Afghanistan 2019 und aktuelles

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DevilsNeverCry
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von DevilsNeverCry »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(30 Jun 2021, 09:11)

Vielleicht haette man die Zeit in Afghanistan nutzen sollen, die Frauen zu bewaffnen und entsprechend auszubilden.
Sehr gute Idee. Man hätte Frauenbataillone in Afghanistan erstellen sollen mit der nötigen Ausbildung zuvor.
Das wäre es - islamische Dschihadisten gegen afghanische Amazoninen. Und zur Strafe noch der Lümmel ab bei einer Niederlage. Da bringen dann auch die 100 Jungfrauen im Himmel nichts mehr :p :thumbup:
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Platon
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Platon »

Die Taliban machen schnelle Zugewinne in Afghanistan. Parallel dazu laufen diplomatische Bemühungen. Es fanden Friedensgespräche in Iran statt. Es gibt die Mitteilung der Taliban an China, dass man sich in deren innere Angelegenheiten nicht einmischen wird. Gemeint ist damit natürlich die Situation im benachbarten Xinjang. Auch hat man Russland zugesichert, dass man sich nicht über Afghanistan hinaus ausbreiten wird und diplomatische Vertretungen respektieren wird. Weitere Friedensgespräche mit der afghanischen Regierung sind geplant. Das alles zu einem Zeitpunkt, wo die Taliban entsprechende Grenzübergänge nach Tajikistan, Iran und China erobert haben.

Die Taliban unter ihrer derzeitigen Führung haben offenbar aus den letzten 10-20 Jahren die Nützlichkeit diplomatischer Beziehungen mitgenommen. Man hat ja schon länger in Qatar eine entsprechende Vertretung und flankiert die militärische Offensive mit diplomatischen Offerten gegenüber den Nachbarn und den Weltmächten. Im Moment ist das Momentum natürlich auf Seiten der Taliban, aber es ist halt schon die Frage, ob man sich in die Kerngebiete seiner Gegner ausbreiten und das ganze Land unter Kontrolle bringen kann. Die Eroberung von Herat oder der Hazara-Gebiete z.B. in Afghanistan könnte zum direkten Konflikt mit Iran führen, welche Millizen der Hazara unterstützen und z.B. in Syrien für Assad haben kämpfen lassen. Das Panjir-Tal zu erobern ist ihnen selbst in den 90ern nicht geglückt. Der damalige Siegeszug war ja auch das Resultat von direkter militärischer Hilfe, wie z.B. Luftunterstützung, durch die Pakistaner. Das wird es diesmal sicherlich so nicht geben. Es ist aber zu befürchten, dass es erneut eine erbitterte Schlacht um Kabul geben wird. Es ist davon auszugehen, dass die Zentralregierung sich aus weiten Teilen des Landes, wo man zumindest in den wichtigsten Zentren und strategisch wichtigen Positionen noch präsent ist, zurückziehen wird um dann die eigenen Kerngebiete und Kabul zu verteidigen.

Aber das die Taliban jetzt quasi zwangsläufig zum Alleinherrscher von Afghanistan aufsteigen - das sehe ich derzeit so noch nicht. Die Regierung ist militärisch noch nicht besiegt.

Taliban visit Moscow to say their wins don’t threaten Russia
https://apnews.com/article/taliban-mosc ... 281c6c4e73

Afghanistan’s Taliban, Now on China’s Border, Seek to Reassure Beijing
https://www.wsj.com/articles/afghanista ... 1625750130
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Platon
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Platon »

Ein Interview mit einem Warlord in Mazar-e Sharif. Der Taliban-Vormarsch in Badakhshan kommt überraschend, die afghanische Armee ist demoralisiert, korrupt und unterversorgt. Man rekrutiert neue Milizen um sich der Taliban-Offensive zu erwehren und vor allem die Uneinigkeit der Anti-Taliban-Warlords wird den Taliban den Vormarsch erleichtern. Wie Biden es offenbar bereits gesagt hat: Die afghanische Regierung wäre militärisch in der Lage die Taliban aufzuhalten. Aber dazu müssen alle zusammenarbeiten und gemeinsam gegen die Taliban kämpfen. Die Frage ist, ob sie sich dazu überwinden können.
MAZAR-E-SHARIF, Afghanistan (AP) — A powerful warlord in northern Afghanistan and a key U.S. ally in the 2001 defeat of the Taliban blames a fractious Afghan government and an “irresponsible” American departure for the insurgents’ recent rapid territorial gains across the north.

Ata Mohammad Noor, who is among those behind the latest attempt to halt the Taliban advances by creating more militias, told The Associated Press that the Afghan military is badly demoralized. He said Washington’s quick exit left the Afghan military logistically unprepared for the Taliban onslaught.

In an interview at his opulent home in Mazar-e-Sharif, the main city of the north, he said that even he had not expected the Taliban’s rapid wins, particularly in nearby Badakhshan province in the country’s northeast corner.

“It was surprising for me that in 24 hours, 19 districts of Badakhshan were surrendered without a fight,” said Noor. [...]
https://apnews.com/article/joe-biden-mi ... 2a462f5bfe
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lili
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von lili »

Sicherheit in Afghanistan.

https://www.sueddeutsche.de/politik/afg ... -1.5347695

Die afghanische und deutsche Regierung sieht die Sicherheitslage deutlich positiver als die Bevölkerung.

Was kann man denn dagegen unternehmen?
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Cobra9
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Cobra9 »

lili hat geschrieben:(11 Jul 2021, 17:21)

Sicherheit in Afghanistan.

https://www.sueddeutsche.de/politik/afg ... -1.5347695

Die afghanische und deutsche Regierung sieht die Sicherheitslage deutlich positiver als die Bevölkerung.

Was kann man denn dagegen unternehmen?

Gegen die Einstufung der jeweiligen Regierung?

Nichts bis gar nichts. Aber die Taliban wo so erfolgreich die Afg. Armee besiegen waren auch laut den Regierungen geschlagen quasi oder fast kein Problem mehr
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von lili »

Cobra9 hat geschrieben:(13 Jul 2021, 08:46)

Gegen die Einstufung der jeweiligen Regierung?

Nichts bis gar nichts. Aber die Taliban wo so erfolgreich die Afg. Armee besiegen waren auch laut den Regierungen geschlagen quasi oder fast kein Problem mehr
Das befürchte ich auch.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von lili »

Streit um afghanische Ortskräfte.

Menschenrechtspolitiker nehmen Merkel in die Pflicht.

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/p ... np1taskbar

Unter den Politikern sind Sprecher der Grünen, der CDU/CSU, der FDP und der SPD im Bundestag, Margarete Bause, Michael Brand, Gyde Jensen und Frank Schwabe


Ob Merkel da etwas tun wird? Ich denke da wird nichts passieren.
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relativ
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von relativ »

lili hat geschrieben:(11 Jul 2021, 17:21)

Sicherheit in Afghanistan.

https://www.sueddeutsche.de/politik/afg ... -1.5347695

Die afghanische und deutsche Regierung sieht die Sicherheitslage deutlich positiver als die Bevölkerung.

Was kann man denn dagegen unternehmen?
Nunja einige Hochburgen sind eben nicht das Land. Ausserdem hat die Koalition das Problem Pakistan ja überhaupt nicht bearbeitet. Solange die Taliban Geld , logistische Unterstützung und Rückzugsraum in Pakistan und anderen arabischen Staaten finden können, solange bleibt das Problem Taliban ungelöst. Desweiteren ist da immer noch das Problem, daß Afghanen eher kein ausgeprätes Nationalbewusstsein haben. Bei vielen kommt zuerst Familie und Stamm/Volksgruppe.
Eine Redensart sagt Sinngemäß: "Du kannst die Afghanen nur schwer besiegen, aber leicht kaufen."
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von lili »

relativ hat geschrieben:(14 Jul 2021, 14:26)

Nunja einige Hochburgen sind eben nicht das Land. Ausserdem hat die Koalition das Problem Pakistan ja überhaupt nicht bearbeitet. Solange die Taliban Geld , logistische Unterstützung und Rückzugsraum in Pakistan und anderen arabischen Staaten finden können, solange bleibt das Problem Taliban ungelöst. Desweiteren ist da immer noch das Problem, daß Afghanen eher kein ausgeprätes Nationalbewusstsein haben. Bei vielen kommt zuerst Familie und Stamm/Volksgruppe.
Eine Redensart sagt Sinngemäß: "Du kannst die Afghanen nur schwer besiegen, aber leicht kaufen."
Natürlich ist es ziemlich schwierig. Ich habe auch nicht die wirkliche Lösung bei diesem Dilemma. An sich müsste die Taliban kein Geld mehr bekommen. Wer könnte dagegen etwas unternehmen?
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

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yogi61
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von yogi61 »

relativ hat geschrieben:(14 Jul 2021, 14:26)

Nunja einige Hochburgen sind eben nicht das Land. Ausserdem hat die Koalition das Problem Pakistan ja überhaupt nicht bearbeitet. Solange die Taliban Geld , logistische Unterstützung und Rückzugsraum in Pakistan und anderen arabischen Staaten finden können, solange bleibt das Problem Taliban ungelöst. Desweiteren ist da immer noch das Problem, daß Afghanen eher kein ausgeprätes Nationalbewusstsein haben. Bei vielen kommt zuerst Familie und Stamm/Volksgruppe.
Eine Redensart sagt Sinngemäß: "Du kannst die Afghanen nur schwer besiegen, aber leicht kaufen."
Aus der Sicht vieler Afghanen und auch Menschen in Pakistan sind die Taliban kein "Problem" Aus der Sicht der westlichen Welt sind sie ein Problem, aber wir leben da ja auch nicht.
Two unique places, one heart
https://www.youtube.com/watch?v=Ca9jtQhnjek
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relativ
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von relativ »

yogi61 hat geschrieben:(14 Jul 2021, 14:33)

Aus der Sicht vieler Afghanen und auch Menschen in Pakistan sind die Taliban kein "Problem" Aus der Sicht der westlichen Welt sind sie ein Problem, aber wir leben da ja auch nicht.
Ja aus Sicht von vielleicht 2/3 der Männer dort bestimmt, aber wohl weniger als 1/3 der Frauen. "Probleme" vieler Afghanen starten und enden meist schon vor ihrer Haustür. Der Erfolg der Taliban hat wie so häufig zuvor immer auch etwas mit den Misserfolg der aktuellen Regierungen in Afghanistan zu tun.
Zu viel Korruption, zuwenig Fortschritt in den abgelegenden Gebieten, zuwenig Vertrauen in die Regierenden, daß sind die größsten Unterstützer der Taliban im Inland.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von TheManFromDownUnder »

yogi61 hat geschrieben:(14 Jul 2021, 14:33)

Aus der Sicht vieler Afghanen und auch Menschen in Pakistan sind die Taliban kein "Problem" Aus der Sicht der westlichen Welt sind sie ein Problem, aber wir leben da ja auch nicht.
Wie kommst du darauf?

Aus der Sicht, nein fuer afghanische Frauen und parkistanischer Frauen sind die Taliban ein Riesenproblem. Aus Sicht aller liberalen und moderaten Moslems sind die Taliban ein Riesenproblem und fuer Hazaras und andere sind die Taliban ein Riesenproblem, ein Problem auf Leben und Tod! Fuer die Mehrheit der Bevoelkerung in Afghanistan sind die Taliban ein Riesenproblem bis auf die Taliban selbst.

Disgusting wie unsere Laender den Schwanz einzogen und diese Leute ihrem Schicksal ueberlassen. einfach widerlich!
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Platon
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Platon »

Gespräche in Qatar zwischen der Regierung und den Taliban. Die Taliban machen territoriale Zugewinne, aber im Moment ist nicht abzusehen, dass sie den militärischen Endsieg erringen können. Es heißt ja die Taliban sind 60 000 Mann stark, die Gegner 300 000 mit modernen Waffen und NATO-Training. Daher gibt es Gespräche. Es geht - so weit ich das verstehe - um Gespräche über eine Einheitsregierung an der auch die Taliban beteilligt sind. In dieser wären die Taliban sicherlich der größte Machtblock und es würden auch einige Forderungen der Taliban bezüglich der Umsetzung ihrer Form der Scharia geben. Aber ich bezweifle, dass die diplomatischen Bemühungen Erfolg haben, solange die Beteilligten der Meinung sind, dass sie auf militärischem Weg Zugewinne machen können. Im Moment ist ja unklar wie sich das militärische Gleichgewicht langfristig entwickelt.

[youtube][/youtube]
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Der Kutscher

Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Der Kutscher »

Platon hat geschrieben:(17 Jul 2021, 15:31)

Gespräche in Qatar zwischen der Regierung und den Taliban. Die Taliban machen territoriale Zugewinne, aber im Moment ist nicht abzusehen, dass sie den militärischen Endsieg erringen können.
Niemand kann in Afghanistan einen „militärischen Endsieg“ erringen. Die kommunistische Regierung von 1979 konnte es nicht, die Sowjetunion konnte es nicht, die NATO konnte es nicht. Es wird aber noch eine Weile dauern bis es allen Beteiligten aufgeht das es nur eine politische Lösung geben kann.
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Platon
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Platon »

Der Kutscher hat geschrieben:(17 Jul 2021, 15:43)

Niemand kann in Afghanistan einen „militärischen Endsieg“ erringen. Die kommunistische Regierung von 1979 konnte es nicht, die Sowjetunion konnte es nicht, die NATO konnte es nicht. Es wird aber noch eine Weile dauern bis es allen Beteiligten aufgeht das es nur eine politische Lösung geben kann.
Nun die Taliban waren vor 2001 nicht weit davon entfernt. Da hatten sie das gesamte Land erobert, abgesehen von den Provinzen im Norden. Der Punkt ist, dass eine Wiederholung dieses Sieges im Moment nicht wahrscheinlich ist.
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Panarin
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Panarin »

Platon hat geschrieben:(17 Jul 2021, 15:48)

Nun die Taliban waren vor 2001 nicht weit davon entfernt. Da hatten sie das gesamte Land erobert, abgesehen von den Provinzen im Norden. Der Punkt ist, dass eine Wiederholung dieses Sieges im Moment nicht wahrscheinlich ist.
Kann man so direkt sagen? Die afghanische Armee hat sich bisher als nicht tauglich erwiesen.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Platon »

Panarin hat geschrieben:(17 Jul 2021, 16:34)

Kann man so direkt sagen? Die afghanische Armee hat sich bisher als nicht tauglich erwiesen.
Also von dem was ich so lese ist die afghanische Armee auf dem Papier den Taliban klar überlegen. Aber die Kohäsion der Armee ist zweifelhaft, weil ein Großteil der Truppen de facto zu lokalen Warlords gehören und die Loyalität zur Zentralregierung zweifelhaft ist.

Dennoch hat die afghanische Armee (Kommando)Einheiten, welche den Taliban standhalten können. Diese Truppen sind auch aktuell in der Lage Gebiete zurück zu erobern bzw. gegen die Taliban zu halten. Allerdings werden diese wie man so hört gerade überall gleichzeitig eingesetzt und es droht natürlich, dass trotz ihrer militärischen Überlegenheit nach ein paar Monaten ständiger Überlastung nicht mehr viel von ihnen übrig ist.

Auch kontrollieren die Taliban keine großen Städte. Vielmehr sind sie vor allem in den ländlichen Gebieten aktiv und es läuft ja schon seit 20 Jahren so, dass es keine klaren Frontlinien gibt. Vielmehr sind die Taliban in manchen Gebieten aktiver als in anderen. In der Hinsicht gibt es Distrikte wo die Taliban dominant sind, wo sie aktiv sind und wo die Regierung dann zunehmend dominant ist. Das ändert sich aber natürlich schnell und im Moment bauen die Warlords, welche mit der Regierung verbündet sind, ihre Truppen auf, um sich gegen die zugenommene Taliban-Aktivität wehren zu können. Es ist also noch lange nicht das letzte Wort gesprochen, wie sich die Kräfteverhältnisse entwickeln, weil vor allem lokale Kräfte jetzt auch neu aufgebaut werden.

Die erste Stadt bei der man erwarten würde, dass sie an die Taliban fällt ist Kandahar und dort finden aktuell heftige Kämpfe statt. Dort ist ja auch der Reuters-Journalist getötet worden. Bisher ist das aber nicht passiert. Im Norden des Landes haben die Taliban sich überraschend durchsetzen können, weil Regierungstruppen übergelaufen sind. Aber auch dort noch keine Provinzhauptstädte eingenommen. Interessanterweise gibt es aber im Grenzgebiet zur Pakistan (Khost z.B.) vergleichsweise wenig Taliban-Aktivität. Ich vermute das liegt daran, dass Hekmatyar vor ein paar Jahren zur Regierung übergelaufen ist und dortige Millizen sich der Taliban gut erwehren können. In einer Provinz wurde die Tage ein Waffenstillstand lokaler Truppen mit den Taliban geschlossen und auch in der Region um Herat haben die Taliban wohl im ländlichen Bereich Zugewinne gemacht, die Stadt selbst aber nicht angegriffen. Womöglich spielen diplomatische Kontakte mit dem Iran eine Rolle.

Im Moment haben wir eine Situation, wo die afghanische Armee an sehr vielen Stellen gleichzeitig kämpft und so komplett überdehnt ist, aber noch keine wichtigen Städte hat aufgeben müssen, während die Taliban überall im Land agieren können und selbst die Initiative ergreifen und sie so immer wieder strategisch wichtige Gebiete erobern. Früher oder später wird die afghanische Armee sich aus bestimmten Gebieten zurückziehen, um sich nicht überall gleichzeitig aufreiben zu lassen. Das wird dann aber natürlich bei den Verhandlungen die Taliban nochmal stärken, aber irgendwann die Konsolidierung des eigenen Territoriums ermöglichen, weil die afghanische Regierung bei einer direkten Konfrontation, wo man die eigenen Kräfte konzentriert mobilisieren kann, letztlich zahlenmäßig und technologisch trotzdem überlegen ist.

Was wir im Moment erleben ist halt die Folge davon, dass die afghanische Armee nicht überall gleichzeitig im Land aktiv werden kann, wie das den USA und ihren Verbündeten in den letzten 20 Jahren möglich war und sie irgendwann die Entscheidung treffen müssen ihre überdehnten Kräfte zu konsolideren. Dann dürfte der Taliban-Vormarsch aber auch vorbei sein. Und dann sind die Taliban gewissermaßen eine Fraktion unter mehreren in einem von verschiedenen Warlords kontrollierten und sich grob in zwei Lager aufgeteilten Afghanistan. Die Frage ist, ob die dann bis zum Sankt Nimmerlandstag weiter Krieg führen oder irgendwann mal Frieden schließen und es zu einer Machtteilung im Land kommt. Um dieses Szenario geht es ja letztlich bei den diplomatischen Gesprächen.
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Vongole
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Vongole »

Platon hat geschrieben:(17 Jul 2021, 15:48)

Nun die Taliban waren vor 2001 nicht weit davon entfernt. Da hatten sie das gesamte Land erobert, abgesehen von den Provinzen im Norden. Der Punkt ist, dass eine Wiederholung dieses Sieges im Moment nicht wahrscheinlich ist.
Nachdem das iranische Regime den Taliban kürzlich Unterstützung zusagte, wäre ich mir da nicht so sicher.
Auf jeden Fall kann nichts Gutes dabei herauskommen, wenn sich schiitischer mit sunnitischem Fanatismus verbündet.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Platon »

Vongole hat geschrieben:(17 Jul 2021, 18:57)

Nachdem das iranische Regime den Taliban kürzlich Unterstützung zusagte, wäre ich mir da nicht so sicher.
Auf jeden Fall kann nichts Gutes dabei herauskommen, wenn sich schiitischer mit sunnitischem Fanatismus verbündet.
Neben einer eher diplomatischen Haltung zwischen Taliban und Iran scheint man auch an der Aufbau von Millizen zu arbeiten:
Afghan government officials have accused the Islamic Republic of Iran of "conspiracy, sedition and war mongering" in Afghanistan on Monday.

The accusation followed the publication of an article in the Iranian conservative newspaper Jomhouri Eslami [Islamic Republic] that broke the news about the emergence of a new political group in Afghanistan called, oddly in Arabic, Hashd al-Shi'i [Shiite Mobilization]. The group's name is similar to the pro-Iran militia group in Iraq named Hashd al-Sha'bi [Popular Mobilization].

Iran's fundamentalist officials have a fixation on the word mobilization [Basij in Persian] which characterizes the IRGC linked Iranian militia called the Basij, often used to suppress protesters.

The Jomhouri Eslami which was funded by Ali Khamenei in 1979 following the victory of the Islamic revolution in Iran, has published several articles warning Iranian officials against the re-emergence of the Taliban in Afghanistan during the past weeks.

The daily wrote Monday that "Hashd al-Shi'i has risen to confront the Taliban terrorists," adding that the Taliban have escalated attacks on various cities and have brought at least another 50 Afghan towns under their control during the past weeks."[...]
https://iranintl.com/en/world/afghanist ... oup-formed

Es sieht danach aus, als würde der Iran es mal wieder verstehen eine Krise in einem Nachbarland für den Aufbau von loyalen Millizen zu nutzen. Es folgt dem gesamtafghanischen Trend im Moment neue Millizen und Truppen aufzubauen, damit man sich in der post-NATO-Phase in Afghanistan behaupten kann. Die Bevölkerungsteile mit guten Beziehungen zum Iran, d.h. vermutlich die Hazara und vielleicht noch ein paar andere lokale Herrscher mit schiitischer Religion, können da dann nicht zurück bleiben.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von streicher »

Die Taliban stehen leider schon wieder vor Kabul.
https://m.faz.net/aktuell/politik/ausla ... 47575.html
Die Zukunft ist Geschichte.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von NicMan »

streicher hat geschrieben:(26 Jul 2021, 12:56)

Die Taliban stehen leider schon wieder vor Kabul.
https://m.faz.net/aktuell/politik/ausla ... 47575.html
Kundus ist gefallen: https://www.n-tv.de/politik/Taliban-ero ... term=ntvde
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von NMA »

https://www.tagesschau.de/eilmeldung/af ... n-105.html

20 Jahre Militäreinsatz für die Katz. Man hätte es auch gleich sein lassen können. Spätestens seit dem Tod von Osama Bin Laden.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Cobra9 »


War absehbar. Zum Kopfschütteln
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NMA
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von NMA »

Cobra9 hat geschrieben:(08 Aug 2021, 11:57)

War absehbar. Zum Kopfschütteln

Hätten für nicht Pandemie und Flut, wäre das ein Riesending im Wahlkampf. Aber ich glaube, Afghanistan will jetzt eh keiner hören.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von streicher »

Ja, erschreckend. Viele in Afghanistan fühlen sich verraten.
Die Zukunft ist Geschichte.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von olli »

streicher hat geschrieben:(08 Aug 2021, 14:38)

Ja, erschreckend. Viele in Afghanistan fühlen sich verraten.
so wie schon die Kurden. Erst als wichtigste Verbündete benutzt und dann wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen. Da muss die NATO sicher nicht an die Tür klopfen wenn sie die nochmal als Verbündete gegen die Taliban oder den IS benötigen. Es ist ein Trauerspiel was dort geschieht.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Kohlhaas »

Ach, ganz so ist es auch nicht. Die Afghanen hatten jetzt 20 Jahre Zeit und Muße, sich zu sortieren. Wenn sie die Taliban nicht wollen, sollten sie langsam selbst in der Lage sein, sich mit denen auseinanderzusetzen. Mir ist sowieso nicht klar, wie geschätzt 30.000 Taliban die 200.000 Mann starke Armee eines Staats in die Defensive drängen können. Muss wohl irgendwie an der afghanischen Armee liegen. Wer weiß, wie viele Soldaten dort eigentlich Taliban sind.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von streicher »

Ja, stimmt. Gegen die Taliban muss man entschieden entgegentreten.
Greifen die Taliban dort noch auf andere terroristische Gruppierungen zurück? Welche Rolle hat dort noch der IS?
Die Zukunft ist Geschichte.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Cobra9 »

NMA hat geschrieben:(08 Aug 2021, 11:59)

Hätten für nicht Pandemie und Flut, wäre das ein Riesending im Wahlkampf. Aber ich glaube, Afghanistan will jetzt eh keiner hören.

Wahrscheinlich hast Du da Recht. Eventuell nicht das Riesending als Thema aber könnte schon Thema sein.

Tja Corona und Flut. Ein Einsatz echt ohne viel Sinn bleibt leider immer noch Realität
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Cobra9 »

olli hat geschrieben:(08 Aug 2021, 14:43)

so wie schon die Kurden. Erst als wichtigste Verbündete benutzt und dann wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen. Da muss die NATO sicher nicht an die Tür klopfen wenn sie die nochmal als Verbündete gegen die Taliban oder den IS benötigen. Es ist ein Trauerspiel was dort geschieht.

Das sind aber meilenweit große Unterschiede. Die Kämpfer der Kurden würden den Taliban aber Contra geben.

Die Masse der Streitkräfte der Afghanen sind nicht wirklich loyal und wollen sterben für die Regierung. Wundern tut es mich nicht.

Korruption lässt grüßen und andere Beispiele.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Cobra9 »

streicher hat geschrieben:(08 Aug 2021, 15:27)

Ja, stimmt. Gegen die Taliban muss man entschieden entgegentreten.
Greifen die Taliban dort noch auf andere terroristische Gruppierungen zurück? Welche Rolle hat dort noch der IS?

Kaum. Aber die Taliban kennen die Schwächen der Streitkräfte
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von olli »

Cobra9 hat geschrieben: Die Masse der Streitkräfte der Afghanen sind nicht wirklich loyal und wollen sterben für die Regierung. Wundern tut es mich nicht.

Korruption lässt grüßen und andere Beispiele.
Und die Koalition der "Anständigen" hat 20 Jahre lang das Spielchen der Warlords mitgespielt und uns wurde das als Erfolg vorgegaukelt, auch wenn es die meisten sehr schnell durchschaut haben. Es ist schon bitter für die Afghanen die daran geglaubt haben und jetzt die Ermordung durch die Taliban erwartet. Mit den Säuberungsaktionen haben sie schneller begonnen als befürchtet und bis auf Kabul haben die Taliban keine 48 Stunden gebraucht um alle strategisch wichtigen Städte einzunehmen.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von streicher »

Cobra9 hat geschrieben:(08 Aug 2021, 17:16)

Kaum. Aber die Taliban kennen die Schwächen der Streitkräfte
Man liest leider immer wieder, dass die Streitkräfte nicht entschieden den Taliban entgegentreten, beinahe kampflos die Orte zurücklassen. So lässt sich kein Krieg gewinnen.
Kundus fällt an Islamisten
Eine alte Basis der Bundeswehr ist jetzt der letzte Rückzugsort vor den Taliban
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Quatschki »

streicher hat geschrieben:(08 Aug 2021, 22:43)

Man liest leider immer wieder, dass die Streitkräfte nicht entschieden den Taliban entgegentreten, beinahe kampflos die Orte zurücklassen. So lässt sich kein Krieg gewinnen.
Kundus fällt an Islamisten
Eine alte Basis der Bundeswehr ist jetzt der letzte Rückzugsort vor den Taliban
Das war ja schon beim Siegeslauf des IS im Irak so gewesen, dass ganze Divisionen der vom Westen aufgerüsteten und ausgebildeten "Sicherheitskräfte" sofort ihre Waffen weggeworfen haben.
Und dann will man uns erzählen, dass ein paar Tausend Fanatiker zig Millionen Menschen (wovon die meisten Männer traditionell Waffen tragen) gegen deren Willen beherrschen würden.
Da frage ich mich - wer will da eigentlich wen verarschen?
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Platon
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Platon »

Quatschki hat geschrieben:(08 Aug 2021, 23:43)

Das war ja schon beim Siegeslauf des IS im Irak so gewesen, dass ganze Divisionen der vom Westen aufgerüsteten und ausgebildeten "Sicherheitskräfte" sofort ihre Waffen weggeworfen haben.
Und dann will man uns erzählen, dass ein paar Tausend Fanatiker zig Millionen Menschen (wovon die meisten Männer traditionell Waffen tragen) gegen deren Willen beherrschen würden.
Da frage ich mich - wer will da eigentlich wen verarschen?
Der Vergleich trifft es wahrscheinlich. Zum Beispiel in vielen arabischen Staaten ist die Armee total aufgeblasen, aber letztlich vor allem ein Arbeitgeber bzw. Mittel zur Patronage durch die Unterstützer mit Gehältern versorgt werden können. Auf dem Papier ist man dann mehrere hunderttausend Mann stark und bis an die Zähne bewaffnet. Wenn eine derartig aufgeblasene Armee einem Feind gegenübertritt der motiviert ist und wahrscheinlich gewinnen wird, dann desertiert ein nicht geringer Teil der Leute sofort, was dann natürlich schnell alle anderen demoralisiert. Die irakische Armee hat das ja bereits zwei Mal gemacht. Einmal im Golfkrieg gegen die USA und auch zu Beginn im Kampf gegen den IS. Diese Leute haben sich die Uniform angezogen um Gehälter zu kassieren, aber nicht um in einem scheinbar aussichtslosen Kampf zu sterben. Es gibt schon auf Seiten der Regierung in Kabul Leute die kämpfen und motiviert sind, das ist aber nur ein Bruchteil der Leute die formell zu den Streitkräften gehören. In Afghanistan dürfte es daher eine ähnliche Situation geben und man findet jetzt im Ernstfall raus wer von den Leuten überhaupt in einem Krieg kämpfen will, den man womöglich verlieren wird.

Weil wer in den letzten 10-20 Jahren für die Taliban gekämpft hat, der ist bereit ernsthaft zu kämpfen und hat vor allem auch schon eine Menge Kampferfahrung und will sich nun seinen Platz sichern am Tisch des zukünftigen Afghanistans.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Quatschki »

Im Irak gegen den IS waren die Kommandeure und Stabsoffiziere die ersten, die getürmt sind.
Die waren zum Teil an westlichen Militärakademien ausgebildet!
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Adam Smith »

Quatschki hat geschrieben:(08 Aug 2021, 23:43)

Das war ja schon beim Siegeslauf des IS im Irak so gewesen, dass ganze Divisionen der vom Westen aufgerüsteten und ausgebildeten "Sicherheitskräfte" sofort ihre Waffen weggeworfen haben.
Und dann will man uns erzählen, dass ein paar Tausend Fanatiker zig Millionen Menschen (wovon die meisten Männer traditionell Waffen tragen) gegen deren Willen beherrschen würden.
Da frage ich mich - wer will da eigentlich wen verarschen?
Es ist schon davon auszugehen, dass die Mehrheit der Afghanen hinter der Kultur der Taliban stehen. Ansonsten gäbe es die Taliban gar nicht.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Adam Smith »

Quatschki hat geschrieben:(09 Aug 2021, 07:59)

Im Irak gegen den IS waren die Kommandeure und Stabsoffiziere die ersten, die getürmt sind.
Die waren zum Teil an westlichen Militärakademien ausgebildet!
Einige von denen haben sich sogar dem IS angeschlossen. Das Problem des IS war der Vernichtungskrieg gegen die Schiiten. Da hieß es am Ende Kämpfen oder Sterben.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Quatschki »

Aber das war ja alles absehbar.
Und wenn es für uns absehbar war, dann doch umso mehr für die NATO-Strategen und ihre Think-Tanks!
Da stellen sich doch einige Fragen!
Und da möchte ich diesmal ganz gern auch den Teil der Antworten hören, der die Bevölkerung verunsichern könnte.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Adam Smith hat geschrieben:(09 Aug 2021, 08:39)

Es ist schon davon auszugehen, dass die Mehrheit der Afghanen hinter der Kultur der Taliban stehen. Ansonsten gäbe es die Taliban gar nicht.
Dem ist aber nicht so.

Die Taliban haben in den Staedten kaum oder keinen Rueckhalt und auch nicht in den Stammesgebieten der Hazara , Uzbek, Tajik usw und auch nicht in den Staedten. Taliban gehoeren fast ausschliesslich zu den Pashtun sind aber eine rein islamfundemantlistische Bewegung, die sich aus den laendlischen Gebieten rekrutiert.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Adam Smith »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(09 Aug 2021, 09:26)

Dem ist aber nicht so.
In Kunduz leben viele Völker Trotzdem gibt es keine Gegenwehr.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ethnien_i ... thnien.svg

https://en.wikipedia.org/wiki/Kunduz_Province

Hier mal die Hauptstadt.
Kunduz ist die Hauptstadt einer sehr vielfältigen Provinz, die bedeutende Bevölkerungen von Paschtunen, Tadschiken, Usbeken, Karluken , Hazaras , Arabern, Moghols , Belutschen und Turkmenen umfasst .
https://en.wikipedia.org/wiki/Kunduz#Demography
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Adam Smith hat geschrieben:(09 Aug 2021, 09:37)

In Kunduz leben viele Völker Trotzdem gibt es keine Gegenwehr.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ethnien_i ... thnien.svg

https://en.wikipedia.org/wiki/Kunduz_Province

Hier mal die Hauptstadt.



https://en.wikipedia.org/wiki/Kunduz#Demography
Wie sollen sich Zivilisten gegen schwer bewaffnete fanatistische Islamisten wehren? Ausserdem warum lies die Bundeswehr soviele funkelnagelneue 4WD Toyotas als Kriegsbeute zurueck? (heute abend in den evening news) . Last not least Kunduz ist nicht die Hauptstadt von Afghanistan. Ein bisschen mehr Geographie Kenntnisse wuerden Beitraege zu diesem Thema etwas glaubwuerdiger machen.

Die Expertenkommentare von Sesselfurzern tragen wenig dazu bei.

Ich finde es zum Kotzen ein Land jahrzentelang "befreien" zu wollen und sich dann unvollendeter Dinge wie raeutige geschlagene Hunde mit eingezogenem Schwanz Richtung Heimat zu verkriechen und das gilt fuer alle Koalitionspartner inklusive Australien. Schande wieman die Menschen dort den Taliban ausliefert, einfach widerlich! Und hinzukommt, die Afghanen die den Allierten als Dolmetscher und Helfern dienten den Taliban zur Schlachtung ueberlassen inklusive Frauen, Kindern und allen Angehoerigen. Wie koennen die Verantwortlichen in unseren Laendern jeden morgen aufstehen und ihr Fuckwit Antlitz im Spiegel betrachten?
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Platon »

Kundus wurde ja in den letzten Jahren ein paar Mal teilweise erobert und man musste dann mit einer extra-Operation die Taliban wieder aus der Stadt vertreiben. Wundert nicht wirklich, dass man jetzt ohne westliche Unterstützung nicht lange durchgehalten hat.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Adam Smith »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(09 Aug 2021, 11:29)

Ein bisschen mehr Geographie Kenntnisse wuerden Beitraege zu diesem Thema etwas
Die Hauptstadt der Provinz Kunduz. Links auch mal anklicken. Des Weiteren dürfte nach deinen Taliban Vorstellungen diese Stadt vor den Taliban sicher sein.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Adam Smith hat geschrieben:(09 Aug 2021, 14:36)


Die Hauptstadt der Provinz Kunduz. Links auch mal anklicken. Des Weiteren dürfte nach deinen Taliban Vorstellungen diese Stadt vor den Taliban sicher sein.
Die Taliban sind hervorragend bewaffnet und waren ea immer schon. Die afghanischen Menschen die gegen die Steinzeitvorstellungen und Methoden der Taliban sind es nicht! Der ofiziellen afghanischen Armee fehlt die Courage und Kampfmoral. Letzteres ist auch ein Versagen der Ausbilder sprich den Allierten.

Die Zivilisten sind nicht bewaffnet und nicht kampferprobt. Sie sind den Taliban durch das Versagen der Allierten und deren unruehmlicher, feiger Abzug im Stich gelassen worden.

Die Dummheit und Kurzsicht der Allierten kennt keine Grenzen Afghanistan mit seinen Bodenschaetzen, wichtiger strategischer Lage den Taliban und deren neuen Freunden, den Chinesen, zu ueberlassen.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von olli »

Das geht noch schneller als erwartet, France24 meldet das die nördlichen Stadtteile Kabuls von den Taliban erobert sind.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Platon »

olli hat geschrieben:(10 Aug 2021, 20:44)

Das geht noch schneller als erwartet, France24 meldet das die nördlichen Stadtteile Kabuls von den Taliban erobert sind.
Ganz so weit ist es noch nicht. Es geht um einen Ort irgendwie über 100km nordöstlich von Kabul. Die Taliban sind momentan offenbar dabei Versorgungswege der Regierung unter ihre Kontrolle zu bringen und auch Kabul zu isolieren. Es ist aber nur eine Frage der Zeit bis sie die Stadt einkreist haben und versuchen sie zu erobern. Im Moment kämpft die Regierung einfach überall gleichzeitig und verliert so an allen Fronten anstatt die Kräfte auf die Gebiete zu konzentrieren, die man langfristig halten will. Womöglich hofft man noch darauf, dass man kurz vor der totalen Niederlage doch noch von den USA gerettet wird.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von Liberty »

Wie kann es sein, dass man es in 20 (!) Jahren nicht geschafft hat, eine gut ausgebildete, technisch gut ausgestattete und zahlenmässig ordentliche afghanische Armee aufzubauen? Was haben die bitte 20 Jahre lang in dem Land gemacht?
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von unity in diversity »

Liberty hat geschrieben:(12 Aug 2021, 00:46)

Wie kann es sein, dass man es in 20 (!) Jahren nicht geschafft hat, eine gut ausgebildete, technisch gut ausgestattete und zahlenmässig ordentliche afghanische Armee aufzubauen? Was haben die bitte 20 Jahre lang in dem Land gemacht?
Erst zieht sich die westliche Entwertungsgemeinschaft aus Afghanistan zurück und dann heuchelt man Betroffenheit ob des Vormarsches der talibanesischen Kopfwindeltrräger und Teppichflieger.
Wem nützt es?
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
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Re: Afghanistan 2019 und aktuelles

Beitrag von TheManFromDownUnder »

T
aliban going door to door for girls as young as 12 to make them ‘sex slaves’
https://www.news.com.au/technology/inno ... cc7aabdbbf

Und das in 2021!

Ich bin vor Wut und Etaueschung ueber unsere Afghanistanpolitik sprachlos!

Afghanistan Veteranen unserer Armee fangen bereits an ihre Medaliien zurueckzugeben oder sie aus Protest vor dem Parlament zu verbrennen!
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