Wirecard - Betrug im großen Stil?

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Adam Smith
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Adam Smith »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(19 Jun 2020, 10:04)

Von Pleite ist ja (noch) nicht die Rede. Aus dem was man so in den Artikeln lesen ist im Augenblick ja überhaupt nicht ersichtlich was passiert ist. Da entstehen eher noch mehr Fragen, während es kaum Antworten gibt.
Von einer Pleite ist schon die Rede.

Nachdem Wirecard keine testierte Bilanz für das Jahr 2019 vorlegen konnte, haben die 16 kreditgebenden Banken das Recht, Kreditlinien über 1,85 Milliarden Euro fällig zu stellen. Dann wäre das Unternehmen in großer Liquiditätsnot.
https://m-faz-net.cdn.ampproject.org/v/ ... 25739.html
Das ist Kapitalismus:

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Orbiter1
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Orbiter1 »

Realist2014 hat geschrieben:(19 Jun 2020, 16:15)

Da sist natürlich jetzt eine "heiße" These.

warten wir doch einfach mal ab.
Genug abgewartet. Wirecard schreibt in einer AdHoc-Mitteilung:

"The Management Board of Wirecard assesses on the basis of further examination that there is a prevailing likelihood that the bank trust account balances in the amount of 1.9 billion EUR do not exist. The company previously assumed that these trust accounts have been established for the benefit of the company in connection with the so called Third Party Acquiring business and has reported them as an asset in its financial accounts." Quelle: https://ir.wirecard.com/websites/wireca ... etail.html

Die 1,9 Mrd € haben also wie bereits vermutet nie existiert, d. h. die veröffentlichten Ergebnisse der letzten Jahre basierten auf fingierten Geschäften die es nie gab. Jetzt wird es verständlicherweise extrem schwer dass Geschäft von Wirecard weiter aufrechtzuerhalten. Und die Marktkapitalisierung von vergangenen Freitag über mehr als 2 Mrd € kommt mir sehr hoch vor. Da werden die Aktienkurse von Wirecard wohl weiter fallen.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Trutznachtigall »

Orbiter1 hat geschrieben:(22 Jun 2020, 05:13)

Genug abgewartet. Wirecard schreibt in einer AdHoc-Mitteilung:

"The Management Board of Wirecard assesses on the basis of further examination that there is a prevailing likelihood that the bank trust account balances in the amount of 1.9 billion EUR do not exist. The company previously assumed that these trust accounts have been established for the benefit of the company in connection with the so called Third Party Acquiring business and has reported them as an asset in its financial accounts." Quelle: https://ir.wirecard.com/websites/wireca ... etail.html
Seltsam, die Mitteilung finde ich zitiert auf diversen Seiten, z.B.
https://www.dgap.de/dgap/News/adhoc/wir ... ID=1355033
nur bei Wirecard selbst nicht.
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Skull
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Skull »

Heute morgen...weitere 50 Prozent Kursverlust. Nur noch bei knapp 10 Euro.

Moodys hat die Gesellschaft auf „Ramsch“ abgestuft.

mfg
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Orbiter1
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Orbiter1 »

Skull hat geschrieben:(22 Jun 2020, 08:19)

Heute morgen...weitere 50 Prozent Kursverlust. Nur noch bei knapp 10 Euro.

Moodys hat die Gesellschaft auf „Ramsch“ abgestuft.

mfg
Ging aber ein paar Minuten später bereits wieder auf 18 € hoch, aktuell 15 €. Die Wirecard-Aktie, ein Zockerparadies.
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Dieter Winter
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Dieter Winter »

Orbiter1 hat geschrieben:(22 Jun 2020, 05:13)

Die 1,9 Mrd € haben also wie bereits vermutet nie existiert, d. h. die veröffentlichten Ergebnisse der letzten Jahre basierten auf fingierten Geschäften die es nie gab.
Nun auch nicht gerade eine Ruhmesblatt für EY. So ein Konto baut sich ja auf und ist nicht von Heute auf Morgen da. Wie schon erwähnt, der "Trick" ist nicht neu, wobei diese Art der Manipulation der Aktiva meist über den Warenbestand, den es bei dem Geschäftsmodell halt nicht gibt, und manchmal über das Anlagevermögen erfolgt. Aber in dieser Höhe Luft zu buchen, ist schon richtig heftig.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Dieter Winter hat geschrieben:(22 Jun 2020, 11:04)

Nun auch nicht gerade eine Ruhmesblatt für EY. So ein Konto baut sich ja auf und ist nicht von Heute auf Morgen da. Wie schon erwähnt, der "Trick" ist nicht neu, wobei diese Art der Manipulation der Aktiva meist über den Warenbestand, den es bei dem Geschäftsmodell halt nicht gibt, und manchmal über das Anlagevermögen erfolgt. Aber in dieser Höhe Luft zu buchen, ist schon richtig heftig.
Welcher Trick? Dass Saldenbestätigungen eingeholt werden ist ja Standardprozedere bei Jahresabschlüssen. So einfach manipulieren lässt sich da nichts, es sei denn man hat in der entsprechenden Bank jemanden, der das mitmacht.

Aber nach wie vor wird man nicht so wirklich schlau draus was da passiert wird. Auch die Erklärung von Wirecard lässt mehr Fragen offen, als sie beantwortet.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Dieter Winter »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(22 Jun 2020, 11:07)

Welcher Trick?
Mehr Aktiva auszuweisen, als tatsächlich vorhanden sind. Damit lässt sich das Ergebnis "verbessern", falls man von der Bank oder dergleichen Kohle haben will.
3x schwarzer Kater hat geschrieben:(22 Jun 2020, 11:07)

Dass Saldenbestätigungen eingeholt werden ist ja Standardprozedere bei Jahresabschlüssen. So einfach manipulieren lässt sich da nichts, es sei denn man hat in der entsprechenden Bank jemanden, der das mitmacht.
Eben. :D Und in diesem Fall auch noch einen WP der es jahrelang wohl übersieht.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Realist2014 »

Dieter Winter hat geschrieben:(22 Jun 2020, 11:15)

Eben. :D Und in diesem Fall auch noch einen WP der es jahrelang wohl übersieht.

Was genau haben denn die WP "übersehen"?

Das sind nun keine Forensiker, die (Banken-) Bestätigungen auf "Echtheit" prüfen. Die Bank existiert ja.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Dieter Winter hat geschrieben:(22 Jun 2020, 11:15)

Eben. :D Und in diesem Fall auch noch einen WP der es jahrelang wohl übersieht.
Wie gesagt. Es ist Standardprozedere. Es ist halt anzunehmen, dass es bisher keine Abweichungen gab und das damit abgehakt wurde. Wobei die Frage ja noch offen ist, ob die Konten tatsächlich schon zum letzten Bilanzstichtag schon existierten, bzw. ob ein signifikanter Betrag darauf verbucht wurde. Auch darüber gibt es bisher keine Infos.

Es passt halt alles nicht zusammen.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Dieter Winter »

Realist2014 hat geschrieben:(22 Jun 2020, 11:19)

Was genau haben denn die WP "übersehen"?

Das sind nun keine Forensiker, die (Banken-) Bestätigungen auf "Echtheit" prüfen. Die Bank existiert ja.
So ein Konto poppt nicht einfach auf. Das Ding muss über einen längeren Zeitraum gewachsen sein.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Realist2014 »

Dieter Winter hat geschrieben:(22 Jun 2020, 11:23)

So ein Konto poppt nicht einfach auf. Das Ding muss über einen längeren Zeitraum gewachsen sein.

eben

daher haben die WP an der Stelle auch nichts" übersehen".

Die große Frage bleibt, wie weit der obige "Zeitraum" zurück reicht und wann das "angefangen" hat....
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Dieter Winter »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(22 Jun 2020, 11:21)

Wie gesagt. Es ist Standardprozedere. Es ist halt anzunehmen, dass es bisher keine Abweichungen gab und das damit abgehakt wurde. Wobei die Frage ja noch offen ist, ob die Konten tatsächlich schon zum letzten Bilanzstichtag schon existierten, bzw. ob ein signifikanter Betrag darauf verbucht wurde. Auch darüber gibt es bisher keine Infos.

Es passt halt alles nicht zusammen.
FT hat schon 2017 Vermutungen angestellt, dass die Bilanzen nicht ganz koscher sind. Und 2 Mrd. in einem Jahr aufzubauen halte ich für ziemlich unwahrscheinlich.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Dieter Winter »

Realist2014 hat geschrieben:(22 Jun 2020, 11:25)

eben

daher haben die WP an der Stelle auch nichts" übersehen".

Die große Frage bleibt, wie weit der obige "Zeitraum" zurück reicht und wann das "angefangen" hat....
Ich tippe auf spätestens 2017. Jedenfalls haben die FT ab da ihre Zweifel an der Richtigkeit der Bilanzen.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Realist2014 »

Dieter Winter hat geschrieben:(22 Jun 2020, 11:27)

Ich tippe auf spätestens 2017. Jedenfalls haben die FT ab da ihre Zweifel an der Richtigkeit der Bilanzen.
Dann müssten die 1,9 Mrd innerhalb von 3 nur Jahren "entstanden" sein....
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Dieter Winter hat geschrieben:(22 Jun 2020, 11:26)

FT hat schon 2017 Vermutungen angestellt, dass die Bilanzen nicht ganz koscher sind. Und 2 Mrd. in einem Jahr aufzubauen halte ich für ziemlich unwahrscheinlich.
Vermutungen bringen einen auch nicht weiter. Und was die zwei Milliarden angeht. Für ungewöhnlich halte ich das nicht, wenn man sich die Entwicklung der Bilanzsumme in den Vorjahren ansieht. Ist ja ein extremer Wachstumsmarkt.
Aber wie geschrieben. Es ist vieles unklar. Es ist ja nicht mal klar, warum man überhaupt weiter nachgeforscht hat, wenn es augenscheinlich doch eine Saldenbestätigung gegeben hat. Welche Gegenbuchungen es dazu gab. Was überhaupt für Geschäftsvorfälle darüber gelaufen sind.
Und das kurioseste: Die Erklärung von Wirecard liest sich ja so, als hätten die Verantwortlichen selber ja nicht mal genau gewußt woher das Konto kam :?:
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Dieter Winter
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Dieter Winter »

Jo mei.

Voraussichtlich wird sich da bei Gericht noch einiges klären.
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Antonius
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Antonius »

Dieter Winter hat geschrieben:(22 Jun 2020, 11:39)
Jo mei.

Voraussichtlich wird sich da bei Gericht noch einiges klären.
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Orbiter1
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Orbiter1 »

Die Einsicht kommt etwas spät. Letztes Jahr gab es von der BaFin noch Strafanzeigen gegen Journalisten die Wirecard Bilanzmanipulationen vorgeworfen haben.

"Die Finanzaufsicht BaFin zeigt sich entsetzt über den Bilanzskandal beim Zahlungsdienstleister Wirecard . "Das ist ein komplettes Desaster, das wir da sehen, und es ist eine Schande, dass so etwas passiert ist", sagte der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Felix Hufeld, am Montag bei einer Konferenz in Frankfurt. "Wir befinden uns mitten in der entsetzlichsten Situation, in der ich jemals einen DAX-Konzern gesehen habe." Quelle: https://www.deraktionaer.de/artikel/akt ... 02907.html

Da müssen auch bei der BaFin Köpfe rollen.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von NicMan »

Orbiter1 hat geschrieben:(22 Jun 2020, 14:14)

Die Einsicht kommt etwas spät. Letztes Jahr gab es von der BaFin noch Strafanzeigen gegen Journalisten die Wirecard Bilanzmanipulationen vorgeworfen haben.

"Die Finanzaufsicht BaFin zeigt sich entsetzt über den Bilanzskandal beim Zahlungsdienstleister Wirecard . "Das ist ein komplettes Desaster, das wir da sehen, und es ist eine Schande, dass so etwas passiert ist", sagte der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Felix Hufeld, am Montag bei einer Konferenz in Frankfurt. "Wir befinden uns mitten in der entsetzlichsten Situation, in der ich jemals einen DAX-Konzern gesehen habe." Quelle: https://www.deraktionaer.de/artikel/akt ... 02907.html

Da müssen auch bei der BaFin Köpfe rollen.
Das klingt erneut nach etwas wirklich "großem". Ich würde mir so sehr genaue Details wünschen, da muss ja wirklich etwas unfassbares passiert sein.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von franktoast »

Findulin hat geschrieben:(18 Jun 2020, 19:02)

WIeso taucht die Wirecard-Aktie auf der n-tv-Videotext-Seite 211 ("Gewinner/Verlierer") nicht auf? Stattdessen gilt da als Topverlierer die Commerzbank.

Ich habe nichts von einer Handelsaussetzung gehört.
Wau, Videotext. Da hat aber jemand verpasst, dass wir die 90er Jahre verlassen haben...

Mir tut es für die Privatanleger nicht Leid. Man wusste, worauf man sich bei Wirecard einlässt. Die waren ja schon länger von Skandalen verwickelt und an der Börse droht bei Einzelaktion eben der Totalverlust. Wer da zu gierig ist und Verluste nicht einkalkuliert, muss das nun eben auf die harte Tour erfahren. Für Anleger mit wackeligem Finger werden ETFs empfohlen. Wer das nicht wahrhaben will, tja...

Das ist nicht Schadenfreude, sondern Blödheit. Es ist zu hoffen, dass die betroffenen Privatanleger nur eine kleine Summe verloren haben und etwas gelernt haben. Gier frisst Hirn.

Eine korrekte Bilanz ist die Basis einer Aktienbewertung. Wenn die nicht stimmt oder es Zweifel gibt, bloß weg! Bei Heinz-Ketchup war das genauso, nur gab es da meiner Ansicht nach weniger Anzeichen...
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Dieter Winter »

NicMan hat geschrieben:(22 Jun 2020, 14:16)

Das klingt erneut nach etwas wirklich "großem".
Das ist eine größere Nummer. Die Banken wollen die Kredite wohl nicht kündigen. Und das tun sie nicht, weil sie so lieb sind.......
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Findulin »

franktoast hat geschrieben:(22 Jun 2020, 14:27)

Wau, Videotext. Da hat aber jemand verpasst, dass wir die 90er Jahre verlassen haben...
Ich finde das nach wie vor sehr praktisch.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Adam Smith »

Kritik und Fragen, wie die mutmaßlichen Manipulationen unentdeckt bleiben konnten, gibt es sowohl an die Adresse der Bafin als auch an die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, die die Jahresabschlüsse 2017 und 2018 geprüft und testiert hatte.
https://rp-online.de/wirtschaft/unterne ... d-51791683

Ernst & Young dürfte nicht überprüft haben wie das Konto überhaupt entstanden und wozu es gebildet worden ist.

Jeder Bilanzposten muss ja ausführlich erläutert werden. Und der Posten war auch noch sehr bedeutsam. Selbst ein Anfänger mit wenig Ahnung hätte diesen Fehler nicht gemacht.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Dieter Winter »

Braun wurde erst mal hopps genommen.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von firlefanz11 »

Und Bundesfinanzminister Scholz outet sich mal wieder als VÖLLIG inkompetent...! :D
So trug die Bafin dazu bei, dass Anleger weiter ihr Geld in Wirecard-Aktien steckten. Immerhin hat Bafin-Chef Felix Hufeld nun Fehler eingeräumt und das alles als "Desaster" bezeichnet.
Ganz anders Finanzminister Olaf Scholz. Erstaunlicherweise kommt er zu dem Schluss, dass die Aufsichtsorgane "sehr hart gearbeitet und ihre Aufgabe erfüllt" haben. Für eine stärkere Regulierung sei der Fall Wirecard kein Anlass.
Am Rande des Wahnsinns stehen keine Geländer!
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Orbiter1 »

Dieter Winter hat geschrieben:(23 Jun 2020, 14:03)

Braun wurde erst mal hopps genommen.
Und gegen eine Kaution von 5 Mio € wieder frei gelassen. Wenn er klug ist türmt er wie der Ex-Renault-Chef Ghosn in ein Land das ihn nicht ausliefert und in dem man es halbwegs mit vielen Mio auf dem Konto aushalten kann. Die absehbare Alternative sind einige Jahre in Stadelheim. Womöglich in einem Zellenblock mit Wirecard-Altaktionären. Wäre bestimmt ungemütlicher. :cool:
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Dampflok94 »

franktoast hat geschrieben:(22 Jun 2020, 14:27)
Mir tut es für die Privatanleger nicht Leid. Man wusste, worauf man sich bei Wirecard einlässt....
Man mußte also wissen, daß bei Wirecard ein Betrug dieser Größenordnung angesagt ist? Was der BaFin und anderen Behörden irgendwie entgangen ist? Halte ich jetzt für eine ziemlich steile These. Für mich hat das eher was von Enron. Woher soll ein Privatanleger wissen, daß da in großem Ausmaß an der Bilanz rumgepfuscht wird? Ja, es gab z. B. die Berichte von der FT. Aber was machr die BaFin? Sie ermittelt gegen die FT, aber nicht gegen Wirecard. Muß man als Privatanleger schlauer sein als die BaFin?
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Adam Smith »

Dampflok94 hat geschrieben:(23 Jun 2020, 19:24)

Man mußte also wissen, daß bei Wirecard ein Betrug dieser Größenordnung angesagt ist? Was der BaFin und anderen Behörden irgendwie entgangen ist? Halte ich jetzt für eine ziemlich steile These. Für mich hat das eher was von Enron. Woher soll ein Privatanleger wissen, daß da in großem Ausmaß an der Bilanz rumgepfuscht wird? Ja, es gab z. B. die Berichte von der FT. Aber was machr die BaFin? Sie ermittelt gegen die FT, aber nicht gegen Wirecard. Muß man als Privatanleger schlauer sein als die BaFin?
Die Staatsanwaltschaft hat gegen die Presse ermittelt, aber nicht gegen Wirecard.

Nach negativen Berichten der Financial Times über das Unternehmen Wirecard und zeitlich zusammenhängenden Leerverkäufen von Aktien des Unternehmens leitete die Staatsanwaltschaft München I Mitte Februar 2019 ein Ermittlungsverfahren gegen einen Journalisten der Financial Times wegen Verstößen gegen das Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) ein.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Financial_Times
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Realist2014 »

Dampflok94 hat geschrieben:(23 Jun 2020, 19:24)

Man mußte also wissen, daß bei Wirecard ein Betrug dieser Größenordnung angesagt ist? Was der BaFin und anderen Behörden irgendwie entgangen ist? Halte ich jetzt für eine ziemlich steile These. Für mich hat das eher was von Enron. Woher soll ein Privatanleger wissen, daß da in großem Ausmaß an der Bilanz rumgepfuscht wird? Ja, es gab z. B. die Berichte von der FT. Aber was machr die BaFin? Sie ermittelt gegen die FT, aber nicht gegen Wirecard. Muß man als Privatanleger schlauer sein als die BaFin?

Bis jetzt ist die ganze Sache in Asien nebulös.

Gab es dort gar keinen Umsatz?

Oder ist nur das Geld dort "abgezockt" worden?
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von franktoast »

Dampflok94 hat geschrieben:(23 Jun 2020, 19:24)

Man mußte also wissen, daß bei Wirecard ein Betrug dieser Größenordnung angesagt ist? Was der BaFin und anderen Behörden irgendwie entgangen ist? Halte ich jetzt für eine ziemlich steile These. Für mich hat das eher was von Enron. Woher soll ein Privatanleger wissen, daß da in großem Ausmaß an der Bilanz rumgepfuscht wird? Ja, es gab z. B. die Berichte von der FT. Aber was machr die BaFin? Sie ermittelt gegen die FT, aber nicht gegen Wirecard. Muß man als Privatanleger schlauer sein als die BaFin?
Dass bei Wirecard etwas nicht mit rechten Dingen zugehen könnte, ist seit Monaten oder Jahren bekannt. Für mich das Hauptargument, die Finger davon zu lassen. Dass es nun wirklich so schlimm ist, war natürlich nicht klar, aber es bestand eben ein Risiko drauf, das bei Wirecard wesentlich höher als bei zB. SAP.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von NicMan »

Nun ist es offiziell: Wirecard meldet Insolvenz an. https://www.spiegel.de/wirtschaft/unter ... CQgO1dEMph
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Skull »

NicMan hat geschrieben:(25 Jun 2020, 10:44)

Nun ist es offiziell: Wirecard meldet Insolvenz an. https://www.spiegel.de/wirtschaft/unter ... CQgO1dEMph
DAS/ DIE FOLGENDE(N) INSTRUMENT(E) IST/ SIND AB SOFORT AUSGESETZT:

THE FOLLOWING INSTRUMENT(S) IS/ ARE SUSPENDED WITH IMMEDIATE EFFECT:

INSTRUMENT NAME KUERZEL/SHORTCODE ISIN BIS/UNTIL
WIRECARD AG WDI DE0007472060 25.06.2020 11:20 CET

DAS/ DIE FOLGENDE(N) INSTRUMENT(E) IST/ SIND AB SOFORT AUSGESETZT:

THE FOLLOWING INSTRUMENT(S) IS/ ARE SUSPENDED WITH IMMEDIATE EFFECT:

INSTRUMENT NAME KUERZEL/SHORTCODE ISIN BIS/UNTIL
WIRECARD AG ADRS/1/2 WDIA US97654L1089 25.06.2020 11:20 CET

https://www.xetra.com/xetra-en/newsroom ... ON-2078048

:D

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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Orbiter1 »

Eine große Überraschung ist die Anmeldung der Insolvenz nach den Nachrichten der letzten Tage nun wirklich nicht. Die Insovenz von einem der 30 DAX-Unternehmen aber schon. Das sollten ja die Top-Unternehmen Deutschlands sein. Eine Katastrophe für den Finanzstandort Deutschland.

Der Handel der Aktien wurde bei einem Kurs von 10,7 € für 1 Stunde ausgesetzt. Da geht es wohl bei geschätzt 90% weniger, also 1,07 € weiter. Aber wer weiß, die Hardcore-Anhänger von Wirecard und Hrn Braun sind extreme Spinner. Und Zocker die in Minuten einen 2-stelligen Prozentbetrag gewinnen wollen gibt es auch noch.

Edit:
Der erste Kurs bei der Citibank waren 1,05 €. Zwei Cent neben der Schätzung. :D

4 Minuten später ist der Kurs bei 1,50 € und die Zocker haben ihren ersten Deal in trockenen Tüchern.

Und nochmal ein paar Minuten später ist der Kurs bei 2,5 €. Ein Paradies für Zocker.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von firlefanz11 »

Is halt wie bei de Hertz Aktie...
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franktoast
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von franktoast »

Orbiter1 hat geschrieben:(25 Jun 2020, 11:09)

Eine große Überraschung ist die Anmeldung der Insolvenz nach den Nachrichten der letzten Tage nun wirklich nicht. Die Insovenz von einem der 30 DAX-Unternehmen aber schon. Das sollten ja die Top-Unternehmen Deutschlands sein. Eine Katastrophe für den Finanzstandort Deutschland.
Und du meinst, die Deutsche Bank allein hat da noch nicht alles versaut. Dass der DAX aus Top-Unternehmen bestünde, wage ich auch zu bezweifeln, derartig schlecht wie sich der DAX die letzten Jahre entwickelt hat im Vergleich zu anderen Indizes. Der DAX-Kursindex liegt aktuell auf dem Niveau von 2007. Sp500 doppelt so hoch.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Skull
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Skull »

Wirecard nun im Tief...2,45. :D

Aktuell 3,70.

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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Sören74 »

Das reinste Zockerpapier.
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Dampflok94
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Dampflok94 »

franktoast hat geschrieben:(24 Jun 2020, 10:22)

Dass bei Wirecard etwas nicht mit rechten Dingen zugehen könnte, ist seit Monaten oder Jahren bekannt.
Wem den bekannt? Der BaFin, anderen Behörden oder der Deutschen Börse offensichtlich nicht. Wenn man als Anleger nicht mehr davon ausgehen kann, daß eine ordentlich testierte Bilanz der Wahrheit entspricht, ist sowieso Hopfen und Malz verloren. Als die Vorwürfe gegen Wirecard aufkam, wurde nicht etwa gegen Wirecard ermittelt sondern gegen die Urheber der Vorwürfe. Damit hatte das BaFin doch letztlich zum Ausdruck gebracht, an den Vorwürfen ist nix dran. Und das soll ein Kleinanleger besser wissen? Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen. Endgültig.

Auch viele Kleinanleger werden bluten, Sie sind offensichtlich großer krimineller Energie zum Opfer gefallen. Das würde ich nicht unter eigenes Verschulden einordnen. Auch viele konstitutionelle Anleger hielten diese Aktien. Auch die sind jetzt an der Nase herum geführt. Herr Braun hat noch vor kurzem für viele Millionen Aktien verkauft bzw. verkaufen müssen. Die Käufer haben auch ein denkbar schlechtes Geschäft gemacht.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von NicMan »

Tja, das Gezocke mit der sterbenden Wirecard-Aktie ist dann auch wahrscheinlich der verdiente, unwürdige Abschluss dieses Falls. Handelt es sich hierbei eigentlich um ein Novum, dass ein Unternehmen Insolvenz anmeldet, welches sich zum gleichen Zeitpunkt im DAX 30 befindet?
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Sören74 »

Dampflok94 hat geschrieben:(25 Jun 2020, 14:12)

Wem den bekannt? Der BaFin, anderen Behörden oder der Deutschen Börse offensichtlich nicht. Wenn man als Anleger nicht mehr davon ausgehen kann, daß eine ordentlich testierte Bilanz der Wahrheit entspricht, ist sowieso Hopfen und Malz verloren. Als die Vorwürfe gegen Wirecard aufkam, wurde nicht etwa gegen Wirecard ermittelt sondern gegen die Urheber der Vorwürfe. Damit hatte das BaFin doch letztlich zum Ausdruck gebracht, an den Vorwürfen ist nix dran. Und das soll ein Kleinanleger besser wissen? Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen. Endgültig.
Tja, da denke ich mir oft, die Bilanzierung von Firmen ist einfacher, die Autos oder Kühlschränke produziert und man wirklich "sieht", was am Ende des Tages herauskommt, als bei angebotenen Finanzdienstleistungen, die praktisch nur immaterielle Daten beinhalten.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von zollagent »

Inzwischen hat Wirecard angekündigt, Insolvenz anzumelden. Der Spuk wird bald vorbei sein.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von franktoast »

Dampflok94 hat geschrieben:(25 Jun 2020, 14:12)

Wem den bekannt? Der BaFin, anderen Behörden oder der Deutschen Börse offensichtlich nicht. Wenn man als Anleger nicht mehr davon ausgehen kann, daß eine ordentlich testierte Bilanz der Wahrheit entspricht, ist sowieso Hopfen und Malz verloren. Als die Vorwürfe gegen Wirecard aufkam, wurde nicht etwa gegen Wirecard ermittelt sondern gegen die Urheber der Vorwürfe. Damit hatte das BaFin doch letztlich zum Ausdruck gebracht, an den Vorwürfen ist nix dran. Und das soll ein Kleinanleger besser wissen? Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen. Endgültig.

Auch viele Kleinanleger werden bluten, Sie sind offensichtlich großer krimineller Energie zum Opfer gefallen. Das würde ich nicht unter eigenes Verschulden einordnen. Auch viele konstitutionelle Anleger hielten diese Aktien. Auch die sind jetzt an der Nase herum geführt. Herr Braun hat noch vor kurzem für viele Millionen Aktien verkauft bzw. verkaufen müssen. Die Käufer haben auch ein denkbar schlechtes Geschäft gemacht.
Ich hab gesagt "könnte". Bei Wirecard war ein Bilanzskandal weit wahrscheinlicher als bei den anderen DAX-Unternehmen. Das wollte ich damit sagen. In der Bewertung von Wirecard war das wohl auch schon abgebildet. Das bedeutet, bei Wirecard waren hohe Gewinne drin, aber auch der Totalausfall. Eine SAP war relativ zu Wachstum deutlich höher bewertet als Wirecard, aber ein Totalausfall war eben deutlich unwahrscheinlicher.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wirecard# ... venzantrag

Ich würde sagen, bei VW kam das damals tatsächlich überraschend.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Orbiter1 »

NicMan hat geschrieben:(25 Jun 2020, 14:15)

Tja, das Gezocke mit der sterbenden Wirecard-Aktie ist dann auch wahrscheinlich der verdiente, unwürdige Abschluss dieses Falls. Handelt es sich hierbei eigentlich um ein Novum, dass ein Unternehmen Insolvenz anmeldet, welches sich zum gleichen Zeitpunkt im DAX 30 befindet?
Ja, das ist ein Novum. In den 32 Jahren seit Einführung des DAX hat noch nie ein DAX-Unternehmen Insolvenz anmelden müssen.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Findulin »

Orbiter1 hat geschrieben:(25 Jun 2020, 15:43)

Ja, das ist ein Novum. In den 32 Jahren seit Einführung des DAX hat noch nie ein DAX-Unternehmen Insolvenz anmelden müssen.
Und eigentlich sogar fast schon zweimal - wenn die Lufthansa nicht kurz zuvor aus dem DAX gekickt worden wäre und es kein Rettungspaket staatlicherseits für sie geben würde.

Verrückte Zeiten. Aber speziell an der Börse gibt es ja nichts mehr, was es nicht gibt.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von NicMan »

Die ominösen, fehlenden 1,9 Milliarden Euro bei Wirecard, sorgen auch beim Postillion für Hohn und Spott: https://www.der-postillon.com/2020/06/w ... -hose.html
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Findulin »

War denn nicht klar, dass es irgendwann mal rauskommen musste? War dieser Ablauf also vielleicht von vornherein geplant?

Eigentlich kann man auch gleich Mafia-Aktien zulassen und kaufen, macht wohl keinen großen Unterschied.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Skull »

Skull hat geschrieben:(25 Jun 2020, 12:09)

Wirecard nun im Tief...2,45. :D

Aktuell 3,70.
Nun 1,19 Euro. Wann wird der (noch) DAX-Wert zum penny-stock ?

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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Findulin »

Skull hat geschrieben:(26 Jun 2020, 16:18)

Nun 1,19 Euro. Wann wird der (noch) DAX-Wert zum penny-stock ?

mfg
Am Montag. Und nach amerikanischer Lesart ist Wirecard sogar schon ein Pennystock; die sehen Aktien unter 5 Dollar bereits als solche an.
Sören74

Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Sören74 »

Ich frage mich immer noch, wie dieser Bilanzunterschied von knapp 2 Milliarden Euro zustande kam und wer dahinter steckt.
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