Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

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King Kong 2006
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Trump erzählt(e) mal wieder Unsinn und Saudi-Arabien muß die Sicherheitspolitik neu figurieren.

Trump kündigte ja an, der Abzug der US-Truppen hätte nichts mit dem angekündigten Einmarsch türkischer Truppen gegen die engsten US-Verbündeten, den Kurden, in Syrien zu tun. Man wolle ja eh abziehen und Syrien ist ja soweit weg von den USA. Trump riet, Napoleon Bonaparte zu Hilfe zu rufen. Nun schickt er genau diese Truppen noch weiter weg, in den Irak. Immer noch Nahostregion. Typisch Trump. ;)
Aus Syrien abgezogene US-Truppen werden im Irak eingesetzt

https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... 92401.html
Derweil muß sich Saudi-Arabien nach neuen/alten Gesprächspartnern umsehen.
Saudi-Arabien in der Krise

"Mohammed bin Salman hat viele Feinde"

Saudi-Arabien ist wegen des US-Rückzugs aus dem Nahen Osten in Panik. Experte Bernard Haykel über die Krise in Syrien, ihre Folgen für Europa - und einen mysteriösen Mord im Umfeld des saudischen Königs.
SPIEGEL: Seit wenigen Tagen gibt es in der Region einen neuen, fürchterlichen Kriegsschauplatz, die türkische Offensive im Norden Syriens. Weit mehr als hunderttausend Menschen wurden aus ihren Häusern vertrieben. Warum kommt die Region nicht zur Ruhe?

Haykel : Das sind die Folgen des amerikanischen Rückzugs aus dem Nahen Osten, der schon unter Ex-Präsident Barack Obama begann. Die US-geführten Kriege in der Region scheiterten, dabei wurde unendlich viel Geld und Blut verschwendet und Washington ist es trotzdem nicht gelungen, seine militärische Stärke in politische Macht umzusetzen. Jetzt sind die USA einfach erschöpft.

SPIEGEL: Wer wird das Vakuum füllen?

Haykel: Iran zeigt Stärke, die Türkei kreuzt plötzlich am Persischen Golf auf und im Roten Meer - und Russland ist sowieso überall. Wladimir Putin wird in diese Lücke hineinstoßen. Amerikas Verbündete in der Region - darunter auch Saudi-Arabien - geraten umgekehrt natürlich in Panik. Sie stellen fest, dass sie sich auf Washington nicht mehr verlassen können.

https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... 92206.html
Saudi Arabia and Russia sign up to closer ties with 20 new deals

https://www.arabnews.com/node/1569046/saudi-arabia
Saudi Arabia and Iran may finally be ready for rapprochement

https://www.aljazeera.com/indepth/opini ... 42982.html
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Die USA erwägen vielleicht doch noch Truppen in der Region zu belassen. Um die Ölquellen zu schützen.
Hunderte US-Soldaten haben Nordsyrien in Richtung Irak verlassen - unter Beschimpfungen der kurdischen Bevölkerung. Das Pentagon erwägt, Soldaten in der Region zu belassen, um Ölfelder vor dem IS zu schützen.

https://www.spiegel.de/video/syrien-us- ... 30390.html
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Emirate geben eingefrorene iranische Gelder frei.
Amid improving relations between Iran and the United Arab Emirates, the Gulf state has released $700 million of frozen funds to Tehran in recent days, an Iranian MP said Sunday.

https://www.timesofisrael.com/uae-frees ... iran-says/
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Regierung in Bagdad sagt, man wolle die US-Truppen aus Syrien nicht im Irak.
Nach Abzug aus Syrien

US-Truppen müssen Irak verlassen

Das nächste Problem für die Syrien-Strategie von Präsident Trump: Die aus den Kurdengebieten abgezogenen Truppen dürfen nicht im Irak bleiben. So hat es die Regierung in Bagdad beschlossen.

https://www.tagesschau.de/ausland/us-tr ... k-101.html
Mittelfristig will der Irak alle US-Truppen loswerden. Auch, die noch im Irak sind.

Nun denn. Noch ist nicht Hopfen und Malz verloren. Die US-Truppen könnten weiter Schutz in Syrien anbieten. Natürlich nicht den Kurden, sondern dem Öl gegenüber. Deswegen sind die USA ja überhaupt in der Region, davor die Briten. Wegen den Rohstoffen. Der Rest ist ziemlich erfunden und dient höchstes dem ersteren Ziel, weswegen die USA/GB dort sind.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Offenbar spielen die USA keine signifikante Rolle mehr in Syrien. Der Irak könnte folgen. Die arabische Halbinsel eruiert wohl die Lage und Positionierung in der Internationalen Politik.

Russland und die Türkei einigen sich auf gemeinsame Patrouillen in Nordsyrien. Die syrische Armee zieht ebenso in einige kurdisch kontrollierten Gebiete Nordsyriens. Die USA sind praktisch raus. Der Irak fordert ebenso den Abzug der US-Truppen.

Kommen jetzt tatsächlich AKK und andere Europäer in die Region nach?
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Ist Syriens Schicksal besiegelt? Vorerst wohl schon. Und ist da noch Platz für die Interventions AKKs?
Syriens Schicksal ist besiegelt

Bei einem Treffen in Sotschi teilen Putin und Erdogan Syrien unter sich auf. Neben den beiden profitiert vor allem Diktator Assad von dem Deal. Großer Verlierer ist die Kurden-Miliz YPG
.
Erdogan wollte eine Pufferzone schaffen, die sich vom Fluss Euphrat bis zur irakischen Grenze erstickt, fast 500 Kilometer lang und 35 Kilometer tief. Die USA haben ihm, nach einigem Hin- und Her, dafür weitgehend freie Hand gegeben.
Erdogan weiß jedoch: Um seine Pläne in die Tat umzusetzen, ist er auf die Zustimmung Russlands angewiesen. Denn um eine mögliche Pufferzone dauerhaft zu bewachen, muss er türkische Soldaten und syrische Rebellen nach Syrien schicken, und das geht nicht ohne Zustimmung aus Moskau.

Putin ist einerseits daran gelegen, dass sein Protegé, Diktator Baschar al-Assad, Syrien vollständig zurückerobert. Andererseits will er Erdogan nicht verprellen, da er ihn braucht, um die Nachkriegsordnung in Syrien zu regeln - und auch, um die Nato zu spalten.
Erdogan erkennt Assad als Herrscher an

Die Türkei erkennt die "politische Einheit und territoriale Souveränität" Syriens an. In anderen Worten: Erdogan, der in den ersten Kriegsjahren alles daran gesetzt hat, Assad zu stürzen, akzeptiert den Despoten als rechtmäßigen Herrscher über Syrien.

Die russische Regierung billigt im Gegenzug de facto die türkische Militäroperation, indem sie auf das sogenannte Adana-Abkommen zwischen der Türkei und Syrien verweist, das dem türkischen Militär Anti-Terroreinsätze im türkisch-syrischen Grenzgebiet ermöglicht.
Es entsteht, wie von Erdogan gefordert, zwischen Irak im Norden und dem Euphrat im Süden eine Pufferzone, etwa 500 Kilometer lang, 30 Kilometer tief, aus der sich die YPG gänzlich zurückzieht.
Östlich und westlich davon übernehmen Putin und Assad die Kontrolle, türkische Truppen dürfen in unmittelbarer Grenznähe (10 Kilometer Tiefe) mitpatrouillieren. Die Gespräche mit den Kurden soll Assad nach dem Willen Putins künftig direkt führen. Die Stadt Kamischli wird der Herrschaft des syrischen Despoten unterstellt.
Es war strategisch tatsächlich aus Sicht Russlands ein bedeutender Schritt wieder in Syrien Fuß zu fassen. Anfangs Bestand die Sorge oder Hoffnung, je nachdem, daß Syrien für Russland ein Faß ohne Boden werden könnte. Nun stellt er sich als Erfolg heraus, der zudem Handlungsspielraum für Russland geschaffen hat. Russland ist wieder Ansprechpartner und Macher.
Sieger ist Russlands Präsident Wladimir Putin. Sein Vasall Assad hat nun fast im ganzen Land die Macht zurück. Gleichzeitig ist es Putin gelungen, Erdogan in seine Nachkriegspläne einzubinden. Die USA spielen in der Region keine Rolle mehr. Russland ist nun die neue Ordnungsmacht.
Doch auch Assad und Erdogan dürften mit der Übereinkunft weitgehend zufrieden sein. Zwar geht nach Erdogans Militäroffensive nur ein Bruchteil des anvisierten Territoriums tatsächlich an die Türkei, der Rest an Putin und Assad. Doch dem türkischen Präsidenten ist es gelungen, die YPG aus dem Grenzgebiet zu verbannen. Assad wiederum bekommt weite Teile Nordostsyriens zurück, muss dafür aber mit türkischer Präsenz leben.

https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... 92822.html
Die Frage ist, wie sich Annegret Kramp-Karrenbauer jetzt eine europäische Intervention vorstellt.
Das AKK-Manöver

Bundeswehr in Syrien - hat sich die CDU-Chefin selbst erledigt?

https://www.tagesspiegel.de/politik/das ... 43366.html
Eine größere Rolle der EU in der Außenpolitik wäre nicht verkehrt. Sie demonstrierte allerdings bereits ihre Unfähigkeit in der Auseinandersetzung mit der USA beim iranischen Atomabkommen.
Handel mit dem Iran

Europa blamiert sich

https://www.deutschlandfunkkultur.de/ha ... _id=461568
Wie genau soll jetzt die EU ihre Intervention in Syrien umsetzen?
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Emin »

King Kong 2006 hat geschrieben:(22 Oct 2019, 23:11)

Ist Syriens Schicksal besiegelt? Vorerst wohl schon. Und ist da noch Platz für die Interventions AKKs?

.











Es war strategisch tatsächlich aus Sicht Russlands ein bedeutender Schritt wieder in Syrien Fuß zu fassen. Anfangs Bestand die Sorge oder Hoffnung, je nachdem, daß Syrien für Russland ein Faß ohne Boden werden könnte. Nun stellt er sich als Erfolg heraus, der zudem Handlungsspielraum für Russland geschaffen hat. Russland ist wieder Ansprechpartner und Macher.





Die Frage ist, wie sich Annegret Kramp-Karrenbauer jetzt eine europäische Intervention vorstellt.



Eine größere Rolle der EU in der Außenpolitik wäre nicht verkehrt. Sie demonstrierte allerdings bereits ihre Unfähigkeit in der Auseinandersetzung mit der USA beim iranischen Atomabkommen.



Wie genau soll jetzt die EU ihre Intervention in Syrien umsetzen?
Ich glaube eher Putin wird jetzt schauen, dass er aus Syrien wiederrauskommt. Das könnte ein guter Moment sein das Feld als "Gewinner" zu verlassen. Was dann nach ihm kommt kann ihm ja egal sein.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Emin hat geschrieben:(22 Oct 2019, 23:22)

Ich glaube eher Putin wird jetzt schauen, dass er aus Syrien wiederrauskommt. Das könnte ein guter Moment sein das Feld als "Gewinner" zu verlassen. Was dann nach ihm kommt kann ihm ja egal sein.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß Putin jetzt einfach wieder so geht.

Er würde Handlungsspielraum gegenüber der Türkei verlieren (NATO-Spaltpilz) und somit gegenüber den USA verlieren. An wen sollte sich Israel diplomatisch wenden? Die USA spielen praktisch keine Rolle mehr und wollen noch mehr weg. Russland ist der Ansprechpartner für alle dort. Für Israel (gegenüber Syrien, Iran, Hezbollah usw.), für den Iran, für die Türkei, für die USA und auch definitiv für AKK. Sowas gibt man nicht auf.

Ich meine, das war der Hauptgrund weshalb Moskau überhaupt wiedergekommen ist. Man war ja/ist unter Druck in der Frage der Ukraine/Krim, Kaukasus und Baltikum. Die Intervention in Syrien sehe ich als einen Befreiungssschlag Russlands. Daneben gibt es in Syrien jetzt wieder die Möglichkeit einer Marinebasis für das Mittelmeer. Interessant wegen der Problematik der Gasförderung. Dazu können die Stützpunkte für Radaranlagen genutzt werden. Für die Luftraumüberwachung (gegenüber allen, den USA, Israel, Iran usw.) und Raketenabwehr (gegen Russland gewandte Raketen) sicher auch interessant.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Emin »

King Kong 2006 hat geschrieben:(22 Oct 2019, 23:41)

Ich kann mir nicht vorstellen, daß Putin jetzt einfach wieder so geht.

Er würde Handlungsspielraum gegenüber der Türkei verlieren (NATO-Spaltpilz) und somit gegenüber den USA verlieren. An wen sollte sich Israel diplomatisch wenden? Die USA spielen praktisch keine Rolle mehr und wollen noch mehr weg. Russland ist der Ansprechpartner für alle dort. Für Israel (gegenüber Syrien, Iran, Hezbollah usw.), für den Iran, für die Türkei, für die USA und auch definitiv für AKK. Sowas gibt man nicht auf.

Ich meine, das war der Hauptgrund weshalb Moskau überhaupt wiedergekommen ist. Man war ja/ist unter Druck in der Frage der Ukraine/Krim, Kaukasus und Baltikum. Die Intervention in Syrien sehe ich als einen Befreiungssschlag Russlands. Daneben gibt es in Syrien jetzt wieder die Möglichkeit einer Marinebasis für das Mittelmeer. Interessant wegen der Problematik der Gasförderung. Dazu können die Stützpunkte für Radaranlagen genutzt werden. Für die Luftraumüberwachung (gegenüber allen, den USA, Israel, Iran usw.) und Raketenabwehr (gegen Russland gewandte Raketen) sicher auch interessant.
Und was genau bringt es Ansprechpartner zu sein? Fühlt sich Putin dann geschmeichelt? Russland hat im Nahen Osten wenig zu gewinnen, aber durchaus viel zu verlieren. Momentan ist Russland in einer guten Position, das kann aber bald auch schon wieder ganz anders aussehen. Jetzt kann ermit allen Beteiligten ein paar für Russland gute Handels-/Militärdeals rausschlagen, dabei als Gewinner vom Feld gehen. Lockt er damit Erdogan tiefer nach Syrien ist das auch das beste, was er hinsichtlich Spaltung Türkei-NATO tun kann.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Emin hat geschrieben:(22 Oct 2019, 23:51)

Und was genau bringt es Ansprechpartner zu sein? Fühlt sich Putin dann geschmeichelt? Russland hat im Nahen Osten wenig zu gewinnen, aber durchaus viel zu verlieren. Momentan ist Russland in einer guten Position, das kann aber bald auch schon wieder ganz anders aussehen. Jetzt kann ermit allen Beteiligten ein paar für Russland gute Handels-/Militärdeals rausschlagen, dabei als Gewinner vom Feld gehen. Lockt er damit Erdogan tiefer nach Syrien ist das auch das beste, was er hinsichtlich Spaltung Türkei-NATO tun kann.
Es geht darum weniger um Schmeicheln. Russland baut damit ja bekanntlich Handelsmasse auf. So, wie Russland sich bedrängt fühlt in Fragen der Ukraine oder jetzt Weissrussland, kann Moskau (das muß man nicht nur an der Person Putin festmachen) zumindest handeln. Was soll Moskau sonst dahinsichtlich sagen? Hört auf sonst..? Sonst ist da nichts zu handeln. Aber mit dem Fuß in Vorderasien schon. Gegenüber auch der Türkei oder Israel. Sich in Syrien zu engagieren war riskant, versprach aber großen strategischen Gewinn für Russland. In der Summe hat sich das auf jedenfall gelohnt. Z.B. gegenüber Israel. Moskau ist da fast wichtiger als die USA. Weil Moskau ein indirekter Kommunikationskanal zum Iran für Israel darstelllt. Auch gegenüber der Türkei hat Moskau auf jedenfall jetzt ein Ass im Ärmel. Im Kontext der Türkei gegenüber der NATO und den USA.

Pläne: Russland und der Iran rüsten den Irak und Syrien mit Luftabwehrsystemen und Radar aus.
US Opposing Iraq’s S-400 Air Defence System Purchase to Guard its Aerial Hegemony: Iraqi Legislator

The United States is fiercely opposed to Iraq’s procurement of Russian-made S-400 air defense system for fear of losing the aerial hegemony it enjoys in the region, as well as loss of lucrative arms deals, an Iraqi parliamentarian has said.

“The main reason is to prevent the Russian side from marketing its air defense systems in the region, whether it is Iraq, the Persian Gulf region, Iran or any other country in the Middle East, because the US, along with Israel, will lose its hegemony over regional countries’ airspace, and its freedom of movement to target anti-Israel sites would be constrained,” Mohammed al-Baldawi, a member of the Iraqi Parliament’s Security and Defense Committee, told Arabic Al-Maalomah news agency on Monday.

https://www.defenseworld.net/news/28375#.X8N0sc1KiM8
Es war schon lange ein Traum Russlands einen Radardom über den Bereich Middle East zu ziehen. Und das Monopol der USA zu brechen. Dies gelang nie. Die Gründe sind mannigfaltig und kompliziert. Es berührt Sanktionspolitik und Fragen der Internationalen Politik. Es war aber auch immer ein Versuch des Konterns. Zur Erinnerung die massiven Pläne der Raketenabwehr gegenüber Russland (u.a. stationiert in Polen). Im Iran konnte sich Russland nicht festsetzen. Zumal man stärker auf eigene Systeme setzt.

Es gibt in Syrien auch russische Waffensysteme zur Luftabwehr, die haben aber eine schlechte Performance gegenüber Israel gezeigt. Ob das an weit überlegener westlicher Technologie liegt, oder an Gefälligkeiten Moskaus gegenüber Israel, ist eine offiziell ungeklärte Frage. Faktisch ist es Russland wichtig dort Augen und Ohren und Einfluß zu haben. Die Sicherheit für russische Stützpunkte. Syriens Sicherheit ist zweitrangig. Insofern natürlich wichtig, als das sie den dortigen Einfluß Russlands gewährt. Letztendlich hat das aber dazu geführt das Syrien jetzt im Iran einkauft. Die sehen Syrien lt. dem ehemaligen Verteidigungsminister Shamkhani als "first line of defence". In der Tat gibt es mit gesteigerten Fähigkeiten Irans in der Luftabwehr praktisch kaum noch Angriffe aus der Luft auf iranisches Territorium. Man muß Attentate und Terroranschläge old school mit Sprengstoff und Kugeln vor Ort ausführen. Natürlich hat es auch politische Gründe das so zu tun.
Iran-Syria Air Defense Pact Could Disrupt Allied Operations

https://www.washingtoninstitute.org/pol ... operations
Air Defense Systems Iran Could Supply to Syria Post-October 2020

https://www.washingtoninstitute.org/upl ... -HiRes.pdf
Das sind Pläne, noch keine Tatsachen. In welchem Umfang, wann und ob, ist abzuwarten. Aber die USA ziehen sich weiter zurück. Das wird unter Biden nicht anders sein. Ob er das mit offenen diplomatischen Kanälen geordnet oder chaotisch wie unter Trump vollzieht, bleibt abzuwarten.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Türkei vs Iran vs Irak vs Syrien vs Kurden

Wie bereits erwähnt ist zu vermuten, daß sich diese Region mit den von Sykes-Picot gezogenen Grenzen so schnell nicht beruhigen wird. Es gibt wechselnde Problemfelder mit wechselnden Akteuren in wechselnden Konstellationen. Im Moment sind es die Türkei und der Iran.

Die Türkei hält dem Iran vor die kurdischen Terroristen/Rebellen/Staatstruppen (je nach politischer Schönwetterlage wer Terrorist ist und wer nicht... siehe die Huthi-Rebellen) zu schützen.
Der Iran hält der Türkei vor unter Vorhaltung prophylaktischer Maßnahmen gegen Terrorismus machtpolitische Interventionen zu kaschieren. Im Irak und in Syrien.

Die Türkei verstärkt ihre Präsenz im Norden Iraks und erhöht die Schlagzahl grenzüberschreitender militärischer Aktionen gegen kurdische Ziele. Mutmaßlich PKK-Ziele. Der Iran hat selbst Sicherheitsbedenken aufgrund dessen, verortet aber eine höhere Priorität darin die Integrität Iraks zu erhalten. Teheran sieht sich als Schutzmacht Iraks und Syriens.
Turkey, Iran may be on collision course in Iraq – analysts

Iraq is quickly becoming a major point of friction between regional rivals Turkey and Iran, analysts Vali Golmohammadi and Hamidreza Azizi said on Saturday.

The two countries are vying for stronger positions in neighbouring Iraq amidst a bid for greater influence as Turkey increases its military presence in the country’s north with the aim of taking on the threat it says is posed by the outlawed Kurdistan Workers’ Party (PKK), the pair wrote for Washington-based National Interest think tank.
While it may appear that the countries have a different approach with Kurdish militants, the pair wrote, the real issue has to do with Iran’s perceived decline in influence in Iraq.

"Widespread public protests in Iraq in late 2019 against Iran’s role was the first major sign of this downward spiral and the assassination of Iran’s Quds Force Commander Maj. Gen. Qassem Soleimani dealt the most severe blow to Tehran’s influence,’’ the pair wrote.

This may have prompted Turkish leaders to conclude the time was "ripe for rolling back Iranian influence and restoring what they perceive as Turkey’s historical role in Iraq,’’ they added, noting that Ankara does not appear to be seeking confrontation with Iran in Iraq, but rather " to exploit the country’s current power vacuum to strengthen its strategic leverage in the region.’’

https://ahvalnews.com/iraq/turkey-iran- ... q-analysts
Die PMF Iraks sind gleich einmal mit drei Brigaden im Norden in Position gegangen.
Turkey-Iran Tensions Rise as Ankara Expands Operations in Iraq

Local Turkish media reports, citing Iraqi Kurdish officials, claim the PMF has deployed 15,000 fighters and built new bases in Sinjar to counter any Turkish military threat.

Analysts say it's likely the Turkish military can overwhelm local militias in Sinjar. But the diplomatic cost to Ankara could prove high, and risk further stoking tensions with its powerful neighbor Iran for potentially only short-term military gains.

https://www.voanews.com/middle-east/tur ... tions-iraq
Ich halte diesen Konflikt mittelfristig kaum lösbar. Interessen der Türkei, des Irans, Iraks, Syriens der kurdischen KRG und PKK/PJAK/YPG sind egal, wer gerade mit wem nicht zu entwirren. Die USA, Russland, Israel, Saudi-Arabien, IS und Al-Qaida und "die Europäer" sind darin gar nicht eingepreist... Nicht umsonst ist das die Heimat des Gordischen Knoten, der wurde bekanntermaßen per Gewalt gelöst. Das ist langfristig zu erwarten.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Saudis und Iraner stecken die Köpfe zusammen. In Bagdad.
Iran, Saudi Arabia Held Meeting to Repair Relations, Report Says

Senior officials from both countries met in Baghdad earlier this month, with further talks slated after a positive meeting, Financial Times reports

https://www.haaretz.com/middle-east-new ... -1.9721573

Für einige wäre eine Aussöhnung bzw. "Waffenstillstand" sehr beunruhigend. Eine Rivalität hat auch Vorteile. Teile und Herrsche.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Der Iran zeigt sich offen für Gespräche mit Saudi-Arabien.
Iran says it is open to talks with Saudi Arabia in major development

https://morningstaronline.co.uk/article ... evelopment
In den letzten Jahren gab es mehrfach aus Teheran Gesprächsangebote. Passiert ist nichts, z.B. 2017 sagte der saudische Verteidigungsminister, daß Gespräche unmöglich wären.

Beobachter gehen davon aus, daß einer der Gründe Prince Salman war. Zumindest in jüngster Zeit. Ein ehrgeiziger Prince, der auch in den Jemen marschiert ist, vermutlich in Hoffnung dort Siege zu erringen und sich als der starke Mann Arabiens, zumindest auf der arabischen Halbinsel zu etablieren.

Er konnte sich Donald T. aus Washington sicher sein. Mit so einem im Rücken braucht man nicht mit dem Iran zu reden. Mit einer Supermacht und dem besten Präsidenten aller Zeiten im Rücken (lt. Donald himself). Fakt im Moment: Der Krieg ist verloren. Die Gegner schicken Kampfdrohnen und Raketen bis tief nach Saudi-Arabien hinein. Der Prince hat mit dem Zersägen von einem Journalisten den Bogen gefährlich überspannt. Weil es nicht zu verbergen war. Sonst wäre es einer von vielen gewesen. Dann ist auch noch Trump nicht wiedergewählt worden (Wahlbetrug lt. Trump).

Sieg weg, hohe Kosten und Verluste, Drohnen und Raketen fliegen nach Saudi-Arabien und am schlimmsten: Donald Trump ist weg. Biden hat Prince Salman diplomatisch praktisch kalt gestellt. Waffenlieferungen pausiert. Vielleicht spricht man jetzt doch? Riad verneint die "Geheimgespräche". Aus Teheran kommt auch nur die Ansage, man wolle wie bisher mit Saudi-Arabien sprechen.

Man wird sehen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

China kommt. Imperialismus 2.0? Oder Wandel durch Handel?

Bisher ist kaum China in dem Thread beachtet worden. Außer den Staaten vor Ort eher die USA, Russland/Sowjetunion und die EU. China ist natürlich nicht erst seit gestern ein Thema in der Region, aber jetzt kommen sie stärker in Fahrt. Das Abkommen zwischen China und dem Iran und jenseits davon ist der Drachen nicht mehr zu ignorieren. Dabei muß China, wie die USA und Russland auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen.

Shlomo Ben-Ami war israelischer Außenminister und ist Vize-Präsident des Toledo International Center for Peace.
Seidenstraße in Nahost

China baut die Kooperationen mit Iran und Israel aus

Peking stößt in das Vakuum, das die USA hinterlassen. Verantwortung für regionale Sicherheit will China aber nicht übernehmen.
Wie schön öfters berichtet ziehen die USA sich sukzessiv aus der Region (mit einer physischen Präsenz) zurück. Nach dem letzten Aufbäumen der USA durch Bush Junior, siehe diverse Kriege in der Region, ist jetzt der Dampf raus. Schon unter Bush wurden die Weichen für Veränderungen dahinsichtlich gelegt. Obama und Trump führten dies fort. Biden jetzt auch.
US-Präsident Joe Biden hat angekündigt, dass er die amerikanischen Truppen bis zum 11. September aus Afghanistan abziehen wird. Damit beendet er nicht nur den längsten Krieg seines Landes.

Der Schritt bestätigt auch die Abwendung der Vereinigten Staaten vom Nahen Osten – eine Entwicklung, die sich seit Längerem abzeichnet. Aber wer wird ihren Platz in der Region einnehmen?

China scheint sich Hoffnungen zu machen. Nur ein paar Wochen vor Bidens Ankündigung war der chinesische Außenminister Wang Yi in Teheran, um eine 25-jährige „Umfassende Strategische Partnerschaft" (CSP) mit dem Iran zu unterzeichnen, die eine wirtschaftliche, politische und sicherheitspolitische Zusammenarbeit enthält. Der Schritt hat die USA beunruhigt - und das aus gutem Grund.
Neben dem Iran gehts natürlich weiter.
Gleichzeitig vertieft China aber auch die Beziehungen zu Amerikas engsten Verbündeten im Nahen Osten, darunter die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und sogar Israel.
So, wie sich im Iran neben Reformern sogar Hardliner kritisch über Chinas Ambitionen äußern (Ex-Präsident Ahamdinejad spricht vom Ausverkauf iranischer Interessen), kaufen die Chinesen sich natürlich überall ein. Neben israelischern Techfirmen auch in der Infrastruktur.
So wie die Volksrepublik bereits anderswo in Asien und Europa die Kontrolle über Seehäfen übernommen hat, wird sie die Bewirtschaftung des neuen Hafens im israelischen Haifa übernehmen.
Zudem hat China, in Erwartung der neuen Ölversorgung durch den Iran, eine direkte Schiffsroute zum Hafen von Bandar Abbas an der Straße von Hormuz aufgebaut.
So, das sieht aus wie Imperialismus, nur diesemal nicht durch die Briten, den USA oder Satellitenmässig durch Russland, sondern jetzt kommt China. Aber auch hier kann das eine Chance sein. Ist das Glas halb leer oder sogar halb voll? Durch die stärkere Vernetzung wird die Notwendigkeit von Krisen- und Kriegsvermeidung deutlich erhöht! Deshalb gibt es die EU. Weil man u.a. durch die Vernetzung nicht noch einen Weltkrieg wollte. Und wie in dem Thread beschrieben, die Region ist noch immer voll in Bewegung.

Shimon Peres hat, wenn ich mich nicht täusche, in dem Buch "The new Middle East" (1993) von einer Zukunft gesprochen, bei der durch eine stärkere Vernetzung der Region die Prosperität wachsen würde und die Notwendigkeit der Konfliktvermeidung, da diese sonst abhanden kommen würde. Das bläst ins selbe Horn. Ein Analyst der Militärakadmie Norfolk/USA hat im Kontext des Irakkrieges der USA und dem Konflikt mit dem Iran davon gesprochen, umso mehr ein Land isoliert wird, desto höher die Wahrscheinlichkeit einer militärischen Intervention/Auseinandersetzung. Es ist sicher kein Zufall, daß die USA seit Jahren versuchen den Iran zu isolieren. Ein stärker vernetzter Iran macht einen Krieg - von beiden Seiten aus - schwer zu führen. Der Bogen wurde überspannt, jetzt kommt China und sagt Ätsch! Wenn ihr (USA) nicht wollt, jetzt setzen wir uns dahin. Die EU fragt man nicht. Die wollen schon, kriegen das aber nicht gegen die USA hin.

Was bedeutet das im Kontext Israels und Irans? Russland kann zweischneidig betrachtet werden. Kritiker sagen, daß dies dem Iran nützt. Das sie in Syrien reingekommen sind. Der Iran hat daraufhin gearbeitet. Deshalb liegt der Verdacht nahe. Aber auf der anderen Seite nützt es Israel. Denn Russland ist ein Puffer. Russland will keinen Ärger mit Israel. Sie können auf den Iran einwirken, weil sie vor Ort sind. Lt. Beobachtern sollen sie öfters weggeschaut haben, wenn die IDF Kampfeinsätze geflogen hat.

Was ist mit China? Die übernehmen lt. dem ehemaligen Außenminister Israels die Bewirtschaftung des Hafens von Haifa? Klingt zunächst gruselig. Praktisch heißt das, das die kommende Supermacht kein Interesse haben kann, daß die Industriestadt Haifa unter Bombardement der Hezbollah oder Irans gerät! Damit wurde im Falle einer Auseinandersetzung gedroht. Nicht nur Israel droht den Libanon in die Steinzeit zu bomben. Auch die Hezbollah droht die Terminals und Industrieanlagen Haifas oder die Stadt Tel Avis zu bombardieren oder den Reaktor von Dimona in die Luft zu jagen, sollte es zum Krieg kommen. Die Waffensysteme sind auf beiden Seiten dafür vorhanden. Zwischen Israel und Iran bestehen quasi dieselben Ansagen. So, nun hat China mit der Vernetzung begonnen. Die investieren nicht im Iran oder Israel, damit die das alles in die Luft jagen.
Insbesondere wird die Hisbollah ihre Drohung, den israelischen Hafen von Haifa mit ballistischen Raketen anzugreifen, überdenken müssen, denn dieser ist nun faktisch im Besitz Chinas.

Das Letzte, was China braucht, ist ein regionaler Flächenbrand, der die Ölexporte unterbricht oder seine Investitionen in der Region zerstört. Das macht China zu einem verantwortungsvollen Akteur. Allerdings ist China nicht bereit, für die Sicherheit im Nahen Osten zu bürgen. Militärische Allianzen sind generell nicht Chinas bevorzugtes Werkzeug in seinem globalen Wettbewerb mit den USA.

https://www.tagesspiegel.de/politik/sei ... 24886.html
Hat irgendwie alles zwei Seiten, so eine Medaille.
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King Kong 2006
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Saudi-Arabiens Kronprinz spricht freundlich über Iran

»Wir wollen nicht, dass die Situation Irans schwierig ist. Im Gegenteil: Wir wollen, dass Iran gedeiht und die Region und die Welt zu Wohlstand bringt.«

https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... e362f14b81
Das ist doch der "kaltgestellte" Prinz, der den desaströsen Krieg im Jemen führt und im Zusammenhang mit dem zersägten Journalisten steht. Hat der etwas in den Tee bekommen? Oder sind das sozusagen die Zeichen der Zeit? :)

Riad fertig mit den Nerven? Biden will einen Deal mit dem Iran. China ist schon vorraus. Eine Meinung dazu:
Saudi Arabia Is Talking to Iran. It’s a Potent Sign of Riyadh’s Desperation

As Biden strides towards a nuclear deal, an anxious, diminished and increasingly isolated Saudi kingdom faces a grim outlook – and negotiation with the Iranian enemy, through gritted teeth, appears the only way out

https://www.haaretz.com/middle-east-new ... -1.9750935
Der Prince möchte jedenfalls ganz gute und spezielle Beziehungen zum Iran. Es riecht nach Veränderungen in der Region. Abwarten. Sicher wird das nicht schnell passieren.
Saudi Arabia Wants 'Good And Special' Relationship With Iran, Crown Prince Says

https://www.rferl.org/a/saudi-arabia-wa ... 26702.html
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Platon
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Platon »

Es geht letztlich darum, dass es nach der Rückkehr der USA zum Atomabkommen Gespräche mit dem Iran über "dessen Rolle in der Region" geben wird. Und das werden natürlich keine bilateralen Gespräche zwischen USA und Iran sein, sondern Gespräche zwischen Iran mit den USA und den US-Verbündeten in der Region, allen voran Saudi Arabien. MBS kann durch die Gespräche auch einiges gewinnen, vor allem ein gesichtswahrendes Ende des Jemenkrieges. Auch ist es nicht die schlechteste Position für Saudi Arabien, führender Teil eines US-Blocks zu sein, der gemeinsam dem Iran auf diplomatischem Parkett gegenüber tritt. In diesem Sinne tut er gut daran versöhnlichere Töne mit dem Iran anzuschlagen und auch offen für direkte Kontakte zu sein, welche wohl vom irakischen Premier vermittelt wurden. Dieser ist offenbar vergleichsweise erfolgreich darin ist gute Kontakte mit Iran und USA gleichermaßen zu unterhalten. Die Zeit des Kriege führens ist nach den langen Kriegen in Syrien/Irak und im Jemen ist nun hoffentlich erstmal vorbei und man versucht es mal mit diplomatischen Lösungen, nachdem der Iran die Kriege genutzt hat seinen Einfluss in der Region massiv auszubauen.

Saudi Arabia's MBS Wants 'Good' Relations with Iran as Rivals Reportedly Talk in Iraq
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Es sollen sich hochkarätige Vertreter der USA und Irans in diesem Kontext in Bagdad getroffen haben. Vertreter der Familie der al-Sauds waren wohl auch anwesend. ;)
Amerikanisch-iranische Geheimgespräche?

In Washington kursierten Hinweise, CIA-Direktor William Burns sei kürzlich nach Bagdad gereist, um im Privathaus des irakischen Außenministers Fuad Hussein vertraulich mit iranischen Vertretern zu sprechen. Michael Rubin vom American Enterprise Institute hatte dies mit Bezug auf irakische Quellen auf der Internetseite „1945“ berichtet. Die amerikanische Iran-Spezialistin Barbara Slavin berichtete, es habe in Bagdad ein Treffen zu dritt gegeben: Neben dem iranischen Nationalen Sicherheitsberater Ali Schamchani hätten daran William Burns und ein Vertreter Saudi-Arabiens teilgenommen. Das Weiße Haus kommentierte Fragen nach Burns’ möglicher Geheimmission nicht und verwies auf die CIA. Der Auslandsgeheimdienst bestritt ein solches Treffen mit der iranischen Seite, äußerte sich aber nicht zum Terminkalender des Direktors.

https://www.faz.net/aktuell/politik/aus ... 17-p2.html
Ali Shamkhani, war in der aktiven Zeit Admiral und wurde danach Sicherheitsberater mit Zugang zu allen wichtigen Vertretern im Iran. Wenn jemand wie er dabei war, bei dem Treffen mit dem Direktor der CIA, dann ist da schon etwas im Gange.

Fun fact: Er erhielt persönlich von König Fahd den höchsten Orden der al-Sauds: Order of King Abdulaziz. Aufgrund seiner herausragenden Leistungen bei der Entwicklung der Beziehungen Irans zu den arabischen Ländern des Persischen Golfes.

Einer der einflußreichsten Personen Irans im Sicherheitsbereich mit dem vielversprechenden Orden der Saudis an der Brust und der Chef der CIA mit ihre "großartigen" Geschichte in der Region. Was soll da schiefgehen. :s Und was soll bei solchen Schwergewichten ein Prince da sonst sagen? :?
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Platon »

Shamkhani ist "Sekretär" vom Nationalen Sicherheitsrat, dem höchsten Gremium in Iran was Sicherheitsfragen angeht. Er dürfte der hochrangigste Vertreter des Iran sein, der an einem solchen Geheimtreffen teilnehmen kann. Über ihm stehen nur noch die Top-Leute wie der Revolutionsführer oder der Präsident. Seine Anwesenheit zeigt, dass man da offenbar wirklich Wichtiges zu besprechen hatte und der Iran das Treffen sehr ernst genommen hat. Das er den Orden bekommen hat zeigt, dass er für die Beziehungen zu Saudi Arabien vermutlich auch vorher schon zuständig war. Das überrascht nicht, ist er doch selber aus Khuzestan und damit arabischer Abstammung. Sprachprobleme, sollte es da also mit irakischen und saudischen Gegenüber nicht geben.
https://en.wikipedia.org/wiki/Supreme_N ... ty_Council
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Braucht man immer die USA?
Saudi Arabia and Iran Are Starting to Solve Their Differences Without America

Turns out not every problem in the Middle East needs our help.

The development might also serve as a lesson for U.S. foreign policy broadly—a sign that Washington doesn’t need to involve itself in every conflict in the world, that sometimes its self-vaunted role as a peacekeeper or mediator only heightens tensions, and that sometimes it’s best to let local powers work through their problems on their own.

https://slate.com/news-and-politics/202 ... biden.html
Wobei die USA nicht selten bei ihrer Verfolgung eigener Interessen alles Verschlimmbessern, statt zu helfen. Vielleicht ist es auch mal besser sie halten sich zurück.
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