die Finger geschaut hat. Ausnahme freilich Kolleginnen oder Kollegen, bzw. Angehörige. Oder halt eben Lehrer den Prüflingen beim Praxistermin.

Im Grunde ist es so, wie als würde bspw. der Lebensmittelkontrolldienst bei einem Restauranttest lediglich die Speisekarte kontrollieren; den Koch mal kurz herbeordern, ob der auch von bestimmten Gerichten alle Zutaten und deren Mengen korrekt und auswendig aufsagen kann... aber eben keinesfalls die Küche selbst betreten würde um nachzuschauen, ob da alles den Hygiene- oder Lagerungsvorschriften entspricht usw.

Es sollen und dürfen ja im Grunde auch keinen anderen "Eindrücke" entstehen - als eben bspw. jene von glücklichen Senioren beim gemeinsamen Kuchen backen mit einer fürsorglich dreinblickenden Arbeitskraft = das ist quasi ein Ideal, welches Unwissenden vermittelt wird: Ach, ist doch alles ganz friedlich und easy, warum meckern die dauernd über zunehmenden Personalnot, ausuferndem Stress und ungerechte Bezahlung?

Es ist mehr Schein als Sein, was nach außen dringt. Die Bilder aus bspw. den Intensivstationen mit Corona-Patienten und entsprechende Aussagen und Hilferufe seitens des Personals sollen zwar wachrütteln, aber sie sind wohl nicht minder abschreckend. Wären vergleichsweise auf diversen Lebensmittelverpackungen keine mitunter extrem manipulierten Fakebilder ("Serviervorschlag") zu sehen, sondern Echtaufnahmen des tatsächlichen Inhalts, würde sich das Ernährungsverhalten der Menschen ändern? :|
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner
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