Das bedeutet, die faktisch vorhandenen Moral-Hazard-Probleme bei H4 sind irrelevant, aber die angenommenen Moral-Hazard-Probleme bei einem nicht näher bezeichneten BGE-Modell begründen, dass dieses nur das tatsächliche Existenzminimum bedienen darf, während man sich bei H4 durchaus auch um soziokulturelle Fragestellungen bemüht?
Dass sich da gerade bezogen auf H4 doch Nachfragen lohnen, sollte eigentlich auf der Hand liegen. Wie also kann man die vorhandenen Probleme bei H4 abstellen? H4 kürzen auf das tatsächliche Existenzminimum (was auch immer da noch gerade in Deutschland zulässig ist....)
Spannend auch:
Billie Holiday hat geschrieben:(08 Sep 2021, 07:34)
Vielleicht hast du in deinem Umfeld viele Menschen, die der Ansicht sind, Schmarotzer sollten ohne Arbeit gern von anderen leben, das dürfte aber die große Ausnahme sein. Weltweit wirst du keine große Gruppe finden, die morgens aufsteht, um für andere (nicht die eigene Familie) den Lebensunterhalt zu finanzieren.....
(u.ä. weitere Aussagen anderer Teilnehmer)
Auch wieder so ein Argument, welches zwar nicht explizit aussagt, dass H4-Empfänger Schmarotzer sind, es aber geschickt andeutet. Und mehr noch: Es wird der implizite Eindruck erweckt, dass lediglich in der Gruppe der H4-Empfänger Schmarotzer zu finden sind.
Doch diese nicht explizit getroffene Aussage ist halt leider falsch - so einfach ist die Welt nicht. Auch unter denen, die einer Arbeit nachgehen, gibt es welche, die schmarotzen, und andere, die sich den Buckel krumm arbeiten. Und in der Gruppe der Hausbesitzer gibt es äußerst soziale, die ihren Besitz auch zum Wohle der Allgemeinheit einsetzen - aber auch andere, die lediglich gezielt die Mieten erhöhen und die Mieter abzocken, bis diese nicht mehr können und gehen.
Die Gruppe derer, die morgens aufsteht um für andere den Lebensunterhalt zu verdienen, ist ziemlich groß. Die Bereitschaft, das auch über die eigene Familie hinaus in Teilen zu tun und soziale Gerechtigkeit zu leben, ist durchaus auch vorhanden - anders lässt sich die Spendenbereitschaft beispielsweise bei Flutopfern nicht erklären. Die Gruppe der Schmarotzer ist auch ziemlich groß - und umgekehrt ist längst nicht jeder H4-Empfänger ein solcher - die allermeisten wohl eher nicht.
Nein - auch hier werden wieder typische Argumentationsbilder bedient, die die Realität stark vereinfachen und billig zwischen den scheinbar Guten und den scheinbar Schlechten differenziert.
Tatsächlich ist diese Art des Schubladendenkens auch eine typische systemische Folge der Existenzsicherung mit H4. Sie spaltet die Gesellschaft - und das ausgerechnet bei einer sozialen Leistung. Dies ist eine systemische Eigenschaft von H4 - sie zu überwinden täte der Gesellschaft gut.