Ist der Neoliberalismus unsozial

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Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Arbeitslosengeld 2 (HartzIV), Rentenversicherung, Sozialgesetzbuch.

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VaterMutterKind

Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von VaterMutterKind »

Selina hat geschrieben:(22 Jul 2019, 16:34)

"Kohle hinterherwerfen?" Gehts noch? Ich will einfach, dass die SPD mal ihre Versprechen wahrmacht. Erstens sichtbare Korrekturen am Hartz-vier-Konstrukt. Zweitens Abbau der Kinderarmut durch eine Kindergrundsicherung, Mindestrente, von der man auch leben kann, ohne aufstocken zu müssen. Das ist alles kein Luxus, sondern müsste doch auch im Interesse derer sein, die den sozialen Frieden im Land nicht auf Dauer gefährdet sehen wollen. Das ist natürlich mit der CDU, die bekannt ist für ihre soziale Kälte, nicht hinzukriegen. Und falls Merz doch Kanzler werden sollte, hat sich das dann ganz erledigt.
Sozialgeschenke müssen finanziert werden. Hast du dir darüber auch Gedanken gemacht?
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Alter Stubentiger
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Alter Stubentiger »

Skull hat geschrieben:(22 Jul 2019, 16:28)

Guten Tag,

auch hier...

Das Thema lautet: Ist der Neoliberalismus unsozial ?
Aber immer wieder schön zu sehen wie der Neoliberalismus zur SPD-Sache erklärt wird. Dabei war es doch gerade die FDP unter Guido Westerwelle der uns erklärt hat wie gut der Neoliberalismus und grenzenlose Privatisierungen gut fürs Volk wären.
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Selina
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Selina »

VaterMutterKind hat geschrieben:(22 Jul 2019, 16:40)

Sozialgeschenke müssen finanziert werden. Hast du dir darüber auch Gedanken gemacht?
Nochmal: Das sind keine Geschenke, sondern das ist die nötige staatliche Finanzierung zur Wahrung des Artikels 1 des Grundgesetzes.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von VaterMutterKind »

Selina hat geschrieben:(22 Jul 2019, 16:44)

Nochmal: Das sind keine Geschenke, sondern das ist die nötige staatliche Finanzierung zur Wahrung des Artikels 1 des Grundgesetzes.
Artikel 1 des Grundgesetzes wird jetzt schon eingehalten. Dafür braucht es keine weiteren Sozialleistungen.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Alter Stubentiger »

Selina hat geschrieben:(22 Jul 2019, 16:20)

Verarschen kann ich mich alleine. Selbstverständlich ist das regional sehr unterschiedlich. Und wenn es das in deinem näheren Umfeld alles nicht gibt, dann kannste froh sein. Aber solche Verwerfungen gibt es halt, vor allem im Osten. Das sollte man ernst nehmen. Es gibt dort ganze Gebiete, die infrastrukturell völlig abgehängt sind und deren Bewohner sich ebenfalls abgehängt fühlen. Ja, sie brauchen nicht hungern. Stimmt. Aber lebenswert ist das Dasein in der Niedriglohn-Spirale ganz sicher trotzdem nicht. Was die Einkommensgerechtigkeit anbelangt, da sollte das Unternehmertum schon mal gewaltig in sich gehen. Was natürlich nicht passieren wird :D
Schön das wir uns einig sind dass diskutieren sehr mühsam ist wenn das Gegenüber gnadenlos die Situation überzeichnet. Der Osten hat natürlich immer noch spezielle Probleme. Aber ich denke die wären ohne Agenda 2010 nicht kleiner. Als die gemacht wurde haben die Lohnnebenkosten die Firmen geradezu stranguliert. Auch im Osten! Was hätte man denn deiner Meinung nacht tun sollen um dieses Problem zu lösen?
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Selina
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Selina »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(22 Jul 2019, 16:47)

Schön das wir uns einig sind dass diskutieren sehr mühsam ist wenn das Gegenüber gnadenlos die Situation überzeichnet. Der Osten hat natürlich immer noch spezielle Probleme. Aber ich denke die wären ohne Agenda 2010 nicht kleiner. Als die gemacht wurde haben die Lohnnebenkosten die Firmen geradezu staranguliert. Auch im Osten! Was hätte man denn deiner Meinung nacht tun sollen um dieses Problem zu lösen?
Inzwischen wird keine Firma mehr stranguliert durch die Lohnnebenkosten. Und es gibt auch einige, die zahlen gut. Aber andere Unternehmen stellen immer noch nur befristet und nicht sozialversicherungspflichtig ein in so genannten Mini-Jobs. Die Leute nehmen diese Jobs aber nicht deshalb an, weil sie sich ein bisschen was dazuverdienen wollen oder weil ihre Qualifikation nicht reichen würde für eine sozialversicherungspflichtige Vollzeitstelle. Nein, sie müssen die schlecht bezahlten Jobs annehmen, weil sie ja von irgendwas leben müssen. Das aber heißt wegen des geringen Verdienstes aufstocken beim Amt. Unwürdig das Ganze. Es sollte zu den sozialen Standards gehören, dass man von seiner Hände Arbeit auch leben können muss. Ohne bei der Behörde um Aufstockung betteln zu müssen.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Wähler »

VaterMutterKind hat geschrieben:(22 Jul 2019, 15:26)
Die Agenda 2010 ist bestimmt nicht perfekt, aber so schlecht wie ihr Ruf ist sie auch nicht. Leiharbeit und die Lockerung des Kündigungsschutzes waren notwendig, um die Wirtschaft flexibel zu halten. Von diesen Instrumenten wird ja auch nur in Krisenjahren Gebrauch gemacht. In länger anhaltenden Boomzeiten setzt man doch nicht auf Leiharbeit. Und gekündigt wird auch nicht.
Grafik: Leiharbeitnehmer Deutschland 1991 bis 2017
https://www.boeckler.de/53499.htm
Bis auf das Jahr 2009 der Weltwirtschaftskrise ist die Leiharbeit in Deutschland kontinuierlich und unabhängig von der Konjunktur auf 1 Million gestiegen.
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Gruwe »

Wähler hat geschrieben:(22 Jul 2019, 17:01)

Grafik: Leiharbeitnehmer Deutschland 1991 bis 2017
https://www.boeckler.de/53499.htm
Bis auf das Jahr 2009 der Weltwirtschaftskrise ist die Leiharbeit in Deutschland kontinuierlich und unabhängig von der Konjunktur auf 1 Million gestiegen.
Also ganze 2,7% der Erwerbstätigen? Haut mich jetzt nicht wirklich vom Hocker!
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Skull »

Selina hat geschrieben:(22 Jul 2019, 16:38)

Sorry, Skull, aber mit jedem einzelnen Satz habe ich belegt: Ja, der Neoliberalismus ist unsozial.

Und zur Beantwortung dieser Frage gehört selbstverständlich auch die seit Schröder völlig veränderte SPD.
Also ist die SPD mit und seit Schröder eine neoliberale Partei ? :?:

Und die Grünen auch ?

Und die CDU, CSU und die FDP dann sowieso ? Und die AfD gleich mit ? :D

Oder was ?

mfg
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Wähler »

Gruwe hat geschrieben:(22 Jul 2019, 17:20)
Also ganze 2,7% der Erwerbstätigen? Haut mich jetzt nicht wirklich vom Hocker!
In Deutschland gibt es etwa 1 Million Leiharbeiter:
https://www.zeit.de/wirtschaft/2016-09/ ... st.link.sf
"4,17 Mio. Vollzeitkräfte haben 2017 zu Niedriglöhnen gearbeitet":
https://www.miese-jobs.de/chroniken/2018/15-08-18/
Anzahl der Vollzeitarbeitnehmer im April 2014 mit einem monatlichen Bruttoverdienst von...
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 58777.html
Mehr als 10% der Vollzeitarbeitskräfte liegen im Niedriglohnsektor.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Selina »

Skull hat geschrieben:(22 Jul 2019, 17:40)

Also ist die SPD mit und seit Schröder eine neoliberale Partei ? :?:

Und die Grünen auch ?

Und die CDU, CSU und die FDP dann sowieso ? Und die AfD gleich mit ? :D

Oder was ?

mfg
Bis auf die Grünen ja.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Kohlhaas »

Skull hat geschrieben:(22 Jul 2019, 16:07)

Was soll denn dann überhaupt ein staatliches geführtes Unternehmen sein ? :?: :D

mfg
OMG....!

Ich wiederhole es jetzt zum wiederholten Male: Ich habe auf eine Aussage geantwortet, in der es um "natürliche Monopole" in staatlicher Hand ging. Sei bitte so anständig und hör auf, meine Aussagen zwanghaft in einen anderen Zusammenhang stellen zu wollen!

Trotzdem noch eine Antwort auf Deine Frage:

- Die Deutsche Bundesbahn war ein staatlich geführtes Unternehmen, bis sie privatisiert und liberalisiert wurde. Seit der Privatisierung spielt der Staat als (Allein- oder Mit-)Eigentümer in der Bahn AG genau die gleiche Rolle, die private Eigentümer in privaten Unternehmen spielen. Vor der Privatisierung gab es keine "Geschäftsführer", die eigenständig unternehmerische Entscheidungen treffen konnten, und dabei im Wettbewerb zu anderen Unternehmern standen. Vor der Liberalisierung galten für das Unternehmen auch nicht allein die privatwirtschaftlichen Grundsätze für Beschäftigungsverhältnisse. Es gab darüber hinaus Angestellte im öffentlichen Dienst sowie Beamte. Das ist/war von entscheidender Bedeutung für die Rechtsstellung der betroffenen MENSCHEN!

- Die Deutsche Post war ein staatlich geführtes Unternehmen, bis sie privatisiert und liberalisiert wurde. Seit der Privatisierung spielt der Staat als (Allein- oder Mit-)Eigentümer in der Bahn AG genau die gleiche Rolle, die private Eigentümer in privaten Unternehmen spielen. Vor der Privatisierung gab es keine "Geschäftsführer", die eigenständig unternehmerische Entscheidungen treffen konnten, und dabei im Wettbewerb zu anderen Unternehmern standen. Vor der Liberalisierung galten für das Unternehmen auch nicht allein die privatwirtschaftlichen Grundsätze für Beschäftigungsverhältnisse. Es gab darüber hinaus Angestellte im öffentlichen Dienst sowie Beamte. Das ist/war von entscheidender Bedeutung für die Rechtsstellung der betroffenen MENSCHEN!

- Die Lufthansa war ein staatlich geführtes Unternehmen, bis sie privatisiert und liberalisiert wurde. Seit der Privatisierung ..... (siehe oben)

- Die Bundeswehr ist ein staatlich geführtes Unternehmen.... hoffentlich bis in alle Ewigkeit!

- Die Polizei ist ein staatlich geführtes Unternehmen.... hoffentlich... (siehe oben)

- Das Schulsystem ist ein staatlich geführtes Unternehmen, .... hoffentlich... (siehe oben)

Man könnte die Liste noch weiter führen. Universitäten, Rettungswesen, Feuerwehr, THW, Fernstraßenplanung...

Apropos Fernstraßenßlanung: Wenn wir da auch die Luftstraßen einbeziehen, bringt das vielleicht einen Aha-Effekt. Früher hätte alle Welt gedacht, dass Deutschland kein Problem damit hat, einen Flughafen wie BER zu planen und zu bauen. Alle Welt wird seit Jahren eines besseren belehrt. Alle Welt lacht uns seither aus. Die Privatwirtschaft hat es jedenfalls NICHT geschafft, den BER nach politischen Vorgaben zu planen und zu bauen.

Man sollte einfach mal zur Kenntnis nehmen, dass die Theorien von Leuten wie Scott und Hume eben nur Theorien waren. Die konnten sich in der Realität nie beweisen. Im Gegenteil: Es hat sich wieder mal erwiesen, dass die Theorie fliegen kann, die Praxis aber zufuß gehen muss.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Alter Stubentiger »

Selina hat geschrieben:(22 Jul 2019, 16:56)

Inzwischen wird keine Firma mehr stranguliert durch die Lohnnebenkosten. Und es gibt auch einige, die zahlen gut. Aber andere Unternehmen stellen immer noch nur befristet und nicht sozialversicherungspflichtig ein in so genannten Mini-Jobs. Die Leute nehmen diese Jobs aber nicht deshalb an, weil sie sich ein bisschen was dazuverdienen wollen oder weil ihre Qualifikation nicht reichen würde für eine sozialversicherungspflichtige Vollzeitstelle. Nein, sie müssen die schlecht bezahlten Jobs annehmen, weil sie ja von irgendwas leben müssen. Das aber heißt wegen des geringen Verdienstes aufstocken beim Amt. Unwürdig das Ganze. Es sollte zu den sozialen Standards gehören, dass man von seiner Hände Arbeit auch leben können muss. Ohne bei der Behörde um Aufstockung betteln zu müssen.
So einfach ist es aber nicht. Du solltest dir nichts vormachen. Aufstockende Minjobber sind in der Regel zu gering qualifiziert. Das sind keine Handwerksgesellen sondern Menschen ohne Berufsabschluß oder einfache Verkäuferinnen. Man kann nicht jedem 15 €uro die Stunde und einen Vollzeitjob garantieren. Das ist illusorisch. Man kann nur jedem raten eine Ausbildung zu machen um erst gar nicht in so eine Situation zu geraten.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Selina »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(22 Jul 2019, 19:04)

So einfach ist es aber nicht. Du solltest dir nichts vormachen. Aufstockende Minjobber sind in der Regel zu gering qualifiziert. Das sind keine Handwerksgesellen sondern Menschen ohne Berufsabschluß oder einfache Verkäuferinnen. Man kann nicht jedem 15 €uro die Stunde und einen Vollzeitjob garantieren. Das ist illusorisch. Man kann nur jedem raten eine Ausbildung zu machen um erst gar nicht in so eine Situation zu geraten.
Logisch, dass es nicht "so einfach" ist. Sage ich ja. Ich rede von realen Personen, die ich kenne. Und auch sonst weiß ich bei dem Thema schon sehr genau, wovon ich rede. Außerdem gehts um den gesamten Komplex Niedriglohn. Darunter sind Leute - wie ich oben bereits schrieb - die sind eben nicht "gering qualifiziert". Absolventen von Unis werden mit Vorliebe in befristete Billigjobs gesteckt. Selbst, wenn sie aus Forschungs- oder anderen Gründen nach dem Studium an der Uni bleiben, hangeln sie sich von befristetem Billigjob zu befristetem Billigjob. Familienplanung Fehlanzeige mit der Unsicherheit. Und es sind auch Menschen mit Behinderungen dabei, die durchaus gut ausgebildet und arbeitsfähig sind, nur aktuell halt unter einer Behinderung leiden, mitunter bis ans Lebensende. Die brauchen logischerweise eine spezielle Arbeitsmarkt-Förderung, nicht diesen Einheits-Mist im Jobcenter. Die Arbeitslosenquote bei Behinderten ist besonders hoch. Die Vorstellung, Aufstocker und andere Hartz-vier-Bezieher seien alles gering Qualifizierte und auch ein bisschen faul und unbeweglich, ist eine typisch neoliberale Haltung. Die Betroffenen sind doppelt angeschmiert, sie müssen in ewig unsicheren und schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen existieren und werden obendrein noch verhöhnt und als nicht leistungsfähig oder nicht leistungswillig hingestellt. Unsäglich, aber alles gewollt vom feinen Herrn Schröder und den noch konservativeren Leuten, die ihm applaudiert haben und heute immer noch applaudieren.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von lili »

Selina hat geschrieben:(22 Jul 2019, 19:35)

Logisch, dass es nicht "so einfach" ist. Sage ich ja. Ich rede von realen Personen, die ich kenne. Und auch sonst weiß ich bei dem Thema schon sehr genau, wovon ich rede. Außerdem gehts um den gesamten Komplex Niedriglohn. Darunter sind Leute - wie ich oben bereits schrieb - die sind eben nicht "gering qualifiziert". Absolventen von Unis werden mit Vorliebe in befristete Billigjobs gesteckt. Selbst, wenn sie aus Forschungs- oder anderen Gründen nach dem Studium an der Uni bleiben, hangeln sie sich von befristetem Billigjob zu befristetem Billigjob. Familienplanung Fehlanzeige mit der Unsicherheit. Und es sind auch Menschen mit Behinderungen dabei, die durchaus gut ausgebildet und arbeitsfähig sind, nur aktuell halt unter einer Behinderung leiden, mitunter bis ans Lebensende. Die brauchen logischerweise eine spezielle Arbeitsmarkt-Förderung, nicht diesen Einheits-Mist im Jobcenter. Die Vorstellung, Aufstocker und andere Hartz-vier-Bezieher seien alles gering Qualifizierte und auch ein bisschen faul und unbeweglich, ist eine typisch neoliberale Haltung. Die Betroffenen sind doppelt angeschmiert, sie müssen in ewig unsicheren und schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen existieren und werden obendrein noch verhöhnt und als nicht leistungsfähig oder nicht leistungswillig hingestellt. Unsäglich, aber alles gewollt vom feinen Herrn Schröder und den noch konservativeren Leuten, die ihm applaudiert haben und heute immer noch applaudieren.
Durch dein Beitrag ist mir jetzt auch eine Frage eingefallen: Ist dass jetzt eher neoliberal oder konservativ. Die Agenda 2010 kam ja auch vom Seeheimer Kreis und dass ist der rechte Flügel von der SPD. Sie gilt als den konservativen Part.

Deswegen wäre auch die spannende Frage: Ist Schröder konservativ oder neoliberal? Mit konservativ verstehe ich den Status Quo beibehalten.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Selina »

lili hat geschrieben:(22 Jul 2019, 19:40)

Durch dein Beitrag ist mir jetzt auch eine Frage eingefallen: Ist dass jetzt eher neoliberal oder konservativ. Die Agenda 2010 kam ja auch vom Seeheimer Kreis und dass ist der rechte Flügel von der SPD. Sie gilt als den konservativen Part.

Deswegen wäre auch die spannende Frage: Ist Schröder konservativ oder neoliberal? Mit konservativ verstehe ich den Status Quo beibehalten.
Beides, konservativ und neoliberal, jedenfalls nicht sozialdemokratisch im ursprünglichen Sinne. Das war er mal, ist lange her. Von Thatcher und später Blair in Großbritannien begonnen, setzte Schröder deren Werk des Sozialabbaus in Deutschland weiter fort. Motto: Der Markt wirds schon richten. So wichtig ist die Frage meines Erachtens auch nicht, wie man diese Erscheinungen nun bezeichnet. Es ist jedenfalls eine endlose Entsozialdemokratisierung im Gange, wie man sieht. Mit den erwähnten Folgen... bis hin zur bewusst in Kauf genommenen Altersarmut vieler Menschen.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von lili »

Selina hat geschrieben:(22 Jul 2019, 19:52)

Beides, konservativ und neoliberal, jedenfalls nicht sozialdemokratisch im ursprünglichen Sinne. Das war er mal, ist lange her. Von Thatcher und später Blair in Großbritannien begonnen, setzte Schröder deren Werk des Sozialabbaus in Deutschland weiter fort. Motto: Der Markt wirds schon richten. So wichtig ist die Frage meines Erachtens auch nicht, wie man diese Erscheinungen nun bezeichnet. Es ist jedenfalls eine endlose Entsozialdemokratisierung im Gange, wie man sieht. Mit den erwähnten Folgen... bis hin zur bewusst in Kauf genommenen Altersarmut vieler Menschen.

Ja das ist nicht Sozialdemokratisch. Für mich ist die Frage schon wichtig, weil ich ansonsten jemanden zu Unrecht beschuldige der sich evtl. ganz klar davon distanziert und mir dann erklärt dass es das nicht ist. Von den Medien kann ich auch keine klare Berichtserstattung erwarten.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Selina »

lili hat geschrieben:(22 Jul 2019, 20:08)

Ja das ist nicht Sozialdemokratisch. Für mich ist die Frage schon wichtig, weil ich ansonsten jemanden zu Unrecht beschuldige der sich evtl. ganz klar davon distanziert und mir dann erklärt dass es das nicht ist. Von den Medien kann ich auch keine klare Berichtserstattung erwarten.
Das ist schon sehr schwierig zu beantworten. Je nachdem, wo man sich selbst politisch sieht, so wird die Antwort ausfallen. Die eher konservativen Leute werden den Vorwurf des unsozialen Neoliberalismus natürlich strikt von sich weisen, die Linksliberalen und die Linken sehen das natürlich genauso, wie hier beschrieben.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von lili »

Selina hat geschrieben:(22 Jul 2019, 20:29)

Das ist schon sehr schwierig zu beantworten. Je nachdem, wo man sich selbst politisch sieht, so wird die Antwort ausfallen. Die eher konservativen Leute werden den Vorwurf des unsozialen Neoliberalismus natürlich strikt von sich weisen, die Linksliberalen und die Linken sehen das natürlich genauso, wie hier beschrieben.
Ich kenne auch Neoliberale die sagen die Agenda 2010 ist nicht neoliberal. Einige meinten es wäre neosozial mit der Bergründung, dass der Hilfeempfänger der Gemeinschaft etwas schulde und die Bürokratie dadurch schlimmer geworden ist. Die anderen sagen wiederum neoliberal bedeutet, auch soziale Verantwortung und hat mit dem Marktradikalismus nichts zu tun. Andere geben wiederum den Staat die Schuld und es sei der Markt überhaupt nicht beteiligt. Ich habe schon den Begriff Wirtschaftssozialismus gehört, weil die Verluste sozialisiert werden. Das ist ein richtiges Durcheinander.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Selina »

lili hat geschrieben:(22 Jul 2019, 20:35)

Ich kenne auch Neoliberale die sagen die Agenda 2010 ist nicht neoliberal. Einige meinten es wäre neosozial mit der Bergründung, dass der Hilfeempfänger der Gemeinschaft etwas schulde und die Bürokratie dadurch schlimmer geworden ist. Die anderen sagen wiederum neoliberal bedeutet, auch soziale Verantwortung und hat mit dem Marktradikalismus nichts zu tun. Andere geben wiederum den Staat die Schuld und es sei der Markt überhaupt nicht beteiligt. Ich habe schon den Begriff Wirtschaftssozialismus gehört, weil die Verluste sozialisiert werden. Das ist ein richtiges Durcheinander.
Ich sehe solche Fragen immer aus der Sicht der Betroffenen. Wer einmal unten angekommen ist, wer aus der Armuts- und Niedriglohn-Falle nicht mehr rauskommt, weil es in seiner Region einfach nur Billigarbeitsplätze gibt und er trotzdem sein Zuhause nicht aufgeben will und kann, der weiß genau, warum das so ist. Für den ist es egal, ob man die Verantwortlichen nun konservativ oder neoliberal nennt. Diese Leute haben die Erfahrung gemacht, dass die deutsche Einheit neben bürgerlichen Freiheiten (positiv) eben auch eine immense soziale Unsicherheit (negativ) gebracht hat. So ist er halt, der Kapitalismus.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von VaterMutterKind »

Selina hat geschrieben:(22 Jul 2019, 20:45)

Ich sehe solche Fragen immer aus der Sicht der Betroffenen. Wer einmal unten angekommen ist, wer aus der Armuts- und Niedriglohn-Falle nicht mehr rauskommt, weil es in seiner Region einfach nur Billigarbeitsplätze gibt und er trotzdem sein Zuhause nicht aufgeben will und kann, der weiß genau, warum das so ist. Für den ist es egal, ob man die Verantwortlichen nun konservativ oder neoliberal nennt. Diese Leute haben die Erfahrung gemacht, dass die deutsche Einheit neben bürgerlichen Freiheiten (positiv) eben auch eine immense soziale Unsicherheit (negativ) gebracht hat. So ist er halt, der Kapitalismus.
Wer nicht flexibel auf den Arbeitsmarkt reagieren will, der muss mit Hartz 4 oder Niedriglohn leben. Selber schuld. Dann hat man sich selbst eine Fall gestellt. Dafür kann niemand etwas ausser die betroffene Person allein.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Selina »

VaterMutterKind hat geschrieben:(22 Jul 2019, 20:51)

Wer nicht flexibel auf den Arbeitsmarkt reagieren will, der muss mit Hartz 4 oder Niedriglohn leben. Selber schuld. Dann hat man sich selbst eine Fall gestellt. Dafür kann niemand etwas ausser die betroffene Person allein.
Nein. Dafür sind selbstverständlich politische Weichen gestellt worden. Das ist aber das kleine Einmaleins in der Politik. Da kommste mit Individualisierung nicht weiter.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von VaterMutterKind »

Selina hat geschrieben:(22 Jul 2019, 20:56)

Nein. Dafür sind selbstverständlich politische Weichen gestellt worden. Das ist aber das kleine Einmaleins in der Politik. Da kommste mit Individualisierung nicht weiter.
Genau. Alle anderen sind schuld, nur man selbst nicht.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von lili »

Selina hat geschrieben:(22 Jul 2019, 20:45)

Ich sehe solche Fragen immer aus der Sicht der Betroffenen. Wer einmal unten angekommen ist, wer aus der Armuts- und Niedriglohn-Falle nicht mehr rauskommt, weil es in seiner Region einfach nur Billigarbeitsplätze gibt und er trotzdem sein Zuhause nicht aufgeben will und kann, der weiß genau, warum das so ist. Für den ist es egal, ob man die Verantwortlichen nun konservativ oder neoliberal nennt. Diese Leute haben die Erfahrung gemacht, dass die deutsche Einheit neben bürgerlichen Freiheiten (positiv) eben auch eine immense soziale Unsicherheit (negativ) gebracht hat. So ist er halt, der Kapitalismus.
Das ist sicherlich richtig. Nur wenn man nicht klar bennen kann welches System wir aktuell haben bzw. haben möchten. Wird es schwierig mit der praktischen Umsetzung.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Selina »

VaterMutterKind hat geschrieben:(22 Jul 2019, 20:57)

Genau. Alle anderen sind schuld, nur man selbst nicht.
Nein. Das ist meistens eine Mischung aus gesellschaftlich-politischen und individuellen Gründen. Beide Seiten spielen immer eine Rolle. Daher gibt es auch Regionen, da ist die Langzeitarbeitslosigkeit höher als anderswo und umgekehrt. Mir hat mal eine regionale Jobcenter-Mitarbeiterin aus der Leitungsebene gesagt, diejenigen, die einfach nur faul seien und das Hartz-vier-System nur ausnutzten würden, könne sie an zwei Händen abzählen. Sie seien der Behörde bestens bekannt. Das sei aber - wie gesagt - eine sehr kleine Minderheit. Die anderen - die Mehrheit also - seien auf Grund vieler verschiedener Umstände auf Hartz vier angewiesen. Nix Faulheit, nix Bequemlichkeit.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von VaterMutterKind »

Selina hat geschrieben:(22 Jul 2019, 21:08)

Nein. Das ist meistens eine Mischung aus gesellschaftlich-politischen und individuellen Gründen. Beide Seiten spielen immer eine Rolle. Daher gibt es auch Regionen, da ist die Langzeitarbeitslosigkeit höher als anderswo und umgekehrt. Mir hat mal eine regionale Jobcenter-Mitarbeiterin aus der Leitungsebene gesagt, diejenigen, die einfach nur faul seien und das Hartz-vier-System nur ausnutzten würden, könne sie an zwei Händen abzählen. Sie seien der Behörde bestens bekannt. Das sei aber - wie gesagt - eine sehr kleine Minderheit. Die anderen - die Mehrheit also - seien auf Grund vieler verschiedener Umstände auf Hartz vier angewiesen. Nix Faulheit, nix Bequemlichkeit.
Klar. Einfach Pech. Und die anderen haben einfach nur unverdientes Glück gehabt. Die haben nichts für den guten Job getan. Der ist denen so zugefallen.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Selina »

VaterMutterKind hat geschrieben:(22 Jul 2019, 21:11)

Klar. Einfach Pech. Und die anderen haben einfach nur unverdientes Glück gehabt. Die haben nichts für den guten Job getan. Der ist denen so zugefallen.
Hat keiner gesagt.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Skull »

Kohlhaas hat geschrieben:(22 Jul 2019, 18:48)

- Die Bundeswehr ist ein staatlich geführtes Unternehmen.... hoffentlich bis in alle Ewigkeit!

- Die Polizei ist ein staatlich geführtes Unternehmen.... hoffentlich... (siehe oben)

- Das Schulsystem ist ein staatlich geführtes Unternehmen, .... hoffentlich... (siehe oben)
Das sind alles keine staatlich geführten Unternehmen.

(im Gegensatz zur Deutschen Bahn AG - das ist ja eines)


Was bastelst Du Dir da zusammen ? :?: :D

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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Alter Stubentiger »

Selina hat geschrieben:(22 Jul 2019, 19:35)

Logisch, dass es nicht "so einfach" ist. Sage ich ja. Ich rede von realen Personen, die ich kenne. Und auch sonst weiß ich bei dem Thema schon sehr genau, wovon ich rede. Außerdem gehts um den gesamten Komplex Niedriglohn. Darunter sind Leute - wie ich oben bereits schrieb - die sind eben nicht "gering qualifiziert". Absolventen von Unis werden mit Vorliebe in befristete Billigjobs gesteckt. Selbst, wenn sie aus Forschungs- oder anderen Gründen nach dem Studium an der Uni bleiben, hangeln sie sich von befristetem Billigjob zu befristetem Billigjob. Familienplanung Fehlanzeige mit der Unsicherheit. Und es sind auch Menschen mit Behinderungen dabei, die durchaus gut ausgebildet und arbeitsfähig sind, nur aktuell halt unter einer Behinderung leiden, mitunter bis ans Lebensende. Die brauchen logischerweise eine spezielle Arbeitsmarkt-Förderung, nicht diesen Einheits-Mist im Jobcenter. Die Arbeitslosenquote bei Behinderten ist besonders hoch. Die Vorstellung, Aufstocker und andere Hartz-vier-Bezieher seien alles gering Qualifizierte und auch ein bisschen faul und unbeweglich, ist eine typisch neoliberale Haltung. Die Betroffenen sind doppelt angeschmiert, sie müssen in ewig unsicheren und schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen existieren und werden obendrein noch verhöhnt und als nicht leistungsfähig oder nicht leistungswillig hingestellt. Unsäglich, aber alles gewollt vom feinen Herrn Schröder und den noch konservativeren Leuten, die ihm applaudiert haben und heute immer noch applaudieren.
Ach Uniausbildung. Das ist ohnehin ein Thema für sich. Wir haben zuwenig MINT-Absolventen und zuviele Laberfach-Absolventen. Und die stehen dann tatsächlich oft in der Pommesbude hinter der Theke. Wir haben vor kurzem noch einen Mediengestalter gesucht. Dutzende von Bewerbungen. Und eine Fachkraft für die Produktion. Die Stelle ist immer noch unbesetzt.... Die Leute sollten sich auch mal überlegen ob ihr Studium wirklich zukunftsfähig ist.

Die Randgruppen wie Behinderte lassen wir mal außen vor. Auch deren Problem ist nicht die Agenda2010. Die hatten schon immer ein Problem am Arbeitsmarkt. Arbeitgeber zahlen lieber die Behindertenabgabe weil der Arbeitnehmerschutz quasi Unkündbarkeit für den Behinderten bedeutet. Und die haben Extraansprüche die eben auch Extrakosten bedeuten. Aber wie gesagt das Problem hat nichts mit Neoliberalismus oder der Agenda2010 zu tun und sollte gesondert diskutiert werden.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von z4ubi »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(22 Jul 2019, 09:03)

Das stimmt so nicht. Die Agenda war ein riesiger Erfolg. Du musst auch mal die Ausgangslage betrachten. Wirtschaftlich hatten z.B. Deutschland und Frankreich dieselben Probleme. Auch bei der Arbeitslosigkeit. Deutschland hat dann die Agenda 2010 installiert, Frankreich hat nichts getan. Und die Folgen sind man heute sehr deutlich.

Die Agenda2010 war nicht perfekt. So manches funktionierte nicht so wie gedacht. Aber insgesamt war sie ein großer Erfolg. Was damals besonders fehlte war ein Mindestlohn. Aber den haben wir ja doh noch gekriegt. Gegen den erbitterten Widerstand der Neoliberalen.
Ich würde sagen, die Agenda 2010 war weder ein Erfolg, noch sollte sich Frankreich daran ein Beispiel nehmen. Es gab in den letzten 20 Jahren doch nur eine Entwicklung in
Deutschland, die positiv verlaufen ist, und zwar die Entwicklung der Leistungs- und Handelsbilanz. Wenn man seinen Wohlstand also haupstächlich durch Exporte und Geld aus dem Ausland abhängig macht und durch Lohnzurückhaltung nicht einmal für eine soziale Verteilung dieses Wohlstandes sorgt, wieso sollte das für andere Länder von Vorbild sein?
Und an welches Modell sollen sich dann die Länder halten, die uns und einem Frankreich nach deutschem Vorbild zu den Leistungsbilanzüberschüssen verhelfen?

ps: wenn ich mir Frankreichs Inflationsraten seit 2008 anschaue, sieht das nicht danach aus, als würde man dort über seinen Verhältnissen leben.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von lili »

z4ubi hat geschrieben:(23 Jul 2019, 17:14)

Ich würde sagen, die Agenda 2010 war weder ein Erfolg, noch sollte sich Frankreich daran ein Beispiel nehmen. Es gab in den letzten 20 Jahren doch nur eine Entwicklung in
Deutschland, die positiv verlaufen ist, und zwar die Entwicklung der Leistungs- und Handelsbilanz. Wenn man seinen Wohlstand also haupstächlich durch Exporte und Geld aus dem Ausland abhängig macht und durch Lohnzurückhaltung nicht einmal für eine soziale Verteilung dieses Wohlstandes sorgt, wieso sollte das für andere Länder von Vorbild sein?
Und an welches Modell sollen sich dann die Länder halten, die uns und einem Frankreich nach deutschem Vorbild zu den Leistungsbilanzüberschüssen verhelfen?

ps: wenn ich mir Frankreichs Inflationsraten seit 2008 anschaue, sieht das nicht danach aus, als würde man dort über seinen Verhältnissen leben.
Würdest du die Agenda 2010 als neoliberal bezeichnen?
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von VaterMutterKind »

lili hat geschrieben:(23 Jul 2019, 17:19)

Würdest du die Agenda 2010 als neoliberal bezeichnen?
Nein. Von dieser Agenda haben ja alle profitiert. Die gesamte Wirtschaft. Das hat Arbeitsplätze erhalten und die deutsche Wirtschaft konkurrenzfähig gehalten.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von z4ubi »

lili hat geschrieben:(23 Jul 2019, 17:19)

Würdest du die Agenda 2010 als neoliberal bezeichnen?
Den marktradikalen Neoliberalismus, welcher der sozialen Marktwirtschaft entgegen steht, kann man durchaus mit der Agenda 2010 in Verbindung bringen.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Skull »

z4ubi hat geschrieben:(23 Jul 2019, 17:35)

Den marktradikalen Neoliberalismus,
welcher der sozialen Marktwirtschaft entgegen steht,
kann man durchaus mit der Agenda 2010 in Verbindung bringen.
Dann erkläre das mal bitte.

mfg
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von lili »

VaterMutterKind hat geschrieben:(23 Jul 2019, 17:26)

Nein. Von dieser Agenda haben ja alle profitiert. Die gesamte Wirtschaft. Das hat Arbeitsplätze erhalten und die deutsche Wirtschaft konkurrenzfähig gehalten.
Nein davon haben nicht alle profitiert.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von lili »

z4ubi hat geschrieben:(23 Jul 2019, 17:35)

Den marktradikalen Neoliberalismus, welcher der sozialen Marktwirtschaft entgegen steht, kann man durchaus mit der Agenda 2010 in Verbindung bringen.
Kannst du das auch begründen?
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von lili »

Ich möchte gerne die Frage nochmal aufgreifen:

Ich kann mir nicht vorstellen, dass staatliche Maßnahmen mit dem Neoliberalismus zu tun haben. Nach meiner Kenntnis wollen Neoliberale die Dinge gerne vereinfachen. Der Staat agiert viel zu bürokratisch und kompliziert.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von lili »

Skull hat geschrieben:(23 Jul 2019, 17:45)

Dann erkläre das mal bitte.

mfg
Auf die Erklärung bin ich jetzt auch gespannt.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von VaterMutterKind »

lili hat geschrieben:(23 Jul 2019, 17:53)

Nein davon haben nicht alle profitiert.
Ich denke doch. Von einer guten Wirtschaftslage profitieren alle. Auch die Sozialleistungsempfänger. So ein Sozialsystem muss man sich ja auch leisten können.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Alter Stubentiger »

z4ubi hat geschrieben:(23 Jul 2019, 17:14)

Ich würde sagen, die Agenda 2010 war weder ein Erfolg, noch sollte sich Frankreich daran ein Beispiel nehmen. Es gab in den letzten 20 Jahren doch nur eine Entwicklung in
Deutschland, die positiv verlaufen ist, und zwar die Entwicklung der Leistungs- und Handelsbilanz. Wenn man seinen Wohlstand also haupstächlich durch Exporte und Geld aus dem Ausland abhängig macht und durch Lohnzurückhaltung nicht einmal für eine soziale Verteilung dieses Wohlstandes sorgt, wieso sollte das für andere Länder von Vorbild sein?
Und an welches Modell sollen sich dann die Länder halten, die uns und einem Frankreich nach deutschem Vorbild zu den Leistungsbilanzüberschüssen verhelfen?

ps: wenn ich mir Frankreichs Inflationsraten seit 2008 anschaue, sieht das nicht danach aus, als würde man dort über seinen Verhältnissen leben.
Inflationszahlen???
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von z4ubi »

lili hat geschrieben:(23 Jul 2019, 17:56)

Auf die Erklärung bin ich jetzt auch gespannt.
Die Deregulierungen im Arbeitsmarkt (Zeitarbeit, Kündigungsschutz).
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Alter Stubentiger »

z4ubi hat geschrieben:(23 Jul 2019, 17:35)

Den marktradikalen Neoliberalismus, welcher der sozialen Marktwirtschaft entgegen steht, kann man durchaus mit der Agenda 2010 in Verbindung bringen.
Nein. Schau dir mal an was Deutschland im Jahr für das Sozialsystem ausgibt. Das ist schon eine Menge. Wäre Deutschland marktradikal gäbe es ein Sozialsystem wie in den USA. Die Briten haben ihr Gesundheitsystem im Neoliberalen Sinne umgestaltet. Und jetzt ist es kaputt.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von BlueMonday »

z4ubi hat geschrieben:(23 Jul 2019, 17:35)

Den marktradikalen Neoliberalismus, welcher der sozialen Marktwirtschaft entgegen steht, kann man durchaus mit der Agenda 2010 in Verbindung bringen.
Was soll am Neoliberalismus "marktradikal" sein? Das wäre ja wie ein schwarzer Schimmel. Und was soll am Markt wiederum nicht sozial sein? Es ist die sozialste Institution, die die Menschheit je hervorgebracht hat. Das wusste ja schon Ludwig Erhard, als er sagte: „Ich meine, dass der Markt an sich sozial ist, nicht dass er sozial gemacht werden muss.“

Die Agenda 2010 bestand dann aus minimalen Reformen des mehr und mehr ausufernden Umverteilungsstaats, um ihn überhaupt erhalten zu können. Dass man hier nun schon von "Marktradikalismus" fabuliert, zeigt vor allem, wie sehr die Einordnung der Begrifflichkeiten bei manchen Zeitgenossen mittlerweile verrutscht ist.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von lili »

VaterMutterKind hat geschrieben:(23 Jul 2019, 17:58)

Ich denke doch. Von einer guten Wirtschaftslage profitieren alle. Auch die Sozialleistungsempfänger. So ein Sozialsystem muss man sich ja auch leisten können.

Die profitieren erst recht nicht, weil sie gezwungen werden für den Niedriglohnsektor zu arbeiten.
Zuletzt geändert von lili am Di 23. Jul 2019, 18:30, insgesamt 1-mal geändert.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von lili »

z4ubi hat geschrieben:(23 Jul 2019, 18:19)

Die Deregulierungen im Arbeitsmarkt (Zeitarbeit, Kündigungsschutz).
Ist dann nicht der Begriff neokonservativ besser?
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von lili »

BlueMonday hat geschrieben:(23 Jul 2019, 18:21)

Was soll am Neoliberalismus "marktradikal" sein? Das wäre ja wie ein schwarzer Schimmel. Und was soll am Markt wiederum nicht sozial sein? Es ist die sozialste Institution, die die Menschheit je hervorgebracht hat. Das wusste ja schon Ludwig Erhard, als er sagte: „Ich meine, dass der Markt an sich sozial ist, nicht dass er sozial gemacht werden muss.“

Die Agenda 2010 bestand dann aus minimalen Reformen des mehr und mehr ausufernden Umverteilungsstaats, um ihn überhaupt erhalten zu können. Dass man hier nun schon von "Marktradikalismus" fabuliert, zeigt vor allem, wie sehr die Einordnung der Begrifflichkeiten bei manchen Zeitgenossen mittlerweile verrutscht ist.
Empfindest du die USA als marktradikal?
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von z4ubi »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(23 Jul 2019, 18:20)

Nein. Schau dir mal an was Deutschland im Jahr für das Sozialsystem ausgibt. Das ist schon eine Menge. Wäre Deutschland marktradikal gäbe es ein Sozialsystem wie in den USA. Die Briten haben ihr Gesundheitsystem im Neoliberalen Sinne umgestaltet. Und jetzt ist es kaputt.
Nur weil Rot-Grün keine amerikanischen Verhältnisse geschaffen hat, heißt das nicht, dass keine neoliberalen/marktradikalen Ansätze vorhanden waren.
Die Teilprivatisierung der Rente unter Rot-Grün ist auch ein entscheidender Einschnitt bzw. (zum Glück nicht weiterverfolgter) Kurswechsel.

lili hat geschrieben:(23 Jul 2019, 18:28)

Ist dann nicht der Begriff neokonservativ besser?
Und wenn es auf beides zutrifft?
BlueMonday hat geschrieben:(23 Jul 2019, 18:21)
Und was soll am Markt wiederum nicht sozial sein? Es ist die sozialste Institution, die die Menschheit je hervorgebracht hat. Das wusste ja schon Ludwig Erhard, als er sagte: „Ich meine, dass der Markt an sich sozial ist, nicht dass er sozial gemacht werden muss.“
Wenn mir Herr Erhard noch sagt, was er unter Markt versteht, könnte ich ihm vielleicht sogar zustimmen.
Solange keine marktradikalen Akteure die Regeln bestimmen, kann ein Markt durchaus sozial sein, ja. ;)
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Kohlhaas »

Skull hat geschrieben:(22 Jul 2019, 21:54)

Das sind alles keine staatlich geführten Unternehmen.
Was sind sie denn Deiner Meinung nach sonst (gewesen)?

Es gibt heute private Krankenhäuser, Schulen, Universitäten... Die betrachtest Du als „Unternehmen“, nicht aber die staatlichen Einrichtungen, die genau dieselbe Dienstleistung erbringen?

Die „Post“ macht heute nichts anderes als sie vor 40 Jahren gemacht hat. Heute ist sie ein Unternehmen, damals nicht??? Eine private Universität ist ein „Unternehmen“, die öffentliche Uni (die genau die gleiche Leistung anbietet!) aber nicht? Eine private Schule.... Ich könnte dieses Fragespiel endlos fortsetzen.

Googel mal nach dem Stichwort „Unternehmensbegriff“. Da wirst Du bei entsprechend sorgfältiger Suche auf Definitionen stoßen, die der Europäische Gerichtshof gesetzt hat. Ich zitiere mal:

Daher hat der EuGH in seiner Rechtsprechung eine Definition entwickelt, die von einem einheitlichen Unternehmensbegriff im gesamten EU-Wettbewerbsrecht ausgeht. Danach ist ein Unternehmen „jede eine wirtschaftliche Tätigkeit ausübende Einheit, unabhängig von ihrer Rechtsform und der Art ihrer Finanzierung

Auch der Staat selbst kann funktional als Unternehmen qualifiziert werden, wenn er wirtschaftlich auf einem bestimmten Markt tätig wird. Dies ergibt sich zum einen aus der Definition des EuGH selbst, da diese keine Einschränkungen für staatliche Akteure vorsieht. Zum anderen spricht auch die Existenz des Art. 106 AEUV, der Regelungen für öffentliche Unternehmenent-ält, für eine solche weite Auslegung des europäischen Unternehmensbegriffs.

Stammt beides von hier: https://www.bundestag.de/resource/blob/ ... f-data.pdf

Auch "Dienstleistungen" wie z.B. die Gewährung von Sicherheit (durch Polizei oder Militär) können demnach als unternehmerische Tätigkeiten betrachtet werden. Das passiert ja auch schon! Zum Glück noch nicht hier in Deutschland.
(im Gegensatz zur Deutschen Bahn AG - das ist ja eines)
Das behauptest Du – und begründest es mit nichts anderem als mit den Besitzverhältnissen. Wie viele Unternehmen haben denn heute noch einen „Besitzer“? In wie vielen Unternehmen kann denn der „Besitzer“ noch direkt die „Geschäfte“ des Unternehmens führen?

Abschließend: Du behauptest im Grunde, dass die Bahn AG heute noch genauso geführt wird, wie seinerzeit die Deutsche Bahn. Glaubst Du das eigentlich selbst? Kannst Du uns dann erläutern, wozu die ganzen „Liberalisierungen“ bei der Bahn gedient haben?

Und jetzt weise ich letztmalig darauf hin, dass Du Dich hier die ganze Zeit wie ein tollwütiger Terrier an einer Formlierung festbeißt, die nur ein Randaspekt war. Im Kern ging es nämlich um „natürliche Monopole“. Und dazu hast Du bislang kein Wort gesagt. Hast nur Deinem Terrier-Beißreflex nachgegeben.
Was bastelst Du Dir da zusammen ? :?: :D
Wirf mir vor, was Du willst. Aber ich habe mich wenigstens zur Sache geäußert. Du nicht.
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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Skull »

Kohlhaas hat geschrieben:(23 Jul 2019, 18:50)

Was sind sie denn Deiner Meinung nach sonst (gewesen)?
Das sind keine Unternehmen.

Auch nicht das Schulsystem. :D

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Re: Ist der Neoliberalismus unsozial

Beitrag von Skull »

z4ubi hat geschrieben:(23 Jul 2019, 18:19)

Die Deregulierungen im Arbeitsmarkt (Zeitarbeit, Kündigungsschutz).
Und das nennst Du marktradikalen Neoliberalismus ? :D

mfg
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