Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

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NicMan
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von NicMan »

Russland hat scheinbar eine Position der SDF nahe Deir ez-Zor angegriffen. Das wirft die Frage auf, ob Assad und Russland sich tatsächlich an einen Grenzverlauf am Euphrat halten würden.

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King Kong 2006
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von King Kong 2006 »

NicMan hat geschrieben:(16 Sep 2017, 11:43)

Russland hat scheinbar eine Position der SDF nahe Deir ez-Zor angegriffen. Das wirft die Frage auf, ob Assad und Russland sich tatsächlich an einen Grenzverlauf am Euphrat halten würden.

Ist die Haltmachung der syrischen Armee am Euphrat in einem Abkommen vereinbart worden? Es gilt die Kontrolle über das gesamte Gebiet Syriens wiederherrzustellen, so Damaskus. Für die irakische PMF, schiitische Milizen und iranischen Militärs ist die Grenze zwischen Syrien und Irak relevant. Nicht ein Fluß in Syrien.
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NicMan
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von NicMan »

King Kong 2006 hat geschrieben:(16 Sep 2017, 12:00)

Ist die Haltmachung der syrischen Armee am Euphrat in einem Abkommen vereinbart worden? Es gilt die Kontrolle über das gesamte Gebiet Syriens wiederherrzustellen, so Damaskus. Für die irakische PMF, schiitische Milizen und iranischen Militärs ist die Grenze zwischen Syrien und Irak relevant. Nicht ein Fluß in Syrien.
Ich wüsste keine valide Quelle, die ein solches Abkommen belegen würde. In letzter Zeit sah es zumindest für den subjektiven Beobachter von außen so aus, als könne es dort eines geben. Und die USA hatten die syrische Armee ja gewarnt, den Euphrat zu überqueren (was freilich nicht bedeutet, dass diese die Anweisung befolgen werden).
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King Kong 2006
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von King Kong 2006 »

NicMan hat geschrieben:(16 Sep 2017, 12:16)

Ich wüsste keine valide Quelle, die ein solches Abkommen belegen würde. In letzter Zeit sah es zumindest für den subjektiven Beobachter von außen so aus, als könne es dort eines geben. Und die USA hatten die syrische Armee ja gewarnt, den Euphrat zu überqueren (was freilich nicht bedeutet, dass diese die Anweisung befolgen werden).
Für die USA wäre das relevant, um den iranischen Landkorridor vom Iran zu den Basen in Syrien und Libanon zu blockieren bzw. zu behindern. Daran wird sich auf jedenfall der Iran und Allierte nicht halten. Russland wird sich daran wohl auch nicht halten. Den jüngsten Vorstoss der kurdischen YPG und kurdisch dominierten SDF sehe ich als direkten Zug bzw. mit Absprache der USA vollzogen. In genau diesem Kontext.

Assad will wieder die gesamte Kontrolle über das Staatsgebiet. Wenn auch dies im Falle der kurdisch kontrollierten Gebiete illusorisch ist, so wird er aber versuchen mit Allahs Hilfe (und der aus Teheran, Moskau und Bagdad) zumindest die noch vom IS gehaltenen Gebiete unter Kontrolle zu bekommen. Und die gehen deutlich über den Euphrat hinaus. Bis zur syrisch-irakischen Grenze. Vermutlich wird Washington mit Hilfe der Kurden versuchen das zu behindern. Diese haben natürlich auch ein Interesse möglichst viel Land gut zu machen. Das wird dann aber sicher irgendwann zur Konfrontation führen. Siehe bei Deir ez-Zor.
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Platon
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Platon »

Man muss mal abwarten wie die Russen bzw. Assad den Vorfall erklärt.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Platon »

In Astana gibt es weiter Fortschritte und man teilt Idlib auf und will dort eine De-Eskalationszone einrichten. Das heißt wie auch an anderen Stellen endet der Krieg und die Übergänge zwischen den Einflusszonen werden von internationalen Soldaten (Russen, Türken, Iraner) bemannt. Es sieht alles nach einem Ende des Krieges aus, die einzigen Fragen die noch offen sind, sind ob die pro-iranischen Truppen eine Landverbindung Iran-Irak-Syrien-Libanon bekommen und inwiefern Israel in der Nähe seiner Grenze pro-iranische Präsenz zulassen muss. Dazu die Frage was man mit al Nusra anstellt, ob es gelingt genug Rebellen für eine erfolgsversprechende Offensive gegen al Qaida zusammen zu trommeln oder ob die Türkei bzw. entweder im Alleingang oder wie in Jarabulus im Verbund mit Rebellen selbst militärisch im Nachbarland eingreift.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Platon »

In der letzten Zeit sieht es aus, als wenn es für al Nusra wieder bergab geht.

Weil zunächst hatte man Hayat Tahrir al Sham gegründet als eine Vereinigung von Rebellengruppen, dominiert von al Nusra bzw. dann als vermeintliche Nicht-al-Qaida assoziierte Gruppe Jabhat Fatah al Sham mit dem offensichtlichen Ziel die eigene Herrschaft in Idlib zu sichern und auszubauen. Es gelang nicht unerhebliche Teile von Ahrar al Sham dazu zu bewegen sich der Organisation anzuschließen und in einem kurzen Krieg hat man dann die Reste der Organisation aus allen strategisch wichtigen Punkten in Idlib vertrieben. Den FSA-Gruppen blieb nicht viel anderes übrig als sich neutral zu verhalten und abzuwarten. Paralell dazu hat man die eigenen quasi-staatlichen Instiutionen ausgebaut und als "zivile Administration" versucht man immer mehr administrative Aufgaben in der Provinz zu übernehmen.

Die Gegenbewegung dazu kam vor allem von außerhalb. Weil es ist klar, dass man al Nusra die Trennung von al Qaida nicht abkauft und man in einer abzeichnenden Friedenslösung man ein al Qaida-Emirat in Syrien nicht dauerhaft akzeptieren wird. Das heißt um eine Rückeroberung des Gebiets durch Assad, womöglich dann mit Hilfe der USA und Russlands, zu verhindern muss die entstehende Dominanz von al Nusra in Idlib verhindert und die Gruppe auf Dauer marginalisiert werden.
https://www.thenational.ae/opinion/the- ... a-1.614506
http://www.washingtoninstitute.org/poli ... y-in-idlib

Aktuell wird wie gesagt in Astana Syrien in Einflusszonen aufgeteilt und die Türkei möchte eine De-Eskalationszone in Idlib einrichten und wird im Zweifelsfall selber militärisch eingreifen müssen um al Nusra zu marginalisieren, sofern die anderen Rebellen die Sache nicht selbst regeln können. Es deutet sich ja wirklich sehr deutlich ab, dass der Krieg zu Ende geht und al Nusra mit seiner Haltung de facto al Qaida zu sein und den Kampf gegen Assad bis zum letzten fortsetzen zu wollen, womöglich nicht die für die Zukunft hilfreichsten Positionen vertritt.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 67867.html

Was nun passiert ist, dass zunächst im Zuge der Kämpfe mit Ahrar al Sham Harakat Nour ad-Din al Zinki die al-Nusra-Sammelgruppe Hayat Tahrir al Sham verlassen hat und die ehemaligen Ahrar al-Sham-Kämpfer, die sich als Jaysh al-Ahrar der Gruppe angeschlossen hatten, sind diesem Beispiel nun gefolgt. Darüber hinaus hat sich auch der berühmte Jihadisten-Prediger in Idlib al-Muhaysini mit al Nusra überworfen und ebenfalls die Gruppe verlassen.
https://justpaste.it/1baxl
http://en.farsnews.com/newstext.aspx?nn=13960623000432

Es deutet sich an, dass es um al Nusra/Jabhat Fatah al-Sham zunehmend einsamer wird. Dennoch gilt die Gruppe auch weiterhin als die militärisch stärkste in der Provinz und ich bezweifle, dass die Rebellen das Problem quasi selbst lösen können. Ich vermute, dass die Türkei ähnlich wie in Jarabulus zusammen mit verbündeten Rebellen die entsprechenden Schaltpunkte der Macht militärisch erobern muss. Wenn sie das aber geschickt anstellen können sie auf die Unterstützung aller in Syrien wesentlichen Mächte zählen. Denn man hat sich ja in Astana vorher mit allen abgesprochen und das Land bereits aufgeteilt.

Da der IS ebenfalls im Begriff ist, als Territorialmacht in die Bedeutungslosigkeit zu versinken dürfte damit der Krieg in Syrien tatsächlich dem Ende zugehen. Es gibt mit den De-Eskalationszonen einen neuen Status Quo und die International gefährlichsten Jihadisten werden unschädlich gemacht.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Platon »

Platon hat geschrieben:(16 Sep 2017, 15:05)

Man muss mal abwarten wie die Russen bzw. Assad den Vorfall erklärt.
Russian air strikes have targeted US-backed Syrian Democratic Forces and coalition advisers east of the Euphrates River in Syria's Deir Az Zor province, according to the Pentagon.

Saturday's incident wounded several SDF fighters, but the coalition advisers were unharmed, it said in a statement.

"Russian munitions impacted a location known to the Russians to contain Syrian Democratic Forces and coalition advisers," the Pentagon said.

Russia's military spokesman earlier denied targeting SDF, an alliance of Arab and Kurdish fighters.

"This is not possible. Why would we bomb them?" Igor Konashenkov, Russia's military spokesman, told AFP news agency at the Hmeimim base, Moscow's main outpost for its air operations in Syria.
http://www.aljazeera.com/news/2017/09/p ... 46755.html

Wie auch immer es dazu gekommen ist. Es bedeutet offenbar keine offizielle Änderung der wahrscheinlichen Aufteilung in nördlich und südlich des Euphrat. Die eigentliche Frage ist ohnehin wer die Gebiete direkt an der Grenze zum Irak bekommt, weiter östlich. Weil dort nördlich des Euphrats große Ölfelder sind und die Iraner eine direkte Landverbindung Iran/Irak/Syrien wollen, was USA und Israel gerne verhindern möchten.
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Adam Smith
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Adam Smith »

Das russische Verteidigungsministerium erklärte, dieser Erfolg übertreffe in seiner Bedeutung alle vorherige Siege über den IS
https://deutsch.rt.com/der-nahe-osten/5 ... ir-es-sor/

Damit ist natürlich auch gemeint, dass dieser Erfolg nicht richtig gewürdigt wird. Dieser Erfolg bedeutet in der Tat, dass die syrische Armee in der Lage ist den IS zu besiegen.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Platon »

Im Osten Syrien geht es auch um große Ölfelder die sowohl Kurden als auch Assad in der Zeit nach dem Krieg gut gebrauchen können. Man muss abwarten ob es bereits Absprachen gibt oder ob man darum kämpft:
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King Kong 2006
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von King Kong 2006 »

Syrische Streitkräfte haben den Euphrat überquert.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von NicMan »

In Raqqa kollabiert der IS scheinbar grade. Damit wäre die Stadt früher befreit als man geplant hatte.
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Hiobsbotschaften für den IS

Beitrag von King Kong 2006 »

IS-Hauptstadt Rakka steht vor dem Fall

http://www.n-tv.de/politik/IS-Hauptstad ... 43922.html
Die kurdisch dominierten Kräfte im Verbund mit den USA haben Rakka offenbar praktisch unter ihrer Kontrolle. Jetzt gilt es die "Nester" die noch verblieben sind zu finden und zu bekämpfen.

Im Osten Syriens verliert der IS nördlich von Deir ez-Zor Gebiete an syrische, libanesische, irakische und iranische Kräfte. Auch im Verbund mit Russland.

Im Irak bewegen sich PMF und irakische Armee auf die syrische Grenze zu.

In die IS kontrollierte Enklave bei Hawijah rücken nun ebenfalls irakische Kräfte ein.
Iraq launches offensive to liberate northern Hawijah from Daesh

http://www.presstv.ir/Detail/2017/09/21 ... -operation
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Platon »

Erdogan hat bestätigt, dass die Türkei Truppen nach Idlib schicken wird um dort die De-Eskalationszone umzusetzen.
https://www.reuters.com/article/us-turk ... SKCN1BW2PT
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Platon »

Mal eine Gesamtschau von mir:
Der Krieg in Syrien geht meines Erachtens immer mehr dem Ende zu. Seit dem Kriegseintritt der Russen haben die Rebellen eine Reihe von Niederlagen hinnehmen müssen, die deutlich gemacht haben, dass sie den Krieg militärisch nicht mehr gewinnen können. Dazu kommt der Niedergang des IS, der in Gebiete entlang des Euphrats im Osten des Landes zurückgedrängt wurde, sich dort allerdings als durchaus noch sehr schlagkräftig erweist.

Diese militärische Entwicklung wird auf diplomatischer Ebene begleitet durch den Versuch Russlands in Astana, Kasachstan eine Friedenslösung nach eigenen Vorstellungen durchzusetzen und eine Annäherung der Türkei mit dem Iran, während die USA unter Trump zu keinen eigenen ernsthaften diplomatischen Initiativen fähig sind und sich lediglich das US-Militär/US-Verteidigungsministerium (Brett McGurk spielt hier als Sonderbeauftragter der Anti-IS-Koalition eine wichtige Rolle) bemüht zusammen mit kurdischen und arabischen Verbündeten den IS immer weiter zurückzudrängen.

Das führt meinem Eindruck nach zu der Situation, dass die Türkei, USA, Russland und Iran Syrien in Einflusszonen aufteilen und nach einem langen Prozess von diplomatischen Absprachen und letzten kriegerischen Entwicklungen gemeinsam einen Frieden in Syrien erzwingen.

Nun einmal zu all den Punkten die ich gerade genannt habe, ausführliche Erläuterungen meiner Sicht der Dinge.

1. Die Niederlagen der Rebellen:
Nach Jahren der Belagerung und Luftangriffe und mit massiver russischer Luftunterstützung ist es pro-Assad-Truppen gelungen zahlreiche Enklaven der Rebellen zur Aufgabe zu zwingen. Das heißt Daraya und Muadamiyat, Wadi Barada, Zabadani, das Grenzgebiet zum Libanon im Qalamoun-Gebirge oder al-Waer in Homs. Auch das große Rebellengebiet im Osten von Damaskus im östlichen Ghouta ist durch Assad-Offensiven in den letzten Jahren erheblich kleiner geworden. Die grünen Busse, welche die ehemals Belagerten in die Rebellengebiete in der Provinz Idlib bringen, wurden ein Symbol des Niedergangs der Rebellen. Sie kamen auch zum Einsatz, als es im Dezember 2016 pro-Assad-Millizen gelang, die seit gar nicht so langer Zeit belagerten Rebellen in Aleppo zu besiegen und die verbliebenen Rebellen und ihre Familie aus der Stadt zu transportieren. Alle größeren Offensiven der Rebellen in der letzten Zeit waren letztendlich erfolglos.
a) Der Versuch einer großen Koalition von al Nusra (zu denen komme ich noch) und Ahrar al Sham und Co die Belagerung von Aleppo zu beenden, schaffte es einige Gebiete von Aleppo zu erobern, war jedoch dann nicht in der Lage die entscheidenden Geländegewinne zu erzielen um die eigene Position dauerhaft zu halten. (der von den Rebellen eroberte Korridor 1070-Projekt-->Militärakademie-->vor allem Ramouseh konnte von Assad-Truppen problemlos unter Feuer genommen werden, weswegen man sich dort nicht dauerhaft halten konnte)
https://en.wikipedia.org/wiki/Aleppo_of ... gust_2016)
b) Der Versuch einer großen Koalition von al Nusra, Ahrar al Sham, FSA und Co von Idlib aus auf Hama vorzurücken konnte zunächst große Geländgewinne verzeichnen, konnte aber auch hier wieder die letztlich entscheidenden Punkte nicht erobern. (Qomhana und diese zwei Berge nördlich von Hama, von wo aus ein Angriff auf die Stadt selbst möglich wäre) Es gibt dort alle paar Monate eine Offensive der Rebellen, aber ohne das da zuletzt viel passiert wäre. Ein paar Dörfer vor, ein paar zurück.
https://en.wikipedia.org/wiki/Hama_offe ... pril_2017)


Wenn die besten Truppen von Assad (Tiger Forces, Hisbollah, irakische Milizen) zusammen mit der syrischen und russischen Luftwaffe kämpfen, dann können die Rebellen sich militärisch nicht durchsetzen und die strategisch wichtigen Punkte erobern. Völlig egal wie viele Panzer, Artillerie und Kämpfer sie einsetzen.

2. Der Niedergang des IS vollzieht sich langsam aber stetig, weil er militärisch nicht gegen alle bestehen kann. Die Kurden im gesamten Nordosten über Raqqa bis zum Euphrat, die pro-türkischen Truppen in Jarablous, die irakische Armee und schiitischen Milizen im Irak und die Assad-Armee die die Gebiete östlich von Aleppo und in Zentralsyrien erobert und nun ebenfalls zum Euphrat vorgerückt ist. Man sollte die Gruppe aber noch nicht abschreiben. Sie hat erst kürzlich in einer Offensive gegen Assad-Truppen vor ein paar Tagen über Schläferzellen eine Stadt in Zentralsyrien (Qaratayn) erneut erobert und recht erfolgreich die ausgedehnten Nachschubwege von Assad nach Deir Az Zor angegriffen. Dem vorausgegangen war eine Audio-Botschaft von al-Bagdadi, der allen anders lautenden Berichten wohl immer noch lebt. Aber letztlich wird die Gruppe militärisch besiegt werden und dann langfristig sich erneut von abgelegenen Wüstengegenden aus auf einen Guerilla-Krieg in Irak und Syrien verlegen. Entscheidend ist, dass das Territorium des IS aufgeteilt wird. Von besonderer Bedeutung sind dabei noch die großen Ölfelder entlang des Euphrats um das sich Kurden und Assad streiten. Reichtümer die beide Fraktionen in der Nachkriegszeit gut brauchen können.

3. Es gibt seit einiger Zeit schon die Tendenz, dass der Krieg langsam abflaut. Immer wieder lokale Waffenstillstände die von Internationalen und Lokalen Akteuren ausgehandelt werden. Die USA waren nie in der Lage bzw. haben nie wirklich ernsthaft und mit aller Macht versucht Frieden in Syrien zu erzwingen. Durch das militärische Engagement der Russen haben sich diese in eine Position versetzt erfolgreicher zu sein. Im Endeffekt läuft die Friedenslösung auf einen allgemeinen Waffenstillstand und eine Teilung des Landes hinaus. Das entscheidende Schlagwort ist dabei "De-Eskalationszone". Es gibt mittlerweile deren vier.
a) Die Rebellengebiete im Süden an der Grenze zu Jordanien und Israel (Dara'a, Quneitra)
b) Das Enklave der Rebellen im östlichen Ghouta.
c) Die Enklave im nördlichen Homs (Rastan etc.)
d) Die von den Rebellen komplett eroberte Provinz Idlib.
https://syria.liveuamap.com/en/2017/4-m ... ation-zone
http://www.aljazeera.com/news/2017/05/s ... 08636.html

Das sind nach der Rückeroberung diverser anderer Enklaven im Endeffekt alle Gebiete, die noch von Rebellen gehalten werden. (abgesehen von Yarmouk in Damaskus, weiß gar nicht was damit ist) Es scheint mir einen Prozess zu geben, dass die Internationalen Mächte (d.h. Russland, Iran und Türkei) sich darauf geeinigt haben und lokale Gruppen dann wiederum ihrerseits sich mit Assad einigen müssen, dass auch tatsächlich dauerhaft umzusetzen. So haben wir im Moment die Situation, dass es Verhandlungen gibt und einige Gruppen noch kämpfen, während andere nicht mehr gegen Assad kämpfen und Assad diese auch nicht angreift.
Ein Beispiel ist z.B. die Situation in der Region Rastan im nördlichen Homs. Hier gibt es Verhandlungen, die allerdings dadurch schwierig sind, weil Assad im Laufe der Jahre 7000 Leute gefangen genommen hat, die Verbindungen zu den dortigen Rebellen haben und die Rebellen für einen Frieden ihre Freilassung fordern.
North Homs negotiators say they will not give up on prisoner release in ceasefire talks

Dazu gibt es natürlich noch das Problem, dass sich al Nusra nennt.

Das heißt eine Rebellengruppe, die im Kern aus al-Qaida-Leuten besteht und die seit 2012 systematisch versucht haben, eine dominante Rolle in der syrischen Opposition einzunehmen. Die allgemeine Taktik ist dabei als so anzusehen eine militärisch starke und dominante Fraktion zu sein und durch Fusionen mit ideologisch nahe stehenden Gruppen eine immer dominantere Rolle bei den Rebellen einzunehmen. Das hat auch ziemlich gut geklappt, weil man recht gut organisiert ist und sehr strategisch vorgeht und dazu als die Rebellengruppe gilt die den Kampf gegen Assad trotz der militärisch offensichtlich schlechten Lage weiter fortsetzen will.
Darum hat man sich im Juli 2016 "offiziell" von al Qaida abgewandt und sich von al Nusra zu Jabhat Fatah al-Sham umbenannt und später mit Haiʾat Tahrir asch-Scham eine weitere Rebellendachorganisation gegründet, dem sich auch viele Leute von anderen Gruppen wie Ahrar al Sham angeschlossen hatten, die ihnen ideologisch nahe stehen und den Kampf weiter fortsetzen wollen.
The story of Hayat Tahrir Al Sham's rise to prominence and what it means for Syria

Dadurch wurde man eine militärisch dominante Kraft in der Region Idlib auch wenn die großen Offensiven der Gruppe gegen Assad in Aleppo und nördlichen Hama wie gesagt militärisch jetzt nicht so erfolgreich waren. Aber allein die Tatsache, dass da eine Jihadisten-Rebellen-Armee angeführt von al Nusra mit Dutzenden gepanzerten Fahrzeugen und Tausenden Kämpfern Großstädte wie Aleppo bzw. die Ortschaften nördlich von Hama angreifen, zeigt schon, dass die Gruppe auf einem Höhepunkt ihrer Macht angekommen war/ist. Man hat dann auch versucht mit der "Civil Administration" eigene quasi-staatliche Strukturen zu schaffen und hat allgemeine Anweisungen herauszugeben und im Juli 2017 hat man in einem kurzen Krieg das was von Ahrar al Sham noch übrig war aus allen strategisch wichtigen Punkten (vor allem der Grenzübergang zur Türkei) vertrieben.
Hay'et Tahrir al-Sham take control of Syria's Idlib
Hayat Tahrir al-Sham plots its next move in northern Syria
Preventing a Jihadist Factory in Idlib

Seitdem gibt es allerdings eine Gegenbewegung in und außerhalb von Idlib. Mittlerweile sind zahlreiche Gruppen wie al Zenki und Gruppen die aus Ahrar al Sham hervorgegangen sind, wieder aus Hayat Tahrir al Sham ausgetreten und aus viel mehr als al Nusra besteht die Dachorganisation nicht mehr:
A Jihadist Breakup in Syria

Eine Schlüsselrolle wird nun die Türkei spielen. Diese haben in den letzten Monaten ihre Beziehungen mit Iranern und Russen verbessert und die De-Eskalationzonen mit diesen ausgehandelt. Sie sind dabei selbst die Garantiemacht der Rebellen und Erdogan hat angekündigt auch selbst Truppen nach Idlib zu schicken um die De-Eskalationszone umzusetzen:
Exclusive: Turkey to deploy troops inside Syria's Idlib - Erdogan
Das heißt nichts Anderes als, dass in nicht allzu ferner Zukunft die türkische Armee unterstützt von verbündeten Rebellengruppen in Idlib einmarschieren und der Macht von al Nusra ein Ende machen wird und sie sich dafür auch schon mit Russen und Iraner geeinigt haben, wie diese sich in diesem Fall verhalten sollen bzw. welche Rolle Russland bei der Sache langfristig spielen wird. Die türkische Operation gegen den IS in Jarablous ist da sicherlich als eine Art Vorbild zu sehen, wie man sich das ganz praktisch vorzustellen hat. (türkische Panzer, Artillerie und Luftwaffe, Rebellen als Infanterie)

Wenn das passiert ist und alle Rebellengruppen ihre Waffenstillstände mit Assad verhandelt haben und das restliche Gebiet des IS zwischen Kurden und Assad aufgeteilt ist, ist der Krieg in Syrien vorbei.

4. Noch zu der Annäherung von Türkei und Iran:
Es gibt in den letzten Wochen vor allem auf der Ebene der Militärs eine groß angelegte Annäherung der Iraner mit der Türkei. Diese richten sich einerseits gegen die Kurden im Nordirak, al Nusra in Idlib und die politische Haltung im Konflikt von Qatar mit Saudi Arabien. Hier spielt sich ganz aktuell auf höchster Ebene einiges ab.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Platon »

Eine interessante Perspektive eines Drusen in Syrien, der in der Armee von Assad gekämpft hat und jetzt seine Heimat verteidigt.
[...]Q: How do you reconcile your identity as a Druze, a Syrian and a Suwayda resident?

We in Suwayda follow the noble slogan raised by the leader of the Great Syrian Revolution in 1925, Sultan Pasha al-Atrash: “Religion is for God, the homeland is for all.”

We do not choose sectarianism but the war in Syria has forced us to lean in that direction on some matters.

I assure you, if the war in Syria had been with an external foe, you would see the people of Suwayda at the forefront, as was the case in the past. But since it’s a civil, sectarian war, we’re staying out of it.

Q: You described the war as sectarian. Can you elaborate?

Yes, it certainly is, and it’s not only [my] feelings—it’s a tangible reality. I saw it clearly while taking part in combat operations, especially when I was in Aleppo.

I saw hundreds of fighters from Lebanon, Iraq and Iran, even Afghanistan. They fought with us or on their own fronts, raising religious slogans. When we spoke with Arabs among them—the Iraqis or the Lebanese—they would tell us that they see it as a war over existence, and that they came to Syria with a religious motive, to defend holy sites and shrines. Some honestly say they’re in Syria to fight the Sunni sect. By contrast, the terrorist organizations that we were fighting would also raise religious slogans and banners, calling for the death of all minorities and religious [groups] that differ from [their own].

If you were in such a situation, you would certainly feel that you don’t have an interest in this war. The priority is to defend your family and the land on which you grew up, so you don’t become a victim of a sectarian war for nothing.

If I were martyred in Suwayda, it would be an honor for me. If the same happened outside my province—between conflicting religious banners—then I would just be a victim.

I’m not weak and I’m not scared—as I said, I’ve participated in dozens of battles [in northern Syria]—but it was enough.

I’m ready to fight to the last breath to defend my province and my family, but I won’t leave again.
http://syriadirect.org/news/%e2%80%98we ... Bs.twitter
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Platon »

Der türkische Außenminister hat erklärt, dass man versucht al-Nusra bzw. der Teil davon der zu al Qaida gehört zu isolieren. Natürlich als Vorbereitung einer militärischen Aktion, Truppen in der Provinz zu stationieren und die Gruppe zu besiegen.
Turkey seeks to isolate Syria Idlib jihadists opposing truce
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Radikal-Pragmatiker

Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Radikal-Pragmatiker »

Ich sage zum Bürgerkrieg in Syrien folgendes:
Assad wird ihn wahrscheinlich gewinnen, oder ihn zumindest einfrieren, mit Hilfe Russland und Irans. Den Konflikt mit den Rebellen wird Assad nach dem Sturz des IS gewinnen oder Ihn einfrieren. Die einzigen, die im Paroli bieten können, die mehrheitlich kurdischen Streitkräfte des SDF, die große Gebiete des Landes im Norden halten. Falls Assad (was ich nicht denke), den Kurden eine halb-autonome Provinz vorerst gesteht oder sie für kurze Zeit mit Geständnissen zu umgarnt, könnte er seine Macht in Syrien sichern(Gefahr droht durch mögliche Terroranschläge oder ein Wiederaufflammen der Revolution zu Beispiel). Natürlich versucht die Türkei das zu verhindern, weshalb wahrscheinlich der Krieg weiter geht, wobei ich mich frage, ob die Türkei als NATO-Land, dann tatsächlich in Syrien Rechenmaschinen darf, oder ob das völkerrechtswidrig ist.

Aber ein Bruch des kurdischen Teils, oder ganz Syriens ist wahrscheinlich irgendwann absehbar, dass es als ehemalige Kolonie, kein Nationalstaat ist, sondern nur ein geografische Komplex mit dem Namen "Syrien" und verschiedenen Völkern und Religionen darin, die keinerlei Verbindungen bzw. Einigkeitsgefühl wie im einer Kulturnation zueinander haben. Man hätte Syrien aufteilen sollen, aber dafür ist es jetzt zu spät.
Assad wird von Russland und Iran unterstützt, wobei vor allem Iran an Assad hängt, während Russland auch ohne Assad nach dem Bürgerkrieg weiterleben könnte. Man hätte also mit Russland und Iran auf gleicher Basis verhandeln sollen, um einen Frieden zu auszuhandeln.

Des weiteren, denke Ich dass Assad (aber nicht sein Clan) und vielleicht ein paar enge Minister nach dem Syrien- Krieg abdanken sollte. Ein anderes Mitglied des Assad -Clans sollte dann die Herrschaft übernehmen. Assad ist auf internationaler Bühne wahrscheinlich isoliert(wie zum Beispiel Sadam Hussein), weshalb dass Regime um Hilfsleistungen aus Westeuropa und USA zu erhalten, den Diktator wechseln muss. Es wird wahrscheinlich nur eine Show sein und Assad wird dann im Hintergrund die Fäden ziehen. Aber man braucht Geld um Syrien wiederauszubauen und Russland & Iran (beide durch Sanktionen eingeschränkt) werden da wahrscheinlich auch nicht helfen.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Platon »

Die türkische Militäroperation gegen al Nusra hat begonnen.
https://www.dailysabah.com/politics/201 ... dogan-says

FSA-Bodentruppen, türkische Unterstützung (ich nehme an mit schweren Waffen) und russische Luftunterstützung(!) gegen al Nusra und Freunde.
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Kardux
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Kardux »

Platon hat geschrieben:(07 Oct 2017, 11:34)

Die türkische Militäroperation gegen al Nusra hat begonnen.
https://www.dailysabah.com/politics/201 ... dogan-says

FSA-Bodentruppen, türkische Unterstützung (ich nehme an mit schweren Waffen) und russische Luftunterstützung(!) gegen al Nusra und Freunde.
Reuters meint hierzu:
A first convoy of the military operation that Turkey is carrying out in Syria’s Idlib province crossed into the area late on Thursday, two rebels and a witness said.

The convoy included about 30 military vehicles, said Abu Khairo, a commander in a Free Syrian Army (FSA) rebel group based in the area, and it entered Syria near the Bab al-Hawa border crossing, according to a civilian witness.

It was heading to Sheikh Barakat, a hilltop that overlooks large areas of rebel-held northwestern Syria, but also the Afrin area held by the Kurdish YPG militia.
Und jetzt wird es ganz interessant:
The [b]convoy was escorted by fighters from Tahrir al-Sham[/b], an alliance of jihadist groups including the former al Qaeda affiliate previously known as the Nusra Front, Abu Khairo said.

“The Turkish army convoy is entering under the protection of Tahrir al-Sham to take positions on the front line with the YPG,” another FSA official in the area said.

Tahrir al-Sham opposes the de-escalation deal with the government, but its role in escorting the Turkish reconnaissance team on Sunday indicated there might not be any direct military confrontation between its fighters and Turkey.
https://www.reuters.com/article/us-mide ... SKBN1CH31K

Also wer oder was ist Tahrir al-Sham nochmal?

BBC meint hierzu:
Tahrir al-Sham: Al-Qaeda's latest incarnation in Syria

The Syrian jihadist group Jabhat Fateh al-Sham (JFS), which was known as al-Nusra Front until it broke off formal ties with al-Qaeda last July, has rebranded itself again.

A statement issued on 28 January announced that it had agreed to merge with four smaller factions and form a new alliance, Hayat Tahrir al-Sham (Liberation of the Levant Organisation).

Hashim al-Sheikh, also known as Abu Jabir, who had previously been the head of the now-rival Islamist rebel group Ahrar al-Sham, was named its new leader.

There was no mention in the statement of the long-standing al-Nusra and JFS leader, Abu Mohammed al-Jawlani. However, Tahrir al-Sham confirmed weeks later that he had been appointed the alliance's "general military commander".

On 9 February, Abu Jabir delivered a message in which he insisted Tahrir al-Sham was an "independent entity and not an extension of former organisations and factions".

It appeared to be an attempt to further distance the group from al-Qaeda.

But it is not clear how effective that will be, as the last name change failed to convince the international community and the US kept the group on its list of foreign terrorist organisations.

The statement announcing the creation of Tahrir al-Sham said JFS had joined forces with the Nour al-Din Zinki Movement, one of the most important opposition factions in Aleppo province; Ansar al-Din Front; the Homs-based Jaysh al-Sunnah; and Liwa al-Haqq, which operates in Idlib, Aleppo and Hama provinces.
http://www.bbc.com/news/world-middle-east-38934206

Kurz gesagt:

Die Türkei kämpft mitnichten gegen den Al-Qaida-Ableger in Syrien! Da hilft es auch nicht wenn man seinen Namen zum gefühlt 100sten mal verändert. Die Köpfe und Akteure sind dieselben - die Mentalität ebenfalls. Es handelt sich um jihadistische Gruppen.

Und genau diese, werden seit Anbeginn des Syrienkonflikts von der Türkei unterstützt. Der Einmarsch der Türken in Idlib ist nichts weiter als eine Vorbereitung um die kurdischen Kantone bei gegebener Zeit zu zerschlagen - nicht mehr, nicht weniger.

Die Türkei bekämpft die Nusra-Front...das ich nicht lache...
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Kardux »

Der Krieg gegen die Kurden geht weiter. Nachdem hunderttausende Kurden aus Kerkûk flohen, schiitische Milizen ein dutzend kurdischer Peshmerge in IS-Manier enthaupteten, geht der Vorstoss der Iran-Proxies in Syrien weiter. Dort soll die syrische Marionettenregierung in Der ez-Zor die Konfrontation mit der SDF suchen. Und das nachdem man eine Woche zuvor noch von einem neuen föderalen Syrien laberte.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von SirToby »

Der Angriff der ISF auf die Kurdische Region ist voll im Gange, mehrere Einheiten sind in Kirkuk eingerückt an der Spitze die ERD, die Peshmerga haben sich weitestgehend aus der Stadt zurückgezogen.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Kardux »

Es fällt gerade eine kurdische Stadt nach der anderen. Unsere politische Führung ist für diesen Verrat verantwortlich. Alle Gebiete werden kampflos aufgegeben, obwohl man die Waffen hätte sich zu verteidigen.

Die Schiiten rücken auf alle Gebiete vor - nicht nur die sogenannten umstrittenen Gebiete.

Auch diese historische Niederlage wird unseren Freiheitswillen nicht brechen.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Yossarian »

Kardux hat geschrieben:(17 Oct 2017, 10:48)

Es fällt gerade eine kurdische Stadt nach der anderen. Unsere politische Führung ist für diesen Verrat verantwortlich. Alle Gebiete werden kampflos aufgegeben, obwohl man die Waffen hätte sich zu verteidigen.

Die Schiiten rücken auf alle Gebiete vor - nicht nur die sogenannten umstrittenen Gebiete.

Auch diese historische Niederlage wird unseren Freiheitswillen nicht brechen.
Erstaunlich, ich hätte den Patriotismus, Moral und Ausrüstung der Kurden weit höher eingeschätzt.
Aber der Widerstand ist komplett kollabiert innerhalb weniger Stunden.
Wenn ich einen Vogel sehe der wie eine Ente watschelt und wie eine Ente schwimmt und wie eine Ente quakt dann nenne ich ihn eine Ente. Und wenn der Vogel dementiert eine Ente zu sein ist es eine russische Ente.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Kardux »

Yossarian hat geschrieben:(17 Oct 2017, 10:53)

Erstaunlich, ich hätte den Patriotismus, Moral und Ausrüstung der Kurden weit höher eingeschätzt.
Aber der Widerstand ist komplett kollabiert innerhalb weniger Stunden.
Die politische Führung gibt die Befehle zum Rückzug - von einem koordinierten Widerstand ist keine Rede.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von imp »

Yossarian hat geschrieben:(17 Oct 2017, 10:53)

Erstaunlich, ich hätte den Patriotismus, Moral und Ausrüstung der Kurden weit höher eingeschätzt.
Aber der Widerstand ist komplett kollabiert innerhalb weniger Stunden.
Diese Kurden sind eben auch Iraker. So mancher ist vielleicht froh, das Experiment eines Sezessions-Staates nicht mitmachen zu müssen. Wofür eigentlich kämpfen? Für Beobachter am Spielfeldrand, die von Deutschland aus nach Kampf und Untergang schreien?
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Yossarian »

Kardux hat geschrieben:(17 Oct 2017, 11:03)

Die politische Führung gibt die Befehle zum Rückzug - von einem koordinierten Widerstand ist keine Rede.
Also sind die Berichte wahr nachdem es absprachen zum Rückzug der kurdischen Führer mit der irakischen Regierung gegeben hat?
Wenn ich einen Vogel sehe der wie eine Ente watschelt und wie eine Ente schwimmt und wie eine Ente quakt dann nenne ich ihn eine Ente. Und wenn der Vogel dementiert eine Ente zu sein ist es eine russische Ente.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Kardux »

Yossarian hat geschrieben:(17 Oct 2017, 12:15)

Also sind die Berichte wahr nachdem es absprachen zum Rückzug der kurdischen Führer mit der irakischen Regierung gegeben hat?
Ja, irgendwelche Absprachen wird es gegeben haben. Die USA scheinen, aus welchen unerklärlichen Gründen auch immer, ebenfalls involviert zu sein.

Es scheint jetzt aber so, als ob die Schiiten nach ganz Kurdistan greifen würden - deshalb verstehe ich die Absprachen der politischen "Führer" (wenn man sie so nennen darf) nicht. Die Schiiten werden heute noch den Staudamm einnehmen und vielleicht bis morgen die Grenze zur Türkei. Danach sieht es derzeit aus. Des Weiteren munkeln schon viele Leute, dass Erbil ebenfalls in Gefahr ist.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Adam Smith »

Die syrischen Kurden haben Rakka erobert.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von NicMan »

Kardux hat geschrieben:(17 Oct 2017, 12:58)

Ja, irgendwelche Absprachen wird es gegeben haben. Die USA scheinen, aus welchen unerklärlichen Gründen auch immer, ebenfalls involviert zu sein.

Es scheint jetzt aber so, als ob die Schiiten nach ganz Kurdistan greifen würden - deshalb verstehe ich die Absprachen der politischen "Führer" (wenn man sie so nennen darf) nicht. Die Schiiten werden heute noch den Staudamm einnehmen und vielleicht bis morgen die Grenze zur Türkei. Danach sieht es derzeit aus. Des Weiteren munkeln schon viele Leute, dass Erbil ebenfalls in Gefahr ist.
Die Gerüchte eines irakischen Einmarschs in Erbil mehren sich in der Tat.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Yossarian »

Kardux hat geschrieben:(17 Oct 2017, 12:58)

Ja, irgendwelche Absprachen wird es gegeben haben. Die USA scheinen, aus welchen unerklärlichen Gründen auch immer, ebenfalls involviert zu sein.

Es scheint jetzt aber so, als ob die Schiiten nach ganz Kurdistan greifen würden - deshalb verstehe ich die Absprachen der politischen "Führer" (wenn man sie so nennen darf) nicht. Die Schiiten werden heute noch den Staudamm einnehmen und vielleicht bis morgen die Grenze zur Türkei. Danach sieht es derzeit aus. Des Weiteren munkeln schon viele Leute, dass Erbil ebenfalls in Gefahr ist.
Gibt es irgendetwas offizielles zu diesen Absprachen? Werden die irakischen Truppen bei den 3 kurdischen Provinzen stoppen oder wird das Momentum genutzt um die kompletten Gebiete aufzurollen?
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Mehmet »

Die Eskalation war doch nach dem Referendum schon fast abzusehen.

Ein Kurdistan wird es niemals geben. Die Kurden sollten sich endlich damit abfinden. Träumen dürfen sie ja, aber dabei sollten sie es dann aber auch belassen.

Sie haben nun mal nichts zu melden. So einfach ist das Ganze. Da kann ja sonst jeder kommen und machen was er will. :D
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Kardux »

Yossarian hat geschrieben:(17 Oct 2017, 15:21)

Gibt es irgendetwas offizielles zu diesen Absprachen? Werden die irakischen Truppen bei den 3 kurdischen Provinzen stoppen oder wird das Momentum genutzt um die kompletten Gebiete aufzurollen?
Nein, es gibt nichts offizielles. Es wird viel spekuliert, aber ich würde mich auf nichts verlassen. Eines ist aber sicher und das kann ich Ihnen versichern - das kurdische Volk wurde von seinen derzeitigen Schalthebeln betrogen. Verrat und Niederlagen, ziehen sich wie ein roter Faden durch unsere Geschichte. Ich mein die Absprachen ergeben keinen Sinn - heute steht auch Erbil auf dem Spiel und somit Mesud Barzanis Kopf. Nouri Maliki kündigte an, dass die Schiiten in den nächsten 48 Stunden Erbil einnehmen und die kurdischen Führer jagen werden. Deshalb verstehe ich die Absprachen nicht.

Unterm Strich ist es nur wichtig was tatsächlich hinter den Kulissen zwischen Barzani und den USA vor dem Referendum besprochen wurde. Ich hatte bereits vor dem Referendum die Frage in den Raum geworfen, ob dies ein Alleingang ist oder nicht. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass Barzani dies ohne Rückendeckung durchzieht. Denn eines war klar - wenn sich die Faschisten in Baghdad, Tehran und Ankara zusammenaschliessen und die Weltmächte wegschauen, wird es eine herbe Niederlage geben.

Und zu Ihrer Frage ob die Schiiten ganz Kurdistan einnehmen, kann ich nur sagen, dass derzeit alles möglich ist.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Flaschengeist »

Mehmet hat geschrieben:(17 Oct 2017, 16:55)

Die Eskalation war doch nach dem Referendum schon fast abzusehen.

Ein Kurdistan wird es niemals geben. Die Kurden sollten sich endlich damit abfinden. Träumen dürfen sie ja, aber dabei sollten sie es dann aber auch belassen.

Sie haben nun mal nichts zu melden. So einfach ist das Ganze. Da kann ja sonst jeder kommen und machen was er will. :D

Man fragt sich nur warum sich die Kurden immer wieder hinter die Fichte führen lassen. :|
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Schlachtaufstellung für Kirkuk

Beitrag von King Kong 2006 »

Laut Debka bestehen die Hauptkontingente bei der Wiedererlangung der Kontrolle über die Provinz Kirkuk aus der Speerspitze der irakischen PMF (bzw. PMU) und dahinter den Einheiten der irakischen Armee. Innerhalb der PMF gibt es auch die turkmenische Brigade. Die Einheiten der PMF sollen von Offizieren der iranischen IRGC angeführt werden.
Baghdad claimed that Iraqi units led the operation launched early Monday against the Kurds over Kirkuk.. DEBKAfile: Pro-Iranian Shiite militias are in the forefront.

An Iranian-Iraqi war on the semiautonomous Kurdish Republic of Iraq was launched early Monday, Oct. 16, around Iraq’s northern oil center of Kirkuk. It began with an attack on the K1 military air base, the town’s airport and the oil fields south of the city. An official Baghdad statement named Iraq’s Security forces (ISF), its Counterterrorism Services (CTS) its Federal Police and the Shiite Popular Mobilization Units (PMU) as leading the engagement in three columns with the Kurdish Peshmerga defending the city.

However, DEBKAfile’s military and intelligence sources report that pro-Iranian Shiite militias were the spearhead of the operation, fighting under the direct command of Revolutionary Guards (IRGC) Gen. Qassem Soleimani. They consist of the Shiite Badr Organization’s Turkmen Brigade, the 16th PMU brigade and the 41st, 42nd and 43rd brigades of the Asai’b Ahl al-Haq forces of the PMU.
Iranian Revolutionary Guards officers have been placed at the head of each of the Shiite units taking part in the Kirkuk operation against the Kurds.

The makeup of these forces is highly significant for two reasons:

Iraqi elite units have substantial Kurdish fighting elements which are not trusted not to turn against their comrades.

1. The Turkmen Brigade’s participation is intended to draw the Turkmen population of Kirkuk (25pc of around 1 million inhabitants) over to the side of the attackers.
2. In the early hours of the operation, Iraqi Prime Minister Haydar Al-Abadi held back from sending his air force into the fray, hoping to prevent the Kirkuk operation against the Kurds from blowing up into a broad civil conflict like the Syrian war.

https://www.debka.com/iran-iraq-go-war- ... fiance-us/
Die Spaltung der politischen Führung in der KRG machte eine geschlossene (eher politische) Front nicht möglich. Dazu fehlte offenbar jegliche Unterstützung der USA. Inwiefern das kurdische Referendum Auslöser war, ist fast Zweitranging. Diese Zuspitzung mußte irgendwann geschehen. Vermutlich gibt es dazu massiven Druck von allen Nachbarn auf Erbil. Sich auf eine massive militärische Konfrontation wegen Kirkuk mit einer geschlossenen Front von Irak, Syrien, Iran und Türkei einzulassen wäre vermutlich für die KRG verheerend gewesen. Und Team Trump scheint niemand zu sein, auf den man zählen kann. Der Verlust Kirkuks für die KRG ist ökonomisch nicht zu unterschätzen. Das war sozusagen das wirtschaftliche Herz. Wobei die Frage Kirkuk sowieso offen war. Der KRG gelang die Kontrolle erst ab 2014. Rein kurdisches Gebiet war es nie. Das die PMF den Einsatz der turkmenischen Brigade vorsahen zeigt, daß man auch auf die turkmenische Bevölkerung Kirkuks gesetzt hat.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von SirToby »

Yossarian hat geschrieben:(17 Oct 2017, 10:53)

Erstaunlich, ich hätte den Patriotismus, Moral und Ausrüstung der Kurden weit höher eingeschätzt.
Aber der Widerstand ist komplett kollabiert innerhalb weniger Stunden.
Mich überrascht auch, dass das so schnell geht....

Die ISF haben im Sturm innerhalb von 2 Tagen weite Teile des Kurdengebiets eingenommen, die Peshmerga scheinen noch nicht einmal Widerstand zu leisten, sondern rücken einfach ab.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von relativ »

Die meisten Menschen in dieser Region , auch die Kurden, wollen Frieden und nicht schon wieder in einen neuen Bürgerkrieg schlittern. Dies muessen die machtgeilen Politiker endlich auch mal begreifen.
Wenn es tatsächlich kurdische Politiker gab, die gehofft haben, die irakische Regierung würde ihnen den ölreichen Norden überlassen, muss naiver sein als ich je befürchtet hätte.
Positiv ist m.M. mom. eher, daß die Kurden relativ besonnen/defensiv auf den Vormarsch der irakischen Regierung reagieren, ich hoffe dies gibt Platz für Verhandlungen.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von imp »

relativ hat geschrieben:(18 Oct 2017, 10:26)

Die meisten Menschen in dieser Region , auch die Kurden, wollen Frieden und nicht schon wieder in einen neuen Bürgerkrieg schlittern. Dies muessen die machtgeilen Politiker endlich auch mal begreifen.
Wenn es tatsächlich kurdische Politiker gab, die gehofft haben, die irakische Regierung würde ihnen den ölreichen Norden überlassen, muss naiver sein als ich je befürchtet hätte.
Positiv ist m.M. mom. eher, daß die Kurden relativ besonnen/defensiv auf den Vormarsch der irakischen Regierung reagieren, ich hoffe dies gibt Platz für Verhandlungen.
Es wird auch weiter eine Form von Regionalregierung geben, nur die Aussicht auf Abspaltung ist erstmal erledigt.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Platon »

Beim jüngsten Verhalten der Peshmerga werden Erinnerungen an 2014 wach. Peshmerga ziehen ab, weil ein militärisch überlegener Feind anrückt, PKKler kämpfen um zu retten was zu retten ist und am Ende steht eine Blamage für die Kurden.

Ich bin mal gespannt ob sich nun innerkurdisch die Machtverhältnisse ändern und ob es noch zu einem Krieg kommt, weil die Kurden doch noch versuchen Kirkuk zurück zu erobern bzw. weil die pro-Bagdad-Truppen (Revolutionsgarden, Elite-Einheiten irakische Armee und schiitische Milizen) versuchen die Kurden noch weiter zurück zu drängen.

Alles in alllem ist es die Folge des Referendums mit dem Barzani die Region gegen sich vereint und die USA vor den Kopf gestoßen hat und nun im kritischen Moment isoliert war.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
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Irakische Truppen marschieren weiter

Beitrag von King Kong 2006 »

Die irakischen Truppen marschieren weiter. Washington fordert beide Seiten zur Mäßigung auf...
Iraqi forces advance to retake Kurdish-held territory near Mosul

US urges Baghdad to ease offensive over fears about escalating crisis and Iranian influence

Kurdish peshmerga troops withdrew without a fight from the areas, including Mosul Dam, as the Iraqi soldiers moved in, the military said in a statement on Wednesday. The latest move by Baghdad will fuel concerns that the advance risks escalating the crisis between two of the US’s main allies in the region — Iraq and the autonomous Kurdistan Regional Government (KRG).

“Our message is the same to both sides — we are urging them to reduce tensions, de-escalate, co-ordinate and find areas where they can talk about things to prevent military confrontation,” a senior US official said.
The rapid advance by Iraqi forces now means the KRG has lost many of the strategic areas it could have used as bargaining chips in any future negotiations between Baghdad and Erbil, capital of the autonomous Iraqi Kurdistan region.

https://www.ft.com/content/e19ba7a2-b3d ... d59db9e399
Die Truppenbewegungen gehen Richtung türkische Grenze. Es besteht die Möglichkeit die von Kurden kontrollierten Gebiete in Syrien und im Irak zu trennen. Man könnte davon ausgehen, daß die Wiedereinnahme von Kirkuk der Beginn größerer Operationen ist, die zwischen Bagdad, Teheran, Ankara und Damaskus abgesprochen sind.

Zeitgleich gibt es türkische, grenznahe Operationen im Nordirak gegen kurdische Ziele.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Kardux »

Platon hat geschrieben:weil die Kurden doch noch versuchen Kirkuk zurück zu erobern
Das werden wir. Kerkûk ist unser Jerusalem. Wir werden weder diese Stadt noch die anderen kurdischen Städte aufgeben - und wenn es wieder Jahrzehnte dauert. Es wird sich schon noch eine Möglichkeit ergeben.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von SirToby »

Update: Die ISF haben den Mossul Staudamm erobert und den Grenzübergang bei Til Kocer zur Türkei eingenommen.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von imp »

Kardux hat geschrieben:(19 Oct 2017, 09:01)

Das werden wir. Kerkûk ist unser Jerusalem. Wir werden weder diese Stadt noch die anderen kurdischen Städte aufgeben - und wenn es wieder Jahrzehnte dauert. Es wird sich schon noch eine Möglichkeit ergeben.
Ist eben die Frage, ob die Bewohner, Kurden und andere, da wirklich so scharf drauf sind, dass im Vorgarten schon wieder gekämpft wird.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Kardux »

Die Schiiten haben gerade Pirdê/Altin Köprü eingenommen und sind wohl auf dem Weg nach Erbil...
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von UncleSams_Berater »

Kardux hat geschrieben:(20 Oct 2017, 10:36)

Die Schiiten haben gerade Pirdê/Altin Köprü eingenommen und sind wohl auf dem Weg nach Erbil...
Ich lese gerade auf Twitter was anderes, wie es aussieht gibt es nun heftige Gefechte
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Kardux »

UncleSams_Berater hat geschrieben:(20 Oct 2017, 12:04)

Ich lese gerade auf Twitter was anderes, wie es aussieht gibt es nun heftige Gefechte
Die schiitischen Terrormilizen sind auf dem Weg, aber zum ersten mal in dieser Woche treffen sie auf richtigen Widerstand. Die Frage ist wie lange wir das durchstehen - die Schiiten verwenden gerade auch Helikopter.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von UncleSams_Berater »

Kardux hat geschrieben:(20 Oct 2017, 12:08)

Die schiitischen Terrormilizen sind auf dem Weg, aber zum ersten mal in dieser Woche treffen sie auf richtigen Widerstand. Die Frage ist wie lange wir das durchstehen - die Schiiten verwenden gerade auch Helikopter.
Die Peshmerga haben mehrere Panzer und Humvees der irakischen Armee zerstört.

Die Luftwaffe ist ein Riesen Vorteil der Irakis, verfügen die Peshmerga über nennenswerte Lufftabwehrwaffen?
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Kardux »

UncleSams_Berater hat geschrieben:(20 Oct 2017, 13:00)

Die Peshmerga haben mehrere Panzer und Humvees der irakischen Armee zerstört.

Die Luftwaffe ist ein Riesen Vorteil der Irakis, verfügen die Peshmerga über nennenswerte Lufftabwehrwaffen?
Ja, gegen Helikopter schon, aber keine wirkliche Erfahrung.

Also man konnte den ganzen Tag den Vormarsch aufhalten. Kurdische Sender berichten von grossen Verlusten bei den Schiiten - kann ich aber noch nicht bestätigen. Heute Nacht bzw. morgen früh werden sie es wieder versuchen.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Alp »

Kardux hat geschrieben:(20 Oct 2017, 12:08)

Die schiitischen Terrormilizen sind auf dem Weg, aber zum ersten mal in dieser Woche treffen sie auf richtigen Widerstand. Die Frage ist wie lange wir das durchstehen - die Schiiten verwenden gerade auch Helikopter.
Das ist die irakische Armee und keine Terrormiliz. Die Peschmerga bedient sich der Hilfe von der kurdischen Terrororganisation PKK in weiten Teilen des Nord Iraks. Bei der Befreiung von Kirkuk haben sich PKK-Terroristen offenes Gefecht mit der irakischen Armee geliefert -wenn auch kläglich gescheitert und davon geflohen sind.
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Re: Entwicklung der Bürgerkriege in Syrien/Irak

Beitrag von Kardux »

Alp hat geschrieben:(22 Oct 2017, 14:58)

Das ist die irakische Armee und keine Terrormiliz. Die Peschmerga bedient sich der Hilfe von der kurdischen Terrororganisation PKK in weiten Teilen des Nord Iraks. Bei der Befreiung von Kirkuk haben sich PKK-Terroristen offenes Gefecht mit der irakischen Armee geliefert -wenn auch kläglich gescheitert und davon geflohen sind.
Südkurdistan wird seit Montag von den schiitischen Terrormilizen Hashd al Shaabi angegriffen, diese sind - obwohl es der Verfassung widerspricht - Teil der irakischen Armee. Die regulären Divisionen der irakischen Armee sind kampfunfähig und verfügen an der Front auch über keine Autorität. Ohne den Einsatz der schiitischen Terrormilizen, die nicht minder willkürlich wie der IS agieren, hätte man den IS mitnichten aus den arabisch-sunnitischen Gebieten verdrängt - geschweigedenn hätte man Südkurdistan angreifen können. Der Oberbefehlshaber bei der Bekämpfung des IS ist ein iranischer General. Das sagt alles über die "irakische" Armee aus...

Ansonsten erinnere ich Sie an die Aussagen von Recep Tayib:
Erdogan calls Al-Hashd Al-Shaabi a ‘terror’ organization

In an interview with the Al-Jazeera television channel, Erdogan referred to the group and said: “In the fight against Daesh in Iraq there is something striking. It’s interesting, the Iraqi Parliament says Al-Hashd Al-Shaabi is not a terror group but what is interesting is who is behind this terror group.”
http://www.arabnews.com/node/1087911/middle-east

Abgesehen davon ist der Einsatz der PKK in Südkurdistan legitim - immerhin handelt es sich auch um ihre Heimat.
Make Kurdistan Free Again...
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