Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

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jorikke
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Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von jorikke »

Über Corona hinaus gedacht, welche Erfahrungen hat man mit Homeoffice Arbeitsplätzen gemacht?
Mein Sohn ist Geschäftsführer in einem mittelständischem Unternehmen. Seit einem viertel Jahr lässt er den gesamten kaufmännischen und administrativen Teil der Fa. zu Hause arbeiten.
Gestern Abend hatten wir eine Diskussion, mangels Erfahrung konnte ich aber nicht viel dazu bei tragen. Er jedenfalls schilderte die Erfahrungen überaus positiv. Im Führungskreis der Firma würden bereits Überlegungen angestellt alle Büros zu schließen und generell auf homeoffice umzustellen.
Wenn das tatsächlich so ist, kann es ja kein Einzelfall sein und das wäre dann für die Arbeitswelt ein großer Umbruch.
Was käme auf die Arbeitnehmer zu?
Gesparte Arbeitswege, Gewinn an Freizeit, Kostenerstattung für private Arbeitsräume usw. auf der einen, möglicherweise verschärfte Controlling Maßnahmen auf der anderen Seite?
Wie sind eure Erfahrungen oder Gedanken?
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Liegestuhl
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Liegestuhl »

Ich bin seit März im Home-Office und habe sehr viel positive Aspekte der Heimarbeit kennengelernt. Die Kommunikation mit den Kollegen ist dank Skype mehr geworden und man kann trotzdem ungestörter und weniger abgelenkt an seiner Arbeit sitzen. Ich spare fast 2 Stunden Reisezeit inkl. die Benzinkosten.

Bis vor wenigen Tagen ist mir kein Grund eingefallen, warum wir (als Entwicklungsabteilung) nicht allesamt zu Hause bleiben sollten. Erst als wir einen neuen Kollegen bekamen und es darum ging, wer diesen Kollegen einarbeiten soll, fiel auf, dass beim Einarbeiten eine Präsenz von Vorteil wäre.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
Sören74

Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Sören74 »

jorikke hat geschrieben:(21 Aug 2020, 11:25)

Wenn das tatsächlich so ist, kann es ja kein Einzelfall sein und das wäre dann für die Arbeitswelt ein großer Umbruch.
Was käme auf die Arbeitnehmer zu?
Gesparte Arbeitswege, Gewinn an Freizeit, Kostenerstattung für private Arbeitsräume usw. auf der einen, möglicherweise verschärfte Controlling Maßnahmen auf der anderen Seite?
Wie sind eure Erfahrungen oder Gedanken?
Als mittlerweile HomeOffice-Erfahrener kann ich sagen, dass es schon einige Dinge gibt, auf die man achten muss. HomeOffice bietet viele Vorteile, aber was oft völlig vergessen wird, ist die Ergonomie zu Hause. Am Arbeitsplatz mag man den höhenverstehbaren Tisch und Stuhl mit zig Optionen haben und genügend Platz, um Abstand zwischen Monitor und Sitzplatz einzuhalten. Aber das hat man in der Regel ad-hoc nicht zu Hause, man muss viel improvisieren. Dabei gibt es feste Regeln und eine Arbeitsstättenverordnung. Weil alles in Corona-Zeiten schnell gehen sollte und man den Unternehmen von staatlicher Seite entgegen kam, drückt man da viele Augen zu. Kurzum, die eigene Wohnung ist in erster Linie aufs wohnen ausgerichtet, aber nicht unbedingt, um 7-8 Stunden am Tag drin zu arbeiten.

Was man auch beachten sollte, die eigene Verpflegung kann zum Mittag schon mal 2 Stunden dauern, wenn es gut werden soll, während man vorort eine Kantine hat, die alles bereit stellt. Gesparte Arbeitswege sind aber nicht unerheblich.

Und klar, die Arbeitsprozesse müssen so organisiert sein, dass man auch wirklich alles von zu Hause machen kann. Wenn alle von zu Hause arbeiten, aber im Unternehmen muss einfach ein Rechner neu gebootet oder eine Festplatte angestöpselt werden, dann ist das schon ein Problem. Wenn man geteiltes HomeOffice hat, also ein Teil ist zu Hause und ein Teil in der Firma, dann geht das wieder.

Das nur mal ein paar kurze Gedanken dazu.
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H2O
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von H2O »

Mein Sohn ist im Bankwesen beschäftigt mit mittelfristigen Geldanlagen und entsprechender Kundenberatung. Der Kundenkreis ist insgesamt überschaubar, man kennt sich.

Infolge der Pandemie hat die Geschäftsleitung angewiesen, daß nur ein oder zwei KollegInnen im Großraumbüro anwesend sein sollen... die verabreden sich entsprechend... und daß der Rest der Mannschaft im Home Office arbeiten soll. Dazu hat jeder Heimarbeiter eine verschlüsselte Standleitung zum zentralen Bankrechner und zur Telefonanlage zugeteilt bekommen. Ein Anruf kommt also über die Bank als Knoten, und die Gespräche werden aufgezeichnet. Immerhin geht es dabei um für meine Verhältnisse astronomische Summen und Zusagen. Die Standleitung überträgt Daten und Datenfelder, die zur raschen Entscheidung und Zusage benötigt werden. Der Unterschied des Heimarbeitsplatzes zu dem im Großraumbüro ist gering, was das Fachliche betrifft. Die Standleitung wuppt das. Und entscheiden muß der Mann am Rechner ohnehin allein... unter Zeugen (Aufzeichnung).

Die Produktivität im Heimbüro erschien meinem Sohn höher als im Großraumbüro, weil Ablenkungen durch quer gestellte Fragen entfallen. Wir haben versuchshalber das Heimbüro in Pommern betrieben... heutzutage offenbar gar kein technisches Problem
mehr. Die Netzstabilität war gut genug, um Geschäftsvorgänge am Stück abwickeln zu können. Der Platzbedarf für ein Heimbüro in diesem Anwendungsbereich war schon sehr aufwenig: Drei große Monitore, Rechner, Telefonkoppler, Tastaturen, Mäuse... Da ist ein Wohnzimmer rasch ausgebucht.

Der Vorteil war aber weitaus größer als jeder gefühlte Nachteil. Ungestörtes Arbeiten, Entfall der Anfahrt und Abfahrt im Großstadtverkehr, in den organisierten Pausen kurzer Zugang zum Ausschwimmen mitten in der Natur, Ernährung nach Lust und Laune... Muttern macht das schon.

In meiner aktiven Zeit habe ich mich auch zur Heimarbeit zurück gezogen. Dabei habe ich regelmäßig meine dienstliche Infrastruktur vermißt... Zugang zu Großrechnern, Druckern und Plottern. Letztlich beschränkte sich die Heimarbeit auf Konzeptfindung, theoretische Vorarbeiten. Die Standleitung hat diese Nachteile inzwischen aufgehoben, die riesigen Monitore ebenfalls. So manches Blatt A3 muß nicht mehr gezeichnet werden...

Ich frage mich allerdings, wie die Einarbeitung in sehr komplexe Themen des Investitionsbankings in Zukunft gelingen kann, oder wie auf dieser Ebene der Gedankenaustausch zwischen Fachkollegen, um im Zweifelsfall mehr Sicherheit vor einer Entscheidung zu gewinnen. Diese Fragen lassen sich aber durch Verwendung
stärkerer Technik lösen... mehr Bandbreite mit 5G und Glasfasernetze.

Vielleicht entsteht auch ein Problem mit der Fachaufsicht in der Einarbeitungszeit. Die Fachaufsicht war im hier geschilderten Fall überhaupt nicht notwendig.
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jorikke
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von jorikke »

Sören74 hat geschrieben:(21 Aug 2020, 11:57)

Als mittlerweile HomeOffice-Erfahrener kann ich sagen, dass es schon einige Dinge gibt, auf die man achten muss. HomeOffice bietet viele Vorteile, aber was oft völlig vergessen wird, ist die Ergonomie zu Hause. Am Arbeitsplatz mag man den höhenverstehbaren Tisch und Stuhl mit zig Optionen haben und genügend Platz, um Abstand zwischen Monitor und Sitzplatz einzuhalten. Aber das hat man in der Regel ad-hoc nicht zu Hause, man muss viel improvisieren. Dabei gibt es feste Regeln und eine Arbeitsstättenverordnung. Weil alles in Corona-Zeiten schnell gehen sollte und man den Unternehmen von staatlicher Seite entgegen kam, drückt man da viele Augen zu. Kurzum, die eigene Wohnung ist in erster Linie aufs wohnen ausgerichtet, aber nicht unbedingt, um 7-8 Stunden am Tag drin zu arbeiten.

Was man auch beachten sollte, die eigene Verpflegung kann zum Mittag schon mal 2 Stunden dauern, wenn es gut werden soll, während man vorort eine Kantine hat, die alles bereit stellt. Gesparte Arbeitswege sind aber nicht unerheblich.

Und klar, die Arbeitsprozesse müssen so organisiert sein, dass man auch wirklich alles von zu Hause machen kann. Wenn alle von zu Hause arbeiten, aber im Unternehmen muss einfach ein Rechner neu gebootet oder eine Festplatte angestöpselt werden, dann ist das schon ein Problem. Wenn man geteiltes HomeOffice hat, also ein Teil ist zu Hause und ein Teil in der Firma, dann geht das wieder.

Das nur mal ein paar kurze Gedanken dazu.
Wenn die Firmen durch home- office wirklich große Kostenvorteile haben, sollte es kein Problem sein die Arbeitsplätze "daheim" entsprechend auszustatten. Das grössere Problem für viele Arbeitnehmer wird wohl in der Bereitstellung eines geeigneten Raumes liegen.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Sören74 hat geschrieben:(21 Aug 2020, 11:57)
aber was oft völlig vergessen wird, ist die Ergonomie zu Hause. Am Arbeitsplatz mag man den höhenverstehbaren Tisch und Stuhl mit zig Optionen haben und genügend Platz, um Abstand zwischen Monitor und Sitzplatz einzuhalten.
Und da liegt wohl auch das Missverständnis. Das ist kein Home Office, sondern allenfalls mobiles Arbeiten. Wie du später auch schreibst muss ein Homeoffice-Arbeitsplatz genau den gleichen Richtlinien wie Arbeitsplätze in der Firma erfüllen. Gerade was Ergonomie und Arbeitssicherheit angeht, aber natürlich auch Datenschutz.
Das muss man erstmal umsetzen können und das geht auch nicht ohne Einverständnis des Arbeitnehmers. Tatsächlich müsste man als AG Räumlichkeiten in der Wohnung des AN irgendwie anmieten. Dazu müssen die erstmal vorhanden sein. Und man muss letztendlich als AN auch damit einverstanden sein, dass der AG das Recht hat den Arbeitsplatz zu auditieren, also nachzuprüfen inwieweit die vereinbarten Regelungen eingehalten werden.
Das klingt ja alles immer erst ganz toll. Aber es gibt durchaus Gründe warum sich AG dem Homeoffice verweigern. Und die liegen durchaus nicht ausschließlich im Misstrauen begründet, dass der AN sein Leistung möglicherweise nicht erbringt.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Ein Terraner »

Ich bin seit Jahren im Homeoffice, bzw. habe mobiles Arbeiten. Firmen die das nicht anbieten und ihren Angestellten misstrauen haben sich meiner Meinung nach disqualifiziert, für solche Menschen würde ich nicht Arbeiten wenn von vorne herein schon so ein Misstrauen im Raum steht.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von roli »

Ein Terraner hat geschrieben:(21 Aug 2020, 12:36)

Ich bin seit Jahren im Homeoffice, bzw. habe mobiles Arbeiten. Firmen die das nicht anbieten und ihren Angestellten misstrauen haben sich meiner Meinung nach disqualifiziert, für solche Menschen würde ich nicht Arbeiten wenn von vorne herein schon so ein Misstrauen im Raum steht.
ja, sehe ich auch so.
Arbeite schon viele Jahre, auch bei meinem vorherigen AG, zumeist von zu Hause aus.
In der IT ist das generell kein Problem und als Programmierer bevorzugt man sowieso einen ruhigen, individuellen Arbeitsplatz. Ums mal so auszudrücken.
Ich habe noch den Vorteil (na ja, gibt auch Nachteile), daß meine komplette Abteilung inzwischen in Prag sitzt. Einschließlich Chef. Was soll ich da noch im lauten Grossraumbüro mit umwälzender Klimaanalge.

Ich habe das Glück, ein Haus zu besitzen (gut, gehört im Prinzip noch der Bank, aber egal) und konnte mir ein Büro einrichten. Mit hohem Schreibtisch (bin 190 gross), gutem Bürosessel und großen Bildschirm (natürlich auf Augenhöhe mit Abstand). Sitze hier besser wie im Büro.

Man spart ne Menge Fahrtzeit (einfach 54 KM über die A3 oder durch Frankfurt, dass kann dauern. :D) und ganz wichtig, man schont die Umwelt. Sollte in der heutigen Zeit per Gesetz erlaubt sein.
Einzig, wie Sören schon schrieb, die Zubereitung des Mittagessens bereitet ein wenig Aufwand. Manchmal hole ich mir auch FF, Kebab oder etwas beim Chinesen.

Ich bin mit dieser Arbeitsweise sehr zufrieden und viel produktiver als im lauten Großraumbüro. Einmal die Woche gehts zum Meeting via Videokonferenz, dann fahre ich zum AG und arbeite diesen Tag im Büro. Das reicht.
Selbst das könnte man auch zu Hause machen, aber der Chef will das so. Egal.
Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken!
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Ein Terraner »

roli hat geschrieben:(21 Aug 2020, 15:43)

ja, sehe ich auch so.
Arbeite schon viele Jahre, auch bei meinem vorherigen AG, zumeist von zu Hause aus.
In der IT ist das generell kein Problem und als Programmierer bevorzugt man sowieso einen ruhigen, individuellen Arbeitsplatz. Ums mal so auszudrücken.
Ich habe noch den Vorteil (na ja, gibt auch Nachteile), daß meine komplette Abteilung inzwischen in Prag sitzt. Einschließlich Chef. Was soll ich da noch im lauten Grossraumbüro mit umwälzender Klimaanalge.

Ich habe das Glück, ein Haus zu besitzen (gut, gehört im Prinzip noch der Bank, aber egal) und konnte mir ein Büro einrichten. Mit hohem Schreibtisch (bin 190 gross), gutem Bürosessel und großen Bildschirm (natürlich auf Augenhöhe mit Abstand). Sitze hier besser wie im Büro.

Man spart ne Menge Fahrtzeit (einfach 54 KM über die A3 oder durch Frankfurt, dass kann dauern. :D) und ganz wichtig, man schont die Umwelt. Sollte in der heutigen Zeit per Gesetz erlaubt sein.
Einzig, wie Sören schon schrieb, die Zubereitung des Mittagessens bereitet ein wenig Aufwand. Manchmal hole ich mir auch FF, Kebab oder etwas beim Chinesen.

Ich bin mit dieser Arbeitsweise sehr zufrieden und viel produktiver als im lauten Großraumbüro. Einmal die Woche gehts zum Meeting via Videokonferenz, dann fahre ich zum AG und arbeite diesen Tag im Büro. Das reicht.
Selbst das könnte man auch zu Hause machen, aber der Chef will das so. Egal.
Ja vor Corona bin auch auch 1-2 Tage die Woche ins Büro um den Kontakt nicht zu verlieren, aber die Tage sind dann auch nie Produktiv, man ist nur am Schnattern. Aber seit Corona ist das Office zu und wir sehen uns nur noch über Teams.
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jack000
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von jack000 »

HomeOffice/Mobiles arbeiten hatte immer ein Geschmäckle und war bei Arbeitgebern nicht so gerne gesehen. Ich hatte das Glück auch vor Corona bereits mobil arbeiten zu können. Durch Corona ist da bei vielen Arbeitgebern auch ein Zwang eingetreten und es hat sich herausgestellt dass es funktioniert.

Dadurch, das letztendlich auch erhebliche Kosten eingespart werden können wird Mobiles Arbeiten eine immer größere Rolle spielen. Zumal es viele Arbeitsplätze gibt die komplett aus den Büros verlagert werden können (Da sehe ich sehr hohes Potential in der öffentlichen Verwaltung). Bei anderen wird Vereinbarungen geben müssen zu bestimmten Tagen im Büro zu sein.

Ebenso wird sich auch politisch da was tun und es Unterstützung geben, da sowohl erhebliches Potential beim Strassenverkehr und somit CO2-Einsparung vorliegt, wie auch beim Thema Wohnungsnot. Denn wo keine Büros mehr benötigt werden können Wohnungen gebaut werden.
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jorikke
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von jorikke »

jack000 hat geschrieben:(21 Aug 2020, 16:10)

HomeOffice/Mobiles arbeiten hatte immer ein Geschmäckle und war bei Arbeitgebern nicht so gerne gesehen. Ich hatte das Glück auch vor Corona bereits mobil arbeiten zu können. Durch Corona ist da bei vielen Arbeitgebern auch ein Zwang eingetreten und es hat sich herausgestellt dass es funktioniert.

Dadurch, das letztendlich auch erhebliche Kosten eingespart werden können wird Mobiles Arbeiten eine immer größere Rolle spielen. Zumal es viele Arbeitsplätze gibt die komplett aus den Büros verlagert werden können (Da sehe ich sehr hohes Potential in der öffentlichen Verwaltung). Bei anderen wird Vereinbarungen geben müssen zu bestimmten Tagen im Büro zu sein.

Ebenso wird sich auch politisch da was tun und es Unterstützung geben, da sowohl erhebliches Potential beim Strassenverkehr und somit CO2-Einsparung vorliegt, wie auch beim Thema Wohnungsnot. Denn wo keine Büros mehr benötigt werden können Wohnungen gebaut werden.
Guter Beitrag.
Besser noch, bestehender, nicht mehr benötigter Büroraum kann schnell in Wohnraum uminstalliert werden. Würde bereits mittelfristig zu einer nicht unerheblichen Entspannung auf den Wohnungsmarkt führen.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Sören74 »

jorikke hat geschrieben:(21 Aug 2020, 17:47)

Guter Beitrag.
Besser noch, bestehender, nicht mehr benötigter Büroraum kann schnell in Wohnraum uminstalliert werden. Würde bereits mittelfristig zu einer nicht unerheblichen Entspannung auf den Wohnungsmarkt führen.
Jein. Viele Büroräume stehen auf Gewerbegebieten, die nur bedingt als Wohnraum nutzbar sind. Es sei denn, dass ist so ein Mischgebiet, aber kenne mich da auch nicht wirklich aus. Aber man könnte schon Büroräume allgemein reduzieren, oder an kleinere Gewerbetreibende untervermieten, die sonst in Wohngebieten sitzen.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von H2O »

@ jorikke: (diesen Beitrag bitte nicht ganz ernst nehmen :) ;-) )

Und was entsteht dann in den umgebauten ehemaligen Büroräumen? Home Office! :D
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jack000
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von jack000 »

jorikke hat geschrieben:(21 Aug 2020, 17:47)

Guter Beitrag.
Besser noch, bestehender, nicht mehr benötigter Büroraum kann schnell in Wohnraum uminstalliert werden. Würde bereits mittelfristig zu einer nicht unerheblichen Entspannung auf den Wohnungsmarkt führen.
Ja, selbstverständlich war auch bestehender Bürobestand Teil meines Postings. Mir schwebte da aber u.a. S21 vor, wo halt Flächen in der Innenstadt frei werden und es darauf hinauslaufen wird, dass die meiste Fläche für Bürobauten genutzt werden wird und sich dann die Frage stellt: "Wo sollen eigentlich diejenigen wohnen die dann dort arbeiten?".
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Gruwe
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Gruwe »

Also ich hab sehr differenzierte Erfahrungen mit Home-Office gemacht. Bei einigen klappt es gut, bei manchen merkt man, dass die zuhause öfters mal die Füße hochlegen.

Persönlich lohnt es sich für mich nicht. Da ich eh mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre und ohnehin täglich 1h Radfahren möchte, ist für mich der Arbeitsweg kein zusätzlicher Kosten- bzw. Zeitaufwand. Im Büro hab ich alles was ich brauche, aufgrund Innenstadtlage auch ein großzügiges Mittagsangebot.

Der größte negative Aspekt bisher für mich: Die fehlende Diffussion von Wissen. Wie viel Wissen hab ich gesammelt, während ich dem Gespräch des Bürokollegen mit einem anderen Mitarbeiter grlauscht und mich ggf. eingebracht habe. Zuhause bekommt man irgendwie auch nix mit, was Relevantes läuft (an Projekten, Problemen, usw.).

Für mich wird aus genannten Gründen Home-Office weiterhin eine Gelegenheit bleiben, nix Dauerhaftes, da ich keinen Vorteil bei mir sehe, eher Nachteile. Wenn Zuhause mal was anliegt, kann ich das mal machen, sonst fahr ich ins Büro.

Gespannt bin ich, wie sich das dauerhaft auswirkt, wenn ganze Belegschaften (bei einzelnen Mitarbeitern im Home-Office seh ich das Problem nicht) häufiger/dauerhaft von zuhause arbeiten, insb. unter dem Aspekt, dass sich Belegschaften ja auch mit der Zeit wandeln.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von jack000 »

Sören74 hat geschrieben:(21 Aug 2020, 17:56)

Jein. Viele Büroräume stehen auf Gewerbegebieten, die nur bedingt als Wohnraum nutzbar sind. Es sei denn, dass ist so ein Mischgebiet, aber kenne mich da auch nicht wirklich aus. Aber man könnte schon Büroräume allgemein reduzieren, oder an kleinere Gewerbetreibende untervermieten, die sonst in Wohngebieten sitzen.
Das sind aber eher dann Zuordnungen zu einem bestimmten Gebiet. Solange es sich nur um Büros handelt und da kein Gewerbe ist was übermäßig Krach macht, sehe ich da eine Umwidmung für unproblematisch.
Man sieht auch, dass Büroimmobilien und Wohnimmobilien oft direkt nebeneinander stehen:
https://www.google.com/maps/@48.7116869 ... a=!3m1!1e3

=> In der Karte sieht man z.B. als größte Büroanlage ENBW-City. Natürlich wird es da Bedarfe für Geschäftskunden geben sich mal zu sehen, aber die Masse der Stromverbraucher im Großraum Stuttgart hat noch nie einen ENBW-Mitarbeiter gesehen auch wenn es Kommunikation (z.B. e-mail oder Telefon, etc...) gegeben hat.
=> Warum also sollte es einen Kunden von ENBW interessieren ob der betreffender Mitarbeiter bei z.B. Fragen oder Adressänderungen in ENBW-City oder zu Hause am Schreibtisch sitzt?
=> Ebenso ist es auch (u.a. Hinweis von H20) doch egal ob das nun Büros oder Wohnungen sind.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Gruwe »

jack000 hat geschrieben:(21 Aug 2020, 16:10)
Ebenso wird sich auch politisch da was tun und es Unterstützung geben, da sowohl erhebliches Potential beim Strassenverkehr und somit CO2-Einsparung vorliegt, wie auch beim Thema Wohnungsnot. Denn wo keine Büros mehr benötigt werden können Wohnungen gebaut werden.
Das muss sich erstmal zeigen! Die Zeit- und Kostenersparnis verfällt ja nicht, sondern wird anders genutzt.

Wenn ich als Büroarbeitnehmer jetzt Geld und Kosten spare, den gesparten Arbeitsweg zuhause nutze, um die aufs Gleitzeitkonto zu packen und zusammen mit den gesparten Fahrtkosten nutze, um 1 mal mehr im Jahr in die DomRep zu fliegen ist es Essig mit eingesparten CO2. Der Mensch möchte ja Aufwand sparen, um das Freigewordene anders einzusetzen. Da fragt sich eben, wie das im Mittel genutzt wird.
Sören74

Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Sören74 »

jack000 hat geschrieben:(21 Aug 2020, 19:00)

Das sind aber eher dann Zuordnungen zu einem bestimmten Gebiet. Solange es sich nur um Büros handelt und da kein Gewerbe ist was übermäßig Krach macht, sehe ich da eine Umwidmung für unproblematisch.
Man sieht auch, dass Büroimmobilien und Wohnimmobilien oft direkt nebeneinander stehen:
https://www.google.com/maps/@48.7116869 ... a=!3m1!1e3
Ja, wie gesagt, wenn es solche Mischgebiete sind, ist das sicher möglich. Aber die Frage ist, ob das bei größeren Bürogebäuden häufig der Fall ist.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von jack000 »

Gruwe hat geschrieben:(21 Aug 2020, 19:01)

Das muss sich erstmal zeigen! Die Zeit- und Kostenersparnis verfällt ja nicht, sondern wird anders genutzt.

Wenn ich als Büroarbeitnehmer jetzt Geld und Kosten spare, den gesparten Arbeitsweg zuhause nutze, um die aufs Gleitzeitkonto zu packen und zusammen mit den gesparten Fahrtkosten nutze, um 1 mal mehr im Jahr in die DomRep zu fliegen ist es Essig mit eingesparten CO2. Der Mensch möchte ja Aufwand sparen, um das Freigewordene anders einzusetzen. Da fragt sich eben, wie das im Mittel genutzt wird.
Bedenke, dass du dann auch nicht mehr die Fahrtkosten von der Steuer absetzen kannst und das Argument, das man Freizeit dazu nutzt woanders CO2 zu erzeugen und das deswegen es sinnvoller ist die Angestellten lieber zum Büro fahren zu lassen, halte ich für etwas sehr weit hergeholt.
=> Mit der Argumentation könnte man auch alle Beschäftigten 80Std/Woche arbeiten lassen um zu vermeiden das die in ihrer Freizeit CO2 erzeugen.

Du hast in einem vorherigen Posting noch die 2 Punkte genannt:
1. Es fehlt der Informationsaustausch
2. Du selbst wohnst sowieso nur eine Fahrradlänge vom Arbeitsplatz entfernt

Dazu ist zu sagen:
1. Informationsaustausch ist auch online oder per Telefon möglich und mobiles Arbeiten bedeutet, dass es trotzdem Tage gibt an denen man sich im Büro trifft
2. Wenn du dir mal die Staus jeden Morgen und jeden Abend in den Großstädten ansiehst, wirst du feststellen das die Masse der Arbeitnehmer nicht eine Fahrradlänge entfernt vom Arbeitsplatz wohnt, sondern weitaus weiter entfernt ...
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Gruwe »

jack000 hat geschrieben:(21 Aug 2020, 19:14)

=> Mit der Argumentation könnte man auch alle Beschäftigten 80Std/Woche arbeiten lassen um zu vermeiden das die in ihrer Freizeit CO2 erzeugen.
Sicher!
Nur kam das CO2-Argument ja von dir und ich sagte even, dass das mal garnicht so sicher ist, wie es manche so darstellen.

Dazu ist zu sagen:
1. Informationsaustausch ist auch online oder per Telefon möglich und mobiles Arbeiten bedeutet, dass es trotzdem Tage gibt an denen man sich im Büro trifft
Ich wüsste nicht, dasd wir ein spezielles Modell betrachtet haben. An meiner Aussage ändert sich nix, da man über Teams & Co. hauptsächlich mit denen in Kontakt tritt, mit denen man nun eben mal Kontakt hat. Eine Unternehmenskultur, die ich persönlich sehr wichtig finde, bildet sich so nicht. Auch die Diffusion von Know-How gestaltet sich "aus meiner Sicht" deutlich wichtiger. Aber du hast schon recht: Eure neue Heilige Kuh namens HomeOffice hat für Alle und in allen Situation nur, und ganz ausschließlich, mur Vorteile. Wer potentielle Nachteile aufzeigt, macht sich der Blasphemie schuldig.
2. Wenn du dir mal die Staus jeden Morgen und jeden Abend in den Großstädten ansiehst, wirst du feststellen das die Masse der Arbeitnehmer nicht eine Fahrradlänge entfernt vom Arbeitsplatz wohnt, sondern weitaus weiter entfernt ...
Schön! Nur was hat das mit meiner speziellen Situation zu tun, die ich geschildert habe? Ich habe keinerlei Anspruch erhoben, für Alle zu sprechen, sondern ganz einfach meine Situation und meine Erfahrung geschildert. Wenn das etwas war, was nicht erwünscht war weil es keine Aussage per se Pro HomeOffice war, dann bitte ich zutiefst um Entschuldigung. Ich werde mich umgehend der Buße widmen und 10 Rosenkränze beten.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von jack000 »

Sören74 hat geschrieben:(21 Aug 2020, 19:12)

Ja, wie gesagt, wenn es solche Mischgebiete sind, ist das sicher möglich. Aber die Frage ist, ob das bei größeren Bürogebäuden häufig der Fall ist.
M.E. ist das Problem nicht die Größe oder die Lage an sich, sondern die Umgebung. Ich habe ja mit dem Link zur Karte das größte Bürogewerbegebiet in Stuttgart gezeigt und da stellt sich die Frage wie hoch der Prozentanteil derer ist, die ihren Job nicht eigentlich zu Hause machen können, bzw. wie viele Gebäude da nicht zu Wohnungen umgebaut werden können.

Eine übliche Wohnung hat einen Schreibtisch und somit Platz für HomeOffice. Wie schon 3xSK erwähnte muss man da zwischen "Mobilen Arbeiten" und "HomeOffice" unterscheiden, da die Voraussetzungen unterschiedlich sind. So sehe ich "Mobiles Arbeiten" da als Schlupfloch an, welches einen hohen Anteil an Arbeiten, die nicht mehr im Büro erledigt werden müssen als recht großes Potential an.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von jack000 »

Gruwe hat geschrieben:(21 Aug 2020, 19:24)

Sicher!
Nur kam das CO2-Argument ja von dir und ich sagte even, dass das mal garnicht so sicher ist, wie es manche so darstellen.
Änder aber nichts daran, dass man dahingehend argumentiert das Arbeitnehmer ins Büro geschickt werden müssen weil sonst die Gefahr besteht, das die in ihrer Freizeit CO2 erzeugen.
Ich wüsste nicht, dasd wir ein spezielles Modell betrachtet haben. An meiner Aussage ändert sich nix, da man über Teams & Co. hauptsächlich mit denen in Kontakt tritt, mit denen man nun eben mal Kontakt hat. Eine Unternehmenskultur, die ich persönlich sehr wichtig finde, bildet sich so nicht. Auch die Diffusion von Know-How gestaltet sich "aus meiner Sicht" deutlich wichtiger. Aber du hast schon recht: Eure neue Heilige Kuh namens HomeOffice hat für Alle und in allen Situation nur, und ganz ausschließlich, mur Vorteile. Wer potentielle Nachteile aufzeigt, macht sich der Blasphemie schuldig.
Niemand macht sich einer Blasphemie schuldigt der Nachteile aufzeigt. Die Nachteile gibt es und das ist hier m.E. unbestritten. Trotzdem macht es keinen Sinn die Vorteile wegen der Nachteile wegzuwischen, sondern es geht darum die Vorteile zu nutzen.
Schön! Nur was hat das mit meiner speziellen Situation zu tun, die ich geschildert habe? Ich habe keinerlei Anspruch erhoben, für Alle zu sprechen, sondern ganz einfach meine Situation und meine Erfahrung geschildert. Wenn das etwas war, was nicht erwünscht war weil es keine Aussage per se Pro HomeOffice war, dann bitte ich zutiefst um Entschuldigung. Ich werde mich umgehend der Buße widmen und 10 Rosenkränze beten.
Es mag ja sein, dass du dich zu Hause einsam fühlst und gerne in Gesellschaft bist und sogar deinen Arbeitsplatz auf kurzem Wege mit einem Fahrrad erreichen kannst.
=> Wenn du dir aber mal die Staus und die überfüllten Bahnen zur Rush-Hour anschaust, wirst du feststellen, dass dein Lebensmodell da auf die Masse nicht zu trifft. Vor allem dann nicht wenn zu wenig Wohnungen vorhanden sind in Innenstädten und somit die Leute von außerhalb pendeln (per MIV oder ÖPNV) müssen (Und das ist nicht vergnügungssteuerpflichtig).
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von JJazzGold »

jorikke hat geschrieben:(21 Aug 2020, 11:25)

Über Corona hinaus gedacht, welche Erfahrungen hat man mit Homeoffice Arbeitsplätzen gemacht?
Mein Sohn ist Geschäftsführer in einem mittelständischem Unternehmen. Seit einem viertel Jahr lässt er den gesamten kaufmännischen und administrativen Teil der Fa. zu Hause arbeiten.
Gestern Abend hatten wir eine Diskussion, mangels Erfahrung konnte ich aber nicht viel dazu bei tragen. Er jedenfalls schilderte die Erfahrungen überaus positiv. Im Führungskreis der Firma würden bereits Überlegungen angestellt alle Büros zu schließen und generell auf homeoffice umzustellen.
Wenn das tatsächlich so ist, kann es ja kein Einzelfall sein und das wäre dann für die Arbeitswelt ein großer Umbruch.
Was käme auf die Arbeitnehmer zu?
Gesparte Arbeitswege, Gewinn an Freizeit, Kostenerstattung für private Arbeitsräume usw. auf der einen, möglicherweise verschärfte Controlling Maßnahmen auf der anderen Seite?
Wie sind eure Erfahrungen oder Gedanken?
Mein Arbeitsplatz war zwar eher als mobiler Arbeitsplatz zu bezeichnen, trotzdem fanden sich Home Office Anteile.
Voraussetzung ist die firmenseitige Austattung. Das lässt sich heutzutage problemlos darstellen.

Positiv für mich war die flexibel einzurichtende Arbeitszeit. Nicht nur, weil meine Kontakte zumeist ab spätem Nachmittag und nachts verfügbar waren, sondern auch weil ich zu den Nachtigallen und nicht zu den Lerchen gehöre.
Für die telefonische Erreichbarkeit ist es egal, ob diese in einem Firmen Büro oder am heimischen Schreibtisch dargestellt wird. Arbeitsintensive Schriftstücke habe ich grundsätzlich nachts im Home Office verfasst. Das liegt nicht Jedem, aber das ist der Vorteil des Home Office, dass man nicht gezwungen ist nine 'til five zu arbeiten.

Negativ, wenn ausschließlich Home Office gearbeitet wird, ist der mangelnde Kontakt, die Debatte, der Austausch mit Kollegen bei akuten Problemfällen. Man kann nicht der Reihe nach alle anrufen, das ist zu zeitaufwendig. Ein kurzes Meeting lässt sich dagegen im Büro schnell organisieren. Das scheint mir aber eher berufsspezifische notwendig zu sein. Ansonsten lassen sich regelmäßige Meetings in der Regel problemlos etablieren.

Der Vorteil für Firmen liegt, so nicht eigene Gebäude genutzt werden, in der Platzersparnis und damit geringeren Mietkosten. Anstelle der festgelegten Arbeitsplätze lässt sich im Fall von Kundenkontakt oder andere bedingte Anwesenheit einzelner Mitarbeiter eine Anzahl Schreibtische mit Andockmöglichkeit nutzen.

Die Problematik eines fröhlichem Faulenzens Zuhause sehe ich nicht gegeben. Das verhindert nicht nur der täglich anfallende Arbeitsaufwand, sondern auch eine mit Datum versehene Zielvereinbarung mit dem jeweiligen Mitarbeiter. Wenn ich dem Mitarbeiter nicht vertraue, weshalb habe ich ihn dann eingestellt? Im Gegenteil, machnmal muss man junge Kollegen eher ein wenig bremsen und sie darauf hinweisen, dass man ihren Arbeitseifer zwar honoriert, aber on time Ablieferung völlig ausreichend ist und es auch für sie ein Leben nach den Office Stunden zu geben hat.

Die Gespräche mit ehemaligen Kollegen zeigen eine deutliche Tendenz pro Home Office, selbst bei ehemals eingefleischten Firmenbüroarbeitern. Eine Freundin erzählte mir letzte Woche, sie könne sich nicht vorstellen, eines Tages wieder die Fünf-Tage-Woche ausschließlich im Firmenbüro, einem Großraumbüro, zu verbringen. Dabei hat sie sich jahrelang vehement gegen Home Office Anteile gewehrt. ;)
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Sören74

Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Sören74 »

jack000 hat geschrieben:(21 Aug 2020, 19:25)

M.E. ist das Problem nicht die Größe oder die Lage an sich, sondern die Umgebung. Ich habe ja mit dem Link zur Karte das größte Bürogewerbegebiet in Stuttgart gezeigt und da stellt sich die Frage wie hoch der Prozentanteil derer ist, die ihren Job nicht eigentlich zu Hause machen können, bzw. wie viele Gebäude da nicht zu Wohnungen umgebaut werden können.

Eine übliche Wohnung hat einen Schreibtisch und somit Platz für HomeOffice. Wie schon 3xSK erwähnte muss man da zwischen "Mobilen Arbeiten" und "HomeOffice" unterscheiden, da die Voraussetzungen unterschiedlich sind. So sehe ich "Mobiles Arbeiten" da als Schlupfloch an, welches einen hohen Anteil an Arbeiten, die nicht mehr im Büro erledigt werden müssen als recht großes Potential an.
Wobei es schon schwierig wird, ein Hochhaus gemeinsam für Büroräume und Wohnungen zu nutzen. So was gibt es schon, aber da muss man doch einiges beachten, auch die Zugangsabsicherung. Zudem, Großunternehmen haben ja meist eigene Areale, die weitgehend abgeschlossen sind, siehe Daimler-Werk in Sindelfingen oder SAP bei Walldorf. Ich kann mir auch nur schwer vorstellen, dass Bosch bei Renningen oder Feuerbach bei seinem Hochhaus die obersten drei Stockwerke als Wohnungen untervermietet. :D

Ja, im Grunde genommen sind das alles Provisorien mit dem HomeOffice- bzw. mobilen Arbeiten-Lösungen, die erstmal so lange gelten, so lange Corona draußen noch frei rumläuft. Spannender wird es, wenn das mal alles vorbei und überstanden ist, was dann passiert.
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jorikke
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von jorikke »

JJazzGold hat geschrieben:(21 Aug 2020, 20:39)

Mein Arbeitsplatz war zwar eher als mobiler Arbeitsplatz zu bezeichnen, trotzdem fanden sich Home Office Anteile.
Voraussetzung ist die firmenseitige Austattung. Das lässt sich heutzutage problemlos darstellen.

Positiv für mich war die flexibel einzurichtende Arbeitszeit. Nicht nur, weil meine Kontakte zumeist ab spätem Nachmittag und nachts verfügbar waren, sondern auch weil ich zu den Nachtigallen und nicht zu den Lerchen gehöre.
Für die telefonische Erreichbarkeit ist es egal, ob diese in einem Firmen Büro oder am heimischen Schreibtisch dargestellt wird. Arbeitsintensive Schriftstücke habe ich grundsätzlich nachts im Home Office verfasst. Das liegt nicht Jedem, aber das ist der Vorteil des Home Office, dass man nicht gezwungen ist nine 'til five zu arbeiten.

Negativ, wenn ausschließlich Home Office gearbeitet wird, ist der mangelnde Kontakt, die Debatte, der Austausch mit Kollegen bei akuten Problemfällen. Man kann nicht der Reihe nach alle anrufen, das ist zu zeitaufwendig. Ein kurzes Meeting lässt sich dagegen im Büro schnell organisieren. Das scheint mir aber eher berufsspezifische notwendig zu sein. Ansonsten lassen sich regelmäßige Meetings in der Regel problemlos etablieren.

Der Vorteil für Firmen liegt, so nicht eigene Gebäude genutzt werden, in der Platzersparnis und damit geringeren Mietkosten. Anstelle der festgelegten Arbeitsplätze lässt sich im Fall von Kundenkontakt oder andere bedingte Anwesenheit einzelner Mitarbeiter eine Anzahl Schreibtische mit Andockmöglichkeit nutzen.

Die Problematik eines fröhlichem Faulenzens Zuhause sehe ich nicht gegeben. Das verhindert nicht nur der täglich anfallende Arbeitsaufwand, sondern auch eine mit Datum versehene Zielvereinbarung mit dem jeweiligen Mitarbeiter. Wenn ich dem Mitarbeiter nicht vertraue, weshalb habe ich ihn dann eingestellt? Im Gegenteil, machnmal muss man junge Kollegen eher ein wenig bremsen und sie darauf hinweisen, dass man ihren Arbeitseifer zwar honoriert, aber on time Ablieferung völlig ausreichend ist und es auch für sie ein Leben nach den Office Stunden zu geben hat.

Die Gespräche mit ehemaligen Kollegen zeigen eine deutliche Tendenz pro Home Office, selbst bei ehemals eingefleischten Firmenbüroarbeitern. Eine Freundin erzählte mir letzte Woche, sie könne sich nicht vorstellen, eines Tages wieder die Fünf-Tage-Woche ausschließlich im Firmenbüro, einem Großraumbüro, zu verbringen. Dabei hat sie sich jahrelang vehement gegen Home Office Anteile gewehrt. ;)
Das trifft ziemlich genau das Szenario, das mir mein Sohn gestern Abend dargestellt hat. In den jetzt 17 Jahren, in denen ich außen vor bin, hat sich doch Erhebliches geändert. Es war sehr überzeugend und ich glaube ihm, Corona hat den entscheidenden Anstoß und die Erfahrung gebracht, dass sich die Arbeitswelt in Richtung Home Office schnell verändern wird.
Es bringt Vorteile für beide Seiten (AG u. AN) entscheidend wird sein wie man die Vorteile verteilen wird.
Aber gut, ein Randproblem.
Sohnemann wird dabei viel zu "lachen" haben. Er ist stellv. Geschäftsführer, Verkaufsleiter EU und, jetzt kommt´s, Betriebsratsvorsitzender.
In dieser Position muss er auf beiden Schultern tragen, ein Unding eigentlich.
Wir haben so einige Situationen durchgespielt und - mit dem nötigen Ernst selbstverständlich - viel gefeixt.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von McKnee »

Die zwei Seiten des Homeoffice

So wenig Kommunikation, dass man endlich etwas geschafft bekommt, so wenig Kommunikation, dass der Austausch leidet.

Es bedarf schon einiger Disziplin, bei der aktuellen Frequenz. Man muss sich manchmal mehr strukturieren, um nicht zu viel Freiheit zu genießen.

Eine gute Portion Homeoffice und Flexibilität ist das, was ich in den Jahren schätzen gelernt habe. Jetzt lerne ich Homeoffice, auch des Teams, nicht vom Weg abkommen zu lassen.

Die Herausforderungen an Führung steigen
Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten.

Es ist mir egal, ob es ein Albert-Einstein-Zitat ist ...

.....er wusste es :D
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von imp »

Für mich hat sich durch die Viruskrise ein paar Monate lang ergeben, dass ich nicht überwiegend sondern fast durchgehend von zuhause gearbeitet habe. Inzwischen ist die Reisetätigkeit wieder stärker hereingemischt, auch wenn vieles leider nicht so ist wie es mal war. Was mich am meisten nervt, sind die Leute, deren dreimonatiges Küchentischabenteuer nichts mit meinem gut organisierten Arbeitsplatz zu tun hat. Was man da für schwachsinnige Gespräche ans Bein gebunden bekommt. Ich bin ja sehr freundlich, aber irgendwann muss man dem Gesprächspartner ja zu verstehen geben, dass sein "Home Office"-Ausnahmezustand mit all seinen Zugeständnissen und Rücksichten eigentlich recht wenig gemein hat mit dem, was ein Heimarbeitsplatz bei mir ist. Schon mal angefangen damit, dass ich "im Büro" mit der geschlossenen Tür genauso weg bin wie wenn ich in einer anderen Stadt bin. Ich werde da keine Handwerkertermine klar machen, nicht die Wäsche bügeln und keine Blagen um mich herum sausen haben. Wenn die Arbeit getan ist, wird das Büro verlassen und das Reich der Freiheit beginnt. Kann man auch anders machen. Es gibt ja auch Leute, die ihren Hausbau von der Amtsstube aus erledigt haben. Aber mal ehrlich, die gehören rausgeworfen.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Atue001 »

Vor Corona hat bei uns die IT schon lange Erfahrungen mit HomeOffice gemacht - ein bis zwei Tage die Woche waren normal. Der Rest des Unternehmens hingegen war tendenziell eher auf dem Trip, dass HomeOffice nicht geht.....

Mit Corona kippte dies, und wir waren über Monate auf 100% HomeOffice für alle. Für die IT hat sich nicht so arg viel verändert - nur einiges weiterentwickelt, was zuvor sich schon abgezeichnet hatte. Für den Rest des Unternehmens gehört inzwischen HomeOffice selbstverständlich zum Portfolio mit dazu.
Diese Entwicklung wird nicht mehr zu den alten Verhaltensmustern zurückgehen - einfach weil man jetzt die Erfahrung hat, dass man Mitarbeitern nicht nur theoretisch vertrauen kann, sondern auch praktisch.
Dazu kommt, dass durch Corona sich die Reisetätigkeit massiv verändert hat. Während man zuvor extrem viel Wert darauf gelegt hat, dass bei Projekten möglichst alle Lokationen besucht und ins Boot genommen werden, verzichtet man inzwischen auf solche Ausflüge und erledigt die Projekte halt mit digitalen Mitteln. Und: Entgegen der Erwartung vieler sind jetzt die Projekte effektiver und effizienter. Das spart Kosten, unnötige Diskussionen und bringt enormen Schwung.

Ich bin mir sicher, wir werden nicht wieder auf alte Verhaltensmuster zurückfallen - selbst wenn wieder mehr Möglichkeiten entstehen, im Büro zu arbeiten. Es wird nie wieder so extrem wie früher - und unterm Strich wird das für alle Beteiligten nur Vorteile bringen.

Das mit Home Office nicht alles nur besser, sondern einiges auch nur anders wird, zeigt sich aber auch! Persönliche Beziehungen sind digital und virtuell von einer anderen Qualität. Damit darunter nicht die Firmenphilosophie leidet, braucht es neue Konzepte inklusive Präsenzveranstaltungen, um dies weiter in hoher Qualität anbieten zu können. Das ist aber durchaus möglich - es ist dann nur anders.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Europa2050 »

Gruwe hat geschrieben:(21 Aug 2020, 18:55)

Also ich hab sehr differenzierte Erfahrungen mit Home-Office gemacht. Bei einigen klappt es gut, bei manchen merkt man, dass die zuhause öfters mal die Füße hochlegen.

Persönlich lohnt es sich für mich nicht. Da ich eh mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre und ohnehin täglich 1h Radfahren möchte, ist für mich der Arbeitsweg kein zusätzlicher Kosten- bzw. Zeitaufwand. Im Büro hab ich alles was ich brauche, aufgrund Innenstadtlage auch ein großzügiges Mittagsangebot.

Der größte negative Aspekt bisher für mich: Die fehlende Diffussion von Wissen. Wie viel Wissen hab ich gesammelt, während ich dem Gespräch des Bürokollegen mit einem anderen Mitarbeiter grlauscht und mich ggf. eingebracht habe. Zuhause bekommt man irgendwie auch nix mit, was Relevantes läuft (an Projekten, Problemen, usw.).

Für mich wird aus genannten Gründen Home-Office weiterhin eine Gelegenheit bleiben, nix Dauerhaftes, da ich keinen Vorteil bei mir sehe, eher Nachteile. Wenn Zuhause mal was anliegt, kann ich das mal machen, sonst fahr ich ins Büro.

Gespannt bin ich, wie sich das dauerhaft auswirkt, wenn ganze Belegschaften (bei einzelnen Mitarbeitern im Home-Office seh ich das Problem nicht) häufiger/dauerhaft von zuhause arbeiten, insb. unter dem Aspekt, dass sich Belegschaften ja auch mit der Zeit wandeln.
Wir haben im März „Mobiles Arbeiten“ als Sturzgeburt eingeführt (vorher nur eine Teilzeitarbeiterin) als von Freitag auf Montag unsere Abteilung (7 Leute, IT-Betrieb) wegen eines Corona-Falles im Umfeld komplett in Quarantäne geschickt wurde - und es hat funktioniert. Natürlich wurden alle Dinge, die mit körperlicher Arbeit vor Ort verbunden waren und nicht outgesourced waren, erstmal vier Wochen verschoben, das geht selbstverständlich auf Dauer nicht.

M.E. werden die Erfolgsfaktoren bereits vorher gelegt, und zwar von Chef und Mitarbeiter, insbesondere in Bereichen, wo ich nicht messen und wiegen kann, und damit die Führung mit Zielen komplexer wird.

Hat der Chef schon vorher sehr eng und kontrollierend geführt und die Mitarbeitermotivation eher erstickt, wird es schief gehen, der Mitarbeiter wird sich ohne die Führung schwer tun, sich zu organisieren bis hin zum schummeln. Dann wird sich auch die anlehnende Haltung des Chefs bestätigt finden.

Hat der Chef (bei allen gelegentlichen Rückschlägen) vorher schon sehr stark auf Selbstorgsnisation gesetzt, wird der Mitarbeiter die Vorteile nutzen und das ihm entgegengebrachte Vertrauen schätzen und zurück geben. Dann wird sich auch die positive Haltung des Chefs bestätigt finden.

Problem sind die Mitarbeiter, denen die Fähigkeit zur Selbstorganisation fehlt, die auch im Büro „vom 100sten ins 1000ste kommen“. Das hat jetzt noch nicht einmal mit Faulheit oder Schummeln zu tun. Da brauche ich auch im Homeoffice eine Tätigkeit, die von außen getriggert wird - z.B. Hotline etc.
Wenn der Chef aber eben vorher schon im Büro ein hohes Maß an Selbstorganisation ermöglicht hatte, kennt er ja seine Papenheimer.

Wir haben jetzt pro Woche einen festen „Mobiles Arbeiten„- Tag pro Mitarbeiter und einen zusätzlichen, der genommen werden kann, wenn nach Urlaub etc. mindestens noch drei Leute im Büro sind. Und natürlich in Eigenverantwortung nach definiertem Regelwerk.

Den Tele- und Skypekonferenzen stehe ich eher negativ gegen über, vielleicht bin ich auch zu alt dafür. Gerade im Innovativbereich geht viel verloren, wenn man sich nicht gegenseitig „hochschiessen“ kann, mir selbst geht es dabei oft so, dass ich einen Beitrag sein lasse, den ich live geäußert hätte.

Schulung im Erwachesenumfeld dagegen, könnte m.E. komplett digitalisiert werden, da zählen tatsächlich die geringeren Transaktionsaufwände.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von firlefanz11 »

Also ne Zeit lang fand ich arbeiten von zu Hause aus gut aber mittlerweile bin ich froh wieder ins Büro gehen zu können obwohl ich keine Blagen rumzuspringen hab. Unter Anderem wegen des Tapetenwechsels u. dem Umstand das im HO doch privates u. berufliches nie wirklich getrennt war, und der persönliche Austausch mit kollegen fehlte. Ausserdem ist meiner Holden das Konzept, dass man auch zu Hause hochkonzentriert arbeitet u. deshalb eben nicht mal eben nebenbei Wäsche waschen, kochen o. einkaufen kann irgendwie nicht beizubringen gewesen. Ich halte HO daher nur bedingt für DEN Arbeitsplatz der Zukunft...
Darüber hinaus fand diesen Artikel hier recht bezeichnend.
https://www.indiskretionehrensache.de/2 ... obal-de-DE
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Gruwe
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Gruwe »

jack000 hat geschrieben:(21 Aug 2020, 19:41)

Änder aber nichts daran, dass man dahingehend argumentiert das Arbeitnehmer ins Büro geschickt werden müssen weil sonst die Gefahr besteht, das die in ihrer Freizeit CO2 erzeugen.
Ja, nennt man Rebound-Effekt. Ist nicht das erste Mal! Und jedes Mal wurde prophezeit, dass durch höhere Effizienz (also geringeren Aufwand für ein bestimmtes Ziel) alles besser wird und die Ressourcen geschont werden. Immer gings den umgekehrten Weg: Alles wurde mehr, alles wurde dreckiger. HomeOffice wird in Summe nicht dazu beitragen, dass CO2 eingespart wird,

Niemand macht sich einer Blasphemie schuldigt der Nachteile aufzeigt. Die Nachteile gibt es und das ist hier m.E. unbestritten. Trotzdem macht es keinen Sinn die Vorteile wegen der Nachteile wegzuwischen, sondern es geht darum die Vorteile zu nutzen.
Das hab ich genau wo getan?

Es mag ja sein, dass du dich zu Hause einsam fühlst und gerne in Gesellschaft bist und sogar deinen Arbeitsplatz auf kurzem Wege mit einem Fahrrad erreichen kannst.
Es ist schon schwer interessant, was du so in meine Aussagen interpretierst. Ich hab im Übrigen die ganze Woche im "HomeOffice" verbracht. Nochmal: Bis vor Corona war ich auch "Anhänger" von HomeOffice und bin das auch immer noch. Nur sehe ich inzwischen auch die Nachteile und bin fest davon überzeugt, dass wir in einem Jahr nochmal einen anderen Blick haben werden und sich auch noch viele langfristige Nachteile zeigen werden. Jetzt will natürlich jeder zeigen, dass das alles mit dem HomeOffice so super klappt. Das ist wie wenn man in einer neuen Firma anfängt: Man ist neu, hängt sich rein und zeigt seine beste Seite. Ist man dann mal 1-2 Jahre dabei, dann nimmt man sich etwa auch mal Freiheiten raus, die man als Neuer mit Sicherheit nicht in Anspruch nimmt. Sowas ähnliches (und anderes) erwarte ich auch bei HomeOffice.

Nur weil ich auch die Nachteile sehe und nicht in diese umsichgreifende Euphorie verfalle, bedeutet dass noch lange nicht, dass ich HomeOffice ablehne oder sonst irgendwelche Probleme hab...auch wenn deine Glaskugel dir verraten haben will. Ebenso wenig sehe ich die Weltrettung durch HomeOffice. Und selbstverständlich wird auch der eingesparte Aufwand zu einem Rebound-Effekt führen...wie auch immer der aussehen mag. Und glaub mir: Ich würde mich über alle Maßen freuen, wenn ich mich irren würde.


Was ich im Übrigen mal ganz interessant finde:
Bei uns im Konzern (bzw. zumindest in dem Tochterunternehmen, in dem ich arbeite) wurde eine Umfrage gemacht. Es wurde danach gefragt, wer sich vorstellen könne, dauerhaft zeitweise (2-3 Tage/Woche) von zuhause zu arbeiten. Die Zustimmung lag dabei bei etwa 90%, die es sich vorstellen können. Zudem wurde noch gefragt, wie die Situation sich ändern würde, wenn das bedeuten würde, dass man sich einen Büroplatz mit einem anderen teilen müsste. Daraufhin war die Zustimmung nur noch bei 50%.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von politicslover »

Ich bin Studentin und Praktikantin im Homeoffice und muss sagen, dass es nicht nur Vor- sondern auch Nachteile hat!
Ich arbeite gerne von zuhause aus, da man lernt, seine Tag anders zu strukturieren. Dennoch bin ich der Meinung, dass es nebenbei wichtig ist, das soziale Leben außerhalb der eigenen vier Wände zu fördern. Als Studentin keinen richtigen Kontakt zu Mitstudenten zu haben ist sehr schwer. Der tägliche Austausch fehlt schon. Außerdem verliert man schnell den Spaß und die Motivation.
Ich kann verstehen, dass manche die Arbeit im Homeoffice super finden, jedoch ist es dabei sehr wichtig, auch außerhalb der Technikwelt mit Menschen zu kommunizieren.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von jack000 »

Passender Artikel zum Thema:
SORGE VOR GEISTERSTÄDTEN:
In Großbritannien sterben die Büros

Noch immer ist Großbritannien das Land in Europa mit der höchsten Quote an Mitarbeitern im Homeoffice. Nun hat ein großer Dienstleistungskonzern angekündigt, mehr als ein Drittel seiner Büros im Lande zu schließen.
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ ... 31724.html

Das bietet gutes Potential die Wohnungsnot und das Verkehrschaos in der Stadt zu lindern.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Europa2050 »

jack000 hat geschrieben:(01 Sep 2020, 17:44)

Passender Artikel zum Thema:

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ ... 31724.html

Das bietet gutes Potential die Wohnungsnot und das Verkehrschaos in der Stadt zu lindern.
Ich sehe Home-Office tatsächlich als einen Teil der Lösung, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen:
- den Run auf die Städte mit seinen preistreibenden Folgen zu mildern
- die Verödung des ländlichen Raumes zu stoppen, zumal Home-Office-Arbeiter durchaus auch den Mittleren und oberen Gehaltsstrukturen angehören und damit Kaufkraft in die Region bringen.

Wo es halt passt...
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Eiskalt »

Strassebau und Hausbau vom Homeoffice. :p
Si vis pacem para bellum
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von jack000 »

Europa2050 hat geschrieben:(02 Sep 2020, 09:20)

Ich sehe Home-Office tatsächlich als einen Teil der Lösung, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen:
- den Run auf die Städte mit seinen preistreibenden Folgen zu mildern
- die Verödung des ländlichen Raumes zu stoppen, zumal Home-Office-Arbeiter durchaus auch den Mittleren und oberen Gehaltsstrukturen angehören und damit Kaufkraft in die Region bringen.
In der Tat. Allerdings ist dazu der Ausbau der Internetkapazität im ländlichen Raum notwendig. Wobei es da auch alternative Lösungen geben kann. Bei Kollegen die mit CAD arbeiten reicht eine übliche heimische Internetverbindung nicht aus. Diese haben dann aber per Remote auf den Rechner in den Büros zugegriffen.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von jorikke »

Ich möchte noch einen ganz anderen Aspekt einbringen. Selbst habe ich nur bei einem einzigen Betrieb gearbeitet. Als Lehrling begonnen und mich über diverse Zwischenstufen "rauf gewurschtelt." Nach gut 40 Jahren als Gebietsverkaufsleiter und Vorgesetzter der, in meinem Bezirk tätigen Servicetechniker, aufgehört.
Dieses innerbetriebliche Weiterkommen war in erster Linie durch ständigen Kontakt mit Kollegen unter den Augen der Vorgesetzten möglich.
Wie kann man sich im Homeoffice, ohne face to face Kontakte profilieren?
Scheint mir doch ein gewisser Nachteil zu sein.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Brainiac »

jorikke hat geschrieben:(05 Sep 2020, 21:15)

Ich möchte noch einen ganz anderen Aspekt einbringen. Selbst habe ich nur bei einem einzigen Betrieb gearbeitet. Als Lehrling begonnen und mich über diverse Zwischenstufen "rauf gewurschtelt." Nach gut 40 Jahren als Gebietsverkaufsleiter und Vorgesetzter der, in meinem Bezirk tätigen Servicetechniker, aufgehört.
Dieses innerbetriebliche Weiterkommen war in erster Linie durch ständigen Kontakt mit Kollegen unter den Augen der Vorgesetzten möglich.
Wie kann man sich im Homeoffice, ohne face to face Kontakte profilieren?
Scheint mir doch ein gewisser Nachteil zu sein.
Das kommt auf die Unternehmenskultur an. Falls es sich um ein Unternehmen handelt, das viele seiner Kommunikations- und Entscheidungsprozesse auf Online-Telefon- und Videokonferenzen aufbaut (auch schon vor Corona), so wird dieses Unternehmen auch registrieren, welche seiner Mitarbeiter gut darin sind, solche Prozesse zu moderieren und zu führen. Diese Mitarbeiter haben dort dann gute Karrierechancen.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Misterfritz »

jorikke hat geschrieben:(05 Sep 2020, 21:15)

Ich möchte noch einen ganz anderen Aspekt einbringen. Selbst habe ich nur bei einem einzigen Betrieb gearbeitet. Als Lehrling begonnen und mich über diverse Zwischenstufen "rauf gewurschtelt." Nach gut 40 Jahren als Gebietsverkaufsleiter und Vorgesetzter der, in meinem Bezirk tätigen Servicetechniker, aufgehört.
Dieses innerbetriebliche Weiterkommen war in erster Linie durch ständigen Kontakt mit Kollegen unter den Augen der Vorgesetzten möglich.
Wie kann man sich im Homeoffice, ohne face to face Kontakte profilieren?
Scheint mir doch ein gewisser Nachteil zu sein.
Aber das Konzept des lebenslangen Arbeitsplatz bei einem Arbeitgeber scheint auszusterben.
D.h. häufigere Arbeitsplatzwechsel sind eher Normalität als Ausnahme.
Trotzdem, Home Office hat gewisse Nachteile. Schon eine Einarbeitung in einen neuen Job stelle ich mir unter diesen Umständen schwierig vor.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von PeterK »

Misterfritz hat geschrieben:(05 Sep 2020, 21:28)
Trotzdem, Home Office hat gewisse Nachteile. Schon eine Einarbeitung in einen neuen Job stelle ich mir unter diesen Umständen schwierig vor.
Meiner Erfahrung nach macht es der Mix aus "remote" und "on site". Das klappt bei uns schon seit Langem sehr gut.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Misterfritz »

PeterK hat geschrieben:(05 Sep 2020, 21:38)

Meiner Erfahrung nach macht es der Mix aus "remote" und "on site". Das klappt bei uns schon seit Langem sehr gut.
Kommt immer auf die Art des Geschäftes an.
Hast Du ein Geschäft, dass Manpower benötigt, also im wahrsten Sinne des Wortes, dann muss man die Leute kennen, wissen wie sie ticken, wie man sie einsetzen kann - das geht via remote nicht ;)
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von OttmarWest »

Für mich hat die Quarantäne einige Anpassungen vorgenommen. Bevor ich schloss und von zu Hause aus anfing zu arbeiten, nutzte ich oft den Coworking Spaces Bedienung. Ich mag "Live" -Kommunikation, ich mag neue Leute treffen, Wissen, Ideen, Gedanken austauschen. Inspiration ist mir als Designer wichtig. Ich lebe alleine und vermisse diese Atmosphäre sehr. Ich glaube, dass das Haus ein Ort zum Entspannen von der Arbeit ist und es keine notwendige Atmosphäre für produktive Arbeit gibt.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von H2O »

Ich habe einige dumme Fragen zur Besteuerung der mobilen Arbeit und des Home Office. Das sind doch auf jeden Fall Arbeitsstätten, für deren Ausgestaltung es verbindliche Regeln gibt... wenigstens, wenn die erste Überraschung durch die Pandemie hinter uns liegt. Die Ergonomie des Arbeitsplatzes wurde weiter oben schon angesprochen.

Mit geht es aus privaten Gründen um die Besteuerung. Das Home Office kann in der Gemeinde liegen, wo das Unternehmen seinen Sitz hat, aber auch in einer andern Gemeinde, in einem anderen Bundesland und schließlich in einem anderen EU Staat.

Werden Gewerbesteuern des Unternehmens fällig, die der anderen Gemeinde, dem anderen Bundesland, dem anderen EU-Staat zufließen? Ich gehe davon aus, daß der Arbeitnehmer seine Lohnsteuer in seiner Wohngemeinde entrichtet. Was aber, wenn dieses Büro nicht in seiner Wohnung, seinem Bundesland oder sogar in einem anderen EU-Staat betrieben wird? Muß der Arbeitnehmer diese Verlegung des Arbeitsplatzes melden? Muß der Arbeitgeber das tun?

Praktisch stelle ich mir vor, ich hätte meinen 1. Wohnsitz in Bremen, wo auch mein Arbeitgeber seinen Betrieb angesiedelt hat. Plötzlich ist Heimarbeit angesagt, und ich finde es an meinem 2. Wohnsitz in Pommern/Polen gemütlicher als in der Großstadt. Also die paar Komponenten für eine VPN-Verbindung, Netzteile und Kabel und ein paar Monitore in den Laderaum... und in wenigen Stunden bin ich außer Landes, aber über Internet und Telefon mit meinem Unternehmen in Bremen verbunden.

Sogar eine online-Konferenz ist möglich, wie ich hier an anderer Stelle gelernt und eingeübt habe. Damit werden Abstimmvorgänge und gemeinsame Beratungen geschäftlicher und technischer Natur nahezu formlos möglich. Selbst eine kollegiale Kaffeerunde ließe sich verabreden.

Natürlich geht das nicht mit geheimhaltungspflichtigen Vorgängen aus dem Sicherheitsereich. Da ist selbst Home office / Heimarbeit nicht erlaubt. Das ist ja klar.

Also bleiben wir erst einmal bei der Gewerbe- und Einkommenssteuer, wenn so etwas nicht nur ausnahmsweise organisiert wird.
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Realist2014 »

H2O hat geschrieben:(30 Sep 2020, 13:08)

Ich habe einige dumme Fragen zur Besteuerung der mobilen Arbeit und des Home Office. Das sind doch auf jeden Fall Arbeitsstätten, für deren Ausgestaltung es verbindliche Regeln gibt... wenigstens, wenn die erste Überraschung durch die Pandemie hinter uns liegt. Die Ergonomie des Arbeitsplatzes wurde weiter oben schon angesprochen.

Mit geht es aus privaten Gründen um die Besteuerung. Das Home Office kann in der Gemeinde liegen, wo das Unternehmen seinen Sitz hat, aber auch in einer andern Gemeinde, in einem anderen Bundesland und schließlich in einem anderen EU Staat.

d.
Ich habe jetzt mal auf den Teil gekürzt.

Es geht ja auch um den Ort Leistungserbringung.

Wenn du jetzt in Polen "am Rechner" sitzt und führst Beratungen/Workshops mit Kunden in Deutschland durch dann ist ja die Erbringung der Leistung in D ( dort wo die Kunden dir ergriffen lauschen).

Wie schaut das dann aus?
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Teeernte
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Teeernte »

H2O hat geschrieben:(30 Sep 2020, 13:08)

Ich habe einige dumme Fragen zur Besteuerung der mobilen Arbeit und des Home Office. Das sind doch auf jeden Fall Arbeitsstätten, für deren Ausgestaltung es verbindliche Regeln gibt... wenigstens, wenn die erste Überraschung durch die Pandemie hinter uns liegt. Die Ergonomie des Arbeitsplatzes wurde weiter oben schon angesprochen.

Mit geht es aus privaten Gründen um die Besteuerung. Das Home Office kann in der Gemeinde liegen, wo das Unternehmen seinen Sitz hat, aber auch in einer andern Gemeinde, in einem anderen Bundesland und schließlich in einem anderen EU Staat.

Werden Gewerbesteuern des Unternehmens fällig, die der anderen Gemeinde, dem anderen Bundesland, dem anderen EU-Staat zufließen? Ich gehe davon aus, daß der Arbeitnehmer seine Lohnsteuer in seiner Wohngemeinde entrichtet. Was aber, wenn dieses Büro nicht in seiner Wohnung, seinem Bundesland oder sogar in einem anderen EU-Staat betrieben wird? Muß der Arbeitnehmer diese Verlegung des Arbeitsplatzes melden? Muß der Arbeitgeber das tun?

Praktisch stelle ich mir vor, ich hätte meinen 1. Wohnsitz in Bremen, wo auch mein Arbeitgeber seinen Betrieb angesiedelt hat. Plötzlich ist Heimarbeit angesagt, und ich finde es an meinem 2. Wohnsitz in Pommern/Polen gemütlicher als in der Großstadt. Also die paar Komponenten für eine VPN-Verbindung, Netzteile und Kabel und ein paar Monitore in den Laderaum... und in wenigen Stunden bin ich außer Landes, aber über Internet und Telefon mit meinem Unternehmen in Bremen verbunden.

Sogar eine online-Konferenz ist möglich, wie ich hier an anderer Stelle gelernt und eingeübt habe. Damit werden Abstimmvorgänge und gemeinsame Beratungen geschäftlicher und technischer Natur nahezu formlos möglich. Selbst eine kollegiale Kaffeerunde ließe sich verabreden.

Natürlich geht das nicht mit geheimhaltungspflichtigen Vorgängen aus dem Sicherheitsereich. Da ist selbst Home office / Heimarbeit nicht erlaubt. Das ist ja klar.

Also bleiben wir erst einmal bei der Gewerbe- und Einkommenssteuer, wenn so etwas nicht nur ausnahmsweise organisiert wird.
Bei ANGESTELLTEN - einfach - der Arbeitgeber ist der "ORT".

Auch bei mir umgeht er >> Homeoffice - und macht "Mobiles Arbeiten".

Ich darf mich also hinsetzen WO ich will, Wann ich will .......und hab meine Arbeit zu machen.

Das geht aus Malle, Brühpolen oder Hintermuckeln.

UNTERSCHIED - der Arbeitgeber hat Homeoffice zu bezahlen >> Mietanteil, Ausstattung , Strom, .....HAFTUNG .

Mobiles Arbeiten - ALLES DAS (Mietanteil, Ausstattung , Strom, .....HAFTUNG ) - DEIN PROBLEM. Du kannst von der Steuer absetzen.

(Im Moment bis 1000 Eu im MONAT !!)

(Ich bin im WESTEN ANGESTELLT und ARBEITSORT ist WEST - und bekomm später OST-RENTE...Wohnort)

Geheimhaltung - geht - da gibts nen Dongle zum Laptop.

Wer als "Gewerbetreibender" angemeldet ist - wird die Steuer da zahlen wo es am PREISWERTESTEN ist - wenn es LÄNGER als 1/2 JAHR dauert - im Ausland. Im Inland - wird er da zahlen wo das Gewerbe ANGEMELDET ist.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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H2O
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von H2O »

Realist2014 hat geschrieben:(30 Sep 2020, 15:40)

Ich habe jetzt mal auf den Teil gekürzt.

Es geht ja auch um den Ort Leistungserbringung.

Wenn du jetzt in Polen "am Rechner" sitzt und führst Beratungen/Workshops mit Kunden in Deutschland durch dann ist ja die Erbringung der Leistung in D ( dort wo die Kunden dir ergriffen lauschen).

Wie schaut das dann aus?
Als erster Schritt meiner Nachfrage ok. Ich weiß doch aber. daß ich mit meinem deutschen Kopf auf polnischem Boden etwas überlegt habe, was mir in Deutschland jemand mehr oder weniger ergriffen abkauft und meine Leistung vergütet, indem er angebotsgerecht Geld auf mein deutsches Konto überweist. Meine Verbrauchsgüter und Büromaterial kaufe ich in Polen. Wo hält nun wer staatlich/kommunal die Hand auf? Übe ich in Polen ein Gewerbe aus, das ich anmelden müßte, obwohl meine Geschäftstätigkeit ausschließlich in Deutschland stattfindet?

Das wäre jetzt die rein private Schiene. Der nächste Schritt: Ich erbringe die Leistung im Rahmen eines Anstellungsvertrags, liefere sie bei meiner deutschen Firma ab und erhalte von ihr ein Monatsgehalt. Wie sieht das aus? Arbeitsstätte in Polen?

Damit das hier klar ist: Bei mir geht nachprüfbar alles mit rechten Dingen zu; mein erster Wohnsitz ist hier in Pommern, und ich bin beim Finanzamt als Altersrentner gemeldet. Alles bestens geregelt über den deutsch-polnischen Staatsvertrag. Aber so ganz aus der Luft gegriffen ist meine Nachfrage nicht.
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H2O
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von H2O »

Geheimhaltung - geht - da gibts nen Dongle zum Laptop.
Nein, ich weiß aus meiner guten alten Zeit, daß ich zu Hause keine Verschlußsachen bearbeiten darf. Vertrauliche Geschäftsvorgänge sind das dann aber auch nicht. Da wird die Verschlüsselung des VPN schon ausreichen und verschlüsselte Dateien (Ist wohl der Dongle als Teil des Schlüssels).

Das ist auch nur ein Nebenthema... die steuerliche Zuordnung scheint mir ein echter Leckerbissen zu sein. Mobile Office ist natürlich der Trick. Dann ist der Arbeitgeber ganz 'raus... scheint mir logisch zu sein. Weiterhin scheint mir logisch zu sein, daß der Arbeitgeber das Home Office ausstatten und seinen Betrieb (Miete...) von den Kosten her tragen müßte... wenn er Home Office anweist. Ist das wirklich so?
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3x schwarzer Kater
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

H2O hat geschrieben:(30 Sep 2020, 16:13)

Das wäre jetzt die rein private Schiene. Der nächste Schritt: Ich erbringe die Leistung im Rahmen eines Anstellungsvertrags, liefere sie bei meiner deutschen Firma ab und erhalte von ihr ein Monatsgehalt. Wie sieht das aus? Arbeitsstätte in Polen?
Das ist nicht ganz so einfach zu beantworten und kann von Land zu Land unterschiedlich sein. Wenn du dauerhaft in Polen deinen Wohnsitz hast und dort tätig bist, dann bist du voraussichtlich in Polen auch steuer- und eventuell sozialversicherungspflichtig. Das wäre das Ansässigkeitsprinzip, das grundsätzlich für die Einkommensbesteuerung gilt. Wenn du nur teilweise dort tätig bist, dann kann es durchaus sein, dass beide Staaten steuerliche Ansprüche haben. Da müsste man ins Doppelbesteuerungsabkommen schauen.
Aus Sicht des Unternehmens stellt sich die Frage ob mit deinem Homeoffice eine Betriebsstätte in Polen begründet wird. Dann würde nämlich eventuell auch dort eine Steuerpflicht für die Unternehmensbesteuerung entstehen. Hängt davon ab, was du dort machst.
Das muss man sich schon sehr genau ansehen.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von H2O »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(30 Sep 2020, 16:30)

Das ist nicht ganz so einfach zu beantworten und kann von Land zu Land unterschiedlich sein. Wenn du dauerhaft in Polen deinen Wohnsitz hast und dort tätig bist, dann bist du voraussichtlich in Polen auch steuer- und eventuell sozialversicherungspflichtig. Das wäre das Ansässigkeitsprinzip, das grundsätzlich für die Einkommensbesteuerung gilt. Wenn du nur teilweise dort tätig bist, dann kann es durchaus sein, dass beide Staaten steuerliche Ansprüche haben. Da müsste man ins Doppelbesteuerungsabkommen schauen.
Aus Sicht des Unternehmens stellt sich die Frage ob mit deinem Homeoffice eine Betriebsstätte in Polen begründet wird. Dann würde nämlich eventuell auch dort eine Steuerpflicht für die Unternehmensbesteuerung entstehen. Hängt davon ab, was du dort machst.
Das muss man sich schon sehr genau ansehen.
Ja, vielen Dank! In der verzwickten Ecke hatte ich auch gesucht; und da kann man sich fast beliebig verrennen. Ende vom Liede: mit diesem Thema beschäftigt man offenbar mehr Leute als man Nutzen aus der Tätigkeit zieht!

Ist jetzt OT: Als Altersrentner bin ich im Deppelbesteuerungsabkommen steuerpflichtig in Deutschland für die RVA-Rente. Für die Betriebsrente in Polen. Klingt noch einfach. Allerdings geht Polen dann von Gesamteinkommen aus und der Steuersatz beginnt in Polen mit daran angepaßter Höhe. Je nach Steuergestaltung in Deutschland kann man dann mit unterschiedlichem Steuersatz in Polen in die dortige Steuerprogression einsteigen. 2020 bin ich erstmals "dran".

Im Internet bieten einige Steueranwälte ihre Dienste an, wie man die Gesamtsteuerlast Deutschand-Polen minimieren kann. Mein Gefühl sagt mir, daß da vielleicht 100 € im Spiel sind. Mal sehen, wie lang mein Gesicht wird, wenn ich zum ersten Male in Polen löhnen muß!
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Re: Homeoffice, Arbeitsplätze der Zukunft?

Beitrag von Teeernte »

H2O hat geschrieben:(30 Sep 2020, 16:24)

Nein, ich weiß aus meiner guten alten Zeit, daß ich zu Hause keine Verschlußsachen bearbeiten darf. Vertrauliche Geschäftsvorgänge sind das dann aber auch nicht. Da wird die Verschlüsselung des VPN schon ausreichen und verschlüsselte Dateien (Ist wohl der Dongle als Teil des Schlüssels).

Das ist auch nur ein Nebenthema... die steuerliche Zuordnung scheint mir ein echter Leckerbissen zu sein. Mobile Office ist natürlich der Trick. Dann ist der Arbeitgeber ganz 'raus... scheint mir logisch zu sein. Weiterhin scheint mir logisch zu sein, daß der Arbeitgeber das Home Office ausstatten und seinen Betrieb (Miete...) von den Kosten her tragen müßte... wenn er Home Office anweist. Ist das wirklich so?
(Nebenthema - >> Tarifvertrag.) Ja bei mir ist das so. Gibt ja Telearbeitsplätze von Zuhause - viele Telefondienstleistungen - von HAUS aus.

Also - wenn Du mal eine Sexhotline anrufst - da steht eine 90 kG Schönheit mit Lockenwickler aufm Kopp am Bügelbrett - NUR Nylonschürze und Gummistiefel an... :D :D :D >> Hach ist mir HEISSSSSS.... Zisch.

Du würdest Dich anmelden wo es am wenigsten Steuer für dich zu zahlen ist... wenn Dich jemand beratet....für NICHTÖFFENTLICHE Aufträge.

Bei Öffentlichen Auftraggebern - wirst Du ausgesiebt - wenn keine EU Ausschreibung zum Auftrag führt.
Normale Bewerbungen von Kleinfirmen gehen Nach "GERMAN" LAW. ....und das ist nicht in Polen. Da darfst Du aber arbeiten. Vorgeben musst Du eine Adresse und Telefonnummer in D. Sonst kein Auftrag.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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