Preußen bzw. preußischer Geist

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Astrocreep2000
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von Astrocreep2000 »

odiug hat geschrieben:(25 Oct 2021, 08:58)

So auf die Kürze ... aus der Rezeption des Deutschland-Funk ... kann man die These, der die "deutsche Schizophrenität" rühre noch vom Limes her, (...)
Was bei mir vom Lesen hängen geblieben ist: Dem Autor geht es um die Frage, die sich im Zuge der Wiedervereinigung und anhaltend bis heute viele Gelehrte im angelsächsischen Raum stellen: Gehört Deutschland zum Westen, oder hängt es irgendwie zwischen Ost und West? Er kommt zu dem Schluss, dass Deutschland ganz klar auf den Westen hin ausgerichtet ist und schlägt zur Begründung den Bogen von Cäsar bis zur Jetzt-Zeit.

So rühre der Mythos, der Rhein stelle eine Art kulturelle-zivilisatorische Grenze dar, von Cäsar her. Der musste militärische Stagnation im Osten, bzw. seinen Unwillen, sich dort weiter zu engagieren, vorm Senat rechtfertigen: Also erfand er die Mär, jenseits des Rheins gäbe es nichts zu holen, dort gäbe es unfruchtbaren Boden und Wilde, mit denen ein Handel weder lohne, noch überhaupt möglich sei. Tatsächlich fand um den Rhein herum zu der Zeit bereits ein reger Handel statt und militärische Konflikte gab es keine, denn jenseits des Rheins gab es durchaus Zivilisation (auch nach römischen Maßstaben). So enstand der Mythos der wilden "Germanen", einer Wortschöpfung von Cäsar selbst zum Zwecke des Eigenmarketings. Die von Cäsar beschriebene "Zivilastionsgrenze" gab es tatsächlich, sie lag aber weiter östlich und war die Elbe ...

Um das dann folgende abzukürzen: Der Autor sagt letztlich, dass Deutschland (vorangehenden Staatsgebilde) über zwei Jahrtausende immer Teil des Westens waren, die überschaubare Zeit, in der die Preußen die Kontrolle gewonnen hatten, bezeichnet er als "Anomalie": Von 1871 an seien im restlichen Teil des Landes die Steuern eingetrieben worden, die Berlin dann in den ärmlichen Osten verteilte. Einen Zustand, denn wir seit 1990 erneut hätten ;-)

Letztlich hätten die "ostelbischen Gebiete" zur Zeit des Deutschen Reiches einen Einfluss gehabt, der überproportional zum Bevölkerungsanteil gewesen sei und auch dem, was in diesen Gebieten erwirtschaftet wurden.

Das habe auch Hitler an die Macht verholfen, denn während Hitler in den (heutigen) westlichen Ländern selbst bei den letzten, kaum noch "frei" zu nennenden Reichtstagswahlen kaum irgendwo über 30%, während die Nazis im Osten teils auf 70% Zustimmung kamen.

Interessant auch bei der Betrachtung: Es gibt da eine klare Trennlinie zwischen katholisch und protestantisch geprägten Regionen. Im Buch sind Karten dazu abgebildet, die zeigen dass Konfession und Zustimmung, bzw. Ablehnung der Nazis stark korrelierten. Er schlägt dann letztlich die Brücke zu heute und sagt, dass wiederum ein bestimmter Teil des Landes mit einem relativ kleinen Bevölkerungsanteil überproportional viel politische Aufmerksamkeit bekommt, da geht es natürlich um die AfD.

Nun, ich habe das Buch vor zwei Jahren gelesen und es ist ja auch nicht unumstritten und bewusst provokant geschrieben, soll letztlich ja auch ein Plädoyer für die Westintegration Deutschlands sein.

Aber etliche Gedankengänge des Autors finde ich sehr, sehr schlüssig ;-)
odiug hat geschrieben:(25 Oct 2021, 08:58)
Also mal ganz persönlich bin ich der Ansicht, dass wenn uns Deutsche aus der Vergangenheit noch etwas umtreibt ... mal abgesehen von Gaulands "Vogelschiss" ... dann sind es einmal die Folgen des 30 Jährigen Kriegs und dem Umstand, dass dieser, im Gegensatz zu den Bürgerkrieg in England und den Religionskriegen in Frankreich nie eindeutig entschieden wurde und zweitens die gescheiterte Revolution von 1848 und der daraus folgenden "Einigung" von Oben unter der Fuchtel Preußens.
Das ist ja gar nicht so weit weg von dem, was Hawes These ist: Es gibt da irgendeine Art von Mentalitätsunterschied, die historisch gewachsen ist und scheinbar auch mit den beiden Konfessionen zu tun hat.
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H2O
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von H2O »

odiug hat geschrieben:(25 Oct 2021, 14:04)
(...)
Die bayrischen Sammlungen können sich mit fast allem in Europa messen.
Auf jeden Fall sammelte er besser als die Hohenzollern :p
Ich habe nach dem Vordiplom einige Zeit mit dem "Humanistischen Diplom" zugebracht, und unter anderen Kulturwissenschaften auch 2 Semester Kunst studiert... war damals so im Ingenieurwesen an der Technischen Universität Berlin. Ein Rest Preußen in der alten Hauptstadt? Und dazu hatte ich die klassische Kunstsammlung in Dahlem und die klassische Moderne im Schloß Charlottenburg als praktisches Anschauungsmaterial. Die Museumsinsel lag in Ostberlin... also nicht erreichbar. Und die Schlösser in Potsdam Sanssouci und das ganz dicke Potsdamer Schloß auch nicht. Die Sammlung wird der König und später auch Kaiser nicht unbedingt selbst ausgewählt haben... aber schon dieser Rest in West-Berlin hat mich sehr beeindruckt. Preußische Baumeister, preußische Maler und Bildhauer... alles erste Klasse. Da muß sich nichts verstecken: Preußischer Kulturbesitz!

Damit lasse ich es hier erst einmal gut sein. Ist das vielleicht auch eine preußische Tugend?
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H2O
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von H2O »

Astrocreep2000 hat geschrieben:(25 Oct 2021, 15:14)
(...)

...die überschaubare Zeit, in der die Preußen die Kontrolle gewonnen hatten, bezeichnet er als "Anomalie": Von 1871 an seien im restlichen Teil des Landes die Steuern eingetrieben worden, die Berlin dann in den ärmlichen Osten verteilte. Einen Zustand, denn wir seit 1990 erneut hätten ;-)

(...)
Solche Gedanken halte ich für völlig fehl am Platz!

Als überzeugter Europäer mit deutscher Volksangehörigkeit sehe ich das Konzept "die Reichen zahlen, damit die Armen sich entwickeln können" als eine zutiefst christliche und humanistische Grundlage unserer Existenz als Europäer und Deutsche und Preußen unter den Deutschen. Unser deutsches Volk enthält zu bestimmt 1/3 slawisches Blut , und ich bin davon überzeugt, daß das polnische Volk ganz wesentliche Bestandteile aus unserem deutschen Volk enthält. Man kann da künstliche und sehr unterhaltsame Schlüsse kultivieren... aber an diesen gewachsenen Tatsachen wird vermutlich kein Weg vorbei führen.

Wir werden also einen Beitrag zu leisten haben, daß überall in unserer Gemeinschaft gleiche Lebensbedingungen oder Lebenschancen das Leben der Menschen bestimmen. Allerdings verlangen wir, daß jeder in dieser Gemeinschaft sich anstrengt, daß das gemeinsame Ziel erreicht wird.

Sind solche Gedanken nun römisch, deutsch, spezifisch protestantisch oder doch eher preußisch? Ich meine, daß sie preußisch sind! Oder doch eher zutiefst christlich, so ganz ohne Dogmen über Gott und die Welt?
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von Helmuth_123 »

Um Preußen kennen zu lernen empfehle ich folgende Lektüre: Schach von Wuthenow von Fontane und Die Ratten von Hauptmann, oder Vor Sonnenaufgang (das spielt aber in Schlesien). Und als Sachbuch Clark, Preußen.
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Helmuth_123
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von Helmuth_123 »

Quatschki hat geschrieben:(24 Oct 2021, 13:06)

Der rheinische Klüngel hatte immer ein Problem mit dem preußischen Beamtenstaat,
weil da eine andere Ethik dahinter steht.
Die Sachsen sind ja auch nicht gut auf die Preußen zu sprechen. Die Briten waren nicht die Ersten, die die Frauenkirche zerstören wollten.
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Tom Bombadil
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von Tom Bombadil »

Preußen war in der Weimarer Republik das Bollwerk der Demokratie:
Mit nur kurzen Unterbrechungen stellten die Sozialdemokraten mit Paul Hirsch und Otto Braun den Ministerpräsidenten. Vor allem die Innenminister Carl Severing und Albert Grzesinski trieben die Reform von Verwaltung und Polizei im republikanischen Sinne voran, sodass Preußen in der Weimarer Zeit als Bollwerk der Demokratie galt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Freistaat_Preu%C3%9Fen
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von rain353 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(25 Oct 2021, 18:01)

Preußen war in der Weimarer Republik das Bollwerk der Demokratie:
Mit nur kurzen Unterbrechungen stellten die Sozialdemokraten mit Paul Hirsch und Otto Braun den Ministerpräsidenten. Vor allem die Innenminister Carl Severing und Albert Grzesinski trieben die Reform von Verwaltung und Polizei im republikanischen Sinne voran, sodass Preußen in der Weimarer Zeit als Bollwerk der Demokratie galt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Freistaat_Preu%C3%9Fen
Otto Braun sagte auch, dass die preußische Verwaltung die beste Verwaltung wäre, die die Welt je gesehen hatte.

Ob das so wahr ist, weiß ich nicht, aber die war schon sehr effizient(wirtschaftliche Entwicklung, exekutierte Todesstrafen im Vergleich zu England und Frankreich etc.).
Zuletzt geändert von rain353 am Di 26. Okt 2021, 00:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von odiug »

Tom Bombadil hat geschrieben:(25 Oct 2021, 18:01)

Preußen war in der Weimarer Republik das Bollwerk der Demokratie:
Mit nur kurzen Unterbrechungen stellten die Sozialdemokraten mit Paul Hirsch und Otto Braun den Ministerpräsidenten. Vor allem die Innenminister Carl Severing und Albert Grzesinski trieben die Reform von Verwaltung und Polizei im republikanischen Sinne voran, sodass Preußen in der Weimarer Zeit als Bollwerk der Demokratie galt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Freistaat_Preu%C3%9Fen
Ha jo ... nett ... nur : https://www.wahlen-in-deutschland.de/wuKarteNSDAP.htm
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von H2O »

rain353 hat geschrieben:(25 Oct 2021, 18:48)

(...)
... aber die war schon sehr effizient(wirtschaftliche Entwicklung, exekutierte Todesstrafen im Vergleich zu England und Frankreich etc.).
Könnten Sie bitte erklären, was Sie geleitet hat, die wirtschaftlich (erfolgreiche) Entwicklung mit ausgeführten Todesstrafen in einem Atemzug zu nennen? Als ich noch ein junger Mann war, wurde in GB noch regelmäßig erhängt und in F enthauptet. Das ist gottlob vorbei! Unterschied sich Preußen etwa in dieser barbarischen Strafe für Landesverrat und Kapitalverbrechen? Lag die Schwelle für diese Bestrafungsart höher oder tiefer?
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von Astrocreep2000 »

H2O hat geschrieben:(25 Oct 2021, 16:58)
Solche Gedanken halte ich für völlig fehl am Platz!
Für mein Empfinden hatte der Autor da recht schlüssig argumentiert, vor allem eben auch aus der Sicht eines Außenstehenden, der (vergleichsweise ...) objektiv auf "Ost" wie "West" schaut.
H2O hat geschrieben:(25 Oct 2021, 16:58)
Als überzeugter Europäer mit deutscher Volksangehörigkeit sehe ich das Konzept "die Reichen zahlen, damit die Armen sich entwickeln können" als eine zutiefst christliche und humanistische Grundlage unserer Existenz als Europäer und Deutsche (...)
Da bin ich komplett bei Dir. Ich erinnere mich auch nicht daran, dass der Autor dieses Prinzip in Frage stellt, aber eben herausarbeitet, dass ein Landesteil/eine Region, die traditionell wenig in die gemeinsame Kasse eingezahlt hat trotzdem einen "natürlichen" Herrschaftsanspruch formuliert hat, bzw. bis heute sehr laut auftritt und damit seiner Meinung nach einen überproportionalen Einfluss gewinnt*.


* Was in dem Kontext nicht verallgemeinernd für alle Ostdeutschen gesagt wird, sondern gezielt auf die AfD und deren Anhänger abzielt; und dem Gedanken kann ich definitiv etwas abgewinnen. Denn Wahlergebnisse bis zu 25% in den neuen Bundesländern sind relativ viel, absolut betrachtet aber nicht. Ohne den "Lärm" im/aus dem Osten wäre die AfD im Westen doch längst und er Versenkung verschwunden.
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Tom Bombadil
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von Tom Bombadil »

Hätte Bayern den Immigranten direkt nach seiner Festungshaft nach Österreich abgeschoben, wäre das alles nicht passiert.
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von odiug »

H2O hat geschrieben:(26 Oct 2021, 07:29)

Könnten Sie bitte erklären, was Sie geleitet hat, die wirtschaftlich (erfolgreiche) Entwicklung mit ausgeführten Todesstrafen in einem Atemzug zu nennen? Als ich noch ein junger Mann war, wurde in GB noch regelmäßig erhängt und in F enthauptet. Das ist gottlob vorbei! Unterschied sich Preußen etwa in dieser barbarischen Strafe für Landesverrat und Kapitalverbrechen? Lag die Schwelle für diese Bestrafungsart höher oder tiefer?
Ja ... die Militärstrafen im Preußen waren selbst für die damalige Zeit barbarisch.
Und was nun den wirtschaftlichen Erfolg betrifft: Preußen war ein Militärstaat.
Das Militär durchdrang alle Bereiche des zivilen Lebens, von der Schule über das Arbeitsleben bis hin zum Sterbebett.
Das ist "effizient", aber fragt sich für wen und wer zahlt den Preis ?
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von odiug »

Tom Bombadil hat geschrieben:(26 Oct 2021, 08:29)

Hätte Bayern den Immigranten direkt nach seiner Festungshaft nach Österreich abgeschoben, wäre das alles nicht passiert.
Wären die bayrischen Polizisten bessere Schützen, dann auch nicht.
Die Bayern waren immerhin die, die auf Hitler schossen :thumbup:
Aber es stimmt schon: es hat seine Gründe, warum Hitler München zur Hauptstadt der Bewegung erklärte.
Nach der Niederschlagung der bayrischen Räte Republik auf Befehl der Reichsregierung in Berlin und der Ermordung von Eisner durch die Freikorps, etablierte sich in Bayern ein politisches System, dass Demokratiefeinde anzog wie Scheiße die Fliegen :(
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von H2O »

Ja, gut, vielleicht bin ich da zu streng mit dem Schriftsteller / Historiker ins Gericht gegangen. Gebe aber auch zu bedenken, daß Preußen eben mehr war als es schien. Die Teile Polens, die einmal von Preußen als Provinzen Preußens verwaltet und entwickelt wurden, gelten als die gut entwickelten Gebiete Polens.

Wenn wir uns auf die AfD einigen können als Störenfriede einer harmonischen Angleichung... ok, die haben mit Preußen nicht viel gemein. Allenfalls einen Machtanspruch, der weder von ihren wirtschaftlichen noch geistigen Höhen zu rechtfertigen ist. Daß diese Leute als Verführer unter den Resten des Ostens Wirkung erzielen, das ist doch auch nicht verwunderlich. Wer etwas konnte und wollte ist doch abgewandert dorthin, wo er/sie hoffen konnte, in diesem Leben noch etwas für sich zu erreichen.

Ich halte es aber auch für ein Versäumnis, nach der Vernichtung von Arbeitsplätzen und der Übernahme von Führungsstellen in Staat und Bildungseinrichtungen durch Westimporte besondere Bescheidenheit ein zu fordern. Die paar Leuchttürme machen den Aderlaß nicht ungeschehen, das hochmütige Gerede über den zweifach vernichteten Anteil Deutschlands vergiftet jeden vernünftigen Umgang und Wiederaufbau... nicht unbedingt Preußens, aber doch des Ostens.

Kein Wunder, daß dann die Hetze der AfD verfängt! Natürlich darf man das nicht verdrängen... aber unser Verhalten und unser Reden sind da schon verbesserungsbedürftig. Mut machen, Beispiele setzen, ermöglichen und fördern. Ich sehe auf jeden Fall auch im Westen wachsenden Hochmut des Südens gegenüber dem Norden nach dem Niedergang des Schiffsbaus, der Schwerindustrie, des Bergbaus. Wird nicht schiefmäulig gemeckert, daß so viel Geld aus dem Süden in die Entwicklung im Norden umgeleitet wird? Hat man Vergleichbares gehört, als das geradezu umgekehrt lief und gottlob auch reiche Früchte getragen hat? Schimmert da nicht doch der Unterschied von Preußen und Nicht-Preußen durch?
odiug

Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von odiug »

H2O hat geschrieben:(26 Oct 2021, 08:49)

Ja, gut, vielleicht bin ich da zu streng mit dem Schriftsteller / Historiker ins Gericht gegangen. Gebe aber auch zu bedenken, daß Preußen eben mehr war als es schien. Die Teile Polens, die einmal von Preußen als Provinzen Preußens verwaltet und entwickelt wurden, gelten als die gut entwickelten Gebiete Polens.

Wenn wir uns auf die AfD einigen können als Störenfriede einer harmonischen Angleichung... ok, die haben mit Preußen nicht viel gemein. Allenfalls einen Machtanspruch, der weder von ihren wirtschaftlichen noch geistigen Höhen zu rechtfertigen ist. Daß diese Leute als Verführer unter den Resten des Ostens Wirkung erzielen, das ist doch auch nicht verwunderlich. Wer etwas konnte und wollte ist doch abgewandert dorthin, wo er/sie hoffen konnte, in diesem Leben noch etwas für sich zu erreichen.

Ich halte es aber auch für ein Versäumnis, nach der Vernichtung von Arbeitsplätzen und der Übernahme von Führungsstellen in Staat und Bildungseinrichtungen durch Westimporte besondere Bescheidenheit ein zu fordern. Die paar Leuchttürme machen den Aderlaß nicht ungeschehen, das hochmütige Gerede über den zweifach vernichteten Anteil Deutschlands vergiftet jeden vernünftigen Umgang und Wiederaufbau... nicht unbedingt Preußens, aber doch des Ostens.

Kein Wunder, daß dann die Hetze der AfD verfängt! Natürlich darf man das nicht verdrängen... aber unser Verhalten und unser Reden sind da schon verbesserungsbedürftig. Mut machen, Beispiele setzen, ermöglichen und fördern. Ich sehe auf jeden Fall auch im Westen wachsenden Hochmut des Südens gegenüber dem Norden nach dem Niedergang des Schiffsbaus, der Schwerindustrie, des Bergbaus. Wird nicht schiefmäulig gemeckert, daß so viel Geld aus dem Süden in die Entwicklung im Norden umgeleitet wird? Hat man Vergleichbares gehört, als das geradezu umgekehrt lief und gottlob auch reiche Früchte getragen hat? Schimmert da nicht doch der Unterschied von Preußen und Nicht-Preußen durch?
Die westlichen Teile des heutigen Polens waren auch Schlesien.
Und das war Österreich.
Es hatte ja einen Grund, warum Friedrich da einfiel ... die Provinz war reich und Preußen arm.
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von H2O »

odiug hat geschrieben:(26 Oct 2021, 08:35)

Ja ... die Militärstrafen im Preußen waren selbst für die damalige Zeit barbarisch.
Und was nun den wirtschaftlichen Erfolg betrifft: Preußen war ein Militärstaat.
Das Militär durchdrang alle Bereiche des zivilen Lebens, von der Schule über das Arbeitsleben bis hin zum Sterbebett.
Das ist "effizient", aber fragt sich für wen und wer zahlt den Preis ?
Das Militär ist in unsicheren Zeiten sehr weitgehend eine Überlebensgarantie für einen Staat. Der bekommt nach kurzer Schwächezeit neue Herrschaft von außen. Die Zeit des Soldatenkönigs stand aber weder am Anfang noch am Ende Preußens. Ich sehe da eher den Neid anderer Landesteile über den Erfolg Preußens in Deutschland. Die haben aus ihren Landesteilen eben etwas gemacht, was seinesgleichen suchte. Wie man eben so nett sagt: "Preußen hat sich großgehungert." Seine kulturellen Leistungen waren beachtlich... wie ich das schon weiter oben beschrieb.
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von H2O »

odiug hat geschrieben:(26 Oct 2021, 08:53)

Die westlichen Teile des heutigen Polens waren auch Schlesien.
Und das war Österreich.
Es hatte ja einen Grund, warum Friedrich da einfiel ... die Provinz war reich und Preußen arm.
Aha, also Schlesien war wohlhabend durch die Herrschaft Wiens? War der Übergang auf Preußen ein Erbschaftsthema oder ein Kriegsergebnis? Und danach ab 1742 arm durch die Angliederung an den Staat Preußen? Ist das wirklich so einfach? Ist aber auch Wurst; in 200 Jahren prägt sich ein Land neu... auch Schlesien als Teil Preußens. Gut entwickelt auf jeden Fall.
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von rain353 »

H2O hat geschrieben:(26 Oct 2021, 08:49)

Ja, gut, vielleicht bin ich da zu streng mit dem Schriftsteller / Historiker ins Gericht gegangen. Gebe aber auch zu bedenken, daß Preußen eben mehr war als es schien. Die Teile Polens, die einmal von Preußen als Provinzen Preußens verwaltet und entwickelt wurden, gelten als die gut entwickelten Gebiete Polens.

Wenn wir uns auf die AfD einigen können als Störenfriede einer harmonischen Angleichung... ok, die haben mit Preußen nicht viel gemein. Allenfalls einen Machtanspruch, der weder von ihren wirtschaftlichen noch geistigen Höhen zu rechtfertigen ist. Daß diese Leute als Verführer unter den Resten des Ostens Wirkung erzielen, das ist doch auch nicht verwunderlich. Wer etwas konnte und wollte ist doch abgewandert dorthin, wo er/sie hoffen konnte, in diesem Leben noch etwas für sich zu erreichen.

Ich halte es aber auch für ein Versäumnis, nach der Vernichtung von Arbeitsplätzen und der Übernahme von Führungsstellen in Staat und Bildungseinrichtungen durch Westimporte besondere Bescheidenheit ein zu fordern. Die paar Leuchttürme machen den Aderlaß nicht ungeschehen, das hochmütige Gerede über den zweifach vernichteten Anteil Deutschlands vergiftet jeden vernünftigen Umgang und Wiederaufbau... nicht unbedingt Preußens, aber doch des Ostens.

Kein Wunder, daß dann die Hetze der AfD verfängt! Natürlich darf man das nicht verdrängen... aber unser Verhalten und unser Reden sind da schon verbesserungsbedürftig. Mut machen, Beispiele setzen, ermöglichen und fördern. Ich sehe auf jeden Fall auch im Westen wachsenden Hochmut des Südens gegenüber dem Norden nach dem Niedergang des Schiffsbaus, der Schwerindustrie, des Bergbaus. Wird nicht schiefmäulig gemeckert, daß so viel Geld aus dem Süden in die Entwicklung im Norden umgeleitet wird? Hat man Vergleichbares gehört, als das geradezu umgekehrt lief und gottlob auch reiche Früchte getragen hat? Schimmert da nicht doch der Unterschied von Preußen und Nicht-Preußen durch?
Viele Deutsche sind auch in Polen geblieben.

In Preußen herrschte übrigens nicht so eine Hungersnot wie z.B. in England.

Einer hat mal ironisch gesagt, dass, wenn es in Preußen bzw. Preußen-Deutschland bei den Polen eine Hungersnot wie bei den Iren (in Großbritrannien und Irland) gegeben hätte, hätte man das als Blaupause zum NS-Regime gewertet.
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von BlueMonday »

Astrocreep2000 hat geschrieben:(25 Oct 2021, 15:14)
denn während Hitler in den (heutigen) westlichen Ländern selbst bei den letzten, kaum noch "frei" zu nennenden Reichtstagswahlen kaum irgendwo über 30%, während die Nazis im Osten teils auf 70% Zustimmung kamen.

Interessant auch bei der Betrachtung: Es gibt da eine klare Trennlinie zwischen katholisch und protestantisch geprägten Regionen.
:rolleyes:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... z_1933.svg

Und Braunau lag damals bestimmt auch in Ostpreußen mit dem Protestanten und Preußen Hitler.
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von Tom Bombadil »

Das Rheinland! Großartig!
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von rain353 »

BlueMonday hat geschrieben:(26 Oct 2021, 16:04)

:rolleyes:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... z_1933.svg

Und Braunau lag damals bestimmt auch in Ostpreußen mit dem Protestanten und Preußen Hitler.
Oder Braunschweig, wo der Hitler eine Fake-Anstellung bekam, um seine deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten.
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von BlueMonday »

Thema ist hier Preußen. Preußen ist Geschichte. Wenn man weitschweifiger über "Preußen" sprechen will, dann kommt man irgendwann bei den Slawen und der slawischen Stammesgesellschaft heraus.
Das sind die eigentlichen "Prußen" und es gibt bestimmt auch noch Einflüsse aus dieser Zeit.

Und dann gelangt man später zu einem Deutschritterorden, wie er katholischer nicht sein konnte, der sein Kreuz vom Süden her längs durch Europa verbreitete, der vor allem für die deutschen Gebietsansprüche und die Christianisierung im baltischen Raum sorgte. Das war die Wurzel für die noch über Jahrhunderte anhaltenden Gebiebtskonflikte zw. Polen und Deutschen. Also im Grunde eine innerkatholische Konkurrenzsituation.
Und damit hat man immer noch nicht im Kern über "Preußen" gesprochen.
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von rain353 »

BlueMonday hat geschrieben:(26 Oct 2021, 17:12)

Thema ist hier Preußen. Preußen ist Geschichte. Wenn man weitschweifiger über "Preußen" sprechen will, dann kommt man irgendwann bei den Slawen und der slawischen Stammesgesellschaft heraus.
Das sind die eigentlichen "Prußen" und es gibt bestimmt auch noch Einflüsse aus dieser Zeit.

Und dann gelangt man später zu einem Deutschritterorden, wie er katholischer nicht sein konnte, der sein Kreuz vom Süden her längs durch Europa verbreitete, der vor allem für die deutschen Gebietsansprüche und die Christianisierung im baltischen Raum sorgte. Das war die Wurzel für die noch über Jahrhunderte anhaltenden Gebiebtskonflikte zw. Polen und Deutschen. Also im Grunde eine innerkatholische Konkurrenzsituation.
Und damit hat man immer noch nicht im Kern über "Preußen" gesprochen.
Jetzt wird es aber richtig interessant :)


Die Prußen waren doch u.a. eine Mischung aus Wikinger und Slaven, oder?

Man sieht ja schon darin die Wiedersprüche Preußens(unscheinbar?) von Anfang an; schon alleine vom Namen her.

Erst will man die Prußen assimilieren und dann benennt man sich selber nach denen.


Wollten die Polen nicht sogar, dass der Deutschritterorden nicht für Ordnung sorgt in dieser Region?
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von H2O »

rain353 hat geschrieben:(26 Oct 2021, 15:16)

Viele Deutsche sind auch in Polen geblieben.


In Preußen herrschte übrigens nicht so eine Hungersnot wie z.B. in England.

Einer hat mal ironisch gesagt, dass, wenn es in Preußen bzw. Preußen-Deutschland bei den Polen eine Hungersnot wie bei den Iren (in Großbritrannien und Irland) gegeben hätte, hätte man das als Blaupause zum NS-Regime gewertet.
Bei solchen Aussagen bitte unbedingt die Quellen angeben, wo sie sie gefunden haben. H2O
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von Alexyessin »

BlueMonday hat geschrieben:(26 Oct 2021, 17:12)

Thema ist hier Preußen. Preußen ist Geschichte. Wenn man weitschweifiger über "Preußen" sprechen will, dann kommt man irgendwann bei den Slawen und der slawischen Stammesgesellschaft heraus.
Das sind die eigentlichen "Prußen" und es gibt bestimmt auch noch Einflüsse aus dieser Zeit.
Kann sein, dass ich mich arg täusche, aber die Pruzzen waren Westbalten und keine Slawen.
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von H2O »

BlueMonday hat geschrieben:(26 Oct 2021, 17:12)

Thema ist hier Preußen. Preußen ist Geschichte. Wenn man weitschweifiger über "Preußen" sprechen will, dann kommt man irgendwann bei den Slawen und der slawischen Stammesgesellschaft heraus.
Das sind die eigentlichen "Prußen" und es gibt bestimmt auch noch Einflüsse aus dieser Zeit.

Und dann gelangt man später zu einem Deutschritterorden, wie er katholischer nicht sein konnte, der sein Kreuz vom Süden her längs durch Europa verbreitete, der vor allem für die deutschen Gebietsansprüche und die Christianisierung im baltischen Raum sorgte. Das war die Wurzel für die noch über Jahrhunderte anhaltenden Gebiebtskonflikte zw. Polen und Deutschen. Also im Grunde eine innerkatholische Konkurrenzsituation.
Und damit hat man immer noch nicht im Kern über "Preußen" gesprochen.
Diese Quelle lohnt sich, wenn schon vom Deutschen Ritterorden gesprochen werden soll:
https://wbg-community.de/themen/geschic ... ittelalter

Hier aber Geschichtsklitterung vom Feinsten! Der Deutsche Ritterorden als katholische Organisation ist schon einmal eine geschichtsvergessene Behauptung, wenn man daran denkt, daß von Protestantismus erst 300 Jahre später die Rede sein konnte.

siehe auch Wikipedia:
Martin Luther begnügt sich nicht damit, seine Kritik an Papst und Kirche mündlich und schriftlich unter die Leute zu bringen. Am 31. Oktober 1517 schlägt er seine Thesen gegen den Ablasshandel sogar eigenhändig an die Tür der Wittenberger Schlosskirche.
1222: Der Herzog von Masowien, ein Vasall des polnischen Königs, bat den Hochmeister des Deutschen Ordens Hermann von Salza um ein militärisches Eingreifen.
1230 willigte der Deutsche Ritterorden ein... gegen das Zugeständnis von Ordensland. Von nichts kommt gar nichts.

Und hier erfährt man etwas über das politische Ende des Deutschen Ritterordens:
http://europa-unsere-geschichte.org/wp- ... 15.Jh_.pdf
In der anschließenden Auseinandersetzung mit der polnisch-litauischen Union wird der Fokus zuerst auf den Konflikt und die Auseinandersetzung mit dem Deutschen Orden gerichtet, welcher einen Höhepunkt
in der Schlacht bei Grunwald/Tannenberg 1410 fand.


Ich bitte darum, zu irgendwelchen Behauptungen über Preußen und vorangegangene politische Entwicklungen anhand belastbarer Quellen zu argumentieren. Ansonsten kommt dabei ein unsäglicher gedanklicher Unfug zusammen. H2O
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von oga »

rain353 hat geschrieben:(23 Oct 2021, 17:57)

Gibt es denn eurer Meinung nach Teile an den man wieder anknüpfen könnte??
Kommt wahrscheinlich darauf an, welche Teile Du meinst. Wir sind alle vielschichtig, die Preussen also auch.

Kannst Du vielleicht einen Protagonisten als Beispiel geben. Wer von den heute bekannten, Politiker, Schauspieler, Filmhelden ist ein typischer Preusse?
I guess I should warn you, if I turn out to be particularly clear, you've probably misunderstood what I've said.
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von Ammianus »

In erster Linie war "Preußen" ein Trick, um sich "König" nennen zu können.
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von Astrocreep2000 »

BlueMonday hat geschrieben:(26 Oct 2021, 16:04)

:rolleyes:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... z_1933.svg

Und Braunau lag damals bestimmt auch in Ostpreußen mit dem Protestanten und Preußen Hitler.
Aus dem Buch, das ich gelesen habe, stammt die Karte jedenfalls nicht ;)
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von oga »

Ammianus hat geschrieben:(26 Oct 2021, 22:18)

In erster Linie war "Preußen" ein Trick, um sich "König" nennen zu können.
Hat auch funktioniert.
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von BlueMonday »

rain353 hat geschrieben:(26 Oct 2021, 17:37)

Jetzt wird es aber richtig interessant :)


Die Prußen waren doch u.a. eine Mischung aus Wikinger und Slaven, oder?
Im Grunde waren das Balten mit slawischen Einflüssen, würde ich sagen, Wikinger nicht. Jedenfalls waren es naturreligiöse Paganisten ("Heiden").
Wollten die Polen nicht sogar, dass der Deutschritterorden nicht für Ordnung sorgt in dieser Region?
Genauer Masowien, das nicht genug Schlagkraft entwicklen konnte gegen die Prußen.
Später hatte es der Orden dann aber mit "Polen-Litauen" zu tun, einem ganz anderen Kaliber, gegen das man dann eine Reihe von Niederlagen kassierte (beginnend mit der Schlacht von Tannenberg).
Da kann man also von Rivalen sprechen.
Jedenfalls: ohne den Orden wäre "Preußen" das Gebiet der baltischen Stämme bzw Prußen geblieben und Polen-Litauen hätte es evtl. weitaus später eingenommen.

Und ob man in diesem Gewirr schon den "preußischen Geist" suchen kann, ist ne andere Frage. Später mit dem brandenburgischen Einfluss sicherlich. Es ist aber zumindest ein alternatives Preußen vorstellbar.
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von BlueMonday »

H2O hat geschrieben:(26 Oct 2021, 20:03)


Hier aber Geschichtsklitterung vom Feinsten! Der Deutsche Ritterorden als katholische Organisation ist schon einmal eine geschichtsvergessene Behauptung, wenn man daran denkt, daß von Protestantismus erst 300 Jahre später die Rede sein konnte.
Herrje! Was soll "Klitterung" an der Feststellung sein, dass der Deutschorden durch und durch katholisch war? Natürlich war er das, was sonst. Wann die "Reformation" stattfand, ist mir auch bestens bekannt. Und auch die hätte ja den Orden nun sicher nicht konvertieren können, wenn sie früher stattgefunden hätte. Der Orden ist ja immer noch existent und natürlich immer noch katholisch. Bei Ihnen könnte man ja den Eindruck gewinnen, dass solch ein Ritterorden nur mangels Alternative katholisch und papsttreu gewesen wäre. Die ganze Existenz dieses Ordens kann man ja nur aus dem Katholizismus heraus erklären. Herrje! Wer "klittert" hier nun?

Und wenn wir über "Preußen" sprechen (das Thema hier, zur Ihrer Erinnerung) - und nicht etwa über Wahlergebnisse der NSDAP 1933 oder gar über die AfD und wie der Osten wählt, Herr Moderator, dann eben auch und gerade über jene geschichtlichen Anfänge. Von da stammt ja nun einmal die Bezeichnung. Das Gebiet "Preußen" wäre eben mit hoher Wahrscheinlichkeit nie in deutschen Einfluss geraten - ohne das Wirken des Deutschen Ordens. Es hätte auch vermutlich keinen Streit über "Danzig" Jahrhunderte später gegeben und auch keinen Herrn Hitler, der um "fünfuhrundvierzig" zurückschießen ließ.
Ich bitte darum, zu irgendwelchen Behauptungen über Preußen und vorangegangene politische Entwicklungen anhand belastbarer Quellen zu argumentieren. Ansonsten kommt dabei ein unsäglicher gedanklicher Unfug zusammen. H2O[/color]


Und ich bitte den Moderator sich ans Thema zu halten und nicht diese unsägliche AfD-Sauce hier auch noch unterzubringen. Preußen ist das Thema. Preußen. Wo Preußen seinen Anfang nahm, konnte ja nun hier der am Thema Interessierte nachlesen.
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von H2O »

Ich denke einmal, daß die Überschrift keine geographische Festlegung ist, sondern etwas mit preußischem Geist anfangen wollte. Was ja auch gelungen zu sein scheint, wenn ich von Ihrem Ausflug ins Katholische absehe. Außer griechisch orthodox ab 1054 gab es damals noch keine andere Wahl eines christlichen Bekenntnisses... da dürfen Sie zurückschießen so viel Ihnen beliebt.

Beim Thema AfD sollten sie nicht so empfindsam sein. Ich tue mir da jedenfalls keinen Zwang an. Preußischen Geist vermute ich dort nicht; weder preußisch noch, naja.

Ja, Moderator bin ich hier auch noch, stimmt. Bitte also immer brav Belege für Ihre Behauptungen angeben, dann kann ihnen auch der strengste Moderator von allen gar nichts ins Stammbuch schreiben.
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von BlueMonday »

H2O hat geschrieben:(27 Oct 2021, 01:04)

Ich denke einmal, daß die Überschrift keine geographische Festlegung ist, sondern etwas mit preußischen Geist anfangen wollte. Was ja auch gelungen zu sein scheint, wenn ich von Ihrem Ausflug ins Katholische absehe. Außer griechisch orthodox ab 1054 gab es damals noch keine andere Wahl eines christlichen Bekenntnisses... da dürfen Sie zurückschießen so viel Ihnen beliebt.

Beim Thema AfD sollten sie nicht so empfindsam sein. Ich tue mir da jedenfalls keinen Zwang an. Preußischen Geist vermute ich dort nicht; weder preußisch noch, naja.

Ja, Moderator bin ich hier auch noch, stimmt. Bitte also immer brav Belege für Ihre Behauptungen angeben, dann kann ihnen auch der strengste Moderator von allen gar nichts ins Stammbuch schreiben.
"Belege" für welche "Behauptungen" nun? Für die Rivalität und den Gebietskonflikt zwischen Deutschen Orden und Polen-(Litauen), was ja zu einer der größten und blutigsten Mittelalterschlachten geführt hat? Haben Sie ja selbst schon belegt. Dass der Orden katholisch war? Dass es vor der Reformation Katholizismus gab? Gegen was hat sich die Reformation der Protestanten dann überhaupt gerichtet? Also bitte.

Mir ist ehrlich gesagt immer noch unklar, was Ihnen an meinem kurzen Exkurs zu Prußen und Deutschorden nicht gefallen hat.

Sie sind doch in Polen? Befragen Sie doch mal die Menschen dort nach "Bitwa pod Grunwaldem".
Zuletzt geändert von BlueMonday am Mi 27. Okt 2021, 01:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von H2O »

Kurzum: Die Geschichtsklitterung mit dem Katholizismus. Der war erst später wählbar; als der Deutsche Ritterorden seine Glanzzeit hatte, war er "gottgewollt"... die Kirche. Ist doch gar nicht so schwer!

Und nun freue ich mich auf Ihre inhaltlichen Beiträge!
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von BlueMonday »

H2O hat geschrieben:(27 Oct 2021, 01:26)

Kurzum: Die Geschichtsklitterung mit dem Katholizismus. Der war erst später wählbar; als der Deutsche Ritterorden seine Glanzzeit hatte, war er "gottgewollt"... die Kirche. Ist doch gar nicht so schwer!

Und nun freue ich mich auf Ihre inhaltlichen Beiträge!
Was hat das mit "Wählbarkeit" zu tun? Ich habe nirgends eine "Wählbarkeit" behauptet. Der Katholizismus ist auch nicht erst durch Protestantismus und Wählbarkeit zum Katholizismus geworden. Der Protestantismus war doch ein ungeheurer "Affront" eben gegen den katholischen(=allumfassenden) Anspruch. Tut mir leid, aber die Existenz des Katholizismus seit Petrus werde ich Ihnen nicht belegen.

Hier wurde die eigenartige, unbelegte und themenfremde Schnur gedreht, dass irgendwie der "Protestantismus im Osten" und die Wahlergebnisse der NSDAP und der AfD im Osten zusammenhängen würden und dass es klar erkennbare Trennlinien geben würde usw.
Darauf habe ich reagiert.
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von H2O »

BlueMonday hat geschrieben:(27 Oct 2021, 01:44)

Was hat das mit "Wählbarkeit" zu tun? Ich habe nirgends eine "Wählbarkeit" behauptet. Der Katholizismus ist auch nicht erst durch Protestantismus und Wählbarkeit zum Katholizismus geworden. Der Protestantismus war doch ein ungeheurer "Affront" eben gegen den katholischen(=allumfassenden) Anspruch. Tut mir leid, aber die Existenz des Katholizismus seit Petrus werde ich Ihnen nicht belegen.
Es geht um die Zugehörigkeit zu einer irgendwie wählbaren Religion. Und da blieb nur "die Kirche". Das habe ich ja nun meinerseits geklärt.
Hier wurde die eigenartige, unbelegte und themenfremde Schnur gedreht, dass irgendwie der "Protestantismus im Osten" und die Wahlergebnisse der NSDAP und der AfD im Osten zusammenhängen würden und dass es klar erkennbare Trennlinien geben würde usw.
Darauf habe ich reagiert.
Dagegen ist ja nichts ein zu wenden. Solche Phantasien begegnen uns häufiger. Sie bleiben meist ein Phantasiegebilde, weil sie einem Wunschdenken entsprechen, wenn der gehasste Gegner Preußen ist oder eben die Katholische Kirche oder die Protestanten. In einem Wissenschaftsforum sollte man dann Belege einfordern, wenn es notwendig ist, auf die Sachebene zurück zu finden.

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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von Alexyessin »

BlueMonday hat geschrieben:(26 Oct 2021, 23:49)

Im Grunde waren das Balten mit slawischen Einflüssen, würde ich sagen, Wikinger nicht. Jedenfalls waren es naturreligiöse Paganisten ("Heiden").
Balten und Slawen wohnten lange genug nebeneinander um sich gegenseitig zu beeinflussen.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von BingoBurner1 »

rain353 hat geschrieben:(23 Oct 2021, 17:57)

Hi,

ich möchte in diesem Beitrag über den sogenannten preußischen Geist sprechen, der meiner Meinung nach ja an und für sich ein recht biegsamer bzw. flexibler war:

Es geht mir jetzt nicht um eine Freisprechung von Fehlern , die einige gemacht haben, sondern wie der Titel ja schon sagt, um den "preußischen Geist".

Ein Zitat, der diesen am besten beschreibt ist wohl dieses Zitat: "Mehr sein als scheinen".

Gibt es denn eurer Meinung nach Teile an den man wieder anknüpfen könnte??

Der Adenauer meinte ja mal, dass man mit der Hauptstadt Berlin geistlich ein neues Preußen schaffen würde.("„Wer Berlin zur neuen Hauptstadt macht, schafft geistig ein neues Preußen.")

Das hat mich auch eine geraume Zeit beschäftigt.
Ganz wertfrei....


KRAFT DURCH FREUDE
ARBEIT MACHT FREI......

Solche Aussagen, sind dank den Nazis vergiftet und das zu Recht.
Deutschland war ein Land der Dichter und Denker !
Das hat ein Gefreiter aus Österreich versaut, sehr gelinde gesagt.

Doch Deutschland hat sich weiter entwickelt, wie der Rest der Welt.
Gerade Nietzsche, von den Nazis missbraucht, wie Darwin....zeigen preussischen Geist und Kulturgut.
Was wirklich hervorsticht, ist die Romantik, die begann mit Goethe und seinem Werder. .

Schiller, Goethe, Marx, Heidegger, Kant und wie sie alle heißen.....

Letztlich haben die Naturwissenschaften, die Philosophie schon längst überholt.
Dies gilt auch für die preussische Kultur. Ein Relikt vergangener Zeiten.

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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von H2O »

Just my two cents
Sachlich ganz in Ordnung, finde ich; vielen Dank.

Dennoch gibt es einen preußischen Geist, den ich mit Sicherheit nicht im heutigen Berlin suche. Aber wo er weht, da fühle ich mich recht wohl. Eine enge Verbindung von Bescheidenheit, Hingabe, Fleiß, Treue, Anpacken, Lösungen, Gerechtigkeit... aber auch Härte in der Durchsetzung.
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von Quatschki »

Ani ohev otach hat geschrieben:(27 Oct 2021, 09:18)

Letztlich haben die Naturwissenschaften, die Philosophie schon längst überholt.
Philosophie ist heutzutage wichtiger denn je,
Menschliches Streben braucht Sinn und Ziel.
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
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Ammianus
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von Ammianus »

oga hat geschrieben:(26 Oct 2021, 22:31)

Hat auch funktioniert.
Lustig an der Sache ist, dass der erfolgreiche Trickser genau das Gegenteil von "mehr sein als scheinen" verkörperte. Darum wollte er ja unbedingt eine Krone und hinterlies auch noch einen Schuldenberg.
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von BingoBurner1 »

Quatschki hat geschrieben:(27 Oct 2021, 09:57)

Philosophie ist heutzutage wichtiger denn je,
Menschliches Streben braucht Sinn und Ziel.
Philosophie hat genau wie die Religion immer Sinn gespendet. Dagegen ist erstmal nix einzuwenden.
Aber das ist etwas ganz persönliches, individuelles.

Wenn du mich fragst ? Meine Kinder, das ist mein Sinn im Leben. Vorher, ohne Kinder ,wollte ich Dinge einfach verstehen, das war so ein innerer Antrieb.
Auch mit allem dem Schei........ Zweifel, Verzweiflung, verschmähter Liebe, Frust etc.
Irgendwie hat man sich da durchgeschwitzt.

Also nix besonderes, so geht es den meisten Menschen, denke ich


Aber ........SINN ENTSTEHT DURCH SINNLICHKEIT :)
Ersetze das Wort, Söhne durch Kinder und verstehst was ich meine https://youtu.be/1q-Ga3myTP4
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von schokoschendrezki »

Das verklärte Bild sowohl vom "preußischen Geist" wie auch von der so gemütlichen alten Prinzregentenzeit in Bayern hängt damit zusammen, dass beide Regionen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine drastische Veränderung durchgemacht haben. Von vorwiegend agrarisch geprägten Regionen hin zu industriellen Wachstumsregionen und stark anwachsenden Städten.

In den Mietskasernen in Berlin wie auch im Textilviertel in Ausgsburg lebten in dieser Zeit vielfach ehemalige Landarbeiter und Kleinbauern. Die aufstrebende Industrie saugte sie gewissermaßen auf. Und als Reaktion darauf entstanden diese Erzählungen von der "guten alten Zeit". Vom Bismarck-Hering und von der Zeit als die Burschen noch fesch und die Madeln noch züchtig waren. Die "gute alte Zeit" war in Wirklichkeit eine Zeit radikaler sozialer Veränderungen.

Der "preußische Geist" - wenn man ihn aus Sicht der Hohenzollern-Dynastie betrachtet - war vor allem geprägt durch das schreckliche, furchtbare Verhältnis von Friedrich II, dem "alten Fritz" und seinem Vater, dem "Soldatenkönig". Alles was dieser große Preußenkönig Friedrich II getan hat muss man im Lichte der AUfarbeitung seiner traumatischen Kindheit betrachten. Das ist auch nicht "nutzenorientiert". Der "preußische Geist", betrachtet man ihn anhand von Friedrich II bestand aus nutzlosem Flötenspiel, nutzloser Bevorzugung der französischen Sprache, nutzlosem Bemühen, Gleichrangigkeit unter den großen europäischen Intellektuellen und WIssenschaftlern zu erlangen und den nutzlosen schlesischen Kriegen, die nur dazu dienten, in der Konkurrenz mit Habsburg gleichzuziehen. Alles nutzlos und alles nur Trauma-Aufarbeitung.

Heutzutage muss man das Preußentum aktuell vor allem in zweierlei Hinsicht kritisch sehen. Das sogenannte Humboldt-Forum in Berlin ist eigentlich nur die Verschleierung einer Preußendynastie-Anhänglichkeit. Und: Die aktuell grad laufenden Rückgabeforderungen des Hauses Hohenzollern dürfen auf keinen Fall genehmigt werden. Insbesondere Kronprinz Wilhelm war ein absolut überzeugter und aktiver Nazi. Es gibt ein Gesetz ... das lautet irgendwie sinngemäß, dass Rückgabeforderungen unzulässig sind, wenn es sich um Personen handelt, die maßgeblich zum Aufstieg des NS-Regimes beitrugen. Genau das ist hier der Fall. Keinen Zentimeter für das Haus Hohenzollern!

Diese ganze Erzählung vom "Preußischen Geist", von Gründlichkeit, Zuverlässigkeit usw. ... das einzige was ich mir da als realen Kern vorstellen kann, ist die Tatsache, dass man in der Region diesen Wechsel vom Agrargebiet zum Industriegebiet irgendwie hinbekommen hat. Wie auch immer. Sicher nicht, weil die Leute so oder so waren.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von BingoBurner1 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Oct 2021, 12:12)

Das verklärte Bild sowohl vom "preußischen Geist" wie auch von der so gemütlichen alten Prinzregentenzeit in Bayern hängt damit zusammen, dass beide Regionen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine drastische Veränderung durchgemacht haben. (...)
Dazu gibt es ein fabelhaften Beitrag von Jan Böhmermann.....nicht nur an den Juden haben wir Völkermord begannenn

Preußen und so.....!
Wir sind aber im Bereich der Philosophie, können wir nicht lieber über Nietzsche reden ?

Ic!h bin ein Fan von Shakespeare. Der war aber Poet und kein Preuße .....lol

..........





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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von rain353 »

Ani ohev otach hat geschrieben:(27 Oct 2021, 09:18)

Das hat mich auch eine geraume Zeit beschäftigt.
(...)
Just my two cents

Ist doch gut, wenn die Naturwissenschaften jetzt führend sind, heißt aber nicht, dass die sich nicht ergänzen können...
Ich empfehle ihn mal das Buch "Ein Teil und das Ganze" von Werner Heisenberg zu lesen.

War übrigens auch ein Preuße.

Der zurückgebliebene Klerikalismus ist ein Relikt vergangener Zeiten.
Und da ich auch ein begeisterter Anhänger der Romantik bin, kann ich Ihnen Rilke empfehlen.
"Es ist nichts so klein und wenig, woran man sich nicht begeistern könnte." - Friedrich Hölderlin
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von rain353 »

Ani ohev otach hat geschrieben:(27 Oct 2021, 13:07)

(...)
Preußen und so.....!
Wir sind aber im Bereich der Philosophie, können wir nicht lieber über Nietzsche reden ?
(...)
Ist doch gut, wenn Sie Fan von Shakespeare sind. Sie können ja einen eigenen Thread dazu eröffnen.
"Es ist nichts so klein und wenig, woran man sich nicht begeistern könnte." - Friedrich Hölderlin
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von rain353 »

Quatschki hat geschrieben:(27 Oct 2021, 09:57)

Philosophie ist heutzutage wichtiger denn je,
Menschliches Streben braucht Sinn und Ziel.
Vor allem eine Synthese zwischen Philosophie oder Naturwissenschaft.

Ob die wollen oder nicht, werden sie die Fortschritte dahin nicht verhindern können.
"Es ist nichts so klein und wenig, woran man sich nicht begeistern könnte." - Friedrich Hölderlin
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von BingoBurner1 »

rain353 hat geschrieben:(27 Oct 2021, 13:25)

Ist doch gut, wenn Sie Fan von Shakespeare sind. Sie können ja einen eigenen Thread dazu eröffnen.


Es gibt sogar einen Nachbau, in Düsseldorf
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Re: Preußen bzw. preußischer Geist

Beitrag von BingoBurner1 »

rain353 hat geschrieben:(27 Oct 2021, 13:23)

Ist doch gut, wenn die Naturwissenschaften jetzt führend sind, heißt aber nicht, dass die sich nicht ergänzen können...
Ich empfehle ihn mal das Buch "Ein Teil und das Ganze" von Werner Heisenberg zu lesen.

War übrigens auch ein Preuße.

Der zurückgebliebene Klerikalismus ist ein Relikt vergangener Zeiten.
Und da ich auch ein begeisterter Anhänger der Romantik bin, kann ich Ihnen Rilke empfehlen.
Rilke ist gut, Novalis besser !

WO GEHEN WIR HIN ? IMMER NACH HAUSE...... Novalis :;)
....


Wohlgeformtes Chaos, ernste tendelei
Du alles aus dem Nichts zuerst geschaffen.

Romeo und Julia, können wir uns jetzt über Nietzsche unterhalten ?

Shakespeare war der größte.



....
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