Bobo hat geschrieben:(20 Jan 2020, 16:00)
@Witzheller und Kohlhaas
Ihr stellt dich beide dasselbe fest. -Wo liegt das Verständnisproblem?
Alternativ.
Wer es noch nicht getan hat und jung genug dafür ist, der oder die könnte erwägen, seine / ihre Pflicht fürs Vaterland zu tun. Dann lernt er/sie wer oder was Kombattant ist und den Unterschied zwischen Theorie und Praxis gleich mit. :-)
Bezogen auf Soleimani sind wir einer Meinung. Soleimani ist aber auch kein "Zweifelsfall" gewesen. Soldat, in Uniform, im Einsatzgebiet aktiv... Umstritten ist hier nur die Frage, ob es einen "bewaffneten Konflikt" zwischen USA und Iran gibt. Diese Frage wird meinem Dafürhalten nach durch die Realität hinreichend beantwortet. Also ohne Zweifel: Kombattant.
Mich hat nur die Interpretation irritiert, dass Jedermann, der zu Kampfhandlungen aufruft oder einfach damit beginnt, dadurch zum Kombattanten werden soll. Ist auch nicht als Kritik gemeint. Ich wollte nur wissen, woraus @Witzheller das ableitet. So ist es nämlich nicht. Es muss zunächst mal ein "bewaffneter Konflikt" bestehen, ehe die Frage nach dem Kombattanten-Status überhaupt gestellt werden kann. In Fachkreisen besteht Einigkeit darüber, dass "einmalige Kampfhandlungen" nicht zwingend ausreichen, um vom Vorliegen eines bewaffneten Konflikts (oder eines Kriegs) auszugehen. Die Feindseligkeiten müssen schon eine bestimmte "Intensität" erreicht haben. Die Gutachter des Bundestags sind zum Beispiel zu dem Schluss gekommen, dass weder der US-Angriff gegen Soleimani noch der darauf folgende Raketenangriff des Iran gegen US-Einheiten im Irak
FÜR SICH GENOMMEN (!) hinreichend sind, um einen Kriegszustand oder das Vorliegen eines unerklärten "bewaffneten Konflikts" zu begründen. Demnach wären
BEIDE Aktionen völkerrechtswidrig gewesen. Ich widerhole: Ich teile diese Einschätzung NICHT!
Solange aber weder ein Krieg noch ein bewaffneter Konflikt vorliegt, werden Feindseligkeiten nach dem
Friedensvölkerrecht (ius
ad bellum, Recht
zum Krieg) beurteilt. In dem Fall gibt es per Definition keine Kombattanten! Auf keiner Seite. Alle, die an solchen Kampfhandlungen teilnehmen, müssten sich im Prinzip anschließend vor der zivilen Gerichtsbarkeit für ihre Aktionen verantworten. Ein ziviler Richter müsste dann prüfen, ob z.B. Notwehr, Nothilfe, fahrlässige Tötung, Körperverletzung mit Todesfolge, Totschlag, Mord.... vorlag.
Ganz anders ist das, wenn man davon ausgeht, dass Krieg oder ein bewaffneter Konflikt herrscht! Ab dann ist nämlich (fast) alles erlaubt.
Und erst DANN gibt es Kombattanten! Ab dann dürfen die Parteien JEDE BELIEBIGE Kampfhandlung vornehmen, ohne sie vor irgendwem rechtfertigen zu müssen. Die Beteiligten müssen nur darauf achten, dass ihre Aktionen sich in erster Linie gegen die Kombattanten richten und dass dabei "nicht mehr Zivilisten sterben als nötig". Ich weiß, klingt zynisch. Aber so ist es nunmal. Krieg ist die Hölle.
Ja, vielleicht diskutieren wir hier um Kaisers Bart. Vielleicht geht das auch zu weit. Meinem Eindruck nach "krankt" diese Diskussion aber nicht daran, dass hier gerade "Fliegenbeinzählerei" betrieben wird. Vielmehr krankt sie daran, dass eine ganze Reihe von Diskussionsteilnehmern aus politisch/ideologischen Gründen ganz subjektiv entscheiden will ob eine Tat Notwehr, Nothilfe, fahrlässige Tötung, Körperverletzung mit Todesfolge, Totschlag, Mord oder Kriegshandlung war. Besonders ärgerlich finde ich das, wenn die Betreffenden noch nicht mal den Anstand aufbringen, grundlegende Informationen dazu zu lesen.
Sowas nennt man "Vorurteil". Mit "Voreingenommenheit" kann ich leben. Das habe ich auch. Das hat jeder von uns. Das muss aber vom "Vorurteil" unterschieden werden.
"Voreingenommenheit" bedeutet: "Wenn die Sachlage es zulässt, werde ich in einer ganz bestimmten Weise entscheiden". Vorurteil dagegen bedeutet: "Ich werde in einer bestimmten Weise entscheiden, ganz egal wie die Sachlage ist".
Und bei einigen Diskutanten stelle ich fest, dass sie sich nicht mal die Mühe machen oder irgendein Interesse zeigen, die Sachlage überhaupt zur Kenntnis zu nehmen.
Zur Sicherheit: Das bezieht sich weder auf Dich noch auf @Witzheller!
Das, was hier als "Diskussion" ausgegeben wird, ist in irritierend großen Teilen nicht mehr als der Versuch der Verbreitung von Vorurteilen. Schade eigentlich.