Was ist Faschismus?

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Selina
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Selina »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 06:19)

„Linksfaschismus (auch Linker bzw. Roter Faschismus oder Rot-Faschismus) ist ein politischer Kampfbegriff ohne einheitliche Bedeutung. Meist soll er realsozialistische Staaten, linksgerichtete Politik oder Ideologie als „Faschismus“, seltener auch Antikapitalismus faschistisch genannter Staaten oder Gruppen als „links“ bewerten. Die Politikwissenschaft verwendet den Begriff, anders als den Faschismusbegriff, nicht zur Beschreibung einer Ideologie oder Gesellschaftsordnung.

Italienische Demokraten bezeichneten damit seit 1926 den Stalinismus als eine mit dem damaligen italienischen Faschismus vergleichbare Diktatur. Vertreter der SPD bezeichneten die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) seit etwa 1929 als „rotlackierte Faschisten“; umgekehrt kategorisierten Kommunisten die Sozialdemokratie als „Rotfaschismus“ oder „Sozialfaschismus“.

Der Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas warnte 1967 vor einem „linken Faschismus“ der APO, der eine Gewalteskalation fördern und rechtfertigen könne. Obwohl er dieses Urteil später zurückzog, diente der Begriff in der Bundesrepublik Deutschland meist zur Diffamierung linksgerichteter Gruppen und Parteien.[1] Er soll die von ihnen vertretene Politik, die sich oft als Antifaschismus legitimiert, ihrerseits als faschistisch, also antidemokratisch und gewaltorientiert, angreifen und delegitimieren. Er hat sich dabei zu einem beliebig eingesetzten Stereotyp entwickelt.[2] Das Wort wird ähnlich wie die Begriffe Anarchismus und Linksextremismus von Politikern, Behörden und Medien häufig mit Chaos, Gewalt, Terror und Kriminalität assoziiert. „Linksfaschisten“ werden als Gefahr für die innere Sicherheit dargestellt und so diffamiert.

Das ist auch der Tenor dieses Threads:
Wir erweitern die Definition und basteln uns einen Linksfaschisten

Faschisten waren und bleiben aber Hitler und Mussolini. Stalin war ein grausamer Diktator, aber kein Faschist.
Ja, genau. Die Definitionen und Erklärungen zu den Begriffen "Linksfaschismus" und Faschismus hatte ich ja auch an anderer Stelle bereits verlinkt. Hier nochmal:

https://de.wikipedia.org/wiki/Linksfaschismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Faschismus

Und weil hier ja garantiert sofort wieder Wikipedia als Quelle und Quellensammlung angezweifelt wird, schon mal vorbeugend einen Text von mir über Wikipedia ;) :

https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 0#p4584876
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Stoner

Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Stoner »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 13:29)

Wenn man alle Konstanten wie Gewalttätigkeit und Extremismus mit einbezieht, bräuchte es die Frage „was ist faschismus“ nicht. Dann wären eben alle Faschisten. Faschismus wird aber nunmal an Nationalismus, völkischem Denken und Führerprinzip festgemacht. An nichts sonst. Ein Antifaschist wird nicht zum Faschisten, nur weil er sich evt. dessen Mittel bedient, um seine Überzeugung unter die Leute zu bringen. Faschismus ist eine Einstellung, ein Gedankengut und keine Verhaltensweise.
Kann ich nicht ganz nachvollziehen, zumal ich auch von Methode und nicht von Verhaltensweise sprach.

Es gibt durchaus viele Beispiele, dass Kommunisten gute Faschisten wurden und Faschisten gute Kommunisten. Mit "gut" meine ich: ohne Bruch in der Einstellung, in der Wertung von anderen. Das fällt m.E. bei Ihrem Erklärungsmuster hier untern Tisch.

Nur zur Abstützung: Viele Neurechte kommen von links (und damit meine ich keine RAF-Spinner wie den Mahler), sondern eher einige der intellektuellen Köpfe unter den Älteren.
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BlueMonday
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von BlueMonday »

Die Gedanken sind bekanntlich frei. Aber: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Sprich, an ihren Mitteln und was sie damit angerichtet haben.
Und natürlich geht es auch darum, wie eine Ideologie zu der Wahl der Mittel steht, ob sie "über Leichen geht". Der Pazifismus etwa definiert sich ja darüber, dass er Gewalt als Mittel ablehnt.

Oder so gefragt: was wäre das Problem an einem streng pazifistischen Faschismus? Wenn man das Gewaltmittel vom Faschismus nähme, bliebe kein nennenswerter Faschismus mehr übrig.
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Tom Bombadil
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

Bartleby hat geschrieben:(03 Dec 2019, 12:46)

Ja, nur ist halt der Nazi eine andere Ausprägung des Faschisten als der Falangist in Spanien oder Salarazist in Portugal.
Für Deutschland relevant ist aber zuvorderst der Nazi.
Nur deshalb kann man ja überhaupt die Frage nach dem Begriff des Faschismus stellen.
Das ist richtig und ist im akademischen Umfeld sicher auch eine Diskussion wert, in einem Politikforum lässt sich die Frage mMn. nicht beantworten, sondern wird zwischen den meinungsstarken Rändern zerrieben, man sieht ja sehr schön, wie die Diskussion hier verläuft.
Wäre Faschismus = Nazismus, würde sich wohl jede Unterhaltung erübrigen.
Das hat ja auch niemand behauptet, aber die Menge "Nationalsozialismus" ist imho eine Teilmenge der Obermenge "Faschismus".
Ich greife meinen Punkt trotzdem noch einmal auf: Es gibt keine Zweifel beim NSU - aber kann man nun die RAF (alle Generationen) als faschistisch bezeichnen, oder läge man falsch?
MMn. liegt man falsch, wenn man die RAF als faschistisch bezeichnet. Welche Gemeinsamkeiten hat die RAF denn mit dem Faschismus, gibt es gemeinsame Ziele? Bei der Wahl der Methoden gab es anfänglich vllt. Überscheidungen, danach ist die RAF dann aber eher dazu umgeschwenkt, die "Eliten" zu terrorisieren.
Reicht das dann aus, um den Faschismusbegriff zu definieren?
Können wir das denn überhaupt? Ist man hier neutral genug, um diesen Begriff klar und eindeutig zu definieren? Ich glaube nicht. Das Feld der Faschismustheorie ist sehr groß und will von Wissenschaftlern beackert werden, die Komplexität des Themas erkennt man alleine schon daran, dass die entsprechenden Wikiartikel ellenlang sind, der Begriff Faschismus aber trotzdem irgendwie diffus bleibt.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von BlueMonday »

Wenn man nun auf den italienischen Urfaschismus schaut, dann war er eine gewaltbereite Reaktion auf gewaltsame Enteignungen/Besetzungen von Produktionsmitteln ("Biennio Rosso"). Also von der Idee war es ein Antikommunismus/Antisyndikalismus. Daraus hat sich dann noch mehr entwickelt freilich, ein korporatistischer, "third way" oder "middle of the road" Staatsansatz.
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Selina
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Selina »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 13:29)

Wenn man alle Konstanten wie Gewalttätigkeit und Extremismus mit einbezieht, bräuchte es die Frage „was ist faschismus“ nicht. Dann wären eben alle Faschisten. Faschismus wird aber nunmal an Nationalismus, völkischem Denken und Führerprinzip festgemacht. An nichts sonst. Ein Antifaschist wird nicht zum Faschisten, nur weil er sich evt. dessen Mittel bedient, um seine Überzeugung unter die Leute zu bringen. Faschismus ist eine Einstellung, ein Gedankengut und keine Verhaltensweise.
Die Mischung machts eben: Nationalismus, völkisches Denken, Führerprinzip plus Rassismus, Biologismus und Fremdenfeindlichkeit ergeben halt genau das Konglomerat, das Holocaust, Euthanasie "unwerten Lebens" und Weltkrieg zur Durchsetzung des Volk-ohne-Raum-Prinzips der Nazis erst möglich machte. Man beachte die faschistoide These: "...nach dem Gesetz, daß das fähigere Volk immer das Recht hat, die Scholle eines unfähigeren Volkes zu erobern und zu besitzen". Perfide. Das "fähigere Volk" vs das "unfähigere Volk" - faschistisches Herrenmenschentum reinsten Wassers.

Zitat:

Die Nationalsozialisten übernahmen das kolonialistische Schlagwort „Volk ohne Raum“, verorteten den Siedlungsraum statt in Übersee aber in Osteuropa. Dies sollte den deutschen Eroberungskrieg im Osten begründen bzw. legitimieren (es sollte ein Feldzug werden wie der Polenfeldzug und der Frankreichfeldzug; tatsächlich wurde es ein fast vier Jahre währender Krieg). Schon das Parteiprogramm der NSDAP vom 24. Februar 1920 enthielt unter Punkt 3 die Forderung: „Wir fordern Land und Boden (Kolonien) zur Ernährung unseres Volkes und Ansiedlung unseres Bevölkerungsüberschusses.“[1] Anfang 1936 umriss Reichsbauernführer Walther Darré vor regionalen Mitarbeitern (Fachberatern) des Reichsnährstandes recht konkret die deutschen Eroberungspläne:

„Der natürliche Siedlungsraum des deutschen Volkes ist das Gebiet östlich unserer Reichsgrenze bis zum Ural, im Süden begrenzt durch Kaukasus, Kaspisches Meer, Schwarzes Meer und die Wasserscheide, welche das Mittelmeerbecken von der Ostsee und der Nordsee trennt.In diesem Raum werden wir siedeln, nach dem Gesetz, daß das fähigere Volk immer das Recht hat, die Scholle eines unfähigeren Volkes zu erobern und zu besitzen.[...] Ein solches politisches Ziel muß auf den deutschen Bauernhöfen von Mund zu Mund weitergereicht werden, muß auf unseren Bauernschulen eine selbstverständliche Grundlage des Unterrichts sein. Dann wird auch eines Tages das Volk demjenigen Staatsmann folgen, der die sich ihm bietenden Möglichkeiten ergreift, um unserem Volke ohne Raum den Raum nach dem Osten zu öffnen.“[2]

https://de.wikipedia.org/wiki/Volk_ohne_Raum
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Troh.Klaus »

Dark Angel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 13:17)
"Mit dem Begriff Faschismus werden eine Reihe von politischen Bewegungen und Systemen beschrieben, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden und charakteristische Gemeinsamkeiten besitzen: ausgeprägte Orientierung auf eine Führerperson, nationalistische, antikommunistische, antidemokratische und antipluralistische Einstellung sowie ein gewalttätiger Wille zur Macht und Verherrlichung des Militärischen. Die faschistischen Bewegungen verstehen sich als Ideologien, denen es um eine weltanschauliche Gestaltung des Denkens und Handelns der Menschen geht. Das Volk wird als willenlose „Masse“ begriffen, die beliebig formbar ist."
Quelle


Soll das erneute Aufkeimen des Faschismus verhindert werden, muss man wissen und erkennen was Faschismus "auszeichnet" und genau dort auch ansetzen.
Eine diffuse Zuweisung aus einer bestimmten politischen Sichtweise heraus, ist da wenig hilfreich, weil Faschismus sowohl aus rechten, wie linken totalitären Gruppierungen erwachsen kann.
Wenn die zitierte Beschreibung stimmt, dann passt "faschistisch" zwar mit "totalitär" aber nicht mit "links" zusammen. Zumindest sind mir noch keine nationalistischen, antikommunistischen Linken unter gekommen.

Führerkult, antidemokratisch, antipluralistisch, das passt auf rechte wie linke (und religiöse) Extremismen, totalitäre Bestrebungen und Strukturen. Nationalistisch und links müssen sich auch nicht widersprechen (siehe z.B. die italienischen Wurzeln des Faschismus, zu denen auch revolutionäre Arbeiter-"Bünde" zählten). Bleibt eigentlich nur der Antikommunismus als Unterscheidungskriterium (was so ähnlich ja auch schon Tom Bombadil postuliert hat). Also Faschismus = antikommunistischer Totalitarismus.

Es gibt übrigens auch Wissenschaftler, die den deutschen Nationalsozialismus nicht zu den Erscheinungsformen des Faschismus zählen (möchten), da damit das "Alleinstellungsmerkmal" Holocaust nicht mehr gebührend berücksichtigt werde.
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naddy
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von naddy »

Tom Bombadil hat geschrieben:(03 Dec 2019, 13:52)

Welche Gemeinsamkeiten hat die RAF denn mit dem Faschismus, gibt es gemeinsame Ziele?
Selbstverständlich! Der Gesellschaft mit Terrormethoden die eigene Überzeugung aufzuzwingen. Reicht das nicht?

Ich habe mit Ideologen dieser Gattung mehr als eine Nacht über ihre schizophrene Sichtweise diskutiert.
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Diestel »

Bartleby hat geschrieben:(03 Dec 2019, 13:40)

Kann ich nicht ganz nachvollziehen, zumal ich auch von Methode und nicht von Verhaltensweise sprach.

Es gibt durchaus viele Beispiele, dass Kommunisten gute Faschisten wurden und Faschisten gute Kommunisten. Mit "gut" meine ich: ohne Bruch in der Einstellung, in der Wertung von anderen. Das fällt m.E. bei Ihrem Erklärungsmuster hier untern Tisch.

Nur zur Abstützung: Viele Neurechte kommen von links (und damit meine ich keine RAF-Spinner wie den Mahler), sondern eher einige der intellektuellen Köpfe unter den Älteren.
Dann nennen Sie bitte einen Neurechten, der von links kommt und seine Einstellung nicht geändert hat. Das geht garnicht.
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Dark Angel
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Dark Angel »

Troh.Klaus hat geschrieben:(03 Dec 2019, 14:00)

Wenn die zitierte Beschreibung stimmt, dann passt "faschistisch" zwar mit "totalitär" aber nicht mit "links" zusammen. Zumindest sind mir noch keine nationalistischen, antikommunistischen Linken unter gekommen.

Führerkult, antidemokratisch, antipluralistisch, das passt auf rechte wie linke (und religiöse) Extremismen, totalitäre Bestrebungen und Strukturen. Nationalistisch und links müssen sich auch nicht widersprechen (siehe z.B. die italienischen Wurzeln des Faschismus, zu denen auch revolutionäre Arbeiter-"Bünde" zählten). Bleibt eigentlich nur der Antikommunismus als Unterscheidungskriterium (was so ähnlich ja auch schon Tom Bombadil postuliert hat). Also Faschismus = antikommunistischer Totalitarismus.

Es gibt übrigens auch Wissenschaftler, die den deutschen Nationalsozialismus nicht zu den Erscheinungsformen des Faschismus zählen (möchten), da damit das "Alleinstellungsmerkmal" Holocaust nicht mehr gebührend berücksichtigt werde.
Charakteristische Gemeinsamkeiten heißt nicht, dass immer und in jedem Fall alle genannten -ismen zutreffen müssen bzw es nicht -ismen gäbe, die nur einer Erscheinungsform des Faschismus eigen ist.
Genau das ist ja das Problem, einen genuinen Faschismusbegriff und Erklärungen zu finden, die auf alle Erscheinungsformen anwendbar sind.
Das Fehlen des einen "Anti-" und/oder Ersatz duch ein anderes "Anti-" bedeutet ja nicht, dass es sich in diesem spezellen Fall nicht um Faschismus handeln würde.
Faschismus = antikommunistischer Totalitarismus greift m.M.n. zu kurz, dann würde der stalinistische Kommunismus nicht so viele Gemeinsamkeiten mit dem Faschismus aufweisen - angefangen von den -ismen bis hin zu den Methoden.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Troh.Klaus »

Es fehlt vielleicht auch nur ein griffiger "Ismus" für den kommunistischen Totalitarismus.
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Tom Bombadil
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

naddy hat geschrieben:(03 Dec 2019, 14:03)

Selbstverständlich! Der Gesellschaft mit Terrormethoden die eigene Überzeugung aufzuzwingen. Reicht das nicht?
Nein, das reicht mir nicht, um die RAF als faschistisch einzuordnen, die RAF wollte mW. keinen faschistischen Staat errichten.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Dark Angel »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 13:29)

Faschismus wird aber nunmal an Nationalismus, völkischem Denken und Führerprinzip festgemacht. An nichts sonst.
Genau DIESE Behauptung ist FALSCH!
Es gibt noch einiges mehr, wodurch Faschismus charakterisiert wird:
"...ausgeprägte Orientierung auf eine Führerperson, nationalistische, antikommunistische, antidemokratische und antipluralistische Einstellung sowie ein gewalttätiger Wille zur Macht und Verherrlichung des Militärischen."
Quelle


Wurde bereits verlinkt, scheint aber nicht ins Weltbild zu passen.
Mit Ausnahme von antikommunistisch und ggf nationalistisch trifft die Charakterisierung der Eigenschaften des Faschismus auf rechts UND links zu.
Und damit wäre die Entstehung faschistischer Strukturen kein Alleinstellungsmerkmal der Rechten, sondern kann links genauso entstehen.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Stoner »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 14:10)

Dann nennen Sie bitte einen Neurechten, der von links kommt und seine Einstellung nicht geändert hat. Das geht garnicht.
Wenn man seine Einstellung wie ein Hemd wechseln kann oder wenn einem heute Erdbeereis besser schmeckt als Zitroneneis und umgekehrt, dann allerdings erklärt eine solche völlig entpsychogolisierte "Einstellung" doch eigentlich nichts. Was Sie als "Einstellung" bezeichnen, wäre dann lediglich das ideologische Gewand. Was wiederum nicht erklärt, warum man (um ein Extrembeispiel zu konstruieren) erst dem Arbeitgeberpräsidenten ins Genick schießt und dann dem Türken und jeweils beide Male aus "politischen" Gründen.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Dark Angel »

Tom Bombadil hat geschrieben:(03 Dec 2019, 14:19)

Nein, das reicht mir nicht, um die RAF als faschistisch einzuordnen, die RAF wollte mW. keinen faschistischen Staat errichten.
Die RAF war zwar eine linke Terrororganisation, aber nicht faschistisch.
Ihr fehlten wichtige Merkmale, wie Führerkult und gewalttätiger Wille zur Macht.
Die RAF strebte keine Macht an, sondern die Zerstörung jeglicher staatlicher Prinzipien und damit die Destabilierung der sozialen Ordnung.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Stoner »

Dark Angel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 14:23)

Genau DIESE Behauptung ist FALSCH!
Es gibt noch einiges mehr, wodurch Faschismus charakterisiert wird:
"...ausgeprägte Orientierung auf eine Führerperson, nationalistische, antikommunistische, antidemokratische und antipluralistische Einstellung sowie ein gewalttätiger Wille zur Macht und Verherrlichung des Militärischen."
Quelle


Wurde bereits verlinkt, scheint aber nicht ins Weltbild zu passen.
Mit Ausnahme von antikommunistisch und ggf nationalistisch trifft die Charakterisierung der Eigenschaften des Faschismus auf rechts UND links zu.
Und damit wäre die Entstehung faschistischer Strukturen kein Alleinstellungsmerkmal der Rechten, sondern kann links genauso entstehen.
Ich zitiere mal zur Info noch die Zusammenfassung aus dem verlinkten Artikel:
Alle Theorien über Faschismus – und es gibt zu jeder wiederum eine Vielzahl von Varianten – haben ihre Stärken und Schwächen. Jede erfaßt einen gewissen Aspekt des Faschismus, keine ist bisher in der Lage, den Faschismus insgesamt hinreichend zu erklären. Aber auch eine einfache Mischung der Theorien macht keinen Sinn, weil ihre Ansätze zu inkohärent sind. Man sollte die Faschismuskonzeptionen daher vor allem als Fragestellungen verstehen, als Forschungsansätze, die bestimmte Problemlagen zu klären helfen. In diesem Kontext ist die Frage nach dem Verhältnis des Faschismus zur modernen Gesellschaft besonders bedeutend. Denn von der Frage, ob es sich beim Faschismus um ein abgeschlossenes historisches System handelt oder um ein – wenigstens in manchen Aspekten – modernes Phänomen, hängt es ab, wie weit der Faschismus oder faschistische Denkstile auch künftig eine reale Gefahr für die Gesellschaft darstellen.
(Ansonsten scheint mir "faschistoid" schon eine Vokabel, mit der man, wenn auch äußerst sparsam, schon arbeiten kann.)
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Diestel »

Dark Angel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 14:23)

Genau DIESE Behauptung ist FALSCH!
Es gibt noch einiges mehr, wodurch Faschismus charakterisiert wird:
"...ausgeprägte Orientierung auf eine Führerperson, nationalistische, antikommunistische, antidemokratische und antipluralistische Einstellung sowie ein gewalttätiger Wille zur Macht und Verherrlichung des Militärischen."
Quelle


Wurde bereits verlinkt, scheint aber nicht ins Weltbild zu passen.
Mit Ausnahme von antikommunistisch und ggf nationalistisch trifft die Charakterisierung der Eigenschaften des Faschismus auf rechts UND links zu.
Und damit wäre die Entstehung faschistischer Strukturen kein Alleinstellungsmerkmal der Rechten, sondern kann links genauso entstehen.
Bei einem Linken/ Kommunisten treffen auch die Merkmale Führerkult, Nationalismus und Verherrlichung des Militärischen nicht zu. Dein Link bestätigt also voll meine Meinung. Danke schön :)
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Selina »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 14:10)

Dann nennen Sie bitte einen Neurechten, der von links kommt und seine Einstellung nicht geändert hat. Das geht garnicht.
Doch, leider geht das. Und da die AfD nun mal der Kern der Neuen Rechten in Deutschland ist, kann man diese Prozesse gut anhand der Wählerwanderungen sehen. Die größte Anzahl der "Wechsler" kommt von den Christdemokraten und den Sozialdemokraten, aber auch von den Linken wanderten etliche Leute hinüber nach Rechtsaußen. Wenn man im Falle von Höcke, Urban und anderen Flügel-Menschen getrost und per Gerichtsurteil von Faschisten und Neonazis reden kann, so sieht das bei den Wählern schon etwas anders aus. Bei ihnen sollte man schon genau hinschauen, welche Gründe sie für ihre ganz persönliche Rechtsdrift haben und sie nicht pauschal Faschisten und Nazis nennen. Da sind sicher etliche darunter, aber bei weitem nicht alle. Die Frage wäre nur, warum läuft man als halbwegs aufgeklärter und vernünftiger Mensch Faschisten hinterher. Die Frage stand schon 1933.
Zuletzt geändert von Selina am Di 3. Dez 2019, 14:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Diestel »

Bartleby hat geschrieben:(03 Dec 2019, 14:30)

Ich zitiere mal zur Info noch die Zusammenfassung aus dem verlinkten Artikel:



(Ansonsten scheint mir "faschistoid" schon eine Vokabel, mit der man, wenn auch äußerst sparsam, schon arbeiten kann.)
Können Sie mir nun einen Neurechten nennen, der von links kommt und seine Einstellung nicht geändert hat?
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Diestel »

Selina hat geschrieben:(03 Dec 2019, 14:33)

Doch, leider geht das. Und da die AfD nun mal der Kern der Neuen Rechten in Deutschland ist, kann man diese Prozesse gut anhand der Wählerwanderungen sehen. Die größte Anzahl der "Wechsler" kommt von den Christdemokraten und den Sozialdemokraten, aber auch von den Linken wanderten etliche Leute hinüber nach Rechtsaußen. Wenn man im Falle von Höcke, Urban und anderen Flügel-Menschen getrost und per Gerichtsurteil von Faschisten und Neonazis reden kann, so sieht das bei den Wählern schon etwas anders aus. Bei ihnen sollte man schon genau hinschauen, welche Gründe sie für ihre ganz persönliche Rechtsdrift haben und sie nicht pauschal Faschisten und Nazis nennen. Da sind sicher etliche darunter, aber bei weitem nicht alle. Die Frage wäre nur, warum läuft man als halbwegs aufgeklärter und vernünftiger Mensch Faschisten hinterher. Die Frage stand schon 1933.
Auch ein Wechsler hat seine Einstellung geändert. Zu sagen: „Ich bin links und wähle die AfD“ ist wenig glaubwürdig.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 14:31)

Bei einem Linken/ Kommunisten treffen auch die Merkmale Führerkult, Nationalismus und Verherrlichung des Militärischen nicht zu.
Um zu erkennen, dass das falsch ist, braucht man sich nur sozialistische Militärparaden in Ost-Berlin, Moskau, Peking oder Pjöngjang anzusehen: der große Führer winkt dem jubelnden und Nationalflaggen schwenkenden Volk zu, während das Militär im Stechschritt vorbei paradiert.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Troh.Klaus »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 14:31)
Bei einem Linken/ Kommunisten treffen auch die Merkmale Führerkult, Nationalismus und Verherrlichung des Militärischen nicht zu. Dein Link bestätigt also voll meine Meinung. Danke schön :)
Was ist mit Lenin, Stalin, Mao? Mit Schiwkow oder Ceausescu? Mit den Kims in Nordkorea? Kein Führerkult? Oder keine Linken? Oder keine Kommunisten?
Was ist mit den Militärparaden in den Staaten des Warschauer Pakts? Was mit Uniformierung, mit staatlicher "Wehrerziehung" schon in der Schule? Keine Verherrlichung des Militärischen?
Oder war der real existierende "Sozialismus" kein Kommunismus, sondern nur maskierter Faschismus?
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von schokoschendrezki »

naddy hat geschrieben:(02 Dec 2019, 21:48)

Wie sich der "historische" Faschismus seit Mussolini präsentierte kann jeder nachlesen.
Früher noch als Mussolini kann man die kurzzeitige "Italienische Regentschaft am Quarnero" in Fiume (heute Rijeka in Kroatien) 1920 unter dem Schriftsteller d'Annunzio als prototypischen faschistischen Kleinstaat ansehen. Noch vermischt mit anarchosyndikalistischen und demokratischen Elementen. Aber das ganze Theatralische und Ritualisierte des Faschismus war dort bereits voll entwickelt. Die Phantasieuniformen und Massenspektakel. Wie auch die grundsätzliche Idee des "Übermenschen".

Die sozialistischen Militär-Paraden in Ost-Berlin oder Moskau waren, wenn überhaupt, ein sehr sehr schwacher Abglanz dieses furiosen Politspektakels.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Dark Angel »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 14:31)

Bei einem Linken/ Kommunisten treffen auch die Merkmale Führerkult, Nationalismus und Verherrlichung des Militärischen nicht zu. Dein Link bestätigt also voll meine Meinung. Danke schön :)
Aber natürlich trifft Führerkult und Verherrlichen des Militärischen auch auf Linke und Kommunisten zu und wie das zutrifft.
Das zu leugnen muss man schon ziemlich blind sein.
Vor allem trifft das zu:
"Das Volk wird als willenlose „Masse“ begriffen, die beliebig formbar ist." bzw beliebig umerzogen kann und werden soll, um den "neuen Menschen" zu formen.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von odiug »

BlueMonday hat geschrieben:(03 Dec 2019, 13:57)

Wenn man nun auf den italienischen Urfaschismus schaut, dann war er eine gewaltbereite Reaktion auf gewaltsame Enteignungen/Besetzungen von Produktionsmitteln ("Biennio Rosso"). Also von der Idee war es ein Antikommunismus/Antisyndikalismus. Daraus hat sich dann noch mehr entwickelt freilich, ein korporatistischer, "third way" oder "middle of the road" Staatsansatz.
Antisyndikalismus im Zusammenhang mit dem italienischen Faschismus ist falsch.
Es gibt sogar einen eigenen WIKI Artikel, der das faschistische Wirtschaftssystem unter Mussolini beschreibt: https://en.wikipedia.org/wiki/Fascist_syndicalism
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Dark Angel »

Bartleby hat geschrieben:(03 Dec 2019, 14:30)

Ich zitiere mal zur Info noch die Zusammenfassung aus dem verlinkten Artikel:



(Ansonsten scheint mir "faschistoid" schon eine Vokabel, mit der man, wenn auch äußerst sparsam, schon arbeiten kann.)
Nein, ich denke nicht, dass es sich beim Faschismus um ein abgeschlossenes historisches System handelt, sondern dass der jederzeit unter bestimmten gesellschaftlichen Gegebenheiten wieder entstehen kann.
Gegen den Begriff "faschistoid" habe ich insofern nichts einzuwenden, als dieser auf bestimmte Tendenzen hindeutet, die ein Wiederentstehen von Faschismus beschreiben bzw eine Vorform des Faschismus.
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Ammianus
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Ammianus »

Troh.Klaus hat geschrieben:(03 Dec 2019, 14:46)

Was ist mit Lenin, Stalin, Mao? Mit Schiwkow oder Ceausescu? Mit den Kims in Nordkorea? Kein Führerkult? Oder keine Linken? Oder keine Kommunisten?
Was ist mit den Militärparaden in den Staaten des Warschauer Pakts? Was mit Uniformierung, mit staatlicher "Wehrerziehung" schon in der Schule? Keine Verherrlichung des Militärischen?
Oder war der real existierende "Sozialismus" kein Kommunismus, sondern nur maskierter Faschismus?
Hier rennt ja auch einer durch die Gegend, der die kommunistische Diktatur in der DDR als rechts bezeichnete.
Für mich die 180-Grad-Wendung von der Behauptung, die NSDAP wäre eigentlich links gewesen.
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
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Ammianus
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Ammianus »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 14:31)

Bei einem Linken/ Kommunisten treffen auch die Merkmale Führerkult, Nationalismus und Verherrlichung des Militärischen nicht zu. Dein Link bestätigt also voll meine Meinung. Danke schön :)
Soldaten sind vorbeimarschiert
Im gleichen Schritt und Tritt.
Wir Pioniere kennen sie
Und laufen fröhlich mit,
Gute Freunde, gute Freunde,
Gute Freunde in der Volksarmee.

Sie schützen unsre Heimat
Zu Land, zur Luft und auf der See,
Sie schützen unsre Heimat
Zu Land, zur Luft und auf der See.
Gute Freunde, gute Freunde,
Gute Freunde in der Volksarmee.

Der Hauptmann; der den Zug anführt,
Den kennen wir genau.
Vor Jahren stand als Maurer er
Bei uns noch auf dem Bau.
Gute Freunde, gute Freunde,
Gute Freunde in der Volksarmee.

Ein Leutnant führt den zweiten Zug
Mit fröhlichem Gesicht.
Als Lehrer gab er früher uns
Den schönsten Unterricht.
Gute Freunde, gute Freunde,
Gute Freunde in der Volksarmee.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Diestel »

Tom Bombadil hat geschrieben:(03 Dec 2019, 14:44)

Um zu erkennen, dass das falsch ist, braucht man sich nur sozialistische Militärparaden in Ost-Berlin, Moskau, Peking oder Pjöngjang anzusehen: der große Führer winkt dem jubelnden und Nationalflaggen schwenkenden Volk zu, während das Militär im Stechschritt vorbei paradiert.
Militärparaden finden in jedem Land statt. Sogar in Deutschland. Das hat nichts mit Verherrlichung des Militarismus zu tun.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Dark Angel »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 15:29)

Militärparaden finden in jedem Land statt. Sogar in Deutschland. Das hat nichts mit Verherrlichung des Militarismus zu tun.
In dem verlinkten Artikel steht auch nix von "Verherrlichung des Militarismus", sondern von Verherrlichung des Militärischen.
Zwischen Militär und Militarismus besteht ein himmelweiter Unterschied.
Man sollte schon fähig sein zwischen beidem zu unterscheiden, statt es miteinander zu verschwurbeln.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Diestel »

Faschismus ist rechts und Antifaschismus ist links angesiedelt. Antifaschisten sind auch keine modernen Faschisten. Es würde ja auch niemand auf die Idee kommen, Faschisten als moderne Antifaschisten zu bezeichnen. und Antifaschismus -egal in welcher Ausprägung- ist allemal humaner und sympathischer als offener oder versteckter Faschismus.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Diestel »

Dark Angel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 15:34)

In dem verlinkten Artikel steht auch nix von "Verherrlichung des Militarismus", sondern von Verherrlichung des Militärischen.
Zwischen Militär und Militarismus besteht ein himmelweiter Unterschied.
Man sollte schon fähig sein zwischen beidem zu unterscheiden, statt es miteinander zu verschwurbeln.
Es wäre mir jetzt ganz neu, dass ausgerechnet Linke und Kommunisten das Militärische verherrlichen :D
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Troh.Klaus »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 15:29)
Militärparaden finden in jedem Land statt. Sogar in Deutschland. Das hat nichts mit Verherrlichung des Militarismus zu tun.
Militärparaden in Deutschland? Wann, wo? Oder zählst Du so was wie den Großen Zapfenstreich, Öffentliches Gelöbnis oder nicht-öffentliche Feldparaden dazu?
Und das ist vergleichbar z.B. mit der öffentlichen Militärparade der DDR zum Tag der Republik?
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Diestel »

Troh.Klaus hat geschrieben:(03 Dec 2019, 15:39)

Militärparaden in Deutschland? Wann, wo? Oder zählst Du so was wie den Großen Zapfenstreich, Öffentliches Gelöbnis oder nicht-öffentliche Feldparaden dazu?
Und das ist vergleichbar z.B. mit der öffentlichen Militärparade der DDR zum Tag der Republik?
Wo ist der Unterschied? Die einen machen es mit etwas mehr Tamtam, die anderen weniger.
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Ammianus
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Ammianus »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 15:38)

Es wäre mir jetzt ganz neu, dass ausgerechnet Linke und Kommunisten das Militärische verherrlichen :D
Du blamierst dich mit jedem weiterem Posting.
Ich finde das lustig.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Fliege »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 06:19)
„[...]
Der Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas warnte 1967 vor einem 'linken Faschismus' der APO, der eine Gewalteskalation fördern und rechtfertigen könne. Obwohl er dieses Urteil später zurückzog, diente der Begriff in der Bundesrepublik Deutschland meist zur Diffamierung linksgerichteter Gruppen und Parteien.
[...]“

Das ist auch der Tenor dieses Threads:
Wir erweitern die Definition und basteln uns einen Linksfaschisten

Faschisten waren und bleiben aber Hitler und Mussolini. Stalin war ein grausamer Diktator, aber kein Faschist.
Da Habermas ein Linksintellektueller ist, kann seine Einlassung zum "linken Faschismus" mit Blick auf die APO (also auf den Kern der 68er) nicht als "wir basteln uns einen Linksfaschisten" und somit als Diffamierung verbucht werden. Dass Habermas seine Einlassung wieder zurücknahm, spricht für den erheblichen Gesinnungsdruck, der damals schon unter Linken zur Anwendung kam (heute wird versucht, diesen Gesinnungsdruck auf alle auszuüben).

Allerdings möchte ich Stalin auch nicht als Faschisten betrachten, denn linke Gleichmacherei und rechte Hierarchisierung passen ideologisch nicht zusammen. Gerade die Hierarchisieurng der Gesellschaft ist wesentlicher Aspekt des Faschismus ("Als leitende Grundsätze proklamierte der PNF [Partito Nazionale Fascista] 'Ordnung, Disziplin, Hierarchie'"; eine faschistische Zeitschrift hieß trefflich Gerarchia, also Hierarchie).
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Diestel »

Ammianus hat geschrieben:(03 Dec 2019, 15:41)

Du blamierst dich mit jedem weiterem Posting.
Ich finde das lustig.
Schön, wenn ich dich erheitern kann. Du wirkst immer so angespannt und verbissen. :)
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Diestel »

Fliege hat geschrieben:(03 Dec 2019, 15:43)

Allerdings möchte ich Stalin auch nicht als Faschisten betrachten, denn linke Gleichmacherei und rechte Hierarchisierung passen ideologisch nicht zusammen.
Danke!
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Dark Angel »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 15:29)

Militärparaden finden in jedem Land statt. Sogar in Deutschland. Das hat nichts mit Verherrlichung des Militarismus zu tun.
Nein, in Deutschland finden KEINE Militärparaden statt!
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Stoner »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 14:33)

Können Sie mir nun einen Neurechten nennen, der von links kommt und seine Einstellung nicht geändert hat?
Hat wenig Sinn, solange nicht klar ist, was denn eine "Einstellung" alles umfasst, das differenziert zu diskutieren, weil zu ahnen ist, was kommt. Aber zu den größten diesbezüglichen Charakterköpfen gehört sicher Jürgen Elsässer.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Dark Angel »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 15:36)

Faschismus ist rechts und Antifaschismus ist links angesiedelt. Antifaschisten sind auch keine modernen Faschisten. Es würde ja auch niemand auf die Idee kommen, Faschisten als moderne Antifaschisten zu bezeichnen. und Antifaschismus -egal in welcher Ausprägung- ist allemal humaner und sympathischer als offener oder versteckter Faschismus.
Und wieder eine Propagandalüge!
Aufgrund charakteristischer Gemeinsamkeiten ist Faschismus KEIN rechtes Alleinstellungsmerkmal und Antifaschismus kein linkes.
Mit der pauschalen Behauptung, Faschismus sein (ausschließlich) rechts diffamierst und verleumdest Du alle rechten/konservativen Demokraten und leugnest gleichzeitig antidemokratische Tendenzen bei den Linken.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Stoner »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 15:41)

Wo ist der Unterschied? Die einen machen es mit etwas mehr Tamtam, die anderen weniger.
Gibt's denn ein Beispiel einer bundesdeutschen Militärparade?
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Dark Angel »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 15:38)

Es wäre mir jetzt ganz neu, dass ausgerechnet Linke und Kommunisten das Militärische verherrlichen :D
Dir ist so manches neu. Liegt wohl daran, dass Du "schlaue Bücher" äke findest und über die selektive Lektüre von Wikipedia nicht hinaus kommst.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Fliege »

Troh.Klaus hat geschrieben:(03 Dec 2019, 14:17)
Es fehlt vielleicht auch nur ein griffiger "Ismus" für den kommunistischen Totalitarismus.
ist nicht "Kommunismus" der von dir gesuchte "Ismus"?
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Diestel »

Dark Angel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 16:06)

Und wieder eine Propagandalüge!
Aufgrund charakteristischer Gemeinsamkeiten ist Faschismus KEIN rechtes Alleinstellungsmerkmal und Antifaschismus kein linkes.
Mit der pauschalen Behauptung, Faschismus sein (ausschließlich) rechts diffamierst und verleumdest Du alle rechten/konservativen Demokraten und leugnest gleichzeitig antidemokratische Tendenzen bei den Linken.
Du hast doch selbst die charakteristischen Tatbestandsmerkmale des Faschisten aufgezählt:

Orientierung auf eine Führungsperson
Nationalismus
Antikommunismus
Verherrlichung des Militärischen
Antidemokratie
Antipluralistische Einstellung
Gewalttätiger Wille zur Macht

Zumindest die ersten vier Punkte und damit die Mehrzahl der Merkmale treffen auf Linke und Kommunisten nicht zu.
Wenn sich ein Konservativer in der Aufzählung mehrheitlich wieder erkennt, ist das nicht mein Problem.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Selina »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 14:42)

Auch ein Wechsler hat seine Einstellung geändert. Zu sagen: „Ich bin links und wähle die AfD“ ist wenig glaubwürdig.
Ja, sicher änderten einige der linken "Wechsler" ihre Einstellung. Da hatte ich dich sicher beim ersten Mal missverstanden. Oft vertreten sie alle möglichen linken Ansichten, aber in Fragen Flucht und Asyl erzählen sie dasselbe Zeuchs wie die Neurechten.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Diestel »

Selina hat geschrieben:(03 Dec 2019, 17:07)

Ja, sicher änderten einige der linken "Wechsler" ihre Einstellung. Da hatte ich dich sicher beim ersten Mal missverstanden. Oft vertreten sie alle möglichen linken Ansichten, aber in Fragen Flucht und Asyl erzählen sie dasselbe Zeuchs wie die Neurechten.
Nach dem Motto: Soziale Wohltaten ja, aber nur für Deutsche ;)
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Dark Angel »

Diestel hat geschrieben:(03 Dec 2019, 17:05)

Du hast doch selbst die charakteristischen Tatbestandsmerkmale des Faschisten aufgezählt:

Orientierung auf eine Führungsperson
Nationalismus
Antikommunismus
Verherrlichung des Militärischen
Antidemokratie
Antipluralistische Einstellung
Gewalttätiger Wille zur Macht

Zumindest die ersten vier Punkte und damit die Mehrzahl der Merkmale treffen auf Linke und Kommunisten nicht zu.
Wenn sich ein Konservativer in der Aufzählung mehrheitlich wieder erkennt, ist das nicht mein Problem.
Nichtzutreffend ist lediglich ein Merkmal vollständig - nämlich Antikommunismus und ein Merkmal teilweise - nämlich Nationalismus, alle anderen Merkmale SIND für links genauso zutreffend wie für rechts.
Nochmal: man muss schon sehr mit Blindheit geschlagen und/oder ideologisch vernagelt sein, wenn man Führer- bzw Personenkult bei Linken/Kommunisten nicht sehen will, wenn man die Verherrlichung des Militärischen leugnet oder den gewaltsamen Willen zur Macht ==> Revolutionen.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von conscience »

Im jedem Faschismus gibts es durchaus sozialistische" Momente. Man denke hier an den antikapitalistischen Flügel innerhalb der NSDAP um die Gebrüder Strasser und den nationalen Syndikalismus italienischen Faschismus.

Kommunismus und Faschismus können allerdings immer auseinandergehalten werden, wenn man ihre ideologischen Ursprünge betrachtet. Faschisten und Nationalsozialisten werden sich nie positiv auf Karl Marx beziehen. Für den Kommunismus bleibt der Bezug auf den Marxismus-Leninismus bestimmend.
Zuletzt geändert von conscience am Di 3. Dez 2019, 17:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Selina »

Antifaschismus in der Praxis gibt es selbstverständlich in fast allen politischen Richtungen, bürgerliche und konservative Menschen sind oftmals ebenso antifaschistisch unterwegs wie Linke. Ich rede jetzt nicht von Extremisten. Antifaschismus reicht von Rot und Rosa über Schwarz und Gelb bis Grün. Gott sei Dank ist das noch so. Und weil das so ist, sollte man sich auch nicht auseinanderdefinieren lassen auf diesem Themenfeld. Das ist quasi der kleinste gemeinsame Nenner zwischen den meisten. Und auch wenn der Begriff "antifaschistisch" explizit nicht so im Grundgesetz vorkommt, so ist die Verfassung doch in einem antifaschistischen Grundgestus geschrieben worden.

Zitat:

Ein paar hundert Zuschauer verfolgen die Performance. Sie sind überrascht, wie poetisch und kraftvoll es klingt, wenn ein Chor das Grundgesetz in Szene setzt. Einer der Verantwortlichen ist Aljoscha Begrich, Dramaturg am Berliner Maxim-Gorki-Theater.

„Es geht schon darum, diese Sprache, die ja eigentlich eine sehr schöne Sprache ist, die sie 1948/49 entwickelt haben, also eine sehr bürgernahe, dialogoffene Sprache, in der dieses Grundgesetz verfasst wurde, neu zu hören, vor allem: Man kann sehr leicht unterscheiden, was sind alte Gesetze und was sind neue Ergänzungen. Alles, was eigentlich leicht verständlich, prägnant und knapp beschrieben ist, ist eben aus diesem antifaschistischen Grundgestus nach der Katastrophe der Demokratie und des Zweiten Weltkriegs sehr leicht zu verstehen. Und alles, was ein bisschen komplizierter und komplexer ist, sind dann eben späte Ergänzungen.“

...„Nie wieder!“ ist das zentrale Versprechen dieser Verfassung. Nie wieder sollte es möglich sein, in Deutschland die Demokratie abzuschaffen und ein totalitäres Regime zu errichten. Damals, auf den Schuttbergen des Zweiten Weltkriegs, war das Grundgesetz eine Kopfgeburt, eingefordert von den Besatzungsmächten. Heute, 70 Jahre später, wird dieses Grundgesetz gelebt und verehrt. Viele Menschen bezeichnen es als Glücksfall für Deutschland. Auch Heribert Prantl, Jurist, Journalist und Autor, zuletzt Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung...


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Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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