Was ist Faschismus?

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H2O
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von H2O »

gallerie hat geschrieben:(18 Dec 2019, 17:59)

...leider nicht, diese Doktrin fassen noch immer in Thailand.
Die Thais sehen sich als das auserwählte Volk, dementsprechend behandeln sie auch die Völker der Nachbarstaaten.
Das wir Ausländer immer noch als "Farlang" angesprochen werden ist symptomatisch. Der Begriff "Farlang" stammt aus der Übersetzung der französischen Kolonialzeit und bedeutet Franzose (Langnase).
Eine Differenzierung dieses Begriffes hat bis heute nicht in Thailand statt gefunden. Alle Langnasen sind demnach Franzosen oder ähnlicher Abstammung.
Die Gebiete des französischen Indochina haben sich eine Differenzierung erlaubt, "Farlang" ist der Franzose, der Nichtfranzose europäischer Herkunft heißt dort "Maksida".
Ok, das war mir nie so aufgefallen; die Leute, mit denen ich zu tun hatte, waren immer ausgesucht höflich und umgänglich. Natürlich konnte ich kein Thai verstehen... etwa ob sie sich über mich untereinander lustig gemacht hatten; hatte aber nicht diesen Eindruck. So wie Sie das sagen, wäre das der ungebremste nationale Rassismus. Der käme dem Bild des Faschismus doch entgegen: Der unumstrittene Führer und sein in jeder Hinsicht überlegenes Volk. Da müßte man die Uhr zum nächsten Krieg... also Durchsetzung der eigenen Ziele mit Gewalt... doch geradezu ticken hören.

Kleiner Hinweis: Ich meine, daß die Japaner vor und im 2. Weltkrieg von ähnlichen Grundhaltungen ausgingen. Lang ist's her, aber ich meine, sogar von einer japanischen Rasse gelesen/gehört zu haben, die sich mit Gewalt an die Spitze der asiatischen Völker gesetzt hat, und sie weitgehend versklavte. "Trostfrauen", Zwangsarbeiter... alles, was eine Gewaltherrschaft so prägen kann.
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conscience
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von conscience »

Man spricht in diesem Zusammenhang vom japanischen Militär-Faschismus so wie man bei bestimmten katholischen (Landes-)Kirchen von einem Klerikal-Faschismus spricht.
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gallerie
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von gallerie »

H2O hat geschrieben:(18 Dec 2019, 22:16)



Kleiner Hinweis: Ich meine, daß die Japaner vor und im 2. Weltkrieg von ähnlichen Grundhaltungen ausgingen. Lang ist's her, aber ich meine, sogar von einer japanischen Rasse gelesen/gehört zu haben, die sich mit Gewalt an die Spitze der asiatischen Völker gesetzt hat, und sie weitgehend versklavte. "Trostfrauen", Zwangsarbeiter... alles, was eine Gewaltherrschaft so prägen kann.
...die Prägung ein Rassenvolk zu sein besteht in Thailand lang vor der Besetzung der Japaner.
Die Japaner haben hingegen die Thais noch bestärkt eine rassisch überlegene Spezies zu sein.
Sie haben darauf Teile von Kambodscha erobert, weil sie wussten, dass französisch Indochina, durch die unterlegenden Kämpfe in Europa, nicht eingreifen konnten.
Ein großer Fehler, im Grössenwahn wurden auch noch die nördlichen Provinzen von Malaya (Malaysia) annektiert. Sie hatten dummerweise nicht mit
französischen Kriegsmarine gerechnet, die sich seit Ausbruch des europäischen Krieges in Afrika befand.
Nachzulesen hier "Französisch-Thailändischer Krieg§ bei wiki
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gallerie
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von gallerie »

...ich habe noch nie ein Volk erlebt, was so inbrünstig lachen kann, und dich gleichzeitig killen möchte.
Flaschengeist
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Flaschengeist »

conscience hat geschrieben:(08 Dec 2019, 10:00)

Diese "Tradition" ist bei extrem Rechts stehenden Gruppen nichts Neues. Hier haben wir einen Fall von "Schuldumkehr" zu tun.


Hier ein Einzelfallbeispiel:
Quelle: Wikipedia klick


Feminismus in Kontext einer Zeitschrift des frühen 20. Jahrhunderts:
Quelle: ebenda



BTW
Da wird doch niemand Angst haben, von Penthesilea klick entmannt zu werden?

Die Femitheistin will 90% der männlichen Bevölkerung für eine bessere Welt eliminieren
https://www.vice.com/de/article/nn5znx/ ... nieren-628


Sie wollen mir jetzt sicher erklären, dass Vernichtungsphantasien wie oben beschrieben dem Femifaschismus fremd sind.

Mir ist keine Femifaschistin bekannt, die sich von diesen Aussagen glaubhaft distanziert hat.
„Nur in Deutschland wird mir vorgeworfen, ich wäre deutschfreundlich“ :)

Christopher Clark
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Evi »

Diestel hat geschrieben:(02 Dec 2019, 21:45)

Faschismus ist nationalistisch, völkisch, rechtsextrem. Es gibt keinen linken Faschismus.
Faschismus ist Bündeldiktatur.
Die kann rechts und links sein.
The darkest hour is just before the dawn.
Stoner

Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Stoner »

Evi hat geschrieben:(10 Oct 2021, 19:12)

Faschismus ist Bündeldiktatur.
Die kann rechts und links sein.
Haben Sie auch mal Begründungen für Ihre Thesen? Etwas für Laien zum Nachvollziehen.
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Kevin Schildbürger
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Kevin Schildbürger »

Stoner hat geschrieben: Haben Sie auch mal Begründungen für Ihre Thesen? Etwas für Laien zum Nachvollziehen.
Das sind doch keine Tesen, das ist Wikipedia. Kann doch jeder nachlesen, total easy.
https://de.wikipedia.org/wiki/Faschismus
Von allen interessanten Gedanken schätze ich doch am meisten die interessanten
Johannes76

Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Johannes76 »

Man sagt ja, dass die Systeme Mussolini und Hitler faschistisch waren.
Was war daran konkret faschistisch?
Ist Faschismus zwingend nationalistisch und zwingend rechts?
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Europafreund1990 »

Ich finde, wer sich über Geld definiert u. regiert über Geld, ist auf eine gewisse Art f******.
Geld ist eine Substanz aus dem Kapitalismus.
Ohne Geld kann keiner Überleben.
Das ist sicher.
Ich finde dass das System Auf Braunen Werten basiert..... die an die Vergangenheit erinnert.
Ich finde, dass die Menschen nicht sehr zeitgemäß leben.
Immer nur Wohlständig denken, und Menschen ohne Geld vergessen.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Realist2014 »

Europafreund1990 hat geschrieben: Di 7. Nov 2023, 22:43 Ich finde, wer sich über Geld definiert u. regiert über Geld, ist auf eine gewisse Art f******.
Geld ist eine Substanz aus dem Kapitalismus.
Ohne Geld kann keiner Überleben.
Das ist sicher.
Ich finde dass das System Auf Braunen Werten basiert..... die an die Vergangenheit erinnert.
Ich finde, dass die Menschen nicht sehr zeitgemäß leben.
Immer nur Wohlständig denken, und Menschen ohne Geld vergessen.

wer in D ist denn "ohne Geld"?
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Europafreund1990 »

Ich, weil vom Amt betreut bin und laut Amt nix behalten darf.
Daher lebe ich quasi ohne Eigenes Einkommen.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Realist2014 »

Europafreund1990 hat geschrieben: Mi 8. Nov 2023, 08:52 Ich, weil vom Amt betreut bin und laut Amt nix behalten darf.
Daher lebe ich quasi ohne Eigenes Einkommen.
warum wirst du denn "vom Amt" betreut?

Das hat ja seinen Grund...
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Europafreund1990
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Europafreund1990 »

Wegen psych. Krankheit stünde ich dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung.
Das regt mich auf, mir wird die Grundlage weg genommen. Ich will eigentlich was tun.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Billie Holiday »

Europafreund1990 hat geschrieben: Mi 8. Nov 2023, 08:52 Ich, weil vom Amt betreut bin und laut Amt nix behalten darf.
Daher lebe ich quasi ohne Eigenes Einkommen.
Du hast also keine Kohle, hättest gern welche und schimpfst nun auf die Menschen, die Kohle haben.
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

„Just because you’re offended, doesn’t mean you’re right.“ (Ricky Gervais)
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Misterfritz »

Europafreund1990 hat geschrieben: Mi 8. Nov 2023, 09:02 Wegen psych. Krankheit stünde ich dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung.
Das regt mich auf, mir wird die Grundlage weg genommen. Ich will eigentlich was tun.
Und was hat das mit Faschismus zu tun?
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Seidenraupe »

Misterfritz hat geschrieben: Mi 8. Nov 2023, 09:41 Und was hat das mit Faschismus zu tun?
hat er doch versucht zu beschreiben: Geld=Kapitalismus=Faschismus

Weswegen das Amt ihm alles Geld entzieht. :D
Wer Ironie findet, kann sie behalten. Wer nicht, sein/ihr Problem.

„Wenn man merkt, daß der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob.“
Schopenhauer
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Troh.Klaus »

Seidenraupe hat geschrieben: Mi 8. Nov 2023, 16:34 hat er doch versucht zu beschreiben: Geld=Kapitalismus=Faschismus
Weswegen das Amt ihm alles Geld entzieht. :D
Das Amt hilft ihm also, kein Faschist zu sein?
Aber das ist ihm doch offenbar auch nicht recht.
Vielleicht wäre er dann ja doch lieber faschistisch als geld-befreit ...
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Alster
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Alster »

Das Wort "Faschismus" hat m.E. 2 Seiten:
1) die Bewegung des anfänglichen Sozialisten Mussolini, der wegen zu starker nationalistischer Tendenzen bei seiner sozialistischen Zeitung rausflog und nach der Machtergreifung zusätzlich zunehmende imperialistische Ambitionen verfolgte.
2) eine Floskel zur Diffamierung des jeweiligen politischen Gegners, z.B. 1924 kreierte Sinoviev die "Sozialfaschismus" -These um die Sozialdemokraten zu diffamieren.

Rassismus und Antisemitismus sind eher keine besonderen Merkmale des Faschismus nach (1). So konnten aus Deutschland geflohene Juden in Italien unter Mussolini gut überleben. Dies fand jedoch sein Ende mit der Absetzung Mussolinis und dem Einmarsch der Deutschen in Italien, was dann Deportation und letztlich Ermordung vieler Juden zur Folge hatte.
dies ist keine Rechtsberatung sondern nur meine persönliche Meinung
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tarkomed
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von tarkomed »

Alster hat geschrieben: Mi 8. Nov 2023, 18:39 Das Wort "Faschismus" hat m.E. 2 Seiten:
1) die Bewegung des anfänglichen Sozialisten Mussolini, der wegen zu starker nationalistischer Tendenzen bei seiner sozialistischen Zeitung rausflog und nach der Machtergreifung zusätzlich zunehmende imperialistische Ambitionen verfolgte.
2) eine Floskel zur Diffamierung des jeweiligen politischen Gegners, z.B. 1924 kreierte Sinoviev die "Sozialfaschismus" -These um die Sozialdemokraten zu diffamieren.

Rassismus und Antisemitismus sind eher keine besonderen Merkmale des Faschismus nach (1). So konnten aus Deutschland geflohene Juden in Italien unter Mussolini gut überleben. Dies fand jedoch sein Ende mit der Absetzung Mussolinis und dem Einmarsch der Deutschen in Italien, was dann Deportation und letztlich Ermordung vieler Juden zur Folge hatte.
Was wir den Kindern beibringen, bringt uns manchmal auch weiter, bevor wir uns verhedern...
https://studyflix.de/geschichte/faschismus-3728
Gib dich nicht so, dass alle andern dich für etwas halten, was du nicht sein willst.
Wenn sie es trotzdem tun, dann bist du es...
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Corghe »

Europafreund1990 hat geschrieben: Di 7. Nov 2023, 22:43 Ich finde, wer sich über Geld definiert u. regiert über Geld, ist auf eine gewisse Art f******.
Geld ist eine Substanz aus dem Kapitalismus.
Ohne Geld kann keiner Überleben.
Das ist sicher.
Ich finde dass das System Auf Braunen Werten basiert..... die an die Vergangenheit erinnert.
Ich finde, dass die Menschen nicht sehr zeitgemäß leben.
Immer nur Wohlständig denken, und Menschen ohne Geld vergessen.
Geld existierte bereits als noch kein Mensch an einen Kapitalismus dachte, als ein Medium, welches den Tauschhandel wesentlich vereinfachte. Alte Kulturen zeugen davon.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Corghe »

Johannes76 hat geschrieben: Mi 29. Mär 2023, 20:57 Man sagt ja, dass die Systeme Mussolini und Hitler faschistisch waren.
Was war daran konkret faschistisch?
Ist Faschismus zwingend nationalistisch und zwingend rechts?
Nein, der Begriff Faschismus ist von dem italienischen fascio abgeleitet, was „Bund“ bedeutet. Faschismus tendiert dazu, Männlichkeit, Jugend, mystische Einheit und die regenerative Kraft von Gewalt zu verherrlichen. Rassische Überlegenheit, ethnische Verfolgung und imperialistische Ausdehnung sind nicht prinzipiell damit verbunden. Mir ist nicht bekannt, dass die Nazis irgendwo als faschistisch bezeichnet wurden. Es wäre auch eine zu große Verharmlosung.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Corghe »

odiug hat geschrieben: Mi 11. Dez 2019, 11:51 Das ist kein "Gusto"
Also selbst nach der schwammigsten Definition sind Höckes Revisionismus und völkisch, nationalistische Ansichten mindestens faschistoid.
In meinen Augen klar faschistisch.
Ich würde Faschisten nicht gleich setzen mit unserejn Nazis. Faschismus steht allgemein für Männlichkeit, Jugend, mystische Einheit und eine Verherrlichung der regenerativen Kraft von Gewalt. Rassische Überlegenheit und ethnische Verfolgung gehören nicht unbedingt dazu, sie sind aber Wesenmerkmal der deutchen Nationalsozialisten.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Corghe »

Stoner hat geschrieben: Mi 11. Dez 2019, 09:53 Es lässt sich, was auch ein beliebtes Spiel ist, immer behaupten, irgendein Etwas sei in Wahrheit nur ein kaschiertes anderes Etwas. Das ist ja das Elend der ganzen Auseinandersetzungen, dass so viele außerstande sind, Faschismus überhaupt zu definieren, aber natürlich ganz genau wissen, dass etwas Aktuelles faschistisch ist. Da hat "faschistisch" keine historische Funktion im Vorwurf, sondern eine funktionale der Diffamierung des Gegners bei maximaler Eigenentlastung von Argumenten.
In der Tat gibt es auch keine allemeingültige Definition von Faschismus. Sie könnte eigentlich nur das enthalten, was alllen als faschistischen Systemen gemein ist. Offensichtlich divergieren sie sehr. In der Tendenz werden Männlichkeit, Jugend, mystische Einheit und die regenerative Kraft von Gewalt verherrlicht.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Corghe »

Selina hat geschrieben: Di 10. Dez 2019, 11:30 Ich verstehe Sie sehr gut. Das ist kein leichtes Thema. Zumal viele den Nationalsozialismus gar nicht für eine Form von Faschismus halten. Ich schon. Ich halte ihn sogar für eine besonders zugespitzte und extrem brutale Form des Faschismus. Jegliches Wiederaufleben faschistoider Tendenzen stellt daher eine große Gefahr für die Demokratie dar. Hab ich ja an mehreren Stellen schon ausführlich beschrieben.
Den Nationalsozialismus als faschistisch zu bezeichnen halte ich für eine unzulässige Verharmlosung der Nazis. Weisen die Nazis doch einige Alleinstellungsmerkmale auf, die wir mit keinem anderen faschistischen Regime erlebt haben. So ist z. B. die Feststellung rassische Überlegenheit nicht zwingend Faschistischen Systemen zu eigen.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Corghe »

Europa2050 hat geschrieben: Di 10. Dez 2019, 06:17 Nein, bist Du nicht, natürlich gibt es auch beim Faschismus (wie auch den anderen *.ismen) kein on/off sondern ein mehr und weniger.

Wobei der deutsche Nationalsozialismus schon dem 100% nahekam - Nahezu göttliche Verehrung eines Führers + Massenpsychose, Opfer einer (jüdisch-bolschewistischen) Weltverschwörung zu sein + Miltarisierung der Gesellschaft + Raubmordkrieg + Shoa + Unterordnung jedes Einzelnen unter die Anfirderungen von Führer und Volk - mehr Deckung mit den faschistischen Narrativen geht kaum mehr.

Aber wo Faschismus losgeht, ist dann wohl eher Bewertung. Hardcoreliberale wie ich oder Linke wie @Selina werden die Schwelle wohl deutlich niedriger ansetzen, als AfD-Anhänger oder gar Betreiber einer Rechtsaussenpolitik.
Rassische Überlegenheitund nd ethnische Verfolgung sind bei faschistischen Systemen nicht mehrheitlic vorhanden. Da hält der Nationalsozialismus eine einsme Spitzenstellung. Daran ändert auch nichts die anfängliche Bewunderung Hitlers für Mussolini-
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Europafreund1990
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Europafreund1990 »

Unter faschistisch verstehe ich die Gefolgschaft, an einen Führer, dessen Werte man vertritt.
Faschismus ist wie eine Diktatur, Die Von Oben geleitet und angelehrt wird
Die Diktatur beschreibt den Zwang, der Gefolgschaft zu leisten und zu unterstützen.
Dabei ist es unerheblich, ob die Statistik für oder gegen eine Diktatur ist.
Das Leben selbst ist keine Diktatur, auch nicht der totalitäre Staatsmandatsträger.
Die Diktatur geht von äußeren Umständen weg, die zu diktarisch gelten.
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Alster
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Alster »

tarkomed hat geschrieben: Mi 8. Nov 2023, 19:33 Was wir den Kindern beibringen, bringt uns manchmal auch weiter, bevor wir uns verhedern...
https://studyflix.de/geschichte/faschismus-3728
zum Link darf ich noch ergänzen: Faschisten sind vor allem immer nur die anderen. Damit wären wir bei meiner Definition nach (2). Und was ist nun der informative Mehrwert an Deinem Link?
dies ist keine Rechtsberatung sondern nur meine persönliche Meinung
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Alster »

Corghe hat geschrieben: Mi 8. Nov 2023, 20:47 Nein, der Begriff Faschismus ist von dem italienischen fascio abgeleitet, was „Bund“ bedeutet. Faschismus tendiert dazu, Männlichkeit, Jugend, mystische Einheit und die regenerative Kraft von Gewalt zu verherrlichen. Rassische Überlegenheit, ethnische Verfolgung und imperialistische Ausdehnung sind nicht prinzipiell damit verbunden. Mir ist nicht bekannt, dass die Nazis irgendwo als faschistisch bezeichnet wurden. Es wäre auch eine zu große Verharmlosung.
Ein Beispiel dafür sind die Fasci italiani di combattimento. In Sachen Rassismus (insbesondere Judenverfolgung) hast Du recht. Genau daher folge ich Dir auch, wenn Du eine Gleichsetzung von Hitler mit Mussolini, Franco etc. für eine Verharmlosung des ersteren hältst.
Allerdings liefen die Nazis in der Sowjetpropaganda nach 1941 schon als "Faschisten". Dies beruhte wohl weniger auf einer akribischen Analyse von deren Weltanschauung, sondern darauf, dass es in Sowjetrussland schon länger "in" war politische Gegner als "Faschisten" zu bezeichnen. (Beispiel: "Sozialfaschisten" für die Sozialdemokraten, Sinowiew 1924)
dies ist keine Rechtsberatung sondern nur meine persönliche Meinung
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von tarkomed »

Alster hat geschrieben: Do 9. Nov 2023, 23:30 Ein Beispiel dafür sind die Fasci italiani di combattimento. In Sachen Rassismus (insbesondere Judenverfolgung) hast Du recht. Genau daher folge ich Dir auch, wenn Du eine Gleichsetzung von Hitler mit Mussolini, Franco etc. für eine Verharmlosung des ersteren hältst.
Allerdings liefen die Nazis in der Sowjetpropaganda nach 1941 schon als "Faschisten". Dies beruhte wohl weniger auf einer akribischen Analyse von deren Weltanschauung, sondern darauf, dass es in Sowjetrussland schon länger "in" war politische Gegner als "Faschisten" zu bezeichnen. (Beispiel: "Sozialfaschisten" für die Sozialdemokraten, Sinowiew 1924)
Ja, und heute bezeichnet Putin die Ukrainer als Nazis, weil letztere ihren Stempel auf den Begriff Faschismus gesetzt haben, indem sie gezeigt haben, wie weit Faschismus zu gehen fähig ist, wenn es die Umstände erlauben. Sie haben ihn zum absoluten Schreckensfanal erhoben, das man heute benutzen kann, um ein ganzes Land zu vernichten und genau das versucht Putin für seine Zwecke zu nutzen.
Der Kommunismus hat sich im Übrigen auch als eine andere Form des Faschismus erwiesen, denn er hatte die totalitäre Diktatur mit den beiden anderen Formen gemein. Und als er versagte, hinterließ er unzählige Faschisten, denn die Menschen, die es gewohnt waren, dass der Staat alles kontrolliert, - sie selbst eingeschlossen - kamen danach mit der neuen Freiheit nicht zurecht und sehnen sich heute wieder nach einer Diktatur. Soll ich Beispiele aufzählen? Die Mühe spare ich mir, denn du kennst sie auch.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Alster »

tarkomed hat geschrieben: Fr 10. Nov 2023, 18:45 Ja, und heute bezeichnet Putin die Ukrainer als Nazis, ...
Ich verfüge über anekdotische Evidenz, dass seitens in Deutschland lebender Russen bereits seit vielen Jahren (spätestens 2014 rum) Beschwerde über die vielen angeblichen "Nazis" und "Faschisten" in der Ukraine geführt wird.

Dabei ist "Faschismus" besser dokumentiert. Ursprung bei Mussolini, der als Ex-Sozialist bürgerliche und nationale Elemente mit hinzugenommen hatte und damit von den Bolschewisten als Konkurrenz (möglicherweise besonders gefährlich, da aus den eigenen Reihen) empfunden wurde. Aus sowjetischer Sicht nachvollziehbar, dass damit dann auch Sozialdemokraten und Nationalsozialisten in einen Topf geworfen werden.

"Nazi" dagegen - deutlich diffuser - hat (neben Kosenamen für "Ignaz") eine lange Vergangenheit als Abkürzung für alles wo "national" drin vorkommt. Ich denke da an den Bösewicht "Inter-Nazi" im "Pater Filuzius" von Wilhelm Busch 1872. Dann eher im anglo-amerikanischen Raum gebräuchlich aber erst gegen Ende bzw. nach WW2.
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