Atue001 hat geschrieben:(11 Apr 2021, 23:44)
Die heutige Form der sozialen Absicherung des Existenzminimums stammt noch aus einer Zeit, in der die bäuerliche Existenz die Normalform war, und die Industrialisierung gerade erst begann.
Die Kernidee damals war es, dass jeder für sich selbst sorgen kann, und nur der, der es wirklich nicht selbst kann, bekommt staatliche Unterstützung.
Dass dieses Modell auf die Anforderungen eines modernen Sozialstaates in der Post-Industriellen Ära nicht mehr wirklich gut passt, kann man an der Corona-Pandemie gut sehen.
Heute kann so gut wie niemand mehr für sich alleine sorgen, die allermeisten von uns sind Teile von mehr oder weniger komplexen industriellen Prozessen oder Lieferketten. Bricht da was weg, ist die eigene Existenz gefährdet, obwohl man weder etwas dafür kann, noch man auf die Schnelle irgendwie in der Lage wäre, eine Alternative zu organisieren.
Kann man so machen - es geht aber auch besser.
In einer stark arbeitsteiligen und hoch spezialisierten Gesellschaft ist die Existenzsicherung eine Gemeinschaftsaufgabe. Diese gilt es zu organisieren, und zwar beständig, und nicht erst dann, wenn man zufällig eine Pandemie erfordert, dass man den halben Laden dicht macht. Wenn man aber die Existenzsicherung beständig als Gemeinschaftsaufgabe organisiert, ist ein BGE dafür ein adäquates Instrument.
Hätten wir heute schon ein BGE, die chaotischen und wenig existenzsichernden Corona-Hilfen wären in weiten Teilen nicht notwendig gewesen. Das gesamte Krisenszenario hätte finanziell und wirtschaftlich deutlich entspannter ablaufen können.
Deutschland ersäuft exemplarisch und leider längst nicht nur in der Pandemie an seiner eigenen Bürokratie. Dass das kostet, sehen wir jeden Tag. Im Verhältnis dazu bekommt man ein BGE für einen Spottpreis bei minimaler Bürokratie.
Der ewig alte Spruch, dass mit einem BGE niemand mehr arbeiten gehen würde, ist längst widerlegt. Auch bei heutiger Gesetzeslage wäre es ein leichtes, mit nur minimalistischem Arbeitseinsatz wieder und wieder dauerhaft Hartz IV zu bekommen. Besonders attraktiv ist das nicht.
Umgekehrt ist derzeit der Übergang von Hartz IV zum Normallohn so gestaltet, dass sich Arbeiten nicht lohnt. Besonders attraktiv ist auch das nicht.
Mit einem BGE konsequent organisiert kann man die Hürde der Arbeitsaufnahme deutlich nach unten korrigieren - wenn jede Arbeit lohnt, dann wird man auch arbeiten gehen.