Man kann sich die Studie übrigens hier durchlesen:
https://www.zew.de/presse/pressearchiv/ ... wirtschaft
Die Argumentation der Studie ist, dass man bei der Preisentwicklung die für Verbraucher relevante Preisentwicklung gesondert betrachten sollte. Also das bei der Beurteilung der Preisentwicklung nicht allein die gesamtwirtschaftliche Preisentwicklung (=Inflation) relevant ist, sondern man sollte versuchen in einer gesonderten Betrachtung diejenigen Produkte in den Blick zu nehmen, welche vom Verbraucher tatsächlich nachgefragt werden. Das versucht die Studie. Sie zeigt, dass in unterschiedlichen Bereichen der Wirtschaft die Preisentwicklung stark unterschiedlich ist. Sie schlägt dann vor, dass man Verbraucherpreisaufschläge berechnen sollte, macht das und kommt zum Schluss, dass die Preise von Gütern, welche für Verbraucher relevant sind (Miete, Einzelhandel etc.) überdurchschnittlich angestiegen sind. In sehr knapper Form wird dann auch noch gezeigt/argumentiert, dass die Verbraucherpreisaufschläge für Leute mit niedrigem Einkommen höher sind, aber ich muss zugeben, dass die Argumentation mit den Wägungsschemata dort für mich nicht wirklich nachvollziehbar ist.
Das Argument ist, dass Preisaufschläge ein Indikator für die Marktmacht von Unternehmen sind und daher die Verbraucherpreisaufschläge ein Anzeichen für Marktmacht von Unternehmen in diesen Bereichen stehen. Dadurch, dass man dann die besondere Auswirkung der Verbraucherpreisaufschläge für niedrige Einkommen gezeigt hat, kommt dann der Schluss, dass der Anstieg von Marktmacht besonders das soziale Ungleichgewicht von Arm und Reich fördert und hier die Politik aktiv werden sollte.
Im Spiegel-Artikel steht:
Besonders deutlich zeigt sich die Entwicklung bei Digitalprodukten und IT-Dienstleistungen, wo globale Großkonzerne wie Google oder Microsoft die Märkte beherrschen. In diesen Branchen haben sich die Gewinnspannen im Untersuchungszeitraum mehr als verdreifacht, während sie im Einzelhandel und in der Versorgungswirtschaft nur geringfügig zugelegt haben.
Die Preisentwicklung bei Digitalprodukten und IT-Dienstleistungen werden in der Studie nicht gesondert betrachtet. Möglicherweise gibt es noch eine andere Version der Studie mit detaillierten Zahlenreihen, aber in der Studie, welche auf der Website veröffentlicht wurde (13 Seiten lang) findet sich die Aussage einer Verdreifachung der Gewinnspanne nicht. Da dies der gesamte Aufhänger des Artikels ist, ist das ziemlich bemerkenswert.
Es würde mich nicht wundern, wenn diese Aussage in Wirklichkeit auf den Herrn Staatssekretär Kastrop zurückgeht, welcher die Studie der Presse vorgestellt hat und dessen politische Absicht in Richtung Regulierung von Onlinewirtschaft geht:
Das eindeutige Ergebnis hat die Regierung alarmiert. Insbesondere in der Digitalwirtschaft werde man der Entwicklung »nicht tatenlos zusehen«, verspricht Staatssekretär Kastrop. Berlin werde bei der Diskussion um neue EU-Richtlinien für die Onlinewirtschaft auf »klare und verbindliche Regeln für digitale Geschäftsmodelle« drängen. Ein »besserer Wettbewerb«, sagt er, käme »letztlich auch Verbraucherinnen und Verbrauchern zugute«.
Dieser Beitrag ist sehr gut.