Max Stirners Lehre

Moderator: Moderatoren Forum 7

lili
Beiträge: 9110
Registriert: Mi 5. Nov 2014, 20:51

Max Stirners Lehre

Beitrag von lili »

Hallo nochmal,

mich würde interessieren wie er seine Lehre interpretieren würdet? Mir ist auf jeden Fall aufgefallen, dass einige Kapitalisten auf ihn berufen. Er war aber kein Kapitalist und auch kein klassischer Sozialist bzw. Kommunist. Beim Libertarismus gibt es auch Stolpersteine, da es auch Kritik am Privateigentum von seiner Seite gegeben hat. Wie würdet ihr das bewerten?
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

Henry David Thoreau
Benutzeravatar
JJazzGold
Beiträge: 52715
Registriert: Mo 25. Mai 2009, 01:34
user title: L'État, c'est moi

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von JJazzGold »

lili hat geschrieben:(11 Jan 2020, 21:11)

Hallo nochmal,

mich würde interessieren wie er seine Lehre interpretieren würdet? Mir ist auf jeden Fall aufgefallen, dass einige Kapitalisten auf ihn berufen. Er war aber kein Kapitalist und auch kein klassischer Sozialist bzw. Kommunist. Beim Libertarismus gibt es auch Stolpersteine, da es auch Kritik am Privateigentum von seiner Seite gegeben hat. Wie würdet ihr das bewerten?
Stirner selbst gibt Ihnen darauf die Antwort.

“Ich bin [nicht] Nichts im Sinne der Leerheit, sondern das schöpferische Nichts, das Nichts, aus welchem Ich selbst als Schöpfer Alles schaffe.

Fort denn mit jeder Sache, die nicht ganz und gar Meine Sache ist! Ihr meint, Meine Sache müsse wenigstens die »gute Sache« sein? Was gut, was böse! Ich bin ja selber Meine Sache, und Ich bin weder gut noch böse. Beides hat für Mich keinen Sinn.

Das Göttliche ist Gottes Sache, das Menschliche Sache »des Menschen«. Meine Sache ist weder das Göttliche noch das Menschliche, ist nicht das Wahre, Gute, Rechte, Freie usw., sondern allein das Meinige, und sie ist keine allgemeine, sondern ist – einzig, wie Ich einzig bin.

Mir geht nichts über Mich!“
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt
lili
Beiträge: 9110
Registriert: Mi 5. Nov 2014, 20:51

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von lili »

JJazzGold hat geschrieben:(12 Jan 2020, 08:54)

Stirner selbst gibt Ihnen darauf die Antwort.

“Ich bin [nicht] Nichts im Sinne der Leerheit, sondern das schöpferische Nichts, das Nichts, aus welchem Ich selbst als Schöpfer Alles schaffe.

Fort denn mit jeder Sache, die nicht ganz und gar Meine Sache ist! Ihr meint, Meine Sache müsse wenigstens die »gute Sache« sein? Was gut, was böse! Ich bin ja selber Meine Sache, und Ich bin weder gut noch böse. Beides hat für Mich keinen Sinn.

Das Göttliche ist Gottes Sache, das Menschliche Sache »des Menschen«. Meine Sache ist weder das Göttliche noch das Menschliche, ist nicht das Wahre, Gute, Rechte, Freie usw., sondern allein das Meinige, und sie ist keine allgemeine, sondern ist – einzig, wie Ich einzig bin.

Mir geht nichts über Mich!“
Ich weiß, dass es eine Art Existenzialismus war. Er kamen aber so Sätze wie: Arbeiter werdet endlich egoistisch. Da denke ich, dass er auch Streiks befürworten würde. Gerade wenn der Verein von Egoisten es tun würde.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

Henry David Thoreau
Benutzeravatar
JJazzGold
Beiträge: 52715
Registriert: Mo 25. Mai 2009, 01:34
user title: L'État, c'est moi

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von JJazzGold »

lili hat geschrieben:(12 Jan 2020, 09:27)

Ich weiß, dass es eine Art Existenzialismus war. Er kamen aber so Sätze wie: Arbeiter werdet endlich egoistisch. Da denke ich, dass er auch Streiks befürworten würde. Gerade wenn der Verein von Egoisten es tun würde.
Auch wenn ich mich vor heute Morgen bei den ersten drei Bechern Kaffee nie mit Max Stirner beschäftigt habe, meine ich nach einem Ausflug u.a. zum Projekt Gutenberg beurteilen zu können, dass Stirner mit seiner Aufforderung an die Arbeiter, “Egoisten zu sein“, keine “Sache“, keinen “Verein“, keine “Partei“ meinte, sondern den absoluten Ich-Bezug, die eigene Kreation aus dem erfreulichen Start des “Nichts“ zu sein, losgelöst vom “wir“ in jeglicher Form.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt
lili
Beiträge: 9110
Registriert: Mi 5. Nov 2014, 20:51

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von lili »

JJazzGold hat geschrieben:(12 Jan 2020, 09:43)

Auch wenn ich mich vor heute Morgen bei den ersten drei Bechern Kaffee nie mit Max Stirner beschäftigt habe, meine ich nach einem Ausflug u.a. zum Projekt Gutenberg beurteilen zu können, dass Stirner mit seiner Aufforderung an die Arbeiter, “Egoisten zu sein“, keine “Sache“, keinen “Verein“, keine “Partei“ meinte, sondern den absoluten Ich-Bezug, die eigene Kreation aus dem erfreulichen Start des “Nichts“ zu sein, losgelöst vom “wir“ in jeglicher Form.
Einerseits schon, aber anderseits meinte er so etwas wie: Ich gründe ein Verein von Egoisten. Dieser Verein soll quasi den Staat ersetzen.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

Henry David Thoreau
Benutzeravatar
JJazzGold
Beiträge: 52715
Registriert: Mo 25. Mai 2009, 01:34
user title: L'État, c'est moi

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von JJazzGold »

lili hat geschrieben:(12 Jan 2020, 09:47)

Einerseits schon, aber anderseits meinte er so etwas wie: Ich gründe ein Verein von Egoisten. Dieser Verein soll quasi den Staat ersetzen.
Wobei sich meines Erachtens Verein und Egoisten im Stirner'schen Sinn gegenseitig zumindest anteilig ausschließen. Der Verein würde schon an einer für alle Mitglieder bindenden Satzung scheitern. Aber soweit habe ich mich dann wieder auch nicht eingelesen, um das Konzept Stirners gänzlich erfassen zu können. Ggfls war er auch in seiner Auffassung etwas widersprüchlich?
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt
lili
Beiträge: 9110
Registriert: Mi 5. Nov 2014, 20:51

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von lili »

JJazzGold hat geschrieben:(12 Jan 2020, 10:01)

Wobei sich meines Erachtens Verein und Egoisten im Stirner'schen Sinn gegenseitig zumindest anteilig ausschließen. Der Verein würde schon an einer für alle Mitglieder bindenden Satzung scheitern. Aber soweit habe ich mich dann wieder auch nicht eingelesen, um das Konzept Stirners gänzlich erfassen zu können. Ggfls war er auch in seiner Auffassung etwas widersprüchlich?
Genau dass war ja auch das Problem. Es war z.t. widersprüchlich. Einige Leute die ihn interpretiert haben meinten dass man ihn falsch verstanden hat. Er hat z.B. die Freiheit kritisiert da er die Eigenheit bevorzugt. Er hat die Revolution kritisiert und die Selbstermächtigung bevorzugt.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

Henry David Thoreau
Benutzeravatar
naddy
Beiträge: 2667
Registriert: Mo 18. Mär 2019, 11:50

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von naddy »

lili hat geschrieben:(12 Jan 2020, 10:04)

Genau dass war ja auch das Problem. Es war z.t. widersprüchlich. Einige Leute die ihn interpretiert haben meinten dass man ihn falsch verstanden hat. Er hat z.B. die Freiheit kritisiert da er die Eigenheit bevorzugt. Er hat die Revolution kritisiert und die Selbstermächtigung bevorzugt.
Es wäre ganz sinnvoll gewesen, wenn du in deinem Eröffnungsbeitrag mal ein paar Textpassagen zitiert hättest, die es dir ganz besonders angetan haben. Oder erwartest du von allen Anderen, daß sie erst "den kompletten Stirner" studieren, bevor sie hier was posten? Oder richtet sich der Thread nur an diejenigen, die ihn bereits kennen? Ich fürchte dann wirst du hier ziemlich einsam bleiben, die Meisten dürften noch nicht einmal die herausragenden Philosophen näher kennen, was sollen die mit dritt- oder viertklassigen anfangen?
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
lili
Beiträge: 9110
Registriert: Mi 5. Nov 2014, 20:51

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von lili »

naddy hat geschrieben:(12 Jan 2020, 10:16)

Es wäre ganz sinnvoll gewesen, wenn du in deinem Eröffnungsbeitrag mal ein paar Textpassagen zitiert hättest, die es dir ganz besonders angetan haben. Oder erwartest du von allen Anderen, daß sie erst "den kompletten Stirner" studieren, bevor sie hier was posten? Oder richtet sich der Thread nur an diejenigen, die ihn bereits kennen? Ich fürchte dann wirst du hier ziemlich einsam bleiben, die Meisten dürften noch nicht einmal die herausragenden Philosophen näher kennen, was sollen die mit dritt- oder viertklassigen anfangen?
An sich hätte ich dass machen sollen. Allerdings hat sich dieser Thread nur auf diejenigen bezogen die ihn bereits kennen.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

Henry David Thoreau
Benutzeravatar
Misterfritz
Vorstand
Beiträge: 34809
Registriert: So 4. Sep 2016, 15:14
user title: Cheffe vons Rudel
Wohnort: badisch Sibirien

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von Misterfritz »

lili hat geschrieben:(12 Jan 2020, 10:21)

An sich hätte ich dass machen sollen. Allerdings hat sich dieser Thread nur auf diejenigen bezogen die ihn bereits kennen.
Aha,
sehr interessanter Ansatz. Woher weisst Du, dass irgendein user hier Stirner kennt? Und dann wohlmöglich auch darüber diskutieren will?
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
Benutzeravatar
Misterfritz
Vorstand
Beiträge: 34809
Registriert: So 4. Sep 2016, 15:14
user title: Cheffe vons Rudel
Wohnort: badisch Sibirien

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von Misterfritz »

JJazzGold hat geschrieben:(12 Jan 2020, 10:01)

Wobei sich meines Erachtens Verein und Egoisten im Stirner'schen Sinn gegenseitig zumindest anteilig ausschließen. Der Verein würde schon an einer für alle Mitglieder bindenden Satzung scheitern. Aber soweit habe ich mich dann wieder auch nicht eingelesen, um das Konzept Stirners gänzlich erfassen zu können. Ggfls war er auch in seiner Auffassung etwas widersprüchlich?
Vielleicht hatte er aber auch leicht einen an der Klatsche, was man aber nicht sagen darf, da ihm das "heilige Etikett" Phiilsoph anhaftet :D
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
lili
Beiträge: 9110
Registriert: Mi 5. Nov 2014, 20:51

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von lili »

Misterfritz hat geschrieben:(12 Jan 2020, 10:44)

Aha,
sehr interessanter Ansatz. Woher weisst Du, dass irgendein user hier Stirner kennt? Und dann wohlmöglich auch darüber diskutieren will?
Das habe ich aus einigen Beiträgen entnommen. Damit meine ich nicht alle im Forum, sondern nur einige User.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

Henry David Thoreau
lili
Beiträge: 9110
Registriert: Mi 5. Nov 2014, 20:51

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von lili »

Misterfritz hat geschrieben:(12 Jan 2020, 10:45)

Vielleicht hatte er aber auch leicht einen an der Klatsche, was man aber nicht sagen darf, da ihm das "heilige Etikett" Phiilsoph anhaftet :D
Ich habe ja nicht geschrieben, dass die Rubrik Philosophie heilig wäre? Dass ist doch jetzt deine Wertung?
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

Henry David Thoreau
Benutzeravatar
Misterfritz
Vorstand
Beiträge: 34809
Registriert: So 4. Sep 2016, 15:14
user title: Cheffe vons Rudel
Wohnort: badisch Sibirien

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von Misterfritz »

lili hat geschrieben:(12 Jan 2020, 10:47)

Ich habe ja nicht geschrieben, dass die Rubrik Philosophie heilig wäre? Dass ist doch jetzt deine Wertung?
Du solltest an Deinem Textleseverständnis arbeiten.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
Adam Smith
Beiträge: 38094
Registriert: Mi 18. Jan 2012, 21:57

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von Adam Smith »

JJazzGold hat geschrieben:(12 Jan 2020, 10:01)

Wobei sich meines Erachtens Verein und Egoisten im Stirner'schen Sinn gegenseitig zumindest anteilig ausschließen. Der Verein würde schon an einer für alle Mitglieder bindenden Satzung scheitern. Aber soweit habe ich mich dann wieder auch nicht eingelesen, um das Konzept Stirners gänzlich erfassen zu können. Ggfls war er auch in seiner Auffassung etwas widersprüchlich?
Hier ein Zitat von Stirner:

„Je mehr eine Gesellschaft auf freiwilligen Tauschgeschäften beruht, desto weniger braucht es Recht und desto geringer ist somit die wirksame Gewalt"

https://www.misesde.org/2018/07/max-sti ... archismus/
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
Benutzeravatar
naddy
Beiträge: 2667
Registriert: Mo 18. Mär 2019, 11:50

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von naddy »

Misterfritz hat geschrieben:(12 Jan 2020, 10:45)

Vielleicht hatte er aber auch leicht einen an der Klatsche, was man aber nicht sagen darf, da ihm das "heilige Etikett" Phiilsoph anhaftet :D
Woher kommt eigentlich diese neuerdings "virale" Pauschal-Aversion gegen "Philosophen"? Wäre ich gehässig würde ich sagen, darin artikuliert sich ein verkappter Minderwertigkeitskomplex - bin ich aber nicht. :)

Ich befasse mich nun schon seit ein paar Jahrzehnten mit Philosophie und habe das meiste Relevante auch gelesen. Bei einigen Autoren blieb es allerdings beim Versuch, weil deren verschrobene Semantik und Systematik vermutlich Gehirnzellen zerstört. Einige "Philosophen" gehören allerdings zweifellos zum Besten, was die Gattung Mensch bisher hervorbringen konnte. Ohne ein paar alte Griechen ist beispielsweise die Entwicklung empirischer Forschung nur schwer vorstellbar. ;)
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
Benutzeravatar
JJazzGold
Beiträge: 52715
Registriert: Mo 25. Mai 2009, 01:34
user title: L'État, c'est moi

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von JJazzGold »

lili hat geschrieben:(12 Jan 2020, 10:04)

Genau dass war ja auch das Problem. Es war z.t. widersprüchlich. Einige Leute die ihn interpretiert haben meinten dass man ihn falsch verstanden hat. Er hat z.B. die Freiheit kritisiert da er die Eigenheit bevorzugt. Er hat die Revolution kritisiert und die Selbstermächtigung bevorzugt.
Aus seiner Warte die Freiheit zu kritisieren, kann ich nachvollziehen. Der Begriff Freiheit beinhaltet “von was“. Eine Frage, die sich nicht stellt, wenn ich Stirners Gedanken, aus dem anfänglichen Nichts die eigene Schöpfung zu sein, zugrunde lege. Dann wäre die Freiheit allenfalls noch die, sich von der selbst kreierten Schöpfung (Eigenheit) wieder Richtung Nichts zu lösen und das wäre paradox.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt
Benutzeravatar
Misterfritz
Vorstand
Beiträge: 34809
Registriert: So 4. Sep 2016, 15:14
user title: Cheffe vons Rudel
Wohnort: badisch Sibirien

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von Misterfritz »

naddy hat geschrieben:(12 Jan 2020, 11:15)

Woher kommt eigentlich diese neuerdings "virale" Pauschal-Aversion gegen "Philosophen"? Wäre ich gehässig würde ich sagen, darin artikuliert sich ein verkappter Minderwertigkeitskomplex - bin ich aber nicht. :)

Ich befasse mich nun schon seit ein paar Jahrzehnten mit Philosophie und habe das meiste Relevante auch gelesen. Bei einigen Autoren blieb es allerdings beim Versuch, weil deren verschrobene Semantik und Systematik vermutlich Gehirnzellen zerstört. Einige "Philosophen" gehören allerdings zweifellos zum Besten, was die Gattung Mensch bisher hervorbringen konnte. Ohne ein paar alte Griechen ist beispielsweise die Entwicklung empirischer Forschung nur schwer vorstellbar. ;)
Ich bezog mich nur auf Stirner ;)

Und da ich mal Philosophie studiert habe, weiss ich, dass da sehr gute Köpfe bei sind/waren.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
Benutzeravatar
JJazzGold
Beiträge: 52715
Registriert: Mo 25. Mai 2009, 01:34
user title: L'État, c'est moi

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von JJazzGold »

Misterfritz hat geschrieben:(12 Jan 2020, 10:45)

Vielleicht hatte er aber auch leicht einen an der Klatsche, was man aber nicht sagen darf, da ihm das "heilige Etikett" Phiilsoph anhaftet :D
Für mich ist Stirner ein Sucher. Deshalb auch seine Widersprüchlichkeiten, die darauf beruhen, dass er nicht die Suche zum Ziel macht, sondern das Ziel vor der Suche eindeutig definiert hat und einen ebenso eindeutigen Weg dorthin sucht. Aber, wie gesagt, das ist mein Eindruck, nachdem ich heute Morgen kurz recherchiert habe. Zu kurz sicherlich, um ihm gerecht zu werden.

;)
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt
Benutzeravatar
JJazzGold
Beiträge: 52715
Registriert: Mo 25. Mai 2009, 01:34
user title: L'État, c'est moi

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von JJazzGold »

naddy hat geschrieben:(12 Jan 2020, 10:16)

Es wäre ganz sinnvoll gewesen, wenn du in deinem Eröffnungsbeitrag mal ein paar Textpassagen zitiert hättest, die es dir ganz besonders angetan haben. Oder erwartest du von allen Anderen, daß sie erst "den kompletten Stirner" studieren, bevor sie hier was posten? Oder richtet sich der Thread nur an diejenigen, die ihn bereits kennen? Ich fürchte dann wirst du hier ziemlich einsam bleiben, die Meisten dürften noch nicht einmal die herausragenden Philosophen näher kennen, was sollen die mit dritt- oder viertklassigen anfangen?
Weshalb sollte Sie diese Erwartung nicht hegen? Wie man sieht, hat es zumindest mich, zugegeben als wenig philosophisch Interessierte, auch wenn ich Kirkegaard und Nitzsche, gelesen, in der Bibliothek habe, dazu animiert, mich wenigstens rudimentär mit Stirner zu beschäftigen. Wer dazu keine Lust verspürt, der möge sich doch gerne in anderen, reichlich zur Verfügung stehenden Threads tummeln, statt hier den Threaddiktator zu geben.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt
Benutzeravatar
naddy
Beiträge: 2667
Registriert: Mo 18. Mär 2019, 11:50

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von naddy »

JJazzGold hat geschrieben:(12 Jan 2020, 11:29)

...statt hier den Threaddiktator zu geben.
Leicht überreizte Wahrnehmung? Oder was qualifiziert mich als "Threaddiktator", wenn ich der Threaderöffnerin lediglich einen Tipp gebe?
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
Benutzeravatar
JJazzGold
Beiträge: 52715
Registriert: Mo 25. Mai 2009, 01:34
user title: L'État, c'est moi

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von JJazzGold »

naddy hat geschrieben:(12 Jan 2020, 11:32)

Leicht überreizte Wahrnehmung? Oder was qualifiziert mich als "Threaddiktator", wenn ich der Threaderöffnerin lediglich einen Tipp gebe?
Nö, Stirner'scher Einfluß. Auf Bayerisch übersetzt, “lass ma mei Ruah und hoit di raus“.

Der Tonfall, in dem Sie ihre “Tipps“ geben.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt
lili
Beiträge: 9110
Registriert: Mi 5. Nov 2014, 20:51

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von lili »

Misterfritz hat geschrieben:(12 Jan 2020, 10:48)

Du solltest an Deinem Textleseverständnis arbeiten.
Ne ich habe es so interpretiert, weil ich den Thread über ihn im Bereich Philosophie erstellt habe. Dann war dass eine falsche Interpretation von mir.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

Henry David Thoreau
lili
Beiträge: 9110
Registriert: Mi 5. Nov 2014, 20:51

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von lili »

Adam Smith hat geschrieben:(12 Jan 2020, 11:11)

Hier ein Zitat von Stirner:

„Je mehr eine Gesellschaft auf freiwilligen Tauschgeschäften beruht, desto weniger braucht es Recht und desto geringer ist somit die wirksame Gewalt"

https://www.misesde.org/2018/07/max-sti ... archismus/

Ich glaube nicht das Stirner Mises insgesamt zustimmen würde. Da Stirner kein Kapitalismus mag. Er hat auch das Privateigentum kritisiert. Das heißt natürlich nicht, dass er ein klassischer Sozialist war.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

Henry David Thoreau
lili
Beiträge: 9110
Registriert: Mi 5. Nov 2014, 20:51

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von lili »

JJazzGold hat geschrieben:(12 Jan 2020, 11:15)

Aus seiner Warte die Freiheit zu kritisieren, kann ich nachvollziehen. Der Begriff Freiheit beinhaltet “von was“. Eine Frage, die sich nicht stellt, wenn ich Stirners Gedanken, aus dem anfänglichen Nichts die eigene Schöpfung zu sein, zugrunde lege. Dann wäre die Freiheit allenfalls noch die, sich von der selbst kreierten Schöpfung (Eigenheit) wieder Richtung Nichts zu lösen und das wäre paradox.
Das von was ist ja der negative Freiheitsbegriff. Es gibt ja noch den postiven Freiheitsbegriff. Vielleicht mag er den Begriff nicht, da er zu allgemein aufgefasst wird. Die Mehrheit entscheidet quasi was Freiheit bedeutet.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

Henry David Thoreau
Benutzeravatar
JJazzGold
Beiträge: 52715
Registriert: Mo 25. Mai 2009, 01:34
user title: L'État, c'est moi

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von JJazzGold »

Adam Smith hat geschrieben:(12 Jan 2020, 11:11)

Hier ein Zitat von Stirner:

„Je mehr eine Gesellschaft auf freiwilligen Tauschgeschäften beruht, desto weniger braucht es Recht und desto geringer ist somit die wirksame Gewalt"

https://www.misesde.org/2018/07/max-sti ... archismus/

Was dem liberalen Gedanken von “So wenig Staat wie möglich, so viel Staat wie nötig“, recht nahe kommt. Auch wenn es ein SPDler war, der den Satz formulierte, den wiederum ein CDUler, Paul Kirchhoff, aufgriff und sachbezogen interpretierte.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt
Benutzeravatar
naddy
Beiträge: 2667
Registriert: Mo 18. Mär 2019, 11:50

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von naddy »

OT:
JJazzGold hat geschrieben:(12 Jan 2020, 11:41)


Der Tonfall, in dem Sie ihre “Tipps“ geben.
Und der wäre? Die Threaderstellerin hat daran offensichtlich keinen Anstoß genommen. Sieht man das mit Ambitionen zum "Threaddiktator" anders? Immer schön den Ball flachhalten, Thema für mich beendet.
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
Benutzeravatar
JJazzGold
Beiträge: 52715
Registriert: Mo 25. Mai 2009, 01:34
user title: L'État, c'est moi

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von JJazzGold »

lili hat geschrieben:(12 Jan 2020, 11:50)

Das von was ist ja der negative Freiheitsbegriff. Es gibt ja noch den postiven Freiheitsbegriff. Vielleicht mag er den Begriff nicht, da er zu allgemein aufgefasst wird. Die Mehrheit entscheidet quasi was Freiheit bedeutet.
Auch die “Freiheit zu“ passt meines Erachtens nicht zu Stirners Betrachtung. Er nimmt sich keine Freiheit, diese ist für ihn nicht existent, er erschafft sich selbst, aus dem Nichts, losgelöst von Freiheit von und Freiheit zu. Denn selbst die Freiheit zu würde eine definierte Ausgangslage bedeuten.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt
Benutzeravatar
JJazzGold
Beiträge: 52715
Registriert: Mo 25. Mai 2009, 01:34
user title: L'État, c'est moi

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von JJazzGold »

naddy hat geschrieben:(12 Jan 2020, 11:52)

OT:


Und der wäre? Die Threaderstellerin hat daran offensichtlich keinen Anstoß genommen. Sieht man das mit Ambitionen zum "Threaddiktator" anders? Immer schön den Ball flachhalten, Thema für mich beendet.
Wann ich welchen Ball wie halte, das bestimme ich und kein Dritter.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt
lili
Beiträge: 9110
Registriert: Mi 5. Nov 2014, 20:51

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von lili »

JJazzGold hat geschrieben:(12 Jan 2020, 11:57)

Auch die “Freiheit zu“ passt meines Erachtens nicht zu Stirners Betrachtung. Er nimmt sich keine Freiheit, diese ist für ihn nicht existent, er erschafft sich selbst, aus dem Nichts, losgelöst von Freiheit von und Freiheit zu. Denn selbst die Freiheit zu würde eine definierte Ausgangslage bedeuten.
Da haben Sie Recht.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

Henry David Thoreau
Stoner

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von Stoner »

JJazzGold hat geschrieben:(12 Jan 2020, 11:57)

Auch die “Freiheit zu“ passt meines Erachtens nicht zu Stirners Betrachtung. Er nimmt sich keine Freiheit, diese ist für ihn nicht existent, er erschafft sich selbst, aus dem Nichts, losgelöst von Freiheit von und Freiheit zu. Denn selbst die Freiheit zu würde eine definierte Ausgangslage bedeuten.
Der niederländische Schriftsteller Harry Mulisch hat in "Die Entdeckung des Himmels" seinen deutschen Offizier als eifrigen Stirnerianer dargestellt. Den faszinierte an Stirner, dass dessen Mensch "souverän bis zum Verbrechen" war. Was man Stirner berühmtem Zitat entnehmen kann:
Ich aber bin durch Mich berechtigt zu morden, wenn Ich Mir's nicht verbiete, wenn Ich selbst Mich nicht vorm Mord als „Unrecht“ fürchte.
Letztlich, wenn er's sich nicht verbietet, dürfte man auch fragen, ob's etwas gäbe, was er nicht werden könne. Wobei ich meine, mit ihm lassen sich weder Streiks legitimieren noch eine Grundlage für die Verteidung von Privateigentum finden. Mit ihm Politik zu machen, halte ich für schwierig. Aber dazu können die wirklichen Kenner und Cracks ja mal etwas schreiben.

Ich lese ihn aus idiosynkratischen Gründen nicht gerne. Mir widersteht, ähnlich wie bei Heidegger, seine Sprache, das zutiefst Germanische darin.
Benutzeravatar
JJazzGold
Beiträge: 52715
Registriert: Mo 25. Mai 2009, 01:34
user title: L'État, c'est moi

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von JJazzGold »

Bartleby hat geschrieben:(12 Jan 2020, 12:32)

Der niederländische Schriftsteller Harry Mulisch hat in "Die Entdeckung des Himmels" seinen deutschen Offizier als eifrigen Stirnerianer dargestellt. Den faszinierte an Stirner, dass dessen Mensch "souverän bis zum Verbrechen" war. Was man Stirner berühmtem Zitat entnehmen kann:



Letztlich, wenn er's sich nicht verbietet, dürfte man auch fragen, ob's etwas gäbe, was er nicht werden könne. Wobei ich meine, mit ihm lassen sich weder Streiks legitimieren noch eine Grundlage für die Verteidung von Privateigentum finden. Mit ihm Politik zu machen, halte ich für schwierig. Aber dazu können die wirklichen Kenner und Cracks ja mal etwas schreiben.

Ich lese ihn aus idiosynkratischen Gründen nicht gerne. Mir widersteht, ähnlich wie bei Heidegger, seine Sprache, das zutiefst Germanische darin.

Stirner gelesen zu haben, kann ich nicht behaupten und es wird wohl auch nicht so weit kommen. Es war die Kombination aus der Eröffnung dieses Threads und Ihrer gestrigen Bemerkung, was meine heutige Neugier und die, doch recht oberflächliche, Recherche, anregte. Mit seiner Ansicht identifizieren kann ich mich nicht, aber gewisse gedankliche Ansätze kann ich nachvollziehen, kann ich auf mich und meine Einstellung zum Leben beziehen. Politisch betrachte ich ihn ebenfalls als unanwendbar. Gesellschaftlich schon eher, auch wenn die Meisten, darauf hingewiesen, lautstark protestieren würden. ;)
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt
lili
Beiträge: 9110
Registriert: Mi 5. Nov 2014, 20:51

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von lili »

Bartleby hat geschrieben:(12 Jan 2020, 12:32)

Der niederländische Schriftsteller Harry Mulisch hat in "Die Entdeckung des Himmels" seinen deutschen Offizier als eifrigen Stirnerianer dargestellt. Den faszinierte an Stirner, dass dessen Mensch "souverän bis zum Verbrechen" war. Was man Stirner berühmtem Zitat entnehmen kann:



Letztlich, wenn er's sich nicht verbietet, dürfte man auch fragen, ob's etwas gäbe, was er nicht werden könne. Wobei ich meine, mit ihm lassen sich weder Streiks legitimieren noch eine Grundlage für die Verteidung von Privateigentum finden. Mit ihm Politik zu machen, halte ich für schwierig. Aber dazu können die wirklichen Kenner und Cracks ja mal etwas schreiben.

Ich lese ihn aus idiosynkratischen Gründen nicht gerne. Mir widersteht, ähnlich wie bei Heidegger, seine Sprache, das zutiefst Germanische darin.
Er meinte doch: Arbeiter werdet endlich Egoisten. Daraus würde ich schließen, dass ein Streik durchaus passen könnte.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

Henry David Thoreau
Stoner

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von Stoner »

lili hat geschrieben:(12 Jan 2020, 12:53)

Er meinte doch: Arbeiter werdet endlich Egoisten. Daraus würde ich schließen, dass ein Streik durchaus passen könnte.
Ein Streik ist für mich etwas Kollektives, bei dem das Ziel möglicherweise mit meinen egoistischen Zielen zusammenfällt, aber der Geist der Aktion ist m.E. ein anderer.

Ich weiß nicht, ob man nicht auch Littells Max Aue dann mit Stirner verknüpfen könnte.
lili
Beiträge: 9110
Registriert: Mi 5. Nov 2014, 20:51

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von lili »

Bartleby hat geschrieben:(12 Jan 2020, 13:05)

Ein Streik ist für mich etwas Kollektives, bei dem das Ziel möglicherweise mit meinen egoistischen Zielen zusammenfällt, aber der Geist der Aktion ist m.E. ein anderer.

Ich weiß nicht, ob man nicht auch Littells Max Aue dann mit Stirner verknüpfen könnte.

Naja ich kann es ja aus egoistischen Gründen betreiben. Man muss ja nicht mit einer Trillerpfeife einen Aufmarsch machen. Man kann ja einfach Zuhause bleiben und nicht hingehen. Es wäre dann kein organisierter Streik.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

Henry David Thoreau
Benutzeravatar
BlueMonday
Beiträge: 3794
Registriert: Mo 14. Jan 2013, 17:13
user title: Waldgänger&Klimaoptimist

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von BlueMonday »

Mit Verein meint Stirner es buchstäblich, kein verdinglichtes Ding, sondern die Handlung selbst, das Vereinen. Der Verein existiert solange es ein gemeinsames Interesse gibt sich zu vereinen. Verliert sich der gemeinsame Nutzen, geht man wieder auseinander. Dann ist es eben ein Auseinandergehen und kein Verein mehr. Die Gesellschaft ist im Gegensatz zum Verein ein Leichnam, eine "fix gewordene Idee".
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
lili
Beiträge: 9110
Registriert: Mi 5. Nov 2014, 20:51

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von lili »

BlueMonday hat geschrieben:(12 Jan 2020, 13:59)

Mit Verein meint Stirner es buchstäblich, kein verdinglichtes Ding, sondern die Handlung selbst, das Vereinen. Der Verein existiert solange es ein gemeinsames Interesse gibt sich zu vereinen. Verliert sich der gemeinsame Nutzen, geht man wieder auseinander. Dann ist es eben ein Auseinandergehen und kein Verein mehr. Die Gesellschaft ist im Gegensatz zum Verein ein Leichnam, eine "fix gewordene Idee".
Ja man es aber temporär nutzen um seine Interessen durchzusetzten und dann wieder auseinandergehen.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

Henry David Thoreau
Benutzeravatar
BlueMonday
Beiträge: 3794
Registriert: Mo 14. Jan 2013, 17:13
user title: Waldgänger&Klimaoptimist

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von BlueMonday »

Zum Eigentum eine wesentliche Stelle im "Einzigen":
Proudhon konnte sein weitläufiges Pathos sparen, wenn er sagte: Es gibt einige Dinge, die nur Wenigen gehören, und auf die Wir übrigen von nun an Anspruch oder - Jagd machen wollen. Lasst sie Uns nehmen, weil man durch's Nehmen zum Eigentum kommt, und das für jetzt noch uns entzogene Eigentum auch nur durch's Nehmen an die Eigentümer gekommen ist. Es wird sich besser nutzen lassen, wenn es in Unser aller Händen ist, als wenn die Wenigen darüber verfügen. Assoziieren wir Uns daher zu dem Zwecke dieses Raubes (vol). - Dafür schwindelt er Uns vor, die Sozietät sei die ursprüngliche Besitzerin und die einzige Eigentümerin von unverjährbarem Rechte; an ihr sei der sogenannte Eigentümer zum Diebe geworden. (La propriété c'est le vol); wenn sie nun dem dermaligen Eigentümer sein Eigentum entziehe, so raube sie ihm nichts, da sie nur ihr unverjährbares Recht geltend mache. - So weit kommt man mit dem Spuk der Sozietät als einer moralischen Person. Im Gegenteil gehört dem Menschen, was er erlangen kann: Mir gehört die Welt. Sagt Ihr etwas anderes mit dem entgegengesetzten Satze: »Allen gehört die Welt«? Alle sind Ich und wieder Ich usw. Aber Ihr macht aus den »Allen« einen Spuk, und macht ihn heilig, so dass dann die »Alle« zum fürchterlichen Herrn des Einzelnen werden. Auf ihre Seite stellt sich dann das Gespenst des »Rechtes«.
Proudhon, wie die Kommunisten, kämpfen gegen den Egoismus. Darum sind sie Fortsetzungen und Konsequenzen des christlichen Prinzips, des Prinzips der Liebe, der Aufopferung für ein Allgemeines, ein Fremdes. Sie vollenden z.B. im Eigentum nur, was längst der Sache nach vorhanden ist, nämlich die Eigentumslosigkeit des Einzelnen. Wenn es im Gesetze heisst: Ad reges potestas omnium pertinet, ad singulos proprietas; omnia rex imperio possidet, singuli dominio, so heisst dies: Der König ist Eigentümer, denn Er allein kann über »Alles« verfügen, schalten, er hat potestas und imperium darüber. Die Kommunisten machen dies klarer, indem sie jenes imperium der »Gesellschaft aller« übertragen. Also: Weil Feinde des Egoismus, darum sind sie - Christen, oder allgemeiner: religiöse Menschen, Gespenstergläubige, Abhängige, Diener irgend eines Allgemeinen (Gottes, der Gesellschaft usw.). Auch darin gleicht Proudhon den Christen, dass er dasjenige, was er den Menschen abspricht, Gott beilegt. Ihn nennt er (z.B. Seite 90) den Propriétaire der Erde. (84) Hiermit beweist er, dass er den Eigentümer als solchen nicht wegdenken kann; er kommt zuletzt auf einen Eigentümer, verlegt ihn aber ins Jenseits.
Eigentümer ist weder Gott noch der Mensch (die »menschliche Gesellschaft«), sondern der Einzelne.
Damit ist Stirner auf eine Linie wie David Friedman etwa. Eigentum als etwas völlig Positivistisches. Das, was man sich eben zu eigen machen kann, das, was man vor dem Zugriff anderer verteidigen kann (Tragen der "Ausschlusskosten"), das, was man versteht, sich zu nehmen.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
Adam Smith
Beiträge: 38094
Registriert: Mi 18. Jan 2012, 21:57

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von Adam Smith »

BlueMonday hat geschrieben:(12 Jan 2020, 14:11)

Zum Eigentum eine wesentliche Stelle im "Einzigen":



Damit ist Stirner auf eine Linie wie David Friedman etwa. Eigentum als etwas völlig Positvistisches. Das, was man sich eben zu eigen machen kann, das, was man vor dem Zugriff anderer verteidigen kann (Tragen der "Ausschlusskosten"), das, was man versteht, sich zu nehmen.
Wer ist denn David Friedman? Hier mal Milton Friedman.

Ein Staat, der Recht und Ordnung aufrecht erhielte, Eigentumsrechte definierte, als Medium diente, durch welches wir Eigentumsrechte und andere Regeln des ökonomischen Spiels ändern könnten, Streitigkeiten über die Interpretation der Regeln entschiede, die Erfüllung von
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Milton_Friedman

Der Kapitalismus basiert auf Verträgen. Wenn alle einverstanden sind, dann gibt es keine Probleme. Probleme gibt es, wenn halt nicht alle einverstanden sind. Und das wäre dann der Unterschied.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
lili
Beiträge: 9110
Registriert: Mi 5. Nov 2014, 20:51

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von lili »

BlueMonday hat geschrieben:(12 Jan 2020, 14:11)

Zum Eigentum eine wesentliche Stelle im "Einzigen":



Damit ist Stirner auf eine Linie wie David Friedman etwa. Eigentum als etwas völlig Positivistisches. Das, was man sich eben zu eigen machen kann, das, was man vor dem Zugriff anderer verteidigen kann (Tragen der "Ausschlusskosten"), das, was man versteht, sich zu nehmen.
Er hat aber zum Privateigentum sich kritisch geäußert: Statt das ihm die Welt gehören könnte, gehört ihm nicht einmal der armselige Punkt um den er sich kreist. Er hat die Perspektive eines Eigentumslosen eingenommen.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

Henry David Thoreau
Benutzeravatar
BlueMonday
Beiträge: 3794
Registriert: Mo 14. Jan 2013, 17:13
user title: Waldgänger&Klimaoptimist

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von BlueMonday »

lili hat geschrieben:(12 Jan 2020, 14:05)

Ja man es aber temporär nutzen um seine Interessen durchzusetzten und dann wieder auseinandergehen.
Sicherlich. Letztlich ist Stirner radikale Sprachkritik. Der Staat ist eine Fiktion, die Gesellschaft ist eine Fiktion usw. Stirner nennt es eine "fixe Idee", einen Spuk, einen Sparren, eine Besessenheit. Etwas Heiliges, das von der eigenen Sache wegführt und Tribut und Hingabe vom Einzelnen fordert.
Dabei geht letztlich alles auf einzelne Interessen zurück, es gibt kein allgemeines Interesse. Das volle Bewusstsein dessen ist der (zeitweise) Verein. Sobald man beginnt jemand einzufangen, zu jagen, zu pressen, zum Verbleib zu nötigen, dann ist es ja offenbar, dass Interessen gegenüberstehen, dass es einen Konflikt gibt, dass der Verein zerbricht, dass er zumindest tote Anteile hat.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
lili
Beiträge: 9110
Registriert: Mi 5. Nov 2014, 20:51

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von lili »

BlueMonday hat geschrieben:(12 Jan 2020, 14:27)

Sicherlich. Letztlich ist Stirner radikale Sprachkritik. Der Staat ist eine Fiktion, die Gesellschaft ist eine Fiktion usw. Stirner nennt es eine "fixe Idee", einen Spuk, einen Sparren, eine Besessenheit. Etwas Heiliges, das von der eigenen Sache wegführt und Tribut und Hingabe vom Einzelnen fordert.
Dabei geht letztlich alles auf einzelne Interessen zurück, es gibt kein allgemeines Interesse. Das volle Bewusstsein dessen ist der (zeitweise) Verein. Sobald man beginnt jemand einzufangen, zu jagen, zu pressen, zum Verbleib zu nötigen, dann ist es ja offenbar, dass Interessen gegenüberstehen, dass es einen Konflikt gibt, dass der Verein zerbricht, dass er zumindest tote Anteile hat.
So ist es.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

Henry David Thoreau
Benutzeravatar
BlueMonday
Beiträge: 3794
Registriert: Mo 14. Jan 2013, 17:13
user title: Waldgänger&Klimaoptimist

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von BlueMonday »

lili hat geschrieben:(12 Jan 2020, 14:22)

Er hat aber zum Privateigentum sich kritisch geäußert: Statt das ihm die Welt gehören könnte, gehört ihm nicht einmal der armselige Punkt um den er sich kreist. Er hat die Perspektive eines Eigentumslosen eingenommen.
Er lehnt Eigentum als rechtliches oder "heiliges" Konstrukt ab. Durch das Nehmen kommt man initial zum Eigentum. Nur wird in einer schon umfänglich in Besitz genommenen Welt meist jemand sein, der sein Eigentum verteidigen wird, der Koalitionen eingehen wird, um seine Sache zu verteidigen usw. Diese Konstellation ist dann für Stirner das eigentliche oder wirkliche Eigentum - das, was man versteht zu besitzen und zu bewahren. Nicht anders ist letztlich Eigentum entstanden. Und dann steht man vor der Wahl: Nehme ich mir etwas mit Gewalt - das wird wahrscheinlich "Reaktionen" hervorrufen, die wiederum mir evtl. schaden - oder biete ich etwas zum Tausche an, kaufe ich etwas dem anderen ab. Das wird wohl weniger Aufwand bedeuten. Also ist es in meinem Interesse - in der Regel - nicht zu stehlen oder zu rauben, sondern etwas zum Tausche anzubieten - sofern ich etwas anzubieten habe freilich. Wie gesgat, ein rein postivistischer Ansatz zum Eigentum, kein rechtlicher, kein ästhetischer/ethischer.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
lili
Beiträge: 9110
Registriert: Mi 5. Nov 2014, 20:51

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von lili »

BlueMonday hat geschrieben:(12 Jan 2020, 14:41)

Er lehnt Eigentum als rechtliches oder "heiliges" Konstrukt ab. Durch das Nehmen kommt man initial zum Eigentum. Nur wird in einer schon umfänglich in Besitz genommenen Welt meist jemand sein, der sein Eigentum verteidigen wird, der Koalitionen eingehen wird, um seine Sache zu verteidigen usw. Diese Konstellation ist dann für Stirner das eigentliche oder wirkliche Eigentum - das, was man versteht zu besitzen und zu bewahren. Nicht anders ist letztlich Eigentum entstanden. Und dann steht man vor der Wahl: Nehme ich mir etwas mit Gewalt - das wird wahrscheinlich "Reaktionen" hervorrufen, die wiederum mir evtl. schaden - oder biete ich etwas zum Tausche an, kaufe ich etwas dem anderen ab. Das wird wohl weniger Aufwand bedeuten. Also ist es in meinem Interesse - in der Regel - nicht zu stehlen oder zu rauben, sondern etwas zum Tausche anzubieten - sofern ich etwas anzubieten habe freilich. Wie gesgat, ein rein postivistischer Ansatz zum Eigentum, kein rechtlicher, kein ästhetischer/ethischer.

Aber er kann doch als Eigentumsloser Gewalt anwenden um an Eigentum zu kommen. Es steht auch ausdrücklich, das Stirner kein Kapitalist war.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

Henry David Thoreau
Benutzeravatar
BlueMonday
Beiträge: 3794
Registriert: Mo 14. Jan 2013, 17:13
user title: Waldgänger&Klimaoptimist

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von BlueMonday »

lili hat geschrieben:(12 Jan 2020, 14:51)

Aber er kann doch als Eigentumsloser Gewalt anwenden um an Eigentum zu kommen.
Man ist ja nun nie völlig eigentumslos. Man verfügt über einen Körper, sonst kann man nichts anderes nehmen und eignen. Und natürlich, wenn man nichts als diesen Körper hat und niemandem etwas Nützlcihes anbieten kann, dann bliebt nur noch das Nehmen mit Gewalt. Aber dazu muss man eigenlich schon über einiges verfügen(Kraft, Mut, Waffen...), also man muss schon Eigentümer sein. Sonst bleibt nur der Schmerz. Wenn ich einen Menschen hungern sehe und dieser Anblick mich schmerzt und bedrückt und ich ihm etwas zu essen gebe, dann eben mir zur Liebe, weil ich den Anblick nicht ertragen kann, weil ich meinen Schmerz beenden will, weil mich der Schmerz des anderen schmerzt. Das stellt Stirner letztlich klar. Es ist mein Schmerz, der mich bewegt.

Oder kurz gesagt, mit Stirner lässt sich die Welt, wie sie ist, aus der Perspektive des Eigeninteresses völlig erklären. Es geht um die völlige (deskriptive, begreifende) Inbesitznahme oder Aneignung der Welt, die nicht möglich ist, solange eine "höhere Idee" (Gott, Gesellschaft, Staat, "der Mensch" usw.) Teile der Welt für sich beansprucht.
Zuletzt geändert von BlueMonday am So 12. Jan 2020, 15:27, insgesamt 1-mal geändert.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
lili
Beiträge: 9110
Registriert: Mi 5. Nov 2014, 20:51

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von lili »

BlueMonday hat geschrieben:(12 Jan 2020, 15:25)

Man ist ja nun nie völlig eigentumslos. Man verfügt über einen Körper, sonst kann man nichts nehmen und eignen. Und natürlich, wenn man nichts als diesen Körper hat und niemandem etwas Nützlcihes anbieten kann, dann bliebt nur noch das Nehmen mit Gewalt. Aber dazu muss man eigenlich schon über einiges verfügen(Kraft, Mut, Waffen...), also man muss schon Eigentümer sein. Sonst bleibt nur der Schmerz. Wenn ich einen Menschen hungern sehe, und dieser Anblick mich schmerzt und bedrückt und ich ihm etwas zu essen gebe, dann eben mir zur Liebe, weil ich den Anblick nicht ertragen kann, weil ich meinen Schmerz beenden will, weil mich der Schmerz des anderen schmerzt. Das stellt Stirner letztlich klar.

Oder kurz gesagt, mit Stirner lässt sich die Welt, wie sie ist, aus der Perspektive des Eigeninteresses völlig erklären. Es geht um die völlige (deskriptive, begreifende) Inbesitznahme oder Aneignung der Welt, die nicht möglich ist, solange eine "höhere Idee" (Gott, Gesellschaft, Staat, "der Mensch" usw.) Teile der Welt für sich beansprucht.
Ja da stimme ich dir zu. Mir ging es um das Privateigentum.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

Henry David Thoreau
Benutzeravatar
BlueMonday
Beiträge: 3794
Registriert: Mo 14. Jan 2013, 17:13
user title: Waldgänger&Klimaoptimist

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von BlueMonday »

lili hat geschrieben:(12 Jan 2020, 15:26)

Ja da stimme ich dir zu. Mir ging es um das Privateigentum.
Privateigentum ist praktisch ein Pleonasmus. Eigentum ist etwas, das andere ausschließt, die Nichteigentümer. Privat ist die Sonderung, eben der Ausschluss anderer.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
lili
Beiträge: 9110
Registriert: Mi 5. Nov 2014, 20:51

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von lili »

BlueMonday hat geschrieben:(12 Jan 2020, 15:29)

Privateigentum ist praktisch ein Pleonasmus. Eigentum ist etwas, das andere ausschließt, die Nichteigentümer. Privat ist die Sonderung, eben der Ausschluss anderer.

Ja und was ist wenn er ausgeschlossen wird? Er hat ja aus der Pespektive eines Eigentumslosen geschrieben?
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

Henry David Thoreau
Corella
Beiträge: 3867
Registriert: Sa 11. Jan 2014, 12:08

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von Corella »

Wie erklärte Stirners Denkbild der Welt die Entstehung eines Large Hadron Colliders? Da brauchte es wohl ein bisschen mehr, als einen Verein! Eine Art Dachverein von Vereinsverbünden oder so. Was wäre der Unterschied solchem von einer Gesellschaft? Nur weil etwas abstrakt ist, ist es nicht bloße Fiktion ohne physische Realität oder "tot".
Adam Smith
Beiträge: 38094
Registriert: Mi 18. Jan 2012, 21:57

Re: Max Stirners Lehre

Beitrag von Adam Smith »

Corella hat geschrieben:(12 Jan 2020, 15:54)

Wie erklärte Stirners Denkbild der Welt die Entstehung eines Large Hadron Colliders? Da brauchte es wohl ein bisschen mehr, als einen Verein! Eine Art Dachverein von Vereinsverbünden oder so. Was wäre der Unterschied solchem von einer Gesellschaft? Nur weil etwas abstrakt ist, ist es nicht bloße Fiktion ohne physische Realität oder "tot".
Es gibt halt gleiche Interessen.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
Antworten