Sparen war gestern

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Skull
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Skull »

Tom Bombadil hat geschrieben:(08 Feb 2021, 10:07)

Der Gini-Koeffizient liegt mit 81,6 hoch auf Rang 6 aller Staaten;
die ärmeren 50 Prozent der Deutschen besitzen sogar nur 3,1 Prozent des Gesamtvermögens.


https://www.wiwo.de/politik/deutschland ... 70074.html
Schön, wie man Statistiken darstellen kann, wie es gefällt.

Auf diese eine Zahl bezogen, befindet sich Deutschland ja recht unten - direkt neben Schweden und Dänemark
und nahe zu Norwegen und Finnland.

Warum haben die alle bloss so kleine Zahlen ? :D :p

mfg
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franktoast
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

Atue001 hat geschrieben:(08 Feb 2021, 01:24)
Allein 2 Billionen sind Sichteinlagen.
Von wem? Von denen, die sich nicht in Aktien oder Unternehmensanteile trauen? Wie gesagt: Wenn du nur Sichteinlagen über X€ besteuern willst, dann gibt es genau 0€ Sichteinlagen über X€.
Jetzt kommen wir zum Kern! Nein, andere die ihre Anteile kaufen können, stehen nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung, weil die Vermögen ungleich verteilt sind.
Du hast es noch nicht verstanden.
Stimmt, das wäre ein objektives Kriterium, aber ein ziemlich unsoziales. Das ist nicht geeignet für eine soziale Marktwirtschaft. Zumal Einkommen schwer zu regulieren sind, und nach meiner Überzeugung auch nicht all zu sehr reguliert werden sollten. Ein soziales Kriterium wäre, dass jeder so viel anteilig zur Finanzierung des Staatshaushaltes beiträgt, wie er/sie an Vermögen anteilig besitzt.
Wenn Reiche anteilig gleich viel bezahlen würden, müsste man die Steuern der Reichen aber senken.
Das ist auch nicht meine Annahme. Wenn aber Bill Gates Geld spendet, was ihm nur zur Verfügung steht, weil er niedriger besteuert wurde, als es gerecht wäre - dann haben andere, die mehr Steuern zahlen als es gerecht ist, nicht die Möglichkeit Geld zu spenden. Das kann auch nicht in deinem Sinne sein.
Ich denke, der gute Bill hat anteilig mehr Steuern bezahlt als Menschen mit kleinerem Einkommen/Vermögen.
Ehrlich gesagt ist mir egal ob eine Privatperson besser oder schlechter sein könnte - wenn du solchen Phantastereien anhängst, bist du ein Vertreter des "Guten König"-Modells. Ich halte wenig von der überzogenen Hoffnung, dass es den guten Diktator gibt.
Schließt man den guten Diktator/guten König aber aus, und geht man davon aus, dass eine Demokratie besser in der Lage ist für gerechte Verhältnisse zu sorgen (und davon gibt es historisch genügend Beweise), dann ist nicht die Frage ob man Bill Gates dankbar sein sollte, wenn er viel spendet, sondern die Frage ist dann nur, ob er ausreichend besteuert wurde. Wenn man diese Frage mit JA beantwortet, dann darf er spenden, wofür er will. Wenn man aber Zweifel an der Steuergerechtigkeit hat, und davon ausgeht, dass er zu wenig Steuern zahlt, während andere zuviel Steuern zahlen - dann zahlt er heute einen Teil der Spenden aus Geldern, die er eigentlich nicht hätte, wenn gerecht besteuert würde. Und das ist nicht richtig.
Naja, Gates ist ja nicht Krieg oder Gene zu einem König gewählt worden. Er hat ein Produkt angeboten, für das Menschen Geld bezahlt haben. Zudem haben Menschen ihre Arbeitszeit an ihn verkauft, völlig freiwillig. Dazu haben ihm Menschen Geld geliehen, auch freiwillig. Du kannst ja argumentieren, dass ja die 100 000 Mitarbeiter das Produkt geschaffen hätten. Haben sie auch, aber die haben ein gutes Einkommen dafür bekommen. Arbeitnehmer lagern das Risiko an den Arbeitgeber aus und setzen kein Vermögen ein. Entsprechend sicher ist deren Einkommen.

Findest du das Konzept des Lohnes falsch? Sollten alle Arbeitnehmer ihr Vermögen einsetzen und an Gewinnen/Verlusten voll teilhaben?

Oder geht es darum, dass Arbeitnehmer nur die Früchte bekommen. Volle Gewinnbeteiligung, 0 Vermögenseinsatz, 0 Verlustbeteiligung?
Wenn ich dennoch der Überzeugung bin, dass die Superreichen zu niedrig besteuert werden, dann deshalb, weil sie nicht entsprechend ihrem Vermögen zur Staatsfinanzierung beitragen.
Ich kann mir deine Motivation vorstellen. Du möchtest eben, dass die Reichen etwas abgeben, damit die da unten mehr bekommen. Hätten die Reichen halb so viel, wärst du wohl genau der gleichen Meinung. Es ist einfach nur so, weil die viel haben, könnten die mal was abdrücken. Zudem möchtest du das Gefühl haben, dass du den Kongolesen hilft (über Demokratie) und nicht dieser Gates.
Aufgrund deiner Schilderung, dass du gerade mal eben jetzt in der Lage bist ein wenig zu Spenden.....lässt sich locker schließen, dass du eigentlich zu den Opfern unserer Steuer-(und Sozial-)politik gehörst.
Is ja immer relativ ;) Ich hätte auch die USA-Reise lassen können und lieber spenden. Mein Sohn hat in der Schule eine Einzelbetreung (Integration). Ich finde, wir haben ein gutes Einkommen, aber unterm Strich bekommen wir vom Staat weit mehr als wir an Steuern abführen. Mein Einkommenssteuersatz liegt unter 10%, wir sparen fast 1000€ pro Monat.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

franktoast hat geschrieben:(09 Feb 2021, 16:44)
....

Ich kann mir deine Motivation vorstellen. Du möchtest eben, dass die Reichen etwas abgeben, damit die da unten mehr bekommen. Hätten die Reichen halb so viel, wärst du wohl genau der gleichen Meinung. Es ist einfach nur so, weil die viel haben, könnten die mal was abdrücken. Zudem möchtest du das Gefühl haben, dass du den Kongolesen hilft (über Demokratie) und nicht dieser Gates.
Quark.

Erst mal geht es mir um Gerechtigkeit - und zwar keineswegs in einem Sinne, dass man gleich die Demokratie durch Sozialismus ersetzt, oder die soziale Marktwirtschaft durch irgendein staatsgeführtes System. Von all dem halte ich genau gar nichts.


Rechnen wir mal ein paar Sichten deinerseits nach:
2018 war das Privatvermögen der Deutschen bei 14,85 Billionen Euro. https://crp-infotec.de/deutschland-priv ... oegnsberg/

2018 betrug der Gesamthaushalt der BRD 1,4285 Billionen Euro. https://www.spiegel.de/wirtschaft/sozia ... 61470.html


Deine persönliche Steuer- und Abgabenlast, die nach meinem Kriterium in 2018 anzuwenden gewesen wäre, kannst du dir also leicht ausrechnen und es ergibt sich entsprechend deinem Vermögen in 2018 in Höhe von ca. 9,6%.

Jetzt vergleiche das mit deiner Steuer- und Abgabenlast, die du tatsächlich in 2018 hattest - vergiss dabei nicht Steuern und Abgaben wie die Mehrwertsteuer, Energiesteuern, EEG-Umlage, Grundsteuer, KFZ-Steuer, Tabaksteuer, .....
Wenn du jetzt wie weit über 80% der Bevölkerung zu denen gehörst, die so mehr zur Staatsfinanzierung beigetragen haben, als sie bei meinem Vermögensansatz hätten beitragen müssen - dann gehörst du zu denen, die über viele Jahre hinweg im Verhältnis zu viel zahlen, während andere zu wenig zahlen. Dieses "zu wenig zahlen" kann sich schon aus sachlogischen Gründen nicht auf die beziehen, die über weniger Vermögen und Einkommen verfügen als du - also müssen es Menschen sein, die mehr Vermögen haben.

Wenn du diese Schrift mal anschaust, findest du dazu auch eine Abbildung, die das nochmals verdeutlicht:
https://www.diw.de/documents/publikatio ... 6-51-1.pdf Und dort: "Steuern und Sozialbeiträge in Prozent des Haushaltsbruttoeinkommens 2015"

Die Quelle hierbei sind die Daten von SOEP, die Quelle selbst ist das DIW und die Datenbasis stammt aus 2015, wobei sich nichts grundlegendes seitdem im Steuer- und Abgabenrecht so verändert hätte, dass diese seit vielen Jahrzehnten bestehende "Unterbesteuerung von Sehr Reichen und Superreichen" grundlegend so verändert hätte, dass mit aktuelleren Zahlen etwas wesentlich anderes herauskommt.

Schwierig bei diesen Daten ist regelmäßig, dass diese vor allem auf die Einkommenssituation gehen, nicht so sehr auf die Vermögenssituation. Allerdings gibt es zwischen hohen Einkommen und hohen Vermögen eine gewisse Beziehung......wobei gerade auch in der Gruppe der Superreichen immer wieder mal das "Einkommen" eine untergeordnete Rolle spielt, weil das Vermögen exorbitant hoch ist.
Tatsächlich findet man aber sogar Statistiken, dass die Ungleichheit bezüglich der Staatsfinanzierung bezüglich der Einkommensverteilung noch günstiger aussieht, als wenn man auf die konkrete Vermögenssituation geht. Das ist auch wenig überraschend und eigentlich logisch, weil sehr hohe Einkommen, die im Verhältnis zu wenig zur Staatsfinanzierung beitragen, regelmäßig dazu führen, dass ich ein hohes Vermögen überproportional steigern kann (zwingend ist das nicht, ich könnte es auch verprassen.....aber die meisten sehr Reichen agieren eher so....), was bei der Betrachtung der Vermögensanteile zur Staatsfinanzierung die Sachlage noch ungünstiger werden lässt, als bei der reinen Betrachtung der Einkommen.


Weitere Quellen, die sich mal mit der Einkommensverteilung und mal mit der Vermögensverteilung beschäftigen gibt es im Netz sehr viele - viele von denen gehen originär dabei selbst auf die SOEP-Daten.
Ein paar nette Quellen hier mal beispielhaft:
https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen- ... verteilung
http://www.sozialpolitik-aktuell.de/fil ... bIII91.pdf
https://crp-infotec.de/deutschland-verm ... erteilung/

Das größte Problem liegt bezüglich der Einkommen beim 9. Dezil, reicht aber auch ins 8. Dezil und in Teile des 10. Dezils hinein - in diesem Bereich findet tatsächlich die Staatsfinanzierung statt. Gerade im 10. Dezil in der oberen Hälfte hingegen wird anteilig zu wenig beigetragen.

Was würde passieren, wenn man das verändern würde?
Gar nicht so arg viel - der Vermögensaufbau wäre für Berufseinsteiger leichter - das könnte dann auch dazu führen, dass sich junge Familien sogar wieder mal ein Einfamilienhaus leisten können.....das war 1960 durchaus gut möglich, ist es heute aber nicht mehr. Da hat sich was verändert....
Dann würde sich verändern, dass der Mittelstand und insbesondere der gehobene Mittelstand, also regelmäßig die Leistungsträger in der Gesellschaft, die man auf nahezu allen Managementpositionen, Facharbeiterpositionen, etc. etc. findet, würde etwas entlastet, und könnten damit sich ein größeres Vermögen leisten (oder auch mehr Spenden.....)

Eventuell würden diese ja auch ein paar Aktien mehr von BMW kaufen, die würden ja frei, weil Familie Quandt ein paar abgeben würde.....aber dramatisch wäre diese "Umverteilung" nicht.

Würde sich bei den unteren Dezilen was verändern? Eher nicht - die zahlen heute wenig Steuern, und würden auch dann wenig Steuern zahlen, weil sie auch wenig Einkommen und meist auch kein relevantes Vermögen haben.

Also - wenn du mir unterstellst, dass ich "die da unten" besonders fördern möchte - dann kannst du das zumindest aus meinem Ansatz erst mal so gar nicht wirklich rausinterpretieren - damit bleibt es eine Unterstellung, die ich auch zurückweise.
Wenn du meinst, dass ich lieber den Kongolesen helfe, als dass Bill Gates das tut - dann interpretierst du auch was rein, was schlicht und einfach Bullshit ist, weil es von falschen Annahmen ausgeht.

Richtig ist vielmehr, dass ich es durchaus gut und richtig finde, was Bill Gates tut - er kann es aber deshalb in dieser Höhe machen, weil er in seinem Leben über weite Strecken weniger zur Finanzierung des Staatshaushaltes beigetragen hat, als er hätte müssen, wenn man das Vermögenskriterium ansetzt. Er hätte dann immer noch ein ziemlich großes Vermögen und wäre auch sicher weiter in der TOP100-Liste.....es wäre halt nur ein wenig niedriger. Dafür wären ein paar andere Leute etwas mehr in der Lage, selbst und eigenverantwortlich über Spenden zu entscheiden, die das heute nicht in der Höhe können, weil sie mehr Steuern und Abgaben zahlen, als das nach dem Vermögenskriterium der Fall wäre.

Eigentlich sind die Zusammenhänge trivial, und die Zahlen recht gut verfügbar. Nur will sie keiner sehen. Die einen wollen gleich den Sozialismus, die anderen wollen das alles so bleibt wie es ist - nur mal selbst nachdenken und nachrechnen, was vernünftige Kriterien wären, das fällt schwer. Daran krankt gerade auch unsere Steuer- und Abgabenpolitik im Staat. Denn wenn ich jetzt beispielsweise wegen Corona ernsthaft über einen Corona-Soli nachdenke, oder eine Vermögensabgabe für Reiche - dann greift das viel zu kurz. Solche Ansätze implizieren, dass die Reichen zu wenig zur Staatsfinanzierung beitragen.....aber wenn das so ist, dann sollte die Ursache abgestellt werden, und nicht bei erster Gelegenheit nachgefordert werden.
WENN man von der These ausgeht, dass Reiche gerecht zur Staatsfinanzierung beitragen, wäre ein Corona-Soli oder eine entsprechende Vermögensabgabe sogar ungerecht! Und geht man sogar von der These aus, dass die Reichen zu viel zur Staatsfinanzierung beitragen, dann wäre das sogar ein absurder Ansatz, dann müsste man die Reichen sogar entlasten! Man muss also nicht mal eben auf die Schnelle Steuern für die einen erhöhen und die anderen senken, sondern mal an die Ursachen rangehen.

Will man die Ursache abstellen, muss man sich damit beschäftigen, was eigentlich gerecht wäre.
Und das habe ich für mich getan, habe mir eine Definition überlegt, wie es aus meiner Sicht richtig wäre, und dann nachgerechnet, wie das mit der Realität korrelliert. Das Ergebnis ist gerade, dass wir ein Gerechtigkeitsgap insbesondere bei den Superreichen haben - allerdings keines, was in Gleichmacherei münden würde, sondern nur eines, was in einer etwas gerechteren Staatsfinanzierung mündet.

Und wenn man diesen Ungerechtigkeitsbauch ablösen würde, dann könnten auch einige Menschen mehr sparen oder sich mehr leisten.

Dieser Ungerechtigkeitsbauch ist ja auch keine Entdeckung von mir - mit ähnlichen Ansätzen findet man ihn von vielen auch sehr gelehrten Personen auch von Politikern. Er drückt sich auch auf viele Arten aus - beispielsweise auch in Form des Mittelstandsbauches, der ab und an im Zusammenhang mit Steuergerechtigkeit auch von liberalen Kräften benannt wird. Allerdings bezieht sich die Betrachtung der Steuerfachleute auch meist nur auf diese, und die Ungleichbehandlung die über die Sozialversicherungen noch verstärkt werden, wird ausgeblendet.

Es steht natürlich jedem frei, meine Überlegungen zur gerechten Staatsfinanzierung nicht zu teilen und einen anderen Ansatz zu wählen - gut wäre es aber, wenn dieser auch substanziell durchdacht wäre.
Dass eine Staatsfinanzierung rein als Vermögenssteuer ausgestaltet aus ganz praktischen Gründen nicht gemacht wird, ist ein anderes Thema. Es gibt viele gute Gründe, Vermögen allenfalls niedrig zu besteuern - aber man hat als Staat ja nicht nur eine Möglichkeit sich zu finanzieren, sondern einen ganzen Blumenstrauß. Es reicht unterm Strich, wenn sich dieser Blumenstrauß im statistischen Ergebnis im Mittel dem von mir genannten Ideal annähern würde.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Realist2014 »

Atue001 hat geschrieben:(09 Feb 2021, 23:41)
Jetzt vergleiche das mit deiner Steuer- und Abgabenlast, die du tatsächlich in 2018 hattest - vergiss dabei nicht Steuern und Abgaben wie die Mehrwertsteuer, Energiesteuern, EEG-Umlage, Grundsteuer, KFZ-Steuer, Tabaksteuer, .....
Wenn du jetzt wie weit über 80% der Bevölkerung zu denen gehörst, die so mehr zur Staatsfinanzierung beigetragen haben, als sie bei meinem Vermögensansatz hätten beitragen müssen - dann gehörst du zu denen, die über viele Jahre hinweg im Verhältnis zu viel zahlen, während andere zu wenig zahlen. e.
Dein Vermögensansatz ist auch bei Wiederholung kompletter Nonsens

Du möchtest quasi die indirekten Steuern , die heute im Konsum enthalten sind, über Steuern auf Vermögen einnehmen.

Das wird zu 100% nicht passieren.

Was du möchtest, ist quasi eine "Strafsteuer" auf Vermögen - man könnte es auch klipp und klar als Neidsteuer bezeichen.
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

Atue001 hat geschrieben:(09 Feb 2021, 23:41)

Quark.

Erst mal geht es mir um Gerechtigkeit - und zwar keineswegs in einem Sinne, dass man gleich die Demokratie durch Sozialismus ersetzt, oder die soziale Marktwirtschaft durch irgendein staatsgeführtes System. Von all dem halte ich genau gar nichts.


Rechnen wir mal ein paar Sichten deinerseits nach:
2018 war das Privatvermögen der Deutschen bei 14,85 Billionen Euro. https://crp-infotec.de/deutschland-priv ... oegnsberg/

2018 betrug der Gesamthaushalt der BRD 1,4285 Billionen Euro. https://www.spiegel.de/wirtschaft/sozia ... 61470.html


Deine persönliche Steuer- und Abgabenlast, die nach meinem Kriterium in 2018 anzuwenden gewesen wäre, kannst du dir also leicht ausrechnen und es ergibt sich entsprechend deinem Vermögen in 2018 in Höhe von ca. 9,6%.
Also erstmal ganz wichtig. Der Gesamthaushalt finanziert sich aus Steuern, Beiträgen und Gebühren.
- Steuern haben per Definition keine Zweckbindung. Das merkt ich zB. an der Hundesteuer, die keineswegs dafür verwendet werden muss, die mit Kotbeutel vollgestopften Mülleimer zu leeren. Genauso leitet sich aus einer bezahlten Steuer für den Steuerpflichtigen keinerlei Anspruch ab.
- Beiträge: Hier ist es anders. Beiträge zur Krankenversicherung dürfen auch nur für diesen Zweck verwendet werden. Es ist aber eher die Form einer Versicherung. Theoretisch bezahlst du dein Leben lang ein, bekommst aber nie ne Leistung aus der Gesundheitsvorsorge. Theoretisch bekommst du aber deutlich mehr als du einbezahlst. Eine Versicherung eben. So sieht es auch bei der Rentenversicherung aus. Hier hängt es eben davon ab, wie viele Rentenjahre du (oder dein Ehepartner) lebt. Die Höhe des Rentenbeitrags richtet sich aber nach den Einzahlungen. Wer mehr einbezahlt, bekommt auch mehr Rente.
- Gebühren: Hier bezahlt man direkt für eine Leistung, unabhängig vom Einkommen. Das ist der Rundfunkbeitrag, aber auch das Busticket. Ähnlich wie beim Dönermann bezahlt hier jedes Person gleich viel.

Wenn du mit deinen Reichen und Beteiligung an den Staatsausgaben geht, sollten wir ja wohl die Nettoabgabenlast betrachten. Was man bezahlt minus was man bekommt.
Der Diess von Volkswagen (10mio. Lohn) bezahlt in die Rentenkasse genauso viel wie jemand mit 70 000€ Lohn pro Jahr, aber er bekommt auch die gleiche Rente daraus. Und die 17€ Rundfunkbeitrag ist für jeden Haushalt gleich, aber Diess bekommt deswegen nicht ein Premium-ARD, sondern dasselbe wie wir alle. Genauso wie Herr Diess für 4,5€ den gleichen Döner bei Ali um die Ecke bekommt wie Hartz4-Empfänger Detlev.

-> Uns geht es also um die Steuereinnahmen und die lagen 2019 bei 800Mrd.
Jetzt vergleiche das mit deiner Steuer- und Abgabenlast, die du tatsächlich in 2018 hattest - vergiss dabei nicht Steuern und Abgaben wie die Mehrwertsteuer, Energiesteuern, EEG-Umlage, Grundsteuer, KFZ-Steuer, Tabaksteuer, .....
Wie gesagt: Mir ist hauptsächlich wichtig, wie viel ich dem Staat gebe und wie viel ich von ihm bekomme.
Lass uns mal einen "normalen" Haushalt anschauen. Gib mal 4000€ monatlich brutto ein, Steuerklasse 3, zwei Kinder. Ich komme auf ne Steuerlast von 350€ pro Monat. Dazu gibt es 430€ Kindergeld, was technisch ein Kinderfreibetrag ist, womit die Steuerbelastung auf minus 80€ pro Monat sinkt. Den Beiträgen steht Pi mal Daumen die gleiche erhaltene Leistung gegenüber, also neutral. Genauso bei Gebühren.

Auf meinen Sportsvan bezahle ich 65€ KFZ-Steuern. Würde ich 50km einfach zur Arbeit fahren, kämen etwa 1000€(?) Mineralölsteuern dazu. 1000€ Miete sind steuerfrei. Auf die 3000€ bezahlt man etwa 500€ Steuern (man spart zwar, aber das gibt man irgendwann alles aus).
-> Grob gesagt fällt etwa 500€-1000€ Steuernettolast an. Etwa 12,5-25% vom Bruttoeinkommen. Dafür erhält man aber natürlich noch Straßen, Polizei, Schulen etc.

Nun gut, morgen kommt der Chef und verkündet, dass das Einkommen nun auf 100 000€ pro Monat steigt. Yeah. Wie sieht es nun aus? Nun zahlt man 44 000€ Einkommenssteuern pro Monat. Es bleiben 56 000€ übrig, auf die nochmal 10 000€ Umsatzsteuern anfallen. Kindergeld gibt es keines (Kinderfreibeträge werden aktiv).
-> Grob fallen hier 50% Steuern an.

Und das Vermögen? Man kann wohl ungefähr annehmen, dass das Vermögen ein Faktor vom Einkommen sein könnte. Mehr Einkommen bedeutet auch mehr Vermögensaufbau. Also kommt hier noch ein relativ zum Einkommen ähnlicher Steuerbetrag zu Einkommen aus Kapitalvermögen dazu.

Was, wenn jemand 0 Lohneinkommen hätte, aber einfach nur 10Mio.€ rumliegen? Naja, um an das Vermögen ranzukommen, hat er Einkommen erzielt, welches entsprechend versteuert wurde. So what? Falls das Vermögen Einkommen abwirft, zB. Dividenden, dann fallen darauf ja wieder Steuern an, die weit, weit höher sind als die von einem Durchschnittshaushalt.



Wir haben also nun eine Situation, in der mehr Steuer bezahlt werden, wenn das Einkommen auch höher ist. Nun sagst du, es wäre objektiv, wenn man relativ zum Vermögen Steuern bezahlt. Wer 1% des Vermögens hat, sollte auch 1% der Steuereinnahmen finanzieren.
-> De facto müsstest du die Steuern der Superreichen dazu jedoch senken. Stehst du immer noch zu deiner Regel?
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von schokoschendrezki »

Das was ich an Beiträgen zu FInanz- und Wirtschaftspolitik in Hinblick auf Zinsen, Verschuldung usw. gehört und gelesen habe ... ist verwirrend für mich.
Zum Beispiel (gerade eben):
In dem Sinne, dass wir vor einer Situation stehen in der die Zinsen auf Staatsanleihen, also Staatsschulden negativ sind. Das heißt, zurzeit verdient Bundesfinanzminister Scholz Geld damit, wenn er zusätzliche Schulden ausgibt. Der leiht sich heute 100.000 Euro am Kapitalmarkt und muss in einem Jahr nur noch 99.000 zurückzahlen. Das heißt er verdient 1000 Euro damit. Hochgerechnet sind das Milliardenbeträge durch das Emittieren von Staatsschulden. Das ist eine verrückte Welt. Da gibt es auch gar nichts daran herum zu deuteln. Da sind Zusammenhänge, die auch für Ökonomen zurzeit schwer zu verstehen sind.“
https://www.deutschlandfunk.de/staatssc ... _id=492399
Ja, schön für Deutschland vielleicht, dass man mit Schuldenmachen Geld verdient. Aber verstehen tu ich das als Ökonomie-Laie nun schon überhaupt nicht mehr. Sowohl für das Konzept "Verschulden" als auch für das Konzept "Sparen" gibt es Befürworter mit hohem Ansehen.

In einem anderen Beitrag gings um die Wirtschaftswissenschaft im akademischen Bereich. In dem oben verwiesenen Beitrag zu den Staatsschulden kommt vereinfacht gesagt so ein bissel heraus: Die einen Wissenschaftler sagen, eins und eins seien zwei, die anderen sagen drei, und einige wenige sagen, es käme minus 11 heraus. Im akademischen Bereich, bei dem was Studenten so vermittelt wird, siehts im krassen Widerspruch dazu wieder ganz anders aus: Da wird so getan, als wenn es eine von niemandem angezweifelte kanonische Theorie gibt. Mit Lehrsätzen, die noch in tausend Jahren kein Jota anders formuliert werden müssen .... Und dass die starke Mathematisierung dieser Theorie in jüngerer Zeit im Prinzip so etwas wie eine Vergöttlichung der realen ökonomischen Verhältnisse ist: Es muss so sein wie es ist. Es kann gar nicht anders sein. Es ist gottgewollt!

Ich denke immer öfter: Es wird so getan, als wäre Ökonomie eine "Wissenschaft". Sie ist aber reine Scholastik. Oder so etwas ähnliches wie Astrologie.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von BlueMonday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(13 Feb 2021, 13:13)

Das was ich an Beiträgen zu FInanz- und Wirtschaftspolitik in Hinblick auf Zinsen, Verschuldung usw. gehört und gelesen habe ... ist verwirrend für mich.
Zum Beispiel (gerade eben):
https://www.deutschlandfunk.de/staatssc ... _id=492399
Ja, schön für Deutschland vielleicht, dass man mit Schuldenmachen Geld verdient. Aber verstehen tu ich das als Ökonomie-Laie nun schon überhaupt nicht mehr. Sowohl für das Konzept "Verschulden" als auch für das Konzept "Sparen" gibt es Befürworter mit hohem Ansehen.

In einem anderen Beitrag gings um die Wirtschaftswissenschaft im akademischen Bereich. In dem oben verwiesenen Beitrag zu den Staatsschulden kommt vereinfacht gesagt so ein bissel heraus: Die einen Wissenschaftler sagen, eins und eins seien zwei, die anderen sagen drei, und einige wenige sagen, es käme minus 11 heraus. Im akademischen Bereich, bei dem was Studenten so vermittelt wird, siehts im krassen Widerspruch dazu wieder ganz anders aus: Da wird so getan, als wenn es eine von niemandem angezweifelte kanonische Theorie gibt. Mit Lehrsätzen, die noch in tausend Jahren kein Jota anders formuliert werden müssen .... Und dass die starke Mathematisierung dieser Theorie in jüngerer Zeit im Prinzip so etwas wie eine Vergöttlichung der realen ökonomischen Verhältnisse ist: Es muss so sein wie es ist. Es kann gar nicht anders sein. Es ist gottgewollt!

Ich denke immer öfter: Es wird so getan, als wäre Ökonomie eine "Wissenschaft". Sie ist aber reine Scholastik. Oder so etwas ähnliches wie Astrologie.
Im "akademischen Bereich" wird schon vermittelt, dass es unterschiedliche ökonomische Schulengibt. Manche Heterodoxie fällt evtl unter den Tisch dabei. Dominant sind eher interventionistische Schulen(Keynesianismus, Monetarismus). Ein laissez-faire-Ansatz hat es natürlich schwerer, akademische Aufmerksamkeit zu gewinnen. Er kann keine aktive "Medizin" bieten, sondern zeigt vor allem die schlechten, ungewollten Wirkungen der verabreichten Arzneien zur Gesundung der Wirtschaft.

Wer kauft nun eine Anleihe mit "Negativzins"? Etwa jemand, der durch ein interventionistischen Umstand dazu gezwungen ist, weil er vielleicht für "geparktes Geld" einen noch höheren Negativzins zahlen muss. Wenn du Wahl hast zwischen: "Ich blute pro Minute 1 ml" und "Ich blute pro Minute 2 ml" und dein Ziel ist es, nicht zu verbluten/sterben, dann wird dir der Mikroökonom sagen, dass Option 1 vernünftiger wäre und das zu erwartende Verhalten. Aber die Ziele der Menschen sind unterschiedlich. Der Lebensmüde wird halt möglichst schnell verbluten wollen. Das ist die Form der wissenschaftlichen Aussage: Unter der Prämisse X wird sich folgender Effekt einstellen. Ceteris paribus. Das Urproblem aller Wissenschaft und Logik und nicht nur der Ökonomik ist aber, dass der Rest ungern gleichbleibt.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von schokoschendrezki »

BlueMonday hat geschrieben:(13 Feb 2021, 15:29)

Im "akademischen Bereich" wird schon vermittelt, dass es unterschiedliche ökonomische Schulengibt. Manche Heterodoxie fällt evtl unter den Tisch dabei. Dominant sind eher interventionistische Schulen(Keynesianismus, Monetarismus). Ein laissez-faire-Ansatz hat es natürlich schwerer, akademische Aufmerksamkeit zu gewinnen. Er kann keine aktive "Medizin" bieten, sondern zeigt vor allem die schlechten, ungewollten Wirkungen der verabreichten Arzneien zur Gesundung der Wirtschaft.
Gut. Das verstehe ich schon. Es ist auch wesentlich schwieriger, ein Konzept für den Umgang mit dem Klimawandel zu finden, als zu zeigen, dass das bisherige Verhalten der Menschen die Klimakrise verschärft. Aber der Unmut vor allem unter Studenten muss schon ziemlich groß sein. Sonst hätten sich nicht solche Dinge wie das Netzwerk "Plurale Ökonomik" gebildet.
Inzwischen rütteln engagierte VWL-Studierende des Netzwerks "Plurale Ökonomik" an den Grundfesten der Disziplin. Sie werfen der bisherigen Lehre Realitätsferne vor und organisieren ein Parallelstudium, das Selbstverständlichkeiten wie die Effizienz des Marktes und die Neutralität der VWL infrage stellt.
https://www.swr.de/swr2/wissen/realitae ... 0-100.html Mich erinnert die Situation zumindest vom subjektiven Eindruck her ein wenig an die Verweigerungshaltung der "Marxisten-Leninisten" Ende der 80er Jahre.

Aus der Sendung:
Flassbeck hat geschrieben: Wenn Sie heute eine akademische Ausbildung als Volkswirt an einer deutschen Universität aber auch international machen, haben Sie von Wirtschaft in dem Sinne, wie man vor 30, 40 Jahren mal Wirtschaft verstanden hat, in dem Sinne wissen Sie von Wirtschaft nichts. Sie kennen ein paar abstrakte Modelle, Sie können ein paar Modelle ableiten und irgendwelche Schlussfolgerungen daraus ziehen. Aber sie haben mit der wirtschaftlichen Realität eigentlich nichts zu tun.
Interessant für mich, der ich selbst Mathemariker bin, ist vor allem die Kritik an der Mathematisierung der Ökonomie. Eine Scheinverwissenschaftlichung. Mit der Folge dass das Nichtmessbare, das Nichtquantifizierbare einfach ausgeblendet wird. Als würde es nicht existieren. Das ist doch aber ein fataler Irrtum. Natürlich wird das Theaterstück "Wirtschaft" von Menschen aufgeführt. Die alle möglichen und auch irrationalen Bestrebungen aufweisen. Und die zum Beispiel auch eine nichtquantifizierbare Vorstellung von sozialer Gerechtigkeit haben. Und es gibt die Mächtigen, die sich einen Dreck darum scheren, ob ihre Entscheidungen zu den neoklassischen ökonomischen Modellen passt oder nicht.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Tom Bombadil »

Wir leben im Zeitalter des Keynesianimus, nicht der Neoklassik, es wird mit viel Geld und niedrigen Zinsen die Nachfrage "angekurbelt", die Produktion erfüllt nur noch die Funktion diese Nachfrage zu befriedigen.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von BlueMonday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(13 Feb 2021, 20:44)

Gut. Das verstehe ich schon. Es ist auch wesentlich schwieriger, ein Konzept für den Umgang mit dem Klimawandel zu finden, als zu zeigen, dass das bisherige Verhalten der Menschen die Klimakrise verschärft. Aber der Unmut vor allem unter Studenten muss schon ziemlich groß sein. Sonst hätten sich nicht solche Dinge wie das Netzwerk "Plurale Ökonomik" gebildet.
Ja gut. Es steht ja auch jedem frei, sich nach Alternativen umzusehen. Ich hänge weitestgehend der "austrian school of economics" an. Die dürfte in deutschen Universitäten nicht mal Erwähnung finden.
Die Vertreter dieser Schule haben schon vor vielen Jahrzehnten die "Mathematisierung" der Ökonomik kiritisiert bzw. den unrealistischen mechanistischen gleichgewichtsbasierten Ansatz des Mainstreams.
Wobei man sich nun von Vorlesungen der "Pluralen Ökonomik" auch keine Wunder erwarten sollte. Hab da mal reingeschaut zur Geldenstehung, weil mich das Thema inbesondere interessiert. Da stellt dann ein Herr Brodbeck die zwei wesentlichen theoriegeschichtlichen Ansätze der Geldentstehung dar: Knapp mit seiner etatistischen Erklärung und Menger mit der spontanen Entstehung. Sagt dann, dass beides mehr oder weniger Unsinn sei. Und kommt damit, dass Geld schlicht das wäre, was die Menschen dafür halten... Hab mich mit ihm etwas darüber ausgetauscht, aber er war nicht davon abzubringen, dass seine Erklärung kaum mehr als eine nutzlose Tautologie ist.
Grundsätzlich begrüße ich natürlich eine Öffnung der Betrachtung.
Wobei nun die fehlende Pluralität, epistemologische Fundierung, Theoriegeschichte kein Problem der Ökonomik allein ist, sondern der ganzen Lehre.


Interessant für mich, der ich selbst Mathemariker bin, ist vor allem die Kritik an der Mathematisierung der Ökonomie. Eine Scheinverwissenschaftlichung. Mit der Folge dass das Nichtmessbare, das Nichtquantifizierbare einfach ausgeblendet wird. Als würde es nicht existieren. Das ist doch aber ein fataler Irrtum. Natürlich wird das Theaterstück "Wirtschaft" von Menschen aufgeführt. Die alle möglichen und auch irrationalen Bestrebungen aufweisen. Und die zum Beispiel auch eine nichtquantifizierbare Vorstellung von sozialer Gerechtigkeit haben. Und es gibt die Mächtigen, die sich einen Dreck darum scheren, ob ihre Entscheidungen zu den neoklassischen ökonomischen Modellen passt oder nicht.
Man muss sich nur die Motivation hinter der Mathematisierung von Teilen der Ökonomik anschauen. Es geht um Steuerbarkeit, Planbarkeit und dazu braucht man Messbarkeit. Messbarkeit bedeutet kardinale Größen. Die Basis ökonomischer Phänome sind aber Wertphänomene, also Stellenwerte, Präferenzen, Ordinalskalen. Also schon bei ganz schöden Dingen wie Brot und Butter.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

franktoast hat geschrieben:(10 Feb 2021, 17:56)

Also erstmal ganz wichtig. Der Gesamthaushalt finanziert sich aus Steuern, Beiträgen und Gebühren.
- Steuern haben per Definition keine Zweckbindung. Das merkt ich zB. an der Hundesteuer, die keineswegs dafür verwendet werden muss, die mit Kotbeutel vollgestopften Mülleimer zu leeren. Genauso leitet sich aus einer bezahlten Steuer für den Steuerpflichtigen keinerlei Anspruch ab.
- Beiträge: Hier ist es anders. Beiträge zur Krankenversicherung dürfen auch nur für diesen Zweck verwendet werden. Es ist aber eher die Form einer Versicherung. Theoretisch bezahlst du dein Leben lang ein, bekommst aber nie ne Leistung aus der Gesundheitsvorsorge. Theoretisch bekommst du aber deutlich mehr als du einbezahlst. Eine Versicherung eben. So sieht es auch bei der Rentenversicherung aus. Hier hängt es eben davon ab, wie viele Rentenjahre du (oder dein Ehepartner) lebt. Die Höhe des Rentenbeitrags richtet sich aber nach den Einzahlungen. Wer mehr einbezahlt, bekommt auch mehr Rente.
- Gebühren: Hier bezahlt man direkt für eine Leistung, unabhängig vom Einkommen. Das ist der Rundfunkbeitrag, aber auch das Busticket. Ähnlich wie beim Dönermann bezahlt hier jedes Person gleich viel.

Wenn du mit deinen Reichen und Beteiligung an den Staatsausgaben geht, sollten wir ja wohl die Nettoabgabenlast betrachten. Was man bezahlt minus was man bekommt.
Der Diess von Volkswagen (10mio. Lohn) bezahlt in die Rentenkasse genauso viel wie jemand mit 70 000€ Lohn pro Jahr, aber er bekommt auch die gleiche Rente daraus. Und die 17€ Rundfunkbeitrag ist für jeden Haushalt gleich, aber Diess bekommt deswegen nicht ein Premium-ARD, sondern dasselbe wie wir alle. Genauso wie Herr Diess für 4,5€ den gleichen Döner bei Ali um die Ecke bekommt wie Hartz4-Empfänger Detlev.
Danke für diese Aufzählung - all das ist mir soweit bekannt. Im Detail ist es etwas komplizierter. Das vor allem, weil der Staat längst nicht so trennscharf zwischen Beiträgen und Steuern differenziert, wie man den Eindruck haben könnte. Ein Beispiel dafür sind steuerfinanzierte Anteile zu den Sozialversicherungen, die der Staat beispielsweise für Hartz IV-Empfänger einzahlt. Dies tut er auf einem sehr niedrigen Niveau. Damit fällt aber die Last der sozialen Umverteilung aus dem Steuersystem dort nur zu einem niedrigen Anteil an, während die weitere soziale Umverteilung im Beitragsfinanzierten Sozialsystem nur innerhalb der Beteiligten erfolgt. Hier aber sind Superreiche durch die Deckelung der Beitragsbemessungsgrenze nur mit einem maximalen Beitrag beteiligt, wenn sie sich nicht gänzlich dem System durch Abwanderung in das parallel existierende private System entziehen.

Weil aber der Staat gerade nicht trennscharf zwischen den Finanzierungsaufgaben und den Systemen unterscheidet, ist gerade nicht richtig:
-> Uns geht es also um die Steuereinnahmen und die lagen 2019 bei 800Mrd.
Denn diese Aussage wäre nur dann korrekt, wenn die Umverteilung vollständig (oder zumindest im Wesentlichen) über das Steuersystem finanziert würde, was aber nicht der Fall ist.
Wesentliche Umverteilungsaufgaben insbesondere bei der Kranken- und Pflegeversicherung finden innerhalb dieser Versicherungen statt.
Trennscharf wäre es, wenn man den alten Liberalen und zeitweilig auch CDU-gestützten Vorschlag der Kopfpauschale wieder aufgreifen würde. Die Begründung dafür ist ein leichtes - der Beinbruch des Superreichen kostet bei normaler Behandlung das gleiche wie der Beinbruch des Bettlers......

Problem bei der Kopfpauschalen ist aber, dass sich im heutigen Steuer- und Einkommenssystem dann nicht jeder mehr eine Krankenversicherung leisten könnte. Das wird derzeit über die sozialen Komponenten der GKV ausgeglichen (Familienversicherung, prozentualer Beitrag vom Einkommen.....) was aber ein ziemlich grobes Ausgleichsinstrument ist, im Vergleich mit dem wesentlich feineren Instrument der Einkommenbesteuerung, bei der man Sonderbelastungen absetzen kann, was in der GKV nicht so ohne weiteres geht.....


WEIL diese Trennschärfe schlicht und einfach nicht da ist, und weil der Staat heute Umverteilungsaufgaben in den Sozialsystemen UND dem Steuersystem behandelt, kann man eben nicht so einfach trennen, deshalb geht es nicht nur um die Steuereinnahmen, sondern eben aus genau diesen Gründen um Steuern und Abgaben und eigentlich auch Beiträgen. In einem anderen Strang hier im Forum wird heftig über den ÖRR gestritten.....da handelt es sich um einen Beitrag. Der wird je Haushalt erhoben - die Frage aber, wie dann der soziale Ausgleich stattfindet, wird eben nicht beantwortet. Deshalb könnte man sogar solche Beiträge auch noch behandeln, die derzeit noch nicht mal im Gesamthaushalt berücksichtigt sind.

Auch das Rentensystem ist gegen solche Umverteilungsaspekte anfällig - diese sind allerdings noch diffiziler und schwerer nachzurechnen und aufzudecken. Das Problem bei der Rente ist der zeitliche Versatz zwischen Einzahlung und Leistung bei gleichzeitiger Sicherstellung des Rentenniveaus. Dazu kommt noch, dass die Rentenversicherung nach dem Umlageprinzip funktioniert, was die Leistungserhöhungen automatisch an den Durchschnitt der Wertschöpfungserhöhung im Staat mehr oder weniger koppelt.
Superreiche zahlen entweder gar nicht in die Rentenversicherung ein, oder aber mit dem Höchstbeitrag, der gegenüber ihren typischen Einkommens- und Vermögenssituationen lächerlich niedrig liegt.
Stattdessen können sie ihre private Absicherung frei über Renditestarke Produkte am Kapitalmarkt regelrecht vergolden - Geld was ihnen nicht zur Verfügung stehen würde, wenn sie ohne Beitragsbemessungsgrenze einzahlen müssten. In der Folge wären die Rentenbeiträge für alle anderen moderat niedriger. Der Effekt, dass mit durchschnittlich 40-45 Jahren Verzug dann auch hohe Renten für Superreiche zu zahlen wären, wäre gerade nicht vergleichbar mit dem, was Superreiche über diesen Zeitraum an typischer Rendite mit vergleichbar eingesetztem Geldvolumen erzielen können - zugegebenermaßen aber auch mit höherem Risiko.

Volkswirtschaftlich gesehen können Reiche so über viele Jahre hinweg eine stärkere Rendite einfahren, als es einem wohlhabenden Mittelständler möglich ist, weil Reiche die Beitragsbemessungsgrenze zur Deckelung haben, und mit allem mehr an Geld und Vermögen auch renditestärkere Möglichkeiten nutzen können - umgekehrt fehlt in der Folge der Umlagefinanzierung dieses Geld den Mittelständlern, weil das ja in das Rentensystem geht, und gerade nicht für renditestärkere Produkte genutzt werden kann.

Diese Unwucht langfristig nachzurechnen ist alles andere als trivial - und in vereinzelten Konstellationen könnte es auch mal so ausgehen, dass es günstiger ist, am Umlagesystem beteiligt zu sein, als die unsicherere Rendite einzustreichen......die letzten 60 Jahre war das aber nicht der Fall, was dazu geführt hat, dass Umverteilung zu Lasten des Mittelstandes und zu Gunsten der Superreichen stattgefunden hat.
Wie gesagt: Mir ist hauptsächlich wichtig, wie viel ich dem Staat gebe und wie viel ich von ihm bekomme.
Lass uns mal einen "normalen" Haushalt anschauen. Gib mal 4000€ monatlich brutto ein, Steuerklasse 3, zwei Kinder. Ich komme auf ne Steuerlast von 350€ pro Monat. Dazu gibt es 430€ Kindergeld, was technisch ein Kinderfreibetrag ist, womit die Steuerbelastung auf minus 80€ pro Monat sinkt. Den Beiträgen steht Pi mal Daumen die gleiche erhaltene Leistung gegenüber, also neutral. Genauso bei Gebühren.

Auf meinen Sportsvan bezahle ich 65€ KFZ-Steuern. Würde ich 50km einfach zur Arbeit fahren, kämen etwa 1000€(?) Mineralölsteuern dazu. 1000€ Miete sind steuerfrei. Auf die 3000€ bezahlt man etwa 500€ Steuern (man spart zwar, aber das gibt man irgendwann alles aus).
-> Grob gesagt fällt etwa 500€-1000€ Steuernettolast an. Etwa 12,5-25% vom Bruttoeinkommen. Dafür erhält man aber natürlich noch Straßen, Polizei, Schulen etc.

Nun gut, morgen kommt der Chef und verkündet, dass das Einkommen nun auf 100 000€ pro Monat steigt. Yeah. Wie sieht es nun aus? Nun zahlt man 44 000€ Einkommenssteuern pro Monat. Es bleiben 56 000€ übrig, auf die nochmal 10 000€ Umsatzsteuern anfallen. Kindergeld gibt es keines (Kinderfreibeträge werden aktiv).
-> Grob fallen hier 50% Steuern an.

Und das Vermögen? Man kann wohl ungefähr annehmen, dass das Vermögen ein Faktor vom Einkommen sein könnte. Mehr Einkommen bedeutet auch mehr Vermögensaufbau. Also kommt hier noch ein relativ zum Einkommen ähnlicher Steuerbetrag zu Einkommen aus Kapitalvermögen dazu.

Was, wenn jemand 0 Lohneinkommen hätte, aber einfach nur 10Mio.€ rumliegen? Naja, um an das Vermögen ranzukommen, hat er Einkommen erzielt, welches entsprechend versteuert wurde. So what? Falls das Vermögen Einkommen abwirft, zB. Dividenden, dann fallen darauf ja wieder Steuern an, die weit, weit höher sind als die von einem Durchschnittshaushalt.



Wir haben also nun eine Situation, in der mehr Steuer bezahlt werden, wenn das Einkommen auch höher ist. Nun sagst du, es wäre objektiv, wenn man relativ zum Vermögen Steuern bezahlt. Wer 1% des Vermögens hat, sollte auch 1% der Steuereinnahmen finanzieren.
-> De facto müsstest du die Steuern der Superreichen dazu jedoch senken. Stehst du immer noch zu deiner Regel?

De facto liegst du falsch mit deiner These, dass man die Steuern der Superreichen senken müsste. Du berücksichtigst ca. 50% der Zahlungen eines typischen Haushalts an den Staat einfach nicht. Das kann man sicherlich machen - wird ja derzeit auch gemacht. Doch genau das führt dazu, dass man zu der These kommt, dass Superreiche zu viel zur Staatsfinanzierung beitragen.....während sie gleichzeitig regelmäßig Jahr für Jahr in der Lage sind, ihr Vermögen überproportional zu steigern, im Vergleich zur Allgemeinheit.

Dazu kommt auch noch, dass gerade bei Superreichen einige Einkommen recht pauschal versteuert werden - also beispielsweise mit 25%. Würden sie die entsprechenden Einnahmen aber entsprechend dem normalen Einkommen anderer Menschen versteuern müssen, dann läge der notwendige Steuersatz gerade bei Superreichen näher an 45% denn an 25%. Das verzerrt das Gesamtbild deutlich.

Und schließlich kommt noch hinzu, dass Superreiche teile ihres Vermögens einfach in Vermögensgegenstände investieren. Nett, dass sie diese besitzen.....mit ihrem Besitz entziehen sie diese aber auch der Allgemeinheit. Das ist nicht schlimm - aber es ist Fakt. Und dafür zahlen sie einmalig Steuern beim Kauf - danach nie wieder, auch wenn sie das Vermögen auf Jahrzehnte und Jahrhunderte über Generationen hinweg der Allgemeinheit entziehen. (Die Erbschaftssteuer hat so hohe Freibeträge, dass sie dieses Ungleichgewicht kaum ausgleichen kann.)


Tatsächlich könnte man mit deiner Argumentation recht leicht eine Politik begründen, die Superreiche und auch schon nur noch Reiche noch stärker entlastet - man müsste einfach nur noch mehr Bestandteile des sozialen Ausgleichs aus dem Staatshaushalt entfernen und in die Sozialhaushalte verlagern......der größte Ausgabenblock ist der für "Arbeit und Soziales"......würde man da einfach noch mehr an Aufgaben in die Sozialsysteme übertragen, wäre der Haushalt entlastet, deine bevorzugten und privilegierten Superreichen könnte man dann noch weiter von Steuern entlasten - und diese könnten sich weiterhin den Sozialsystemen weitgehend entziehen, weil sie oberhalb der Beitragsbemessungsgrenzen liegen.......1/4 der Steuern könnte man so den Reichen ersparen - da sie über die Abgaben nicht beteiligt würden, wäre das eine deutliche Entlastung - zu Lasten der restlichen Bürger, vor allem zu Lasten des Mittelstandes. Denn der müsste über die Sozialsysteme dieses viertel ja aufbringen......


Nein - deine Rechnung ist verquert, weil du auf dem Auge der sozialen Sicherungssysteme als Gesamtstaatliche Ausgaben blind bleibst.

Rechnest du diese mit ein, geht dir ein Licht auf.

Mit einrechnen müsstest du sie auch dann, wenn man konsequent alle Umverteilungsaufgaben aus den beitragsfinanzierten sozialen Sicherungssytemen in das Steuersystem verlagern würde.

Es ist gerade das Wesen unseres Finanzsystems, dass durch solche Inkonsequente Finanzierungstricks die wahren Finanzströme und Belastungen verschleiert werden - und das so weit, dass es regelmäßig auch vielen Politikern nicht mehr ausreichend bewusst ist, weil sie sich in Details reinfuchsen, aber den Blick für das Ganze verlieren.

Staatsfinanzierung ist aber eine Aufgabe fürs Ganze! Deshalb ist der Blick auf den Gesamthaushalt richtig, und genauso richtig ist es, die Forderung aufzustellen, dass diese Gesamtstaatliche Aufgabe entsprechend der Leistungsfähigkeit verteilt wird, und die bemisst sich NICHT am Einkommen, sondern am Vermögen - wobei das Einkommen ggf. angemessen in einem ganzheitlichen Steuerkonzept hinreichend zu berücksichtigen ist, denn Einkommen ist auch nur eine Form von Vermögen.


Schuld an dem Ganzen sind im Übrigen nicht die Superreichen - viele von denen bekennen sich auch recht offen dazu, dass sie eigentlich nicht verstehen, wieso sie zu wenig zur Staatsfinanzierung herangezogen werden. Vieles sind Probleme im Detail, die leider nicht grundsätzlich vom Staat angegangen werden. Politiker verlieren sich dann im Detail eines konkreten Sachtatbestandes der Sozialversicherung - und vergessen darüber, welche umfassenden Umverteilungsaspekte implzit mit einem Gesetz kommen. Sie verlieren sich im System - müssten aber mal das Gesamtsystem unter die Lupe nehmen und reformieren - das wären Reformen am System.

Solange man nur Reformen im System überhaupt in Erwägung zieht, wird man das System nicht verändern, welches vom Aufbau her schon Vermögensakkumulation befeuert.
Dabei ist unser System schon relativ gut - lediglich der Bereich der Superreichen wird nicht ausreichend adressiert - ist im Übrigen auch nicht meine Erkenntnis, sondern eine, die auch die OECD regelmäßig bei ihren Untersuchungen zur Steuer- und Abgabenlast benennt.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Skull »

Atue001 hat geschrieben:(15 Feb 2021, 23:59)

... im Beitragsfinanzierten Sozialsystem nur innerhalb der Beteiligten erfolgt.
Hier aber sind Superreiche durch die Deckelung der Beitragsbemessungsgrenze
nur mit einem maximalen Beitrag beteiligt,
wenn sie sich nicht gänzlich dem System durch Abwanderung in das parallel existierende private System entziehen.

[…]

Volkswirtschaftlich gesehen können Reiche so über viele Jahre hinweg eine stärkere Rendite einfahren,
als es einem wohlhabenden Mittelständler möglich ist,
weil Reiche die Beitragsbemessungsgrenze zur Deckelung haben...
Nur ein einziger Punkt -mal wieder- aus Deinem ellenlangen Text herausgegriffen.

Die Beitragsbemessungsgrenzen gelten für JEDEN.
Also nicht nur für (Super) Reiche, sondern genauso für den wohlhabenden Mittelständler
und ebenso für den gutverdienenenden Arbeitnehmer.

Wer bei jährlichen Grenzen von 58.050,00 EUR (64.350,00 EUR) und 80.400,00 EUR solche (Deine) Aussagen macht,
sollte sich mal fragen, was er damit aussagen (suggerieren) will.

Erzähle mal den Facharbeitern und gutverdienenden Angestellten, sie zählen (bei Dir) zu den Superreichen.
Ebenso die Vielzahl der kleinen Selbständigen und freien Berufe,
die sogar unterhalb dieser Beitragsbemessunggrenzen in private Systeme einzahlen und sich Deiner Meinung nach ... entziehen.

mfg
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von ExchangeIdeas »

Skull hat geschrieben:(08 Feb 2021, 08:27)

Ich wundere mich.

Wenn es nicht ausreichend Menschen gibt, die Anteile kaufen können oder Vermögen bilden können (Sparen),
warum stiegen dann in den letzten Jahren Vermögen. Warum stiegen Börsenkurse ?

Sieht doch eher so aus das es (mehr als) ausreichend Käufer von Anteilen gibt, oder ? :?:

mfg
Weil die Finanzwirtschaft von der Realwirtschaft entkoppelt wurde. Das Geld wird nicht mehr auf den Markt geworfen, besonders das neu gedruckte landet in überbewerteten Aktien. So bald mehr auf dem Markt kommt, werden wir eine Inflation erlebten (seriöse Quellen sagen z.B. vielleicht 5%, garantieren kann ich das nicht, aber die Argumente klangen logisch).

franktoast hat geschrieben:(09 Feb 2021, 16:44)

Wenn Reiche anteilig gleich viel bezahlen würden, müsste man die Steuern der Reichen aber senken.


Ich denke, der gute Bill hat anteilig mehr Steuern bezahlt als Menschen mit kleinerem Einkommen/Vermögen.

[..]

Ich kann mir deine Motivation vorstellen. Du möchtest eben, dass die Reichen etwas abgeben, damit die da unten mehr bekommen. Hätten die Reichen halb so viel, wärst du wohl genau der gleichen Meinung. Es ist einfach nur so, weil die viel haben, könnten die mal was abdrücken. Zudem möchtest du das Gefühl haben, dass du den Kongolesen hilft (über Demokratie) und nicht dieser Gates.
Ich finde die Beiträge von Atue001 spannend, weil ich ähnliche Gedanken habe. Schauen wir uns mal die Situation in den USA – dem liberalsten Markt der Welt. Viele Experten sagen, dass Trump nur so erfolgreich ist, weil es so viel Armut in dem Land gibt. Es sterben täglich Menschen in den Straßen, obwohl es das reichste Land der Welt ist. Fast alle Beiträge von Professoren kritisieren diese Entwicklung. Aber die Finanzindustrie ist zu stark. Das Land steckt mit seiner Demokratie in der Krise.
https://inequality.org/facts/income-inequality/
Ich verstehe nicht mehr wie irgendwer daran zweifeln kann, dass mehr nach unten verteilt werden muss?
Mir hat man eine leitende Position bei Amazon für 34.000 Euro angeboten. Hat sich jemand angeschaut wie die Arbeitsbedingungen dort sind? Selbst für das doppelte hätte ich abgelehnt. Wer möchte schon ein Team motivieren, welches unterbezahlt und unzufrieden ist? Das ist kein Geld der Welt wert.

Die Aktiengesellschaften stehen unter einem so hohen Druck, dass alles getan wird um noch den letzten Cent aus dem kleinen Mitarbeiter herauszuquetschen. Das klingt vielleicht etwas unfreundlich ausgedrückt, dies ist aber eine Tatsache. Das erlebe ich selber jeden Tag.
An sich sind Aktien toll, man kann gut Geld damit verdienen. Aber die Machtverteilung ist ungesund. Kapitalismus soll der Mehrheit dienen, nicht Minderheiten. Es streitet niemand ab, dass Unternehmensgründer ihre Lorbeeren genießen sollen.
Es gibt bloß folgende Probleme:
1.) Investment Banken machen große Geschäfte in dem sie Firmen unter Druck setzen mehr Gewinn zu erwirtschaften, sprich es wird rationalisiert. 40% der Aktien werden von institutionellen Anlegern gehalten, die entsprechende Macht haben in den Vorständen (Quelle eine Studie der OECD, wenn es jemanden interessiert suche ich diese raus).
2.) Corona beschleunigt das aussterben des Mittelstandes = Arbeitsplätze werden dadurch weniger, sowie Steuern. Wer nur zu MC Donalds Löhnen zahlt, gibt auch weniger Steuern ab.
3.) Der EU fehlt eine Billionen an Steuereinnahmen wegen Steuerhinterziehung.
4.) Es findet eine dauerhafte Konsolidierung der Märkte statt. Einige Beispeiel sind privatisierte Krankenhäuser, Restaurants, Bäckerein. -> Arbeitsbedingungen und Löhne gehen runter, der Profit der Privaten geht rauf. Einerseits ist das fair im Kapitalismus, andererseits müssen wir für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen sorgen. Ich weiß nicht genau wie, aber wenn das so weitergeht, dann kann der Großteil der Meschen irgendwann nicht mehr von einem Lohn leben, ähnlich wie in den USA.
Da brauch man auch nicht mehr von Umverteilung sprechen (Mindestrente), wenn Deutschland nicht in Zukunftinnovationen investiert, dann gibt es nicht mehr genug Geld bei all den Sozialversprechen die gemacht werden, welches umverteilt werden kann.

Werden diese Probleme nicht gelöst, dann werden wir weniger Geld haben und Kriminalität und Korruption werden steigen. Ein Vorgeschmack könnten Griechenland oder Spanien sein (40% der Jüngeren finden keine Arbeit). Es wird wohl nicht ganz so schlimm werden, jedoch deutlich ungemütlicher.

Wir haben einerseits ineffektive Angestellte beim Staat und den Staat in D., der viele Steuergelder für Quatsch ausgibt. Andererseits wird an anderen Ecken durch Privatisierung alles so profitable wie möglich gemacht. Das heißt es werden immer mehr Dinge für den Arbeitnehmer abgebaut (Gehalt, Urlaubstage, etc.).
Beide Entwicklungen gefährden den sozialen Zusammenhalt.
Wer möchte schon in einer Welt wie den USA leben, wo die Leute auf der Straße verhungern? Als Reicher möchte man dort vielleicht leben.
Dazu kommt, dass wir immer mehr mit Schwellenländern konkurrieren, so günstig werden wir niemals produzieren können. Zur selben Zeit wird es dem Mittelstand und der Industrie oft schwer gemacht, dabei sind sie es, die den Wohlstand in D. erhalten.
Wenn das so weiter geht, dann sehe ich düstere Zeiten für Deutschland und Europa. Es sei denn man selber schafft es für sich bei den reichen % anzukommen.
Wir erleben ein Dilemma zwischen den extrem liberalen und einer links-grünen Ideologie. Die Ersteren wollen immer mehr Profit auf Kosten von günstigeren Löhnen und Steuerflucht. Die Letzten denken das Geld fällt vom Himmel und unterstützen den Mittelstand und die Industrie zu wenig. Dabei bezahlen diese ihre Gehälter. Wenn diese Stärke Deutschlands wegfällt, dann braucht man auch keine Sozialausgaben oder Renten mehr erhöhen.
Viele Unternehmer, Innovationen gehen ins Ausland und bauen Arbeitsplätzein Deutschland ab.
Gleichzeitig wird immer mehr umverteilt. Ich habe öfter Kommentare gelesen, dass Leute lieber Geld vom Staat beziehen als in schlecht bezahlten Branchen zu arbeiten. Da nicht davon auszugehen ist, dass Deutschland weiterhin so viele Milliarden an Überschüssen erwirtschaften wird nach dieser Krise, aber alle Ausgaben stark gestiegen sind, wird vieles wohl irgendwann durch Schulden bezahlt werden müssen. Bei all den Überschüssen haben wir viel zu wenig in die eigene Infrastruktur und Digitalisierung investiert.
Es muss mehr für die Zukunft und Infrastruktur in Europa ausgegeben werden. Jeden Tag kommt es zu so viele Verspätungen beim Zugtransport in Deutschland, besonders für die Industrie... es ist ein Trauerspiel.

Wir brauchen mehr Angebote für Innovationen, höhere Löhne, weniger Steuern auf Einzeleinkommen, weniger Sozialausgaben und mehr Ausgaben für die Infratruktur des Landes/ Europa. Am Ende fehlt noch, dass die Steuerhinterziehung beendet wird, dann hätte Deutschland/ Europa eine Möglichkeit mit den USA und China mitzuhalten. Passiert das nicht, dann werden wir klein und unbedeutend..

Falls irgendwer hier falsche Argumente sieht oder ein anderes Bild hat, gerne kommentieren. Ich hoffe tatsächlich, dass alles zu negativ wahrzunehmen. Aber nach dem ich in verschiedenen Branchen unterwegs war und auch in verschiedenen Ländern gelebt habe, sieht die Welt zur Zeit so für mich aus.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Realist2014 »

ExchangeIdeas hat geschrieben:(16 Feb 2021, 20:17)

4.) Es findet eine dauerhafte Konsolidierung der Märkte statt. Einige Beispeiel sind privatisierte Krankenhäuser, Restaurants, Bäckerein. -> Arbeitsbedingungen und Löhne gehen runter, der Profit der Privaten geht rauf. Einerseits ist das fair im Kapitalismus, andererseits müssen wir für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen sorgen. Ich weiß nicht genau wie, aber wenn das so weitergeht, dann kann der Großteil der Meschen irgendwann nicht mehr von einem Lohn leben, ähnlich wie in den USA.

Falls irgendwer hier falsche Argumente sieht oder ein anderes Bild hat, gerne kommentieren. Ich hoffe tatsächlich, dass alles zu negativ wahrzunehmen. Aber nach dem ich in verschiedenen Branchen unterwegs war und auch in verschiedenen Ländern gelebt habe, sieht die Welt zur Zeit so für mich aus.

Da die Lohnquote in D bis zum Beginn jahrelang gestiegen ist ( bis auf 72%), sind deine Thesen in Bezug auf D definitiv falsch .

ir brauchen mehr Angebote für Innovationen, höhere Löhne, weniger Steuern auf Einzeleinkommen, weniger Sozialausgaben
Was sind denn "Einzeleinkommen"?

Wir haben eine Einkommenssteuer...
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von BlueMonday »

ExchangeIdeas hat geschrieben:(16 Feb 2021, 20:17)

Weil die Finanzwirtschaft von der Realwirtschaft entkoppelt wurde.
Mal zur Überprüfung deiner Logik halten wir fest: "Realwirtschaft" und "Finanzwirtschaft" sind entkoppelt. Entkoppeln heißt so viel wie, dass das eine nichts mehr mit dem anderen zu tun hat.
Dann monierst du aber wenig später am Beispiel Amazon, dass die Finanzwirtschaft enormen Druck auf die Realwirtschaft (hier im Amazon) ausübt, um das Letzte "herauszupressen". Nun schüttet Amazon nicht mal eine Dividende aus. Der Aktionär(Finanzwirtschaft) geht leer aus. Bleiben ihm nur noch Gewinne aus Kurspekulationen("Casino"). Die kommen aber nun im Wesentlichen durch die Geldmengenausweitung zustande, wie du selbst schreibst.
Da also das "Casino" nun entkoppelt ist, warum sollte es dann überhaupt Druck auf die "Realwirtschaft" ausüben? Was interessieren dann am Aktienmarkt noch fundamentale Entwicklungen?
Hieße dann auch, dass der Druck von der Amazonführung selbst bzw. der "Realwirtschaft" ganz klassisch ausgeübt wird.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von ExchangeIdeas »

Realist2014 hat geschrieben:(16 Feb 2021, 20:44)

Da die Lohnquote in D bis zum Beginn jahrelang gestiegen ist ( bis auf 72%), sind deine Thesen in Bezug auf D definitiv falsch .

Was sind denn "Einzeleinkommen"?

Wir haben eine Einkommenssteuer...
Okay, dann muss es wohl Einbildung sein. Aber wieso haben sich dann die Arbeitsbedingungen in Bereichen wie bei Busfahrern, Flugbegleitern, Pflegekräften, Zeitarbeitern und co. verschlechtert?
Bei den Flugbegleitern versteht man es, man musste mit Emirates und co. mithalten. Alles was geht wird privatisiert und die Umstände verschlechtern sich für die Mitarbeiter. Das bekommt man mit, wenn man mit den Leuten in den Bereichen spricht. Die Löhne wurden in allen Infrastrukturbereichen gesenkt. Bei Busfahrern wird in durch Sub-Unternehmen die Pause von der Arbeitszeit abgerechnet (sprich man fährt 4 Stunden von 8-12 Uhr, dann wieder von 14-18 Uhr. Die 2 Stunden Zwanspause irgendwo im nirgendwo sind Privatzeit.
"Rund 7,7 Millionen und damit mehr als ein Fünftel aller abhängig Beschäftigten in Deutschland verdienten 2018 weniger als 11,40 Euro brutto pro Stunde und arbeiteten damit im Niedriglohnsektor. Ein großer Teil von ihnen erhielt sogar weniger als den gesetzlichen Mindestlohn. Seit den 1990er Jahren ist Deutschlands Niedriglohnsektor um gut 60 Prozent gewachsen – in keinem anderen europäischen Land mit vergleichbarer Wirtschaftsleistung nimmt der Niedriglohnsektor ein solches Ausmaß an. Inzwischen haben einige Branchen ihr Geschäftsmodell auf niedrigen Löhnen aufgebaut."
" Immer mehr Beschäftigte erhalten auch für mittel- bis hochqualifizierte Tätigkeiten nur einen Niedriglohn. Ihre Zahl ist seit Mitte der 1990er Jahre um knapp eine Million auf über drei Millionen angewachsen."
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/ ... prungbrett
Um nochmal auf Amazon zurück zukommen:

Jeder von uns treibt diese Maschine weiter. Ich habe inzwischen WhatsApp abgeschafft und Amazon gekündigt.

Ich bin auch in einem amerikanischen großen Kozern, hier werden ähnliche Praktiken betrieben. Für den einzelnen mit einem guten Job ist das kein Problem, aber indirekt ist das für unsere Gesellschaft ein Problem des Kapitalismus. Wollen wir so eine Zukunft? Dazu kommt Steuerflucht. Wie sieht unsere Zukunft aus und wie gestalten wir sie?

Mir erzählen manche Leute aus solchen Branchen, dass sie überlegen ob es nicht angenehmer wäre eine Zeit lang vom Staat zu leben als so viele Steuern zu zahlen.
Wenn man sich von Flassbeck reden anhört, sagt auch dieser die Löhne in D. müssen ansteigen damit andere EU Länder wieder konkurieren können mit Deutschland. Je nachdem welchen wirtschaftlichen Ansatz man verfolgt, kann man dafür oder dagegen sein.

"Laut aktuellem Paritätischen Armutsbericht hat die Armutsquote in Deutschland mit 15,9 Prozent (rechnerisch 13,2 Millionen Menschen) einen neuen traurigen Rekord und den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung erreicht."
https://www.der-paritaetische.de/presse ... ekordhoch/

Wir müssen nicht mehr umverteilen, wir brauchen fairere Löhne, weniger Steuerhinterziehungund und Steuerentlastung in Deutschland/ in der EU. Kapitalismus funktioniert nur wenn die Mehrheit sich wieder für einander interessiert und zusammen die Wirtschaft mitgestaltet. Die EU muss es hinbekommen das Arbeit EU weit geschaffen wird und stabil Konsum innerhalb der EU stattfindet. Keine Ahnung wie das gehen kann, und ich bin definitiv nicht für Sozialismus oder Kommunismus. Aber wenn man sich die Trends in den südlichen Ländern anschaut, dann sieht es nicht sehr gut aus. Griechenland ist ein Desaster. Durch die pleite gehören wichtige Infrastrukturteile dem Ausland, e.g. der Piräus Hafen. Wenn wir keine Lösung und keinen Zusammenhalt finden, dann wird die Ungleichheit noch viel krasser.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von ExchangeIdeas »

BlueMonday hat geschrieben:(16 Feb 2021, 21:17)

Mal zur Überprüfung deiner Logik halten wir fest: "Realwirtschaft" und "Finanzwirtschaft" sind entkoppelt. Entkoppeln heißt so viel wie, dass das eine nichts mehr mit dem anderen zu tun hat.
Dann monierst du aber wenig später am Beispiel Amazon, dass die Finanzwirtschaft enormen Druck auf die Realwirtschaft (hier im Amazon) ausübt, um das Letzte "herauszupressen". Nun schüttet Amazon nicht mal eine Dividende aus. Der Aktionär(Finanzwirtschaft) geht leer aus. Bleiben ihm nur noch Gewinne aus Kurspekulationen("Casino"). Die kommen aber nun im Wesentlichen durch die Geldmengenausweitung zustande, wie du selbst schreibst.
Da also das "Casino" nun entkoppelt ist, warum sollte es dann überhaupt Druck auf die "Realwirtschaft" ausüben? Was interessieren dann am Aktienmarkt noch fundamentale Entwicklungen?
Hieße dann auch, dass der Druck von der Amazonführung selbst bzw. der "Realwirtschaft" ganz klassisch ausgeübt wird.
Alle großen AGs maximieren ihren Profit so stark wie es geht. Je besser deine Bilanz da steht, desto besser ist es für deine Aktie. Das wiederspricht sich doch nicht. Es wäre nur nicht nötig bei so viel Profit noch schlechtere Bedingungen durch zu drücken. Das wird aber trotzdem gemacht. Aber wie gesagt in Amerika ist das normal, dort können viele Leute in schlechten Berufen nicht von einem Lohn leben.
Oftmals sagt man unter Angestellten, dass es deswegen angenehmer sein kann bei einem Privatunternehmen zu arbeiten. Der Druck ist geringer.

Zu der Entkopplung der Finanzwirtschaft muss man sich einfach mal mit Videos zur Finanzkrise 2008 beschäftigen. Die Regulierungen werden immer weiter gelockert.
Es wurde vorhin schon in einem anderen Beitrag angesprochen, viele große Unternehmen können sich günstige Kredite leisten und zu Unsummen andere Unternehmen aufkaufen. Sie bekommen günstige Kredite und verdienen damit noch. Manche kaufen auch Unternehmen auf, rationalisieren diese und machen große Profite.
Wie gesagt, viele Havard Professoren und co, Diplomaten sprechen von einem großen Problem. Die finanzielle Ungleichheit bedroht die soziale Stabilität (bezogen auf Amerika). In der Mitte Europas sieht es anders aus, weil wir mehr eine soziale Marktwirtschaft haben. Ich behaupte aber dass diese auch in einer Krise steckt.
Zu D. wir sind zu unternehmensunfreundlich, wir haben die teuersten Strompreise und unterstützen den Mittelstand zu wenig. Zur selben Zeit bekommt man es nicht stark bei der Steuerflucht riesiger Konzerne vorzugehen. Jeder Konsument sollte etwas dagegen tun und solche Marken meiden.

"Die Belastung eines Durchschnittsverdieners betrug in Deutschland demnach im Vorjahr 49,4 Prozent." "Zudem ist die Steuerlast in Deutschland trotz des fast zehn Jahre andauernden Aufschwungs kaum gesunken, obwohl die Steuereinnahmen sprudelten und die Steuereinnahmen gemessen am Bruttoinlandsprodukt außergewöhnlich hoch sind." "Internationale Organisationen wie die OECD fordern deshalb schon lange von Deutschland die Steuern zu senken – gerade für untere Einkommen."
https://www.handelsblatt.com/politik/de ... 90716.html
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Skull
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Skull »

ExchangeIdeas hat geschrieben:(16 Feb 2021, 20:17)

Weil die Finanzwirtschaft von der Realwirtschaft entkoppelt wurde.
Das Geld wird nicht mehr auf den Markt geworfen, besonders das neu gedruckte landet in überbewerteten Aktien.

So bald mehr auf dem Markt kommt, werden wir eine Inflation erlebten (seriöse Quellen sagen z.B. vielleicht 5%, garantieren kann ich das nicht, aber die Argumente klangen logisch).
Ich kann mit solchen (Deinen) Textbausteinen und Phrasen nichts anfangen.

Und falls es Dich interessieren sollte, die Grundaussage war:

Nein, andere die ihre Anteile kaufen können,
stehen nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung, weil die Vermögen ungleich verteilt sind.


Und DEM widersprach ich. Die Realität zeigt da, das es eine ausreichende Zahl von Käufern gibt. :)

mfg
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Realist2014 »

ExchangeIdeas hat geschrieben:(16 Feb 2021, 22:29)

Okay, dann muss es wohl Einbildung sein. Aber wieso haben sich dann die Arbeitsbedingungen in Bereichen wie bei Busfahrern, Flugbegleitern, Pflegekräften, Zeitarbeitern und co. verschlechtert?
Weil Löhne Kosten sind deswegen in den Branchen, wo die Wertschöpfung für die Unternehmen gering ist, nur so hoch sein können wie sie sind.
In anderen Branchen sind die Löhne &Gehälter ja dementsprechend hoch
Mir erzählen manche Leute aus solchen Branchen, dass sie überlegen ob es nicht angenehmer wäre eine Zeit lang vom Staat zu leben als so viele Steuern zu zahlen.
Niedriglöhner zahlen kaum Steuern auf ihre Einkommen.... ( weniger als 10%)
"Laut aktuellem Paritätischen Armutsbericht hat die Armutsquote in Deutschland mit 15,9 Prozent (rechnerisch 13,2 Millionen Menschen) einen neuen traurigen Rekord und den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung erreicht."
https://www.der-paritaetische.de/presse ... ekordhoch/
Da geht es um relative Armutsgefährdung
Wir müssen nicht mehr umverteilen, wir brauchen fairere Löhne,

Haben wir- angemessen in Bezug auf die Wertschöpfung des jeweiligen Unternehmens und der Tätigkeit
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Maikel »

ExchangeIdeas hat geschrieben:(16 Feb 2021, 20:17)

Weil die Finanzwirtschaft von der Realwirtschaft entkoppelt wurde. Das Geld wird nicht mehr auf den Markt geworfen, besonders das neu gedruckte landet in überbewerteten Aktien.
Das Geld bleibt aber nicht in den Aktien stecken.
Die Ansicht, daß man Geld "in Aktien steckt", basiert auf der persönlichen Perspektive.

Das Geld mit dem Aktien gekauft werden, geht an den Verkäufer der Aktien. Der dieses Geld dann in die Realwirtschaft "werfen" kann.
Auch wenn er das Geld z.B. "in eine Immobilie" steckt, wird es dort nicht eingemauert, sondern geht an den Verkäufer der Immobilie. Im Fall von Neubauten geht ein großer Teil des Geldes an die Bauarbeiter und Handwerker.
(So bald mehr auf dem Markt kommt, werden wir eine Inflation erlebten (seriöse Quellen sagen z.B. vielleicht 5%, garantieren kann ich das nicht, aber die Argumente klangen logisch).
Inflation entsteht, wenn eine größere Geldmenge auf ein nicht (genügend) erweiterbares Angebot trifft.
In Zeiten hoher europäischer und weltweiter Arbeitslosigkeit kann aber das Angebot an Gütern und Dienstleistungen kurz- bzw. mittelfristig leicht an eine steigende Nachfrage angepasst werden. Dazu kommt, daß dank Automatisierung von vielen Produkten ohne viel Mehraufwand eine größere Stückzahl produziert werden kann.

Ich hoffe, für dich klingen meine Argumente zumindest auch logisch.
Die menschliche Sprache ist einzigartig, aber nicht eindeutig.
Jeder Versuch, sich mitzuteilen, kann nur mit dem Wohlwollen der anderen gelingen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

Skull hat geschrieben:(16 Feb 2021, 08:43)

Nur ein einziger Punkt -mal wieder- aus Deinem ellenlangen Text herausgegriffen.

Die Beitragsbemessungsgrenzen gelten für JEDEN.
Also nicht nur für (Super) Reiche, sondern genauso für den wohlhabenden Mittelständler
und ebenso für den gutverdienenenden Arbeitnehmer.

Wer bei jährlichen Grenzen von 58.050,00 EUR (64.350,00 EUR) und 80.400,00 EUR solche (Deine) Aussagen macht,
sollte sich mal fragen, was er damit aussagen (suggerieren) will.

Erzähle mal den Facharbeitern und gutverdienenden Angestellten, sie zählen (bei Dir) zu den Superreichen.
Ebenso die Vielzahl der kleinen Selbständigen und freien Berufe,
die sogar unterhalb dieser Beitragsbemessunggrenzen in private Systeme einzahlen und sich Deiner Meinung nach ... entziehen.

mfg
Kurz gesagt ist dein Einwurf zur Beitragsbemessungsgrenze irrelevant, weil die Relevanz der Beitragsbemessungsgrenze steigt, je größer die Einkommen sind.

Im Übrigen zählen bei mir keine Facharbeiter zu den Superreichen - die Beitragsbemessungsgrenze aber und die Umverteilung in den Sozialsystemen bewirken, dass sich der Finanzierungsbeitrag der Superreichen anteilig sogar reduziert, während gerade die von dir angesprochene Gruppe überproportional belastet wird.

Ich wäre wirklich gespannt, was ein gutverdienender Arbeitnehmer sagen würde, wenn er ein paar hundert oder gar tausend Euro im Jahr mehr hätte, weil die Superreichen ihren Beitrag zur Staatsfinanzierung anteilig leisten....und die anderen die du genannt hast kannst du gleich mit fragen - all diese gehören nicht zu den Superreichen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Realist2014 »

Atue001 hat geschrieben:(17 Feb 2021, 21:55)

Kurz gesagt ist dein Einwurf zur Beitragsbemessungsgrenze irrelevant, weil die Relevanz der Beitragsbemessungsgrenze steigt, je größer die Einkommen sind.

n.
Da die RV und die AV nur Arbeitnehmer ist, können Selbständige ( auch die bösen Superreich) da gar nicht einzahlen.

Selbst wenn das möglich wäre, würden dann ja gemäß den sehr hohen Beiträgen diesen auch sehr hohe Leistungen ( Rente) gegenüberstehen.
Was wäre dann "gewonnen"?

Bei der GKV und auch der Pflegeversicherung wurde dir schon mehrfach erläutert, dass eine Aufhebung der BBBG gar nicht möglich ist, weil es eine Versicherung ist wo die Beitragshöhe in einer Relation zur Leistung stehen muss.
Sonst ist es keine Versicherung mehr, sondern wäre eine Steuer.
Da wir aber auch noch die PKV haben, ist das sowieso keine Option.
Ich wäre wirklich gespannt, was ein gutverdienender Arbeitnehmer sagen würde, wenn er ein paar hundert oder gar tausend Euro im Jahr mehr hätte, weil die Superreichen ihren Beitrag zur Staatsfinanzierung anteilig leisten
das machen sie ja.

Nach wie vor fehlt deine Darstellung, dass dieses nicht der Fall ist.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

Atue001 hat geschrieben:(15 Feb 2021, 23:59)

Danke für diese Aufzählung - all das ist mir soweit bekannt. Im Detail ist es etwas komplizierter. Das vor allem, weil der Staat längst nicht so trennscharf zwischen Beiträgen und Steuern differenziert, wie man den Eindruck haben könnte. Ein Beispiel dafür sind steuerfinanzierte Anteile zu den Sozialversicherungen, die der Staat beispielsweise für Hartz IV-Empfänger einzahlt. Dies tut er auf einem sehr niedrigen Niveau. Damit fällt aber die Last der sozialen Umverteilung aus dem Steuersystem dort nur zu einem niedrigen Anteil an, während die weitere soziale Umverteilung im Beitragsfinanzierten Sozialsystem nur innerhalb der Beteiligten erfolgt. Hier aber sind Superreiche durch die Deckelung der Beitragsbemessungsgrenze nur mit einem maximalen Beitrag beteiligt, wenn sie sich nicht gänzlich dem System durch Abwanderung in das parallel existierende private System entziehen.
Ja, da sich die Höhe der Rente an den bezahlten Beiträgen orientiert, wäre es da hilfreich, wenn ein Reicher ganz viel einbezahlt und dann ganz viel Rente bekommt? 1/3 der Rente kommt eh aus Steuern und Steuern kommen ja von den Reichen. Über den Weg finanziert der Reiche das ja mit.
Weil aber der Staat gerade nicht trennscharf zwischen den Finanzierungsaufgaben und den Systemen unterscheidet, ist gerade nicht richtig:



Denn diese Aussage wäre nur dann korrekt, wenn die Umverteilung vollständig (oder zumindest im Wesentlichen) über das Steuersystem finanziert würde, was aber nicht der Fall ist.
Wesentliche Umverteilungsaufgaben insbesondere bei der Kranken- und Pflegeversicherung finden innerhalb dieser Versicherungen statt.
Trennscharf wäre es, wenn man den alten Liberalen und zeitweilig auch CDU-gestützten Vorschlag der Kopfpauschale wieder aufgreifen würde. Die Begründung dafür ist ein leichtes - der Beinbruch des Superreichen kostet bei normaler Behandlung das gleiche wie der Beinbruch des Bettlers......

Problem bei der Kopfpauschalen ist aber, dass sich im heutigen Steuer- und Einkommenssystem dann nicht jeder mehr eine Krankenversicherung leisten könnte. Das wird derzeit über die sozialen Komponenten der GKV ausgeglichen (Familienversicherung, prozentualer Beitrag vom Einkommen.....) was aber ein ziemlich grobes Ausgleichsinstrument ist, im Vergleich mit dem wesentlich feineren Instrument der Einkommenbesteuerung, bei der man Sonderbelastungen absetzen kann, was in der GKV nicht so ohne weiteres geht.....
Aha. Wenn sich der Hartz4ler die Kopfpauschale nicht leisten kann, wie kann er sich heute den Versicherungsbeitrag leisten? Ich persönlich bin der Meinung, dass die Umverteilung primär über Einkommens- und Umsatzsteuer erfolgen sollte und fertig. Wenn einem die Reichen dann zu reich wären, Einkommenssteuer hoch und wenn zu sehr ausgenommen, dann runter. Fertig. Da muss man nicht zig unterschiedliche Punkte nehmen.

Ich meine, wenn ein Reicher für nen Döner 4€ bezahlt und der Hartz4ler auch, ist das unfair? Sollte man da auch eingreifen? Antwort: Nö. Denn die Umverteilung findet ja über die Einkommenssteuer statt.
De facto liegst du falsch mit deiner These, dass man die Steuern der Superreichen senken müsste. Du berücksichtigst ca. 50% der Zahlungen eines typischen Haushalts an den Staat einfach nicht. Das kann man sicherlich machen - wird ja derzeit auch gemacht. Doch genau das führt dazu, dass man zu der These kommt, dass Superreiche zu viel zur Staatsfinanzierung beitragen.....während sie gleichzeitig regelmäßig Jahr für Jahr in der Lage sind, ihr Vermögen überproportional zu steigern, im Vergleich zur Allgemeinheit.

Dazu kommt auch noch, dass gerade bei Superreichen einige Einkommen recht pauschal versteuert werden - also beispielsweise mit 25%. Würden sie die entsprechenden Einnahmen aber entsprechend dem normalen Einkommen anderer Menschen versteuern müssen, dann läge der notwendige Steuersatz gerade bei Superreichen näher an 45% denn an 25%. Das verzerrt das Gesamtbild deutlich.
Wie gesagt: Hol dir mal ein Unternehmen und erwirtschafte 1Mio.€ Gewinn und kauf davon ne Yacht. Deine Yacht darf dann etwa 500 000€ kosten, denn der Rest geht als Steuer in Form von Einkommenssteuer(Abgeltungssteuer), Körperschaftssteuer, Gewerbesteuer weg.
BMW bezahlt erst 30% Steuern und auf den Rest fallen 25% Abgeltungssteuer an.
Und schließlich kommt noch hinzu, dass Superreiche teile ihres Vermögens einfach in Vermögensgegenstände investieren. Nett, dass sie diese besitzen.....mit ihrem Besitz entziehen sie diese aber auch der Allgemeinheit. Das ist nicht schlimm - aber es ist Fakt. Und dafür zahlen sie einmalig Steuern beim Kauf - danach nie wieder, auch wenn sie das Vermögen auf Jahrzehnte und Jahrhunderte über Generationen hinweg der Allgemeinheit entziehen. (Die Erbschaftssteuer hat so hohe Freibeträge, dass sie dieses Ungleichgewicht kaum ausgleichen kann.)
Auf Luxusgüter kann man gerne eine Luxussteuer erheben. zB. wenn eine Villa 5Mio. kostet, zahlt man nochmal 5Mio. Steuern drauf. Das Problem ist nur, dann kauft er das Grundstück extra, den ersten Stock extra etc., um über Freibeträge die Luxussteuer zu umgehen. Aber es wäre erwünschenswert, wenn ein überartiger Konsum der Reichen höher besteuert würde. Ist aber schwer umzusetzen.
Nein - deine Rechnung ist verquert, weil du auf dem Auge der sozialen Sicherungssysteme als Gesamtstaatliche Ausgaben blind bleibst.

Rechnest du diese mit ein, geht dir ein Licht auf.

Mit einrechnen müsstest du sie auch dann, wenn man konsequent alle Umverteilungsaufgaben aus den beitragsfinanzierten sozialen Sicherungssytemen in das Steuersystem verlagern würde.
Nö. Ich berücksichtige die Steuern, die ich bzw. mein Haushalt bezahlt und was ich aus Steuern bekomme. Den Gebühren und Sozialversicherungsbeiträgen steht eine direkte Leistung gegenüber. Bezahlt ein Einkommensmillionär nun 20% seines Einkommens in die Rentenversicherung, bekommt er x% Rente von seinem Einkommen. Davon profitiert keiner. Bei der Krankenversicherung schon, aber was ist mit KFZ-Versicherung? Risikolebensversicherung? Private Haftpflicht?

Wie unfair ist es, dass ein Einkommensmillionär für einen Tesla Model 3 5% seines Bruttoeinkommens bezahlen muss und ich ein normaler Ingenieur 100% seines Bruttoeinkommens? Fair wäre es doch, wenn der Einkommensmillionär 200 oder 300% seines Einkommens dafür bezahlt, oder?
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

ExchangeIdeas hat geschrieben:(16 Feb 2021, 20:17)
Ich finde die Beiträge von Atue001 spannend, weil ich ähnliche Gedanken habe. Schauen wir uns mal die Situation in den USA – dem liberalsten Markt der Welt. Viele Experten sagen, dass Trump nur so erfolgreich ist, weil es so viel Armut in dem Land gibt. Es sterben täglich Menschen in den Straßen, obwohl es das reichste Land der Welt ist. Fast alle Beiträge von Professoren kritisieren diese Entwicklung. Aber die Finanzindustrie ist zu stark. Das Land steckt mit seiner Demokratie in der Krise.
https://inequality.org/facts/income-inequality/
Ich verstehe nicht mehr wie irgendwer daran zweifeln kann, dass mehr nach unten verteilt werden muss?
Mir hat man eine leitende Position bei Amazon für 34.000 Euro angeboten. Hat sich jemand angeschaut wie die Arbeitsbedingungen dort sind? Selbst für das doppelte hätte ich abgelehnt. Wer möchte schon ein Team motivieren, welches unterbezahlt und unzufrieden ist? Das ist kein Geld der Welt wert.
Es kommt immer drauf an, wo man hinschaut. Den größten Einkommens- und Vermögensunterschied gibt es zwischen Jung und Alt. Und das Medianeinkommen in den USA ist nun mal ziemlich hoch, was eben bedeutet, dass es nicht stimmt, dass es nur einer reichen Elite gut ginge. Der Mindestlohn bei Amazon oder McD liegt inzwischen bei etwa 15Dollar die Stunde.
https://en.wikipedia.org/wiki/Household ... ted_States
Hier kannst du auch mal rumklicken:
http://www.worldsalaries.org/
Die Aktiengesellschaften stehen unter einem so hohen Druck, dass alles getan wird um noch den letzten Cent aus dem kleinen Mitarbeiter herauszuquetschen. Das klingt vielleicht etwas unfreundlich ausgedrückt, dies ist aber eine Tatsache. Das erlebe ich selber jeden Tag.
An sich sind Aktien toll, man kann gut Geld damit verdienen. Aber die Machtverteilung ist ungesund. Kapitalismus soll der Mehrheit dienen, nicht Minderheiten. Es streitet niemand ab, dass Unternehmensgründer ihre Lorbeeren genießen sollen.
Es gibt bloß folgende Probleme:
1.) Investment Banken machen große Geschäfte in dem sie Firmen unter Druck setzen mehr Gewinn zu erwirtschaften, sprich es wird rationalisiert. 40% der Aktien werden von institutionellen Anlegern gehalten, die entsprechende Macht haben in den Vorständen (Quelle eine Studie der OECD, wenn es jemanden interessiert suche ich diese raus).
Ja zB. Blackrock oder Vanguard. Ich hab ETFs von denen. Das Ziel einer AG ist natürlich, für ihre Eigentümer eine möglichst hohe Rendite zu erzielen. Dass man das erreicht, wenn man möglichst wenig bezahlt, bezweifle ich stark. Bezahlt man weniger als die Konkurrenz, bekommt man logischerweise auch weniger produktive Mitarbeiter. Löhne richten sich nach Angebot und Nachfrage und nicht nach Gutdünken der Arbeitgeber. Manche Tätigkeiten sind schlichtweg wertvoller als andere, und manche werden wertvoller oder weniger wertvoll. (wertvoll im Sinne von Produktivität). Auf der andere Seite beeinflusst das genauso den letztlichen Preis, den Konsumenten bezahlen. Was zählt ist nicht ein Lohn in Euro, sondern was man von einem Lohn kaufen kann.
Ein Liter Benzin hat 1950 nur 56Eurocent gekostet, aber wie lange musste man dafür arbeiten?
2.) Corona beschleunigt das aussterben des Mittelstandes = Arbeitsplätze werden dadurch weniger, sowie Steuern. Wer nur zu MC Donalds Löhnen zahlt, gibt auch weniger Steuern ab.
3.) Der EU fehlt eine Billionen an Steuereinnahmen wegen Steuerhinterziehung.
Also das ist immer eine Milchmädchenrechnung. Wenn man jemanden 100€ an Steuern wegnimmt, dann hat dieser 100€ weniger. Ein Unternehmen kann mit 100€ Löhne bezahlen oder an den Fiskus abdrücken. Oder es geht an den Aktionär. Ich hab zB. Amazonaktien, die gut gelaufen sind. Die helfen mir bzw. meiner Familie, nun ein Eigenheim kaufen zu können. Man könnte das auch wegbesteuern, dann hat der Staat mehr Geld und ich weniger. Und dann? Gibt mir der Staat dann diese 100€ und feiert sich als Heilsbringer, der es den bösen Konzernen gezeigt hat?
Werden diese Probleme nicht gelöst, dann werden wir weniger Geld haben und Kriminalität und Korruption werden steigen. Ein Vorgeschmack könnten Griechenland oder Spanien sein (40% der Jüngeren finden keine Arbeit). Es wird wohl nicht ganz so schlimm werden, jedoch deutlich ungemütlicher.

Wir haben einerseits ineffektive Angestellte beim Staat und den Staat in D., der viele Steuergelder für Quatsch ausgibt. Andererseits wird an anderen Ecken durch Privatisierung alles so profitable wie möglich gemacht. Das heißt es werden immer mehr Dinge für den Arbeitnehmer abgebaut (Gehalt, Urlaubstage, etc.).
Warum redest du Profitabilität schlecht? Was ist der Gewinn eines Unternehmens. Naja, ein Unternehmen kauft zu Marktpreisen Input ein. Dazu zählen Güter von anderen Unternehmen, Strom, Arbeitskräfte etc. Das Produkt daraus wird ebenfalls zu Marktpreisen verkauft. Und die Differenz ist der Gewinn. Also der Wert des Outputs minus der Wert des Inputs = Gewinn. Je höher der Gewinn, desto höher der Wertzuwachs. Wenn du der Ansicht bist, dass Unternehmen ja einfach weniger Lohn bezahlen können und es ja ein Nobrainer wäre, da einen Gewinn zu erzielen, dann go for it. Nimm deine Lebensersparnisse und steck sie in ein Unternehmen. Wenn du einen Verlust erzielen solltest, zahl doch einfach weniger Lohn. Du wirst schnell merken, dass das nicht geht.

Ich denke, das reicht als Antwort erstmal.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

Maikel hat geschrieben:(17 Feb 2021, 08:50)
Inflation entsteht, wenn eine größere Geldmenge auf ein nicht (genügend) erweiterbares Angebot trifft.
Wie zB. bei Aktien oder Immobilien. Die Inflation bzgl. Immobilien lag in Deutschland letztes Jahr zB. 8,5%
https://de.statista.com/statistik/daten ... utschland/
In Zeiten hoher europäischer und weltweiter Arbeitslosigkeit kann aber das Angebot an Gütern und Dienstleistungen kurz- bzw. mittelfristig leicht an eine steigende Nachfrage angepasst werden. Dazu kommt, daß dank Automatisierung von vielen Produkten ohne viel Mehraufwand eine größere Stückzahl produziert werden kann.
Quasi ein free lunch. Also gibt es das doch! Zum Glück...
Ich hoffe, für dich klingen meine Argumente zumindest auch logisch.
Nun ja, die Inflation sieht man aktuell da, wo auf die niedrigen Zinsen reagiert wird. Und das ist nicht im Supermarkt oder Einzelhandel.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

franktoast hat geschrieben:(18 Feb 2021, 14:48)

Ja, da sich die Höhe der Rente an den bezahlten Beiträgen orientiert, wäre es da hilfreich, wenn ein Reicher ganz viel einbezahlt und dann ganz viel Rente bekommt? 1/3 der Rente kommt eh aus Steuern und Steuern kommen ja von den Reichen. Über den Weg finanziert der Reiche das ja mit.
Sagen wir es mal so: Wieso muss es in der Rentenversicherung eine Beitragsbemessungsgrenze geben?
Es sind gerade solche eigentlich unnötige Besonderheiten für mal diese und mal jene Gruppe, die das ganze System schwer durchschaubar, und damit auch im Sinne eines gerechten Umgangs fehleranfällig machen. Ein einheitliches Rentensystem nach Umlage für alle - was sollte daran schlecht sein?
Aha. Wenn sich der Hartz4ler die Kopfpauschale nicht leisten kann, wie kann er sich heute den Versicherungsbeitrag leisten?
Kann er doch gar nicht. Den zahlt der Staat für ihn. Nur: Der Staat zahlt nicht den Maximalbeitrag.....sondern einen ziemlich niedrigen. Der liegt deutlich unterhalb dessen, was eine Kopfpauschale kosten müsste - was damit bedeutet, dass der soziale Ausgleich bezüglich der KV innerhalb der GKV-Versichertengruppe passiert. Menschen, die in der PKV sind, nehmen an dieser Umlage nicht teil. Auch hier wäre allein schon eine einheitliche Regelung für Alle hilfreich.
Ich persönlich bin der Meinung, dass die Umverteilung primär über Einkommens- und Umsatzsteuer erfolgen sollte und fertig. Wenn einem die Reichen dann zu reich wären, Einkommenssteuer hoch und wenn zu sehr ausgenommen, dann runter. Fertig. Da muss man nicht zig unterschiedliche Punkte nehmen.

Ich meine, wenn ein Reicher für nen Döner 4€ bezahlt und der Hartz4ler auch, ist das unfair? Sollte man da auch eingreifen? Antwort: Nö. Denn die Umverteilung findet ja über die Einkommenssteuer statt.
Da sind wir einer Meinung - Umverteilung gehört ins Steuersystem, nicht in die Sozialsysteme.
Wie gesagt: Hol dir mal ein Unternehmen und erwirtschafte 1Mio.€ Gewinn und kauf davon ne Yacht. Deine Yacht darf dann etwa 500 000€ kosten, denn der Rest geht als Steuer in Form von Einkommenssteuer(Abgeltungssteuer), Körperschaftssteuer, Gewerbesteuer weg.
BMW bezahlt erst 30% Steuern und auf den Rest fallen 25% Abgeltungssteuer an.
Das sagt nur wenig aus - entscheidend ist die Ausgangsthese, bei der ich dabei bleibe, dass nach gängigen öffentlichen Statistiken die Superreichen anteilig zur Staatsfinanzierung weniger beitragen, als beispielsweise Reiche oder auch nur wohlhabende Mittelständler.

Angenommen diese Statistiken wären falsch - dann fände ich es noch immer fair, das Anteiligkeitsprinzip zu verwenden.
Das Problem ist nur, wenn du die unteren 9 Dezile nach Vermögen oder auch nach Einkommen befragst und mitmisst, kommt immer das gleiche raus - wenn man das Anteiligkeitsprinzip anwendet, zahlen sie zu viel Steuern und Abgaben. Also muss es irgendwo jemanden geben, der zu wenig zahlt, sonst geht das nicht auf.

Das Anteiligkeitsprinzip ist für mich übrigens auch ein Grund, warum ich gegen einen Corona-Beitrag für Superreiche bin - denn hier bleibe ich konsequent: die Lasten sollten gleichmäßig verteilt werden. Das wäre nach dem Anteiligkeitsprinzip gegeben, aber nicht wenn man lediglich Reiche und Superreiche mit einem Corona-Einmalbetrag o.ä. belastet. WENN die Superreichen (wie ich es aussage) zu wenig zur Staatsfinanzierung beitragen, dann ist es richtig, dass dieser Missstand beseitigt wird. Das kann aber kein Einmalbeitrag leisten. Wenn sie zu viel zur Staatsfinanzierung beitragen (so verstehe ich deine Beiträge), kann es nicht richtig sein, dass ausschließlich sie die Mehrbelastung für Corona tragen sollen.
Auf Luxusgüter kann man gerne eine Luxussteuer erheben. zB. wenn eine Villa 5Mio. kostet, zahlt man nochmal 5Mio. Steuern drauf. Das Problem ist nur, dann kauft er das Grundstück extra, den ersten Stock extra etc., um über Freibeträge die Luxussteuer zu umgehen. Aber es wäre erwünschenswert, wenn ein überartiger Konsum der Reichen höher besteuert würde. Ist aber schwer umzusetzen.
Da bin ich leidenschaftslos - tendenziell negativ eingestellt. Mir erschließt sich nicht so richtig, warum man einige Güter mit 7%, andere mit 19% besteuert - und dann vielleicht mit einer Luxussteuer wieder andere mit 25% oder noch mehr....das verzerrt nur die Märkte.
Nö. Ich berücksichtige die Steuern, die ich bzw. mein Haushalt bezahlt und was ich aus Steuern bekomme. Den Gebühren und Sozialversicherungsbeiträgen steht eine direkte Leistung gegenüber. Bezahlt ein Einkommensmillionär nun 20% seines Einkommens in die Rentenversicherung, bekommt er x% Rente von seinem Einkommen. Davon profitiert keiner. Bei der Krankenversicherung schon, aber was ist mit KFZ-Versicherung? Risikolebensversicherung? Private Haftpflicht?
Das steht dir natürlich frei. Den Hinweis, dass du im Minimum bei der GKV und PKV aber Umverteilung mitfinanzierst, solltest du dennoch mal durchdenken. Umverteilung gehört ins Steuersystem - schon auch deshalb, weil das Steuersystem individuelle Belastungen deutlicher austariert, als das das Sozialsystem bei der GKV und der PKV macht. Man kann das ausblenden - dann sieht man halt auch nicht alles und kommt zu Schlussfolgerungen, die andere sind, wenn man das Ganze ins Blickfeld nimmt.
Wie unfair ist es, dass ein Einkommensmillionär für einen Tesla Model 3 5% seines Bruttoeinkommens bezahlen muss und ich ein normaler Ingenieur 100% seines Bruttoeinkommens? Fair wäre es doch, wenn der Einkommensmillionär 200 oder 300% seines Einkommens dafür bezahlt, oder?
Sozialismus kannst du gerne einführen - mich bekommst du dafür nicht. Wenn du Gleichmacherei weglässt, darf ein Reicher sich auch mehr leisten können als einer, der weniger hat. Wenn du Gleichmacherei weglässt, aber die Gerechtigkeit nicht vergisst, musst du Spitzen ausgleichen, indem du umverteilst oder Spitzen kappst. Letzteres halte ich für den falschen Ansatz. Umverteilung gehört ins Steuersystem. Umverteilung sollte nach einem gerechten Schlüssel organisiert werden. Mein Vorschlag dafür ist, die Staatsfinanzierung (und das beinhaltet auch die Finanzierung der Sozialsysteme mit, solange in diesen umverteilt wird) sollte entsprechend der Vermögensverteilung anteilig organisiert werden.

Diese Grundthese halte ich für einen gerechten Finanzierungsansatz. Was dann finanziert werden soll, entscheidet man in einer Demokratie über Mehrheiten. Je mehr finanziert wird, desto mehr müssen dann auch alle an Belastung tragen. Damit kippen solche Forderungen hin zu einem eher gerechteren Ansatz von realistischen Ansätzen, was ein Staat finanzieren und leisten soll. Das pendelt sich dann insgesamt auf ein gerechtes Maß ein - aber ganz gleich was alles dazu zählt - die Finanzierung bleibt gerecht.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

Atue001 hat geschrieben:(18 Feb 2021, 23:06)

Sagen wir es mal so: Wieso muss es in der Rentenversicherung eine Beitragsbemessungsgrenze geben?
Es sind gerade solche eigentlich unnötige Besonderheiten für mal diese und mal jene Gruppe, die das ganze System schwer durchschaubar, und damit auch im Sinne eines gerechten Umgangs fehleranfällig machen. Ein einheitliches Rentensystem nach Umlage für alle - was sollte daran schlecht sein?
Ich versuch es nochmal. Wenn wir die Beitragsbemessungsgrenze abschaffen, dann zahlt der Reiche ganz viel ein und bekommt ganz viel. Die Höhe der Rente orientiert sich daran, was man einbezahlt hat.
Nehmen wir an, der Reiche bezahlt nicht 14 000€ ein und bekommt nicht 3000€ Rente, sondern er bezahlt 140 000€ ein und bekommt 30 000€ pro Monat. Wenn er stirbt, bekommt seine Frau die 30 000€ Rente. Was wäre daran besser? Die anderen bekommen davon ja nix. Die Beitragsbemessungsgrenze bei Arbeitslosen- und Rentenversicherung besteht, weil man davon ausgeht, dass über einem bestimmten Grad der Reiche selber für seine Rente sorgen kann. Wenn du einfach nur willst, dass der Reiche mehr einbezahlt, aber keine entsprechend hohe Rente bekäme, dann wäre das so wie der aktuelle Zuschuss über Steuern. Jacke wie Hose.

Kann er doch gar nicht. Den zahlt der Staat für ihn. Nur: Der Staat zahlt nicht den Maximalbeitrag.....sondern einen ziemlich niedrigen. Der liegt deutlich unterhalb dessen, was eine Kopfpauschale kosten müsste - was damit bedeutet, dass der soziale Ausgleich bezüglich der KV innerhalb der GKV-Versichertengruppe passiert. Menschen, die in der PKV sind, nehmen an dieser Umlage nicht teil. Auch hier wäre allein schon eine einheitliche Regelung für Alle hilfreich.
Ob der Staat nun Kopfpauschale oder etwas anderes zuschießt, macht das Kraut nicht fett.
Da sind wir einer Meinung - Umverteilung gehört ins Steuersystem, nicht in die Sozialsysteme.
Verstehe ich nicht. Du möchtest doch, dass der Reiche mehr in die Sozialversicherungskassen einbezahlt und das sind keine Steuern.
Das sagt nur wenig aus - entscheidend ist die Ausgangsthese, bei der ich dabei bleibe, dass nach gängigen öffentlichen Statistiken die Superreichen anteilig zur Staatsfinanzierung weniger beitragen, als beispielsweise Reiche oder auch nur wohlhabende Mittelständler.
Nö, das stimmt nicht. Gebühren und Beiträge sind keine Steuern. Und wie gesagt: Es zählt, was man einbezahlt und rausbekommt. Ein Durchschnittsverdiener bezahlt zwar 20% seines Arbeitsentgelts in die Rentenversicherung, bekommt aber auch 40%(?) Rente. Der Reiche bezahlt vlt. 1% ein und bekommt dann 2% Rente von seinem Einkommen.
Wenn ich mal einen Bonus bekomme und die normalen Abzüge abzugezogen werden, weiß ich auch, dass ich nun etwas mehr Rentenpunkte hab und somit auch mein Anspruch auf die Rente steigt bzw. ich im Fall von Arbeitslosigkeit mehr bekomme. Steuern sind etwas anderes. Bezahlt ein Reicher 45% Steuern auf einen Bonus, ist das einfach weg. Bezahle ich 25% in die Rente und 20% Steuern, sind 20% Steuern weg. Die Beiträge in die Krankenversicherung und Pflegeversicherung sind auch weg. Die in die Rente und ALG nicht.

Da bin ich leidenschaftslos - tendenziell negativ eingestellt. Mir erschließt sich nicht so richtig, warum man einige Güter mit 7%, andere mit 19% besteuert - und dann vielleicht mit einer Luxussteuer wieder andere mit 25% oder noch mehr....das verzerrt nur die Märkte.
Weil ich eben anders denke. Das Problem ist nicht, dass wenige ganz viel haben, sondern wenn wenige ganz viel Konsum haben. Würde die oberen 10% 50% des Konsums für sich beanspruchen, wäre das deutlich schlimmer. Es geht letztlich darum: Das BIP in Deutschland beträgt etwa 3 Billionen in Form von Gütern. Wer nutzt diese?
Falls ein Superreicher 100Mrd. aufm Konto hat, aber ein Haus, Auto und Lebensstil wie wir beide hat, wo wäre das Problem?

Gedankenexperiment: Stell dir vor, es gibt eine Person, die alle Produktionsmittel besser steuern kann als jede andere Person. Sogar noch weiter, dass die Person auch alle Wohnhäuser, Wohnungen, Gold etc. besser steuern kann als jede andere Person. Nun gehört der Person alles, das heißt alle Leben zur Miete. Alle anderen Personen haben nur kurzfristig Vermögen in Form von Lohn, welches sie schnell wieder aufbrauchen. Die eine Person hätte 100% des Vermögens. Aber diese eine Person lebt wie du und ich. Gleich großes Haus, gleiches Auto, gleich viel Reisen, gleiche Lebensmittel etc.
Die Person hätte zwar 100% von allem Vermögen, aber bei einer Weltbevölkerung von 8Mrd. nur 1/8Mrd.stel des Konsums. Der Durchschnittskonsum läge bei zB. 5000€ pro Person mit heutiger Kaufkraft.

Nun, wenn wir der Person nun die Vermögenswerte wegnähmen und andere die Unternehmen steuerten, würde der Output sinken. Der Durchschnittskonsum würde auf 4000€ sinken. Wäre das besser?

Es ist ein Gedankenexperiment von einem Extrem. In der Praxis ist keine einzige Person in allem besser, aber es gibt Personen, die Unternehmen besser steuern als andere. Es gibt Menschen, die sich auf Unternehmenssteuerung spezialisiert haben und diese auch besitzen. So what?
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Skull »

Atue001 hat geschrieben:(18 Feb 2021, 23:06)

Sagen wir es mal so: Wieso muss es in der Rentenversicherung eine Beitragsbemessungsgrenze geben?

Es sind gerade solche eigentlich unnötige Besonderheiten für mal diese und mal jene Gruppe,
die das ganze System schwer durchschaubar,
und damit auch im Sinne eines gerechten Umgangs fehleranfällig machen.

Ein einheitliches Rentensystem nach Umlage für alle - was sollte daran schlecht sein?
Was ist daran denn nicht überschaubar ?

Beitragsbemessungsgrenze bedeutet Maximaler Beitrag, und somit (bei AV und RV) maximale Gegenleistung.
Ist doch ganz einfach.

Abschaffung dieser Grenzen bedeutet ja höhere Einzahlung und höhere Ansprüche.
Da sind wir einer Meinung - Umverteilung gehört ins Steuersystem, nicht in die Sozialsysteme.
Was bedeutet SOZIALsystem wohl ?

Du kritisierst Beitragsbemessungsgrenzen, möchtest aber dann, gekappte Leistungen (für Wohlhabendere)
Da wäre dann nicht mehr eine (die) Sozialversicherung sondern eine (quasi) Sozial-Steuer.

Du kündigst damit die gesetzliche SozialVERSICHERUNG somit auf.

Wo ist eigentlich DEIN Problem, dass gerade in der gesetzlichen KV
die weniger-Wohlhabenden Vorteile von diesem Systems haben ?
(Beiträge vom Einkommen statt feste kostendeckende Beiträge, Familienversicherung etc.)
Wo ist Dein Problem, dass sogar in der RV, weniger-Einzahlende Vorteile von dem System haben ?
(Mütterrente, Kinderzeiten, Witwen- und Waisenrente, Mindestrente etc.)

und ... was hat das alles mit dem Thema SPAREN war gestern zu tun ? :?:

mfg
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Realist2014 »

Atue001 hat geschrieben:(18 Feb 2021, 23:06)

t. Menschen, die in der PKV sind, nehmen an dieser Umlage nicht teil. Auch hier wäre allein schon eine einheitliche Regelung für Alle hilfreich.
.
Nö, da wäre gar nichts "hilfreich".

Die PKV gibt es schon längwer als die GKV und die wird auch bleiben.

Da ist der Beitrag - wie in der Schweiz - eben nicht vom Einkommen bis zur BBG abhängig


Da diese aber im Alter dann relativ höher sind als in der GKV, müssen die Betroffenen natürlich dafür "sparen", um die Kurve zum Thema hier zu bekommen.

"Sparen" ist also immer....
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

Skull hat geschrieben:(19 Feb 2021, 14:37)

Was ist daran denn nicht überschaubar ?

Beitragsbemessungsgrenze bedeutet Maximaler Beitrag, und somit (bei AV und RV) maximale Gegenleistung.
Ist doch ganz einfach.

Abschaffung dieser Grenzen bedeutet ja höhere Einzahlung und höhere Ansprüche.


Was bedeutet SOZIALsystem wohl ?

Du kritisierst Beitragsbemessungsgrenzen, möchtest aber dann, gekappte Leistungen (für Wohlhabendere)
Da wäre dann nicht mehr eine (die) Sozialversicherung sondern eine (quasi) Sozial-Steuer.

Du kündigst damit die gesetzliche SozialVERSICHERUNG somit auf.

Wo ist eigentlich DEIN Problem, dass gerade in der gesetzlichen KV
die weniger-Wohlhabenden Vorteile von diesem Systems haben ?
(Beiträge vom Einkommen statt feste kostendeckende Beiträge, Familienversicherung etc.)
Wo ist Dein Problem, dass sogar in der RV, weniger-Einzahlende Vorteile von dem System haben ?
(Mütterrente, Kinderzeiten, Witwen- und Waisenrente, Mindestrente etc.)

und ... was hat das alles mit dem Thema SPAREN war gestern zu tun ? :?:

mfg
Was genau hat eigentlich dein Beitrag mit SPAREN war gestern zu tun ?

Wenn du Beiträge erstellen darfst, die damit nichts zu tun haben - warum sollten andere es nicht dürfen? [/End of ketzerischem Gedankengut]

Die Herleitung meines Beitrags aus dem Thema ergibt sich aus dem Verlauf der Diskussion. Wir können uns aber darauf einigen, dass weitergehende Überlegungen zu weit weg vom originären Zweck des Threads führen, und deshalb hier nicht weiter verfolgt werden dürfen. Deshalb werde ich dann auch auf deinen Beitrag hier nicht eingehen, auf den ich eingehen könnte, was aber wohl deiner Meinung nach zu weit weg vom Thema ist.....und dem beuge ich mich natürlich. An anderer Stelle gehe ich genauso gern aber auf deinen Beitrag ein - es ist nicht so, dass mir da nichts mehr einfallen würde. Wenn du also eine Verlagerung vorschlägst, könne wir das gerne machen. Ich ordne mich dabei auch gerne deinem Vorschlag unter, an welcher Stelle und in welchem Thread und mit welcher Überschrift man den Gedankenstrang weiter verfolgen soll/darf/kann. Die Hoheit liegt klar bei den Moderatoren.....
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Bielefeld09 »

z4ubi hat geschrieben:(04 Oct 2019, 16:32)

Ist nunmal mehr oder weniger Konsens unter den Notenbanken, dass die 2% eine genügend große Pufferzone bieten zur Nullzinnsgrenze (für geldpolitische Maßnahmen usw.).



Was und wie bezahlt der nordeuropäische Sparer genau? :D
Gar nicht: Er sammelt sein Geld.
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von aleph »

Atue001 hat geschrieben:(08 Feb 2021, 01:24)

Ich halte wenig von der überzogenen Hoffnung, dass es den guten Diktator gibt.
Natürlich gibt es mich. Das Problem liegt wo anders: es gibt für viele Probleme nicht DIE beste Entscheidung, sondern bestenfalls einen Kompromiss. Werden die einen durch ein Gesetz erleichtert/begünstigt, ist es nachteilig für die anderen Wähler. Vorteile einer Maßnahme kommen erst in Jahren zur Wirkung, wenn der Politiker bereits abgewählt wurde. EIn Politiker in einer Demokratie hat nicht nur verfassungsmäßige Einschränkungen, er darf sich außerdem auch nicht unbeliebt machen, sonst wird er nicht gewählt.
Auf dem Weg zum Abgrund kann eine Panne lebensrettend sein. Walter Jens
Besser schweigen und als Narr zu scheinen, als sprechen und jeden Zweifel zu beseitigen. Abraham Lincoln
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von ExchangeIdeas »

BlueMonday hat geschrieben:(16 Feb 2021, 21:17)

Mal zur Überprüfung deiner Logik halten wir fest: "Realwirtschaft" und "Finanzwirtschaft" sind entkoppelt. Entkoppeln heißt so viel wie, dass das eine nichts mehr mit dem anderen zu tun hat.
Dann monierst du aber wenig später am Beispiel Amazon, dass die Finanzwirtschaft enormen Druck auf die Realwirtschaft (hier im Amazon) ausübt, um das Letzte "herauszupressen". Nun schüttet Amazon nicht mal eine Dividende aus. Der Aktionär(Finanzwirtschaft) geht leer aus. Bleiben ihm nur noch Gewinne aus Kurspekulationen("Casino"). Die kommen aber nun im Wesentlichen durch die Geldmengenausweitung zustande, wie du selbst schreibst.
Da also das "Casino" nun entkoppelt ist, warum sollte es dann überhaupt Druck auf die "Realwirtschaft" ausüben? Was interessieren dann am Aktienmarkt noch fundamentale Entwicklungen?
Hieße dann auch, dass der Druck von der Amazonführung selbst bzw. der "Realwirtschaft" ganz klassisch ausgeübt wird.
Die Performance eines Unternehmens zählt natürlich schon. Amazon kann bessere Löhne zahlen ohne das die Aktie an Wert verlieren würde. Die Entkopplung bedeutet nicht, dass ein Unternehmen schlecht wirtschaften kann, dann treten Aktionäre auch aus.
Es gibt viele Beispiele für eine "entkoppelte Finanzwirtschaft" von der "Realwirtschaft". Gucken wir uns mal Tesla an. Es hat lange gedauert bis das Zocken mal geendet hat (Vergleiche andere Autoverkäufer und deren KGV + Aktienwert mit dem von Tesla). Tesla ist überbewertet und jetzt stürtzen sich alle auf Volkswagen. Ein anderes Beispiel ist der Bitcoin. Da steht kein reeller Wert da hinter. Ein weitere Beispiel ist Ayden. Wenigstens steckt noch mehr hinter Ayden steckt als hinter Wirecard. Meistens sind amerikanische Aktien überbewertet. Bei den deutschen Aktien kann man nicht so viel "zocken".
Der größte Hinweis ist die Finanzkrise 2008. Hast du dich mal mit den Dynamiken und den Ursachen beschäftigt? Die haben wir noch gut weggesteckt, das wird beider dieser Krise nicht der Fall sein.

Eine Tatsache ist das der Trend zur Leihzeitarbeit und Subunternehmen steigt. Gleichzeitig zahlen reiche Unternehmen keine vernünftigen Steuern. Es kann uns allen egal sein, wer eine gute Hand für Aktien hat oder einen guten Job, der wird weiterhin gut leben. Der Rest von Deutschland wird ärmer werden oder ist es schon. Wenn es keinen interessiert, dann verdient dieses Land genau diese Zukunft.
Einerseits gibt es die Korruption der Konzerne zur Steuerhinterziehung und andererseits die linke Ideologie des Sozialismus. Das verträgt sich nicht gut. So bald die Folgen von Corona einschlagen wird es einen Knall geben. Wir bauchen faire Steuerneinnahmen, mehr faire Arbeitsplätze und eine bessere Infrastruktur. Es gruselt mich was ich jeden Tag auf der Arbeit sehe und wie blind viele Leute sind. Europa verliert den Anschluss.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von ExchangeIdeas »

franktoast hat geschrieben:(18 Feb 2021, 16:39)

Wie zB. bei Aktien oder Immobilien. Die Inflation bzgl. Immobilien lag in Deutschland letztes Jahr zB. 8,5%
https://de.statista.com/statistik/daten ... utschland/


Quasi ein free lunch. Also gibt es das doch! Zum Glück...


Nun ja, die Inflation sieht man aktuell da, wo auf die niedrigen Zinsen reagiert wird. Und das ist nicht im Supermarkt oder Einzelhandel.
Schönes Beispiel, danke für die Erklärung.

franktoast hat geschrieben:(18 Feb 2021, 16:11)
Es kommt immer drauf an, wo man hinschaut. Den größten Einkommens- und Vermögensunterschied gibt es zwischen Jung und Alt. Und das Medianeinkommen in den USA ist nun mal ziemlich hoch, was eben bedeutet, dass es nicht stimmt, dass es nur einer reichen Elite gut ginge. Der Mindestlohn bei Amazon oder McD liegt inzwischen bei etwa 15Dollar die Stunde.
https://en.wikipedia.org/wiki/Household ... ted_States
Hier kannst du auch mal rumklicken:
http://www.worldsalaries.org/
"The wealth gap between America’s richest and poorer families more than doubled from 1989 to 2016."
https://www.pewresearch.org/fact-tank/2 ... n-the-u-s/

"The richest of 5% of Americans Own Two-Third of the Wealth"
https://inequality.org/facts/wealth-inequality/
Schaue die mal die 3te Graphik an. Kann man hier Bilder einfügen?

Die Einkommenverteilung wird immer krasser... auch in Europa.

Zu deinem Amazon Argument:
"While Amazon is paying more to its warehouse workers than Walmart pays its shelf-stockers, warehouse jobs typically pay much more than $15 per hour. Amazon is pulling off a trick where it appears to be paying more than its competitors, but the job in question is not the same as those it’s being compared to when we talk about Walmart. In other words, as Bloomberg recently put it in a headline, “Amazon Has Turned a Middle-Class Warehouse Career Into a McJob.”

In that December 2020 article, Bloomberg reported on how new Amazon warehouses drag down wages in the local area, even though the company is paying more than minimum wage. In New Jersey, for example, warehouse workers were making $24 an hour before Amazon moved in, paying $15 an hour. In 2019, warehouse workers in New Jersey earned about $17.50 per hour."
https://www.vice.com/en/article/y3gj87/ ... m-wage-ads
Mir haben sie auch einen Job in Deutschland angeboten, eine Management Position für 35.000 Euro. :D

Amazon ersetzt Mittelständler in der Coronakrise durch schlechte Arbeitsbedingungen und Löhne. Wenn diese wenigstens fair wären, aber wir als Konsumenten unterstützen das noch. Und es ist nur eins von vielen Unternehmen. Wenn wir immer weiter sparen und den Trend fortsetzen dann verlieren wir. Niemand kann mit Ländern wie Indien oder China mithalten. Die chinesische Geschichte vor 150 Jahren in den USA hat schon gezeigt, dass diese bereit sind so günstig zu produzieren wie kein anderes Land. Dadurch haben sie sich damals dort unbeliebt gemacht. Ebenfalls sind die Arbeitsbedingungen in Indien so viel günstiger, dass Arbeiter dort ca. die Häfte oder weniger kosten. Außerdem müssen die Arbeiter in beiden Ländern 6 Tage die Woche arbeiten, inklusive unbezahlter Überstunden. Da sind die Leute froh einen Job zu haben und müssen das mitmachen.
Im Gegensatz zu deutschen Studenten tun diese alles um auf der Erfolgsleiter hochzuklettern und nicht mehr arm zu sein. Wer hier von Werteschöpfung spricht und dem Gesetz des Kapitalismus folgen möchte, der wird Europa verlieren sehen, besonders Deutschland. Viele Arbeitsplätze wurden schon ausgesourct, Unsere Unis verlieren in den weltweiten Rängen an Plätzen. Beide Ländern arbeiten viel mehr mit staatlichen Subventionen, sie spielen nicht nach den Regeln des neoliberalen Kapitalismus.
Das einzigen positiven Nachrichten die ich neulich gehört habe waren:
"Europe is a powerhouse in science. But while we're good at making science with money, we need to get better at making money out of science. This is why today, we launch the European Innovation Council to support researchers and turn their ideas into products on the market.
Through the #EUeic the European Commission will directly invest – for the first time – in SMEs with high risk and high potential.
€10 billion is available until 2027 to fund the next breakthrough green, digital or health technology."
So langsam wird man etwas wacher nachdem die Digitalisierung schon verschlafen wurde.

Es muss viel mehr passieren.
Also, wenn wir basierend auf dem Kapitalismus nur dem Kostendruck folgen, dann werden wir haushoch verlieren.
franktoast hat geschrieben:(18 Feb 2021, 16:11)
Ja zB. Blackrock oder Vanguard. Ich hab ETFs von denen. Das Ziel einer AG ist natürlich, für ihre Eigentümer eine möglichst hohe Rendite zu erzielen. Dass man das erreicht, wenn man möglichst wenig bezahlt, bezweifle ich stark. Bezahlt man weniger als die Konkurrenz, bekommt man logischerweise auch weniger produktive Mitarbeiter. Löhne richten sich nach Angebot und Nachfrage und nicht nach Gutdünken der Arbeitgeber. Manche Tätigkeiten sind schlichtweg wertvoller als andere, und manche werden wertvoller oder weniger wertvoll. (wertvoll im Sinne von Produktivität). Auf der andere Seite beeinflusst das genauso den letztlichen Preis, den Konsumenten bezahlen. Was zählt ist nicht ein Lohn in Euro, sondern was man von einem Lohn kaufen kann.
Ein Liter Benzin hat 1950 nur 56Eurocent gekostet, aber wie lange musste man dafür arbeiten?
Es gibt zwei Probleme bei dieser Aussage. Wenn wir nur sinnlos alles günstiger machen, dann verliert ein Großteil der Arbeiter und auch der Staat hat weniger Steuern vor allem bei der Steuerentlastung durch tax evasion, etc. (das heißt nicht, dass man nicht effizient und wettbewerbsfähig bleiben soll).

Der Kostendruck auf Branchen wie Logistik und co. ist so hoch, dass es unmenschlich wird. Ob es der Amazonjob ist (schlechtere Löhne siehe oben, gesundheitsverachtende Arbeitsbedingungen), der Druck das ein Sub-Unternehmer in der Logistik noch ein Sub-Unternehmen engagieren muss, die neuen DHL Regeln oder das Beispiel von dem Busfahrer, der 12 Stunden arbeitet und Zwangspausen von 30 Minuten als Freizeit von seiner Arbeitzeit abrechnen muss.
Zur selben Zeit werden immer mehr Dividenden ausgeschüttet und die Reichen werden reicher ohne vernünftig Steuern zu zahlen.
Das Problem ist nicht der Kapitalismus, das Problem ist ein korrupter Kapitalismus. Die Gier dessen wird ihn noch selber zerstören.
Die Infrastruktur der deutschen Bahn ist mittlerweile kaputt gespart. Europäische Häfen gehören nicht mehr europäischen Ländern. Um das an einem Beispiel zu verdeutlichen, Züge aus Asien brauchen nach Duisburg ca. 15 Tage (3 Tage in Asien, 12 in Europa). Manche Züge innerhalb Europa's brauchen von Land A nach Land B 2 Wochen. Wenn wir so weiter machen... dann kann sich jeder denken was passiert.
Das sind nicht Sachen die ich mir ausdenke, das sind Fakten die man beobachtet, wenn man sich mehr mit den Thematiken beschäftigt.

Ich habe den Eindruck, jeder der sein Kurzarbeitergeld genießt und zu hause sitzt, denkt das Geld fällt vom Himmel. Einige werden aufwachen wenn diese Krise vorbei ist und wir kein Steuerplus mehr haben. Die Steuern haben sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt und man hat sie für alles ausgegeben, aber nicht um Europa oder Deutschland wettbewerbsfähiger zu machen. Weder die Bildung, Infrastruktur noch die Digitalisierung laufen gut.

Man muss realistische Sozialausgaben schaffen, faire und bezahlbare Löhne und mehr Arbeit durch Innovationen und staatliche Förderungen schaffen. Einerseits brauchen wir Reformen gegen Korruption in Italien oder Griechenland, und andererseits muss den Ländern geholfen werden wieder Arbeitsplätze aufzubauen. Griechenland wurde so kaputt gespart, dass Europa dort unbeliebt geworden ist, die Schwarzarbeit auf einem hoch ist, genauso wie die Armut.

Wenn wir nicht anfangen durch sich selbstfinanzierende Konjunkturpackete Arbeit und Wohstand aufzubauen, sondern uns nur kaputt sparen und Geld für sozialen Quatsch rauswerfen, dann wird es hier noch düsterer werden.
franktoast hat geschrieben:(18 Feb 2021, 16:11)
Also das ist immer eine Milchmädchenrechnung. Wenn man jemanden 100€ an Steuern wegnimmt, dann hat dieser 100€ weniger. Ein Unternehmen kann mit 100€ Löhne bezahlen oder an den Fiskus abdrücken. Oder es geht an den Aktionär. Ich hab zB. Amazonaktien, die gut gelaufen sind. Die helfen mir bzw. meiner Familie, nun ein Eigenheim kaufen zu können. Man könnte das auch wegbesteuern, dann hat der Staat mehr Geld und ich weniger. Und dann? Gibt mir der Staat dann diese 100€ und feiert sich als Heilsbringer, der es den bösen Konzernen gezeigt hat?
Wenn du in der Pflege ein besseres Gehalt hättest und 100 Euro weniger Steuern zahlen würdest, dann wäre der Job attraktiver und es würden nicht so viele Arbeiter fehlen. Außerdem können sie die Leute mehr leisten und mehr ausgeben.
Heutzutage lohnt es sich mehr zu harzen als anstrengend zu arbeiten. Wenn dir der Staat eine Wohnung bezahlt und du 500 Euro raus hast, ist das ähnlich wie in einem Leihzeitarbeit-Job mit einem Gehalt von 1,200 Euro Netto. Die Einkommensteuer auf die Geringverdiener in D. ist weltweit mit am höchsten.
franktoast hat geschrieben:(18 Feb 2021, 16:11)
Warum redest du Profitabilität schlecht? Was ist der Gewinn eines Unternehmens. Naja, ein Unternehmen kauft zu Marktpreisen Input ein. Dazu zählen Güter von anderen Unternehmen, Strom, Arbeitskräfte etc. Das Produkt daraus wird ebenfalls zu Marktpreisen verkauft. Und die Differenz ist der Gewinn. Also der Wert des Outputs minus der Wert des Inputs = Gewinn. Je höher der Gewinn, desto höher der Wertzuwachs. Wenn du der Ansicht bist, dass Unternehmen ja einfach weniger Lohn bezahlen können und es ja ein Nobrainer wäre, da einen Gewinn zu erzielen, dann go for it. Nimm deine Lebensersparnisse und steck sie in ein Unternehmen. Wenn du einen Verlust erzielen solltest, zahl doch einfach weniger Lohn. Du wirst schnell merken, dass das nicht geht.
Gewinn zu erzielen ist gut. Die Frage ist nur auf welche Art und Weise?
Der Gewinn sollte nicht auf Kosten der Arbeiter gehen. Gewisse Kürzungen muss es geben, so bald sie unrealistisch sind. Was zur Zeit stattfindet sind Kürzungen die so sehr ausgeweitet werden wie es geht. In den Apple Produktionstätten begehen die Menschen Selbstmord, weil die Arbeitsbedingungen so schrecklich sind. Apple ist so reich wie kaum ein anderes Unternehmen. Was meinst du was passiert, wenn Asien in die Position des Westens kommt und das mal mit uns macht? Singapur und China sind in vielen Dingen so viel modernder als Deutschland und co. Schon mal von der Seidenstraße oder anderen Projekte gehört?
Wenn wir nur sparen wie in all den Beispielen oben beschrieben, dann ist das keine Lösung.
Du hast weniger Geld im Umlauf, weniger Steuereinnahmen und mehr Armut. Dafür gibts es mehr Korruption und mehr Geld bei den Reichen. Da wären wir wieder bei den Folgen der Finanz- und Coronakrise. Die Reichen werden immer reicher, die Armen werden immer ärmer. Die Infrastruktur zerfällt.
Ländern wie China können dann günstig Unternehmen und Knowhow aufkaufen, sowie Großkonzerne...

Am Ende kommen wir dann bei Systemen wie in Amerika an. "The 3 Richest Americans Hold More Wealth Than Bottom 50% Of The Country".
Zuletzt geändert von ExchangeIdeas am Do 18. Mär 2021, 22:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von ExchangeIdeas »

franktoast hat geschrieben:(19 Feb 2021, 14:15)
Gedankenexperiment: Stell dir vor, es gibt eine Person, die alle Produktionsmittel besser steuern kann als jede andere Person. Sogar noch weiter, dass die Person auch alle Wohnhäuser, Wohnungen, Gold etc. besser steuern kann als jede andere Person. Nun gehört der Person alles, das heißt alle Leben zur Miete. Alle anderen Personen haben nur kurzfristig Vermögen in Form von Lohn, welches sie schnell wieder aufbrauchen. Die eine Person hätte 100% des Vermögens. Aber diese eine Person lebt wie du und ich. Gleich großes Haus, gleiches Auto, gleich viel Reisen, gleiche Lebensmittel etc.
Die Person hätte zwar 100% von allem Vermögen, aber bei einer Weltbevölkerung von 8Mrd. nur 1/8Mrd.stel des Konsums. Der Durchschnittskonsum läge bei zB. 5000€ pro Person mit heutiger Kaufkraft.

Nun, wenn wir der Person nun die Vermögenswerte wegnähmen und andere die Unternehmen steuerten, würde der Output sinken. Der Durchschnittskonsum würde auf 4000€ sinken. Wäre das besser?

Es ist ein Gedankenexperiment von einem Extrem. In der Praxis ist keine einzige Person in allem besser, aber es gibt Personen, die Unternehmen besser steuern als andere. Es gibt Menschen, die sich auf Unternehmenssteuerung spezialisiert haben und diese auch besitzen. So what?
Gegenargumente:
- Leerstehnde Häuser in London die nur besitzt werden zur Geldspekulationszwecken. Sie nehmen den normalen Bürgern das Haus weg.
- Bill Gates kaufte in dieser Kriese so viel Land auf, dass er mittlerweile unglaublich viel Landwirtschaft in den USA besitzt. Wenn man das noch mehrmals wiederholt, dann kann man zum Feudalismus zurückkehren.
- Ein Rohstoffkonzern der eine Monopol oder Oligopol-Stellung besitzt, wird wird dafür sorgen, dass er besonders teure Preise nehmen kann. Ein Beispiel dafür wären die Medikamenten-Skandale in den USA oder die allgemeinen Preise von Medikamenten. Das ist toll für das Unternehmen, bringt dem Bürger aber nur viel zu teure Preise. Manche verschulden sich, amdere sterben, weil sie das nicht bezahlen können.
Es gab ein Unternehmen, welches das selbe Medikament 3 mal rausgebracht hat, jedes mal unter einer neuen Marke. Das Medikament hat sich als nicht besonders effektive herausgestellt im Nachhinein. Die Formel hat sich auch kaum verändert. Dennoch wurde jedes mal der Preis und der Profit viel, viel größer.

Das bringt den Bürgern gar nichts. Ein weitere Beispiel wären die Landwirte in Indien, die so sehr gestreikt haben gegen die neuen Marktreformen in der Langwirtschaft. Der Aktionär wird vielleicht reicher, aber der kleine Inder verhungert und kann nicht mehr überleben. Es gibt Branchen wo das schon der Fall war. Hier bräuchte man Mischkonzepte: Mehr Effizienz, mehr Marktanreize und man muss den kleinen Bürger davon profitieren lassen. Im Gegenzug sollte man den neoliberalen Kapitalismus einschließlich seiner Korruption sein lassen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

ExchangeIdeas hat geschrieben:(18 Mar 2021, 22:43)

Gegenargumente:
- Leerstehnde Häuser in London die nur besitzt werden zur Geldspekulationszwecken. Sie nehmen den normalen Bürgern das Haus weg.
- Bill Gates kaufte in dieser Kriese so viel Land auf, dass er mittlerweile unglaublich viel Landwirtschaft in den USA besitzt. Wenn man das noch mehrmals wiederholt, dann kann man zum Feudalismus zurückkehren.
- Ein Rohstoffkonzern der eine Monopol oder Oligopol-Stellung besitzt, wird wird dafür sorgen, dass er besonders teure Preise nehmen kann. Ein Beispiel dafür wären die Medikamenten-Skandale in den USA oder die allgemeinen Preise von Medikamenten. Das ist toll für das Unternehmen, bringt dem Bürger aber nur viel zu teure Preise. Manche verschulden sich, amdere sterben, weil sie das nicht bezahlen können.
Es gab ein Unternehmen, welches das selbe Medikament 3 mal rausgebracht hat, jedes mal unter einer neuen Marke. Das Medikament hat sich als nicht besonders effektive herausgestellt im Nachhinein. Die Formel hat sich auch kaum verändert. Dennoch wurde jedes mal der Preis und der Profit viel, viel größer.

Das bringt den Bürgern gar nichts. Ein weitere Beispiel wären die Landwirte in Indien, die so sehr gestreikt haben gegen die neuen Marktreformen in der Langwirtschaft. Der Aktionär wird vielleicht reicher, aber der kleine Inder verhungert und kann nicht mehr überleben. Es gibt Branchen wo das schon der Fall war. Hier bräuchte man Mischkonzepte: Mehr Effizienz, mehr Marktanreize und man muss den kleinen Bürger davon profitieren lassen. Im Gegenzug sollte man den neoliberalen Kapitalismus einschließlich seiner Korruption sein lassen.

Es ist weder gut zu viele Beschränkungen auf Vermögensmöglichkeiten durch den Staat zu organisieren, noch die Vermögensakkumulation laufen zu lassen.

Für mich wäre es der demokratische Königsweg, wenn man die Staatsfinanzierung entsprechend der Vermögen organisieren würde. Dies hätte klar den Vorteil, dass ein Maximum an Vermögen immer nur mit allen Beteiligten erzielt werden kann. Es gäbe so auch immer ein Korrektiv im System. Würde in einem solchen System ein einzelner alle Vermögenswerte auf sich ziehen können, würde das nur gelingen, wenn er alle anderen beteiligt - so dass diese zufrieden sind.

Die Staatsfinanzierung entsprechend der Vermögen zu organisieren bedeutet im übrigen nicht, dass man dies über eine Vermögenssteuer organisieren muss - tatsächlich kann man selbst für einen solchen Ansatz in Gänze auf Vermögenssteuern verzichten.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

ExchangeIdeas hat geschrieben:(18 Mar 2021, 22:43)

Gegenargumente:
- Leerstehnde Häuser in London die nur besitzt werden zur Geldspekulationszwecken. Sie nehmen den normalen Bürgern das Haus weg.
- Bill Gates kaufte in dieser Kriese so viel Land auf, dass er mittlerweile unglaublich viel Landwirtschaft in den USA besitzt. Wenn man das noch mehrmals wiederholt, dann kann man zum Feudalismus zurückkehren.
- Ein Rohstoffkonzern der eine Monopol oder Oligopol-Stellung besitzt, wird wird dafür sorgen, dass er besonders teure Preise nehmen kann. Ein Beispiel dafür wären die Medikamenten-Skandale in den USA oder die allgemeinen Preise von Medikamenten. Das ist toll für das Unternehmen, bringt dem Bürger aber nur viel zu teure Preise. Manche verschulden sich, amdere sterben, weil sie das nicht bezahlen können.
Es gab ein Unternehmen, welches das selbe Medikament 3 mal rausgebracht hat, jedes mal unter einer neuen Marke. Das Medikament hat sich als nicht besonders effektive herausgestellt im Nachhinein. Die Formel hat sich auch kaum verändert. Dennoch wurde jedes mal der Preis und der Profit viel, viel größer.

Das bringt den Bürgern gar nichts. Ein weitere Beispiel wären die Landwirte in Indien, die so sehr gestreikt haben gegen die neuen Marktreformen in der Langwirtschaft. Der Aktionär wird vielleicht reicher, aber der kleine Inder verhungert und kann nicht mehr überleben. Es gibt Branchen wo das schon der Fall war. Hier bräuchte man Mischkonzepte: Mehr Effizienz, mehr Marktanreize und man muss den kleinen Bürger davon profitieren lassen. Im Gegenzug sollte man den neoliberalen Kapitalismus einschließlich seiner Korruption sein lassen.
Ja, ein anderes Beispiel ist das Lebensmittelmarkt-Oligopol in Deutschland. Schwarz-Gruppe, Aldi, Netto. Ne handvoll. Und deswegen die höchsten Lebensmittelpreise weltweit, nicht. In der Theorie müssten sich Arme doch gar keine Lebensmittel mehr leisten können. Dennoch muss man bei Mindestlohn nur ein paar Sekunden arbeiten, um sich ein Brötchen kaufen zu können. Und nein, Aldi und Co. bezahlen deutlich mehr als Mindestlohn.
Und der gute Bill Gates, der eh all sein Vermögen spendet, kauft Land? Aha. Also dürften die Empfänger seiner Spenden sich freuen.

Das von mir zitierte Gedankenexperiment bezog sich darauf, dass theoretisch eine Person alles Vermögen der Welt besitzen könnte, aber trotzdem konsumtechnisch ärmer sein könnte als alle Menschen. Die Welt wird nicht besser, wenn man die Gehirn-OPs gleichmäßig von Allen machen lässt, sondern wenn sich Experten darum kümmern. Bei der Steuerung der Produktion (Unternehmenseigentum) ist es nicht anders.

PS: Auf den ganzen Rest kann ich leider aus zeitlichen Gründen nicht antworten.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von ExchangeIdeas »

franktoast hat geschrieben:(24 Mar 2021, 12:47)

1. Ja, ein anderes Beispiel ist das Lebensmittelmarkt-Oligopol in Deutschland. Schwarz-Gruppe, Aldi, Netto. Ne handvoll. Und deswegen die höchsten Lebensmittelpreise weltweit, nicht. In der Theorie müssten sich Arme doch gar keine Lebensmittel mehr leisten können. Dennoch muss man bei Mindestlohn nur ein paar Sekunden arbeiten, um sich ein Brötchen kaufen zu können. Und nein, Aldi und Co. bezahlen deutlich mehr als Mindestlohn. Beispiele sind die Metall oder Solarindustrie. Die nächsten Industrien werden die Auto und die Maschinenbauindustrie sein.

2. Und der gute Bill Gates, der eh all sein Vermögen spendet, kauft Land? Aha. Also dürften die Empfänger seiner Spenden sich freuen.

3. Das von mir zitierte Gedankenexperiment bezog sich darauf, dass theoretisch eine Person alles Vermögen der Welt besitzen könnte, aber trotzdem konsumtechnisch ärmer sein könnte als alle Menschen. Die Welt wird nicht besser, wenn man die Gehirn-OPs gleichmäßig von Allen machen lässt, sondern wenn sich Experten darum kümmern. Bei der Steuerung der Produktion (Unternehmenseigentum) ist es nicht anders.

4. PS: Auf den ganzen Rest kann ich leider aus zeitlichen Gründen nicht antworten.
1. Richtig, damit ist Deutschland eine Ausnahme. Haben Sie mal im Ausland bei Aldi Lebensmittel gekauft? In anderen Ländern funktioniert dieses Model leider nicht so gut. Wobei England eine Ausnahme bildet.
Genauso wenig funktioniert das Model in anderen Märkten. Normalerweise versucht man eine künstliche Verknappung zu erschaffen um von hohen Preisen bei Rohstoffen zu profitieren. China spielt dagegen in dem es viele zu günstige Produkte auf den internationalen Markt wirft und die Preise drückt. Letztendlich wird aber keiner mit so günstigen Kosten mithalten können.

2. Haben Sie schon mal kritisch mit der Stiftung auseinander gesetzt? Der Gute spendet viel und nimmt durch seine Aktien noch mehr ein. Das ist ein Kreislauf. Wenn er mehr spenden würde als er einnehmen würde, dann wäre er wohl nicht mehr einer der reichsten Männer der Welt. Das so etwas nie von Menschen hinterfragt wird... auch wenn Sie keine Zeit haben. Bitte wenigsten mal diesen Artikel lesen:
https://www.swr.de/swr2/wissen/who-am-b ... s-100.html
Das Problem, dass 3 Menschen mehr als 60% vom Geld eines Landes besitzen als der Rest, sollte selbst erklärend sein. Sie bestimmen was passiert.

3. Klingt logisch solange es noch Wettbewerb gibt und keine Korruption (was bei der Phramaindustrie und Tech der Fall ist). Die Wallstreet macht da einen Strich durch die Rechnung.

4. "Die erste Generation schafft Vermögen, die zweite verwaltet Vermögen, die dritte studiert Kunstgeschichte, und die vierte verkommt."
Mehr bleibt zu dem jetztigen Zustand der Welt nicht zu sagen. Jeder denkt nur an seinen eigenen Profit, keiner interessiert sich mehr für das Wohl Deutschlands oder Europas. Dann sollten wir in Zukunft, wenn es schlechter läuft, auch nicht jammern.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von ExchangeIdeas »

Atue001 hat geschrieben:(21 Mar 2021, 00:22)

Es ist weder gut zu viele Beschränkungen auf Vermögensmöglichkeiten durch den Staat zu organisieren, noch die Vermögensakkumulation laufen zu lassen.

Für mich wäre es der demokratische Königsweg, wenn man die Staatsfinanzierung entsprechend der Vermögen organisieren würde. Dies hätte klar den Vorteil, dass ein Maximum an Vermögen immer nur mit allen Beteiligten erzielt werden kann. Es gäbe so auch immer ein Korrektiv im System. Würde in einem solchen System ein einzelner alle Vermögenswerte auf sich ziehen können, würde das nur gelingen, wenn er alle anderen beteiligt - so dass diese zufrieden sind.

Die Staatsfinanzierung entsprechend der Vermögen zu organisieren bedeutet im übrigen nicht, dass man dies über eine Vermögenssteuer organisieren muss - tatsächlich kann man selbst für einen solchen Ansatz in Gänze auf Vermögenssteuern verzichten.
Wie soll so etwas funktinieren? Durch einen Staatsfound? Kannst du das mal genauer erklären?
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

ExchangeIdeas hat geschrieben:(26 Mar 2021, 23:24)

Wie soll so etwas funktinieren? Durch einen Staatsfound? Kannst du das mal genauer erklären?
Im Detail gibt es da sicherlich viele Fragestellungen. Im Allgemeinen könnte man aber einmal im Jahr eine Vermögenssteuererklärung abgeben, in der man sein Vermögen offenlegt. Dann wird entsprechend dem rechnerischen Steueraufkommen verglichen, wie viel Steuern und Abgaben tatsächlich bezahlt wurden, und dann eine entsprechende Nachforderung oder Gutschrift gewährt.

Eigentlich ist die Frage danach, wie es konkret funktionieren könnte, auch erst mal unwesentlich. Wesentlich wäre hingegen, mal genau zu definieren, was man unter einer fairen Staatsfinanzierung versteht und wie man das messen kann. Hat man dies definiert, kann man messbar alle Steuerpläne daraufhin einschätzen, ob sie zu mehr fairness oder weniger fairness führen. Allein dieser Schritt wäre schon mal ein großer Fortschritt!
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Gin-Tonic »

Problem: wenn du dann nach 6 Monaten dein Maximum erreicht hast und nur noch für den Staatssäckel arbeitest... hörst du mit arbeiten auf. Die Produktivität würde einbrechen. Wenn Leistung bestraft wird geht die Wirtschaft zu Grunde.
Um zum Beispiel Bill Gates zu kommen: der bastelte in der Garage Computer zusammen und hat sich daraus ein Imperium aufgebaut, ebenso wie Bezos. Nichts mit grosser Umverteilung oder, wie du es nennst, "Fairness". Die beiden schulden niemandem etwas, sie haben es selbst aufgebaut, wesshalb sie in Ländern die die Marktwirtschaft praktizieren bewundert werden.
Das Problem sind eh nicht die Steuereinnahmen, sondern die Ausgabenseite. Aber ich denke wir sind zu weit vom Thema "Sparen war gestern" abgekommen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von ExchangeIdeas »

Atue001 hat geschrieben:(27 Mar 2021, 00:18)
Im Detail gibt es da sicherlich viele Fragestellungen. Im Allgemeinen könnte man aber einmal im Jahr eine Vermögenssteuererklärung abgeben, in der man sein Vermögen offenlegt. Dann wird entsprechend dem rechnerischen Steueraufkommen verglichen, wie viel Steuern und Abgaben tatsächlich bezahlt wurden, und dann eine entsprechende Nachforderung oder Gutschrift gewährt.
Ja, mehr Transparenz wäre gut, sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen. Dazu sollte man auch miteinbeziehen, ob es sich beim dem Wohlstand um Aktienanteile handelt, die man nicht mal eben so besteuern kann ohne dem Unternehmen Zukunftsinveistionen zu klauen. Letztendlich sind wir weit davon entfernt. Ich denke am Ende wird es nur den Mittelstand und den Kleinbürger treffen, z.B. wenn mehr Geld gefordert wird für die Auswrikungen des Lockdowns.
Die OECD setzt sich seit Jahren gegen Steuerhinterziehung ein kommt aber kaum hinterher.
Gin-Tonic hat geschrieben:(27 Mar 2021, 07:50)
Die Produktivität würde einbrechen. Wenn Leistung bestraft wird geht die Wirtschaft zu Grunde.
Das ist aktuell in Deutschland schon der Fall. Der Anreiz vom Staat zu leben ist für viele Menschen größer als in schlecht bezahlten Berufen zu arbeiten.
Gin-Tonic hat geschrieben:(27 Mar 2021, 07:50)
Nichts mit grosser Umverteilung oder, wie du es nennst, "Fairness". Die beiden schulden niemandem etwas, sie haben es selbst aufgebaut, wesshalb sie in Ländern die die Marktwirtschaft praktizieren bewundert werden.
Richtig und wir tragen die Verantwortung dafür wenn wir uns nicht dafür einsetzten, dass diese Unternehmen faire Arbeitsbedingungen haben und sie immer weiter zum Konsum nutzen (Microsoft ausgeschlossen).
Wenn die Bedingungen in dem Transportsektor Amazon, DHL, etc. immer Menschen verachtender werden, dann haben wir dazu beigetragen, weil wir das so unterstützen. Der letzte Amazonskandal war das Mitarbeit in Flaschen pinkeln, weil es nicht genug Zeit für Pausen gibt. Das klingt wie ein schlechter Witz, ist aber Realität. Gut das viele neue Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen werden, in die jeder von uns, der nicht gut genug vorgesorgt hat und arbeitslos wird, hineinrutschen kann. Was soll's, geiz ist geiler!
Gin-Tonic hat geschrieben:(27 Mar 2021, 07:50)
Das Problem sind eh nicht die Steuereinnahmen, sondern die Ausgabenseite.
Wenn du dich mal mit Steueroasen auseinandersetzt, dann sollte dir auffallen, dass es auch die Einnahmen sind die ein Problem darstellen. Der aktuelle Kapitalismus ist sehr korrupt. Die größten Firmen haben einen zu starken Einfluss auf die Politik. Das Problem für uns wird die ständige Konsolidierung der Märkte und steigende Ungleichheit. Wobei es angenehmer ist zu schlafen und sich nicht damit auseinander zu setzten. Ein Beispiel sind die Statistiken nach 2008, andere europäische Ländern, etc. Der Trend der Ungleichheit setzt sich ständig fort. Wenn irgendwann die reichsten Menschen 50% der Welt besitzten, dann ist das wohl zu recht so -> alles ok nach der freien Marktwirtschaft.
Gin-Tonic hat geschrieben:(27 Mar 2021, 07:50)
Aber ich denke wir sind zu weit vom Thema "Sparen war gestern" abgekommen.
Guter Hinweis, danke. Ich werde aufhören zu weit vom eigentlichen Thema zu schreiben. :)
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

Gin-Tonic hat geschrieben:(27 Mar 2021, 07:50)

Problem: wenn du dann nach 6 Monaten dein Maximum erreicht hast und nur noch für den Staatssäckel arbeitest... hörst du mit arbeiten auf. Die Produktivität würde einbrechen. Wenn Leistung bestraft wird geht die Wirtschaft zu Grunde.
Um zum Beispiel Bill Gates zu kommen: der bastelte in der Garage Computer zusammen und hat sich daraus ein Imperium aufgebaut, ebenso wie Bezos. Nichts mit grosser Umverteilung oder, wie du es nennst, "Fairness". Die beiden schulden niemandem etwas, sie haben es selbst aufgebaut, wesshalb sie in Ländern die die Marktwirtschaft praktizieren bewundert werden.
Das Problem sind eh nicht die Steuereinnahmen, sondern die Ausgabenseite. Aber ich denke wir sind zu weit vom Thema "Sparen war gestern" abgekommen.
Mit dem gewählten "Denkansatz" wird Leistung nicht bestraft - wobei die neoliberale Vorstellung, dass man für Leistung bezahlt würde, immer wieder erfrischend komisch ist, denn gerade neoliberalen Denkern sollte eigentlich klar sein, dass nicht nach Leistung, sondern entsprechend Angebot und Nachfrage bezahlt wird. Mit Leistung hat das nur bedingt zu tun....
Und Bill Gates hat sich ein Imperium aufgebaut - wie andere auch. Dass sie es alleine getan haben, ist aber nicht richtig. Sie haben clevere Ideen gehabt, die richtigen Menschen mit dafür begeistert und mit viel Glück aber ganz sicher auch mit viel Arbeit und Einsatz das vorhandene Umfeld geschickt genutzt und sind so zu Reichtum gekommen.

Dagegen spricht überhaupt nichts!

Würde man aber als Metrik für die Staatsfinanzierung zugrunde legen, dass jeder entsprechend seines Vermögens dazu beitragen soll, dann wären noch immer sehr hohe Vermögen möglich - aber es gäbe auch einen natürlichen Deckel, den man nur dann anheben kann, wenn die Wertschöpfung nicht nur Selbstzweck ist, sondern auch zur Wertschöpfung des gesamten Staates beiträgt.

Mit dem Thema hat das eigentlich ziemlich viel zu tun - tatsächlich ist Sparen auch ein Teil der Vermögensbildung. Und wenn viel gespart wird, und dafür schlechte Sparformen gewählt werden, ist das für die Wirtschaft, den Staat und die Allgemeinheit ziemlich schädlich. Würde Bill Gates und Co deutlich mehr investieren, anstatt in Vermögen zu gehen, wäre dies unterm Strich gesellschaftlich für alle Beteiligten besser.

Ausdrücklich ist dieser Beitrag weder gegen Bill Gates noch gegen seine Leistungen gerichtet! Auch nicht gegen Superreiche - viele von denen haben sehr beeindruckende Lebensläufe hingelegt! Und: Viele von den Superreichen haben ein sehr klares Verständnis von den finanziellen Zusammenhängen!

Sparen hat viel mit dem Ansammeln von Vermögen zu tun - steht das nicht mehr in einem vernünftigen Zusammenhang mit dem Wohlstand der sonstigen Gesellschaft schadet das auch den Superreichen mehr als es nützt. Den meisten Superreichen ist dies durchaus klar, weshalb man gerade unter ihnen auch viele findet, die sich auch ziemlich stark sozial engagieren - allerdings im Verhältnis zu ihrem Vermögen dann doch nicht stark genug, was nicht als Vorwurf gemeint ist. Würde man die Staatsfinanzierung anteilig entsprechend der Vermögenssituation ausrichten, wäre das Thema erledigt - ob ein entsprechender Staat seine Ausgaben gut oder schlecht organisiert hat, ist damit noch gar nicht gesagt. Das kann ein neoliberaler Staat sein, das kann auch ein relativ stark sozialstaatlich organisierter Staat sein. Für die Mehrheiten in die ein oder andere Richtung wäre gerade die Metrik zur Staatsfinanzierung ein gutes Korrektiv - wenn das Pendel zu sehr in die eine oder andere Richtung ausschlägt, werden entweder die stärker, die mehr Staat fordern, oder die, die auf die Ausgabenbremse treten, weil es ihnen zu teuer wird.

So gesehen wäre es nur anders, und vor allem gerechter verteilt.

Wer aber sparen will, der könnte dies auch dann noch - wer sich mehr für Investitionen einsetzt, hat heute wie auch in einem solchen Kontext bessere Renditechancen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

ExchangeIdeas hat geschrieben:(26 Mar 2021, 23:11)
1. Richtig, damit ist Deutschland eine Ausnahme. Haben Sie mal im Ausland bei Aldi Lebensmittel gekauft? In anderen Ländern funktioniert dieses Model leider nicht so gut. Wobei England eine Ausnahme bildet.
Genauso wenig funktioniert das Model in anderen Märkten. Normalerweise versucht man eine künstliche Verknappung zu erschaffen um von hohen Preisen bei Rohstoffen zu profitieren. China spielt dagegen in dem es viele zu günstige Produkte auf den internationalen Markt wirft und die Preise drückt. Letztendlich wird aber keiner mit so günstigen Kosten mithalten können.
Im Ausland sind die Menschen vermutlich nicht so preissensibel wie hier in Deutschland. Man kann jedenfalls nicht darauf schließen, dass die Preise hoch wären, wenn es nur wenige Anbieter auf dem Markt gäbe. Es kommt immer drauf an. China hat wie jedes Land auf der Erde eine begrenzte Zahl an Ressourcen. Die Arbeitskräfte und verfügbaren Arbeitsstunden mit jeweiligen Qualifikationslevel sind begrenzt. Solln sie doch herstellen, worin sie sie am besten sind. Und in Deutschland stellt man das her, worin Deutschland am besten ist (vermutlich Güter mit höherer Komplexität und höheren Qualifikationsanforderungen). Ich sehe darin kein Problem und der Markt bzw. Marktpreis verbunden mit Profitstreben (=Effizienzstreben) ist hierfür der mit Abstand beste Mechanismus.
2. Haben Sie schon mal kritisch mit der Stiftung auseinander gesetzt? Der Gute spendet viel und nimmt durch seine Aktien noch mehr ein. Das ist ein Kreislauf. Wenn er mehr spenden würde als er einnehmen würde, dann wäre er wohl nicht mehr einer der reichsten Männer der Welt. Das so etwas nie von Menschen hinterfragt wird... auch wenn Sie keine Zeit haben. Bitte wenigsten mal diesen Artikel lesen:
https://www.swr.de/swr2/wissen/who-am-b ... s-100.html
Das Problem, dass 3 Menschen mehr als 60% vom Geld eines Landes besitzen als der Rest, sollte selbst erklärend sein. Sie bestimmen was passiert.
Bill Gates gibt 99,x% seines Vermögens zu wohltätigen Zwecken. Wenn sein Restvermögen an Wert gewinnt, um so besser für die, die sein Vermögen mal erhalten. Stell dir vor, du hast Amazonaktien im Wert von 1Mio.€ und hast vor, diese komplett zu spenden. Also spendest du heute 50% davon, den Rest in 5 Jahren. Nun verdreichfacht sich die Amazonaktie bis dahin. Also ist dein Privatvermögen in 5 Jahren höher als vor der ersten Spende. Und nun? Wäre es für deine favorisierte Wohlfahrtsorganisation besser, wenn du sofort alles spenden würdest?
3. Klingt logisch solange es noch Wettbewerb gibt und keine Korruption (was bei der Phramaindustrie und Tech der Fall ist). Die Wallstreet macht da einen Strich durch die Rechnung.
Der freie Markt ist nicht perfekt, keineswegs. Aber ob das besser wird, wenn du die Macht auf noch weniger Menschen (Politiker) konzentrierst? Sind die denn frei von Korruption? Meiner Ansicht nach gibt es im freien Markt die besten Anreize gegen Korruption. Je mehr Staat, desto schlimmer wird es. Desto mehr Möglichkeiten gibt es.

4. "Die erste Generation schafft Vermögen, die zweite verwaltet Vermögen, die dritte studiert Kunstgeschichte, und die vierte verkommt."
Mehr bleibt zu dem jetztigen Zustand der Welt nicht zu sagen. Jeder denkt nur an seinen eigenen Profit, keiner interessiert sich mehr für das Wohl Deutschlands oder Europas. Dann sollten wir in Zukunft, wenn es schlechter läuft, auch nicht jammern.
Die zentralste Erkenntnis einer freien Marktwirtschaft ist, dass alle Parteien von einem Tausch profitieren, sonst würden sie ihn nicht eingehen. Wenn ich einen Kugelschreiber habe, aber lieber deine Krawatte und du lieber meinen Kugelschreiber, dann tauschen wir und sind durch die Aktion beide reicher geworden. Denn der Wert des Kugelschreibers oder Krawatte ist subjektiv.

Und daraus lässt sich einfach ableiten, dass man in einer Marktwirtschaft dadurch reicher wird, indem man andere reicher macht. Das Eigenwohl wird zum Allgemeinwohl. Genau deswegen funktioniert Marktwirtschaft auch so viel besser als andere Systeme, in denen von oben herab vorgegeben wird, was für einem sinnvoll ist und was nicht. Da jeder einen Anreiz hat, sein Eigenwohl zu steigern, wird das Allgemeinwohl gesteigert. Andere System versuchen, dass der Mensch von sich aus das Allgemeinwohl durch Aktionen steigert, die sein Eigenwohl sinken. Das klappt natürlich kaum, der Mensch versucht diese Aktionen zu umgehen oder für sich vorteilhaft zu machen. Und dann kommt sowas raus wie die DDR 1990 im Vergleich zur BRD. Gut gemeint hat es die DDR sicherlich, aber am Ende kommt eben nur Murks raus.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

franktoast hat geschrieben:(31 Mar 2021, 14:30)

Im Ausland sind die Menschen vermutlich nicht so preissensibel wie hier in Deutschland. Man kann jedenfalls nicht darauf schließen, dass die Preise hoch wären, wenn es nur wenige Anbieter auf dem Markt gäbe. Es kommt immer drauf an. China hat wie jedes Land auf der Erde eine begrenzte Zahl an Ressourcen. Die Arbeitskräfte und verfügbaren Arbeitsstunden mit jeweiligen Qualifikationslevel sind begrenzt. Solln sie doch herstellen, worin sie sie am besten sind. Und in Deutschland stellt man das her, worin Deutschland am besten ist (vermutlich Güter mit höherer Komplexität und höheren Qualifikationsanforderungen). Ich sehe darin kein Problem und der Markt bzw. Marktpreis verbunden mit Profitstreben (=Effizienzstreben) ist hierfür der mit Abstand beste Mechanismus.


Bill Gates gibt 99,x% seines Vermögens zu wohltätigen Zwecken. Wenn sein Restvermögen an Wert gewinnt, um so besser für die, die sein Vermögen mal erhalten. Stell dir vor, du hast Amazonaktien im Wert von 1Mio.€ und hast vor, diese komplett zu spenden. Also spendest du heute 50% davon, den Rest in 5 Jahren. Nun verdreichfacht sich die Amazonaktie bis dahin. Also ist dein Privatvermögen in 5 Jahren höher als vor der ersten Spende. Und nun? Wäre es für deine favorisierte Wohlfahrtsorganisation besser, wenn du sofort alles spenden würdest?


Der freie Markt ist nicht perfekt, keineswegs. Aber ob das besser wird, wenn du die Macht auf noch weniger Menschen (Politiker) konzentrierst? Sind die denn frei von Korruption? Meiner Ansicht nach gibt es im freien Markt die besten Anreize gegen Korruption. Je mehr Staat, desto schlimmer wird es. Desto mehr Möglichkeiten gibt es.



Die zentralste Erkenntnis einer freien Marktwirtschaft ist, dass alle Parteien von einem Tausch profitieren, sonst würden sie ihn nicht eingehen. Wenn ich einen Kugelschreiber habe, aber lieber deine Krawatte und du lieber meinen Kugelschreiber, dann tauschen wir und sind durch die Aktion beide reicher geworden. Denn der Wert des Kugelschreibers oder Krawatte ist subjektiv.

Und daraus lässt sich einfach ableiten, dass man in einer Marktwirtschaft dadurch reicher wird, indem man andere reicher macht. Das Eigenwohl wird zum Allgemeinwohl. Genau deswegen funktioniert Marktwirtschaft auch so viel besser als andere Systeme, in denen von oben herab vorgegeben wird, was für einem sinnvoll ist und was nicht. Da jeder einen Anreiz hat, sein Eigenwohl zu steigern, wird das Allgemeinwohl gesteigert. Andere System versuchen, dass der Mensch von sich aus das Allgemeinwohl durch Aktionen steigert, die sein Eigenwohl sinken. Das klappt natürlich kaum, der Mensch versucht diese Aktionen zu umgehen oder für sich vorteilhaft zu machen. Und dann kommt sowas raus wie die DDR 1990 im Vergleich zur BRD. Gut gemeint hat es die DDR sicherlich, aber am Ende kommt eben nur Murks raus.

Im Prinzip ist das alles richtig, allerdings ein wenig durch eine rosarote Brille betrachtet. Das Problem ist, dass wir Menschen nicht unendlich lange leben. Wir haben nicht die Zeit abzuwarten, bis die äußeren Umstände gerade mal für uns günstig sind, auch wenn das auf lange Sicht eintreten wird.

Wer auf der Sonnenseite des Lebens das Licht der Welt erblickt, hat viel Glück! Da ist es dann auch leicht, was daraus zu machen.
Wer aber irgendwo im Schatten geboren wird, der kann sich ggf. schon glücklich schätzen, wenn er/sie die ersten Jahre überhaupt überlebt und dann genug zu essen hat.

Viele Menschen in Europa liegen irgendwo dazwischen....und schon allein damit gehören sie zu den glücklicheren in der Welt.

Vernünftig wäre es, wenn wir es in Zeiträumen von 5-10 Jahren schaffen würden, die Welt jeweils ein wenig besser zu machen!
Realistisch ist derzeit, dass wir drohende Gefahren für die Zukunft unserer Kinder und Enkel ausblenden, und uns am derzeitigen Wohlstand berauschen - ignorierend, wie fragil das Ganze ist.

Die Marktwirtschaft funktioniert alles andere als gut - denn damit sie gut funktioniert, braucht sie gescheite Rahmenbedingungen. Dass sie trotz ihrer Schwächen besser ist als andere noch schlimmere Ansätze, ist dabei kein Trost, sondern allenfalls Ansporn, die Rahmenbedingungen endlich so zu gestalten, dass sie es möglichst vielen Menschen ermöglicht, ein Leben in Wohlstand genießen zu können.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

Atue001 hat geschrieben:(31 Mar 2021, 23:28)

Im Prinzip ist das alles richtig, allerdings ein wenig durch eine rosarote Brille betrachtet. Das Problem ist, dass wir Menschen nicht unendlich lange leben. Wir haben nicht die Zeit abzuwarten, bis die äußeren Umstände gerade mal für uns günstig sind, auch wenn das auf lange Sicht eintreten wird.

Wer auf der Sonnenseite des Lebens das Licht der Welt erblickt, hat viel Glück! Da ist es dann auch leicht, was daraus zu machen.
Wer aber irgendwo im Schatten geboren wird, der kann sich ggf. schon glücklich schätzen, wenn er/sie die ersten Jahre überhaupt überlebt und dann genug zu essen hat.

Viele Menschen in Europa liegen irgendwo dazwischen....und schon allein damit gehören sie zu den glücklicheren in der Welt.

Vernünftig wäre es, wenn wir es in Zeiträumen von 5-10 Jahren schaffen würden, die Welt jeweils ein wenig besser zu machen!
Realistisch ist derzeit, dass wir drohende Gefahren für die Zukunft unserer Kinder und Enkel ausblenden, und uns am derzeitigen Wohlstand berauschen - ignorierend, wie fragil das Ganze ist.
Es gibt Gewinner und Verlierer. Sicherlich kann man sich glücklich schätzen, je nach dem wo man reingeboren wird. Aber es liegt auch an den Aktionen der Eltern, die Welt für ihre Kinder besser zu machen. Ich lege für meine Kinder zB. einen ETF-Sparplan an, um ihnen den Start in die Volljährigkeit zu erleichtern. Bildung wird eine zentrale Rolle spielen. Wir könnten das auch weniger gewichten und unsre Kindern hätten es schlechter. Ich wiederum hab das Glück, dass meine Eltern und andere Vorfahren so viel geleistet haben, damit wir so wohlhabend sind. Wenn andere Eltern das Thema Bildung als weniger wichtig empfinden, dann haben es deren Kinder vermutlich schlechter. Es ist deren Verantwortung.

Ich bin aber davon überzeugt, dass man in La Paz sich nicht mit Frankreich vergleicht, sondern mit dem Nachbarn. Der relative Wohlstand ist weit wichtiger. Ich vergleich mich auch nicht mit einem Schweizer. Auch in Bolivien kann man glücklich sein. Ich war mal dort und glaub mir, die weinen auch nicht den ganzen Tag. Und es wird besser. Es gibt dort weit größere Wohlstandssprünge.


Die Marktwirtschaft funktioniert alles andere als gut - denn damit sie gut funktioniert, braucht sie gescheite Rahmenbedingungen. Dass sie trotz ihrer Schwächen besser ist als andere noch schlimmere Ansätze, ist dabei kein Trost, sondern allenfalls Ansporn, die Rahmenbedingungen endlich so zu gestalten, dass sie es möglichst vielen Menschen ermöglicht, ein Leben in Wohlstand genießen zu können.
"gut" ist ja relativ. Der Medianstundenlohn liegt bei etwa 20€ die Stunde bei Vollzeitbeschäftigten. Wie lange muss jemand arbeiten, damit eine 4-köpfige Familie gesund und schmackhaft essen kann? Ne halbe Stunde? 15min? Meine Definition von "nicht funktionieren" sieht anders aus.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/sozia ... 7d945a60de
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

franktoast hat geschrieben:(01 Apr 2021, 09:01)

Es gibt Gewinner und Verlierer. Sicherlich kann man sich glücklich schätzen, je nach dem wo man reingeboren wird. Aber es liegt auch an den Aktionen der Eltern, die Welt für ihre Kinder besser zu machen. Ich lege für meine Kinder zB. einen ETF-Sparplan an, um ihnen den Start in die Volljährigkeit zu erleichtern. Bildung wird eine zentrale Rolle spielen. Wir könnten das auch weniger gewichten und unsre Kindern hätten es schlechter. Ich wiederum hab das Glück, dass meine Eltern und andere Vorfahren so viel geleistet haben, damit wir so wohlhabend sind. Wenn andere Eltern das Thema Bildung als weniger wichtig empfinden, dann haben es deren Kinder vermutlich schlechter. Es ist deren Verantwortung.

Ich bin aber davon überzeugt, dass man in La Paz sich nicht mit Frankreich vergleicht, sondern mit dem Nachbarn. Der relative Wohlstand ist weit wichtiger. Ich vergleich mich auch nicht mit einem Schweizer. Auch in Bolivien kann man glücklich sein. Ich war mal dort und glaub mir, die weinen auch nicht den ganzen Tag. Und es wird besser. Es gibt dort weit größere Wohlstandssprünge.




"gut" ist ja relativ. Der Medianstundenlohn liegt bei etwa 20€ die Stunde bei Vollzeitbeschäftigten. Wie lange muss jemand arbeiten, damit eine 4-köpfige Familie gesund und schmackhaft essen kann? Ne halbe Stunde? 15min? Meine Definition von "nicht funktionieren" sieht anders aus.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/sozia ... 7d945a60de
Auch du unterliegst dem argumentativen Irrtum, dass Gehälter in der Vergangenheit mit Leistung korellieren würden. Das tun sie aber nicht. Leistung spielt eine untergeordnete Rolle, Angebot und Nachfrage hingegen erklären ziemlich gut das tatsächliche Geschehen.

Dass du wohlhabend bist, sei dir gegönnt - ist aber eine Folge von glücklichen Umständen und nur bedingt eine konsequente Folge von Leistung.

Man kann die Verantwortung für Kinder generell auf die Eltern übertragen - oder aber man sieht Kinder immer als Teil der Gesellschaft, mit der Folge, dass die Gesellschaft auch Sorge dafür trägt, dass Kinder möglichst unabhängig von deren Eltern gute Chancen auf ein gutes Leben haben.

Gesellschaftlich gesehen kann man es auch so betrachten: Wie viele unentdeckte Milliardärspotentiale gehen uns verloren, wenn wir Kinder aus ärmeren Häusern nicht so fördern, dass sie ihr volles Potential ausschöpfen können? Wenn wir dieses Potential nicht schöpfen, ist das gesamtgesellschaftlich definitiv ein Nachteil!

Ansonsten können wir uns gerne darüber unterhalten, ob wir mehr über nationalstaatliche Maßnahmen reden sollten, oder über internationale Politik.......nur weil es im letzteren große Verwerfungen gibt, sollte es doch nicht als Alibi dienen, national nichts tun zu müssen.....
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

Atue001 hat geschrieben:(06 Apr 2021, 01:44)
Auch du unterliegst dem argumentativen Irrtum, dass Gehälter in der Vergangenheit mit Leistung korellieren würden. Das tun sie aber nicht. Leistung spielt eine untergeordnete Rolle, Angebot und Nachfrage hingegen erklären ziemlich gut das tatsächliche Geschehen.
Ja klar, man kann ja entscheiden, was wo man die Ausbildung oder das Studium macht. Wenn man als Geschichtsphilosoph nicht so viel verdient, kann man ja was Anderes lernen.
Dass du wohlhabend bist, sei dir gegönnt - ist aber eine Folge von glücklichen Umständen und nur bedingt eine konsequente Folge von Leistung.
Nur um das klarzustellen: Ich bin nicht wohlhabend für deutsche Verhältnisse, aber für weltweite Verhältnisse. Glück war da sicherlich ein Faktor, aber in gewissermaßen Vernunft. Kapitalismus und Marktwirtschaft mit Eigentumsrechten, auf die man sich verlassen kann, wenig Korruption, freie Verbreitung von Wissen etc. sind nicht selbstverständlich.
Man kann die Verantwortung für Kinder generell auf die Eltern übertragen - oder aber man sieht Kinder immer als Teil der Gesellschaft, mit der Folge, dass die Gesellschaft auch Sorge dafür trägt, dass Kinder möglichst unabhängig von deren Eltern gute Chancen auf ein gutes Leben haben.
Mag sein, aber was wenn die Gesellschaft da nicht Chancengleichheit bietet bzw. viel wichtiger, was wenn der Sohn oder Tochter schlichtweg Pech haben. Dann hat man eben ein Ass im Ärmel, wenn man über 20 Jahre jeden Monat ein paar Euro auf die Seite gelegt hat. Man nimmt das Schicksal eben ein wenig selber in Hand als sich auf andere zu verlassen.
Gesellschaftlich gesehen kann man es auch so betrachten: Wie viele unentdeckte Milliardärspotentiale gehen uns verloren, wenn wir Kinder aus ärmeren Häusern nicht so fördern, dass sie ihr volles Potential ausschöpfen können? Wenn wir dieses Potential nicht schöpfen, ist das gesamtgesellschaftlich definitiv ein Nachteil!
Aha und wie viele Jeff Bezos oder Marc Zuckerbergs gehen uns verloren, wenn wir von eher wohlhabenden Familien sämtliche Ressourcen abziehen, um Kinder aus bildungsfernen Haushalten zu fördern? Man muss ja schon auch mal einen Sweespot finden.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

franktoast hat geschrieben:(07 Apr 2021, 16:08)

Ja klar, man kann ja entscheiden, was wo man die Ausbildung oder das Studium macht. Wenn man als Geschichtsphilosoph nicht so viel verdient, kann man ja was Anderes lernen.
So ist es ganz praktisch auch! Wobei auch klar ist, dass man entsprechende Entscheidungen häufig treffen muss und trifft, ohne dass man sich tatsächlich über die Konsequenzen bewusst ist.

Es gibt von Seiten der Hirnforscher eine Forschung dazu, was gute Musiker von exzellenten Musikern unterscheidet......und im Ergebnis zeigt sich: Ca. 10.000h Übung......
Das ist die Wahrheit - aber auch nur die halbe Wahrheit. Ganzheitlich gehört dazu, dass einige gute Musiker nicht in der glücklichen Lage waren 10.000h mehr üben zu können, andere hingegen wären in der Lage gewesen, WOLLTEN aber nicht mehr üben......weil sie ihre Zeit für andere Dinge nutzen wollten. BEIDES ist menschlich und normal.

Nur um das klarzustellen: Ich bin nicht wohlhabend für deutsche Verhältnisse, aber für weltweite Verhältnisse. Glück war da sicherlich ein Faktor, aber in gewissermaßen Vernunft. Kapitalismus und Marktwirtschaft mit Eigentumsrechten, auf die man sich verlassen kann, wenig Korruption, freie Verbreitung von Wissen etc. sind nicht selbstverständlich.
Ich wollte dich nicht mit meiner Äußerung diskreditieren! Klar ist dennoch, wer in einem westlichen Land geboren wird, hat in aller Regel schon mal eine Menge Glück gehabt. Eine Garantie für eine erfolgreiche Zukunft ist das aber nicht.
Mag sein, aber was wenn die Gesellschaft da nicht Chancengleichheit bietet bzw. viel wichtiger, was wenn der Sohn oder Tochter schlichtweg Pech haben. Dann hat man eben ein Ass im Ärmel, wenn man über 20 Jahre jeden Monat ein paar Euro auf die Seite gelegt hat. Man nimmt das Schicksal eben ein wenig selber in Hand als sich auf andere zu verlassen.
Das ist sicherlich nie verkehrt. Trotzdem ist es eine gesellschaftliche Kernfragestellung für Demokratien, wie viel Chancengleichheit sie ihren Kindern ermöglicht - unabhängig von den Möglichkeiten der Eltern.
Dieses Kapitel ist für Deutschland kein Ruhmesblatt - Chancengleichheit ist hier eng an Vermögensverhältnisse gekoppelt. Das haben andere Länder besser im Griff.

Aha und wie viele Jeff Bezos oder Marc Zuckerbergs gehen uns verloren, wenn wir von eher wohlhabenden Familien sämtliche Ressourcen abziehen, um Kinder aus bildungsfernen Haushalten zu fördern? Man muss ja schon auch mal einen Sweespot finden.
Keine Frage - es geht nicht darum, wohlhabende Familien per se zu benachteiligen......es geht vor allem darum, wie man gesellschaftlich das Maximum erreichen kann. Das wird weder dadurch gelingen, dass man Wohlhabende einseitig fördert, noch dadurch, dass man sich allein auf bildungsferne Haushalte konzentriert. Dazu kommt auch noch, dass es in der Behandlung der jeweiligen Einzelschicksale keinen universellen Königsweg gibt. Für die einen ist es der bessere Weg, wenn man sie in ihren Familien belässt - bei anderen ist es besser, wenn man sie bezüglich wichtiger Entwicklungsschritte unabhängig von den Familien begleitet. Das gilt sowohl für Kinder von wohlhabenden wie auch für Kinder von eher verarmten Familienverhältnissen!

Es ist gerade nicht leicht - sonder individuell - und damit auch ein permanenter Kampf zwischen unterschiedlichen Interessen. Wichtig ist nicht, dass dieser Kampf entschieden wird - sondern dass man beständig darum ringt, wie man das Optimum für die Gesellschaft insgesamt erreichen kann. Einen Königsweg dafür kenne ich auch nicht - wenn ich den habe, bewerbe ich mich aber um den Nobelpreis......
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franktoast
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

Atue001 hat geschrieben:(07 Apr 2021, 23:17)

So ist es ganz praktisch auch! Wobei auch klar ist, dass man entsprechende Entscheidungen häufig treffen muss und trifft, ohne dass man sich tatsächlich über die Konsequenzen bewusst ist.

Es gibt von Seiten der Hirnforscher eine Forschung dazu, was gute Musiker von exzellenten Musikern unterscheidet......und im Ergebnis zeigt sich: Ca. 10.000h Übung......
Das ist die Wahrheit - aber auch nur die halbe Wahrheit. Ganzheitlich gehört dazu, dass einige gute Musiker nicht in der glücklichen Lage waren 10.000h mehr üben zu können, andere hingegen wären in der Lage gewesen, WOLLTEN aber nicht mehr üben......weil sie ihre Zeit für andere Dinge nutzen wollten. BEIDES ist menschlich und normal.
Ja, Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten haben auch immer eine besondere psychische Disposition. Eine starke Motivation, Durchhaltevermögen etc. Die schauen eben abends nicht Netflix, sondern üben dann nochmal 5 Stunden Gitarrespielen. Entsprechend leidet dann natürlich auch das Sozialleben darunter. Das ist ähnlich mit Personen in hohen Positionen. Wenn du >100 000 verdienst, hast du eben (in der Regel) keine gemütliche 40Std Woche und bist 24/7 abrufbar.

Ich wollte dich nicht mit meiner Äußerung diskreditieren! Klar ist dennoch, wer in einem westlichen Land geboren wird, hat in aller Regel schon mal eine Menge Glück gehabt. Eine Garantie für eine erfolgreiche Zukunft ist das aber nicht.
Ja.
Das ist sicherlich nie verkehrt. Trotzdem ist es eine gesellschaftliche Kernfragestellung für Demokratien, wie viel Chancengleichheit sie ihren Kindern ermöglicht - unabhängig von den Möglichkeiten der Eltern.
Dieses Kapitel ist für Deutschland kein Ruhmesblatt - Chancengleichheit ist hier eng an Vermögensverhältnisse gekoppelt. Das haben andere Länder besser im Griff.




Keine Frage - es geht nicht darum, wohlhabende Familien per se zu benachteiligen......es geht vor allem darum, wie man gesellschaftlich das Maximum erreichen kann. Das wird weder dadurch gelingen, dass man Wohlhabende einseitig fördert, noch dadurch, dass man sich allein auf bildungsferne Haushalte konzentriert. Dazu kommt auch noch, dass es in der Behandlung der jeweiligen Einzelschicksale keinen universellen Königsweg gibt. Für die einen ist es der bessere Weg, wenn man sie in ihren Familien belässt - bei anderen ist es besser, wenn man sie bezüglich wichtiger Entwicklungsschritte unabhängig von den Familien begleitet. Das gilt sowohl für Kinder von wohlhabenden wie auch für Kinder von eher verarmten Familienverhältnissen!

Es ist gerade nicht leicht - sonder individuell - und damit auch ein permanenter Kampf zwischen unterschiedlichen Interessen. Wichtig ist nicht, dass dieser Kampf entschieden wird - sondern dass man beständig darum ringt, wie man das Optimum für die Gesellschaft insgesamt erreichen kann. Einen Königsweg dafür kenne ich auch nicht - wenn ich den habe, bewerbe ich mich aber um den Nobelpreis......
Die Kernfrage ist hier auch - und das mag provokativ klingen - ob aktuell schon zu viele oder zu wenig Ressourcen von den Reichen abgezogen werden, um Menschen mit weniger Glück zu fördern oder finanziell zu unterstützen. Du hast sicherlich schon mal von der Verteilung von Leistung gehört. Selbst in einer normalen Abteilung mit "Gleichgestellten" gibt es manche, die locker 2-3 mal so produktiv sind als andere, aber das Gleiche verdienen. Ich bin Softwareentwickler und da gibt es Overachiever in meiner Abteilung, die an einem Tag so viel schaffen wie andere in einer Woche und vielleicht 20% mehr verdienen.
Nun nehmen wir mal eine Schule, ein Lehrer mit 25 Schülern. Wie viel Zeit sollte der Lehrer mit den 5 schlechtesten Schülern verbringen und wie viel mit den 5 Besten? Falls der Lehrer seine Ressourcen anders verteilt, werden vlt. die 5 Schlechtesten um 10% schlechter und die 5 Besten um 30% besser.

Das ist auch so ähnlich wie mit Kindern. Die sind auf manchen Gebieten schlecht, auf anderen Gut. Sollte man nun dafür sorgen, dass sie ihre Schwächen verbessern oder ihre Stärken verbessern? Beides mit ungewissem Erfolg. Vielleicht verwendet man die ganze Müh, die Schwächen zu verbessern, aber hat keinen Erfolg und die Stärken werden nicht ausgebaut. Man stelle sich ein Kind vor mit starken Interessen in Computer, IT und Programmieren, aber Schwächen in Deutsch und Sozialverhalten. Was tun? Dieses Dilemma hat man auch in der Gesellschaft. wenn man sich die Frage stellt, ob man Starke oder Schwache fördert.

Und nur um klar zu sein: Wenn man Schwache fördert, geht das immer auf Kosten der Starken! Man entnimmt den Produktiven Ressourcen und gibt es den Schwachen.

Das kann sich lohnen, ich wehre mich aber dagegen generell anzunehmen, dass die Schwachen zu wenig gefördert werden. Es kann auch zu viel gefördert werden. Womöglich muss es auch eigener Antrieb sein. Wozu zB. eine Unternehmensgründung von Hartz4lern fördern? Ist es nicht genug Anreiz aus Hartz4 rauszukommen?
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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