IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

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IndianRunner
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Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von IndianRunner »

Platon » Sa 15. Aug 2015, 11:11 hat geschrieben:Nur Putin kann uns jetzt noch retten.
Nicht mal der. :p
Demolit

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Demolit »

Platon » Sa 15. Aug 2015, 09:23 hat geschrieben:Die IS-Weltkarte schlägt übrigens die Territorien dem Bagdadi-Kalifat zu, welche in der Vergangenheit von einem islamischen Reich beherrscht wurden. Also die größte Ausdehnung der Osmanen (Österreich wird der Einfachheit halber komplett dem Kalifat zugeschlagen), Spanien natürlich auch, Indien wurde dereinst vom Mogul-Reich beherrscht und in Zentralasien und Ostchina gab es auch ein paar islamische Herrschaften. Es ist einfach eine sehr großzügige Auffassung, was denn alles "Islamische Welt" bedeutet.
Wie bei jedem ideologischen Mumpitz steckt auch in dem Mumpitz etwas Interessantes.

Hier ist es die alberne Selbstüberhöhung in einer Diktion des frühen Mittelalters, asl Kompensation zur gefühlten minderen Bedeutungslosigkeit im Heute Das zeigt, dass der Islam seinen Minderwertigkeitskomplex gegenüber der weiter drehenden Welt in seiner Entwicklung seit seiner Berührung mit der Aufklärung bis heute immer noch nicht losgeworden ist.

Dies ist begründet durch seine religiös-ideologische Denke. Geprägt durch die Ausprägung der sog "geschlossen Tür" ( Streit Al-Ġazālī vs Ibn Rushd aus der der Hardliner Al-Gazali in der islamischen Welt als Sieger hervorging ) = also Stillstand nach Art der Denke im 12. Jhd. Also liegt die Verquerung in der Denkschule des Islam selber begründet und daher liegt die Verpflichtung zur Aufarbeit des Minderwertigkeitskomplexes ohne Gewaltausbrüche, sichtbar durch der ständig neue Ausbrüche, die nur signalisieren auch endlich mal number one zu sein, dort beim Islam selber.

Das trifft auch den Otto-Normal-Muslim. Dessen Einstellung in der Welt des aufgeklärten Seins hat immer Schwierigkeiten sich mit dem Jetzt abzugleichen. daher der ständige Vorbehalt gegenüber dem Jetzt. Das ist erkennbar in der interaktiven Form der Rückkopplung von kritischen Reaktionen auf sein Verhalten iaus einer Vorbehaltshaltung gegenüber den Einflüssen des Jetzt und Hier. Daher ist es schwierig den Minderwertigkeitskomplex aktiv, positiv aufzulösen..

Wenn schon der eloquente Chef des dt. Abteilung der Türkischen Lenkungsbehörde ;) dieser Religion dies von sich gibt:

Bekir Alboğa [DITIB] sagt: “Alle, die an diesem Tisch sitzen, verteidigen die Presse- und die Meinungsfreiheit. Wir wollen aber auch respektiert werden. Auf Provokationen müsste man verzichten. Wir lieben unseren Propheten.” Eine Diskussion über die Position der Verbände zu den Karikaturen halte er derzeit nicht für “förderlich”.

Zeigt er diese Wagenburgmentalität deutlich......er mag seinen Propheten lieben...seine Liebe verpflichtet hier im Jetzt niemand zu nichts...außer, dass er die Möglichkeit hat hier im Jetzt zu lieben...
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Brainiac
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Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Brainiac »

Quatschki » Sa 15. Aug 2015, 11:29 hat geschrieben: Was ist daran zufällig oder chaotisch oder unsteuerbar?
Hinter der bundesrepublikanischen Flüchtlings- und Migrationspolitik steht ein klarer politscher Wille, der jeden Versuch, das Chaos unter Kontrolle zu bringen, das Steuer herumzureißen und die Zukunft des Landes zu bewahren, aktiv bekämpft!
Meine Aussage bezog sich darauf, dass die Migrantenströme jedenfalls offensichtlich eher nicht durch IS oder Al Qaida ferngesteuert sind. Wie sollten sie das auch tun.

Zur Diskussion der deutschen Asyl- und Einwanderungspolitik gibt es hier 583 andere Threads. :rolleyes:
Zuletzt geändert von Brainiac am Sa 15. Aug 2015, 12:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Kardux
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Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Kardux »

Brainiac hat geschrieben:Zur Diskussion der deutschen Asylpolitik gibt es hier 583 andere Threads.
Zumindest rekrutiert der IS in Staaten wie Deutschland oder Frankreich viele Jugendliche. So off-topic ist das gar nicht. Und überhaupt können islamistische Organisationen ihren Jihad nur wegen der Migranten global gestalten, das wäre sonst unmöglich...

Wie sonst sollte man in Europa Fuß fassen ?
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Quatschki
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Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Quatschki »

Brainiac » 15. Aug 2015, 12:49 hat geschrieben: Meine Aussage bezog sich darauf, dass die Migrantenströme jedenfalls offensichtlich eher nicht durch IS oder Al Qaida ferngesteuert sind. Wie sollten sie das auch tun.

Zur Diskussion der deutschen Asylpolitik gibt es hier 583 andere Threads. :rolleyes:
Der Terror dieser Bewegungen in ihren Herrschafts- und Aktivitätsgebieten hat durchaus die Vertreibung und "Säuberung" von Andersdenkenden und den Raub und die Übernahme deren Landbesitzes zum Ziel. Denn das ist das, was endlich ist auf dieser immer enger werdenden Welt.
Wenn es dann noch gelänge, durch die Migrantenflut den Westen zu destabiliseren, so ist das aus deren Sicht umso besser!
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Brainiac
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Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Brainiac »

Klar nutzt der IS die sowieso vorhandenen Migrationsbewegungen in seinem Sinne. Er wäre ja blöde, es nicht zu tun.

Mich interessiert, ob das Erzeugen bzw Bestärken von Migrationsbewegungen von Muslimen nach Europa irgendwie zur aktiven Strategie des IS gehört. Solche Mutmaßungen habe ich auch schon gelesen, kenne aber bis jetzt keine Quelle, die das bestätigen würde.
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Platon
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Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Platon »

Die aktive Strategie im Westen besteht für den IS darin hier Kämpfer zu rekrutieren, die wenn sie nicht nach Syrien kommen können, auf eigene Faust hierzulande Anschläge verüben dürfen/sollen/können. Die oberste Priorität ist aber für den Krieg in Syrien/Irak Kämpfer zu bekommen. Wenn sie eine gute Ausbildung haben, werden sie im zivilen Bereich eingesetzt - Leute mit medizinischer Ausbildung werden händeringend gesucht - wenn sie eine militärische Ausbildung haben als Frontkämpfer, wenn sie Frauen sind als Ehefrauen für die syrischen Kämpfer. Wenn sie Männer sind, nichts können und nichts haben, zumeist als Selbstmordattentäter, wohlgemerkt auf den Schlachtfeldern in Syrien und im Irak und nicht im Westen. Die Leute sollen in den Islamischen Staat migrieren und sich dort nützlich machen. Der Kampf im Westen genießt da keine Priorität.

Das ist dann auch ein Unterschied zu AQ, welche sehr wohl Anschläge im Westen verüben wollen, da sie sich in einem transnationalen Jihad mit den USA befindlich verstehen. In diesem Sinne ist im Moment die Gefahr, die von al Qaida ausgeht größer. Vornehmlich von al Qaida im Jemen, die ja auch für die zwei Attentäter von Charlie Hepdo verantwortlich sind, während der IS-Mann der dann den jüdischen Supermarkt gestürmt hat, ziemlich unvorbereitet und überhastet war und dann ja auch einen weitaus geringeren medialen Effekt erzielt hatte, als die bei der Redaktion der Zeitschrift selbst.

Wenn es im Westen Anschläge durch den IS geben sollte, dann wird es sich sehr wahrscheinlich um Einzeltäter handeln, die aus irgendeinem Grund nicht nach Syrien reisen wollten oder konnten. Wenngleich diese potenziellen Einzeltäter durch erfolgreiche Rekrutierung hierzulande und durch die Rückkehrer natürlich zahlenmäßig zunehmen und damit die berühmte latente Terrorgefahr besteht. Auch wenn man begründet annehmen darf, dass die IS-Zentrale im Moment keine spektakulären Anschläge im Westen vorbereitet oder anweist.

Und das mit der Migration ist ohnehin abenteuerlich, wie gesagt die Leuten sollen in die Gebiete des Kalifats kommen, sich dort nützlich machen und nicht nach Europa kommen.
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Brainiac
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Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Brainiac »

Bleibt die Frage, wie man denn den auf dieser Karte dargestellten Zustand des Osmanischen Reichs, zzgl Spanien etc, wiedererreichen will. Das ist dann wohl eher eine wohlklingende Vision zu Marketingzwecken.
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Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Platon »

Die Taliban haben sich bei allen bedankt, die ihnen Gefolgschaft geschworen haben. Als Erstes bei Zawahiri von al Qaida. Das zeigt, dass sich nicht nur al Qaida zu den Taliban, sondern auch die Taliban zu al Qaida bekennen. Ein gemeinsames Bündnis gegen den IS. Ebenso interessant ist diese Wortmeldung des neuen Taliban-Anführers auch, weil er meint die USA würden geschlagen aus Afghanistan abziehen. Eine solche Sichtweise könnte den Weg für Friedensgespräche mit der afghanischen Regierung bereiten, da ja die pösen Imperialisten nicht mehr im Lande sind.
[...]
I feel a great sense of pride to be addressing you at a time when the infidel coalition under the leadership of America has been defeated in Mujahid Afghanistan and its subdued forces are leaving Afghanistan disgraced and humiliated.

[...]

Availing this occasion I want to wholeheartedly thank all those respected brothers who have sympathized with us in this critical juncture of the Islamic Ummah, have sent messages of condolence about the passing away of Amir ul Mumineen or have pledged allegiance with us as the new Amir (leader) of the Islamic Emirate and servant of the Muslims.

Among these respected brothers, I first and foremost accept the pledge of allegiance of the esteemed Dr. Ayman ad-Dhawahiri, the leader of international Jihadi organization (Qaedatul Jihad) and thank him for sending a message of condolence along with his pledge and pledge of all Mujahideen under him. Similarly those Mujahideen protecting the Jihadi frontlines, Madaris (religious seminaries), teachers of universities and centers for learning, national personalities and all Islamic and Jihadi personalities as well as Jihadi organizations spread throughout the globe who have sent messages of condolence or pledge allegiance with us as leader of Jihad, I reciprocally thank them and implore Allah Almighty to grant me and all our brothers success to properly serve Islam and Muslims.[...]
http://jihadology.net/2015/08/14/new-st ... llegiance/
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Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Platon »

Brainiac » Sa 15. Aug 2015, 17:21 hat geschrieben:Bleibt die Frage, wie man denn den auf dieser Karte dargestellten Zustand des Osmanischen Reichs, zzgl Spanien etc, wiedererreichen will. Das ist dann wohl eher eine wohlklingende Vision zu Marketingzwecken.
Ich verstehe es vor allem als Ausdruck des Selbstverständnis des IS in die ganze Islamische Welt expandieren zu wollen. Konkret wird es ja umgesetzt durch die Jihadisten-Gruppen aus anderen Ländern die Bagdadi die Gefolgschafts schwören. Von daher ist es jetzt nicht reine Propaganda, sondern das wird auch versucht umzusetzen, indem man die Bai'a akzeptiert und den Leuten entsprechende Provinzen zuweist. Wie eben Wilāyat Sīnā' (Sinai), Wilāyat Ṭarābulus (Tripolis) und viele mehr. Die Bezeichnung Wilāyat bezeichnet ja auch die Provinzen innerhalb des eigentlich IS, also Wilāyat al-Raqqah, Homs oder Bagdad etc. Dadurch soll tatsächlich von den Namen her ein umfassender Herrschaftsbereich suggeriert werden, der sich über weite Teile der islamischen Welt erstreckt und der einheitlich gegliedert ist.
Die nehmen diese Selbstbezeichnung als Staat durchaus ernst bzw. er ist im eigenen Selbstverständnis zentral, auch gegenüber anderen Gruppen, die höchsten Subgruppen und Milizen sind, aber in keinster Weise als gleichwertig anerkannt werden. Bagdadi ist ja der Kalif und diesen Anspruch nimmt man überaus ernst.


Es hat sich halt noch kein erfolgsversprechender Kandidat für Provinz Griechenland oder Provinz Spanien gemeldet, nehme ich an. ^^
Zuletzt geändert von Platon am Sa 15. Aug 2015, 17:38, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Brainiac »

Platon » Sa 15. Aug 2015, 17:31 hat geschrieben: Es hat sich halt noch kein erfolgsversprechender Kandidat für Provinz Griechenland oder Provinz Spanien gemeldet, nehme ich an. ^^
Vielleicht muss man den Rückzug von Yanis Varoufakis aus der aktiven Politik vor diesem Hintergrund sehen. :)
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Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von King Kong 2006 »

Ein bekannter Salafistenführer konnte im Libanon verhaftet werden.

Die ISIS ernannte ihn zuletzt zum Emir des Libanon!

Zu diesem Anlass gönnte er sich wohl eine Gesichtsoperation. Dennoch fiel er bei der libanesischen Polizei durch.
Salafistenführer in Beirut festgenommen

Scheich Ahmed al-Asir hatte sich Gesichtsoperation unterzogen

Beirut – Ein bekannter untergetauchter Islamist ist auf dem Flughafen der libanesischen Hauptstadt Beirut festgenommen worden. Der Salafistenführer Scheich Ahmed al-Asir sei am Samstag bei dem Versuch, mit einem gefälschten Ausweis über Ägypten nach Katar auszureisen, von Behörden festgenommen worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur.

http://derstandard.at/2000020776604/Sal ... stgenommen
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
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Platon
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Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Platon »

In Libyen sind al Qaida und IS-Gruppen Teil des dortigen Bürgerkrieges. Der IS hat das Land in drei Provinzen eingeteilt. Velayat Tripolis im Westen, Velayat Barqah im Osten und Velayat Fezzan im Süden.Das folgt der klassischen Einteilung des Landes in Tripolitanien, Fezzan und Kyrenaika.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... ibyens.png
http://jihadintel.meforum.org/pics/symb ... ge/465.jpg
(rechts steht Islamischer Staat, unten steht Provinzen des Islamischen Staates in Libyen und die Beschriftungen der Provinzen sind wie gerade genannt)

Die allgemeine Situation in Libyen ist die, dass das Land von verschiedenen lokalen Milizen kontrolliert wird. Dabei gibt es ein Machtzentrum in Tripolis, eines in Benghazi jeweils mit einem eigenen "Parlament" und eigenen Milizen, die auch jeweils von unterschiedlichen ausländischen Mächten unterstützt werden. Dazu gibt es zwei Salafi-jihadistische Lager, einmal den IS und einmal zwei Jihadisten-Shuras (eines in Benghazi, eines in Derna) an denen auch der lokale al Qaida-Ableger Ansar al Sharia beteiligt ist.
Siehe: Wiki: Libyan Civil War (2014–present)
Karte: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... il_War.png

Wenngleich sie auch in anderen Bereichen des Landes aktiv sind, im Osten des Landes in Derna setzte es im Juni eine heftige Niederlage gegen anderen Jihadisten, ist der IS vor allem in Sirte und Umgebung stark. Dort hatten sich bald nach dem Krieg die al Qaida-nahe Gruppe Ansar al Sharia etabliert. In Sirte lief man dann zum IS über und kontrolliert die Stadt mittlerweile und auch Gebiete in der Umgebung. Man kann das Gebiet auch erfolgreich gegen die zwei großen Koalitionen in Benghazi und Tripolis verteidigen.

Hintergrund dieses Erfolges ist, dass ehemalige Loyalisten von Gaddafi sich dem IS angeschlossen haben und dadurch nach ihrer Niederlage im vorherigen Krieg 2011 nun eine neue Gruppe und ein neues Ziel gefunden haben, der sie sich anschließen können. Sind sie doch im neuen Libyen die Besiegten. Aus diesem Grund konnte sich die al Qaida-affilierte Gruppe Ansar al Sharia in der Stadt etablieren, allerdings konnte der IS den Laden übernehmen und sich in der Stadt durchsetzen. Aufgrund der Vergangenheit sind auch die Chancen der aus dem Krieg 2011 als Sieger hervorgegangen Milizen die Stadt zurück zu erobern eher begrenzt, weil die lokale Bevölkerung eher den IS als die neuen Mächtigen in Benghazi und Tripolis unterstützt.
The Telegraph's Ruth Sherlock and Sam Tarling report from Sirte in Libya, Gaddafi's hometown and the first major foothold for Islamic State on the Mediterranean coast.[...]
http://www.telegraph.co.uk/news/worldne ... dists.html

Arte-Reportage: Libyen Sirte Stadt der Besiegten (lädt bei mir nicht richtig :( )
While much of the focus on the Islamic State in Libya (ISL) has centered on its mid-June defeat in Darnah, over the past few months it has slowly built up its assets and capabilities in the country's Sirte district. In many ways, this effort is the first example of ISL fully resembling its ISIS parent in Iraq and Syria. Unlike in Darnah, where ISL originated, no other insurgent factions remain in Sirte to compete with the group. This is due to several developments: defections from the local wing of jihadist group Ansar al-Sharia in Libya (ASL), arrangements ISL has made with local tribes, and ex-Qadhafi loyalists from the late leader's hometown joining up with or acquiescing to ISL's rise in Sirte, in a manner similar to ex-Baathists in Iraq. As a result, Sirte could soon become the capital for ISL, equivalent to Raqqa in Syria and Mosul in Iraq.
The Islamic State's Burgeoning Capital in Sirte, Libya
The Rise and Decline of Ansar al-Sharia in Libya


Dieser Tage hatte es in Sirte einen Aufstand gegen die Herrschaft des IS in der Stadt gegeben, der allerdings blutig niedergeschlagen wurde.
[...]Der IS verlangte von den ehemaligen Staatsbediensteten, dass sie schriftlich Abbitte leisten und einen Treueeid auf den selbsternannten Kalifen des "Islamischen Staats", Abu Bakr al-Baghdadi, abgeben sollten. Bin Rajab soll seine Anhänger in der Moschee ermuntert haben, sich den Dschihadisten zu widersetzen.

Das wurde dem Imam zum Verhängnis: Anfang vergangener Woche töteten IS-Kämpfer den Prediger. Daraufhin griffen Einwohner seines Stadtviertels zu den Waffen. Die meisten Menschen im "Stadtteil Nummer drei" gehörten wie der Imam dem Ferjani-Stamm an, sie wollten den Tod ihres prominenten Verwandten sühnen.

Doch gegen die bestens ausgerüstete IS-Miliz hatten die Aufständischen keine Chance. Laut Augenzeugenberichten beschossen die Kämpfer das Viertel zunächst mit Mörsergranaten, dann rückten sie mit Panzern vor. Die Dschihadisten sollen rücksichtslos gegen Männer, Frauen und Kinder vorgegangen sein. Schließlich setzten sie sogar das Krankenhaus in Brand. 22 Menschen sollen in dem Gebäude bei lebendigem Leib verbrannt sein.

Insgesamt sind bei den Kämpfen laut Berichten aus der Stadt mindestens 70 Menschen getötet worden. Der libysche Botschafter in Frankreich spricht sogar von 200 Toten. Die Zahl der Opfer dürfte noch steigen: Der IS hat das Viertel abgeriegelt, bislang weiß niemand, wie viele Tote dort noch liegen. Zur öffentlichen Abschreckung hängten die Dschihadisten die enthaupteten Leichen mehrerer Mitglieder des Ferjani-Stammes in der Stadt auf. [...]
http://www.spiegel.de/politik/ausland/l ... 48397.html
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Beitrag von UncleSams_Berater »

Es gibt bestimmt noch bewaffnete Gaddafi Anhänger, die werden dass schon richten oder die libysche Regierung
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Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Platon »

UncleSams_Berater » Mo 17. Aug 2015, 17:38 hat geschrieben:Es gibt bestimmt noch bewaffnete Gaddafi Anhänger, die werden dass schon richten oder die libysche Regierung
Die Kampftruppen des IS in Sirte sind die bewaffneten Gaddafi-Anhänger. Die kämpfen nicht gegen sie sondern das sind sie. Ähnlich wie im Irak die alten Saddam-Loyalen sich dem IS angeschlossen haben und dadurch den Aufstieg seit 2011 entscheidend mitgetragen haben. Dazu gibt es wie gesagt zwei libysche Regierungen eine in Benghazi und eine Tripolis. Die allerdings nach der Aktion jetzt beide Offensiven starten wollen. Wie entschlossen das sein wird und ob es nur darum geht international gut auszusehen wird man sehen.

Die Sache mit dem IS ist ja so, dass die internationale Gemeinschaft will, dass beide großen Lager in Libyen gemeinsam gegen den IS vorgehen, d.h. erst muss es eine nationale Aussöhnung geben und dann gibt es westliche Luftunterstützung gegen den IS. Die Ägypter und auch die Emiratis greifen auch so an, aber das hatte bisher keinen durchschlagenden Effekt. Habe irgendwann mal gelesen, dass das den USA gar nicht so gefallen hat, dass ihre Verbündeten ihre Kampfjets die sie ja von den USA bekommen haben, auf eigene Faust einsetzen und nicht im Rahmen einer Koalitionsaktion, wie die gegen den IS. Der Westen will die Bedrohung durch den IS dazu nutzen die Rivalitäten im Land abzuschwächen und auf mehr Zusammenarbeit zu drängen.
Zuletzt geändert von Platon am Mo 17. Aug 2015, 18:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von UncleSams_Berater »

Platon » Mo 17. Aug 2015, 17:30 hat geschrieben: Die Kampftruppen des IS in Sirte sind die bewaffneten Gaddafi-Anhänger. Die kämpfen nicht gegen sie sondern das sind sie. Ähnlich wie im Irak die alten Saddam-Loyalen sich dem IS angeschlossen haben und dadurch den Aufstieg seit 2011 entscheidend mitgetragen haben. Dazu gibt es wie gesagt zwei libysche Regierungen eine in Benghazi und eine Tripolis. Die allerdings nach der Aktion jetzt beide Offensiven starten wollen. Wie entschlossen das sein wird und ob es nur darum geht international gut auszusehen wird man sehen.

Die Sache mit dem IS ist ja so, dass die internationale Gemeinschaft will, dass beide großen Lager in Libyen gemeinsam gegen den IS vorgehen, d.h. erst muss es eine nationale Aussöhnung geben und dann gibt es westliche Luftunterstützung gegen den IS. Die Ägypter und auch die Emiratis greifen auch so an, aber das hatte bisher keinen durchschlagenden Effekt. Habe irgendwann mal gelesen, dass das den USA gar nicht so gefallen hat, dass ihre Verbündeten ihre Kampfjets die sie ja von den USA bekommen haben, auf eigene Faust einsetzen und nicht im Rahmen einer Koalitionsaktion, wie die gegen den IS. Der Westen will die Bedrohung durch den IS dazu nutzen die Rivalitäten im Land abzuschwächen und auf mehr Zusammenarbeit zu drängen.
Libyen muss einfach geteilt werden genau wie Syrien oder Irak. Diese Staaten brechen ohne ihre Diktatoren zusammen
Wozu warten bis sich beide Lage vereinen und dann erst mit Luftschlägen gegen den IS unterstützen?
Man muss jetzt was machen
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Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Platon »

UncleSams_Berater » Mo 17. Aug 2015, 18:44 hat geschrieben:Libyen muss einfach geteilt werden genau wie Syrien oder Irak.
Jo, genau so wie die Ukraine, Georgien, Moldawien. :)
Diese Staaten brechen ohne ihre Diktatoren zusammen.
Die Frage ist wie viel von dem Staat auch unter den Diktatoren wirklich da war.
Wozu warten bis sich beide Lage vereinen und dann erst mit Luftschlägen gegen den IS unterstützen?
Man muss jetzt was machen
Weil der IS in Libyen für Europa keine Gefahr darstellt und es nicht Aufgabe der Europäer ist den Krieg für die libyschen Milizen zu führen. Es ist vielmehr ein Druckmittel den Libyern endlich mal eine Zusammenarbeit abzuringen, auch dort ist ja längst eine föderale Ordnung denkbar, aber man muss sich auch dafür irgendwie in einigen Punkten einig sein.
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Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von UncleSams_Berater »

Platon » Mo 17. Aug 2015, 18:11 hat geschrieben: Jo, genau so wie die Ukraine, Georgien, Moldawien. :)

Die Frage ist wie viel von dem Staat auch unter den Diktatoren wirklich da war.

Weil der IS in Libyen für Europa keine Gefahr darstellt und es nicht Aufgabe der Europäer ist den Krieg für die libyschen Milizen zu führen. Es ist vielmehr ein Druckmittel den Libyern endlich mal eine Zusammenarbeit abzuringen, auch dort ist ja längst eine föderale Ordnung denkbar, aber man muss sich auch dafür irgendwie in einigen Punkten einig sein.
Ich meine auch die USA, Europa ist militärisch nutzlos
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Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von GrünLinker »

Platon » Mo 17. Aug 2015, 12:42 hat geschrieben: Doch gegen die bestens ausgerüstete IS-Miliz hatten die Aufständischen keine Chance. Laut Augenzeugenberichten beschossen die Kämpfer das Viertel zunächst mit Mörsergranaten, dann rückten sie mit Panzern vor. Die Dschihadisten sollen rücksichtslos gegen Männer, Frauen und Kinder vorgegangen sein. Schließlich setzten sie sogar das Krankenhaus in Brand. 22 Menschen sollen in dem Gebäude bei lebendigem Leib verbrannt sein.
Das machen die doch am liebsten: Krieg gegen Zivilisten führen.
Mit Allahs Hilfe (und Mösern, und Panzern etc)

Aber gegen die Kurden gabs dagegen was auf die Backen.

Naja, und dann hat Tante Baghdadi bei Onkel Erdogan angerufen und um Hilfe geflennt.

Seitdem versucht der Türken-Emir eine Sicherheitszone für den IS zu installieren. Also eine Kurden-Freie Zone. Was natürlich schon teilweis egelungen ist. Die kurdischen Offensiven wurden gestoppt. Der IS kann sich reorganisieren.

Was natürlich richtig praktisch ist, die USA dabei auch noch mit einzuspannen, so kann man bei sinnlos organisierten Aktionen und Vernachlässigung der Flankendeckung noch ein paar Allierte Truppen mit in Gefahr bringen.
Zuletzt geändert von GrünLinker am Mo 17. Aug 2015, 20:10, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von UncleSams_Berater »

Platon » Mo 17. Aug 2015, 17:30 hat geschrieben: Die Kampftruppen des IS in Sirte sind die bewaffneten Gaddafi-Anhänger. Die kämpfen nicht gegen sie sondern das sind sie. Ähnlich wie im Irak die alten Saddam-Loyalen sich dem IS angeschlossen haben und dadurch den Aufstieg seit 2011 entscheidend mitgetragen haben. Dazu gibt es wie gesagt zwei libysche Regierungen eine in Benghazi und eine Tripolis. Die allerdings nach der Aktion jetzt beide Offensiven starten wollen. Wie entschlossen das sein wird und ob es nur darum geht international gut auszusehen wird man sehen.

Die Sache mit dem IS ist ja so, dass die internationale Gemeinschaft will, dass beide großen Lager in Libyen gemeinsam gegen den IS vorgehen, d.h. erst muss es eine nationale Aussöhnung geben und dann gibt es westliche Luftunterstützung gegen den IS. Die Ägypter und auch die Emiratis greifen auch so an, aber das hatte bisher keinen durchschlagenden Effekt. Habe irgendwann mal gelesen, dass das den USA gar nicht so gefallen hat, dass ihre Verbündeten ihre Kampfjets die sie ja von den USA bekommen haben, auf eigene Faust einsetzen und nicht im Rahmen einer Koalitionsaktion, wie die gegen den IS. Der Westen will die Bedrohung durch den IS dazu nutzen die Rivalitäten im Land abzuschwächen und auf mehr Zusammenarbeit zu drängen.
Ich habe aber jetzt in einer Doku was anderes gesehen viele ehemalige Gaddafi Soldaten und Generäle kämpfen gegen die Islamisten im Land
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