Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

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Vongole
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Vongole »

... two people familiar with the situation told POLITICO...
Bei Arshad Mohammed war es jüngst nur einer. Mehr als Geraune und wishful thinking im Blätterwald ist das immer noch nicht.
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
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Orbiter1
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Orbiter1 »

Platon hat geschrieben:(30 Mar 2021, 09:00)

Die USA werden dem Iran ein neues Angebot machen für einen ersten Schritt zu einer Lösung.

U.S. tries to break Iran nuclear deadlock with new proposal for Tehran

Man muss mal schauen wie ernsthaft die Sache zu nehmen ist. Sofern das Angebot nicht eine erhebliche Aufhebung der Sanktionen beinhaltet wird der Iran es ablehnen und die Verhandlungen nach den Wahlen weiterführen wollen. September wird im Artikel mit Berufung auf beteilligte Personen genannt als möglicher Zeitpunkt, wo es weitergeht.
Der neue US-Vorschlag wurde erwartungsgemäß abgelehnt.

"Iran expressed no delight in a reported US offer to revive the 2015 nuclear deal formally known as the Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA). “No proposal is needed for the US to rejoin the JCPOA,” tweeted the Iranian mission at the United Nations.

The Twitter statement was addressing a March 29 report by the US-based newspaper Politico that released the proposal’s details from unnamed officials at the administration of US President Joe Biden. According to the report, the offer calls on Iran to suspend its controversial 20%-level uranium enrichment and put a brake on its advanced centrifuges. In return, Tehran will enjoy a partial lifting of the economic sanctions reimposed in 2018 after the departure from the deal by Biden’s predecessor, Donald Trump." Quelle: https://www.al-monitor.com/originals/20 ... clear-deal

Die USA können die Sanktionen aufheben und in den JCPOA zurückkehren, oder sie können es bleiben lassen. Die Mullahs und Revolutionsgarden kommen mit beidem zurecht und werden schon bald weitere Verpflichtungen aus dem JCPOA nicht mehr einhalten. Wozu auch, sie haben ja nichts davon sich an den Vertrag zu halten.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Kohlhaas »

Orbiter1 hat geschrieben:(31 Mar 2021, 07:28)Die USA können die Sanktionen aufheben und in den JCPOA zurückkehren, oder sie können es bleiben lassen. Die Mullahs und Revolutionsgarden kommen mit beidem zurecht und werden schon bald weitere Verpflichtungen aus dem JCPOA nicht mehr einhalten. Wozu auch, sie haben ja nichts davon sich an den Vertrag zu halten.
Das hast Du schön geschrieben. Tatsächlich kommen die Revolutionsgarden mit beidem zurecht --- mittlerweile mehr schlecht als recht, weil ihnen das Geld ausgeht, das sie früher mal in die Terrorfinanzierung pumpen konnten. Aber die Täter kommen schon noch zurecht. Die leben ganz gut. Meinst Du, dass das für einfache iranische Bürger, die weder Mullahs noch Mitglied der Revolutionsgarden sind, auch gilt? Meinst Du, dass die USA verpflichtet sind, den Mullahs und den Revolutionsgarden etwas zu bieten, wovon sie "was haben"?

Dir scheint nicht klar zu sein, dass die ganze Entwicklung auf einen Krieg zuläuft. Und das nur wegen der ganz speziellen Interessen von Mullahs und Revolutionsgarden. Dein "Verständnis" für diese Interessen kann ich nicht teilen.
Slava Ukraini
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Platon
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Die Situation scheint mir unverändert. Die USA versuchen über indirekte Kontakte auszuloten, welche Möglichkeiten es geben könnte für eine gemeinsame Rückkehr ins JCPOA. Aber die iranische Seite stellt eine unrealistische Forderung: eine unilaterale Rückkehr der USA, d.h. eine Aufhebung der Sanktionen ohne verbindlich und detailliert vereinbarte Gegenleistung der iranischen Seite. Gespräche über eine mögliche step-by-step-Rückkehr wurden wohl geführt, haben aber auf iranischer Seite letztendlich keine Unterstützung gefunden. Es scheint, dass durch den indirekten Modus der Verhandlungen und die Tatsache, dass auf iranischer Seite nicht alle an einem Strang ziehen wegen der Wahl im Juni eine mögliche Einigung zum aktuellen Zeitpunkt nicht möglich ist.

U.S. struggling to engage with Iran over nuclear deal
https://www.axios.com/us-struggling-ira ... f71f1.html
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Platon
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Die EU wird ein paar Individuen und staatliche Institutionen im Iran mit Sanktionen belegen, wegen dessen Rolle bei der Unterdrückung der Proteste im November 2019, als es zu landesweiten Protesten nach einer Benzinpreiserhöhung gekommen ist. Das sind die ersten Sanktionen der EU gegen den Iran wegen Menschenrechtsverletzungen seit 2013. Das man es ausgerechnet jetzt macht, dürfte auch Ausdruck des Status der Verhandlungen über eine Rückkehr zum Atomprogramm sein. Normalerweise würde man vermeiden wollen durch eine solche Meldung die Iranische Seite zu verärgern, aber da im Moment eine Verhandlungslösung zwischen Iran und USA nicht absehbar zu sein scheint, muss man sich darum nicht kümmern.
BRUSSELS/PARIS (Reuters) - The European Union will target eight Iranian militia and police commanders and three state entities with sanctions next week over a deadly crackdown in November 2019 by Iranian authorities, three diplomats said on Wednesday.

The travel bans and asset freezes will be the first time the EU has imposed sanctions on Iran for human rights abuses since 2013 and are set to be put in place some time next week after the Easter holidays in Europe, the diplomats said.

The individuals to be targeted include members of Iran’s hardline Basij militia, who are under the command of the Revolutionary Guards, the most powerful and heavily armed security force in the Islamic Republic.[...]
EU to sanction Iran militia, police, three entities over 2019 protests, diplomats say
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Orbiter1
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Orbiter1 »

Platon hat geschrieben:(01 Apr 2021, 08:39)

Die Situation scheint mir unverändert. Die USA versuchen über indirekte Kontakte auszuloten, welche Möglichkeiten es geben könnte für eine gemeinsame Rückkehr ins JCPOA. Aber die iranische Seite stellt eine unrealistische Forderung: eine unilaterale Rückkehr der USA, d.h. eine Aufhebung der Sanktionen ohne verbindlich und detailliert vereinbarte Gegenleistung der iranischen Seite.
Die USA haben es doch auch geschafft unilateral aus dem JCPOA auszutreten. Da sollten sie doch auch eine unilaterale Rückkehr schaffen. Den USA traut im Iran niemand mehr. Die Ultraradikalen, die nach den Präsidentschaftswahlen stärker als je zuvor sein werden, schon gar nicht. Deswegen wird das auch nichts mehr mit der Rückkehr der USA in den JCPOA.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Orbiter1 hat geschrieben:(01 Apr 2021, 08:49)Die USA haben es doch auch geschafft unilateral aus dem JCPOA auszutreten. Da sollten sie doch auch eine unilaterale Rückkehr schaffen.
Das wäre der Fall, wenn der Iran derzeit seine Verpflichtungen im JCPOA einhalten würde. Da sie das nicht tun braucht es eine klare Vereinbarung, auf welche Weise beide Seiten wieder ihre Verpflichtungen einhalten. Darüber wollen die USA verhandeln, aber alle Vorschläge der USA wurden vom Iran abgelehnt.
Den USA traut im Iran niemand mehr.
Es geht nicht um Vertrauen. Im Regime sieht jeder die USA als Feind, inklusive Rohani und Zarif. Da gibt es keinen Unterschied zwischen den Beteilligten.
Die Ultraradikalen, die nach den Präsidentschaftswahlen stärker als je zuvor sein werden, schon gar nicht.
Wie gesagt sehe ich da gar nicht den großen Unterschied. Die Worte "moderat" und "ultra-radikal" impliziert da m.E. Unterschiede in der Einstellung zur USA oder zu grundsätzlichen ideologischen Fragen, welche in diesem Ausmaß überhaupt nicht existieren. Auch die Revolutionsgarden werden einer Rückkehr zum JCPOA zustimmen, wenn Khamenei dazu sein ok gibt.
Deswegen wird das auch nichts mehr mit der Rückkehr der USA in den JCPOA.
Was dem Iran weitaus mehr schaden würde als den USA. Die Vorstellung das China, Russland oder Indien die Sanktionen der USA ignorieren könnten ist naiv. Keine dieser Mächte wird wegen dem Iran einen offenen Konflikt mit den USA riskieren, welche mehr als entschlossen sind ihre Iran-Politik durchzusetzen. Zumal Russland und China grundsätzlich mit den USA einer Meinung sind, dass der Iran zum JCPOA zurückkehren sollte, wie auch die USA. Bei einer langfristige Verweigerungshaltung würde der Iran einen extremen ökonomischen Preis zahlen und potenzielle Unruhen alle paar Monaten riskieren für Einschränkungen eines zivilen Atomprogramms, welches auch mit JCPOA seinen Zweck erfüllt. Der wirtschaftliche Schaden durch die Sanktionen steht in keinerlei Verhältnis zum Nutzen von 20% Urananreicherung etc. Es geht um die Umstände und den richtigen Zeitpunkt und nicht darum, dass eine Rückkehr der USA in den JCPOA und die Aufhebung der Sanktionen für den Iran wünschenswert wäre. Man hat womöglich auf iranischer Seite am Anfang auch falsche Vorstellungen gehabt und wirklich geglaubt die USA würden einseitig zum Abkommen zurückkehren. Es ist gut möglich, dass es durch die indirekte Form der Gespräch Missverständnisse gibt, was die andere Seite bereit ist zu machen.
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Platon
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

A potential breakthrough in the apparently deadlocked efforts to bring the US back into the nuclear deal with Iran is on the horizon after secret diplomatic talks in Frankfurt this week.

The joint commission, the body that brings together the existing signatories to the deal, will meet virtually on Friday to discuss the outcome of Monday’s meeting amid growing optimism that unexpected progress has been made.

In a statement on Thursday, the EU said the joint commission will be chaired, on behalf of the EU high representative Josep Borrell, by the EU foreign service political director Enrique Mora. “Participants will discuss the possible return of the US to Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA) and how to ensure the full and effective implementation of the agreement by all sides,” the statement said.[...]

The joint commission – including China, Russia and European states, as well as the EU – meets regularly, but the timing of the announcement suggests positive developments, observers said. The last meeting was on 12 December.[...]
https://www.theguardian.com/world/2021/ ... clear-deal
“Participants will discuss the prospect of a possible return of the United States to the JCPOA (Joint Comprehensive Plan of Action) and how to ensure the full and effective implementation of the agreement by all sides,” the EU said.

Two diplomatic sources said Britain, France and Germany had already held talks with Iran on Monday and one said there had been talks about an Iranian proposal. The sources spoke on condition of anonymity.

France’s foreign ministry spokeswoman told reporters in a daily briefing that the European powers were working closely with Russia and China - the other remaining parties to the deal - to find a solution to the deadlock and had been talking with both Tehran and Washington.[...]
https://www.reuters.com/article/us-iran ... SKBN2BO6AH

Nachdem die USA offenbar neue Angebote gemacht haben und womöglich auf die Iraner zugegangen sind und es Gespräche in Frankfurt der Europäer mit dem Iran über einen iranischen Vorschlag gegeben hat, scheint es Fortschritte zu geben und eine kurzfristig einberufene gemeinsame Sitzung von Iran, China, Russland und der EU macht Hoffnung. Möglicherweise hat der Besuch des chinesischen Außenministers im Iran und das Unterzeichnen des 25-Jahre-Kooperationsabkommens dann nochmal ein wenig was bewegt. Die Chinesen sind Mitunterzeichner des JCPOA und sie werden ihren Gesprächspartnern in Teheran sehr deutlich gemacht haben, dass sie auf eine Einigung mit den USA in dieser Sache hoffen bzw. diese erwarten. Auch werden sie deutlich gemacht haben, dass die versprochenen Investitionen natürlich nur bei Aufhebung der Sanktionen zu realisieren sind. Es könnte auch ein Gefallen an die Chinesen sein, wenn der Iran dafür sorgt dass dessen Beteilligung am Ende den Ausschlag für eine Einigung gibt, was die Position der Chinesen im JCPOA deutlich verbessern würde. Es ist auch das Detail zu beachten, dass die EU eine solche Sitzung bereits im Februar vorgeschlagen hatten, nachdem die USA sich zu direkten Gesprächen bereit erklärten. Aber der Iran lehnte es ab und sie haben nun einer Sitzung zugestimmt welche ohne Beteilligung der USA stattfindet und nur die verbliebenen Teilnehmer des JCPOA umfasst. Also ein kleiner diplomatischer Erfolg des Iran.
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Orbiter1
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Orbiter1 »

Platon hat geschrieben:(02 Apr 2021, 06:46)

https://www.theguardian.com/world/2021/ ... clear-deal


https://www.reuters.com/article/us-iran ... SKBN2BO6AH

Nachdem die USA offenbar neue Angebote gemacht haben und womöglich auf die Iraner zugegangen sind und es Gespräche in Frankfurt über einen iranischen Vorschlag gegeben hat, scheint es Fortschritte zu geben und eine kurzfristig einberufene gemeinsame Sitzung von Iran, China, Russland und der EU macht Hoffnung. Möglicherweise hat der Besuch des chinesischen Außenministers im Iran und das Unterzeichnen des 25-Jahre-Kooperationsabkommens dann nochmal ein wenig was bewegt. Die Chinesen sind Mitunterzeichner des JCPOA und sie werden ihren Gesprächspartnern in Teheran sehr deutlich gemacht haben, dass sie auf eine Einigung mit den USA in dieser Sache hoffen bzw. diese erwarten. Auch werden sie deutlich gemacht haben, dass die versprochenen Investitionen natürlich nur bei Aufhebung der Sanktionen zu realisieren sind. Es könnte auch ein Gefallen an die Chinesen sein, wenn der Iran dafür sorgt dass dessen Beteilligung am Ende den Ausschlag für eine Einigung gibt, was die Position der Chinesen im JCPOA deutlich verbessern würde.
Und der russische Außenminister Lawrow ist nächste Woche in Teheran zu Besuch. Aus meiner Sicht handelt es sich bei der ganzen Aktion um einen letzten verzweifelten Versuch der JCPOA-Befürworter um Ruhani und Zarif, das Abkommen wieder mit Leben zu füllen und in Kraft treten zu lassen, bevor sie die politische Bühne in ein paar Monaten verlassen. Ich gehe weiter davon aus dass da nichts dabei rauskommt, weil die ablehnende Kräfte im Iran deutlich stärker sind als die Befürworter.

Was das Abkommen mit China betrifft, das stößt ja auch auf alles andere als überwältigende Zustimmung im Iran. China will als der große weltpolitische Herausforderer der USA grundsätzlich seinen Einfluß in der Region stärken. Der chinesische Außenminister war ja nicht nur im Iran sondern auch in der Türkei, Saudi-Arabien, dem Oman, den VAE und Bahrain. China wird seine Handelsbeziehungen und Investitionen mit diesen Staaten weiter ausbauen.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Orbiter1 hat geschrieben:(02 Apr 2021, 07:45)

Und der russische Außenminister Lawrow ist nächste Woche in Teheran zu Besuch. Aus meiner Sicht handelt es sich bei der ganzen Aktion um einen letzten verzweifelten Versuch der JCPOA-Befürworter um Ruhani und Zarif, das Abkommen wieder mit Leben zu füllen und in Kraft treten zu lassen, bevor sie die politische Bühne in ein paar Monaten verlassen. Ich gehe weiter davon aus dass da nichts dabei rauskommt, weil die ablehnende Kräfte im Iran deutlich stärker sind als die Befürworter.
Ja, Rohani hatte die Woche auch mal wieder eine aktivere Rolle des Irans bei den Verhandlungen angemahnt.
[...]On the Biden administration attempting to portray Iran as the guilty party, Rouhani said, “If we are not careful, they will over time with propaganda say that America is ready to negotiate but it is Iran that is delaying. We cannot allow them to put this excuse into public opinion.” This comment is also likely a reference to domestic actors in Iran, who have rejected US offers for an initial “less for less” deal in which Iran halts 20% enrichment and advanced centrifuges in exchange for some sanction relief.
[...]

Rouhani added, “We have to be more active than before, we have to pursue negotiations daily and to eliminate sanctions. Just as the Supreme Leader [Ayatollah Ali Khamenei] said, we are not in a hurry.” He continued, “Two months has passed and no one can accuse us of hurrying. If we would have gone earlier maybe they could have accused us. But now it's not hurrying and waiting any longer is burning an opportunity.”

The comments above are a sign Rouhani is gently and publicly pushing Khamenei to permit Iran’s nuclear negotiators to hold talks with the United States.[...]
https://www.al-monitor.com/originals/20 ... ions-daily
Was das Abkommen mit China betrifft, das stößt ja auch auf alles andere als überwältigende Zustimmung im Iran. China will als der große weltpolitische Herausforderer der USA grundsätzlich seinen Einfluß in der Region stärken. Der chinesische Außenminister war ja nicht nur im Iran sondern auch in der Türkei, Saudi-Arabien, dem Oman, den VAE und Bahrain. China wird seine Handelsbeziehungen und Investitionen mit diesen Staaten weiter ausbauen.
Man bekommt so ein wenig den Eindruck, dass Entscheidungsträger im Regime das Abkommen als anti-imperialistisches Bündnis gegen die USA sehen. Das ist aber natürlich nicht wirklich was die Chinesen darunter verstehen.
Rouhani’s Ex-Advisor: China Seeks Pragmatic Interests, Not Strategic Confrontation De facto sind die Chinesen selbst eine imperiale Macht und die historischen Erfahrungen, welche man mit dem britischen Empire, dem Zarenreich und den USA gemacht hat, gelten grundsätzlich auch für die chinesische Supermacht...
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Platon
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Sieht aus als wenn es ganz gut gelaufen ist. Bei einem weiteren Treffen am Dienstag soll weiterverhandelt werden.
At virtual JCPOA JC meeting, Iran & EU/E3+2 agreed to resume in-person talks in Vienna next Tues.

Aim: Rapidly finalize sanction-lifting & nuclear measures for choreographed removal of all sanctions, followed by Iran ceasing remedial measures.

No Iran-US meeting. Unnecessary.
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Tom Bombadil
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Tom Bombadil »

Warum hält sich der Iran nicht an den Vertrag mit den Europäern? Und warum haben die so wenig Selbstwertgefühl, dass sie sich am Nasenring durch die Manege zerren lassen?
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Offizielles Statement der EU zum heutigen Meeting:
A meeting of the Joint Commission of the Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA) was held virtually on Friday, 2 April. Under the terms of the JCPOA, the Joint Commission is responsible for overseeing the implementation of the agreement. The Joint Commission was chaired, on behalf of EU High Representative Josep Borrell, by the EEAS Deputy Secretary General Enrique Mora and was attended by representatives of China, France, Germany, Russia, the United Kingdom and Iran at the level of Deputy Foreign Ministers/Political Directors.

In line with the joint ministerial statement of 21 December participants recognised the prospect of a full return of the US to the JCPOA, and underlined their readiness to positively address this in a joint effort. Participants also emphasised their commitment to preserve the JCPOA and discussed modalities to ensure the return to its full and effective implementation.

Participants agreed to resume this session of the Joint Commission in Vienna next week, in order to clearly identify sanctions lifting and nuclear implementation measures, including through convening meetings of the relevant expert groups. In this context, the coordinator will also intensify separate contacts in Vienna with all JCPOA participants and the United States.
https://eeas.europa.eu/headquarters/hea ... mission_en

Die Iraner erzählen immer noch das Gleiche. Man will nicht direkt mit den USA verhandeln, sondern man redet mit den anderen Teilnehmern der JCPOA und der EU-Mensch redet dann mit den USA. Das ist offenbar etwas, wozu die USA bereit sind. Es könnte nach jüngsten Aussagen darauf hinauslaufen, dass die USA den ersten Schritt machen und als Erstes bestimmte Sanktionen aufheben. Daraufhin beenden die Iraner manche Verstöße, gefolgt von weiterer Sanktionsaufhebung etc. und am Ende haben die USA alle relevanten Sanktionen aufgehoben und die Iraner halten sich als letzten Schritt ebenfalls wieder komplett ans Abkommen. So wäre die iranische Rhetorik zufrieden gestellt, nach der die Iraner sich wieder ans Abkommen halten, wenn die USA alle Sanktionen aufgehoben werden. Das wäre in dieser Formulierung eine Möglichkeiten zu einer Einigung zu kommen, wenn man denn wirklich will. Aber mal schauen was bei diesen Gesprächen dann am Ende herauskommt.

Iran will return to full compliance with JCPOA only if US lifts all sanctions: Source tells Press TV
https://www.presstv.com/Detail/2021/04/ ... -sanctions

Iran, world powers ready to welcome back US to nuclear deal
https://apnews.com/article/world-news-u ... 2f18a7aece

Iran, world powers to hold nuclear talks in Vienna on Tuesday
https://www.reuters.com/article/us-iran ... SKBN2BP0QY

Heiko Maas führt diesen Fortschritt auf europäische Bemühungen zurück.
Es ist gut, dass sich ab kommender Woche alle relevanten Akteure in Wien treffen, um daran zu arbeiten, das Atom-Abkommen mit dem Iran wieder voll umzusetzen. Gemeinsam mit unseren E3-Partnern Frankreich und Großbritannien haben wir in den letzten Wochen intensiv an diesem Ziel gearbeitet.

Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ein wieder vollumfänglich respektiertes Abkommen wäre ein Plus an Sicherheit für die ganze Region und die beste Grundlage für Gespräche über andere wichtige Fragen der regionalen Stabilität.
https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/-/2452290

Tweets eines Journalisten mit Statements vom Sprecher des US-Außenministeriums zum Ergebnis des heutigen Treffens:


Das Statement der EU und der Tweet legen nahe, dass man eine grundsätzliche Einigung erzielt hat, wie eine Rückkehr aussehen könnte und es jetzt um die technischen Details geht. Also welche Sanktionen genau sollen aufgehoben werden und was genau sollen die Iraner rückgängig machen. Ausgehend davon kann man dann die Abfolge festlegen. Und das Treffen am Dienstag wird dann ganz offiziell identifizieren, was genau aufgehoben und rückgängig gemacht werden soll und es geht jetzt ganz konkret und verbindlich um die Sache.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Interessanter Artikel von einem Journalisten mit besten Kontakten zu Diplomaten, welche an den Gesprächen beteilligt sind:
The U.S. and Iran are expected to hold indirect “proximity talks” in Vienna next Tuesday to try and break the deadlock over a potential return to the 2015 nuclear deal, Western diplomats tell me.

Why it matters: At the moment, next week’s talks are not expected to include U.S. and Iranian diplomats sitting in the same room, but it's a small step forward when it comes to U.S.-Iran engagement.

[...]

Behind the scenes: Iranian Deputy Foreign Minister Abbas Araghchi refused to issue a joint statement at the end of Friday's meeting because there was no agreement on U.S. participation in Vienna next week, Western diplomats briefed on the talks tell me.

According to one diplomat, Araghchi told his counterparts: “'If the Americans are in Vienna at the same time and you want to talk to them, it's O.K. with us but we will not meet them.'"

Representatives from the E3 (France, Germany and the U.K.) urged Araghchi to agree to direct engagement with the U.S., saying the Biden administration's proposals had been "more than reasonable."The French representative was particularly forceful, telling Araghchi that Iran’s position was rejectionist and unhelpful, the Western diplomats say.[...]
U.S. and Iran to hold nuclear talks in Vienna, but in separate rooms

Hier ein Thread von Tweets vom Autor mit O-Tönen des Sprechers des US-Außenministeriums:
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Interview mit Robert Malley. Er war führend daran beteilligt 2015 den Iran-Deal unter Obama auszuhandeln und er ist jetzt ebenfalls die zuständige Person unter Biden. Gibt einen Eindruck, wo man aktuell steht bei einer Rückkehr in den Deal aus Sicht der US-Administration.
[youtube][/youtube]

Bei 3:35 geht es um den Tweet von Zarif, welchen ich weiter oben zitiert habe. Wie Malley schon sagt, ist die Einstellung des Iran, dass die USA alle Sanktionen aufheben soll und danach dann der Iran etwas macht, was auch der Tweet von Zarif so formuliert und was Khamenei ebenfalls so gesagt hat, völlig unrealistisch und das wird nicht passieren. Man scheint sich in diesem Punkt noch nicht näher gekommen zu sein, was den ganzen Prozess in Frage stellt. Man konnte sich damit durchsetzen keine direkten Verhandlungen mit den USA führen zu wollen, aber die iranische Seite wird früher oder später einen Weg finden müssen, diese Position zu verlassen oder es gibt keine Rückkehr zum JCPOA für die USA.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

"The emerged stand-still in the Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA) is being resolved," Ali-Akbar Salehi said in an interview with a number of journalists at the social network Club House on Friday.

"Now the talks on the nuclear deal have entered the technical phase, having left behind the initial controversial debates, which means resolving of the former halt, which is promising," he added.

"It has been agreed that as of next week technical talks will begin in Vienna, after which the pivotal issue of the legal and political aspects of the JCPOA will be dealt with," Salehi said, adding that the ground was paved for entering the political and legal aspects of the job.

“Presently we have taken a number of steps forward, since the unjustifiable discussion that they had initially started, or we had started, is now left behind, and this is very promising,” said the AEOI chief.

“When we will enter the technical talks phase, it means that the issue is being governed and so that ‘after you; no you first’ discussion is being left behind,” he said.[...]
Iran nuclear chief says JCPOA deadlock is breaking
https://en.mehrnews.com/news/171589/Ira ... s-breaking


Demnach hat die jüngste Aussage der USA, dass man selbstverständlich bereit ist den ersten Schritt zu machen, einiges bewegt für die iranische Seite.

Die Person, welche bei den Russen in Sachen JCPOA eine wichtige Rolle spielt, scheint Mikhail Ulyanov zu sein. Auch er ist offenbar der Meinung, dass es am Ende auf eine step-by-step-Lösung hinauslaufen wird:

Er war optimistisch nach dem Treffen gestern:


Trita Parsi mal wieder mit einer sehr pro-iranischen Sicht der Dinge. Demnach sind das Problem immer die USA, welche dem Iran nicht ausreichend entgegenkommen. :rolleyes:
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Orbiter1 »

Ich bleibe weiter skeptisch. Die iranischen Gegner des JCPOA sind nicht zu unterschätzen und auch Netanjahu traue ich jederzeit zu, über eine militärische Aktion die Gespräche zu stoppen.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Orbiter1 hat geschrieben:(03 Apr 2021, 09:50)

Ich bleibe weiter skeptisch. Die iranischen Gegner des JCPOA sind nicht zu unterschätzen und auch Netanjahu traue ich jederzeit zu, über eine militärische Aktion die Gespräche zu stoppen.
Ein Selbstläufer ist das selbstverständlich nicht. Das iranische Atomprogramm hat sich weiterentwickelt und es gibt technischen Fortschritt und auch wissenschaftlichen Fortschritt auf Seiten der Iraner und die USA haben unter Trump teilweise Sanktionen, welche ursprünglich wegen dem Atomprogramm verhängt wurden, umgewidmet als Sanktionen wegen Terrorismus. Die USA haben unter Trump im April 2019 die Revolutionsgarden zur Terrororganisation erklärt. Daraufhin hat man die iranische Zentralbank wegen der Finanzierung von Terrorgruppen, d.h. die Revolutionsgarden und Hisbollah sanktioniert. Ähnliches gilt für die iranische Ölindustrie. Das iranische Ölministerium, die staatliche Ölfirma und die Firma, welche die Tanker finanziert sind alle unter Sanktionen, weil sie die Revolutionsgarden mitfinanzieren. (U.S. Imposes Sanctions on Iran’s Oil Sector) Aber natürlich wird die iranische Seite darauf bestehen, dass die Sanktionen auf Zentralbank und Ölindustrie aufgehoben werden, weil das genau die Sanktionen sind, um die es ihnen ging, als sie das JCPOA verhandelt haben. Es würde für den Iran keinen Sinn machen seine Verpflichtungen wieder einzuhalten, wenn die Sanktionen nicht im selben Maße aufgehoben werden, wie sie 2015 beim ursprünglichen Abschließen des Abkommens aufgehoben wurden bzw. werden sollten. Angeschlossen ans internationale Bankensystem war der Iran zu keinem Zeitpunkt, auch zwischen 2015 und 2018 nicht... Es wird aber in den USA natürlich einiges an Kritik an Biden auslösen, wenn dieser Sanktionen aufhebt welche wegen der Finanzierung von Terrorismus verhängt wurden. Es wird also nächste Woche Dienstag und bei den darauf folgenden Sitzungen darum gehen, erstmal zu schauen, was für Sanktionen konkret aufgehoben werden sollen und inwiefern die Entwicklung des iranischen Atomprogramms in den letzten Jahren die iranischen Verpflichtungen aus Sicht der USA verändert haben könnten. Hier kann einiges schief gehen, wenn man versucht sich gegenseitig über den Tisch zu ziehen und es ist davon auszugehen, dass da enormer Diskussionsbedarf besteht...

Aber natürlich kann auch Khamenei noch das Ergebnis der Verhandlungen ablehnen oder herauszögern. Es kann auch sein, dass am Ende die jetzige Administration die schwierigen technischen Gespräche führt und die neue iranische Administration dann nach etwas hin und her die Gespräche zum Abschluss bringt.

Das Netanjahu irgendwelche miltärischen Alleingänge macht, halte ich aber für sehr unwahrscheinlich. Ohne Zustimmung der USA wird es keinen direkten Militärschlag geben. Dazu hat er im Moment andere Probleme bzw. es ist überhaupt nicht gesagt, dass er aus der jetzigen Regierungsbildung erneut als Sieger hervorgeht...
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Tom Bombadil »

Tom Bombadil hat geschrieben:(02 Apr 2021, 14:24)

Warum hält sich der Iran nicht an den Vertrag mit den Europäern? Und warum haben die so wenig Selbstwertgefühl, dass sie sich am Nasenring durch die Manege zerren lassen?
Die europäischen Vertragspartner sind offensichtlich irrelevant und werden ignoriert. Da sieht man mal, wie wenig außenpolitisches Gewicht die EU hat und dass man ihr auf der Nase herumtanzen kann. Ein Bild des Jammers, das Europa hier mal wieder abgibt.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von King Kong 2006 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(03 Apr 2021, 11:15)

Die europäischen Vertragspartner sind offensichtlich irrelevant und werden ignoriert. Da sieht man mal, wie wenig außenpolitisches Gewicht die EU hat und dass man ihr auf der Nase herumtanzen kann. Ein Bild des Jammers, das Europa hier mal wieder abgibt.
Die EU ist leider vollkommen irrelevant bei so großen Themen.

Die sogenannte EU3, also GB, Frankreich und Deutschland, hat Anfang 2003 seinerzeit mit dem Iran die Verhandlungen geführt, weil die USA und der Iran beide nicht offen miteinander reden wollten oder konnten.

Es stellte sich sehr schnell heraus, daß die EU3 überhaupt keine Prokura hatten. Die waren die Laufburschen, die zwischen den USA und dem Iran hin und hergelaufen sind. Irgendwann reichte es selbst dem Iran und die Forderung aus Teheran kam, mit dem Boss jetzt mal persönlich zu sprechen (da sieht man wie sehr die Hardliner im Iran abgnervt waren, daß sie dann doch mit den USA sprechen wollten). Mit einem, der auch was entscheiden kann und nicht nur labern wie die EU. Das führte zu den mehrjährigen, intensiven Verhandlungen zwischen den USA und Iran unter Obama. Die erfolgreich mit einem Abkommen geendet sind. Mit lächelnden, nutzlosen Europäern im Hintergrund.

Die Musik spielt nur zwischen Washington und Teheran. Damals, wie heute. Deshalb ist das auch ein Ding zwischen den Beiden und nicht nur ein Atomabkommen. Die EU ist leider ein Riese auf tönernen Füssen. Das kam seinerzeit ganz schnell heraus...

Heute ist das nicht anders. Die EU war völlig unfähig ihren Verpflichtungen nachzukommen, wenn die USA no sagen. Wirklich erschreckend diese Hilflosigkeit und peinlich. Der Iran hat sich das ein Jahr angeschaut, da kam nichts von der EU. Dann fing der Iran an sich auch davon zu distanzieren. Jetzt kommt der Boss vielleicht wieder.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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DevilsNeverCry
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von DevilsNeverCry »

Platon hat geschrieben:(03 Apr 2021, 09:11)

Iran nuclear chief says JCPOA deadlock is breaking
https://en.mehrnews.com/news/171589/Ira ... s-breaking


Demnach hat die jüngste Aussage der USA, dass man selbstverständlich bereit ist den ersten Schritt zu machen, einiges bewegt für die iranische Seite.

Die Person, welche bei den Russen in Sachen JCPOA eine wichtige Rolle spielt, scheint Mikhail Ulyanov zu sein. Auch er ist offenbar der Meinung, dass es am Ende auf eine step-by-step-Lösung hinauslaufen wird:

Er war optimistisch nach dem Treffen gestern:


Trita Parsi mal wieder mit einer sehr pro-iranischen Sicht der Dinge. Demnach sind das Problem immer die USA, welche dem Iran nicht ausreichend entgegenkommen. :rolleyes:
Das hört sich vernünftig an was die US Seite da zu bieten hat. Jetzt wäre der Iran am Zug.
Eine komplette Aufhebung der Sanktionen ist unrealistisch. Washington müsste im Grunde darauf vertrauen das Teheran dann das Atomabkommen komplett umsetzt, was einfach nicht gegeben ist. Eine step by step Lösung ist da wohl am realistischsten.

Der Iran sollte eine Wirtschaftspolitik nach dem Motto "die Sanktionen sind da um zu bleiben" führen. Gespräche sollten nur nebenbei geführt werden. Wenn es klappt dann klappt es -> first best. Wenn nicht dann hat man sich immerhin von vornerein darauf eingestellt -> second best. Den Fehler von damals wird man wohl kaum nochmal machen.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Das Treffen am Dienstag lief wie erwartet ab. Man wird sich bei weiteren Treffen auf Expertenebene austauschen und keine Seite hat irgendwelche Zugeständnisse gemacht. Die Iraner betonen sehr, dass für sie eine Step-by-Step-Lösung nicht in Frage kommt und die USA sofort alle Sanktionen aufheben sollen und die Iraner dann, nachdem man bestätigt, dass die Sanktionen aufgehoben wurden, die eigenen Verstöße gegen das Abkommen einstellt.

Der iranische Verhandlungsführer Vizeaußenminister Abbas Araghchi hat bei einem Interview die Sache sehr deutlich gemacht:
Iran not interested in step-by-step return to JCPOA
https://www.presstv.com/Detail/2021/04/ ... -sanctions

Dies entspricht aber nicht den Vorstellungen der USA und was ich auch für naheliegend halten würde. Es ist eine Maximalforderung des Iran, von der man nicht bereit ist abzurücken und die für die USA in dieser Form kaum zu verantworten wäre. Aber vielleicht gibt es ja doch eine Vorgehensweise, welche für beide Seiten akzeptabel ist. Ich selbst sehe es derzeit jedenfalls nicht. Es geht aber jetzt erstmal darum, in zwei Arbeitsgruppen genau festzulegen, was beide Seiten machen sollen für eine Rückkehr zum JCPOA und hier ist vor allem die Frage, welche Sanktionen tatsächlich aufgehoben werden sollen der springende Punkt. Die USA reden davon, dass sie die Sanktionen aufheben wollen, welche mit dem JCPOA "inkonsistent" sind. Was auch immer das konkret heißen soll. Das Problem ist wie schon erwähnt, dass man unter Trump 1400 neue Sanktionen verhängt hat und dabei dann auch Sanktionen auf iranische Nationalbank und Ölindustrie dabei sind, wegen der Finanzierhung von den USA als Terrorgruppen eingestuften Organisationen (Hisbollah, Revolutionsgarden) und man auf diese Weise die Verhandlungen über eine Rückkehr verkompliziert hat. Das war damals durchaus Sinn und Zweck dieser Vorgehensweise, weil Pompeo/Trump natürlich genau das jetzige Szenario erschweren wollten.

Es ist gut, dass man jetzt konkret über eine Rückkehr der USA in das JCPOA spricht, aber das ist aufgrund der Komplexität der US-Sanktionen und der iranischen Bedingungen für eine Lösung, die natürlich alle von Khamenei persönlich kommen, kein Selbstläufer und es kann noch viel schief gehen. Man muss schauen, was die Unterhändler am Ende zustande bringen und es wird auf jeden Fall ein paar Wochen dauern.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Heute war wieder eine Verhandlungssitzung und nächste Woche Mittwoch geht es weiter. Man redet von Fortschritten und ist zuversichtlich. Dennoch wird es ein paar Wochen dauern. Mitte Mai geht im Iran der Wahlkampf los und die Einigung mit der IAEA 3 Monate lang die Überwachungsbänder aufzubewahren läuft dann auch aus. Mir scheint es so, als mache man Fortschritte, aber der Iran stellt weiterhin Maximalforderungen, neuerdings sagt man die USA sollen alle Sanktionen aufheben, nicht nur die zum Atomprogramm, und es ist fraglich ob man von diesen vor der Präsidentschaftswahl im Juni noch abrücken wird.
Permanent Representative of Russia to International Organizations in Vienna Mikhail Ulyanov hat geschrieben:For a long time we spoke about the need to restore the #JCPOA, but only now we have started to elaborate practical steps in this direction. If we succeed we can strengthen non-proliferation regime, alleviate suffering of the Iranian population and ease tension in Persian Gulf.
Deputy foreign ministers from Iran and world powers will reconvene next Wednesday [April 14] in continuing talks to revive Tehran’s 2015 nuclear agreement, the Joint Comprehensive Plan of Action. Chinese and Russian ambassadors on Friday [April 9] welcomed progress made this week in detailed working groups.

"The JCPOA (Joint Comprehensive Plan of Action) participants took stock of the work done by experts over the last three days and noted with satisfaction the initial progress made,” Mikhail Ulyanov, Russia’s envoy to the International Atomic Energy Agency, tweeted after the JCPOA Joint Commission met(link is external) on Friday.

“All parties have narrowed down their differences and we do see the momentum for gradually evolving consensus,” Wang Qun, China’s IAEA ambassador, told reporters after the meeting, adding that the working groups and senior diplomats would intensify discussions next week.[...]
Vienna Talks To Resume Wednesday Over Iran Nuclear Deal

Parties to Iran nuclear talks see progress despite clash on sanctions
[...]Seit Dienstag haben hochrangige Diplomaten der beiden verfeindeten Staaten wieder Quartier bezogen in Wien. Dort hatten die Außenminister im Juli 2015 mehr als 18 Tage fast rund um die Uhr verhandelt und schließlich den Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA) besiegelt, wie das Atomabkommen offiziell heißt. Physisch trennt nur der Kärntner Ring, die Prachtstraße im 1. Bezirk, die Delegationen aus Teheran und Washington. Überdies sind deren Leiter alte Bekannte aus dem Sommer vor sechs Jahren.

Irans Vizeaußenminister Abbas Araghchi war damals schon die Schlüsselfigur im Team seines Chefs Mohammad Dschawad Sarif. Er führte von 2013 an geheime bilaterale Gespräche mit den Amerikanern, ebenso wie später die offiziellen Verhandlungen unter dem Vorsitz der Europäischen Union, an denen auch Frankreich, Großbritannien und Deutschland, E3 genannt, sowie Russland und China beteiligt waren. Robert Malley, Bidens Sondergesandter für Iran, saß als damaliger Koordinator des Weißen Hauses für den Nahen Osten und die Golfregion am Verhandlungstisch nie weit entfernt von Außenminister John Kerry.[...]
EU vermittelt im Nuklearstreit:200 Schritte zwischen Iran und USA
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

In Natanz hat es mal wieder einen Vorfall gegeben, nachdem man begonnen hat neue Zentrifugen in Betrieb zu nehmen. Es könnte sich um einen Unfall handeln oder eine Sabotage-Aktion z.B. von Israel.
Iran’s Natanz nuclear site suffered a problem Sunday involving its electrical distribution grid just hours after starting up new advanced centrifuges that more quickly enrich uranium, state TV reported.

It was the latest incident to strike one of Tehran’s most-secured sites amid negotiations over the tattered atomic accord with world powers.

State TV quoted Behrouz Kamalvandi, a spokesman for the Atomic Energy Organization of Iran (AEOI), announcing the incident.

[...]

Iran announced on Saturday that it had started up advanced IR-6 and IR-5 centrifuges that enrich uranium more quickly, in a new breach of its undertakings under the troubled 2015 nuclear agreement.

It also said it has begun mechanical tests on an even faster nuclear centrifuge: The output of Iran’s IR-9 centrifuge, when operational, would be 50 times quicker than the first Iranian centrifuge, the IR-1, which is the only one that the 2015 deal allows it to use. Iran’s nuclear program is also developing IR-8 centrifuges.

On Friday night, Kamalvandi said the country was enriching material at a rapid pace — in violation of the nuclear deal — adding that should “Western parties” continue to delay the lifting of sanctions, they would be the “big loser.”[...]
‘Accident’ hits Iran’s Natanz nuclear site, day after advanced centrifuges start
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Kohlhaas »

Platon hat geschrieben:(11 Apr 2021, 09:43)

In Natanz hat es mal wieder einen Vorfall gegeben, nachdem man begonnen hat neue Zentrifugen in Betrieb zu nehmen. Es könnte sich um einen Unfall handeln oder eine Sabotage-Aktion z.B. von Israel.

‘Accident’ hits Iran’s Natanz nuclear site, day after advanced centrifuges start

Mit der folgenden Passage aus dem Link, hat Kamalvandi im Grunde eingeräumt, dass iran ein militärisches Atomprogramm betreibt:

"On Friday night, Kamalvandi said the country was enriching material at a rapid pace — in violation of the nuclear deal — adding that should “Western parties” continue to delay the lifting of sanctions, they would be the “big loser.”"

Jedenfalls ist es kein gutes Vorzeichen für die Bemühungen zur Neuetablierung des Atomabkommens, dass Iran ausgrechnet jetzt neue Zentrifugen in Betrieb nimmt, die gegen das Abkommen verstoßen.

Was den jüngsten "Vorfall" in Natanz betrifft, kann man im Moment nur spekulieren. Niemand weiß, was genau "vorgefallen" ist und welche Schäden dabei entstanden sind. Eine Nebensächlichkeit wie eine rausgeflogene Sicherung wird es aber wohl nicht gewesen sein, sonst hätte Iran kaum öffentlich darüber informiert.
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Beitrag von Praia61 »

Mullahs KKWs sind sicher unsere nicht ?
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Kohlhaas »

Praia61 hat geschrieben:(11 Apr 2021, 13:30)

Mullahs KKWs sind sicher unsere nicht ?
Wie bitte?
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Praia61 »

Kohlhaas hat geschrieben:(11 Apr 2021, 13:31)

Wie bitte?
Nachhilfe :
Atomare Partikel kennen keine Grenzen.
Abschalten Welt weit !
Das geht nicht ?
Ok, dann machen wir Angsthasen es euch vor .
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Kohlhaas »

Praia61 hat geschrieben:(11 Apr 2021, 13:36)

Nachhilfe :
Atomare Partikel kennen keine Grenzen.
Abschalten Welt weit !
Das geht nicht ?
Ok, dann machen wir Angsthasen es euch vor .
Sorry, aber Du redest wirr. Wer ist "wir" und wem wollt "ihr" etwas vormachen? Welche "Angsthasen" meinst Du? Und was hat das alles mit "sicheren KKW" zu tun? Natanz ist kein KKW. Da steht eine Nuklearanlage, in der Uran angereichert wird. Und so "sicher" ist diese Anlage offensichtlich nicht.

Schreib doch bitte mal deutlich, worauf Du eigentlich hinaus willst. Ich verstehe Dich einfach gerade nicht.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Kohlhaas hat geschrieben:(11 Apr 2021, 13:26)Jedenfalls ist es kein gutes Vorzeichen für die Bemühungen zur Neuetablierung des Atomabkommens, dass Iran ausgrechnet jetzt neue Zentrifugen in Betrieb nimmt, die gegen das Abkommen verstoßen.
Im Moment wird konkret darüber verhandelt, was USA und Iran jeweils machen müssen, damit man sich gegenseitig zugesteht wieder seine Verpflichtungen vom Abkommen einzuhalten. Die USA haben neue Sanktionen verhängt bzw. teilweise umgewidmet und der Iran hat neue Erkenntnisse gewonnen und technische Fortschritte gemacht. Diese neuen Zentrifugen dürften dabei ganz oben auf der Liste stehen was technische Fortschritte des Iran angeht. Wenn man sie also jetzt erfolgreich in Betrieb nimmt und damit die alten Zentrifugen ersetzt, schafft das Fakten und man kann in Wien dann darauf bestehen, dass man sie behalten darf, weil sie dem aktuellen Entwicklungsstand des Atomprogramms entsprechen oder man kann Zugeständnisse bekommen, wenn man auf sie verzichtet. Es ist also weniger ein gutes oder schlechtes Zeichen als vielmehr Verhandlungstaktik. Das sie mit den neuen Zentrifugen dann nicht weit gekommen sind, ist dann natürlich wiederum nicht gut für diese Verhandlungstaktik.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Kohlhaas »

Platon hat geschrieben:(11 Apr 2021, 14:26)

Im Moment wird konkret darüber verhandelt, was USA und Iran jeweils machen müssen, damit man sich gegenseitig zugesteht wieder seine Verpflichtungen vom Abkommen einzuhalten. Die USA haben neue Sanktionen verhängt bzw. teilweise umgewidmet und der Iran hat neue Erkenntnisse gewonnen und technische Fortschritte gemacht. Diese neuen Zentrifugen dürften dabei ganz oben auf der Liste stehen was technische Fortschritte des Iran angeht. Wenn man sie also jetzt erfolgreich in Betrieb nimmt und damit die alten Zentrifugen ersetzt, schafft das Fakten und man kann in Wien dann darauf bestehen, dass man sie behalten darf, weil sie dem aktuellen Entwicklungsstand des Atomprogramms entsprechen oder man kann Zugeständnisse bekommen, wenn man auf sie verzichtet. Es ist also weniger ein gutes oder schlechtes Zeichen als vielmehr Verhandlungstaktik. Das sie mit den neuen Zentrifugen dann nicht weit gekommen sind, ist dann natürlich wiederum nicht gut für diese Verhandlungstaktik.
Ja, sicher ist das ein Versuch der Verhandlungstaktik. Die Mullahs bemühen sich, etwas herzustellen, was sie dann in möglichen Verhandlungen wieder "hergeben" können. Das funktioniert nur nicht. Sieht man ja. Es gibt in dem Spiel eine oder mehrere Parteien, die ganz offensichtlich auch abseits vom "Verhandlungstisch" noch Optionen haben, den Iran am Bau einer Atomwaffe zu hindern. Gegenwärtig passiert das noch durch "verdeckte Operationen". Das kann aber leicht umschlagen, wenn z.B. die neuen iranischen Zentrifugen zu "effektiv" sind. Der große Denkfehler der Mullahs liegt darin, dass sie glauben, jetzt erstmal eskalieren zu müssen, um dann später Verhandlungsmasse für Deeskalation zu haben. Im Moment eskaliert nur Iran die Situation. Ziel dabei ist es, möglichst viel von den Kapazitäten zu erhalten, die schon existieren. Das ergibt nur dann Sinn, wenn Iran tatsächlich ein miltiärisches Atomprogramm betreibt. Würde es nur um eine zivile Nutzung gehen, dann wäre es die beste und sinnvollste Lösung, den Kontrolleuren internationaler Organisationen einfach unbeschränkten Zugang zu gewähren. Dann wären ruckzuck viele Sanktionen vom Tisch.

Es geht hier nicht nur um Verhandlungstaktik. Die iranische Verhandlungstaktik hat das Ziel, ein Atomwaffenprogramm zu verschleiern. Solange es dieses Atomwaffenprogramm gibt, wird es keine Verhandlungslösung geben.

Und nebenbei: "Konkret" wird im Moment noch über gar nichts verhandelt. Es wird lediglich darüber verhandelt, unter welchen Bedingungen man verhandeln kann. Da ist es ziemlich kontraproduktiv, wenn eine Partei jetzt eine Strategie der Eskalation verfolgt. Das kam ja in dem von mir weiter oben zitierten Satz zum Ausdruck. Iran droht gerade damit, dass die "Verhandlungspartner" zu "Losern" werden, wenn sie sich nicht den iranischen Bedingungen beugen. "Loser" werden dann nämlich letztlich die Menschen im Iran sein, die unter den Sanktionen leiden und vielleicht auch noch Opfer von militärischen Angriffen werden, die sich gegen das Atomprogramm richten.

Ich kann es nur gebetsmühlenartig wiederholen: Weder Israel noch die USA werden zulassen, dass Iran eine funktionierende Atomwaffe bekommt. Dafür sollten wir dankbar sein. Irre Mullahs mit Zugriff auf Nuklearwaffen wären eine Katastrophe für den Weltfrieden! Das bringt uns natürlich einem neuen Krieg im Nahen Osten leider immer näher. Jeder weitere Eskalationsschritt, den die religiösen Fanatiker unternehmen, bringt uns dem neuen Krieg näher. Wenn es im Iran wirkliche Verhandlungsbereitschaft geben würde, dann müssten jetzt Schritte zur DE-Eskalation erfolgen. Die gibt es aber nicht. Ich fürchte, dass das Problem am Ende nur mit Waffengewalt zu lösen ist.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Praia61 »

Kohlhaas hat geschrieben:(11 Apr 2021, 13:48)

Sorry, aber Du redest wirr. Wer ist "wir" und wem wollt "ihr" etwas vormachen? Welche "Angsthasen" meinst Du? Und was hat das alles mit "sicheren KKW" zu tun? Natanz ist kein KKW. Da steht eine Nuklearanlage, in der Uran angereichert wird. Und so "sicher" ist diese Anlage offensichtlich nicht.

Schreib doch bitte mal deutlich, worauf Du eigentlich hinaus willst. Ich verstehe Dich einfach gerade nicht.
Wir ist Deutschland.
Der Ausstieg aus der Kernernergie machen wir vor.
Weil wir Angsthasen sind oder die anderen Mutige sind.


Natürlich rede ich wirr , da ich das Mäntelchen der AKW Gegner anzog. ;)
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Kohlhaas hat geschrieben:(11 Apr 2021, 13:26)[...]Was den jüngsten "Vorfall" in Natanz betrifft, kann man im Moment nur spekulieren. Niemand weiß, was genau "vorgefallen" ist und welche Schäden dabei entstanden sind. Eine Nebensächlichkeit wie eine rausgeflogene Sicherung wird es aber wohl nicht gewesen sein, sonst hätte Iran kaum öffentlich darüber informiert.
Salehi hat von nuklearem Terrorismus geredet, daher war es offenbar ein Sabotageakt und es wird wohl auch ordentlich Schaden angerichtet haben, wenn man so sauer ist und es bereitwillig öffentlich macht.
A nuclear facility in Iran was hit by a "terrorist act" a day after it unveiled new advanced uranium centrifuges, a top nuclear official says.

He did not say who was to blame but urged the international community to deal with nuclear terrorism.

Israeli media suggest the incident was a result of an Israeli cyber attack.[...]

Later state TV read out a statement by AEOI head Ali Akbar Salehi, in which he described the incident as "sabotage" and "nuclear terrorism".

"Condemning this despicable move, the Islamic Republic of Iran emphasises the need for the international community and the International Atomic Energy Agency [IAEA] to deal with this nuclear terrorism," he was quoted as saying.[...]
https://www.bbc.com/news/world-middle-east-56708778

Am Ende mal wieder eine Blamage des Iran und der Revolutionsgarden, die offenbar außerstande sind sensitive Informationen, Personen und Bereiche des Atomprogramm zu schützen. Nachrichtendienstlich ist es doch ein Witz, dass man neue Zentrifugen in Betrieb nimmt und es keine 24 Stunden dauert bis sie per Sabotage wieder außer Betrieb sind. Aber es reiht sich ja ein in eine ganze Reihe von ähnlichen Aktionen, bei denen mutmaßlich Israel zeigt, dass sie mehr oder weniger beliebig Spionage und Sabotage des iranischen Atomprogramms betreiben können, wie sie wollen. Kein Wunder, dass Salehi da jetzt recht aufgebracht ist. ^^
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Tom Bombadil »

Interessant, der Iran gibt also öffentlich zu, sich nicht an sein Abkommen mit den Europäern zu halten und die machen ... nichts. Lachnummer.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

The Spokesman of Iran’s Atomic Energy Organization (AEOI) Behruz Kamalvandi was injured in an incident while inspecting the Natanz nuclear facility on Sunday after an apparent cyberattack that led to electricity disruption and a fire.

Reports say that Kamalvandi, hours after the incident in Natanz, visited the site with the head of the AEOI Ali Akbar Salehi and sustained an injury while doing an inspection.

The head of the medical university in the nearby city of Kashan, Alireza Moraveji told local media that the incident happened during inspection and Kamalvandi fell from a height of seven meters (23 feet). He added that Kamalvadi’s overall health is satisfactory, but his ankle and head have sustained fractures.[...]
In the evening, former Islamic Revolution Guard Corps (IRGC) commander Mohsen Rezaei tweeted that a blaze occurred in Natanz and questioned if this incident and the mysterious attack in July 2020 were not the work of “infiltrators”. He also did not disclose the extent of the blaze in his short tweet.[...]
https://iranintl.com/en/world/irans-nuc ... z-facility

wtf

Wie kann man in einer Atomanlage versehentlich 7 Meter tief fallen? Da muss ja doch einiges mehr passiert sein, als ein einfacher Stromausfall ^^.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Orbiter1 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(12 Apr 2021, 10:26)

Interessant, der Iran gibt also öffentlich zu, sich nicht an sein Abkommen mit den Europäern zu halten und die machen ... nichts. Lachnummer.
Ja, die Europäer könnten die Gespräche in Wien beenden. Würden sie sich dann besser fühlen?
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Kohlhaas »

Platon hat geschrieben:(11 Apr 2021, 21:57)

Salehi hat von nuklearem Terrorismus geredet, daher war es offenbar ein Sabotageakt und es wird wohl auch ordentlich Schaden angerichtet haben, wenn man so sauer ist und es bereitwillig öffentlich macht.

https://www.bbc.com/news/world-middle-east-56708778
Jaja, der Herr Saheli mal wieder. Die Iraner verwehren der Internationalen Atomenergiebehörde dauernd den Zugang zu wichtigen Einrichtungen, aber jetzt schreien sie rum, dass die Behörde sich um "Atomterrorismus" kümmern solle...



Platon hat geschrieben:(12 Apr 2021, 10:32)

https://iranintl.com/en/world/irans-nuc ... z-facility

wtf

Wie kann man in einer Atomanlage versehentlich 7 Meter tief fallen? Da muss ja doch einiges mehr passiert sein, als ein einfacher Stromausfall ^^.
Wie es scheint, war der "Vorfall" in der Anlage noch nicht beendet, als am Sonntag die Inspektion stattfand. Die Iraner haben die Sache nicht im Griff. Und wieder ist nicht einmal klar, was eigentlich passiert ist. Da ist von einer Cyberattacke oder "Infiltration" die Rede.

In Israel wird derweil berichtet, dass der Mossad die Aktion durchgeführt hat.

Bemerkenswert finde ich dabei die Parallelität der Ereignisse: Unmittelbar vor den Atomverhandlungen in Wien nimmt der Iran Zentrifugen in Betrieb, mit denen er offen gegen das Abkommen verstößt. Und sofort erfolgt in Natanz die Gegenreaktion.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Kohlhaas »

Orbiter1 hat geschrieben:(12 Apr 2021, 10:49)

Ja, die Europäer könnten die Gespräche in Wien beenden. Würden sie sich dann besser fühlen?
Wir würden uns wohl alle besser fühlen, wenn der Iran überhaupt erstmal mit ernsthaften Verhandlungen beginnen würde.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Tom Bombadil »

Orbiter1 hat geschrieben:(12 Apr 2021, 10:49)

Ja, die Europäer könnten die Gespräche in Wien beenden.
Das wäre ein Anfang, um sich nicht weiter der Lächerlichkeit anheimzugeben. Schritt 2 wären dann harte Sanktionen.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Orbiter1 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(12 Apr 2021, 11:08)

Das wäre ein Anfang, um sich nicht weiter der Lächerlichkeit anheimzugeben. Schritt 2 wären dann harte Sanktionen.
Was wären das für Sanktionen wenn "maximum pressure" immer noch nicht ausreicht?
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Tom Bombadil »

Orbiter1 hat geschrieben:(12 Apr 2021, 11:11)

Was wären das für Sanktionen...
Wirtschaftlich und politisch.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von King Kong 2006 »

Was wird aus dem Atomabkommen?

Bundesaußenminister Heiko Maas äußerte sich besorgt über den Zwischenfall, der "keinen positiven Beitrag" zu den Verhandlungen leiste.
Diejenigen, die im Iran ein Interesse haben mit den USA zu verhandeln, wollen am Ball bleiben. Ob sie es können?
"Um die Ziele jener zu durchkreuzen, die diesen terroristischen Akt befehligt haben, wird der Iran zum einen seine Nukleartechnologie weiter verbessern und zum anderen weiter an einer Aufhebung der repressiven US-Sanktionen arbeiten", sagte der Chef der iranischen Atombehörde, Ali Akbar Salehi, im staatlichen Fernsehen.
Es hat wohl die alten IR-1 Zentrifugen getroffen.
Die Schäden beziehen sich auf die IR-1 Zentrifuge, aber wir stellen in der Zwischenzeit bereits die IR-9 Generation her", sagte Außenamtssprecher Said Chatibsadeh.
In Israel berichtete der öffentlich-rechtliche Sender Kan, der Mossad habe einen Cyberangriff gegen die Atomanlage von Natans ausgeführt.

https://www.dw.com/de/iran-spricht-von- ... a-57163532
Das Ziel war sicher auch die Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde zu sabotieren. Seit Jahrzehnten wirft der Iran der Behörde vor, die Sicherheit der sensitiven Informationen nicht ausreichend zu schützen. Das kann auch ein Ziel sein, das Mißtrauchen gegenüber einer - über das NPT hinausgehenden - Zusammenarbeit mit der Behörde zu sabotieren.

Erwartungsgemäß wird jetzt wie früher der Iran da mehr Gas geben.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Orbiter1 »

Platon hat geschrieben:(03 Apr 2021, 10:21)

Das Netanjahu irgendwelche miltärischen Alleingänge macht, halte ich aber für sehr unwahrscheinlich. Ohne Zustimmung der USA wird es keinen direkten Militärschlag geben.
Die Sabotage auf die Urananreicherung in Natanz dürfte dann wohl mit den USA abgestimmt worden sein. Zu dem Zeitpunkt war ja sogar der US-Verteidigungsminister in Israel. Bestärkt mich in der Annahme dass aus den Gesprächen in Wien nichts rauskommt. Zum x-ten mal haben sich die Amis gegenüber dem Iran als nicht vertrauenswürdig entpuppt. Mal sehen ob die Gespräche überhaupt noch weitergeführt werden können, oder ob die Iraner abreisen.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Orbiter1 hat geschrieben:(13 Apr 2021, 07:41)

Die Sabotage auf die Urananreicherung in Natanz dürfte dann wohl mit den USA abgestimmt worden sein. Zu dem Zeitpunkt war ja sogar der US-Verteidigungsminister in Israel. Bestärkt mich in der Annahme dass aus den Gesprächen in Wien nichts rauskommt. Zum x-ten mal haben sich die Amis gegenüber dem Iran als nicht vertrauenswürdig entpuppt. Mal sehen ob die Gespräche überhaupt noch weitergeführt werden können, oder ob die Iraner abreisen.
Zarif hat erklärt, dass man an den Gesprächen weiterhin teilnehmen wird:
[...]Iranian Foreign Minister Javad Zarif vowed revenge on Israel but also said the attack would not lead Tehran to pull out of the talks.

“The Zionists want to take revenge because of our progress in the way to lift sanctions.… We will not fall into their trap…” Zarif was quoted as saying in media reports. “We will not allow this act of sabotage to affect the nuclear talks.… But we will take our revenge against the Zionists.” [...]
https://www.politico.com/news/2021/04/1 ... ack-481001

Letztendlich befindet man sich in Wien in der Phase, wo die Elemente einer möglichen Einigung erarbeitet werden. Also wer was machen soll. Je nachdem wie groß der Schaden ist und welche neuen Verstöße des Iran nach der Sabotage in Natanz jetzt noch zusätzlich folgen, können die Verhandlungen noch von der Aktion direkt beeinflusst werden. Aber es gibt noch nicht die Notwendigkeit sich zu einigen, wer wann etwas machen muss. Das sind ja die wirklich schwierigen Entscheidungen, welche beide Seiten treffen müssen. Man tauscht sich sicherlich darüber aus, aber die letztendliche Einigung hierzu wird erst in ein paar Monaten - womöglich auch erst nach der Wahl im Iran erfolgen. Die Wahl im Iran ist im Juni, die Machtübergabe glaube ich im August. Es könnte auch eine Einigung geben nach der Wahl und vor der Amtsübergabe. Darum kann man die aktuellen technischen Gespräche erstmal laufen lassen, weil es jetzt erstmal darum geht die notwendigen Inhalte zu erarbeiten und noch nicht darum wichtige Entscheidungen zu treffen. Es wäre zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich sich vor die Kameras zu stellen und gemeinsam eine Einigung zu verkünden, aber das ist aktuell ohnehin nicht in Reichweite. Ein Unterbrechen der Gespräche zum jetzigen Zeitpunkt würde aber eine Einigung vor der Wahl praktisch unmöglich machen, weil man nicht genug Zeit hat die technischen Gespräche zum Abschluss zu bringen.
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Kohlhaas
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Kohlhaas »

Orbiter1 hat geschrieben:(13 Apr 2021, 07:41)

Die Sabotage auf die Urananreicherung in Natanz dürfte dann wohl mit den USA abgestimmt worden sein. Zu dem Zeitpunkt war ja sogar der US-Verteidigungsminister in Israel. Bestärkt mich in der Annahme dass aus den Gesprächen in Wien nichts rauskommt. Zum x-ten mal haben sich die Amis gegenüber dem Iran als nicht vertrauenswürdig entpuppt. Mal sehen ob die Gespräche überhaupt noch weitergeführt werden können, oder ob die Iraner abreisen.
Ich verstehe Deine Argumentation immer weniger.

Wie vertrauenswürdig findest Du einen "Verhandlungspartner", der unmittelbar vor Beginn der Verhandlungen ganz offen und unter propagandistischem Theaterdonner den zu verhandelnden Vertrag bricht? Ich spreche von der Inbetriebnahme von Zentrifugen, die der Iran gar nicht besitzen darf!

Wie "überraschend" findest Du es, dass dieser offene und propagandistisch ausgeschlachtete Vertragsbruch vor Verhandlungsbeginn "Konsequenzen" hatte? Meinst Du, die "Gegenseite" sei nur dann vertrauenswürdig, wenn sie demütig jede Maßnahme der religiösen Fanatiker in Teheran hinnimmt?

Und was haben jetzt überhaupt die USA wieder mit der Sache zu tun? Nach allem, was wir wissen, hat der Mossad den "Zwischenfall" in Natanz verursacht. Wieso sollten jetzt die Amis deshalb unglaubwürdig werden? Weil sie Verbündete Israels sind? Jetzt wird es langsam lächerlich! Iran verlangt also nicht nur, dass die USA als Vorbedingung für den Beginn von Verhandlungen erstmal alle Sanktionen aufheben. Nein, Iran verlangt auch noch, dass die USA ihr Bündnis mit Israel lösen... Und Du findest das "logisch"??? Die USA sind im Moment gar nicht involviert, aber Du ziehst sofort wieder die Vertrauenswürdigkeit der USA in Zweifel. Ich kann das nur noch als Ausdruck eines undifferenzierten Antiamerikanismus deuten.

Ich stimme Dir zu: Die jetzige Situation lässt nicht darauf hoffen, dass bei den Gesprächen in Wien irgendwas rauskommt. Verantwortlich dafür ist Iran. Die Iraner wollen nämlich eigentlich gar nicht verhandeln. Die wollen nur Zeit schinden, um ihr Atomprogramm weiter vorantreiben zu können. Der neuerliche "Vorfall" in Natanz hat gezeigt, dass diese vollbescheuerte "Strategie" nicht funktionieren wird. Zudem hat Netanjahu unlängst unmissverständlich deutlich gemacht, dass Israel niemals zulassen wird, dass Iran in den Besitz von Atomwaffen gelangt.

Wie wertest Du es angesichts dessen, dass die irren Mullahs genau am Tag vor dem Beginn der Verhandlungen in Wien Zentrifugen in Betrieb nehmen, deren Einsatz mit dem angeblichen Ziel einer "zivilen Nutzung" der Kernenergie nicht mehr in Einklang zu bringen ist?

Wenn die Iraner aus Wien abreisen, dann ist das ein weiterer Beleg für den aggressiven Charakter der iranischen Außenpolitik. Und dann ist das ein weiterer Schritt in Richtung auf einen heißen Krieg.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Cobra9 »

Orbiter1 hat geschrieben:(13 Apr 2021, 07:41)

Die Sabotage auf die Urananreicherung in Natanz dürfte dann wohl mit den USA abgestimmt worden sein. Zu dem Zeitpunkt war ja sogar der US-Verteidigungsminister in Israel. Bestärkt mich in der Annahme dass aus den Gesprächen in Wien nichts rauskommt. Zum x-ten mal haben sich die Amis gegenüber dem Iran als nicht vertrauenswürdig entpuppt. Mal sehen ob die Gespräche überhaupt noch weitergeführt werden können, oder ob die Iraner abreisen.
Das ist lediglich eine Behauptung von Dir und sehr wahrscheinlich falsch. Israel fragt schon lange nicht mehr um Erlaubnis in Washington. Washington ist ein wichtiger Partner aber Israel kann sich die Partner aussuchen. Russland ist an besseren Beziehungen interessiert und hat den Iran mehrfach schon mit dem Stock gehauen wenn der Iran gegen Israel zu frech wurde aus Syrien raus.

Da schläft die russ. Luftabwehr mal länger. Dann macht es boom. Und was will der Iran tun. Gegenüber Russland der Junior Partner.

Die Zeiten das Israel alles nur mit Erlaubnis der USA gemacht hat ist vorbei. Absprachen eher mit Saudi-Arabien ect.

Die USA haben nichts getan momentan.
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von King Kong 2006 »

Wie zu erwarten, jetzt wird Gas gegeben. Wie damals unter Bush und Ahmadinejad, das ich als ein verlorenes Jahrzehnt bezeichne.
Nach Angriff auf Atomanlage

Iran will Uran auf 60 Prozent anreichern

Es wäre der höchste Grad der Anreicherung, den der Iran bisher verfolgt hat - nach dem Angriff auf seine Atomanlage in Natans will Teheran seine Urananreicherung auf 60 Prozent erhöhen. Die Gespräche über das Atomabkommen stehen derzeit unter keinem guten Stern.Der Iran plant nach dem mutmaßlich israelischen Angriff auf seine Atomanlage in Natans den Grad seiner Urananreicherung auf 60 Prozent zu erhöhen. Nach einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Irna wird Vize-Außenminister Abbas Aragchi auch die UN-Atombehörde IAEA davon in Kenntnis setzen. Aragchi ist derzeit in Wien, um die iranische Delegation bei den Gesprächen über die Zukunft des Atomabkommens zu leiten.

https://www.tagesschau.de/ausland/asien ... g-119.html
Technisch ist der Iran seit Jahren in der Lage auch auf über 90 % anzureichern.

Vom Tisch ist wohl die Taktik der Annäherung der kleinen Schritte. Es steht die vollständige Rückkehr der USA zum Atomabkommen im Raum. Oder eben nicht.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Orbiter1 »

Kohlhaas hat geschrieben:(13 Apr 2021, 13:32)

Ich verstehe Deine Argumentation immer weniger.

Wie vertrauenswürdig findest Du einen "Verhandlungspartner", der unmittelbar vor Beginn der Verhandlungen ganz offen und unter propagandistischem Theaterdonner den zu verhandelnden Vertrag bricht? Ich spreche von der Inbetriebnahme von Zentrifugen, die der Iran gar nicht besitzen darf!

Wie "überraschend" findest Du es, dass dieser offene und propagandistisch ausgeschlachtete Vertragsbruch vor Verhandlungsbeginn "Konsequenzen" hatte? Meinst Du, die "Gegenseite" sei nur dann vertrauenswürdig, wenn sie demütig jede Maßnahme der religiösen Fanatiker in Teheran hinnimmt?
Der Iran hat alle seine Schritte im Vorfeld angekündigt. Die Anreicherung auf 20% war die Antwort auf die Ermordung des führenden Atomwissenschaftlers und die aktuelle Ankündigung einer Anreicherung auf 60% ist die Antwort auf die Sabotage in Natanz. Keine Ahnung wann sie endlich kapieren dass sich der Iran nichts gefallen lässt.
Und was haben jetzt überhaupt die USA wieder mit der Sache zu tun? Nach allem, was wir wissen, hat der Mossad den "Zwischenfall" in Natanz verursacht. Wieso sollten jetzt die Amis deshalb unglaubwürdig werden? Weil sie Verbündete Israels sind? Jetzt wird es langsam lächerlich! Iran verlangt also nicht nur, dass die USA als Vorbedingung für den Beginn von Verhandlungen erstmal alle Sanktionen aufheben. Nein, Iran verlangt auch noch, dass die USA ihr Bündnis mit Israel lösen... Und Du findest das "logisch"??? Die USA sind im Moment gar nicht involviert, aber Du ziehst sofort wieder die Vertrauenswürdigkeit der USA in Zweifel.
Die USA gewähren Israel jedes Jahr eine Militärhilfe in der Größenordnung von 4 Mrd $ und sind mit Abstand der engste Verbündete von Israel. Da kann mir keiner erzählen die Anschläge durch den Mossad würden ohne Wissen und Zustimmung der USA erfolgen.
Ich stimme Dir zu: Die jetzige Situation lässt nicht darauf hoffen, dass bei den Gesprächen in Wien irgendwas rauskommt. Verantwortlich dafür ist Iran. Die Iraner wollen nämlich eigentlich gar nicht verhandeln. Die wollen nur Zeit schinden, um ihr Atomprogramm weiter vorantreiben zu können. Der neuerliche "Vorfall" in Natanz hat gezeigt, dass diese vollbescheuerte "Strategie" nicht funktionieren wird. Zudem hat Netanjahu unlängst unmissverständlich deutlich gemacht, dass Israel niemals zulassen wird, dass Iran in den Besitz von Atomwaffen gelangt.

Wie wertest Du es angesichts dessen, dass die irren Mullahs genau am Tag vor dem Beginn der Verhandlungen in Wien Zentrifugen in Betrieb nehmen, deren Einsatz mit dem angeblichen Ziel einer "zivilen Nutzung" der Kernenergie nicht mehr in Einklang zu bringen ist?

Wenn die Iraner aus Wien abreisen, dann ist das ein weiterer Beleg für den aggressiven Charakter der iranischen Außenpolitik. Und dann ist das ein weiterer Schritt in Richtung auf einen heißen Krieg.
. . .
Zuletzt geändert von Moses am Do 15. Apr 2021, 18:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Kohlhaas »

Orbiter1 hat geschrieben:(14 Apr 2021, 09:34)

Der Iran hat alle seine Schritte im Vorfeld angekündigt. Die Anreicherung auf 20% war die Antwort auf die Ermordung des führenden Atomwissenschaftlers und die aktuelle Ankündigung einer Anreicherung auf 60% ist die Antwort auf die Sabotage in Natanz.
Sorry, aber Deine Argumentation wird immer absurder. Wird ein Vertragsbuch dadurch legitimiert, dass er vorher angekündigt wird??? Du findest es legitim, dass Iran sich ganz offen und mit Vorankündigung nicht mehr an den Vertrag hält? Warum plusterst Du Dich dann auf, dass die USA sich nicht mehr an den Vertrag halten? Trump hat das doch auch ganz offen vorher angekündigt. Wo ist eigentlich Dein Problem?

Und mal ganz abgesehen von solchen "Formfragen": Wozu braucht Iran eine Urananreicherung auf 20 oder gar 60 Prozent, wenn es doch nur um die "zivile" Nutzung der Atomkraft geht???? Die Urananreicherung, die gegenwärtig im Iran real abläuft, ist mit "ziviler Nutzung" der Atomkraft nicht mehr zu erklären. Wann kapiertst Du endlich, dass die irren Mullahs krass und durchsichtig lügen, wenn sie behaupten, dass sie gar keine Atomwaffe bauen wollen? Findest Du es vielleicht irgendwie erstrebensewert, dass religiöse Fanatiker über Atomwaffen verfügen?
Keine Ahnung wann sie endlich kapieren dass sich der Iran nichts gefallen lässt.
Oh, ich kapiere sehr wohl, dass Iran sich nichts "gefallen lassen" will. Ich kapiere aber auch, dass Israel sich nicht demütig der angekündigten Vernichtung fügen will und wird. Vielleicht kapierst Du auch irgendwann, dass sich Israel nicht alles gefallen lässt, was die irren religiösen Fanatiker in Teheran sich so ausdenken. Vielleicht wird selbst Dir irgendwann klar, dass Menschen in Irsael das Recht haben, zu leben. Ja, ich weiß, das sind Juden. Und gerade deswegen muss ich als Deutscher immer wieder betonen, dass auch Juden Menschen sind und das Recht haben, zu leben!

Die Frage, was der Iran sich gefallen lassen will ung gegebenenfalls gefallen lassen muss, ist übrigens vielfach nachhaltig beantwortet worden. Nochmal für Dich zur Kenntnisnahme: Iran wird NIE in den Besitz einer funktinierenden Atomwaffe gelangen!
Die USA gewähren Israel jedes Jahr eine Militärhilfe in der Größenordnung von 4 Mrd $ und sind mit Abstand der engste Verbündete von Israel. Da kann mir keiner erzählen die Anschläge durch den Mossad würden ohne Wissen und Zustimmung der USA erfolgen.
Ja, du hast ja so recht. Dass die USA sich mit der Androhung von Waffengewalt gegen die Vernichtung Israels stemmen, ist der ultimative Beweis dafür, dass die USA undemokratisch sind und keinen Rechtsnormen folgen. Würden die USA Rechtsnormen folgen, müssten sie Deiner Auslegung nach die Vernichtung Israels klaglos hinnehmen.... Jetzt sag mal ernsthaft: Bist Du wirklich so bescheuert, dass Du diesen Scheiß glaubst?
Den heißen Krieg will Netanjahu und sonst niemand.
Oh, Mann, noch scchlimmer geht es doch gar nicht mehr! Wer stattet denn die Hisbollah im Libanon mit zehntausenden Raketen aus, die gegen Israel geschickt werden sollen? Ist das wirklich Netanjahu? In welcher Welt lebst Du eigentlich? Was hat Israel denn Böses getan, um sich dieser Feindseligkeit auszusetzen?

Gebetmühlenartig: Im Iran gilt es als Staatsziel Israel zu vernichten. Ist Dir offensichtlich scheißegal.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von King Kong 2006 »

60% sind erreicht. Die Anreicherung auf Bombenfähigkeit ist soweit entfernt, wie die Dicke eines Blattes. Das zeitliche und technische komplizierte war auf 20 % zu kommen, das ist seit vielen Jahren kein Problem für den Iran. Atomwaffen zu produzieren ist für den Iran nicht schwieriger als für Pakistan oder Nordkorea. Er tat es nicht.
Nach mutmaßlichem Sabotageakt

-Teheran: Uran auf 60 Prozent angereichert
Für den Sabotageakt machte er Israel verantwortlich. Der Iran könne sein Uran sogar auf 90 Prozent anreichern - und damit atomwaffentauglich machen - aber das Land habe ein Atomwaffenprogramm nie gewollt und wolle es auch jetzt nicht, sagte der Präsident.

Außerdem sei der Iran bereit, zur unstrittigen Anreicherung auf maximal 3,67 Prozent zurückzukehren, wenn das Abkommen von allen Partnern umgesetzt und die US-Sanktionen aufgehoben würden.
Die USA waren unter Präsident Donald Trump aus dem Abkommen ausgestiegen und hatten versucht, den Iran wirtschaftlich mit Sanktionen zu drangsalieren.
Trumps Nachfolger Joe Biden sucht derzeit einen Weg zurück zu den Vereinbarungen.

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ ... g-100.html
Für Biden mag das politisch schwierig sein. Die Grundlagen sind da. Rückkehr der USA zum Vertrag und Einhaltung der Verpflichtungen. Aufhebung der Sanktionen. Da sind einfache Vorgaben. Dies zu erreichen könnte für Biden schwierig sein. Ist aber nunmal sein Problem und das Erbe von Trump.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
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