Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

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Tom Bombadil
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

H2O hat geschrieben:(02 Dec 2021, 21:56)

Das ist doch nicht wenig gewesen!
Diese paar Jahre halte ich nicht für wenig, sondern für nichts. Mich würde das nur überzeugen, wenn es so einen Staat mal mindestens 10 Jahre gibt und der floriert und gedeiht.
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H2O
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben:(03 Dec 2021, 08:26)

Diese paar Jahre halte ich nicht für wenig, sondern für nichts. Mich würde das nur überzeugen, wenn es so einen Staat mal mindestens 10 Jahre gibt und der floriert und gedeiht.
Mir geht es doch gar nicht um Sozialismus als Heldentat, sondern um Menschen, die sich in ihm nach erlebter Gewalt und langen Irrwegen einrichten wollten. Nicht ausgeschlossen, daß sie dann den Sozialismus allmählich auf demokratische Weise umgestaltet hätten, so wie das ja auch im "Kapitalismus" geschieht, um seine Entartungen zu beschneiden. Sich also zur Sozialdemokratie hin entwickeln. Aber die Verhältnisse... haben friedliche Übergänge eben nicht zugelassen.

Über "Blühen und Gedeihen" kann man sich bestimmt auch unterschiedliche Gedanken machen. Ein Versuch mit Maß und Zahl dazu wird mit der Einkommens- und Vermögensverteilung in Staaten gemacht... den Gini-Indizes, die ihrerseits die wirtschaftliche (und politische?) Mitgestaltungsmöglichkeit innerhalb des Staatsvolks beschreiben. Aber dazu sollten sich Leute äußern, die sich beruflich mit dem Thema Wirtschaft und Glücksempfindungen befassen.
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Tom Bombadil
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

H2O hat geschrieben:(03 Dec 2021, 09:28)

Aber die Verhältnisse... haben friedliche Übergänge eben nicht zugelassen.
Ja, es liegt immer an den Verhältnissen oder bösen Mächten, dass aus dem menschenfreundlichen Sozialismus nichts wird, nie am Sozialismus selber.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Diplomatensohn5000 »

Europa2050 hat geschrieben:Die Entwicklung von Impfstoffen auf einer neuen Technologie war m.E. nur möglich, weil die Keyplayer (Sahin und Co.) ihre (finanzielle) Zukunft drin sahen, und viele Menschen dem Himmelfahrtskomando mRNA Geld zur Verfügung stellten, in der Hoffnung, es würde sich vermehren.
Über solche Beiträge können die Kubaner nur lachen :D

50% der Welt sind übrigens nach wie vor nicht geimpft. Und das wird sich offenbar auch nicht ändern, da der Kapitalismus eine Freigabe der Patente nicht duldet.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Liegestuhl »

Diplomatensohn5000 hat geschrieben:(03 Dec 2021, 15:14)

Über solche Beiträge können die Kubaner nur lachen :D
Ich glaube kaum, dass ein Kubaner über das kubanische Gesundheitssystem lacht.

Unmengen von Ärzten, aber keine Medikamente. Wer da keine Devisen hat, ist am Arsch.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben:(03 Dec 2021, 15:09)

Ja, es liegt immer an den Verhältnissen oder bösen Mächten, dass aus dem menschenfreundlichen Sozialismus nichts wird, nie am Sozialismus selber.
Das kann man in der Tat so stehen lassen. Hätte meine Erkenntnis sein können... ;) Manche Leute haben aber immer Pech!
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

Liegestuhl hat geschrieben:(03 Dec 2021, 16:02)

Ich glaube kaum, dass ein Kubaner über das kubanische Gesundheitssystem lacht.
Es geht wahrscheinlich um den kubanischen Corona-Impfstoff. Wenn der so wirkt wie angenommen, ist das sicherlich eine große Leistung für dieses Land, das viel Erfahrung in der Entwicklung von Impfstoffen hat. Ändert nur auch nichts daran, dass dieser Staat total runter gekommen ist.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Liegestuhl »

Tom Bombadil hat geschrieben:(03 Dec 2021, 16:19)

Es geht wahrscheinlich um den kubanischen Corona-Impfstoff. Wenn der so wirkt wie angenommen, ist das sicherlich eine große Leistung für dieses Land, das viel Erfahrung in der Entwicklung von Impfstoffen hat. Ändert nur auch nichts daran, dass dieser Staat total runter gekommen ist.
Dann werden die Kubaner den Impfstoff sicherlich bald freigeben, damit der Rest der Welt geimpft werden kann.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

Liegestuhl hat geschrieben:(03 Dec 2021, 16:25)

Dann werden die Kubaner den Impfstoff sicherlich bald freigeben, damit der Rest der Welt geimpft werden kann.
Hier kannst du mehr dazu lesen: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... utzwirkung
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von H2O »

Diplomatensohn5000 hat geschrieben:(03 Dec 2021, 15:14)

Über solche Beiträge können die Kubaner nur lachen :D

50% der Welt sind übrigens nach wie vor nicht geimpft. Und das wird sich offenbar auch nicht ändern, da der Kapitalismus eine Freigabe der Patente nicht duldet.
Nun ja... Kuba gibt seine Patente also lachend frei? Wo hat sich das Verhalten für Kuba und seine Menschen vorteilhaft bemerkbar gemacht?

Ich halte es für völlig vernünftig, wenn jemand seine schlaflosen Nächte auf dem Weg zu einem nützlichen Ergebnis in wirtschaftlichen Erfolg verwandeln will. Niemand wird daran gehindert, diesen Strebern nach zu eifern. Insofern nehme ich es auch Kuba nicht übel, daß das Land seine Erkenntnisse und Fähigkeiten politisch nutzbringend einsetzt.

Allerdings muß das Land sich nicht mit Grenzanlagen und Küstenwachten dagegen wehren, daß Menschen aus Nachbarstaaten... etwa aus Haiti... dort dauerhaft leben und arbeiten möchten. Kuba unternimmt aber Anstrengungen, daß seine Menschen die Insel nicht verlassen. Darüber lachen einige Kubaner sicher gar nicht.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Diplomatensohn5000 »

An Kuba gibt es zweifellos genug zu kritisieren.

Aber ihr werdet mir schon gestatten, dass ich mich totlache, wenn man wegen Biontech das Hohelied auf den Kapitalismus anstimmt, während ein bettelarmes Land wie Kuba parallel nicht einen, sondern sogar drei(?) Imofstoffe entwickelt, die dann offenbar auch noch sehr gut funktionieren.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von H2O »

Diplomatensohn5000 hat geschrieben:(03 Dec 2021, 16:58)

An Kuba gibt es zweifellos genug zu kritisieren.

Aber ihr werdet mir schon gestatten, dass ich mich totlache, wenn man wegen Biontech das Hohelied auf den Kapitalismus anstimmt, während ein bettelarmes Land wie Kuba parallel nicht einen, sondern sogar drei(?) Imofstoffe entwickelt, die dann offenbar auch noch sehr gut funktionieren.
Der Ausgangspunkt meiner kritischen Anmerkung war Ihr Hinweis, daß in demokratisch geführten Staaten das Recht am geistigen Eigentum von Unternehmen gehütet wird, während 50% der Welt die Patente dafür vorenthalten werden. Und Kuba tut nun genau... was? Wobei ich dem Land zugestehe, daß es sein geistiges Eigentum politisch und wirtschaftlich nutzbringend einsetzt... also die Impfstoffe nach Nicaragua und Venezuela exportiert.

Dennoch kann niemand das Land gegen den Willen der politischen Führung verlassen... und das ist ganz schlecht!
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Diplomatensohn5000 »

Kuba hat den Impfstoff durchaus an gewisse Länder exportiert. Aber es reagiert wohl nicht so gut auf Staaten, von den es wirtschaftlich in den Ruin sanktioniert wird.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von H2O »

Diplomatensohn5000 hat geschrieben:(03 Dec 2021, 17:10)

Kuba hat den Impfstoff durchaus an gewisse Länder exportiert. Aber es reagiert wohl nicht so gut auf Staaten, von den es wirtschaftlich in den Ruin sanktioniert wird.
Weltweit sind doch nicht sämtliche Staaten Gegner der Kubaner. Aber vermutlich ist es nicht besonders einfach, ohne Rückendeckung durch die USA in Kuba Geschäfte zu machen. Und ein großer Anteil der Bedürftigen dieser Welt erwartet wohl Impfstoff für lau. Das dürfte auf Dauer auch in sozialistischen Staaten in die Hose gehen.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Bielefeld09 »

Europa2050 hat geschrieben:(03 Dec 2021, 07:18)

Ist jetzt zwar nicht „mein“ Kapitalismus, als geistigen Vater betrachte ich immer noch Jacob Fugger, aber nach dem der nicht mehr antworten kann:

Gerade eben, in der Pandemie, hat der zukunftsorientierte, auf (Risiko-)Investition und F+E angelegte Mechanismus des Kapitalismus, sowie die extreme Flexibilität der innewohnenden Marktwirtschaft mal wieder seine Innovationskraft voll entfaltet. (Ob deshalb die Masse der Impfverweigerer und Einsperrfanatiker aus dem antikapitalistischen braunen und roten Umfeld kommt?).

Die Entwicklung von Impfstoffen auf einer neuen Technologie war m.E. nur möglich, weil die Keyplayer (Sahin und Co.) ihre (finanzielle) Zukunft drin sahen, und viele Menschen dem Himmelfahrtskomando mRNA Geld zur Verfügung stellten, in der Hoffnung, es würde sich vermehren. Denn das Bundesverdienstkreuz für die Sahins war zwar überfällig, aber sicher nicht der Grund für deren Wahnsinsengagement, eher schon die Aussicht auf die Milliarden.
Das hätte ein träges Staatsangestellten- oder VEB- System so nie hinbekommen.
Und die diversen Engpässe (Masken…)? Hat die Marktwitrschaft nach einer kurzen Anpassungsphase (deutlich kürzer als n-Jahrespläne) über Preis, Nachfrage und daraus wachsende Anzahl von Anbietern geregelt…

Nur mal so als Beispiel…
Sie nennen hier Beispiele, die in einer sozialen Marktwirtschaft generiert wurden. Gut so!
Allerdings erlaube ich mir auch nur einige sehr langlebiges Beispiele zu benennen,
an denen das kapitalistische Marktversagen für Bürger existenzgefährdend ist.
1. Die Zustände in der Gesundheitspflege sind nicht erst seit der Corona- Krise Patientengefährdend.
2. Die Mietensituation ist aufgrund der derzeit wirkenden Marktmechanismen für viele Bürger existenzgefährdend.
3.Die Steuerbefreiung international handelnder Konzerne ist ein Affront gegenüber Mittelständlern und Kleinunternehmen.
Das sind Fehlentwicklungen des Kapitalismus, die sicherlich in unserer sozialen Marktwirtschaft einer schnellen Reform bedürfen.
Auf Ihre Vorschläge zur Marktregulierung bin ich gespannt.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Europa2050 »

Bielefeld09 hat geschrieben:(06 Dec 2021, 22:14)


1. Die Zustände in der Gesundheitspflege sind nicht erst seit der Corona- Krise Patientengefährdend.
2. Die Mietensituation ist aufgrund der derzeit wirkenden Marktmechanismen für viele Bürger existenzgefährdend.
3.Die Steuerbefreiung international handelnder Konzerne ist ein Affront gegenüber Mittelständlern und Kleinunternehmen.

Auf Ihre Vorschläge zur Marktregulierung bin ich gespannt.
1. Das prinzipielle Problem in der Organisation des Gesundheitswesen besteht in der Tatsache, dass jede Weiterentwicklung und jede Vorsorge mehr Geld kostet. Da aber jeder Bürger den Anspruch an das Gesundheitswesen stellt, die bestmögliche Versorgung (vor allem in lebensgefährlichen Fällen) von der Allgemeinheit gestellt zu bekommen, ist das Gesundheitswesen prinzipiell unfinanzierbar, bzw. in nicht kapitalistischen Wirtschaftssystemen werden die nötigen Ressourcen nicht zur Verfügung stehen. Also wird irgendwo eine Grenze gezogen. Und oberhalb der Grenze gibt es dann eben Sachen nicht, die prinzipiell möglich und auch nötig wären. Dieses prinzipielle Problem zwischen persönlichem Anspruch und allgemeiner Kostenverantwortung ist in keinem System lösbar. Wobei in anderen (nichtkapitalistischen) Systemen die Gefahr des Machtmissbrauchs besteht, so dass die knappen Ressourcen in Klüngelwirtschaft vergeben werden.

2. Die hohen Mieten sind eine Folge (ökologisch durchaus sinnvollen) Verknappung des Baugrundes. Wenn also jeder Bauen könnte, wie Bedarf besteht, würden die Mieten dem anteiligen Baupreis und einem geringen Gewinn entsprechen. Ein Vermieter, der mehr verlangen würde, wäre sofort mit günstigeren Konkurrenzangeboten konfrontiert. Und dass Wohnungen billiger vermietet werden, als ihre Abschreibung und Erhalt kosten, kann ja keiner verlangen, das wäre dann das berühmte „Ruinen schaffen ohne Waffen“.

3. Die Staaten machen erstmal eine Gesamtkalkulation bezüglich Konzern XY. Was bringt mir die Ansiedlung, was kostet sie. Wenn die auch ohne Steuern positiv ist, wird der Staat auch dann noch einen Vorteil (im Verhältnis zum Nichtansiedeln des Betriebes) haben und wenn nötig, auf die Steuern verzichten. Da hilft nur eine Kartellbildung -
die Staaten einigen sich auf einen Mindestsatz und halten das auch ein.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Bielefeld09 »

Europa2050 hat geschrieben:(06 Dec 2021, 22:50)

1. Das prinzipielle Problem in der Organisation des Gesundheitswesen...
2. Die hohen Mieten sind eine Folge (ökologisch durchaus sinnvollen) Verknappung des Baugrundes...

3. Die Staaten machen erstmal eine Gesamtkalkulation...
Sehr geehrter Herr Europa2050,
anscheinend habe ich die Bezugspunkte für eine gemeinsame Gesellschaft verloren oder Sie sind der Ideologie des reinen Kapitalismus anhängig.
An folgenden drei Punkten werde ich Sie fragen, wo Sie sich sehen:
1.Es ist mittlerweile normal geworden, das abhängige, sich meldende Patienten erst nach einer halben Stunde oder später Kontakt zum Personal erfahren.
In der Altenpflege liegen die Patienten teilweise auch noch länger in ihren Extrementen. Ist das eine Überschreitung der Grenze? Sind das überzogene Bedürfnisse?
2.Erhalt und Abschreibungen sind doch in Bestandswohnungen kein Thema, solange sie an der Börse nicht verzockt werden. Diese Wohnungen benötigen doch keinen neuen Baugrund.
Der Markt erklärt hier Wohnungen zur Ware und menschliche Mieter zu Störobjekten der Kapitalvermehrung.
3.Dann bilden wir doch ein europäisches Handelskartell, das hier Steuern zahlt. Amazon wird sich unterordnen.
Sie jedoch schreiben nur , was die Perspektivlosigkeit eines Kapitalismus ausmacht.
Können Sie auch anders?
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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H2O
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von H2O »

@ Bielefeld:

Erst einmal Anerkennung, daß Sie auch anders können als in Fünfzeilern zu klagen! :)

Tja, und dann greife ich Ihre Vorhalte auf die Ausführungen des Teilnehmers Europa2050 auf:

1.
Es ist mittlerweile normal geworden, das abhängige, sich meldende Patienten erst nach einer halben Stunde oder später Kontakt zum Personal erfahren.
In der Altenpflege liegen die Patienten teilweise auch noch länger in ihren Extrementen. Ist das eine Überschreitung der Grenze? Sind das überzogene Bedürfnisse?
Wir können verlangen, daß im Pflegebereich mehr Pflegekräfte eingesetzt werden... müssen die dann aber auch angemessen entlohnen. Das geben unsere Krankenversicherungen nicht her. Wir können natürlich unsere Arbeitskosten weiter heraufsetzen mit höheren Versicherungskosten, um dem Ziel einer besseren Pflege näher zu kommen.

Das ist aber politisch zu entscheiden vom Wahlvolk. Das muß die Reißleine ziehen... und tut das auch. "Mehr Netto vom Brutto!" Diese Haltung trifft auf einen gesellschaftlichen Wandel, daß immer weniger aktiv Schaffende auf immer mehr Versorgungsfälle treffen.

Es ist also völlig in Ordnung, Mißstände dieser schrecklichen Art an zu sprechen. Aber ein Lösungskonzept zur Erfüllung dieser berechtigten Forderungen darf auch nicht ausbleiben, das das innere Gleichgewicht in unserer Gesellschaft wahrt. Da lasse ich Ihnen erst einmal den Vortritt.

2.
Erhalt und Abschreibungen sind doch in Bestandswohnungen kein Thema, solange sie an der Börse nicht verzockt werden. Diese Wohnungen benötigen doch keinen neuen Baugrund.
Der Markt erklärt hier Wohnungen zur Ware und menschliche Mieter zu Störobjekten der Kapitalvermehrung.
Kann man so sehen. Nur ist zu bedenken, daß Wohnungen auch hergestellt und instand gehalten werden wollen. Woher die Mittel nehmen, um den stetigen Zuzug in Ballungsräume durch dementsprechende Wohnungen auf zu fangen? Man könnte natürlich Wohnungsbesitzer dazu verdonnern, diesen neuen Wohnraum zu finanzieren. Oder aber eine Geschäftsidee entwickeln, wie privatunternehmerisch dieser Wohnraum entstehen könnte. Ich meine, daß sie das Modell verurteilen. Man hat also die Wahl, von Staats wegen den bestehenden Wohnraum so weit zu verteuern, daß mit den abgeschöpften Mitteln neuer Wohnraum geschaffen und alter Wohnraum den Erfordernissen der Zeit entsprechend modernisiert wird, plus eine entsprechende staatliche Organisation am Leben zu halten, oder aber das privatwirtschaftliche Modell zu betreiben. So oder so, die Mittel müssen aufgebracht werden. Von nix kommt nix.

Meine Vermutung: Unser Flächennutzungsplan für Deutschland ist nicht in Ordnung. Er führt zur Konzentration in Ballungsräumen sowohl von Arbeitsplätzen als auch von Wohnungen. Zugleich führt diese Entwicklung zu ungenutztem Wohnraum in der Fläche, der auf diese Weise verfällt. Aber auch darüber entscheiden mündige Bürger in politischen Wahlen.

3.
Dann bilden wir doch ein europäisches Handelskartell, das hier Steuern zahlt. Amazon wird sich unterordnen.
Sie jedoch schreiben nur , was die Perspektivlosigkeit eines Kapitalismus ausmacht.
Das geschieht doch schon in der EU. Als erster Kompromiß eine Mindeststeuer auf Gewinne international aufgestellter Unternehmen. In eben dieser EU gibt es Länder, in denen diese Unternehmen wenig Geschäft abwickeln; aber es zahlt sich aus, sich dort steuerlich nieder zu lassen, weil diese Staaten eben von geringer Steuer auf Gewinne mehr haben als von gar keiner Steuer, weil das Unternehmen gleich dort steuerlich ansässig sein könnte, wo es seine Geschäfte tatsächlich macht.

Das Konzept eigenständiger Staaten zur Verfolgung eigener Interessen ist ja nicht abgeschafft zugunsten einer Weltorganisation, die das alles gerade zieht und Gerechtigkeit rundum erzwingt. Kapitalismus als Weltorganisation... unvorstellbar.

Was schlagen Sie also vor, wie diese Schieflagen beseitigt werden könnten... außer durch geduldige Verhandlungen, wie sie innerhalb der EU versucht werden? Die reine Selbstlosigkeit gibt in keinem Gesellschaftssystem.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Bielefeld09 »

H2O hat geschrieben:(07 Dec 2021, 01:33)

@ Bielefeld:

Erst einmal Anerkennung, daß Sie auch anders können als in Fünfzeilern zu klagen! :)

Tja, und dann greife ich Ihre Vorhalte auf die Ausführungen des Teilnehmers Europa2050 auf:
...
Danke für Ihr Kompliment,
aber das macht die Dinge nicht besser. Und Sie wissen das.
zu 1.Man hätte die Gehälter für das Personal erhöhen müssen. Auch schon vor Corona!
zu 2.Es gibt viele gemeinnützige Baugenossenschaften, die Ihnen gerne erklären, wie gutes Bauen geht.
zu 3. Es werden so einfach zu viele Steuereinahmen verschenkt. Ikea und Amazon zahlt hier anscheinend nichts. Demnächst auch noch Tesla.
Was soll das?
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von FFFuchs »

Progressiver hat geschrieben:(06 Apr 2020, 13:35)

Der Kapitalismus ist nicht besser als andere Systeme. Auch er sieht die Menschen als Lemminge. Beispiel Konsumverhalten: Er fördert den unmündigen Konsumenten, der am besten wie im Rausch irgendwelche Dinge konsumiert und stundenlang ansteht, um das neueste Apple iPhone zu erhalten.
Falsch geraten. Ein Mensch mit kapitalistischem Mindset wäre bestrebt, Wartezeit und Preis zu minimieren, um an sein geliebtes EiPhone zu gelangen. Nur mit einer solchen Haltung kann man selber Kapitalist sein. Ansonsten macht man sich zur leichten Beute anderer Kapitalisten.

Kapitalismus ist somit keine Herrschaftsideologie, sondern eher ein natürlicher Modus, nach dem freie Menschen Handel untereinander treiben.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Billie Holiday »

Im Kapitalismus entscheidet man selbst über seine Bedürfnisse, im Sozialismus werden einem seine Bedürfnisse aufdiktiert.
Im Kapitalismus kann ich bei Bedarf stundenlang freiwillig für ein iphone anstehen oder ich lasse es einfach, weil ich mir schnell ein anderes Handy gekauft habe, meinen eigenen Bedarf also anderweitig gedeckt habe.
Im Sozialismus muß ich zusehen, dass ich gnädigerweise meinen Bedarf kurze Zeit decken darf nach tagelangem Anstehen, oder ich kann ihn nicht befriedigen, weil die Elite sagt, ich brauch überhaupt kein Handy.
Ganz toll.
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Teeernte »

Billie Holiday hat geschrieben:(07 Dec 2021, 05:38)

Im Kapitalismus entscheidet man selbst über seine Bedürfnisse, im Sozialismus werden einem seine Bedürfnisse aufdiktiert.
Im Kapitalismus kann ich bei Bedarf stundenlang freiwillig für ein iphone anstehen oder ich lasse es einfach, weil ich mir schnell ein anderes Handy gekauft habe, meinen eigenen Bedarf also anderweitig gedeckt habe.
Im Sozialismus muß ich zusehen, dass ich gnädigerweise meinen Bedarf kurze Zeit decken darf nach tagelangem Anstehen, oder ich kann ihn nicht befriedigen, weil die Elite sagt, ich brauch überhaupt kein Handy.
Ganz toll.
Doch nur wenn MANGEL ist. Du durftest statt Handy gern in der Marx Engels Lenin Gesamtausgabe (MEGA) lesen...

Lange Anstehen ...und "Nichts" bekommen ...Aussortiert werden ....- wenn es um Leben und Tod geht... >> Schlecht organisiertes Impfzentrum ? Neeeee das hatten wir nicht.

Schlechte Zähne ..Obdachlose...?? ..."wir waren DIE ohne Bananen".

:D :D
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von FFFuchs »

Teeernte hat geschrieben: Schlechte Zähne ..Obdachlose...?? ..."wir waren DIE ohne Bananen".
Eure Obdachlosen saßen im Gefängnis.
Ihr wart die ohne Freiheit, hinter Mauer und Stacheldraht. Honeckers Sozialismus-KZ.
Warum nur, wollten so viele vor den Sozialisten flüchten?
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Teeernte »

FFFuchs hat geschrieben:(07 Dec 2021, 06:43)

Eure Obdachlosen saßen im Gefängnis.
Ihr wart die ohne Freiheit, hinter Mauer und Stacheldraht. Honeckers Sozialismus-KZ.
Warum nur, wollten so viele vor den Sozialisten flüchten?
Die "Knastinsassen" pro1000 lagen niedriger als hier und heute....und die Kriminalitätsaufklärungsquote war höher ...

Die hatten statt Marx den Ottokatalog als Lesestoff...

...und die preiswerte "Unfreiheit" habt Ihr doch gern besucht ? Urlaub am Balaton ?? Der Stacheldraht liegt nun in (hinter-) Polen -
Gibt es schon Urlaubsplätze in Kundus ? ...so ein bisschen Elend gucken ?

Es ist immer die Sichtweise vor und hinterm Zaun.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Billie Holiday »

Teeernte hat geschrieben:(07 Dec 2021, 05:55)

Doch nur wenn MANGEL ist. Du durftest statt Handy gern in der Marx Engels Lenin Gesamtausgabe (MEGA) lesen...

Lange Anstehen ...und "Nichts" bekommen ...Aussortiert werden ....- wenn es um Leben und Tod geht... >> Schlecht organisiertes Impfzentrum ? Neeeee das hatten wir nicht.

Schlechte Zähne ..Obdachlose...?? ..."wir waren DIE ohne Bananen".

:D :D
Gab es zu DDR Zeiten eine vergleichbare Pandemie wie heute Corona? Und hätte es Demos gegeben?
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Teeernte »

Billie Holiday hat geschrieben:(07 Dec 2021, 06:59)

Gab es zu DDR Zeiten eine vergleichbare Pandemie wie heute Corona? Und hätte es Demos gegeben?
Wir hatten ein paar Dörfer mit Schweinepest - (also eine Schweinepandemie...). Der Ort ist ABGERIEGELT worden - Keiner rein- Keiner raus. Versorgung mit LKW - an die Ortsgrenze - ....umladen durch Ortskräfte ....Desinfizierung des liefernden LKW (der ist ja durch die Ortskräfte verseucht) ... (Vollsperrung)

Probleme gab es kurzzeitig - das Bargeld wurde knapp ....man hat sich mit Gutscheinen beholfen.

Es gab alle 5 Jahre Übungen zu Pandemie ..... und das "Schnellimpfen" wurde bei Grippe geübt....auf Arbeit ...in Schulen ...Krankeneinrichtungen - innerhalb von 3 Tagen hatte man alle geimpft. Jede ...J E D E. !! Krankenschwester hatte eine Impf/Spritzberechtigung.

Neudeutsch - VOLL-Lockdown.

DEMO ? Es hätte KEINER Zeit für Demo gehabt - da JEDER in der Bekämpfung eingebunden wurde ....so wie "Ihr" das bei Hochwasser kennt...

Die Pandemiepläne in Deutschland sind auf die Kaiserzeit zurückzufüren - und liegen verbessert natürlich überall in den Ämtern vor.

Nur - ....hier ist der MANGEL //die Pandemie erstmal mit Politikergeschwätz umgangen worden.

Erinner Dich >>

>> Lockdown ? Sooooo schlimm iss nicht. //Grenzen schliessen ?? - NIEEE

Thumbes Volk ->> haltet Euch ein paar Lappen vors Gesicht ! Das schützt auch vor Schwangerschaft....

Ich machs kurz - das Ganze ist als "Salamitaktik" bekannt - immer nur soviel zugeben - wie eh schon in der Presse...

->> und NUN - schnell alle Impfen - weil vorher alles gelogen ?

Richtig -> nur keine Panik (auf der Titanic) ....Rettungsbootplätze sind für die ERSTE KLASSE...
(Privatpatienten und VORRANG - impfberechtigte)
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von H2O »

Bielefeld09 hat geschrieben:(07 Dec 2021, 02:22)

Danke für Ihr Kompliment,
aber das macht die Dinge nicht besser. Und Sie wissen das.

zu 1.Man hätte die Gehälter für das Personal erhöhen müssen. Auch schon vor Corona
Ja, weiß ich. Und nun machen Sie sich bitte Gedanken, wovon mehr und teureres Personal zu bezahlen ist! Das ist schließlich Ihr Vorschlag!
zu 2.Es gibt viele gemeinnützige Baugenossenschaften, die Ihnen gerne erklären, wie gutes Bauen geht.
Und nun fehlen nur noch politische Mehrheiten, die Ihren Vorschlag rechtssicher umsetzen. Ich habe grundsätzlich gar nichts gegen preisgünstigen Wohnraum; ich habe vor 60 Jahren 10 Jahre lang keine vernünftige Wohnung ergattern können. Am besten wäre es, jeder Familienvater hätte seine eigene Wohnung und eine für seine alten Tage im selben Hause, damit familiengerechte Wohnungen frei werden, wenn die Familienzeit einmal deutlich abgelaufen ist. Das würde ich fördern durch Steuernachlaß auf Lohn- und Einkommenssteuer.
zu 3. Es werden so einfach zu viele Steuereinahmen verschenkt. Ikea und Amazon zahlt hier anscheinend nichts. Demnächst auch noch Tesla.
Was soll das?
Tja, ich hatte Ihnen erklärt, warum das so ist. Kein fruchtbarer Boden? Also Teslas Zweigwerk schließen, auf Arbeitsplätze in Brandenburg pfeifen? Ikeas und Amazons Zweigstellen schließen... auf welcher Rechtsgrundlage? Aus der EU und der WTO austreten, Grenzen schließen? Großdeutschland mit der Welthauptstadt Germania hätte das sicher gewuppt... aber auf dem Weg dahin ist etwas schief gegangen... kleine Brötchen backen; das sind auch Brötchen!
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

H2O hat geschrieben:(07 Dec 2021, 07:45)

Und nun machen Sie sich bitte Gedanken, wovon mehr und teureres Personal zu bezahlen ist!
Da braucht man sich keine Gedanken zu machen, die KV- und PV-Beiträge werden erhöht. Bedeutet: viele Arbeitnehmer verdienen weniger, damit andere Arbeitnehmer mehr verdienen.
Und nun fehlen nur noch politische Mehrheiten, die Ihren Vorschlag rechtssicher umsetzen.
Jeder kann eine Genossenschaft gründen, das ist doch überhaupt kein Problem. Nur kann die auch nicht günstig bauen, wenn von der Politik kein günstiges Bauland ausgeschrieben wird und es Millionen Vorschriften (auch zum Klimaschutz) gibt, die das Bauen teuer machen.
Tja, ich hatte Ihnen erklärt, warum das so ist.
Das Thema Steuerhinterziehung und -vermeidung wird international angegangen und auch die neue dt. Regierung hat sich den Kampf dagegen auf die Fahnen geschrieben, es passiert also etwas. Das ist aber ein dickes Brett zu bohren und dauert seine Zeit.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Europa2050 »

Bielefeld09 hat geschrieben:(07 Dec 2021, 00:12)


An folgenden drei Punkten werde ich Sie fragen, wo Sie sich sehen:
1.Es ist mittlerweile normal geworden, das abhängige, sich meldende Patienten erst nach einer halben Stunde oder später Kontakt zum Personal erfahren.
In der Altenpflege liegen die Patienten teilweise auch noch länger in ihren Extrementen. Ist das eine Überschreitung der Grenze? Sind das überzogene Bedürfnisse?
2.Erhalt und Abschreibungen sind doch in Bestandswohnungen kein Thema, solange sie an der Börse nicht verzockt werden. Diese Wohnungen benötigen doch keinen neuen Baugrund.
Der Markt erklärt hier Wohnungen zur Ware und menschliche Mieter zu Störobjekten der Kapitalvermehrung.
3.Dann bilden wir doch ein europäisches Handelskartell, das hier Steuern zahlt. Amazon wird sich unterordnen.
Sie jedoch schreiben nur , was die Perspektivlosigkeit eines Kapitalismus ausmacht.
Können Sie auch anders?
Gerne sage ich ihnen wo ich stehe. Die genannten Verwerfungen entstehen alle an den Schnittstellen zwischen Verordnungssystemen und Marktwirtschaft (Die übrigens, für Korinthenkacker der Bruder des Kapitalismus ist, aber nicht identisch. Marktwirtschaft=Vertragsfreiheit; Kapitalismus=Ich bestimme meine ökonomische Zukunft durch mein heutiges Handeln).

1. Gesundheitssystem:
Der technische Fortschritt, gepaart mit dem humanistischen Ansatz, jedem Befürftigen die bestmögliche Versorgung auf Kosten der Allgemeinheit zukommen zu lassen, führt prinzipiell (unabhängig vom Wirtschaftssystem) zu einer Überbeanspruchung der Ressourcen. Gesundheitspolitiker (einer der hoffnugslosesten, weil unlösbaren Jobs) müssen also mit Behrenzungen arbeiten. Und damit den Markt, der über Angebot und Nachfrage und steigende Preise bei Nachfrageüberhang (der ja offensichtlich da ist) schon dafür sorgen würde, dass genug Ärzte, Pfleger und Hardware da sind. Und auch die von Dir angesprochenen Qualitätsmängel wären unter Marktgesetzen nicht zukunftsfähig.
Nur, solange gesundheitliche Leistungen zwischen Arzt, Patient und KKH beauftragt, aber von der Gemeinschaft bezahlt werden, kommt man um administrative Beschränkungen nicht rum. Ein gordischer Knoten, der in keinem Wirtschaftssystem befriedigend lösbar ist.

2. Mieten:
Mieten sind nur so hoch, wie das Spiel zwischen Angebot und Nachfrage hergibt. Und an vielen Orten ist die Nachfrage nun mal höher als das Angebot. Da hilft nur Angebotserhöhung. Und wenn Genossenschaftliche Modelle günstiger Preise wirtschaftlich darstellen können, werden sie die Mieten am Markt mit runterziehen, da können Investoren nix dagegen tun. Sinnvoll zur Vermeidung von Leerstand (Fehlallokation) wäre eine Nichtvermietungsabgabe oder eine Aussetzung der steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten bei Leerstand…
Aber prinzipiell muss natürlich z.B. eine Wohnung, deren Bau 200‘€ kostet, und die in 50 Jahren „verbraucht“ ist, für Zins und Afa ca. 500€ + Erhaltungsaufwand (grobe Schätzung) kalt kosten, egal ob Millionärssohn oder Hartzer drin wohnen. Sonst zahlt der Besitzer drauf - und weil er auch nicht so dumm ist, wird der Wohnraum wird einfach nicht hergestellt.

3. Konzernsteuern:
Ja, da muss man eben nationale Egoismen überwinden. Eine globale Wirtschaft zu besteuern erfordert eben auch globales Denken in der Politik. Und nicht *.first Politik, wie sie seit ca. 10 Jahren im Vordergrund steht. Ist aber ein Politik- und kein Marktwirtschaftsproblem.

4. Perspektivlosigkeit
Kapitalismus ist etwas für Optimisten, Leute, die ihre Zukunft selbst gestalten wollen, die investieren, in Bildung, in Werte, in ein ausgeglichenes Leben, in ihre Gesundheit, in ihre Kinder…
Und nicht auf einen Gott, einen Fürst, einen Führer, eine Partei, eine Gesellschaft vertrauen, dass die das schon richten werden…
Ich finde das saucool, und halte den Kapitalismus (TM Jakob Fugger) die menschliche Erfindung der Neuzeit, trotzdem, dass er keine 100%-Lösung für alle Probleme beinhaltet. Aber da ist der Mensch ja auch intelligent genug und erfindet in Folge Dinge wie „Rechtsstaat“, „Demokratie“, „Versicherungen“ und „soziale Marktwirtschaft, um diese Schwächen zu beheben das Ganze für den Menschen zu optimieren.

Menschheitsgeschichtlich hatte der Mensch, auch der „nichtstanandardisierte“ doch noch nie so viel Perspektive wie heute.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Diplomatensohn5000 »

Europa2050 hat geschrieben:Kapitalismus ist etwas für Optimisten, Leute, die ihre Zukunft selbst gestalten wollen, die investieren, in Bildung, in Werte, in ein ausgeglichenes Leben, in ihre Gesundheit, in ihre Kinder…
Könnte 1:1 von einem Sozialisten kommen. Nur dass das "Gestalten" vom Staat ausgeht.

Und es ist noch nicht mal wahr. Ein Kapitalist will einfach nur Geld verdienen. Und wenn er das erreicht, indem er die Leute für dumm verkauft, kommt ihm das gerade recht.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Skull »

Diplomatensohn5000 hat geschrieben:(07 Dec 2021, 16:33)

Könnte 1:1 von einem Sozialisten kommen. Nur dass das "Gestalten" vom Staat ausgeht.

Und es ist noch nicht mal wahr. Ein Kapitalist will einfach nur Geld verdienen.
Und wenn er das erreicht, indem er die Leute für dumm verkauft, kommt ihm das gerade recht.
Auch wenn es „politisch“ nicht korrekt ist:



Christdemokrat
Sie besitzen zwei Kühe. Ihr Nachbar besitzt keine. Sie behalten eine und schenken Ihrem armen Nachbarn die andere. Danach bereuen sie es.

Sozialist
Sie besitzen zwei Kühe. Ihr Nachbar besitzt keine. Die Regierung nimmt ihnen eine ab und gibt diese Ihrem Nachbarn. Sie werden gezwungen, eine Genossenschaft zu gründen, um Ihrem Nachbarn bei der Tierhaltung zu helfen.

Sozialdemokrat
Sie besitzen zwei Kühe. Ihr Nachbar besitzt keine. Sie fühlen sich schuldig, weil sie erfolgreich arbeiten. Sie wählen Leute in die Regierung, die Ihre Kühe besteuern. Das zwingt Sie, eine Kuh zu verkaufen, um die Steuern bezahlen zu können. Die Leute, die Sie gewählt haben, nehmen dieses Geld, kaufen eine Kuh und geben diese Ihrem Nachbarn. Sie fühlen sich rechtschaffen. Udo Lindenberg singt für Sie.

Freidemokrat
Sie besitzen zwei Kühe. Ihr Nachbar besitzt keine. Na und?

Kommunist
Sie besitzen zwei Kühe. Ihr Nachbar besitzt keine. Die Regierung beschlagnahmt beide Kühe und verkauft Ihnen die Milch. Sie stehen stundenlang für die Milch an. Die Folge: Die Milch und Sie sind sauer!


Kapitalist
Sie besitzen zwei Kühe. Sie verkaufen eine und kaufen einen Bullen, um eine Herde zu züchten.


EU-Bürokratie
Sie besitzen zwei Kühe. Die EU nimmt Ihnen beide ab, tötet eine, melkt die anderen, bezahlt Ihnen eine Entschädigung aus dem Verkaufserlös der Milch und schüttet diese dann in die Nordsee.

Amerikanisches Unternehmen
Sie besitzen zwei Kühe. Sie verkaufen eine und leasen diese zurück. Sie gründen eine Aktiengesellschaft. Sie zwingen die beiden Kühe, das Vierfache an Milch zu geben. Sie wundern sich als eine tot umfällt. Sie geben eine Presseerklärung heraus, in der Sie erklären, Sie hätten Ihre Kosten um 50% gesenkt. Ihre Aktien steigen.

Französisches Unternehmen
Sie besitzen zwei Kühe. Sie streiken, weil Sie drei Kühe haben wollen. Sie gehen Mittagessen. Das Leben ist schön.

Japanisches Unternehmen
Sie besitzen zwei Kühe. Mittels modernster Gentechnik erreichen Sie, dass die Tiere auf eine Zehntel ihrer ursprünglichen Größe geschrumpft werden und das Zwanzigfache an Milch geben. Jetzt kreieren Sie einen cleveren Kuh-Karton, nennen ihn Kuhkimon und vermarkten ihn weltweit.

Deutsches Unternehmen
Sie besitzen zwei Kühe. Mittels modernster Gentechnik werden die Tiere re-designed, so dass sie alle blond sind, eine Menge Bier saufen, Milch mit höchster Qualität geben und 160 km/h laufen können. Leider fordern die Kühe 13 Wochen Urlaub pro Jahr.

Britisches Unternehmen
Sie besitzen zwei Kühe. Beide sind wahnsinnig.

Italienisches Unternehmen
Sie besitzen zwei Kühe, aber sie wissen nicht, wo sie sind. Während Sie die Kühe suchen, sehen sie eine schöne Frau. Sie machen Mittagspause. Das Leben ist schön.

Polnisches Unternehmen
Ihre Kühe wurden letzte Woche gestohlen.


https://www.fh-muenster.de/ciw/download ... olitik.pdf

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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Billie Holiday »

:D mehr Frankreich und Italien wagen.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Vongole »

Skull hat geschrieben:(07 Dec 2021, 17:14)

Auch wenn es „politisch“ nicht korrekt ist:
(..)
Egal, es passt! :D
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Haegar »

Billie Holiday hat geschrieben:(07 Dec 2021, 17:19)

:D mehr Frankreich und Italien wagen.
Nur Italien. Das Streiken ist mir zu aufregend, oder so... :cool:
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von schokoschendrezki »

Kühe hin oder her. Mir hat immernoch niemand erklärt, warum überhaupt der Begriff "Kapitalismus" auch im sogenannten Westen ein Revival erlebt.
Der Begriff "Kapitalismus" ist - anders als etwa "soziale Marktwirtschaft" - nicht ohne Karl Marx denkbar. Wirklich. Warum redet man seit einiger Zeit wieder von "Kapitalismus"? Kein Intellektueller, der etwas auf sich hält, hätte in den 70ern, 80ern das Wort "Kapitalismus" in den Mund genommen. Das war DDR-Staatsideologie.

Meine Vermutung ist: Es gibt diesen sogenannten "Westen" nicht mehr. Dieses Selbstverständnis auf Demokratie, soziale Marktwirtschaft, Pressefreiheit, Gewaltenteilung usw. Man will stattdessen Disruptivität. Gewalt. Brachiale Ansätze. "Aufräumen". Donald Trump. "Kapitalismus" ist ein wunderbar disruptiver Begriff.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Dec 2021, 17:30)

Mir hat immernoch niemand erklärt, warum überhaupt der Begriff "Kapitalismus" auch im sogenannten Westen ein Revival erlebt.
Inwiefern erlebt der denn ein Revival? Und war der Begriff jemals weg? Wie misst man so etwas?
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Skull »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Dec 2021, 17:30)

Kühe hin oder her. Mir hat immernoch niemand erklärt,
warum überhaupt der Begriff "Kapitalismus" auch im sogenannten Westen ein Revival erlebt.
Hat er doch nicht. Das Gegenteil ist der Fall.

Alles „schlechte“ wird doch HEUTE dem Kapitalismus untergeschoben.

Egal, ob man ihn hat und in welcher Form.

Für MICH ist das allenfalls ein Kampfbegriff und Feindbild der Grundsatzkritisierer.
So wie … neoliberal. :)

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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Diplomatensohn5000 »

Für mich war "Neoliberaler" immer eine Art Euphemismus für "Ichling". Das funktioniert ganz gut.
Editiert. War so unfein... H2O ;)
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

https://www.spiegel.de/suche/?suchbegri ... m=vor-1990
2123 Ergebnisse

So ganz kann das nicht stimmen, dass Intellektuelle den Begriff vor 30 Jahren nicht benutzt haben...
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Diplomatensohn5000 hat geschrieben:(07 Dec 2021, 17:47)

Für mich war "Neoliberaler" immer eine Art Euphemismus für "Ichling". Das funktioniert ganz gut.
"Neoliberalismus
Denkrichtung des Liberalismus, die eine freiheitliche, marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung mit den entsprechenden Gestaltungsmerkmalen wie privates Eigentum an den Produktionsmitteln, freie Preisbildung, Wettbewerbs- und Gewerbefreiheit anstrebt, staatliche Eingriffe in die Wirtschaft jedoch nicht ganz ablehnt, sondern auf ein Minimum beschränken will.

Die Ideen des Neoliberalismus, dessen führender Vertreter in Deutschland Walter Eucken (* 1891, † 1950) war, basieren zum großen Teil auf den negativen Erfahrungen mit dem ungezügelten Liberalismus des Laissez-faire im 19. Jahrhundert, als der Staat die Wirtschaft komplett dem freien Spiel der Marktkräfte überließ. Staatliche Eingriffe in die Wirtschaft sind deshalb aus Sicht des Neoliberalismus dann gerechtfertigt und notwendig, wenn sie z. B. das Marktgeschehen fördern und die Bildung von Monopolen oder Kartellen verhindern, Konjunkturschwankungen ausgleichen oder dem sozialen Ausgleich dienen. Die deutsche Variante des Neoliberalismus wird auch als Ordoliberalismus (siehe dort) bezeichnet. Die angelsächsische Variante mit ihrem Hauptvertreter Friedrich August von Hayek (* 1899, † 1992) setzt mehr auf die Selbststeuerung der Marktwirtschaft.

Die meisten Wirtschaftsordnungen der westlichen Industrienationen, so auch die soziale Marktwirtschaft (siehe dort) in Deutschland, basieren heute auf den Prinzipien des Neoliberalismus"

https://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/ ... beralismus
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Beitrag von schokoschendrezki »

Skull hat geschrieben:(07 Dec 2021, 17:42)

Hat er doch nicht. Das Gegenteil ist der Fall.

Alles „schlechte“ wird doch HEUTE dem Kapitalismus untergeschoben.

Egal, ob man ihn hat und in welcher Form.

Für MICH ist das allenfalls ein Kampfbegriff und Feindbild der Grundsatzkritisierer.
So wie … neoliberal. :)

mfg
Ja eben. Aber der Begriff taucht doch nun auf! In diesem Thread und in zahleichen anderen auch, Man benutzt ihn. Pro oder kontra. In der zweiten Hälfte des 20, Jahrhunderts und bis in die nuller Jahre hinein wollte kein Mensch von Kapitalismus reden sondern wollte man vor allem eins: Gut leben Ein möglichst teures Auto haben. Und nun geht es seit einiger Zeit eher darum: Serbe sein. Unionist in Nordrland sein. Eine "Identität" zu haben. Und wenns sein muss holt man dafür auch den Kapitalismu-Begriff aus der Schublade.Alle ismus-Begriffe laufen darauf hiunaus, dass man irgendetwas für essenziell hält.


So. Und nun das "Kapital". Marx hat sich damit abgequält, zu verstehen wie das Kapital funktioniert. Ende der Nuller Jahe, während der Weltfinanzkrise hat Merkel Wirtschftsfachleute gefragt, was diese Finanzkrise in Bezug auf die Wirtschadt zu bedeuten hat. Ergebnis: Sie wussten es nicht, Sie konnten es nicht sagen, Das angebliche Bescheidwissen und wirkliche Überhauotnichtbescheidwissen der politischen Ökonomie ... Den ganzen Bereich VWL und BWL müsste man eigentlich einstampfen so wie ML in der DDR und vollkommen neu mit vollkommen unverbrauchten Leuten neu aufsetzen.
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Re: "Id

Beitrag von Realist2014 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Dec 2021, 19:09)



S ... Den ganzen Bereich VWL und BWL müsste man eigentlich einstampfen so wie ML in der DDR und vollkommen neu mit vollkommen unverbrauchten Leuten neu aufsetzen.
Warum sollte "man" BWL "einstampfen"?
Kastenrechnung, Controlling, Buchhaltung usw.

Was daran ist deiner Meinung nach "schlecht"?
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

Realist2014 hat geschrieben:(07 Dec 2021, 19:12)

Warum sollte "man" BWL "einstampfen"??
Es hat was mit Kapitalismus zu tun ;)
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(07 Dec 2021, 19:13)

Es hat was mit Kapitalismus zu tun ;)
so gesehen ist auch ein Haushaltsbuch eine "kapitalistische Erfindung"... :x
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Re: "Id

Beitrag von schokoschendrezki »

Realist2014 hat geschrieben:(07 Dec 2021, 19:12)

Warum sollte "man" BWL "einstampfen"?
Kastenrechnung, Controlling, Buchhaltung usw.

Was daran ist deiner Meinung nach "schlecht"?
Nix. Und natürlich gehts nicht um "einstampfen". Die Modelle sind einfach falsch. Sie können die Wirklichkeit nicht erklären. Notwendig ist ein totales Memorandum. Ein Infragestellen aller bisherigen Gewissheiten.

Aber unabhängig davon und nochmal eindringlich als Frage: Warum ist es 2021 üblich geworden, den marxistischen Begriff "Kapitalismus" anstelle von "sozialer Marktwirtschaft" überhaupt zu verwenden. Egal ob pro oder kontra. Das würd ich gern mal wissen.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Di 7. Dez 2021, 19:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: "Id

Beitrag von Realist2014 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Dec 2021, 19:24)

Nix. Und natürlich gehts nicht um "einstampfen". Die Modelle sind einfach falsch. ,.

Welche "Modelle" gibt es denn in der Betriebswirtschaftslehre?

Erzähl mal....
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Re: "Id

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Dec 2021, 19:24)

Die Modelle sind einfach falsch.
Welche Modelle der VWL sind inwiefern falsch?
Sie können die Wirklichkeit nicht erklären.
Muss die VWL denn die Wirklichkeit erklären? Und wessen Wirklichkeit soll sie erklären? Die des Homo Oeconomicus wird imho ganz gut erklärt.
Warum ist es 2021 üblich geworden, den marxistischen Begriff "Kapitalismus" anstelle von "sozialer Marktwirtschaft" überhaupt zu verwenden.
WER verwendet diesen Begriff den exzessiv? Die Kapitalismuskritiker. Also Marxfans.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Europa2050 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Dec 2021, 17:30)

Kühe hin oder her. Mir hat immernoch niemand erklärt, warum überhaupt der Begriff "Kapitalismus" auch im sogenannten Westen ein Revival erlebt.
Der Begriff "Kapitalismus" ist - anders als etwa "soziale Marktwirtschaft" - nicht ohne Karl Marx denkbar. Wirklich. Warum redet man seit einiger Zeit wieder von "Kapitalismus"? Kein Intellektueller, der etwas auf sich hält, hätte in den 70ern, 80ern das Wort "Kapitalismus" in den Mund genommen. Das war DDR-Staatsideologie.

Meine Vermutung ist: Es gibt diesen sogenannten "Westen" nicht mehr. Dieses Selbstverständnis auf Demokratie, soziale Marktwirtschaft, Pressefreiheit, Gewaltenteilung usw. Man will stattdessen Disruptivität. Gewalt. Brachiale Ansätze. "Aufräumen". Donald Trump. "Kapitalismus" ist ein wunderbar disruptiver Begriff.
Ich sehe das gesteigerte Interesse am „Mindset“ des Liberalismus aber auch des Kapitalismus als noch kleine aber merkliche Gegenbewegung, sozusagen Pendelschlag zum vergangenen Jahrzehnt.
In den 10er-Jahren waren die Kollektivismen beängstigend auf dem Vormarsch, als Nationalismus á la Trump, Putin und Co., als Gotteskrieger á la IS, Taliban und Co. oder einfach in der zu jedem Schwachsinn passenden Internetblase. Aber kein einziger dieser Kollektivismus bringt die Menschen weiter, schafft es nicht einmal, sie glücklich zu machen.

Und deshalb glaube ich, dass wie zu Fuggers Zeiten sich die Leute wieder drauf besinnen, wer für sie verantwortlich ist - sie selbst. Und dann landen wir bei der Zukunftsorientierung des Kapitalismus und dem stabilen und verlässlichen und keine Gruppenmerkmale (Diskriminierung) kennendem Rechtssystem des Liberalismus.

Dass alle gängigen und gescheiterten Kollektivismen - Gottesstaaten, Sozialismus, Faschismus programmatisch „antikapitalistisch“ ausgerichtet sind, mag dessen Reiz für die, denen Vereinnahmung durch Gruppenzwang widerstrebt durchaus noch steigern…
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Diplomatensohn5000 »

Europa2050 hat geschrieben:Aber kein einziger dieser Kollektivismus bringt die Menschen weiter, schafft es nicht einmal, sie glücklich zu machen.
Starker Tobak. Dafür haben die Weltreligionen aber eine ziemlich steile Karriere hingelegt.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Europa2050 »

Diplomatensohn5000 hat geschrieben:(07 Dec 2021, 20:32)

Starker Tobak. Dafür haben die Weltreligionen aber eine ziemlich steile Karriere hingelegt.
Das stimmt zweifelsohne, ich halte dafür aber weniger die glückstiftende als die furchteinflösende Anlage der Religionen für relevant. Ist aber ein anderes Thema..,
Почему, Россия? (Warum, Russland?)
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