Sparen war gestern

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Atue001
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

franktoast hat geschrieben:(28 Jan 2021, 14:42)

....
Es gibt diesen Mythos, im Kapitalismus müsse es Wachstum geben, ansonsten breche er zusammen....

Viel Zustimmung meinerseits zu deiner Antwort, allerdings mit einer etwas anderen Nuance bezüglich des zitierten Satzes.
Meiner Ansicht nach ist Wachstum das Wesen des Kapitalismus - und ich denke sogar, dass nahezu unendliches Wachstum möglich ist.

Die Crux liegt dabei, dass es die Politik ist, die bestimmt, was man im Detail unter einem Wachstum versteht, und das kann die Politik auch über die Zeit verändern.

Wachstum muss also nicht bedeuten ein Wachstum der Sparrate oder des absoluten Sparbetrages, oder ein Wachstum des Umsatzes oder Gewinns. Man kann auch ein Wachstum an Aufklärung, Bildung, Toleranz, Respekt, Nachhaltigkeit, Resilienz u.ä. zum politischen Ziel erklären, und steuert dann eine konsequent wachsende kapitalistische Gesellschaft in solche Richtungen.

Konkret gab und gibt es solche Veränderungen auch permanent - war beispielsweise nach WKII ein Wachstum an Kalorien je Kopf ein politisches Ziel, ist heute die Neuausrichtung mehr auf Gesundheit, Bio, Fitness etc. ausgerichtet.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Realist2014 »

Atue001 hat geschrieben:(29 Jan 2021, 23:08)

s. Man kann auch ein Wachstum an Aufklärung, Bildung, Toleranz, Respekt, Nachhaltigkeit, Resilienz u.ä. zum politischen Ziel erklären, und steuert dann eine konsequent wachsende kapitalistische Gesellschaft in solche Richtungen.
Konkret gab und gibt es solche Veränderungen auch permanent - war beispielsweise nach WKII ein Wachstum an Kalorien je Kopf ein politisches Ziel, ist heute die Neuausrichtung mehr auf Gesundheit, Bio, Fitness etc. ausgerichtet.
Das hat aber alles nichts mit "ökonomischem" Wachstum zu tun- was das BIP ja wiederspiegelt.

Obige Themen wären eher ein Indikator für "Wohlstand"
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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franktoast
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

Atue001 hat geschrieben:(29 Jan 2021, 23:08)

Viel Zustimmung meinerseits zu deiner Antwort, allerdings mit einer etwas anderen Nuance bezüglich des zitierten Satzes.
Meiner Ansicht nach ist Wachstum das Wesen des Kapitalismus - und ich denke sogar, dass nahezu unendliches Wachstum möglich ist.

Die Crux liegt dabei, dass es die Politik ist, die bestimmt, was man im Detail unter einem Wachstum versteht, und das kann die Politik auch über die Zeit verändern.

Wachstum muss also nicht bedeuten ein Wachstum der Sparrate oder des absoluten Sparbetrages, oder ein Wachstum des Umsatzes oder Gewinns. Man kann auch ein Wachstum an Aufklärung, Bildung, Toleranz, Respekt, Nachhaltigkeit, Resilienz u.ä. zum politischen Ziel erklären, und steuert dann eine konsequent wachsende kapitalistische Gesellschaft in solche Richtungen.

Konkret gab und gibt es solche Veränderungen auch permanent - war beispielsweise nach WKII ein Wachstum an Kalorien je Kopf ein politisches Ziel, ist heute die Neuausrichtung mehr auf Gesundheit, Bio, Fitness etc. ausgerichtet.
Es mag ein Wesen des Kapitalismus sein, man könnte aber auch sagen, es wäre das Wesen des Menschens. Also er strebt ja nach Verbesserungen und nach Effizienz. Irgendwas muss der Mensch ja in seiner Zeit tun und er will was schaffen. Warum nicht Produkte oder Prozesse verbessern?
Dazu gehört auch immer, dass der gleiche materielle Wohlstand mit weniger Arbeitsstunden erreicht werden kann und es stellt sich die Frage, was man mit den freigewordenen Arbeitsstunden macht? Man kann mehr Bildung anbieten, die Energieerzeugung sauberer machen etc. Man könnte auch den Kapitalismus in dem Sinne einschränken, indem man ihn "gleicher" macht. zB. könnte man Geschelchterquoten bei Dachdeckern und Kindergärtnern einführen. Leider scheint es dieses Gleichmacherziel zu geben (equality of outcome(Sozialismus) vs equality of opportunity(Kapitalismus)), so dass die Verteilung unterschiedlicher Merkmale in einer Teilmenge so sein sollte wie in der Gesamtmenge (zB. gibt es 50% Frauen in der Gesamtmenge, also will man das auch in der Teilmenge der Dachdecker). Genauso akzeptiert man, dass 0,1% der Menschen 100% der Gehirn-OPs durchführen, aber wenn 10% der Menschen 90% der Produktion über Unternehmenseigentum steuern, scheint das ein Nogo zu sein (Stichwort ungleiche Vermögensverteilung).
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

franktoast hat geschrieben:(02 Feb 2021, 12:56)

Es mag ein Wesen des Kapitalismus sein, man könnte aber auch sagen, es wäre das Wesen des Menschens. Also er strebt ja nach Verbesserungen und nach Effizienz. Irgendwas muss der Mensch ja in seiner Zeit tun und er will was schaffen. Warum nicht Produkte oder Prozesse verbessern?
Dazu gehört auch immer, dass der gleiche materielle Wohlstand mit weniger Arbeitsstunden erreicht werden kann und es stellt sich die Frage, was man mit den freigewordenen Arbeitsstunden macht? Man kann mehr Bildung anbieten, die Energieerzeugung sauberer machen etc. Man könnte auch den Kapitalismus in dem Sinne einschränken, indem man ihn "gleicher" macht. zB. könnte man Geschelchterquoten bei Dachdeckern und Kindergärtnern einführen. Leider scheint es dieses Gleichmacherziel zu geben (equality of outcome(Sozialismus) vs equality of opportunity(Kapitalismus)), so dass die Verteilung unterschiedlicher Merkmale in einer Teilmenge so sein sollte wie in der Gesamtmenge (zB. gibt es 50% Frauen in der Gesamtmenge, also will man das auch in der Teilmenge der Dachdecker). Genauso akzeptiert man, dass 0,1% der Menschen 100% der Gehirn-OPs durchführen, aber wenn 10% der Menschen 90% der Produktion über Unternehmenseigentum steuern, scheint das ein Nogo zu sein (Stichwort ungleiche Vermögensverteilung).
Die ungleiche Vermögensverteilung ist nicht das Problem - vielmehr ist sie ein Teil der Lösung.
Ein Problem aber wird es, wenn die Vermögensverteilung ungesund ungleich wird, und das über viele Jahre bleibt.

Betrachtet man Extrema, ist einem das auch intuitiv klar! Wenn genau einer ALLES Vermögen besitzen würde - wäre jedem klar, dass das ein Problem ist.

Die Frage ist also nicht so sehr, ob man Ungleichheit abschaffen sollte - sondern wie viel Ungleichheit ist förderlich, und wann beginnt das zu kippen.
Oder auch: Wie kann man die Ungleichheit zulassen aber gleichzeitig so steuern, dass sie zu Gunsten Aller wirkt, und nicht zum Schaden.

Selbst bei dem fragwürdigen und eigentlich in die Irre führendem Beispiel der Gehirn-OPs ist klar, wenn man nur noch genau einen Arzt alle Gehirn-OPs durchführen lassen würde, hätte die Menschheit nicht weniger sondern mehr Probleme.

Unser derzeitiges politisches und wirtschaftliches System sind darauf ausgerichtet, für viele gesellschaftliche Fragestellungen eine Art Balance zu suchen. Bei der Fragestellung der Vermögensakkumulation aber gibt es keine hinreichenden Bemühungen, hier für eine wirkungsvolle Balance zu sorgen. Das ist nicht akut, aber langfristig sehr wohl ein Problem, weil das Wirtschafts- und Finanzsystem Vermögensakkumulation nicht nur ermöglicht, sondern sie regelrecht antreibt. Das allein wäre nicht schädlich, sondern ist sogar eine Stärke des Systems - schädlich wird es aber dann, wenn für sehr große Vermögen dauerhaft keine systemischen Komponenten regulierend eingreifen.

Bei Unternehmen gibt es in Teilen ein solches Regulativ schon - Monopole werden unter starke staatliche Aufsicht gestellt, oder sogar zerschlagen.
Bei Privatvermögen fehlt dieses Regulativ aber - hier sehe ich ein Defizit.

In keiner Weise bedeutet dies aber, dass ich auch nur eine Sekunde über Gleichmacherei als wünschenswertes Szenario nachdenken würde.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Realist2014 »

Atue001 hat geschrieben:(02 Feb 2021, 23:58)

Unser derzeitiges politisches und wirtschaftliches System sind darauf ausgerichtet, für viele gesellschaftliche Fragestellungen eine Art Balance zu suchen. Bei der Fragestellung der Vermögensakkumulation aber gibt es keine hinreichenden Bemühungen, hier für eine wirkungsvolle Balance zu sorgen. e.
Natürlich gibt es die.
Nennt sich Steuern auf den Vermögenszuwachs ( Steuern auf Einkommen und Gewinne)
Dann Steuern auf Erbschaften.

Weiterhin Förderungen zur Vermögensbildung bei den "Geringverdienern"
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

Atue001 hat geschrieben:(02 Feb 2021, 23:58)

Die ungleiche Vermögensverteilung ist nicht das Problem - vielmehr ist sie ein Teil der Lösung.
Ein Problem aber wird es, wenn die Vermögensverteilung ungesund ungleich wird, und das über viele Jahre bleibt.

Betrachtet man Extrema, ist einem das auch intuitiv klar! Wenn genau einer ALLES Vermögen besitzen würde - wäre jedem klar, dass das ein Problem ist.
Theoretisch nicht. Wenn alle anderen ein gutes Einkommen hätten und das jedes Monat zu 100% verbrauchen würden und das auch wollen, wäre deren Vermögen 0, aber es gäbe kein Problem. Theoretisch könnte der Konsum und gelebte Reichtum bei denen mit 0 Vermögen sogar höher sein als bei dem, der alles Vermögen sein Eigen nennt. Beispiel: Die Quandts besitzen 50% von BMW. BMW stellt jedes Jahr etwa 2,5Mio. Autos her. Aber nutzen die Quandts nun 1,25Mio. Autos pro Jahr und werfen die dann weg? Jede Minute 2 neue BMWs und dann ab auf den Müll? Nö. Die Autos nutzen andere Menschen. Deren Vermögen arbeitet also für andere, indem sie für andere Autos herstellt. Deren privater Konsum ist die Villa, die Yacht, der Privatjet.

Die Frage ist also nicht so sehr, ob man Ungleichheit abschaffen sollte - sondern wie viel Ungleichheit ist förderlich, und wann beginnt das zu kippen.
Oder auch: Wie kann man die Ungleichheit zulassen aber gleichzeitig so steuern, dass sie zu Gunsten Aller wirkt, und nicht zum Schaden.
Aber warum sollte man da eingreifen? Sollte sich der Wohlstand einer Gesellschaft nicht eher nach den Medianvermögen messen lassen anstatt an dem Wohlstand der Reichsten? Falls in Gesellschaft A das oberste Prozent 99% des Vermögens besitzt und das Medianeinkommen pro Haushalt bei 5000€ liegt, und in B das oberste Prozent nur 10% des Gesamtvermögens hat, aber das Medianeinkommen nur bei 3000€, wäre das besser?

Solange das Vermögen basierend auf freiwilligen Handlungen basiert, sollte es da keine Obergrenze geben. Wenn dir zu 100% ein Unternehmen gehört, dass tolle Produkte verkauft, die die Massen eben als so toll empfinden, dass sie es freiwillig mit ihrem Geld kaufen, warum sollte man dir das Unternehmen wegnehmen, wenn es eine bestimmte Größe erreicht?
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Realist2014 »

franktoast hat geschrieben:(03 Feb 2021, 14:05)
Solange das Vermögen basierend auf freiwilligen Handlungen basiert, sollte es da keine Obergrenze geben. Wenn dir zu 100% ein Unternehmen gehört, dass tolle Produkte verkauft, die die Massen eben als so toll empfinden, dass sie es freiwillig mit ihrem Geld kaufen, warum sollte man dir das Unternehmen wegnehmen, wenn es eine bestimmte Größe erreicht?

Derartige "Enteigungsphanatasien" gibt es ja nur in ideologisch verblendeten Gehirnwindungen :p
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

franktoast hat geschrieben:(03 Feb 2021, 14:05)

Theoretisch nicht. Wenn alle anderen ein gutes Einkommen hätten und das jedes Monat zu 100% verbrauchen würden und das auch wollen, wäre deren Vermögen 0, aber es gäbe kein Problem. Theoretisch könnte der Konsum und gelebte Reichtum bei denen mit 0 Vermögen sogar höher sein als bei dem, der alles Vermögen sein Eigen nennt. Beispiel: Die Quandts besitzen 50% von BMW. BMW stellt jedes Jahr etwa 2,5Mio. Autos her. Aber nutzen die Quandts nun 1,25Mio. Autos pro Jahr und werfen die dann weg? Jede Minute 2 neue BMWs und dann ab auf den Müll? Nö. Die Autos nutzen andere Menschen. Deren Vermögen arbeitet also für andere, indem sie für andere Autos herstellt. Deren privater Konsum ist die Villa, die Yacht, der Privatjet.
Woher soll das Einkommen kommen, wenn einer alles besitzt? Faktisch müsste der eine dann das Einkommen ja bezahlen - womit er zumindest temporär nicht mehr alles besitzt.....aber es ist eh eine Grenzfallbetrachtung. Inhaltlich ist dir offensichtlich klar geworden, worauf ich hinaus wollte - das reicht damit ja auch.

Ich würde bei einer allgemeinen Vermögensbetrachtung immer auch zwischen Privatvermögen und Unternehmensvermögen trennen - das geht auch bei den Quandts und BMW ziemlich gut und ist allenfalls beim kleinen Schreiner um die Ecke problematisch....denn: BMW gäbe es auch noch, wenn die Quandts ihre Anteile vollständig abgeben müssten, weil BMW als Großunternehmen eben nicht nur aus den Eigentümern besteht, sondern vielmehr auch deshalb existiert, weil es viele Mitarbeiter und automatisierte Produktionsprozesse gibt. Aber diese Denkrichtung ist für meine Argumentationslinie auch nicht wesentlich - deshalb sollten wir das nicht zu sehr vertiefen - sonst passt es auch schwerlich in diesen Thread. Ich habe dabei keine Angst vor einer entsprechenden Diskussion - nur würde ich die dann an anderer Stelle führen.

Aber warum sollte man da eingreifen? Sollte sich der Wohlstand einer Gesellschaft nicht eher nach den Medianvermögen messen lassen anstatt an dem Wohlstand der Reichsten? Falls in Gesellschaft A das oberste Prozent 99% des Vermögens besitzt und das Medianeinkommen pro Haushalt bei 5000€ liegt, und in B das oberste Prozent nur 10% des Gesamtvermögens hat, aber das Medianeinkommen nur bei 3000€, wäre das besser?

Solange das Vermögen basierend auf freiwilligen Handlungen basiert, sollte es da keine Obergrenze geben. Wenn dir zu 100% ein Unternehmen gehört, dass tolle Produkte verkauft, die die Massen eben als so toll empfinden, dass sie es freiwillig mit ihrem Geld kaufen, warum sollte man dir das Unternehmen wegnehmen, wenn es eine bestimmte Größe erreicht?

Das Vermögen basiert nicht auf freiwilligen Handlungen. Unser Wirtschaftssystem, welches ich in seinen wesentlichen Grundzügen für völlig ok halte, hat inhärente Wirkmechanismen, die zu einer Vermögensakkumulation führen. Platt gesprochen: Wenn du reich genug bist, musst du dich schon anstrengen, um wieder arm werden zu können......

Mein Kernanliegen ist es nicht, auch nur einen einzigen Superreichen arm werden zu lassen - es ist vielmehr, durch eine faire Lastenverteilung der Staatsfinanzierung dafür zu sorgen, dass steigender Wohlstand von Superreichen auch hinreichend dazu führt, dass nicht nur sie selbst, sondern auch weitere davon profitieren. Sofern beispielsweise es sicher gestellt ist, dass die Mitarbeiter von BMW in wenigstens annähernd gleicher Art und Weise von einer Wertsteigerung des Unternehmens profitieren wie die Familie Quandt, ist ja auch vieles in Ordnung. Nur - während die Tarifsteigerungen dann doch oft genug bei 2-5% liegen, profitiert die Familie Quandt mit deutlich höheren Prozenten......ist das wirklich gerecht? Ist es der Eigentümer der die Wertschöpfung eines Unternehmens "verdient" oder sind es die, die operativ dafür sorgen, dass der Laden so erfolgreich läuft?


Damit nicht immer die "armen Quandts" das Objekt der Betrachtung sind, können wir gerne auch mal auf die Sondersituation von beispielsweise Profifussballern eingehen. Es ist völlig ok, dass sie entsprechend dem Gesetz von Angebot und Nachfrage auch mal Millionengehälter bekommen....es wäre fatal, wenn der Staat da in den Markt eingreifen würde! Also keine Neiddebatte!

WENN sie aber so ein Vermögen aufgebaut haben, dann ist es genauso ok, wenn sie entsprechend ihres Vermögens auch zur Staatsfinanzierung beitragen.
Diese Selbstverständlichkeit gibt es dann aber wieder nicht.

Der Fussballprofi (du kannst auch den Spitzenmusiker nehmen) erzielt extrem hohe Einnahmen über einen relativ kurzen Zeitraum - das Einkommen wird versteuert - die weitere Vermögensentwicklung aber spielt später nur noch eine untergeordnete Rolle. Bei entsprechendem Anlageverhalten kann man in einer solchen Rolle gar nichts anderes, als eigentlich immer Vermögender werden - sogar ohne all zu viel zutun.

Langfristige Spekulationsgewinne könne vor allem Vermögende erzielen - doch genau diese werden nur sehr niedrig und auch pauschaliert besteuert.....

Letzten Endes geht es mir aber gar nicht um diese Details - denn es gibt eine ganze Reihe an Möglichkeiten, wie man passend korrigierend gegensteuern kann. Das muss nicht beim Einkommen passieren - das kann auch erst im Fall der Erbschaft passieren - man kann es aber auch über eine Vermögenssteuer auf Privatvermögen machen oder oder oder.....

Ich halte es für völlig ok, dass es Einkommensunterschiede auch in sehr hoher Spreizung gibt - ich habe auch nichts dagegen, dass man aus einem hohen Einkommen ein Vermögen aufbauen kann. Ich halte es aber für ein Problem, wenn es systembedingt zur Vermögensakkumulation im größeren Stil kommt, die letzten Endes ja auch verhindert, dass andere sich ein Vermögen aufbauen können.
Solange der gesellschaftliche Konsens die Ungleichheit noch akzeptiert ist das Problem überschaubar - allerdings ist es naiv, deshalb das Problem auf den Sankt Nimmerleinstag zu vertagen. Denn die historische Erfahrung zeigt, wenn die Ungleichheit zu groß wird, entstehen gesellschaftliche Spannungen, die zu Revolutionen führen. Und die sind auch aus der Sicht der Vermögendsten wenig attraktiv.

Deshalb sollte sich ein Staat auch darum bemühen, dass die Vermögensungleichheit in einem vernünftigen Maß bleibt - ohne deshalb gleich dem Extrem zu frönen, überall Gleichmacherei zu fordern.

Um das auch mal gleich ins richtige Licht zu rücken - im großen und ganzen gelingt genau dies über weite Teile der Gesellschaft in Deutschland recht gut - blind ist der Staat in gewisser Weise bei einer relativ kleinen Klientel der Superreichen - und würde man das korrigieren, auch die Superreichen könnten doch regelmäßig damit leben. Das Vermögen der Quandts wäre damit nicht wirklich strukturell gefährdet....
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Realist2014 »

Atue001 hat geschrieben:(03 Feb 2021, 23:53)
Ich würde bei einer allgemeinen Vermögensbetrachtung immer auch zwischen Privatvermögen und Unternehmensvermögen trennen - d ..
Dann erläutere doch mal, wo da die Grenze ziehen willst.

Wobei du ja nicht "Unternehmensvermögen" meinst - das wäre ja das Vermögen des Unternehmens - sondern das Eigentum an Unternehmen.

Somit wäre letzteres :
Aktien
GmbH-Anteile
Anteile an GmbH & Co KG
Aktienfonds
Immobilienfonds
usw...

Was bleibt dann noch an "Privatvermögen"?

Autos, Immobilien, Yachten, Grundstücke, Gemälde......
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

Atue001 hat geschrieben:(03 Feb 2021, 23:53)

Woher soll das Einkommen kommen, wenn einer alles besitzt? Faktisch müsste der eine dann das Einkommen ja bezahlen - womit er zumindest temporär nicht mehr alles besitzt.....aber es ist eh eine Grenzfallbetrachtung. Inhaltlich ist dir offensichtlich klar geworden, worauf ich hinaus wollte - das reicht damit ja auch.
Wenn einer alle Unternehmen besitzt oder viele, ist erstmal egal. Wie viele Unternehmen besitzt du denn? Und hast du Essen, Wohnraum, Kleidung etc.? Von Sozialisten wird ja auch vorgeschlagen, dass einer (der Staat) alle Unternehmen hat und trotzdem würde es ja Einkommen geben, oder?
Ich würde bei einer allgemeinen Vermögensbetrachtung immer auch zwischen Privatvermögen und Unternehmensvermögen trennen - das geht auch bei den Quandts und BMW ziemlich gut und ist allenfalls beim kleinen Schreiner um die Ecke problematisch....denn: BMW gäbe es auch noch, wenn die Quandts ihre Anteile vollständig abgeben müssten, weil BMW als Großunternehmen eben nicht nur aus den Eigentümern besteht, sondern vielmehr auch deshalb existiert, weil es viele Mitarbeiter und automatisierte Produktionsprozesse gibt. Aber diese Denkrichtung ist für meine Argumentationslinie auch nicht wesentlich - deshalb sollten wir das nicht zu sehr vertiefen - sonst passt es auch schwerlich in diesen Thread. Ich habe dabei keine Angst vor einer entsprechenden Diskussion - nur würde ich die dann an anderer Stelle führen.
Naja, ich hab jetzt keine genauen Zahlen, aber lass alle Unternehmen mal 5 Billionen für Deutschland wert sein und wir nehmen an, es gäbe kein Ausland. Dieses Vermögen kannst du den Eigentümern nicht einfach wegnehmen und an die Bevölkerung ausschütten, die davon Autos oder Essen kaufen. Dieses Vermögen in Form von Fabriken, Lagern, Maschinen, Büros etc. ist ja dafür da, um Konsumgüter herzustellen. Du kannst nicht die BMW-Fabriken in Wohnraum umwandeln und davon ausgehen, dass dann immer noch so viele Autos hergestellt werden. Die Fabrik gäbe es ja gar nicht mehr.
Ich denke, das ist Vielen unklar, wenn sie davon fantasieren, man könnte ja den Superreichen das Vermögen wegnehmen und an Ärmere geben, die davon Handy, größere Wohnungen und sonst was kaufen. Sorry, das geht nicht. Physikalisch unmöglich.
Das Vermögen basiert nicht auf freiwilligen Handlungen. Unser Wirtschaftssystem, welches ich in seinen wesentlichen Grundzügen für völlig ok halte, hat inhärente Wirkmechanismen, die zu einer Vermögensakkumulation führen. Platt gesprochen: Wenn du reich genug bist, musst du dich schon anstrengen, um wieder arm werden zu können......
Also das hat eigentlich nichts mit der Höhe des Vermögens zu tun. Du kannst auch für 100€ einen Welt Aktien-ETF kaufen und es ist schwer, dass dieser in vielen Jahren weniger wert ist also heute. Zum Glück haben auch Nicht-Unternehmer über Aktien die Möglichkeit, daran zu partizipieren.
Ähnlich sieht es übrigens mit dem Lohn aus. Es ist relativ einfach, diesen Lohn zu halten und immer weiter zu steigern. Oder wenn du ein Haus kaufst und nach und nach abbezahlst, so wird dein Eigentum am Haus schwerlich sinken.
Mein Kernanliegen ist es nicht, auch nur einen einzigen Superreichen arm werden zu lassen - es ist vielmehr, durch eine faire Lastenverteilung der Staatsfinanzierung dafür zu sorgen, dass steigender Wohlstand von Superreichen auch hinreichend dazu führt, dass nicht nur sie selbst, sondern auch weitere davon profitieren. Sofern beispielsweise es sicher gestellt ist, dass die Mitarbeiter von BMW in wenigstens annähernd gleicher Art und Weise von einer Wertsteigerung des Unternehmens profitieren wie die Familie Quandt, ist ja auch vieles in Ordnung. Nur - während die Tarifsteigerungen dann doch oft genug bei 2-5% liegen, profitiert die Familie Quandt mit deutlich höheren Prozenten......ist das wirklich gerecht? Ist es der Eigentümer der die Wertschöpfung eines Unternehmens "verdient" oder sind es die, die operativ dafür sorgen, dass der Laden so erfolgreich läuft?
Also wenn BMW als Unternehmen so hohe Gewinn erwirtschaftet, dann steht es doch jedem frei, BMW-Aktien zu kaufen. So ein BMW-Mitarbeiter verdient ja nicht schlecht. Der kann ja mal 10-20 Jahre seinen Konsum etwas einschränken und jedes Monat 500-1000€ in BMW-Aktien stecken. Wenn es Pech hat, geht BMW aber pleite ...
Der Fussballprofi (du kannst auch den Spitzenmusiker nehmen) erzielt extrem hohe Einnahmen über einen relativ kurzen Zeitraum - das Einkommen wird versteuert - die weitere Vermögensentwicklung aber spielt später nur noch eine untergeordnete Rolle. Bei entsprechendem Anlageverhalten kann man in einer solchen Rolle gar nichts anderes, als eigentlich immer Vermögender werden - sogar ohne all zu viel zutun.
Solange das Vermögen im Unternehmen gebunden ist, fallen auf den Gewinn ganz normal etwa 30% Steuern an, Körperschaftssteuer und Gewerbesteuer. Entnehmen die Quandts etwas davon zum privaten Gebrauch, fallen nochmal 25% Abgeltungssteuer an. Insgesamt also etwa 50%. Findest du das zu wenig?

Ich persönlich finde die Abgeltungssteuer ok. Kaufe ich heute Aktien und die steigen im Wert von 1000€, bleiben mir 750€. Sinken sie um 1000€, hab ich 1000€ Verlust. Da gibt es schon eine Asymmetrie. Da der Gewinn aber wahrscheinlicher ist, ist das wohl ok.

Ich nenn mal ein anderes Beispiel. Andrew Carnegie war ein US-Stahl-Tycoon aus dem 19ten Jhd. Er gilt als einer der reichsten Menschen, die je gelebt haben und war dafür bekannt, von seinen Arbeitern viel abzuverlangen bei gleichzeitig relativ geringem Lohn. Am Ende seines Lebens hat er sein gesamtes Vermögen gespendet, va. Bibliotheken und Unis wurden gebaut inklusive Stiftungsvermögen, die bis heute davon zerren. Ein anderes Beispiel ist Bill Gates. Er war ein ziemlich harten Geschäftsmann und am Ende seines Lebens spendet er 99,9%.
Was ist falsch gelaufen?

Ich persönlich finde es nur blöd, wenn jemand viel Reichtum hat und den verprasst.
Also ich will nochmal ausholen. Amazon hat etwa 1,2Mio. Mitarbeiter und ist 1,7Billionen Dollar wert. Jeff Bezos gehören davon 15%, also etwa 250Mrd. Dollar. Die Mitarbeiter leisten etwa 3Mrd. Arbeitsstunden pro Jahr. Was kommt bei diesen Arbeitsstunden heraus? Naja, Amazon hat einen Umsatz von etwa 300Mrd. und 150Mio. Kunden, die etwas kaufen, was sie wollen. Die 150Mio. Kunden wollen etwas suchen, finden das bei Amazon und bekommen es schnell nach Hause geliefert. Eventuell wollen sie es zurück schicken, oder sie wollen was über Amazon verkaufen.
-> Das passiert mit den 3Mrd. Arbeitsstunden. Es wird etwas gemacht, was 150Mio. Kunden wollen.

Jetzt stell dir mal vor, Jeff Bezos verkauft seinen Anteil an seine Mitarbeiter. Jeder Mitarbeiter bezahlt Bezos 200 000 Dollar. Nun gehört der Anteil den Mitarbeitern. Die Mitarbeiter kaufen dann 20 Jahre kein Auto, gehen nicht ins Kino, verzichten auf Reisen, und sonstigen Konsum. Und Bezos hat nun 250Mrd. auf seinem Konto rumliegen und kauft davon eine Superduper-Yacht, die diese Welt noch nicht gesehen hat. Zum Bau und Unterhalt der Yacht müssen 3Mrd. Arbeitsstunden aufgewendet werden. 3 000 000 000 Arbeitsstunden. Von der Stahlherstellung, Motorbau, Installation, Testfahrt, Ölforderung bis zum Programmieren der IT an Board.
-> Und nun? Hat sich die Situation nun verbessert?

Wie wärs, wenn Bezos seinen Anteil an einen Investmentfonds verkauft, der dafür 250Mrd. hinblättert und darauf 99% Steuern bezahlt? Nun, woher hat der Investmentfonds das Geld? Womöglich von 1,2Mio. Kleinanlegern, die jeweils 200 000 Dollar gegeben haben? Oder von 120Mio. Kleinanlegern, die jeweils 2000 Dollar gegeben haben, die jeweils auf Kinobesuch, Reise etc. verzichten? Nun kann der Staat das Geld ausgeben. Ja. Aber irgendjemand muss auf den Konsum von 250Mrd. verzichten. Ob nun Herr Bezos, ein anderer Reicher, viele Kleinanleger oder sonst wer.
-> Bezos Anteil muss in das Eigentum von jemand anderen gehen, der auf Konsum verzichtet. Es muss so sein!
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

franktoast hat geschrieben:(04 Feb 2021, 14:03)

Wenn einer alle Unternehmen besitzt oder viele, ist erstmal egal. Wie viele Unternehmen besitzt du denn? Und hast du Essen, Wohnraum, Kleidung etc.? Von Sozialisten wird ja auch vorgeschlagen, dass einer (der Staat) alle Unternehmen hat und trotzdem würde es ja Einkommen geben, oder?
Ich halte so oder so nichts von Extrema.
Naja, ich hab jetzt keine genauen Zahlen, aber lass alle Unternehmen mal 5 Billionen für Deutschland wert sein und wir nehmen an, es gäbe kein Ausland. Dieses Vermögen kannst du den Eigentümern nicht einfach wegnehmen und an die Bevölkerung ausschütten, die davon Autos oder Essen kaufen. Dieses Vermögen in Form von Fabriken, Lagern, Maschinen, Büros etc. ist ja dafür da, um Konsumgüter herzustellen. Du kannst nicht die BMW-Fabriken in Wohnraum umwandeln und davon ausgehen, dass dann immer noch so viele Autos hergestellt werden. Die Fabrik gäbe es ja gar nicht mehr.
Ich denke, das ist Vielen unklar, wenn sie davon fantasieren, man könnte ja den Superreichen das Vermögen wegnehmen und an Ärmere geben, die davon Handy, größere Wohnungen und sonst was kaufen. Sorry, das geht nicht. Physikalisch unmöglich.
Wie schon geschrieben halte ich das in Unternehmen gebundene Vermögen nicht für sonderlich relevant. Das Privatvermögen welches nicht in Unternehmen gebunden ist hingegen schon.

Unabhängig davon:
Bezogen auf Unternehmen halte ich es für Blödsinn, wenn man annimmt, dass es Unternehmen wie BMW nur gibt, solange es die Familie Quandt als Eigentümer gibt. Gäbe es andere Rahmengesetzgebungen zu dieser Thematik, gäbe es noch immer Unternehmen wie BMW, aber die Familie Quandt hätte etwas modifizierte Rechte und Pflichten. Am Unternehmen selbst würde das faktisch nichts ändern. Wer ernsthaft glaubt, dass Unternehmen in solchen Größenordnungen nur deshalb eine Existenzberechtigung haben, weil die Eigentümerstruktur so ist, wie sie ist.....der schaut einfach an der Realität vorbei. Es ist völlig normal, dass Unternehmen in solchen Größenordnungen ihre Eigentümerstruktur im Laufe der Zeit ihrer Existenz verändern - und Unternehmen gehen nicht pleite, nur weil eine einstmalig wichtige Unternehmerpersönlichkeit das Unternehmen verlässt. Wäre es so, dass BMW nur deshalb am Weltmarkt erfolgreich ist, weil die Eigentümerstruktur ist wie sie ist.....BMW wäre so oder so zum Scheitern verurteilt. Tatsächlich ist BMW wie andere Firmen in vergleichbarer Situation aber deshalb erfolgreich, weil sie ein erfolgreiches Wirtschaftsmodell anbieten. Und das bieten sie nicht aufgrund der Eigentümerstruktur an, sondern weil viele Mitarbeiter bei BMW sich gemeinsam darum bemühen, am Markt erfolgreich zu sein.
Solange das Vermögen im Unternehmen gebunden ist, fallen auf den Gewinn ganz normal etwa 30% Steuern an, Körperschaftssteuer und Gewerbesteuer. Entnehmen die Quandts etwas davon zum privaten Gebrauch, fallen nochmal 25% Abgeltungssteuer an. Insgesamt also etwa 50%. Findest du das zu wenig?
Das kann ich dir gar nicht genau sagen - das müsste man erst mal genau analysieren. Eventuell ist es zu viel, eventuell auch zu wenig.
Entscheidend: Ich mache ausdrücklich darauf aufmerksam, dass Unternehmen und ihre Beteiligungsformen gar nicht bezüglich meiner Aussagen relevant sind, sondern dass es mir um das nicht in Unternehmen gebundene Privatvermögen geht.

Ich persönlich finde die Abgeltungssteuer ok. Kaufe ich heute Aktien und die steigen im Wert von 1000€, bleiben mir 750€. Sinken sie um 1000€, hab ich 1000€ Verlust. Da gibt es schon eine Asymmetrie. Da der Gewinn aber wahrscheinlicher ist, ist das wohl ok.
Ist sie ok? Nach welchem Kriterium? Oder findest du sie ok, weil du dich nicht genauer mit der Materie beschäftigst? Es sollte doch objektive und messbare Kriterien geben, wie stark sich jeder Einzelne an der Staatsfinanzierung beteiligen soll.... und nicht nach dem Bauchgefühl entschieden werden, ob man etwas ok findet, oder auch nicht.....spricht aus deiner Sicht was gegen die Entwicklung von objektiven Kriterien?

Ich nenn mal ein anderes Beispiel. Andrew Carnegie war ein US-Stahl-Tycoon aus dem 19ten Jhd. Er gilt als einer der reichsten Menschen, die je gelebt haben und war dafür bekannt, von seinen Arbeitern viel abzuverlangen bei gleichzeitig relativ geringem Lohn. Am Ende seines Lebens hat er sein gesamtes Vermögen gespendet, va. Bibliotheken und Unis wurden gebaut inklusive Stiftungsvermögen, die bis heute davon zerren. Ein anderes Beispiel ist Bill Gates. Er war ein ziemlich harten Geschäftsmann und am Ende seines Lebens spendet er 99,9%.
Was ist falsch gelaufen?
Das kann und darf jeder individuell beurteilen. Subjektiv halte ich es für falsch, dass einzelne Persönlichkeiten in so umfangreichem Maße frei darüber entscheiden können, welche Wohltaten sie willkürlich für gut befinden.
Das spricht nicht gegen Carnegie, und nicht gegen Bill Gates! Es spricht gegen eine Gesetzgebung, die so etwas ermöglicht. Welche demokratischen Institutionen überwachen und regeln im Zweifelsfall auch, dass das, was Bill Gates an Geldern für wen auch immer frei gibt, auch im Interesse der Allgemeinheit ist?

Ich finde Bill Gates gut - und sein Engagement für die Allgemeinheit Vorbildlich - ich finde aber gleichzeitig katastrophal, dass es überhaupt zu solchen Vermögensverteilungen kommt. Es ist nicht Aufgabe von Einzelnen dafür zu sorgen, dass es der Allgemeinheit gut geht......das ist eine Aufgabe, die der Staat zu leisten hat - und zwar demokratisch legitimiert. Bill Gates und viele andere sehr positive Superreiche können noch so viel gutes tun.....die Frage ist doch, ist es gut und richtig, dass sie ohne jegliche demokratische Kontrolle allein entscheiden dürfen, was genau getan wird.....
Wäre dieser Gedankengang richtig, wäre es nur konsequent, Bill Gates als Diktator einzufordern......denn er macht ja alles richtig......
Dem folge ich nicht! Richtig wäre es, Bill Gates ausreichend zu besteuern, die Gelder dann als Staat zu verwalten, und mit demokratischer Legitimation und unter demokratischer Kontrolle die entsprechenden Gelder auch einem vernünftigen Zweck zukommen zu lassen.

Nicht Bill Gates & Co. haben etwas falsch gemacht! Falsch sind die systemischen Gesamtrahmenbedingungen die es ermöglichen, dass Bill Gates so auftreten kann.
Ich persönlich finde es nur blöd, wenn jemand viel Reichtum hat und den verprasst.
Also ich will nochmal ausholen. Amazon hat etwa 1,2Mio. Mitarbeiter und ist 1,7Billionen Dollar wert. Jeff Bezos gehören davon 15%, also etwa 250Mrd. Dollar. Die Mitarbeiter leisten etwa 3Mrd. Arbeitsstunden pro Jahr. Was kommt bei diesen Arbeitsstunden heraus? Naja, Amazon hat einen Umsatz von etwa 300Mrd. und 150Mio. Kunden, die etwas kaufen, was sie wollen. Die 150Mio. Kunden wollen etwas suchen, finden das bei Amazon und bekommen es schnell nach Hause geliefert. Eventuell wollen sie es zurück schicken, oder sie wollen was über Amazon verkaufen.
-> Das passiert mit den 3Mrd. Arbeitsstunden. Es wird etwas gemacht, was 150Mio. Kunden wollen.

Jetzt stell dir mal vor, Jeff Bezos verkauft seinen Anteil an seine Mitarbeiter. Jeder Mitarbeiter bezahlt Bezos 200 000 Dollar. Nun gehört der Anteil den Mitarbeitern. Die Mitarbeiter kaufen dann 20 Jahre kein Auto, gehen nicht ins Kino, verzichten auf Reisen, und sonstigen Konsum. Und Bezos hat nun 250Mrd. auf seinem Konto rumliegen und kauft davon eine Superduper-Yacht, die diese Welt noch nicht gesehen hat. Zum Bau und Unterhalt der Yacht müssen 3Mrd. Arbeitsstunden aufgewendet werden. 3 000 000 000 Arbeitsstunden. Von der Stahlherstellung, Motorbau, Installation, Testfahrt, Ölforderung bis zum Programmieren der IT an Board.
-> Und nun? Hat sich die Situation nun verbessert?

Wie wärs, wenn Bezos seinen Anteil an einen Investmentfonds verkauft, der dafür 250Mrd. hinblättert und darauf 99% Steuern bezahlt? Nun, woher hat der Investmentfonds das Geld? Womöglich von 1,2Mio. Kleinanlegern, die jeweils 200 000 Dollar gegeben haben? Oder von 120Mio. Kleinanlegern, die jeweils 2000 Dollar gegeben haben, die jeweils auf Kinobesuch, Reise etc. verzichten? Nun kann der Staat das Geld ausgeben. Ja. Aber irgendjemand muss auf den Konsum von 250Mrd. verzichten. Ob nun Herr Bezos, ein anderer Reicher, viele Kleinanleger oder sonst wer.
-> Bezos Anteil muss in das Eigentum von jemand anderen gehen, der auf Konsum verzichtet. Es muss so sein!
Deine Argumentation geht an der Fragestellung vorbei.
Eine relevante Kernfragestellung wäre doch: Wenn Bezos 15% aus seinem Unternehmen abziehen kann, während die Mitarbeiter nur 2% Steigerung erfahren - ist das fair?

Es ist eine Mär, dass Bezos Amazon ist......Amazon wurde von ihm aufgebaut, und von ihm gegründet.....aber Amazon von heute ist das Ergebnis der wirtschaftlichen Tätigkeit seiner Mitarbeiter. Und zu denen gehören auch die, die nur nach dem Logistiktarif in Deutschland bezahlt werden, während Wettbewerber von Amazon den Einzelhandelstarif bezahlen, der höher liegt.....das ist einfach nur ganz normale Realität.

Amazon könnte seinen Mitarbeitern in Deutschland quasi aus der Portotasche soviel mehr bezahlen, wie es der Einzelhandelstarif verlangt....für das Unternehmen Amazon wäre das wenig relevant - für die konkret betroffenen Mitarbeiter hingegen wäre es sehr relevant.


Ich neide Jeff Bezos weder sein Vermögen noch sein Einkommen. Ich finde es eher traurig, dass dieses Vermögen und Einkommen unnötigerweise auf dem Rücken von unterbezahlten Mitarbeitern ausgetragen wird. Wäre Bezos so ein Wohltäter, wie er es eigentlich sein sollte, dann würde er sich diese Blöße nicht geben - und finanziell ist es nur peinlich, dass er sich diese Blöße dennoch gibt.

Genau dies zeigt auf, dass es hier zur Korrektur staatlicher Regelungen bedarf.

Staatlicher Regelungen, die es jedem Bezos dieser Welt auch weiterhin ermöglichen, gut zu verdienen - die aber dennoch auch darauf achten, dass die eigentlich ursächlich für den Verdienst verantworltichen Mitarbeiter nicht ausgebeutet werden, sondern angemessene Beteiligung erfahren.

Es geht nicht um Gleichmacherei! Es geht um ein Right-Sizing - also darum, dass Fehlentwicklungen durch den Gesetzgeber abgestellt werden. So einfach ist es.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Realist2014 »

Atue001 hat geschrieben:(05 Feb 2021, 01:06)


Wie schon geschrieben halte ich das in Unternehmen gebundene Vermögen nicht für sonderlich relevant. Das Privatvermögen welches nicht in Unternehmen gebunden ist hingegen schon.
Es wäre hilfreich, wenn du obiges mal spezifizieren würdest...
Wozu gehört denn das Vermögen in Form des Wertes einer GmbH eines kleineren Unternehmens?
Das ist ja Privatvermögen, besteht aber aus dem Wert der GmbH.
Entscheidend: Ich mache ausdrücklich darauf aufmerksam, dass Unternehmen und ihre Beteiligungsformen gar nicht bezüglich meiner Aussagen relevant sind, sondern dass es mir um das nicht in Unternehmen gebundene Privatvermögen geht.
Es gibt kein in Unternehmen gebundenes Privatvermögen...
Es ist eine Mär, dass Bezos Amazon ist......Amazon wurde von ihm aufgebaut, und von ihm gegründet.....aber Amazon von heute ist das Ergebnis der wirtschaftlichen Tätigkeit seiner Mitarbeiter. Und zu denen gehören auch die, die nur nach dem Logistiktarif in Deutschland bezahlt werden, während Wettbewerber von Amazon den Einzelhandelstarif bezahlen, der höher liegt.....das ist einfach nur ganz normale Realität.
Das stimmt so nicht.
Amazon könnte seinen Mitarbeitern in Deutschland quasi aus der Portotasche soviel mehr bezahlen, wie es der Einzelhandelstarif verlangt...
Das ist ja der Fall
Ich finde es eher traurig, dass dieses Vermögen und Einkommen unnötigerweise auf dem Rücken von unterbezahlten Mitarbeitern ausgetragen wird.
Auch das entspricht nicht den Fakten
genau dies zeigt auf, dass es hier zur Korrektur staatlicher Regelungen bedarf.
Was genau sollte der deutsche Staat denn bei deinem angeführten Beispiel ( Amazon/Jeff Bezos) machen?
Führe doch mal Optionen auf.... ( US Konzern, US-Bürger....)
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

Atue001 hat geschrieben:(05 Feb 2021, 01:06)
Wie schon geschrieben halte ich das in Unternehmen gebundene Vermögen nicht für sonderlich relevant. Das Privatvermögen welches nicht in Unternehmen gebunden ist hingegen schon.
Aha und wie hoch ist das denn? Sind dann 5Mio. in Aktien in Unternehmen gebundenes Vermögen und 5Mio. auf dem Bankkonto sind Privatvermögen?
Unabhängig davon:
Bezogen auf Unternehmen halte ich es für Blödsinn, wenn man annimmt, dass es Unternehmen wie BMW nur gibt, solange es die Familie Quandt als Eigentümer gibt. Gäbe es andere Rahmengesetzgebungen zu dieser Thematik, gäbe es noch immer Unternehmen wie BMW, aber die Familie Quandt hätte etwas modifizierte Rechte und Pflichten. Am Unternehmen selbst würde das faktisch nichts ändern. Wer ernsthaft glaubt, dass Unternehmen in solchen Größenordnungen nur deshalb eine Existenzberechtigung haben, weil die Eigentümerstruktur so ist, wie sie ist.....der schaut einfach an der Realität vorbei. Es ist völlig normal, dass Unternehmen in solchen Größenordnungen ihre Eigentümerstruktur im Laufe der Zeit ihrer Existenz verändern - und Unternehmen gehen nicht pleite, nur weil eine einstmalig wichtige Unternehmerpersönlichkeit das Unternehmen verlässt. Wäre es so, dass BMW nur deshalb am Weltmarkt erfolgreich ist, weil die Eigentümerstruktur ist wie sie ist.....BMW wäre so oder so zum Scheitern verurteilt. Tatsächlich ist BMW wie andere Firmen in vergleichbarer Situation aber deshalb erfolgreich, weil sie ein erfolgreiches Wirtschaftsmodell anbieten. Und das bieten sie nicht aufgrund der Eigentümerstruktur an, sondern weil viele Mitarbeiter bei BMW sich gemeinsam darum bemühen, am Markt erfolgreich zu sein.
Das hab ich auch nicht gesagt. Die Quants könnten ihren Unternehmensanteil ja einfach an jemand anderen verkaufen. Nur irgendjemand muss den Anteil kaufen und dieser jemand hat dann etwa 20Mrd. weniger für andere Sachen. Dieser jemand kann natürlich auch mehrere Personen sein.

Irgendjemand muss Eigentümer von BMW sein und dieser jemand kann von dem Eigentum keine Konsumgüter kaufen.
Das kann ich dir gar nicht genau sagen - das müsste man erst mal genau analysieren. Eventuell ist es zu viel, eventuell auch zu wenig.
Entscheidend: Ich mache ausdrücklich darauf aufmerksam, dass Unternehmen und ihre Beteiligungsformen gar nicht bezüglich meiner Aussagen relevant sind, sondern dass es mir um das nicht in Unternehmen gebundene Privatvermögen geht.
Das ist ja wild austauschbar. Stell dir vor, man würde Aktienvermögen nicht besteuern und Privatvermögen auf dem Bankkonto schon. Wer hätte dann noch Geld auf dem Privatkonto rumliegen?
Ist sie ok? Nach welchem Kriterium? Oder findest du sie ok, weil du dich nicht genauer mit der Materie beschäftigst? Es sollte doch objektive und messbare Kriterien geben, wie stark sich jeder Einzelne an der Staatsfinanzierung beteiligen soll.... und nicht nach dem Bauchgefühl entschieden werden, ob man etwas ok findet, oder auch nicht.....spricht aus deiner Sicht was gegen die Entwicklung von objektiven Kriterien?
Ok, ein objektives Kriterium wäre, dass jemand in etwa für die Kosten aufkommt, die er verursacht. Man könnte also sagen, dass jemand mit 10 000€ Jahreseinkommen und jemand mit 1Mio. beide zB. jeweils 5000€ abdrücken. Also eine Kopfsteuer. Sollten beide zB. 10% bezahlen, würde der mit Millioneneinkommen ja 100x mehr bezahlen, obwohl er keineswegs 100x mehr Kosten verursacht.
Das kann und darf jeder individuell beurteilen. Subjektiv halte ich es für falsch, dass einzelne Persönlichkeiten in so umfangreichem Maße frei darüber entscheiden können, welche Wohltaten sie willkürlich für gut befinden.
Das spricht nicht gegen Carnegie, und nicht gegen Bill Gates! Es spricht gegen eine Gesetzgebung, die so etwas ermöglicht. Welche demokratischen Institutionen überwachen und regeln im Zweifelsfall auch, dass das, was Bill Gates an Geldern für wen auch immer frei gibt, auch im Interesse der Allgemeinheit ist?

Ich finde Bill Gates gut - und sein Engagement für die Allgemeinheit Vorbildlich - ich finde aber gleichzeitig katastrophal, dass es überhaupt zu solchen Vermögensverteilungen kommt. Es ist nicht Aufgabe von Einzelnen dafür zu sorgen, dass es der Allgemeinheit gut geht......das ist eine Aufgabe, die der Staat zu leisten hat - und zwar demokratisch legitimiert. Bill Gates und viele andere sehr positive Superreiche können noch so viel gutes tun.....die Frage ist doch, ist es gut und richtig, dass sie ohne jegliche demokratische Kontrolle allein entscheiden dürfen, was genau getan wird....
Naja, die Frage ist ja, wie ein Bill Gates entscheidet, für was er sein Geld spendet. Nach welchen Kriterien geht er wohl vor? Versucht es da zu spenden, was die Allgemeinheit also wenig dringlich ansieht, um sich unbeliebt zu machen? Weil es das Ziel von Gates ist, sich unbeliebt zu machen? So eine Annahme ist ja blödsinnig.

Eine demokratische Legitimierung ist warum besser? Auf die Politiker wirken Interessensgruppen(Lobbys) und durchaus manipulierbare Wähler ein. Dazu kommt noch ein relativ hoher bürokratischer Aufwand dazu, denn eine demokratische Legitimierung gibt es nicht ohne Aufwand. Dass das eine Person, die ein Weltunternehmen aufgebaut hat, womöglich besser könnte, kommt dir nicht in den Sinn?

Also ich persönlich hab in einen Gates als Wohlstifter mehr Vertrauen als in Politiker bzw. helfen Private Akteure ja genau da, wo es der Staat nicht gebacken bekommt.
Wäre dieser Gedankengang richtig, wäre es nur konsequent, Bill Gates als Diktator einzufordern......denn er macht ja alles richtig......
Dem folge ich nicht! Richtig wäre es, Bill Gates ausreichend zu besteuern, die Gelder dann als Staat zu verwalten, und mit demokratischer Legitimation und unter demokratischer Kontrolle die entsprechenden Gelder auch einem vernünftigen Zweck zukommen zu lassen.

Nicht Bill Gates & Co. haben etwas falsch gemacht! Falsch sind die systemischen Gesamtrahmenbedingungen die es ermöglichen, dass Bill Gates so auftreten kann.
Ich bin an einer Stelle in meinem Leben angekommen, an der ich das erste Mal Spielraum für Spenden von mir selber hab. Ich empfinde mich hier nicht als Diktator oder zu gering besteuert. Privates Engagement ist wichtiger als das den Staates. Eigentlich habe ich es oben falschrum geschrieben. Nicht Private sollten da einspringen, wo es der Staat verkackt, sondern der Staat sollte da einspringen, wo es privates Engagement nicht hinbekommt.

Aber mal nochmal ernsthaft gefragt: Wenn ein Bill Gates 1Mrd. nach Afrika spendet, ist das schlechter als wenn Gates 1Mrd. zusätzlich an Steuern bezahlt und der Staat das Geld nach Afrika spendet? Hast du bei Letzterem irgendwie das Gefühl, das stamme nun von dir, da du ein Wähler der Regierung oder Mehrheit im Bundestag bist? Also das ist meine Vermutung, warum Viele hier lieber Steuern und Staatsengagement bevorzugen...

Deine Argumentation geht an der Fragestellung vorbei.
Eine relevante Kernfragestellung wäre doch: Wenn Bezos 15% aus seinem Unternehmen abziehen kann, während die Mitarbeiter nur 2% Steigerung erfahren - ist das fair?

Es ist eine Mär, dass Bezos Amazon ist......Amazon wurde von ihm aufgebaut, und von ihm gegründet.....aber Amazon von heute ist das Ergebnis der wirtschaftlichen Tätigkeit seiner Mitarbeiter. Und zu denen gehören auch die, die nur nach dem Logistiktarif in Deutschland bezahlt werden, während Wettbewerber von Amazon den Einzelhandelstarif bezahlen, der höher liegt.....das ist einfach nur ganz normale Realität.

Amazon könnte seinen Mitarbeitern in Deutschland quasi aus der Portotasche soviel mehr bezahlen, wie es der Einzelhandelstarif verlangt....für das Unternehmen Amazon wäre das wenig relevant - für die konkret betroffenen Mitarbeiter hingegen wäre es sehr relevant.


Ich neide Jeff Bezos weder sein Vermögen noch sein Einkommen. Ich finde es eher traurig, dass dieses Vermögen und Einkommen unnötigerweise auf dem Rücken von unterbezahlten Mitarbeitern ausgetragen wird. Wäre Bezos so ein Wohltäter, wie er es eigentlich sein sollte, dann würde er sich diese Blöße nicht geben - und finanziell ist es nur peinlich, dass er sich diese Blöße dennoch gibt.

Genau dies zeigt auf, dass es hier zur Korrektur staatlicher Regelungen bedarf.

Staatlicher Regelungen, die es jedem Bezos dieser Welt auch weiterhin ermöglichen, gut zu verdienen - die aber dennoch auch darauf achten, dass die eigentlich ursächlich für den Verdienst verantworltichen Mitarbeiter nicht ausgebeutet werden, sondern angemessene Beteiligung erfahren.

Es geht nicht um Gleichmacherei! Es geht um ein Right-Sizing - also darum, dass Fehlentwicklungen durch den Gesetzgeber abgestellt werden. So einfach ist es.
Nein, es geht nicht an der Fragestellung vorbei. Amazon ist heute 1,6 Billionen Dollar wert. Du kannst diese 1,6 Billionen nicht an den "kleinen Mann" ausschütten, der davon Konsumgüter kauft. Dieses Vermögen existiert nicht für den Konsum! Man kann diese 1,6 Billionen nicht in Konsumgüter umwandeln. Auch nicht Bezos Anteil. Es ist physikalisch unmöglich, aber genau das forderst du und deine Gleichgesinnten. Man könnte ja die 1,6Billionen nehmen und endlich einen fairen Lohn bezahlen, als wenn die 1,6 Billionen da auf einem Bankkonto rumlägen.

Lass Bezos Anteil von 15% (Wert 250Mrd.) an seine Mitarbeiter übergehen. Dann hält jeder Mitarbeiter Amazonaktien im Wert von 200 000Dollar. Nehmen wir an, es gäbe so ein Gesetz, wodurch der Eigentum überginge und gegen jede Marktgesetze, wäre der Anteil immer noch so viel wert. Was würdest du als durchschnittlicher Amazonlagerarbeiter nun machen? 200 000 Dollar an Vermögen an einem einzigen Unternehmen halten? Naja, man würde den Anteil verkaufen. Aber wer kauft den Anteil? Wer kauft die ganzen Anteile? Der liebe Gott?

Achso, der Amazonmitarbeiter könnte die Aktien gar nicht verkaufen, da sonst das Vermögen wieder schnell ungleich verteilt würde. Und dann? Dann hat jeder Mitarbeiter einen Anteil, den er nicht verkaufen darf. Das ist so, wie wenn man Bitcoin im Wert von 200Mio. hat, aber den privaten Schlüssel dazu nicht.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

franktoast hat geschrieben:(05 Feb 2021, 13:39)

Aha und wie hoch ist das denn? Sind dann 5Mio. in Aktien in Unternehmen gebundenes Vermögen und 5Mio. auf dem Bankkonto sind Privatvermögen?
Allein 2 Billionen sind Sichteinlagen.

Das hab ich auch nicht gesagt. Die Quants könnten ihren Unternehmensanteil ja einfach an jemand anderen verkaufen. Nur irgendjemand muss den Anteil kaufen und dieser jemand hat dann etwa 20Mrd. weniger für andere Sachen. Dieser jemand kann natürlich auch mehrere Personen sein.
Jetzt kommen wir zum Kern! Nein, andere die ihre Anteile kaufen können, stehen nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung, weil die Vermögen ungleich verteilt sind.
Ok, ein objektives Kriterium wäre, dass jemand in etwa für die Kosten aufkommt, die er verursacht. Man könnte also sagen, dass jemand mit 10 000€ Jahreseinkommen und jemand mit 1Mio. beide zB. jeweils 5000€ abdrücken. Also eine Kopfsteuer. Sollten beide zB. 10% bezahlen, würde der mit Millioneneinkommen ja 100x mehr bezahlen, obwohl er keineswegs 100x mehr Kosten verursacht.
Stimmt, das wäre ein objektives Kriterium, aber ein ziemlich unsoziales. Das ist nicht geeignet für eine soziale Marktwirtschaft. Zumal Einkommen schwer zu regulieren sind, und nach meiner Überzeugung auch nicht all zu sehr reguliert werden sollten. Ein soziales Kriterium wäre, dass jeder so viel anteilig zur Finanzierung des Staatshaushaltes beiträgt, wie er/sie an Vermögen anteilig besitzt.
Naja, die Frage ist ja, wie ein Bill Gates entscheidet, für was er sein Geld spendet. Nach welchen Kriterien geht er wohl vor? Versucht es da zu spenden, was die Allgemeinheit also wenig dringlich ansieht, um sich unbeliebt zu machen? Weil es das Ziel von Gates ist, sich unbeliebt zu machen? So eine Annahme ist ja blödsinnig.
Das ist auch nicht meine Annahme. Wenn aber Bill Gates Geld spendet, was ihm nur zur Verfügung steht, weil er niedriger besteuert wurde, als es gerecht wäre - dann haben andere, die mehr Steuern zahlen als es gerecht ist, nicht die Möglichkeit Geld zu spenden. Das kann auch nicht in deinem Sinne sein.
Eine demokratische Legitimierung ist warum besser? Auf die Politiker wirken Interessensgruppen(Lobbys) und durchaus manipulierbare Wähler ein. Dazu kommt noch ein relativ hoher bürokratischer Aufwand dazu, denn eine demokratische Legitimierung gibt es nicht ohne Aufwand. Dass das eine Person, die ein Weltunternehmen aufgebaut hat, womöglich besser könnte, kommt dir nicht in den Sinn?
Ehrlich gesagt ist mir egal ob eine Privatperson besser oder schlechter sein könnte - wenn du solchen Phantastereien anhängst, bist du ein Vertreter des "Guten König"-Modells. Ich halte wenig von der überzogenen Hoffnung, dass es den guten Diktator gibt.
Schließt man den guten Diktator/guten König aber aus, und geht man davon aus, dass eine Demokratie besser in der Lage ist für gerechte Verhältnisse zu sorgen (und davon gibt es historisch genügend Beweise), dann ist nicht die Frage ob man Bill Gates dankbar sein sollte, wenn er viel spendet, sondern die Frage ist dann nur, ob er ausreichend besteuert wurde. Wenn man diese Frage mit JA beantwortet, dann darf er spenden, wofür er will. Wenn man aber Zweifel an der Steuergerechtigkeit hat, und davon ausgeht, dass er zu wenig Steuern zahlt, während andere zuviel Steuern zahlen - dann zahlt er heute einen Teil der Spenden aus Geldern, die er eigentlich nicht hätte, wenn gerecht besteuert würde. Und das ist nicht richtig.
Ich halte sowohl von Bill Gates als auch von vielen anderen Superreichen recht viel - auch von deren Meinung. Und aus gutem Grund sind da auch immer wieder Stimmen aus deren Kreisen zu hören, die fordern, dass sie mehr Steuern zahlen müssten. Insofern sehe ich mich in guter Gesellschaft.



Eigentlich ist das doch genau der Punkt! Du wärest schon früher in deinem Leben an diesem Punkt angekommen, wenn du nicht hättest die Menge an Steuern zahlen müssen, die du bezahlt hast. Du hast soviel bezahlt, während Superreiche zu niedrig besteuert wurden. Und nochmal - es geht weder darum die Superreichen arm zu machen, noch darum alles gleich zu machen, es geht um eine faire Lastenverteilung.

Wenn du der Meinung bist, dass Superreiche besonders wenig Steuern zahlen sollten, dann ist das ok und halt deine Meinung. Ich erkenne da schon immer wieder ein paar Merkwürdigkeiten.



Das geht an meinem Anliegen schlicht und einfach vorbei. Ich werfe Bill Gates und anderen Superreichen nichts vor. Im Gegenteil, viele der Superreichen agieren durchaus verantwortungsvoll und wenn sie Stiftungen einrichten und sich munter für oftmals recht soziale Zwecke einsetzen - gerade in der amerikanischen Klientel der Superreichen zählt genau so ein Verhalten als wichtig. Das ist völlig ok. Nicht ok ist es, wenn ihr Vermögen größer ist, als es wäre, wenn man ein gerechtes Steuersystem hätte.
Man sollte sich da aber auch keiner Illusion hingeben - dramatische Verschiebungen wären das nicht! Dennoch wären es deutliche Korrekturen - womit dann vielleicht nicht ganz so viel von Bill Gates an Spendengeldern möglich wäre - dafür würden aber ein paar Mittelständler mehr existieren, die dann auch großzügig und entsprechend ihrem Willen ihr Privatvermögen teilweise für Spenden gebrauchen könnten.

Seufz - du willst mich in eine Ecke stellen, in der ich schlicht und einfach nicht beheimatet bin. Ich bin weder besonders links, noch besonders Reichenfeindlich, noch neide ich den Superreichen ihr Vermögen.

Wenn ich dennoch der Überzeugung bin, dass die Superreichen zu niedrig besteuert werden, dann deshalb, weil sie nicht entsprechend ihrem Vermögen zur Staatsfinanzierung beitragen. Da sie das nicht tun, machen das andere für sie - was ich für ungerecht halte. Die Leidtragenden sind vor allem der Mittelstand und normale reiche Leute. Wenn ich da für die Anwendung von objektiven Kriterien bin, wie beispielsweise dem, dass jeder entsprechend seines Vermögens zur Besteuerung herangezogen werden sollte, dann ist eine solche Forderung nicht nur deshalb links oder Vermögensvernichtend, weil dann der ein oder andere Superreiche ein paar Euros mehr zahlen muss, während der ein oder andere Mittelständler und Reiche etwas entlastet würde.....das ist einfach nur absurd!

Aufgrund deiner Schilderung, dass du gerade mal eben jetzt in der Lage bist ein wenig zu Spenden.....lässt sich locker schließen, dass du eigentlich zu den Opfern unserer Steuer-(und Sozial-)politik gehörst. Du hast sicher über viele Jahre mehr zur Staatsfinanzierung beigetragen, als dein Anteil am Vermögen ist. Es mag ja sein, dass du Könige und Superreiche toll findest - das sei dir dann unbenommen. Es wäre aber besser, wenn du sie dann doch direkt über Spenden deinerseits finanzieren würdest - und nicht ich als normaler Steuerzahler diese Könige und Superreichen mitfinanzieren muss.....über Steuern und Abgaben! DAS ist der Punkt!

Es spricht überhaupt nichts dagegen, dass Superreiche viel Spenden können und viel Spenden - es spricht aber vieles dagegen, dass diese die Möglichkeit dazu nur deshalb haben, weil ich zu viel Steuern und Abgaben bezahle. Dann würde ich doch lieber selbst für Afrika oder welchen Zweck auch immer spenden, als ausgerechnet die Superreichen mitzufinanzieren, damit diese dann mehr spenden können. Glaubst du ernsthaft, dass die DEIN GELD in deinem Sinne einsetzen? Ich würde dann doch lieber selbst entscheiden!
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Skull »

Atue001 hat geschrieben:(08 Feb 2021, 01:24)

Nein, andere die ihre Anteile kaufen können,
stehen nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung, weil die Vermögen ungleich verteilt sind.
Ich wundere mich.

Wenn es nicht ausreichend Menschen gibt, die Anteile kaufen können oder Vermögen bilden können (Sparen),
warum stiegen dann in den letzten Jahren Vermögen. Warum stiegen Börsenkurse ?

Sieht doch eher so aus das es (mehr als) ausreichend Käufer von Anteilen gibt, oder ? :?:

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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Realist2014 »

Atue001 hat geschrieben:(08 Feb 2021, 01:24)

Allein 2 Billionen sind Sichteinlagen.
Verteilt auf ca. 50 Millionen Bürger.....
Wenn ich dennoch der Überzeugung bin, dass die Superreichen zu niedrig besteuert werden, dann deshalb, weil sie nicht entsprechend ihrem Vermögen zur Staatsfinanzierung beitragen. n!
Nach wie vor bist du schuldig, wie viel die heutigen "Superreichen" in D tatsächlich an Steuern bezahlen und auch wie viel Prozent von ihrem Vermögen eine "gerechte Steuerlast " wäre.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Tom Bombadil »

Mal ein paar Fakten (2019):
Arme Exportweltmeister
Der allseits viel bestaunte und angeblich so erfolgreiche Standort Deutschland schneidet trotz des sehr viel höheren Medianeinkommens als Schweden von 54.476 Dollar sogar noch schlechter ab: Das Medianvermögen beträgt 35.169 Dollar und sogar 40,6 Prozent der Deutschen können nur auf weniger als 10.000 Dollar zurückgreifen. Das Durchschnittsvermögen liegt bei 214.893 Dollar etwa in der Mitte aller Länder. Die Einkommen in Deutschland liegen tendenziell also höher als in Schweden, aber die Deutschen bilden weniger Vermögen. Der Gini-Koeffizient liegt mit 81,6 hoch auf Rang 6 aller Staaten; die ärmeren 50 Prozent der Deutschen besitzen sogar nur 3,1 Prozent des Gesamtvermögens.

https://www.wiwo.de/politik/deutschland ... 70074.html
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
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---
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Senexx »

Das liegt unter anderen an der niedrigen Wohneigentumsquote.

Und das im Lande des Bauspargedankens.

Es ist erstaunlich, wie wenig diese soziale Frage in der politischen Diskussion eine Rolle spielt und wie wenig dich die Deutschen darum kümmern.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Realist2014 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(08 Feb 2021, 10:07)

Mal ein paar Fakten (2019):
Arme Exportweltmeister
Der allseits viel bestaunte und angeblich so erfolgreiche Standort Deutschland schneidet trotz des sehr viel höheren Medianeinkommens als Schweden von 54.476 Dollar sogar noch schlechter ab: Das Medianvermögen beträgt 35.169 Dollar und sogar 40,6 Prozent der Deutschen können nur auf weniger als 10.000 Dollar zurückgreifen. Das Durchschnittsvermögen liegt bei 214.893 Dollar etwa in der Mitte aller Länder. Die Einkommen in Deutschland liegen tendenziell also höher als in Schweden, aber die Deutschen bilden weniger Vermögen. Der Gini-Koeffizient liegt mit 81,6 hoch auf Rang 6 aller Staaten; die ärmeren 50 Prozent der Deutschen besitzen sogar nur 3,1 Prozent des Gesamtvermögens.

https://www.wiwo.de/politik/deutschland ... 70074.html
Die anderen 59,4% haben also mehr als 10.000 US Barvermögen.

Das sind - wenn man nur die Erwachsenen nimmt- ca 40 Millionen Bürger. ......
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Teeernte »

Tom Bombadil hat geschrieben:(08 Feb 2021, 10:07)
die ärmeren 50 Prozent der Deutschen besitzen sogar nur 3,1 Prozent des Gesamtvermögens.[/i]
https://www.wiwo.de/politik/deutschland ... 70074.html
PRIVAT.

Die anderen 40 % sind STAAT/LAND/GEMEINDE/ "mildtätige" Vereine ..- Eigentum.

Ja in Italien ists anders - da ist der Staat ARM und die BÜRGER haben ein hohen Anteil an Wohneigentum.

In D ist die Politik der GLEICHMACHEREI , ...das SPONSORIEREN von "Nichtaufnahme von BESCHÄFTIGUNG" trotz Eignung ein Hobby der Politik - das KOSTET.

UMVERTEILUNG ? Die ALIMENTIERTEN wollen ABER bei der Verteilung der ARBEIT nicht mit bedacht werden !
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Skull »

Tom Bombadil hat geschrieben:(08 Feb 2021, 10:07)

Der Gini-Koeffizient liegt mit 81,6 hoch auf Rang 6 aller Staaten;
die ärmeren 50 Prozent der Deutschen besitzen sogar nur 3,1 Prozent des Gesamtvermögens.


https://www.wiwo.de/politik/deutschland ... 70074.html
Schön, wie man Statistiken darstellen kann, wie es gefällt.

Auf diese eine Zahl bezogen, befindet sich Deutschland ja recht unten - direkt neben Schweden und Dänemark
und nahe zu Norwegen und Finnland.

Warum haben die alle bloss so kleine Zahlen ? :D :p

mfg
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

Atue001 hat geschrieben:(08 Feb 2021, 01:24)
Allein 2 Billionen sind Sichteinlagen.
Von wem? Von denen, die sich nicht in Aktien oder Unternehmensanteile trauen? Wie gesagt: Wenn du nur Sichteinlagen über X€ besteuern willst, dann gibt es genau 0€ Sichteinlagen über X€.
Jetzt kommen wir zum Kern! Nein, andere die ihre Anteile kaufen können, stehen nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung, weil die Vermögen ungleich verteilt sind.
Du hast es noch nicht verstanden.
Stimmt, das wäre ein objektives Kriterium, aber ein ziemlich unsoziales. Das ist nicht geeignet für eine soziale Marktwirtschaft. Zumal Einkommen schwer zu regulieren sind, und nach meiner Überzeugung auch nicht all zu sehr reguliert werden sollten. Ein soziales Kriterium wäre, dass jeder so viel anteilig zur Finanzierung des Staatshaushaltes beiträgt, wie er/sie an Vermögen anteilig besitzt.
Wenn Reiche anteilig gleich viel bezahlen würden, müsste man die Steuern der Reichen aber senken.
Das ist auch nicht meine Annahme. Wenn aber Bill Gates Geld spendet, was ihm nur zur Verfügung steht, weil er niedriger besteuert wurde, als es gerecht wäre - dann haben andere, die mehr Steuern zahlen als es gerecht ist, nicht die Möglichkeit Geld zu spenden. Das kann auch nicht in deinem Sinne sein.
Ich denke, der gute Bill hat anteilig mehr Steuern bezahlt als Menschen mit kleinerem Einkommen/Vermögen.
Ehrlich gesagt ist mir egal ob eine Privatperson besser oder schlechter sein könnte - wenn du solchen Phantastereien anhängst, bist du ein Vertreter des "Guten König"-Modells. Ich halte wenig von der überzogenen Hoffnung, dass es den guten Diktator gibt.
Schließt man den guten Diktator/guten König aber aus, und geht man davon aus, dass eine Demokratie besser in der Lage ist für gerechte Verhältnisse zu sorgen (und davon gibt es historisch genügend Beweise), dann ist nicht die Frage ob man Bill Gates dankbar sein sollte, wenn er viel spendet, sondern die Frage ist dann nur, ob er ausreichend besteuert wurde. Wenn man diese Frage mit JA beantwortet, dann darf er spenden, wofür er will. Wenn man aber Zweifel an der Steuergerechtigkeit hat, und davon ausgeht, dass er zu wenig Steuern zahlt, während andere zuviel Steuern zahlen - dann zahlt er heute einen Teil der Spenden aus Geldern, die er eigentlich nicht hätte, wenn gerecht besteuert würde. Und das ist nicht richtig.
Naja, Gates ist ja nicht Krieg oder Gene zu einem König gewählt worden. Er hat ein Produkt angeboten, für das Menschen Geld bezahlt haben. Zudem haben Menschen ihre Arbeitszeit an ihn verkauft, völlig freiwillig. Dazu haben ihm Menschen Geld geliehen, auch freiwillig. Du kannst ja argumentieren, dass ja die 100 000 Mitarbeiter das Produkt geschaffen hätten. Haben sie auch, aber die haben ein gutes Einkommen dafür bekommen. Arbeitnehmer lagern das Risiko an den Arbeitgeber aus und setzen kein Vermögen ein. Entsprechend sicher ist deren Einkommen.

Findest du das Konzept des Lohnes falsch? Sollten alle Arbeitnehmer ihr Vermögen einsetzen und an Gewinnen/Verlusten voll teilhaben?

Oder geht es darum, dass Arbeitnehmer nur die Früchte bekommen. Volle Gewinnbeteiligung, 0 Vermögenseinsatz, 0 Verlustbeteiligung?
Wenn ich dennoch der Überzeugung bin, dass die Superreichen zu niedrig besteuert werden, dann deshalb, weil sie nicht entsprechend ihrem Vermögen zur Staatsfinanzierung beitragen.
Ich kann mir deine Motivation vorstellen. Du möchtest eben, dass die Reichen etwas abgeben, damit die da unten mehr bekommen. Hätten die Reichen halb so viel, wärst du wohl genau der gleichen Meinung. Es ist einfach nur so, weil die viel haben, könnten die mal was abdrücken. Zudem möchtest du das Gefühl haben, dass du den Kongolesen hilft (über Demokratie) und nicht dieser Gates.
Aufgrund deiner Schilderung, dass du gerade mal eben jetzt in der Lage bist ein wenig zu Spenden.....lässt sich locker schließen, dass du eigentlich zu den Opfern unserer Steuer-(und Sozial-)politik gehörst.
Is ja immer relativ ;) Ich hätte auch die USA-Reise lassen können und lieber spenden. Mein Sohn hat in der Schule eine Einzelbetreung (Integration). Ich finde, wir haben ein gutes Einkommen, aber unterm Strich bekommen wir vom Staat weit mehr als wir an Steuern abführen. Mein Einkommenssteuersatz liegt unter 10%, wir sparen fast 1000€ pro Monat.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

franktoast hat geschrieben:(09 Feb 2021, 16:44)
....

Ich kann mir deine Motivation vorstellen. Du möchtest eben, dass die Reichen etwas abgeben, damit die da unten mehr bekommen. Hätten die Reichen halb so viel, wärst du wohl genau der gleichen Meinung. Es ist einfach nur so, weil die viel haben, könnten die mal was abdrücken. Zudem möchtest du das Gefühl haben, dass du den Kongolesen hilft (über Demokratie) und nicht dieser Gates.
Quark.

Erst mal geht es mir um Gerechtigkeit - und zwar keineswegs in einem Sinne, dass man gleich die Demokratie durch Sozialismus ersetzt, oder die soziale Marktwirtschaft durch irgendein staatsgeführtes System. Von all dem halte ich genau gar nichts.


Rechnen wir mal ein paar Sichten deinerseits nach:
2018 war das Privatvermögen der Deutschen bei 14,85 Billionen Euro. https://crp-infotec.de/deutschland-priv ... oegnsberg/

2018 betrug der Gesamthaushalt der BRD 1,4285 Billionen Euro. https://www.spiegel.de/wirtschaft/sozia ... 61470.html


Deine persönliche Steuer- und Abgabenlast, die nach meinem Kriterium in 2018 anzuwenden gewesen wäre, kannst du dir also leicht ausrechnen und es ergibt sich entsprechend deinem Vermögen in 2018 in Höhe von ca. 9,6%.

Jetzt vergleiche das mit deiner Steuer- und Abgabenlast, die du tatsächlich in 2018 hattest - vergiss dabei nicht Steuern und Abgaben wie die Mehrwertsteuer, Energiesteuern, EEG-Umlage, Grundsteuer, KFZ-Steuer, Tabaksteuer, .....
Wenn du jetzt wie weit über 80% der Bevölkerung zu denen gehörst, die so mehr zur Staatsfinanzierung beigetragen haben, als sie bei meinem Vermögensansatz hätten beitragen müssen - dann gehörst du zu denen, die über viele Jahre hinweg im Verhältnis zu viel zahlen, während andere zu wenig zahlen. Dieses "zu wenig zahlen" kann sich schon aus sachlogischen Gründen nicht auf die beziehen, die über weniger Vermögen und Einkommen verfügen als du - also müssen es Menschen sein, die mehr Vermögen haben.

Wenn du diese Schrift mal anschaust, findest du dazu auch eine Abbildung, die das nochmals verdeutlicht:
https://www.diw.de/documents/publikatio ... 6-51-1.pdf Und dort: "Steuern und Sozialbeiträge in Prozent des Haushaltsbruttoeinkommens 2015"

Die Quelle hierbei sind die Daten von SOEP, die Quelle selbst ist das DIW und die Datenbasis stammt aus 2015, wobei sich nichts grundlegendes seitdem im Steuer- und Abgabenrecht so verändert hätte, dass diese seit vielen Jahrzehnten bestehende "Unterbesteuerung von Sehr Reichen und Superreichen" grundlegend so verändert hätte, dass mit aktuelleren Zahlen etwas wesentlich anderes herauskommt.

Schwierig bei diesen Daten ist regelmäßig, dass diese vor allem auf die Einkommenssituation gehen, nicht so sehr auf die Vermögenssituation. Allerdings gibt es zwischen hohen Einkommen und hohen Vermögen eine gewisse Beziehung......wobei gerade auch in der Gruppe der Superreichen immer wieder mal das "Einkommen" eine untergeordnete Rolle spielt, weil das Vermögen exorbitant hoch ist.
Tatsächlich findet man aber sogar Statistiken, dass die Ungleichheit bezüglich der Staatsfinanzierung bezüglich der Einkommensverteilung noch günstiger aussieht, als wenn man auf die konkrete Vermögenssituation geht. Das ist auch wenig überraschend und eigentlich logisch, weil sehr hohe Einkommen, die im Verhältnis zu wenig zur Staatsfinanzierung beitragen, regelmäßig dazu führen, dass ich ein hohes Vermögen überproportional steigern kann (zwingend ist das nicht, ich könnte es auch verprassen.....aber die meisten sehr Reichen agieren eher so....), was bei der Betrachtung der Vermögensanteile zur Staatsfinanzierung die Sachlage noch ungünstiger werden lässt, als bei der reinen Betrachtung der Einkommen.


Weitere Quellen, die sich mal mit der Einkommensverteilung und mal mit der Vermögensverteilung beschäftigen gibt es im Netz sehr viele - viele von denen gehen originär dabei selbst auf die SOEP-Daten.
Ein paar nette Quellen hier mal beispielhaft:
https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen- ... verteilung
http://www.sozialpolitik-aktuell.de/fil ... bIII91.pdf
https://crp-infotec.de/deutschland-verm ... erteilung/

Das größte Problem liegt bezüglich der Einkommen beim 9. Dezil, reicht aber auch ins 8. Dezil und in Teile des 10. Dezils hinein - in diesem Bereich findet tatsächlich die Staatsfinanzierung statt. Gerade im 10. Dezil in der oberen Hälfte hingegen wird anteilig zu wenig beigetragen.

Was würde passieren, wenn man das verändern würde?
Gar nicht so arg viel - der Vermögensaufbau wäre für Berufseinsteiger leichter - das könnte dann auch dazu führen, dass sich junge Familien sogar wieder mal ein Einfamilienhaus leisten können.....das war 1960 durchaus gut möglich, ist es heute aber nicht mehr. Da hat sich was verändert....
Dann würde sich verändern, dass der Mittelstand und insbesondere der gehobene Mittelstand, also regelmäßig die Leistungsträger in der Gesellschaft, die man auf nahezu allen Managementpositionen, Facharbeiterpositionen, etc. etc. findet, würde etwas entlastet, und könnten damit sich ein größeres Vermögen leisten (oder auch mehr Spenden.....)

Eventuell würden diese ja auch ein paar Aktien mehr von BMW kaufen, die würden ja frei, weil Familie Quandt ein paar abgeben würde.....aber dramatisch wäre diese "Umverteilung" nicht.

Würde sich bei den unteren Dezilen was verändern? Eher nicht - die zahlen heute wenig Steuern, und würden auch dann wenig Steuern zahlen, weil sie auch wenig Einkommen und meist auch kein relevantes Vermögen haben.

Also - wenn du mir unterstellst, dass ich "die da unten" besonders fördern möchte - dann kannst du das zumindest aus meinem Ansatz erst mal so gar nicht wirklich rausinterpretieren - damit bleibt es eine Unterstellung, die ich auch zurückweise.
Wenn du meinst, dass ich lieber den Kongolesen helfe, als dass Bill Gates das tut - dann interpretierst du auch was rein, was schlicht und einfach Bullshit ist, weil es von falschen Annahmen ausgeht.

Richtig ist vielmehr, dass ich es durchaus gut und richtig finde, was Bill Gates tut - er kann es aber deshalb in dieser Höhe machen, weil er in seinem Leben über weite Strecken weniger zur Finanzierung des Staatshaushaltes beigetragen hat, als er hätte müssen, wenn man das Vermögenskriterium ansetzt. Er hätte dann immer noch ein ziemlich großes Vermögen und wäre auch sicher weiter in der TOP100-Liste.....es wäre halt nur ein wenig niedriger. Dafür wären ein paar andere Leute etwas mehr in der Lage, selbst und eigenverantwortlich über Spenden zu entscheiden, die das heute nicht in der Höhe können, weil sie mehr Steuern und Abgaben zahlen, als das nach dem Vermögenskriterium der Fall wäre.

Eigentlich sind die Zusammenhänge trivial, und die Zahlen recht gut verfügbar. Nur will sie keiner sehen. Die einen wollen gleich den Sozialismus, die anderen wollen das alles so bleibt wie es ist - nur mal selbst nachdenken und nachrechnen, was vernünftige Kriterien wären, das fällt schwer. Daran krankt gerade auch unsere Steuer- und Abgabenpolitik im Staat. Denn wenn ich jetzt beispielsweise wegen Corona ernsthaft über einen Corona-Soli nachdenke, oder eine Vermögensabgabe für Reiche - dann greift das viel zu kurz. Solche Ansätze implizieren, dass die Reichen zu wenig zur Staatsfinanzierung beitragen.....aber wenn das so ist, dann sollte die Ursache abgestellt werden, und nicht bei erster Gelegenheit nachgefordert werden.
WENN man von der These ausgeht, dass Reiche gerecht zur Staatsfinanzierung beitragen, wäre ein Corona-Soli oder eine entsprechende Vermögensabgabe sogar ungerecht! Und geht man sogar von der These aus, dass die Reichen zu viel zur Staatsfinanzierung beitragen, dann wäre das sogar ein absurder Ansatz, dann müsste man die Reichen sogar entlasten! Man muss also nicht mal eben auf die Schnelle Steuern für die einen erhöhen und die anderen senken, sondern mal an die Ursachen rangehen.

Will man die Ursache abstellen, muss man sich damit beschäftigen, was eigentlich gerecht wäre.
Und das habe ich für mich getan, habe mir eine Definition überlegt, wie es aus meiner Sicht richtig wäre, und dann nachgerechnet, wie das mit der Realität korrelliert. Das Ergebnis ist gerade, dass wir ein Gerechtigkeitsgap insbesondere bei den Superreichen haben - allerdings keines, was in Gleichmacherei münden würde, sondern nur eines, was in einer etwas gerechteren Staatsfinanzierung mündet.

Und wenn man diesen Ungerechtigkeitsbauch ablösen würde, dann könnten auch einige Menschen mehr sparen oder sich mehr leisten.

Dieser Ungerechtigkeitsbauch ist ja auch keine Entdeckung von mir - mit ähnlichen Ansätzen findet man ihn von vielen auch sehr gelehrten Personen auch von Politikern. Er drückt sich auch auf viele Arten aus - beispielsweise auch in Form des Mittelstandsbauches, der ab und an im Zusammenhang mit Steuergerechtigkeit auch von liberalen Kräften benannt wird. Allerdings bezieht sich die Betrachtung der Steuerfachleute auch meist nur auf diese, und die Ungleichbehandlung die über die Sozialversicherungen noch verstärkt werden, wird ausgeblendet.

Es steht natürlich jedem frei, meine Überlegungen zur gerechten Staatsfinanzierung nicht zu teilen und einen anderen Ansatz zu wählen - gut wäre es aber, wenn dieser auch substanziell durchdacht wäre.
Dass eine Staatsfinanzierung rein als Vermögenssteuer ausgestaltet aus ganz praktischen Gründen nicht gemacht wird, ist ein anderes Thema. Es gibt viele gute Gründe, Vermögen allenfalls niedrig zu besteuern - aber man hat als Staat ja nicht nur eine Möglichkeit sich zu finanzieren, sondern einen ganzen Blumenstrauß. Es reicht unterm Strich, wenn sich dieser Blumenstrauß im statistischen Ergebnis im Mittel dem von mir genannten Ideal annähern würde.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Realist2014 »

Atue001 hat geschrieben:(09 Feb 2021, 23:41)
Jetzt vergleiche das mit deiner Steuer- und Abgabenlast, die du tatsächlich in 2018 hattest - vergiss dabei nicht Steuern und Abgaben wie die Mehrwertsteuer, Energiesteuern, EEG-Umlage, Grundsteuer, KFZ-Steuer, Tabaksteuer, .....
Wenn du jetzt wie weit über 80% der Bevölkerung zu denen gehörst, die so mehr zur Staatsfinanzierung beigetragen haben, als sie bei meinem Vermögensansatz hätten beitragen müssen - dann gehörst du zu denen, die über viele Jahre hinweg im Verhältnis zu viel zahlen, während andere zu wenig zahlen. e.
Dein Vermögensansatz ist auch bei Wiederholung kompletter Nonsens

Du möchtest quasi die indirekten Steuern , die heute im Konsum enthalten sind, über Steuern auf Vermögen einnehmen.

Das wird zu 100% nicht passieren.

Was du möchtest, ist quasi eine "Strafsteuer" auf Vermögen - man könnte es auch klipp und klar als Neidsteuer bezeichen.
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

Atue001 hat geschrieben:(09 Feb 2021, 23:41)

Quark.

Erst mal geht es mir um Gerechtigkeit - und zwar keineswegs in einem Sinne, dass man gleich die Demokratie durch Sozialismus ersetzt, oder die soziale Marktwirtschaft durch irgendein staatsgeführtes System. Von all dem halte ich genau gar nichts.


Rechnen wir mal ein paar Sichten deinerseits nach:
2018 war das Privatvermögen der Deutschen bei 14,85 Billionen Euro. https://crp-infotec.de/deutschland-priv ... oegnsberg/

2018 betrug der Gesamthaushalt der BRD 1,4285 Billionen Euro. https://www.spiegel.de/wirtschaft/sozia ... 61470.html


Deine persönliche Steuer- und Abgabenlast, die nach meinem Kriterium in 2018 anzuwenden gewesen wäre, kannst du dir also leicht ausrechnen und es ergibt sich entsprechend deinem Vermögen in 2018 in Höhe von ca. 9,6%.
Also erstmal ganz wichtig. Der Gesamthaushalt finanziert sich aus Steuern, Beiträgen und Gebühren.
- Steuern haben per Definition keine Zweckbindung. Das merkt ich zB. an der Hundesteuer, die keineswegs dafür verwendet werden muss, die mit Kotbeutel vollgestopften Mülleimer zu leeren. Genauso leitet sich aus einer bezahlten Steuer für den Steuerpflichtigen keinerlei Anspruch ab.
- Beiträge: Hier ist es anders. Beiträge zur Krankenversicherung dürfen auch nur für diesen Zweck verwendet werden. Es ist aber eher die Form einer Versicherung. Theoretisch bezahlst du dein Leben lang ein, bekommst aber nie ne Leistung aus der Gesundheitsvorsorge. Theoretisch bekommst du aber deutlich mehr als du einbezahlst. Eine Versicherung eben. So sieht es auch bei der Rentenversicherung aus. Hier hängt es eben davon ab, wie viele Rentenjahre du (oder dein Ehepartner) lebt. Die Höhe des Rentenbeitrags richtet sich aber nach den Einzahlungen. Wer mehr einbezahlt, bekommt auch mehr Rente.
- Gebühren: Hier bezahlt man direkt für eine Leistung, unabhängig vom Einkommen. Das ist der Rundfunkbeitrag, aber auch das Busticket. Ähnlich wie beim Dönermann bezahlt hier jedes Person gleich viel.

Wenn du mit deinen Reichen und Beteiligung an den Staatsausgaben geht, sollten wir ja wohl die Nettoabgabenlast betrachten. Was man bezahlt minus was man bekommt.
Der Diess von Volkswagen (10mio. Lohn) bezahlt in die Rentenkasse genauso viel wie jemand mit 70 000€ Lohn pro Jahr, aber er bekommt auch die gleiche Rente daraus. Und die 17€ Rundfunkbeitrag ist für jeden Haushalt gleich, aber Diess bekommt deswegen nicht ein Premium-ARD, sondern dasselbe wie wir alle. Genauso wie Herr Diess für 4,5€ den gleichen Döner bei Ali um die Ecke bekommt wie Hartz4-Empfänger Detlev.

-> Uns geht es also um die Steuereinnahmen und die lagen 2019 bei 800Mrd.
Jetzt vergleiche das mit deiner Steuer- und Abgabenlast, die du tatsächlich in 2018 hattest - vergiss dabei nicht Steuern und Abgaben wie die Mehrwertsteuer, Energiesteuern, EEG-Umlage, Grundsteuer, KFZ-Steuer, Tabaksteuer, .....
Wie gesagt: Mir ist hauptsächlich wichtig, wie viel ich dem Staat gebe und wie viel ich von ihm bekomme.
Lass uns mal einen "normalen" Haushalt anschauen. Gib mal 4000€ monatlich brutto ein, Steuerklasse 3, zwei Kinder. Ich komme auf ne Steuerlast von 350€ pro Monat. Dazu gibt es 430€ Kindergeld, was technisch ein Kinderfreibetrag ist, womit die Steuerbelastung auf minus 80€ pro Monat sinkt. Den Beiträgen steht Pi mal Daumen die gleiche erhaltene Leistung gegenüber, also neutral. Genauso bei Gebühren.

Auf meinen Sportsvan bezahle ich 65€ KFZ-Steuern. Würde ich 50km einfach zur Arbeit fahren, kämen etwa 1000€(?) Mineralölsteuern dazu. 1000€ Miete sind steuerfrei. Auf die 3000€ bezahlt man etwa 500€ Steuern (man spart zwar, aber das gibt man irgendwann alles aus).
-> Grob gesagt fällt etwa 500€-1000€ Steuernettolast an. Etwa 12,5-25% vom Bruttoeinkommen. Dafür erhält man aber natürlich noch Straßen, Polizei, Schulen etc.

Nun gut, morgen kommt der Chef und verkündet, dass das Einkommen nun auf 100 000€ pro Monat steigt. Yeah. Wie sieht es nun aus? Nun zahlt man 44 000€ Einkommenssteuern pro Monat. Es bleiben 56 000€ übrig, auf die nochmal 10 000€ Umsatzsteuern anfallen. Kindergeld gibt es keines (Kinderfreibeträge werden aktiv).
-> Grob fallen hier 50% Steuern an.

Und das Vermögen? Man kann wohl ungefähr annehmen, dass das Vermögen ein Faktor vom Einkommen sein könnte. Mehr Einkommen bedeutet auch mehr Vermögensaufbau. Also kommt hier noch ein relativ zum Einkommen ähnlicher Steuerbetrag zu Einkommen aus Kapitalvermögen dazu.

Was, wenn jemand 0 Lohneinkommen hätte, aber einfach nur 10Mio.€ rumliegen? Naja, um an das Vermögen ranzukommen, hat er Einkommen erzielt, welches entsprechend versteuert wurde. So what? Falls das Vermögen Einkommen abwirft, zB. Dividenden, dann fallen darauf ja wieder Steuern an, die weit, weit höher sind als die von einem Durchschnittshaushalt.



Wir haben also nun eine Situation, in der mehr Steuer bezahlt werden, wenn das Einkommen auch höher ist. Nun sagst du, es wäre objektiv, wenn man relativ zum Vermögen Steuern bezahlt. Wer 1% des Vermögens hat, sollte auch 1% der Steuereinnahmen finanzieren.
-> De facto müsstest du die Steuern der Superreichen dazu jedoch senken. Stehst du immer noch zu deiner Regel?
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von schokoschendrezki »

Das was ich an Beiträgen zu FInanz- und Wirtschaftspolitik in Hinblick auf Zinsen, Verschuldung usw. gehört und gelesen habe ... ist verwirrend für mich.
Zum Beispiel (gerade eben):
In dem Sinne, dass wir vor einer Situation stehen in der die Zinsen auf Staatsanleihen, also Staatsschulden negativ sind. Das heißt, zurzeit verdient Bundesfinanzminister Scholz Geld damit, wenn er zusätzliche Schulden ausgibt. Der leiht sich heute 100.000 Euro am Kapitalmarkt und muss in einem Jahr nur noch 99.000 zurückzahlen. Das heißt er verdient 1000 Euro damit. Hochgerechnet sind das Milliardenbeträge durch das Emittieren von Staatsschulden. Das ist eine verrückte Welt. Da gibt es auch gar nichts daran herum zu deuteln. Da sind Zusammenhänge, die auch für Ökonomen zurzeit schwer zu verstehen sind.“
https://www.deutschlandfunk.de/staatssc ... _id=492399
Ja, schön für Deutschland vielleicht, dass man mit Schuldenmachen Geld verdient. Aber verstehen tu ich das als Ökonomie-Laie nun schon überhaupt nicht mehr. Sowohl für das Konzept "Verschulden" als auch für das Konzept "Sparen" gibt es Befürworter mit hohem Ansehen.

In einem anderen Beitrag gings um die Wirtschaftswissenschaft im akademischen Bereich. In dem oben verwiesenen Beitrag zu den Staatsschulden kommt vereinfacht gesagt so ein bissel heraus: Die einen Wissenschaftler sagen, eins und eins seien zwei, die anderen sagen drei, und einige wenige sagen, es käme minus 11 heraus. Im akademischen Bereich, bei dem was Studenten so vermittelt wird, siehts im krassen Widerspruch dazu wieder ganz anders aus: Da wird so getan, als wenn es eine von niemandem angezweifelte kanonische Theorie gibt. Mit Lehrsätzen, die noch in tausend Jahren kein Jota anders formuliert werden müssen .... Und dass die starke Mathematisierung dieser Theorie in jüngerer Zeit im Prinzip so etwas wie eine Vergöttlichung der realen ökonomischen Verhältnisse ist: Es muss so sein wie es ist. Es kann gar nicht anders sein. Es ist gottgewollt!

Ich denke immer öfter: Es wird so getan, als wäre Ökonomie eine "Wissenschaft". Sie ist aber reine Scholastik. Oder so etwas ähnliches wie Astrologie.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von BlueMonday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(13 Feb 2021, 13:13)

Das was ich an Beiträgen zu FInanz- und Wirtschaftspolitik in Hinblick auf Zinsen, Verschuldung usw. gehört und gelesen habe ... ist verwirrend für mich.
Zum Beispiel (gerade eben):
https://www.deutschlandfunk.de/staatssc ... _id=492399
Ja, schön für Deutschland vielleicht, dass man mit Schuldenmachen Geld verdient. Aber verstehen tu ich das als Ökonomie-Laie nun schon überhaupt nicht mehr. Sowohl für das Konzept "Verschulden" als auch für das Konzept "Sparen" gibt es Befürworter mit hohem Ansehen.

In einem anderen Beitrag gings um die Wirtschaftswissenschaft im akademischen Bereich. In dem oben verwiesenen Beitrag zu den Staatsschulden kommt vereinfacht gesagt so ein bissel heraus: Die einen Wissenschaftler sagen, eins und eins seien zwei, die anderen sagen drei, und einige wenige sagen, es käme minus 11 heraus. Im akademischen Bereich, bei dem was Studenten so vermittelt wird, siehts im krassen Widerspruch dazu wieder ganz anders aus: Da wird so getan, als wenn es eine von niemandem angezweifelte kanonische Theorie gibt. Mit Lehrsätzen, die noch in tausend Jahren kein Jota anders formuliert werden müssen .... Und dass die starke Mathematisierung dieser Theorie in jüngerer Zeit im Prinzip so etwas wie eine Vergöttlichung der realen ökonomischen Verhältnisse ist: Es muss so sein wie es ist. Es kann gar nicht anders sein. Es ist gottgewollt!

Ich denke immer öfter: Es wird so getan, als wäre Ökonomie eine "Wissenschaft". Sie ist aber reine Scholastik. Oder so etwas ähnliches wie Astrologie.
Im "akademischen Bereich" wird schon vermittelt, dass es unterschiedliche ökonomische Schulengibt. Manche Heterodoxie fällt evtl unter den Tisch dabei. Dominant sind eher interventionistische Schulen(Keynesianismus, Monetarismus). Ein laissez-faire-Ansatz hat es natürlich schwerer, akademische Aufmerksamkeit zu gewinnen. Er kann keine aktive "Medizin" bieten, sondern zeigt vor allem die schlechten, ungewollten Wirkungen der verabreichten Arzneien zur Gesundung der Wirtschaft.

Wer kauft nun eine Anleihe mit "Negativzins"? Etwa jemand, der durch ein interventionistischen Umstand dazu gezwungen ist, weil er vielleicht für "geparktes Geld" einen noch höheren Negativzins zahlen muss. Wenn du Wahl hast zwischen: "Ich blute pro Minute 1 ml" und "Ich blute pro Minute 2 ml" und dein Ziel ist es, nicht zu verbluten/sterben, dann wird dir der Mikroökonom sagen, dass Option 1 vernünftiger wäre und das zu erwartende Verhalten. Aber die Ziele der Menschen sind unterschiedlich. Der Lebensmüde wird halt möglichst schnell verbluten wollen. Das ist die Form der wissenschaftlichen Aussage: Unter der Prämisse X wird sich folgender Effekt einstellen. Ceteris paribus. Das Urproblem aller Wissenschaft und Logik und nicht nur der Ökonomik ist aber, dass der Rest ungern gleichbleibt.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von schokoschendrezki »

BlueMonday hat geschrieben:(13 Feb 2021, 15:29)

Im "akademischen Bereich" wird schon vermittelt, dass es unterschiedliche ökonomische Schulengibt. Manche Heterodoxie fällt evtl unter den Tisch dabei. Dominant sind eher interventionistische Schulen(Keynesianismus, Monetarismus). Ein laissez-faire-Ansatz hat es natürlich schwerer, akademische Aufmerksamkeit zu gewinnen. Er kann keine aktive "Medizin" bieten, sondern zeigt vor allem die schlechten, ungewollten Wirkungen der verabreichten Arzneien zur Gesundung der Wirtschaft.
Gut. Das verstehe ich schon. Es ist auch wesentlich schwieriger, ein Konzept für den Umgang mit dem Klimawandel zu finden, als zu zeigen, dass das bisherige Verhalten der Menschen die Klimakrise verschärft. Aber der Unmut vor allem unter Studenten muss schon ziemlich groß sein. Sonst hätten sich nicht solche Dinge wie das Netzwerk "Plurale Ökonomik" gebildet.
Inzwischen rütteln engagierte VWL-Studierende des Netzwerks "Plurale Ökonomik" an den Grundfesten der Disziplin. Sie werfen der bisherigen Lehre Realitätsferne vor und organisieren ein Parallelstudium, das Selbstverständlichkeiten wie die Effizienz des Marktes und die Neutralität der VWL infrage stellt.
https://www.swr.de/swr2/wissen/realitae ... 0-100.html Mich erinnert die Situation zumindest vom subjektiven Eindruck her ein wenig an die Verweigerungshaltung der "Marxisten-Leninisten" Ende der 80er Jahre.

Aus der Sendung:
Flassbeck hat geschrieben: Wenn Sie heute eine akademische Ausbildung als Volkswirt an einer deutschen Universität aber auch international machen, haben Sie von Wirtschaft in dem Sinne, wie man vor 30, 40 Jahren mal Wirtschaft verstanden hat, in dem Sinne wissen Sie von Wirtschaft nichts. Sie kennen ein paar abstrakte Modelle, Sie können ein paar Modelle ableiten und irgendwelche Schlussfolgerungen daraus ziehen. Aber sie haben mit der wirtschaftlichen Realität eigentlich nichts zu tun.
Interessant für mich, der ich selbst Mathemariker bin, ist vor allem die Kritik an der Mathematisierung der Ökonomie. Eine Scheinverwissenschaftlichung. Mit der Folge dass das Nichtmessbare, das Nichtquantifizierbare einfach ausgeblendet wird. Als würde es nicht existieren. Das ist doch aber ein fataler Irrtum. Natürlich wird das Theaterstück "Wirtschaft" von Menschen aufgeführt. Die alle möglichen und auch irrationalen Bestrebungen aufweisen. Und die zum Beispiel auch eine nichtquantifizierbare Vorstellung von sozialer Gerechtigkeit haben. Und es gibt die Mächtigen, die sich einen Dreck darum scheren, ob ihre Entscheidungen zu den neoklassischen ökonomischen Modellen passt oder nicht.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Tom Bombadil »

Wir leben im Zeitalter des Keynesianimus, nicht der Neoklassik, es wird mit viel Geld und niedrigen Zinsen die Nachfrage "angekurbelt", die Produktion erfüllt nur noch die Funktion diese Nachfrage zu befriedigen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von BlueMonday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(13 Feb 2021, 20:44)

Gut. Das verstehe ich schon. Es ist auch wesentlich schwieriger, ein Konzept für den Umgang mit dem Klimawandel zu finden, als zu zeigen, dass das bisherige Verhalten der Menschen die Klimakrise verschärft. Aber der Unmut vor allem unter Studenten muss schon ziemlich groß sein. Sonst hätten sich nicht solche Dinge wie das Netzwerk "Plurale Ökonomik" gebildet.
Ja gut. Es steht ja auch jedem frei, sich nach Alternativen umzusehen. Ich hänge weitestgehend der "austrian school of economics" an. Die dürfte in deutschen Universitäten nicht mal Erwähnung finden.
Die Vertreter dieser Schule haben schon vor vielen Jahrzehnten die "Mathematisierung" der Ökonomik kiritisiert bzw. den unrealistischen mechanistischen gleichgewichtsbasierten Ansatz des Mainstreams.
Wobei man sich nun von Vorlesungen der "Pluralen Ökonomik" auch keine Wunder erwarten sollte. Hab da mal reingeschaut zur Geldenstehung, weil mich das Thema inbesondere interessiert. Da stellt dann ein Herr Brodbeck die zwei wesentlichen theoriegeschichtlichen Ansätze der Geldentstehung dar: Knapp mit seiner etatistischen Erklärung und Menger mit der spontanen Entstehung. Sagt dann, dass beides mehr oder weniger Unsinn sei. Und kommt damit, dass Geld schlicht das wäre, was die Menschen dafür halten... Hab mich mit ihm etwas darüber ausgetauscht, aber er war nicht davon abzubringen, dass seine Erklärung kaum mehr als eine nutzlose Tautologie ist.
Grundsätzlich begrüße ich natürlich eine Öffnung der Betrachtung.
Wobei nun die fehlende Pluralität, epistemologische Fundierung, Theoriegeschichte kein Problem der Ökonomik allein ist, sondern der ganzen Lehre.


Interessant für mich, der ich selbst Mathemariker bin, ist vor allem die Kritik an der Mathematisierung der Ökonomie. Eine Scheinverwissenschaftlichung. Mit der Folge dass das Nichtmessbare, das Nichtquantifizierbare einfach ausgeblendet wird. Als würde es nicht existieren. Das ist doch aber ein fataler Irrtum. Natürlich wird das Theaterstück "Wirtschaft" von Menschen aufgeführt. Die alle möglichen und auch irrationalen Bestrebungen aufweisen. Und die zum Beispiel auch eine nichtquantifizierbare Vorstellung von sozialer Gerechtigkeit haben. Und es gibt die Mächtigen, die sich einen Dreck darum scheren, ob ihre Entscheidungen zu den neoklassischen ökonomischen Modellen passt oder nicht.
Man muss sich nur die Motivation hinter der Mathematisierung von Teilen der Ökonomik anschauen. Es geht um Steuerbarkeit, Planbarkeit und dazu braucht man Messbarkeit. Messbarkeit bedeutet kardinale Größen. Die Basis ökonomischer Phänome sind aber Wertphänomene, also Stellenwerte, Präferenzen, Ordinalskalen. Also schon bei ganz schöden Dingen wie Brot und Butter.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

franktoast hat geschrieben:(10 Feb 2021, 17:56)

Also erstmal ganz wichtig. Der Gesamthaushalt finanziert sich aus Steuern, Beiträgen und Gebühren.
- Steuern haben per Definition keine Zweckbindung. Das merkt ich zB. an der Hundesteuer, die keineswegs dafür verwendet werden muss, die mit Kotbeutel vollgestopften Mülleimer zu leeren. Genauso leitet sich aus einer bezahlten Steuer für den Steuerpflichtigen keinerlei Anspruch ab.
- Beiträge: Hier ist es anders. Beiträge zur Krankenversicherung dürfen auch nur für diesen Zweck verwendet werden. Es ist aber eher die Form einer Versicherung. Theoretisch bezahlst du dein Leben lang ein, bekommst aber nie ne Leistung aus der Gesundheitsvorsorge. Theoretisch bekommst du aber deutlich mehr als du einbezahlst. Eine Versicherung eben. So sieht es auch bei der Rentenversicherung aus. Hier hängt es eben davon ab, wie viele Rentenjahre du (oder dein Ehepartner) lebt. Die Höhe des Rentenbeitrags richtet sich aber nach den Einzahlungen. Wer mehr einbezahlt, bekommt auch mehr Rente.
- Gebühren: Hier bezahlt man direkt für eine Leistung, unabhängig vom Einkommen. Das ist der Rundfunkbeitrag, aber auch das Busticket. Ähnlich wie beim Dönermann bezahlt hier jedes Person gleich viel.

Wenn du mit deinen Reichen und Beteiligung an den Staatsausgaben geht, sollten wir ja wohl die Nettoabgabenlast betrachten. Was man bezahlt minus was man bekommt.
Der Diess von Volkswagen (10mio. Lohn) bezahlt in die Rentenkasse genauso viel wie jemand mit 70 000€ Lohn pro Jahr, aber er bekommt auch die gleiche Rente daraus. Und die 17€ Rundfunkbeitrag ist für jeden Haushalt gleich, aber Diess bekommt deswegen nicht ein Premium-ARD, sondern dasselbe wie wir alle. Genauso wie Herr Diess für 4,5€ den gleichen Döner bei Ali um die Ecke bekommt wie Hartz4-Empfänger Detlev.
Danke für diese Aufzählung - all das ist mir soweit bekannt. Im Detail ist es etwas komplizierter. Das vor allem, weil der Staat längst nicht so trennscharf zwischen Beiträgen und Steuern differenziert, wie man den Eindruck haben könnte. Ein Beispiel dafür sind steuerfinanzierte Anteile zu den Sozialversicherungen, die der Staat beispielsweise für Hartz IV-Empfänger einzahlt. Dies tut er auf einem sehr niedrigen Niveau. Damit fällt aber die Last der sozialen Umverteilung aus dem Steuersystem dort nur zu einem niedrigen Anteil an, während die weitere soziale Umverteilung im Beitragsfinanzierten Sozialsystem nur innerhalb der Beteiligten erfolgt. Hier aber sind Superreiche durch die Deckelung der Beitragsbemessungsgrenze nur mit einem maximalen Beitrag beteiligt, wenn sie sich nicht gänzlich dem System durch Abwanderung in das parallel existierende private System entziehen.

Weil aber der Staat gerade nicht trennscharf zwischen den Finanzierungsaufgaben und den Systemen unterscheidet, ist gerade nicht richtig:
-> Uns geht es also um die Steuereinnahmen und die lagen 2019 bei 800Mrd.
Denn diese Aussage wäre nur dann korrekt, wenn die Umverteilung vollständig (oder zumindest im Wesentlichen) über das Steuersystem finanziert würde, was aber nicht der Fall ist.
Wesentliche Umverteilungsaufgaben insbesondere bei der Kranken- und Pflegeversicherung finden innerhalb dieser Versicherungen statt.
Trennscharf wäre es, wenn man den alten Liberalen und zeitweilig auch CDU-gestützten Vorschlag der Kopfpauschale wieder aufgreifen würde. Die Begründung dafür ist ein leichtes - der Beinbruch des Superreichen kostet bei normaler Behandlung das gleiche wie der Beinbruch des Bettlers......

Problem bei der Kopfpauschalen ist aber, dass sich im heutigen Steuer- und Einkommenssystem dann nicht jeder mehr eine Krankenversicherung leisten könnte. Das wird derzeit über die sozialen Komponenten der GKV ausgeglichen (Familienversicherung, prozentualer Beitrag vom Einkommen.....) was aber ein ziemlich grobes Ausgleichsinstrument ist, im Vergleich mit dem wesentlich feineren Instrument der Einkommenbesteuerung, bei der man Sonderbelastungen absetzen kann, was in der GKV nicht so ohne weiteres geht.....


WEIL diese Trennschärfe schlicht und einfach nicht da ist, und weil der Staat heute Umverteilungsaufgaben in den Sozialsystemen UND dem Steuersystem behandelt, kann man eben nicht so einfach trennen, deshalb geht es nicht nur um die Steuereinnahmen, sondern eben aus genau diesen Gründen um Steuern und Abgaben und eigentlich auch Beiträgen. In einem anderen Strang hier im Forum wird heftig über den ÖRR gestritten.....da handelt es sich um einen Beitrag. Der wird je Haushalt erhoben - die Frage aber, wie dann der soziale Ausgleich stattfindet, wird eben nicht beantwortet. Deshalb könnte man sogar solche Beiträge auch noch behandeln, die derzeit noch nicht mal im Gesamthaushalt berücksichtigt sind.

Auch das Rentensystem ist gegen solche Umverteilungsaspekte anfällig - diese sind allerdings noch diffiziler und schwerer nachzurechnen und aufzudecken. Das Problem bei der Rente ist der zeitliche Versatz zwischen Einzahlung und Leistung bei gleichzeitiger Sicherstellung des Rentenniveaus. Dazu kommt noch, dass die Rentenversicherung nach dem Umlageprinzip funktioniert, was die Leistungserhöhungen automatisch an den Durchschnitt der Wertschöpfungserhöhung im Staat mehr oder weniger koppelt.
Superreiche zahlen entweder gar nicht in die Rentenversicherung ein, oder aber mit dem Höchstbeitrag, der gegenüber ihren typischen Einkommens- und Vermögenssituationen lächerlich niedrig liegt.
Stattdessen können sie ihre private Absicherung frei über Renditestarke Produkte am Kapitalmarkt regelrecht vergolden - Geld was ihnen nicht zur Verfügung stehen würde, wenn sie ohne Beitragsbemessungsgrenze einzahlen müssten. In der Folge wären die Rentenbeiträge für alle anderen moderat niedriger. Der Effekt, dass mit durchschnittlich 40-45 Jahren Verzug dann auch hohe Renten für Superreiche zu zahlen wären, wäre gerade nicht vergleichbar mit dem, was Superreiche über diesen Zeitraum an typischer Rendite mit vergleichbar eingesetztem Geldvolumen erzielen können - zugegebenermaßen aber auch mit höherem Risiko.

Volkswirtschaftlich gesehen können Reiche so über viele Jahre hinweg eine stärkere Rendite einfahren, als es einem wohlhabenden Mittelständler möglich ist, weil Reiche die Beitragsbemessungsgrenze zur Deckelung haben, und mit allem mehr an Geld und Vermögen auch renditestärkere Möglichkeiten nutzen können - umgekehrt fehlt in der Folge der Umlagefinanzierung dieses Geld den Mittelständlern, weil das ja in das Rentensystem geht, und gerade nicht für renditestärkere Produkte genutzt werden kann.

Diese Unwucht langfristig nachzurechnen ist alles andere als trivial - und in vereinzelten Konstellationen könnte es auch mal so ausgehen, dass es günstiger ist, am Umlagesystem beteiligt zu sein, als die unsicherere Rendite einzustreichen......die letzten 60 Jahre war das aber nicht der Fall, was dazu geführt hat, dass Umverteilung zu Lasten des Mittelstandes und zu Gunsten der Superreichen stattgefunden hat.
Wie gesagt: Mir ist hauptsächlich wichtig, wie viel ich dem Staat gebe und wie viel ich von ihm bekomme.
Lass uns mal einen "normalen" Haushalt anschauen. Gib mal 4000€ monatlich brutto ein, Steuerklasse 3, zwei Kinder. Ich komme auf ne Steuerlast von 350€ pro Monat. Dazu gibt es 430€ Kindergeld, was technisch ein Kinderfreibetrag ist, womit die Steuerbelastung auf minus 80€ pro Monat sinkt. Den Beiträgen steht Pi mal Daumen die gleiche erhaltene Leistung gegenüber, also neutral. Genauso bei Gebühren.

Auf meinen Sportsvan bezahle ich 65€ KFZ-Steuern. Würde ich 50km einfach zur Arbeit fahren, kämen etwa 1000€(?) Mineralölsteuern dazu. 1000€ Miete sind steuerfrei. Auf die 3000€ bezahlt man etwa 500€ Steuern (man spart zwar, aber das gibt man irgendwann alles aus).
-> Grob gesagt fällt etwa 500€-1000€ Steuernettolast an. Etwa 12,5-25% vom Bruttoeinkommen. Dafür erhält man aber natürlich noch Straßen, Polizei, Schulen etc.

Nun gut, morgen kommt der Chef und verkündet, dass das Einkommen nun auf 100 000€ pro Monat steigt. Yeah. Wie sieht es nun aus? Nun zahlt man 44 000€ Einkommenssteuern pro Monat. Es bleiben 56 000€ übrig, auf die nochmal 10 000€ Umsatzsteuern anfallen. Kindergeld gibt es keines (Kinderfreibeträge werden aktiv).
-> Grob fallen hier 50% Steuern an.

Und das Vermögen? Man kann wohl ungefähr annehmen, dass das Vermögen ein Faktor vom Einkommen sein könnte. Mehr Einkommen bedeutet auch mehr Vermögensaufbau. Also kommt hier noch ein relativ zum Einkommen ähnlicher Steuerbetrag zu Einkommen aus Kapitalvermögen dazu.

Was, wenn jemand 0 Lohneinkommen hätte, aber einfach nur 10Mio.€ rumliegen? Naja, um an das Vermögen ranzukommen, hat er Einkommen erzielt, welches entsprechend versteuert wurde. So what? Falls das Vermögen Einkommen abwirft, zB. Dividenden, dann fallen darauf ja wieder Steuern an, die weit, weit höher sind als die von einem Durchschnittshaushalt.



Wir haben also nun eine Situation, in der mehr Steuer bezahlt werden, wenn das Einkommen auch höher ist. Nun sagst du, es wäre objektiv, wenn man relativ zum Vermögen Steuern bezahlt. Wer 1% des Vermögens hat, sollte auch 1% der Steuereinnahmen finanzieren.
-> De facto müsstest du die Steuern der Superreichen dazu jedoch senken. Stehst du immer noch zu deiner Regel?

De facto liegst du falsch mit deiner These, dass man die Steuern der Superreichen senken müsste. Du berücksichtigst ca. 50% der Zahlungen eines typischen Haushalts an den Staat einfach nicht. Das kann man sicherlich machen - wird ja derzeit auch gemacht. Doch genau das führt dazu, dass man zu der These kommt, dass Superreiche zu viel zur Staatsfinanzierung beitragen.....während sie gleichzeitig regelmäßig Jahr für Jahr in der Lage sind, ihr Vermögen überproportional zu steigern, im Vergleich zur Allgemeinheit.

Dazu kommt auch noch, dass gerade bei Superreichen einige Einkommen recht pauschal versteuert werden - also beispielsweise mit 25%. Würden sie die entsprechenden Einnahmen aber entsprechend dem normalen Einkommen anderer Menschen versteuern müssen, dann läge der notwendige Steuersatz gerade bei Superreichen näher an 45% denn an 25%. Das verzerrt das Gesamtbild deutlich.

Und schließlich kommt noch hinzu, dass Superreiche teile ihres Vermögens einfach in Vermögensgegenstände investieren. Nett, dass sie diese besitzen.....mit ihrem Besitz entziehen sie diese aber auch der Allgemeinheit. Das ist nicht schlimm - aber es ist Fakt. Und dafür zahlen sie einmalig Steuern beim Kauf - danach nie wieder, auch wenn sie das Vermögen auf Jahrzehnte und Jahrhunderte über Generationen hinweg der Allgemeinheit entziehen. (Die Erbschaftssteuer hat so hohe Freibeträge, dass sie dieses Ungleichgewicht kaum ausgleichen kann.)


Tatsächlich könnte man mit deiner Argumentation recht leicht eine Politik begründen, die Superreiche und auch schon nur noch Reiche noch stärker entlastet - man müsste einfach nur noch mehr Bestandteile des sozialen Ausgleichs aus dem Staatshaushalt entfernen und in die Sozialhaushalte verlagern......der größte Ausgabenblock ist der für "Arbeit und Soziales"......würde man da einfach noch mehr an Aufgaben in die Sozialsysteme übertragen, wäre der Haushalt entlastet, deine bevorzugten und privilegierten Superreichen könnte man dann noch weiter von Steuern entlasten - und diese könnten sich weiterhin den Sozialsystemen weitgehend entziehen, weil sie oberhalb der Beitragsbemessungsgrenzen liegen.......1/4 der Steuern könnte man so den Reichen ersparen - da sie über die Abgaben nicht beteiligt würden, wäre das eine deutliche Entlastung - zu Lasten der restlichen Bürger, vor allem zu Lasten des Mittelstandes. Denn der müsste über die Sozialsysteme dieses viertel ja aufbringen......


Nein - deine Rechnung ist verquert, weil du auf dem Auge der sozialen Sicherungssysteme als Gesamtstaatliche Ausgaben blind bleibst.

Rechnest du diese mit ein, geht dir ein Licht auf.

Mit einrechnen müsstest du sie auch dann, wenn man konsequent alle Umverteilungsaufgaben aus den beitragsfinanzierten sozialen Sicherungssytemen in das Steuersystem verlagern würde.

Es ist gerade das Wesen unseres Finanzsystems, dass durch solche Inkonsequente Finanzierungstricks die wahren Finanzströme und Belastungen verschleiert werden - und das so weit, dass es regelmäßig auch vielen Politikern nicht mehr ausreichend bewusst ist, weil sie sich in Details reinfuchsen, aber den Blick für das Ganze verlieren.

Staatsfinanzierung ist aber eine Aufgabe fürs Ganze! Deshalb ist der Blick auf den Gesamthaushalt richtig, und genauso richtig ist es, die Forderung aufzustellen, dass diese Gesamtstaatliche Aufgabe entsprechend der Leistungsfähigkeit verteilt wird, und die bemisst sich NICHT am Einkommen, sondern am Vermögen - wobei das Einkommen ggf. angemessen in einem ganzheitlichen Steuerkonzept hinreichend zu berücksichtigen ist, denn Einkommen ist auch nur eine Form von Vermögen.


Schuld an dem Ganzen sind im Übrigen nicht die Superreichen - viele von denen bekennen sich auch recht offen dazu, dass sie eigentlich nicht verstehen, wieso sie zu wenig zur Staatsfinanzierung herangezogen werden. Vieles sind Probleme im Detail, die leider nicht grundsätzlich vom Staat angegangen werden. Politiker verlieren sich dann im Detail eines konkreten Sachtatbestandes der Sozialversicherung - und vergessen darüber, welche umfassenden Umverteilungsaspekte implzit mit einem Gesetz kommen. Sie verlieren sich im System - müssten aber mal das Gesamtsystem unter die Lupe nehmen und reformieren - das wären Reformen am System.

Solange man nur Reformen im System überhaupt in Erwägung zieht, wird man das System nicht verändern, welches vom Aufbau her schon Vermögensakkumulation befeuert.
Dabei ist unser System schon relativ gut - lediglich der Bereich der Superreichen wird nicht ausreichend adressiert - ist im Übrigen auch nicht meine Erkenntnis, sondern eine, die auch die OECD regelmäßig bei ihren Untersuchungen zur Steuer- und Abgabenlast benennt.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Skull »

Atue001 hat geschrieben:(15 Feb 2021, 23:59)

... im Beitragsfinanzierten Sozialsystem nur innerhalb der Beteiligten erfolgt.
Hier aber sind Superreiche durch die Deckelung der Beitragsbemessungsgrenze
nur mit einem maximalen Beitrag beteiligt,
wenn sie sich nicht gänzlich dem System durch Abwanderung in das parallel existierende private System entziehen.

[…]

Volkswirtschaftlich gesehen können Reiche so über viele Jahre hinweg eine stärkere Rendite einfahren,
als es einem wohlhabenden Mittelständler möglich ist,
weil Reiche die Beitragsbemessungsgrenze zur Deckelung haben...
Nur ein einziger Punkt -mal wieder- aus Deinem ellenlangen Text herausgegriffen.

Die Beitragsbemessungsgrenzen gelten für JEDEN.
Also nicht nur für (Super) Reiche, sondern genauso für den wohlhabenden Mittelständler
und ebenso für den gutverdienenenden Arbeitnehmer.

Wer bei jährlichen Grenzen von 58.050,00 EUR (64.350,00 EUR) und 80.400,00 EUR solche (Deine) Aussagen macht,
sollte sich mal fragen, was er damit aussagen (suggerieren) will.

Erzähle mal den Facharbeitern und gutverdienenden Angestellten, sie zählen (bei Dir) zu den Superreichen.
Ebenso die Vielzahl der kleinen Selbständigen und freien Berufe,
die sogar unterhalb dieser Beitragsbemessunggrenzen in private Systeme einzahlen und sich Deiner Meinung nach ... entziehen.

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Re: Sparen war gestern

Beitrag von ExchangeIdeas »

Skull hat geschrieben:(08 Feb 2021, 08:27)

Ich wundere mich.

Wenn es nicht ausreichend Menschen gibt, die Anteile kaufen können oder Vermögen bilden können (Sparen),
warum stiegen dann in den letzten Jahren Vermögen. Warum stiegen Börsenkurse ?

Sieht doch eher so aus das es (mehr als) ausreichend Käufer von Anteilen gibt, oder ? :?:

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Weil die Finanzwirtschaft von der Realwirtschaft entkoppelt wurde. Das Geld wird nicht mehr auf den Markt geworfen, besonders das neu gedruckte landet in überbewerteten Aktien. So bald mehr auf dem Markt kommt, werden wir eine Inflation erlebten (seriöse Quellen sagen z.B. vielleicht 5%, garantieren kann ich das nicht, aber die Argumente klangen logisch).

franktoast hat geschrieben:(09 Feb 2021, 16:44)

Wenn Reiche anteilig gleich viel bezahlen würden, müsste man die Steuern der Reichen aber senken.


Ich denke, der gute Bill hat anteilig mehr Steuern bezahlt als Menschen mit kleinerem Einkommen/Vermögen.

[..]

Ich kann mir deine Motivation vorstellen. Du möchtest eben, dass die Reichen etwas abgeben, damit die da unten mehr bekommen. Hätten die Reichen halb so viel, wärst du wohl genau der gleichen Meinung. Es ist einfach nur so, weil die viel haben, könnten die mal was abdrücken. Zudem möchtest du das Gefühl haben, dass du den Kongolesen hilft (über Demokratie) und nicht dieser Gates.
Ich finde die Beiträge von Atue001 spannend, weil ich ähnliche Gedanken habe. Schauen wir uns mal die Situation in den USA – dem liberalsten Markt der Welt. Viele Experten sagen, dass Trump nur so erfolgreich ist, weil es so viel Armut in dem Land gibt. Es sterben täglich Menschen in den Straßen, obwohl es das reichste Land der Welt ist. Fast alle Beiträge von Professoren kritisieren diese Entwicklung. Aber die Finanzindustrie ist zu stark. Das Land steckt mit seiner Demokratie in der Krise.
https://inequality.org/facts/income-inequality/
Ich verstehe nicht mehr wie irgendwer daran zweifeln kann, dass mehr nach unten verteilt werden muss?
Mir hat man eine leitende Position bei Amazon für 34.000 Euro angeboten. Hat sich jemand angeschaut wie die Arbeitsbedingungen dort sind? Selbst für das doppelte hätte ich abgelehnt. Wer möchte schon ein Team motivieren, welches unterbezahlt und unzufrieden ist? Das ist kein Geld der Welt wert.

Die Aktiengesellschaften stehen unter einem so hohen Druck, dass alles getan wird um noch den letzten Cent aus dem kleinen Mitarbeiter herauszuquetschen. Das klingt vielleicht etwas unfreundlich ausgedrückt, dies ist aber eine Tatsache. Das erlebe ich selber jeden Tag.
An sich sind Aktien toll, man kann gut Geld damit verdienen. Aber die Machtverteilung ist ungesund. Kapitalismus soll der Mehrheit dienen, nicht Minderheiten. Es streitet niemand ab, dass Unternehmensgründer ihre Lorbeeren genießen sollen.
Es gibt bloß folgende Probleme:
1.) Investment Banken machen große Geschäfte in dem sie Firmen unter Druck setzen mehr Gewinn zu erwirtschaften, sprich es wird rationalisiert. 40% der Aktien werden von institutionellen Anlegern gehalten, die entsprechende Macht haben in den Vorständen (Quelle eine Studie der OECD, wenn es jemanden interessiert suche ich diese raus).
2.) Corona beschleunigt das aussterben des Mittelstandes = Arbeitsplätze werden dadurch weniger, sowie Steuern. Wer nur zu MC Donalds Löhnen zahlt, gibt auch weniger Steuern ab.
3.) Der EU fehlt eine Billionen an Steuereinnahmen wegen Steuerhinterziehung.
4.) Es findet eine dauerhafte Konsolidierung der Märkte statt. Einige Beispeiel sind privatisierte Krankenhäuser, Restaurants, Bäckerein. -> Arbeitsbedingungen und Löhne gehen runter, der Profit der Privaten geht rauf. Einerseits ist das fair im Kapitalismus, andererseits müssen wir für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen sorgen. Ich weiß nicht genau wie, aber wenn das so weitergeht, dann kann der Großteil der Meschen irgendwann nicht mehr von einem Lohn leben, ähnlich wie in den USA.
Da brauch man auch nicht mehr von Umverteilung sprechen (Mindestrente), wenn Deutschland nicht in Zukunftinnovationen investiert, dann gibt es nicht mehr genug Geld bei all den Sozialversprechen die gemacht werden, welches umverteilt werden kann.

Werden diese Probleme nicht gelöst, dann werden wir weniger Geld haben und Kriminalität und Korruption werden steigen. Ein Vorgeschmack könnten Griechenland oder Spanien sein (40% der Jüngeren finden keine Arbeit). Es wird wohl nicht ganz so schlimm werden, jedoch deutlich ungemütlicher.

Wir haben einerseits ineffektive Angestellte beim Staat und den Staat in D., der viele Steuergelder für Quatsch ausgibt. Andererseits wird an anderen Ecken durch Privatisierung alles so profitable wie möglich gemacht. Das heißt es werden immer mehr Dinge für den Arbeitnehmer abgebaut (Gehalt, Urlaubstage, etc.).
Beide Entwicklungen gefährden den sozialen Zusammenhalt.
Wer möchte schon in einer Welt wie den USA leben, wo die Leute auf der Straße verhungern? Als Reicher möchte man dort vielleicht leben.
Dazu kommt, dass wir immer mehr mit Schwellenländern konkurrieren, so günstig werden wir niemals produzieren können. Zur selben Zeit wird es dem Mittelstand und der Industrie oft schwer gemacht, dabei sind sie es, die den Wohlstand in D. erhalten.
Wenn das so weiter geht, dann sehe ich düstere Zeiten für Deutschland und Europa. Es sei denn man selber schafft es für sich bei den reichen % anzukommen.
Wir erleben ein Dilemma zwischen den extrem liberalen und einer links-grünen Ideologie. Die Ersteren wollen immer mehr Profit auf Kosten von günstigeren Löhnen und Steuerflucht. Die Letzten denken das Geld fällt vom Himmel und unterstützen den Mittelstand und die Industrie zu wenig. Dabei bezahlen diese ihre Gehälter. Wenn diese Stärke Deutschlands wegfällt, dann braucht man auch keine Sozialausgaben oder Renten mehr erhöhen.
Viele Unternehmer, Innovationen gehen ins Ausland und bauen Arbeitsplätzein Deutschland ab.
Gleichzeitig wird immer mehr umverteilt. Ich habe öfter Kommentare gelesen, dass Leute lieber Geld vom Staat beziehen als in schlecht bezahlten Branchen zu arbeiten. Da nicht davon auszugehen ist, dass Deutschland weiterhin so viele Milliarden an Überschüssen erwirtschaften wird nach dieser Krise, aber alle Ausgaben stark gestiegen sind, wird vieles wohl irgendwann durch Schulden bezahlt werden müssen. Bei all den Überschüssen haben wir viel zu wenig in die eigene Infrastruktur und Digitalisierung investiert.
Es muss mehr für die Zukunft und Infrastruktur in Europa ausgegeben werden. Jeden Tag kommt es zu so viele Verspätungen beim Zugtransport in Deutschland, besonders für die Industrie... es ist ein Trauerspiel.

Wir brauchen mehr Angebote für Innovationen, höhere Löhne, weniger Steuern auf Einzeleinkommen, weniger Sozialausgaben und mehr Ausgaben für die Infratruktur des Landes/ Europa. Am Ende fehlt noch, dass die Steuerhinterziehung beendet wird, dann hätte Deutschland/ Europa eine Möglichkeit mit den USA und China mitzuhalten. Passiert das nicht, dann werden wir klein und unbedeutend..

Falls irgendwer hier falsche Argumente sieht oder ein anderes Bild hat, gerne kommentieren. Ich hoffe tatsächlich, dass alles zu negativ wahrzunehmen. Aber nach dem ich in verschiedenen Branchen unterwegs war und auch in verschiedenen Ländern gelebt habe, sieht die Welt zur Zeit so für mich aus.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Realist2014 »

ExchangeIdeas hat geschrieben:(16 Feb 2021, 20:17)

4.) Es findet eine dauerhafte Konsolidierung der Märkte statt. Einige Beispeiel sind privatisierte Krankenhäuser, Restaurants, Bäckerein. -> Arbeitsbedingungen und Löhne gehen runter, der Profit der Privaten geht rauf. Einerseits ist das fair im Kapitalismus, andererseits müssen wir für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen sorgen. Ich weiß nicht genau wie, aber wenn das so weitergeht, dann kann der Großteil der Meschen irgendwann nicht mehr von einem Lohn leben, ähnlich wie in den USA.

Falls irgendwer hier falsche Argumente sieht oder ein anderes Bild hat, gerne kommentieren. Ich hoffe tatsächlich, dass alles zu negativ wahrzunehmen. Aber nach dem ich in verschiedenen Branchen unterwegs war und auch in verschiedenen Ländern gelebt habe, sieht die Welt zur Zeit so für mich aus.

Da die Lohnquote in D bis zum Beginn jahrelang gestiegen ist ( bis auf 72%), sind deine Thesen in Bezug auf D definitiv falsch .

ir brauchen mehr Angebote für Innovationen, höhere Löhne, weniger Steuern auf Einzeleinkommen, weniger Sozialausgaben
Was sind denn "Einzeleinkommen"?

Wir haben eine Einkommenssteuer...
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von BlueMonday »

ExchangeIdeas hat geschrieben:(16 Feb 2021, 20:17)

Weil die Finanzwirtschaft von der Realwirtschaft entkoppelt wurde.
Mal zur Überprüfung deiner Logik halten wir fest: "Realwirtschaft" und "Finanzwirtschaft" sind entkoppelt. Entkoppeln heißt so viel wie, dass das eine nichts mehr mit dem anderen zu tun hat.
Dann monierst du aber wenig später am Beispiel Amazon, dass die Finanzwirtschaft enormen Druck auf die Realwirtschaft (hier im Amazon) ausübt, um das Letzte "herauszupressen". Nun schüttet Amazon nicht mal eine Dividende aus. Der Aktionär(Finanzwirtschaft) geht leer aus. Bleiben ihm nur noch Gewinne aus Kurspekulationen("Casino"). Die kommen aber nun im Wesentlichen durch die Geldmengenausweitung zustande, wie du selbst schreibst.
Da also das "Casino" nun entkoppelt ist, warum sollte es dann überhaupt Druck auf die "Realwirtschaft" ausüben? Was interessieren dann am Aktienmarkt noch fundamentale Entwicklungen?
Hieße dann auch, dass der Druck von der Amazonführung selbst bzw. der "Realwirtschaft" ganz klassisch ausgeübt wird.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von ExchangeIdeas »

Realist2014 hat geschrieben:(16 Feb 2021, 20:44)

Da die Lohnquote in D bis zum Beginn jahrelang gestiegen ist ( bis auf 72%), sind deine Thesen in Bezug auf D definitiv falsch .

Was sind denn "Einzeleinkommen"?

Wir haben eine Einkommenssteuer...
Okay, dann muss es wohl Einbildung sein. Aber wieso haben sich dann die Arbeitsbedingungen in Bereichen wie bei Busfahrern, Flugbegleitern, Pflegekräften, Zeitarbeitern und co. verschlechtert?
Bei den Flugbegleitern versteht man es, man musste mit Emirates und co. mithalten. Alles was geht wird privatisiert und die Umstände verschlechtern sich für die Mitarbeiter. Das bekommt man mit, wenn man mit den Leuten in den Bereichen spricht. Die Löhne wurden in allen Infrastrukturbereichen gesenkt. Bei Busfahrern wird in durch Sub-Unternehmen die Pause von der Arbeitszeit abgerechnet (sprich man fährt 4 Stunden von 8-12 Uhr, dann wieder von 14-18 Uhr. Die 2 Stunden Zwanspause irgendwo im nirgendwo sind Privatzeit.
"Rund 7,7 Millionen und damit mehr als ein Fünftel aller abhängig Beschäftigten in Deutschland verdienten 2018 weniger als 11,40 Euro brutto pro Stunde und arbeiteten damit im Niedriglohnsektor. Ein großer Teil von ihnen erhielt sogar weniger als den gesetzlichen Mindestlohn. Seit den 1990er Jahren ist Deutschlands Niedriglohnsektor um gut 60 Prozent gewachsen – in keinem anderen europäischen Land mit vergleichbarer Wirtschaftsleistung nimmt der Niedriglohnsektor ein solches Ausmaß an. Inzwischen haben einige Branchen ihr Geschäftsmodell auf niedrigen Löhnen aufgebaut."
" Immer mehr Beschäftigte erhalten auch für mittel- bis hochqualifizierte Tätigkeiten nur einen Niedriglohn. Ihre Zahl ist seit Mitte der 1990er Jahre um knapp eine Million auf über drei Millionen angewachsen."
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/ ... prungbrett
Um nochmal auf Amazon zurück zukommen:

Jeder von uns treibt diese Maschine weiter. Ich habe inzwischen WhatsApp abgeschafft und Amazon gekündigt.

Ich bin auch in einem amerikanischen großen Kozern, hier werden ähnliche Praktiken betrieben. Für den einzelnen mit einem guten Job ist das kein Problem, aber indirekt ist das für unsere Gesellschaft ein Problem des Kapitalismus. Wollen wir so eine Zukunft? Dazu kommt Steuerflucht. Wie sieht unsere Zukunft aus und wie gestalten wir sie?

Mir erzählen manche Leute aus solchen Branchen, dass sie überlegen ob es nicht angenehmer wäre eine Zeit lang vom Staat zu leben als so viele Steuern zu zahlen.
Wenn man sich von Flassbeck reden anhört, sagt auch dieser die Löhne in D. müssen ansteigen damit andere EU Länder wieder konkurieren können mit Deutschland. Je nachdem welchen wirtschaftlichen Ansatz man verfolgt, kann man dafür oder dagegen sein.

"Laut aktuellem Paritätischen Armutsbericht hat die Armutsquote in Deutschland mit 15,9 Prozent (rechnerisch 13,2 Millionen Menschen) einen neuen traurigen Rekord und den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung erreicht."
https://www.der-paritaetische.de/presse ... ekordhoch/

Wir müssen nicht mehr umverteilen, wir brauchen fairere Löhne, weniger Steuerhinterziehungund und Steuerentlastung in Deutschland/ in der EU. Kapitalismus funktioniert nur wenn die Mehrheit sich wieder für einander interessiert und zusammen die Wirtschaft mitgestaltet. Die EU muss es hinbekommen das Arbeit EU weit geschaffen wird und stabil Konsum innerhalb der EU stattfindet. Keine Ahnung wie das gehen kann, und ich bin definitiv nicht für Sozialismus oder Kommunismus. Aber wenn man sich die Trends in den südlichen Ländern anschaut, dann sieht es nicht sehr gut aus. Griechenland ist ein Desaster. Durch die pleite gehören wichtige Infrastrukturteile dem Ausland, e.g. der Piräus Hafen. Wenn wir keine Lösung und keinen Zusammenhalt finden, dann wird die Ungleichheit noch viel krasser.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von ExchangeIdeas »

BlueMonday hat geschrieben:(16 Feb 2021, 21:17)

Mal zur Überprüfung deiner Logik halten wir fest: "Realwirtschaft" und "Finanzwirtschaft" sind entkoppelt. Entkoppeln heißt so viel wie, dass das eine nichts mehr mit dem anderen zu tun hat.
Dann monierst du aber wenig später am Beispiel Amazon, dass die Finanzwirtschaft enormen Druck auf die Realwirtschaft (hier im Amazon) ausübt, um das Letzte "herauszupressen". Nun schüttet Amazon nicht mal eine Dividende aus. Der Aktionär(Finanzwirtschaft) geht leer aus. Bleiben ihm nur noch Gewinne aus Kurspekulationen("Casino"). Die kommen aber nun im Wesentlichen durch die Geldmengenausweitung zustande, wie du selbst schreibst.
Da also das "Casino" nun entkoppelt ist, warum sollte es dann überhaupt Druck auf die "Realwirtschaft" ausüben? Was interessieren dann am Aktienmarkt noch fundamentale Entwicklungen?
Hieße dann auch, dass der Druck von der Amazonführung selbst bzw. der "Realwirtschaft" ganz klassisch ausgeübt wird.
Alle großen AGs maximieren ihren Profit so stark wie es geht. Je besser deine Bilanz da steht, desto besser ist es für deine Aktie. Das wiederspricht sich doch nicht. Es wäre nur nicht nötig bei so viel Profit noch schlechtere Bedingungen durch zu drücken. Das wird aber trotzdem gemacht. Aber wie gesagt in Amerika ist das normal, dort können viele Leute in schlechten Berufen nicht von einem Lohn leben.
Oftmals sagt man unter Angestellten, dass es deswegen angenehmer sein kann bei einem Privatunternehmen zu arbeiten. Der Druck ist geringer.

Zu der Entkopplung der Finanzwirtschaft muss man sich einfach mal mit Videos zur Finanzkrise 2008 beschäftigen. Die Regulierungen werden immer weiter gelockert.
Es wurde vorhin schon in einem anderen Beitrag angesprochen, viele große Unternehmen können sich günstige Kredite leisten und zu Unsummen andere Unternehmen aufkaufen. Sie bekommen günstige Kredite und verdienen damit noch. Manche kaufen auch Unternehmen auf, rationalisieren diese und machen große Profite.
Wie gesagt, viele Havard Professoren und co, Diplomaten sprechen von einem großen Problem. Die finanzielle Ungleichheit bedroht die soziale Stabilität (bezogen auf Amerika). In der Mitte Europas sieht es anders aus, weil wir mehr eine soziale Marktwirtschaft haben. Ich behaupte aber dass diese auch in einer Krise steckt.
Zu D. wir sind zu unternehmensunfreundlich, wir haben die teuersten Strompreise und unterstützen den Mittelstand zu wenig. Zur selben Zeit bekommt man es nicht stark bei der Steuerflucht riesiger Konzerne vorzugehen. Jeder Konsument sollte etwas dagegen tun und solche Marken meiden.

"Die Belastung eines Durchschnittsverdieners betrug in Deutschland demnach im Vorjahr 49,4 Prozent." "Zudem ist die Steuerlast in Deutschland trotz des fast zehn Jahre andauernden Aufschwungs kaum gesunken, obwohl die Steuereinnahmen sprudelten und die Steuereinnahmen gemessen am Bruttoinlandsprodukt außergewöhnlich hoch sind." "Internationale Organisationen wie die OECD fordern deshalb schon lange von Deutschland die Steuern zu senken – gerade für untere Einkommen."
https://www.handelsblatt.com/politik/de ... 90716.html
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Skull »

ExchangeIdeas hat geschrieben:(16 Feb 2021, 20:17)

Weil die Finanzwirtschaft von der Realwirtschaft entkoppelt wurde.
Das Geld wird nicht mehr auf den Markt geworfen, besonders das neu gedruckte landet in überbewerteten Aktien.

So bald mehr auf dem Markt kommt, werden wir eine Inflation erlebten (seriöse Quellen sagen z.B. vielleicht 5%, garantieren kann ich das nicht, aber die Argumente klangen logisch).
Ich kann mit solchen (Deinen) Textbausteinen und Phrasen nichts anfangen.

Und falls es Dich interessieren sollte, die Grundaussage war:

Nein, andere die ihre Anteile kaufen können,
stehen nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung, weil die Vermögen ungleich verteilt sind.


Und DEM widersprach ich. Die Realität zeigt da, das es eine ausreichende Zahl von Käufern gibt. :)

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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Realist2014 »

ExchangeIdeas hat geschrieben:(16 Feb 2021, 22:29)

Okay, dann muss es wohl Einbildung sein. Aber wieso haben sich dann die Arbeitsbedingungen in Bereichen wie bei Busfahrern, Flugbegleitern, Pflegekräften, Zeitarbeitern und co. verschlechtert?
Weil Löhne Kosten sind deswegen in den Branchen, wo die Wertschöpfung für die Unternehmen gering ist, nur so hoch sein können wie sie sind.
In anderen Branchen sind die Löhne &Gehälter ja dementsprechend hoch
Mir erzählen manche Leute aus solchen Branchen, dass sie überlegen ob es nicht angenehmer wäre eine Zeit lang vom Staat zu leben als so viele Steuern zu zahlen.
Niedriglöhner zahlen kaum Steuern auf ihre Einkommen.... ( weniger als 10%)
"Laut aktuellem Paritätischen Armutsbericht hat die Armutsquote in Deutschland mit 15,9 Prozent (rechnerisch 13,2 Millionen Menschen) einen neuen traurigen Rekord und den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung erreicht."
https://www.der-paritaetische.de/presse ... ekordhoch/
Da geht es um relative Armutsgefährdung
Wir müssen nicht mehr umverteilen, wir brauchen fairere Löhne,

Haben wir- angemessen in Bezug auf die Wertschöpfung des jeweiligen Unternehmens und der Tätigkeit
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
Maikel
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Maikel »

ExchangeIdeas hat geschrieben:(16 Feb 2021, 20:17)

Weil die Finanzwirtschaft von der Realwirtschaft entkoppelt wurde. Das Geld wird nicht mehr auf den Markt geworfen, besonders das neu gedruckte landet in überbewerteten Aktien.
Das Geld bleibt aber nicht in den Aktien stecken.
Die Ansicht, daß man Geld "in Aktien steckt", basiert auf der persönlichen Perspektive.

Das Geld mit dem Aktien gekauft werden, geht an den Verkäufer der Aktien. Der dieses Geld dann in die Realwirtschaft "werfen" kann.
Auch wenn er das Geld z.B. "in eine Immobilie" steckt, wird es dort nicht eingemauert, sondern geht an den Verkäufer der Immobilie. Im Fall von Neubauten geht ein großer Teil des Geldes an die Bauarbeiter und Handwerker.
(So bald mehr auf dem Markt kommt, werden wir eine Inflation erlebten (seriöse Quellen sagen z.B. vielleicht 5%, garantieren kann ich das nicht, aber die Argumente klangen logisch).
Inflation entsteht, wenn eine größere Geldmenge auf ein nicht (genügend) erweiterbares Angebot trifft.
In Zeiten hoher europäischer und weltweiter Arbeitslosigkeit kann aber das Angebot an Gütern und Dienstleistungen kurz- bzw. mittelfristig leicht an eine steigende Nachfrage angepasst werden. Dazu kommt, daß dank Automatisierung von vielen Produkten ohne viel Mehraufwand eine größere Stückzahl produziert werden kann.

Ich hoffe, für dich klingen meine Argumente zumindest auch logisch.
Die menschliche Sprache ist einzigartig, aber nicht eindeutig.
Jeder Versuch, sich mitzuteilen, kann nur mit dem Wohlwollen der anderen gelingen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

Skull hat geschrieben:(16 Feb 2021, 08:43)

Nur ein einziger Punkt -mal wieder- aus Deinem ellenlangen Text herausgegriffen.

Die Beitragsbemessungsgrenzen gelten für JEDEN.
Also nicht nur für (Super) Reiche, sondern genauso für den wohlhabenden Mittelständler
und ebenso für den gutverdienenenden Arbeitnehmer.

Wer bei jährlichen Grenzen von 58.050,00 EUR (64.350,00 EUR) und 80.400,00 EUR solche (Deine) Aussagen macht,
sollte sich mal fragen, was er damit aussagen (suggerieren) will.

Erzähle mal den Facharbeitern und gutverdienenden Angestellten, sie zählen (bei Dir) zu den Superreichen.
Ebenso die Vielzahl der kleinen Selbständigen und freien Berufe,
die sogar unterhalb dieser Beitragsbemessunggrenzen in private Systeme einzahlen und sich Deiner Meinung nach ... entziehen.

mfg
Kurz gesagt ist dein Einwurf zur Beitragsbemessungsgrenze irrelevant, weil die Relevanz der Beitragsbemessungsgrenze steigt, je größer die Einkommen sind.

Im Übrigen zählen bei mir keine Facharbeiter zu den Superreichen - die Beitragsbemessungsgrenze aber und die Umverteilung in den Sozialsystemen bewirken, dass sich der Finanzierungsbeitrag der Superreichen anteilig sogar reduziert, während gerade die von dir angesprochene Gruppe überproportional belastet wird.

Ich wäre wirklich gespannt, was ein gutverdienender Arbeitnehmer sagen würde, wenn er ein paar hundert oder gar tausend Euro im Jahr mehr hätte, weil die Superreichen ihren Beitrag zur Staatsfinanzierung anteilig leisten....und die anderen die du genannt hast kannst du gleich mit fragen - all diese gehören nicht zu den Superreichen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Realist2014 »

Atue001 hat geschrieben:(17 Feb 2021, 21:55)

Kurz gesagt ist dein Einwurf zur Beitragsbemessungsgrenze irrelevant, weil die Relevanz der Beitragsbemessungsgrenze steigt, je größer die Einkommen sind.

n.
Da die RV und die AV nur Arbeitnehmer ist, können Selbständige ( auch die bösen Superreich) da gar nicht einzahlen.

Selbst wenn das möglich wäre, würden dann ja gemäß den sehr hohen Beiträgen diesen auch sehr hohe Leistungen ( Rente) gegenüberstehen.
Was wäre dann "gewonnen"?

Bei der GKV und auch der Pflegeversicherung wurde dir schon mehrfach erläutert, dass eine Aufhebung der BBBG gar nicht möglich ist, weil es eine Versicherung ist wo die Beitragshöhe in einer Relation zur Leistung stehen muss.
Sonst ist es keine Versicherung mehr, sondern wäre eine Steuer.
Da wir aber auch noch die PKV haben, ist das sowieso keine Option.
Ich wäre wirklich gespannt, was ein gutverdienender Arbeitnehmer sagen würde, wenn er ein paar hundert oder gar tausend Euro im Jahr mehr hätte, weil die Superreichen ihren Beitrag zur Staatsfinanzierung anteilig leisten
das machen sie ja.

Nach wie vor fehlt deine Darstellung, dass dieses nicht der Fall ist.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

Atue001 hat geschrieben:(15 Feb 2021, 23:59)

Danke für diese Aufzählung - all das ist mir soweit bekannt. Im Detail ist es etwas komplizierter. Das vor allem, weil der Staat längst nicht so trennscharf zwischen Beiträgen und Steuern differenziert, wie man den Eindruck haben könnte. Ein Beispiel dafür sind steuerfinanzierte Anteile zu den Sozialversicherungen, die der Staat beispielsweise für Hartz IV-Empfänger einzahlt. Dies tut er auf einem sehr niedrigen Niveau. Damit fällt aber die Last der sozialen Umverteilung aus dem Steuersystem dort nur zu einem niedrigen Anteil an, während die weitere soziale Umverteilung im Beitragsfinanzierten Sozialsystem nur innerhalb der Beteiligten erfolgt. Hier aber sind Superreiche durch die Deckelung der Beitragsbemessungsgrenze nur mit einem maximalen Beitrag beteiligt, wenn sie sich nicht gänzlich dem System durch Abwanderung in das parallel existierende private System entziehen.
Ja, da sich die Höhe der Rente an den bezahlten Beiträgen orientiert, wäre es da hilfreich, wenn ein Reicher ganz viel einbezahlt und dann ganz viel Rente bekommt? 1/3 der Rente kommt eh aus Steuern und Steuern kommen ja von den Reichen. Über den Weg finanziert der Reiche das ja mit.
Weil aber der Staat gerade nicht trennscharf zwischen den Finanzierungsaufgaben und den Systemen unterscheidet, ist gerade nicht richtig:



Denn diese Aussage wäre nur dann korrekt, wenn die Umverteilung vollständig (oder zumindest im Wesentlichen) über das Steuersystem finanziert würde, was aber nicht der Fall ist.
Wesentliche Umverteilungsaufgaben insbesondere bei der Kranken- und Pflegeversicherung finden innerhalb dieser Versicherungen statt.
Trennscharf wäre es, wenn man den alten Liberalen und zeitweilig auch CDU-gestützten Vorschlag der Kopfpauschale wieder aufgreifen würde. Die Begründung dafür ist ein leichtes - der Beinbruch des Superreichen kostet bei normaler Behandlung das gleiche wie der Beinbruch des Bettlers......

Problem bei der Kopfpauschalen ist aber, dass sich im heutigen Steuer- und Einkommenssystem dann nicht jeder mehr eine Krankenversicherung leisten könnte. Das wird derzeit über die sozialen Komponenten der GKV ausgeglichen (Familienversicherung, prozentualer Beitrag vom Einkommen.....) was aber ein ziemlich grobes Ausgleichsinstrument ist, im Vergleich mit dem wesentlich feineren Instrument der Einkommenbesteuerung, bei der man Sonderbelastungen absetzen kann, was in der GKV nicht so ohne weiteres geht.....
Aha. Wenn sich der Hartz4ler die Kopfpauschale nicht leisten kann, wie kann er sich heute den Versicherungsbeitrag leisten? Ich persönlich bin der Meinung, dass die Umverteilung primär über Einkommens- und Umsatzsteuer erfolgen sollte und fertig. Wenn einem die Reichen dann zu reich wären, Einkommenssteuer hoch und wenn zu sehr ausgenommen, dann runter. Fertig. Da muss man nicht zig unterschiedliche Punkte nehmen.

Ich meine, wenn ein Reicher für nen Döner 4€ bezahlt und der Hartz4ler auch, ist das unfair? Sollte man da auch eingreifen? Antwort: Nö. Denn die Umverteilung findet ja über die Einkommenssteuer statt.
De facto liegst du falsch mit deiner These, dass man die Steuern der Superreichen senken müsste. Du berücksichtigst ca. 50% der Zahlungen eines typischen Haushalts an den Staat einfach nicht. Das kann man sicherlich machen - wird ja derzeit auch gemacht. Doch genau das führt dazu, dass man zu der These kommt, dass Superreiche zu viel zur Staatsfinanzierung beitragen.....während sie gleichzeitig regelmäßig Jahr für Jahr in der Lage sind, ihr Vermögen überproportional zu steigern, im Vergleich zur Allgemeinheit.

Dazu kommt auch noch, dass gerade bei Superreichen einige Einkommen recht pauschal versteuert werden - also beispielsweise mit 25%. Würden sie die entsprechenden Einnahmen aber entsprechend dem normalen Einkommen anderer Menschen versteuern müssen, dann läge der notwendige Steuersatz gerade bei Superreichen näher an 45% denn an 25%. Das verzerrt das Gesamtbild deutlich.
Wie gesagt: Hol dir mal ein Unternehmen und erwirtschafte 1Mio.€ Gewinn und kauf davon ne Yacht. Deine Yacht darf dann etwa 500 000€ kosten, denn der Rest geht als Steuer in Form von Einkommenssteuer(Abgeltungssteuer), Körperschaftssteuer, Gewerbesteuer weg.
BMW bezahlt erst 30% Steuern und auf den Rest fallen 25% Abgeltungssteuer an.
Und schließlich kommt noch hinzu, dass Superreiche teile ihres Vermögens einfach in Vermögensgegenstände investieren. Nett, dass sie diese besitzen.....mit ihrem Besitz entziehen sie diese aber auch der Allgemeinheit. Das ist nicht schlimm - aber es ist Fakt. Und dafür zahlen sie einmalig Steuern beim Kauf - danach nie wieder, auch wenn sie das Vermögen auf Jahrzehnte und Jahrhunderte über Generationen hinweg der Allgemeinheit entziehen. (Die Erbschaftssteuer hat so hohe Freibeträge, dass sie dieses Ungleichgewicht kaum ausgleichen kann.)
Auf Luxusgüter kann man gerne eine Luxussteuer erheben. zB. wenn eine Villa 5Mio. kostet, zahlt man nochmal 5Mio. Steuern drauf. Das Problem ist nur, dann kauft er das Grundstück extra, den ersten Stock extra etc., um über Freibeträge die Luxussteuer zu umgehen. Aber es wäre erwünschenswert, wenn ein überartiger Konsum der Reichen höher besteuert würde. Ist aber schwer umzusetzen.
Nein - deine Rechnung ist verquert, weil du auf dem Auge der sozialen Sicherungssysteme als Gesamtstaatliche Ausgaben blind bleibst.

Rechnest du diese mit ein, geht dir ein Licht auf.

Mit einrechnen müsstest du sie auch dann, wenn man konsequent alle Umverteilungsaufgaben aus den beitragsfinanzierten sozialen Sicherungssytemen in das Steuersystem verlagern würde.
Nö. Ich berücksichtige die Steuern, die ich bzw. mein Haushalt bezahlt und was ich aus Steuern bekomme. Den Gebühren und Sozialversicherungsbeiträgen steht eine direkte Leistung gegenüber. Bezahlt ein Einkommensmillionär nun 20% seines Einkommens in die Rentenversicherung, bekommt er x% Rente von seinem Einkommen. Davon profitiert keiner. Bei der Krankenversicherung schon, aber was ist mit KFZ-Versicherung? Risikolebensversicherung? Private Haftpflicht?

Wie unfair ist es, dass ein Einkommensmillionär für einen Tesla Model 3 5% seines Bruttoeinkommens bezahlen muss und ich ein normaler Ingenieur 100% seines Bruttoeinkommens? Fair wäre es doch, wenn der Einkommensmillionär 200 oder 300% seines Einkommens dafür bezahlt, oder?
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

ExchangeIdeas hat geschrieben:(16 Feb 2021, 20:17)
Ich finde die Beiträge von Atue001 spannend, weil ich ähnliche Gedanken habe. Schauen wir uns mal die Situation in den USA – dem liberalsten Markt der Welt. Viele Experten sagen, dass Trump nur so erfolgreich ist, weil es so viel Armut in dem Land gibt. Es sterben täglich Menschen in den Straßen, obwohl es das reichste Land der Welt ist. Fast alle Beiträge von Professoren kritisieren diese Entwicklung. Aber die Finanzindustrie ist zu stark. Das Land steckt mit seiner Demokratie in der Krise.
https://inequality.org/facts/income-inequality/
Ich verstehe nicht mehr wie irgendwer daran zweifeln kann, dass mehr nach unten verteilt werden muss?
Mir hat man eine leitende Position bei Amazon für 34.000 Euro angeboten. Hat sich jemand angeschaut wie die Arbeitsbedingungen dort sind? Selbst für das doppelte hätte ich abgelehnt. Wer möchte schon ein Team motivieren, welches unterbezahlt und unzufrieden ist? Das ist kein Geld der Welt wert.
Es kommt immer drauf an, wo man hinschaut. Den größten Einkommens- und Vermögensunterschied gibt es zwischen Jung und Alt. Und das Medianeinkommen in den USA ist nun mal ziemlich hoch, was eben bedeutet, dass es nicht stimmt, dass es nur einer reichen Elite gut ginge. Der Mindestlohn bei Amazon oder McD liegt inzwischen bei etwa 15Dollar die Stunde.
https://en.wikipedia.org/wiki/Household ... ted_States
Hier kannst du auch mal rumklicken:
http://www.worldsalaries.org/
Die Aktiengesellschaften stehen unter einem so hohen Druck, dass alles getan wird um noch den letzten Cent aus dem kleinen Mitarbeiter herauszuquetschen. Das klingt vielleicht etwas unfreundlich ausgedrückt, dies ist aber eine Tatsache. Das erlebe ich selber jeden Tag.
An sich sind Aktien toll, man kann gut Geld damit verdienen. Aber die Machtverteilung ist ungesund. Kapitalismus soll der Mehrheit dienen, nicht Minderheiten. Es streitet niemand ab, dass Unternehmensgründer ihre Lorbeeren genießen sollen.
Es gibt bloß folgende Probleme:
1.) Investment Banken machen große Geschäfte in dem sie Firmen unter Druck setzen mehr Gewinn zu erwirtschaften, sprich es wird rationalisiert. 40% der Aktien werden von institutionellen Anlegern gehalten, die entsprechende Macht haben in den Vorständen (Quelle eine Studie der OECD, wenn es jemanden interessiert suche ich diese raus).
Ja zB. Blackrock oder Vanguard. Ich hab ETFs von denen. Das Ziel einer AG ist natürlich, für ihre Eigentümer eine möglichst hohe Rendite zu erzielen. Dass man das erreicht, wenn man möglichst wenig bezahlt, bezweifle ich stark. Bezahlt man weniger als die Konkurrenz, bekommt man logischerweise auch weniger produktive Mitarbeiter. Löhne richten sich nach Angebot und Nachfrage und nicht nach Gutdünken der Arbeitgeber. Manche Tätigkeiten sind schlichtweg wertvoller als andere, und manche werden wertvoller oder weniger wertvoll. (wertvoll im Sinne von Produktivität). Auf der andere Seite beeinflusst das genauso den letztlichen Preis, den Konsumenten bezahlen. Was zählt ist nicht ein Lohn in Euro, sondern was man von einem Lohn kaufen kann.
Ein Liter Benzin hat 1950 nur 56Eurocent gekostet, aber wie lange musste man dafür arbeiten?
2.) Corona beschleunigt das aussterben des Mittelstandes = Arbeitsplätze werden dadurch weniger, sowie Steuern. Wer nur zu MC Donalds Löhnen zahlt, gibt auch weniger Steuern ab.
3.) Der EU fehlt eine Billionen an Steuereinnahmen wegen Steuerhinterziehung.
Also das ist immer eine Milchmädchenrechnung. Wenn man jemanden 100€ an Steuern wegnimmt, dann hat dieser 100€ weniger. Ein Unternehmen kann mit 100€ Löhne bezahlen oder an den Fiskus abdrücken. Oder es geht an den Aktionär. Ich hab zB. Amazonaktien, die gut gelaufen sind. Die helfen mir bzw. meiner Familie, nun ein Eigenheim kaufen zu können. Man könnte das auch wegbesteuern, dann hat der Staat mehr Geld und ich weniger. Und dann? Gibt mir der Staat dann diese 100€ und feiert sich als Heilsbringer, der es den bösen Konzernen gezeigt hat?
Werden diese Probleme nicht gelöst, dann werden wir weniger Geld haben und Kriminalität und Korruption werden steigen. Ein Vorgeschmack könnten Griechenland oder Spanien sein (40% der Jüngeren finden keine Arbeit). Es wird wohl nicht ganz so schlimm werden, jedoch deutlich ungemütlicher.

Wir haben einerseits ineffektive Angestellte beim Staat und den Staat in D., der viele Steuergelder für Quatsch ausgibt. Andererseits wird an anderen Ecken durch Privatisierung alles so profitable wie möglich gemacht. Das heißt es werden immer mehr Dinge für den Arbeitnehmer abgebaut (Gehalt, Urlaubstage, etc.).
Warum redest du Profitabilität schlecht? Was ist der Gewinn eines Unternehmens. Naja, ein Unternehmen kauft zu Marktpreisen Input ein. Dazu zählen Güter von anderen Unternehmen, Strom, Arbeitskräfte etc. Das Produkt daraus wird ebenfalls zu Marktpreisen verkauft. Und die Differenz ist der Gewinn. Also der Wert des Outputs minus der Wert des Inputs = Gewinn. Je höher der Gewinn, desto höher der Wertzuwachs. Wenn du der Ansicht bist, dass Unternehmen ja einfach weniger Lohn bezahlen können und es ja ein Nobrainer wäre, da einen Gewinn zu erzielen, dann go for it. Nimm deine Lebensersparnisse und steck sie in ein Unternehmen. Wenn du einen Verlust erzielen solltest, zahl doch einfach weniger Lohn. Du wirst schnell merken, dass das nicht geht.

Ich denke, das reicht als Antwort erstmal.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

Maikel hat geschrieben:(17 Feb 2021, 08:50)
Inflation entsteht, wenn eine größere Geldmenge auf ein nicht (genügend) erweiterbares Angebot trifft.
Wie zB. bei Aktien oder Immobilien. Die Inflation bzgl. Immobilien lag in Deutschland letztes Jahr zB. 8,5%
https://de.statista.com/statistik/daten ... utschland/
In Zeiten hoher europäischer und weltweiter Arbeitslosigkeit kann aber das Angebot an Gütern und Dienstleistungen kurz- bzw. mittelfristig leicht an eine steigende Nachfrage angepasst werden. Dazu kommt, daß dank Automatisierung von vielen Produkten ohne viel Mehraufwand eine größere Stückzahl produziert werden kann.
Quasi ein free lunch. Also gibt es das doch! Zum Glück...
Ich hoffe, für dich klingen meine Argumente zumindest auch logisch.
Nun ja, die Inflation sieht man aktuell da, wo auf die niedrigen Zinsen reagiert wird. Und das ist nicht im Supermarkt oder Einzelhandel.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

franktoast hat geschrieben:(18 Feb 2021, 14:48)

Ja, da sich die Höhe der Rente an den bezahlten Beiträgen orientiert, wäre es da hilfreich, wenn ein Reicher ganz viel einbezahlt und dann ganz viel Rente bekommt? 1/3 der Rente kommt eh aus Steuern und Steuern kommen ja von den Reichen. Über den Weg finanziert der Reiche das ja mit.
Sagen wir es mal so: Wieso muss es in der Rentenversicherung eine Beitragsbemessungsgrenze geben?
Es sind gerade solche eigentlich unnötige Besonderheiten für mal diese und mal jene Gruppe, die das ganze System schwer durchschaubar, und damit auch im Sinne eines gerechten Umgangs fehleranfällig machen. Ein einheitliches Rentensystem nach Umlage für alle - was sollte daran schlecht sein?
Aha. Wenn sich der Hartz4ler die Kopfpauschale nicht leisten kann, wie kann er sich heute den Versicherungsbeitrag leisten?
Kann er doch gar nicht. Den zahlt der Staat für ihn. Nur: Der Staat zahlt nicht den Maximalbeitrag.....sondern einen ziemlich niedrigen. Der liegt deutlich unterhalb dessen, was eine Kopfpauschale kosten müsste - was damit bedeutet, dass der soziale Ausgleich bezüglich der KV innerhalb der GKV-Versichertengruppe passiert. Menschen, die in der PKV sind, nehmen an dieser Umlage nicht teil. Auch hier wäre allein schon eine einheitliche Regelung für Alle hilfreich.
Ich persönlich bin der Meinung, dass die Umverteilung primär über Einkommens- und Umsatzsteuer erfolgen sollte und fertig. Wenn einem die Reichen dann zu reich wären, Einkommenssteuer hoch und wenn zu sehr ausgenommen, dann runter. Fertig. Da muss man nicht zig unterschiedliche Punkte nehmen.

Ich meine, wenn ein Reicher für nen Döner 4€ bezahlt und der Hartz4ler auch, ist das unfair? Sollte man da auch eingreifen? Antwort: Nö. Denn die Umverteilung findet ja über die Einkommenssteuer statt.
Da sind wir einer Meinung - Umverteilung gehört ins Steuersystem, nicht in die Sozialsysteme.
Wie gesagt: Hol dir mal ein Unternehmen und erwirtschafte 1Mio.€ Gewinn und kauf davon ne Yacht. Deine Yacht darf dann etwa 500 000€ kosten, denn der Rest geht als Steuer in Form von Einkommenssteuer(Abgeltungssteuer), Körperschaftssteuer, Gewerbesteuer weg.
BMW bezahlt erst 30% Steuern und auf den Rest fallen 25% Abgeltungssteuer an.
Das sagt nur wenig aus - entscheidend ist die Ausgangsthese, bei der ich dabei bleibe, dass nach gängigen öffentlichen Statistiken die Superreichen anteilig zur Staatsfinanzierung weniger beitragen, als beispielsweise Reiche oder auch nur wohlhabende Mittelständler.

Angenommen diese Statistiken wären falsch - dann fände ich es noch immer fair, das Anteiligkeitsprinzip zu verwenden.
Das Problem ist nur, wenn du die unteren 9 Dezile nach Vermögen oder auch nach Einkommen befragst und mitmisst, kommt immer das gleiche raus - wenn man das Anteiligkeitsprinzip anwendet, zahlen sie zu viel Steuern und Abgaben. Also muss es irgendwo jemanden geben, der zu wenig zahlt, sonst geht das nicht auf.

Das Anteiligkeitsprinzip ist für mich übrigens auch ein Grund, warum ich gegen einen Corona-Beitrag für Superreiche bin - denn hier bleibe ich konsequent: die Lasten sollten gleichmäßig verteilt werden. Das wäre nach dem Anteiligkeitsprinzip gegeben, aber nicht wenn man lediglich Reiche und Superreiche mit einem Corona-Einmalbetrag o.ä. belastet. WENN die Superreichen (wie ich es aussage) zu wenig zur Staatsfinanzierung beitragen, dann ist es richtig, dass dieser Missstand beseitigt wird. Das kann aber kein Einmalbeitrag leisten. Wenn sie zu viel zur Staatsfinanzierung beitragen (so verstehe ich deine Beiträge), kann es nicht richtig sein, dass ausschließlich sie die Mehrbelastung für Corona tragen sollen.
Auf Luxusgüter kann man gerne eine Luxussteuer erheben. zB. wenn eine Villa 5Mio. kostet, zahlt man nochmal 5Mio. Steuern drauf. Das Problem ist nur, dann kauft er das Grundstück extra, den ersten Stock extra etc., um über Freibeträge die Luxussteuer zu umgehen. Aber es wäre erwünschenswert, wenn ein überartiger Konsum der Reichen höher besteuert würde. Ist aber schwer umzusetzen.
Da bin ich leidenschaftslos - tendenziell negativ eingestellt. Mir erschließt sich nicht so richtig, warum man einige Güter mit 7%, andere mit 19% besteuert - und dann vielleicht mit einer Luxussteuer wieder andere mit 25% oder noch mehr....das verzerrt nur die Märkte.
Nö. Ich berücksichtige die Steuern, die ich bzw. mein Haushalt bezahlt und was ich aus Steuern bekomme. Den Gebühren und Sozialversicherungsbeiträgen steht eine direkte Leistung gegenüber. Bezahlt ein Einkommensmillionär nun 20% seines Einkommens in die Rentenversicherung, bekommt er x% Rente von seinem Einkommen. Davon profitiert keiner. Bei der Krankenversicherung schon, aber was ist mit KFZ-Versicherung? Risikolebensversicherung? Private Haftpflicht?
Das steht dir natürlich frei. Den Hinweis, dass du im Minimum bei der GKV und PKV aber Umverteilung mitfinanzierst, solltest du dennoch mal durchdenken. Umverteilung gehört ins Steuersystem - schon auch deshalb, weil das Steuersystem individuelle Belastungen deutlicher austariert, als das das Sozialsystem bei der GKV und der PKV macht. Man kann das ausblenden - dann sieht man halt auch nicht alles und kommt zu Schlussfolgerungen, die andere sind, wenn man das Ganze ins Blickfeld nimmt.
Wie unfair ist es, dass ein Einkommensmillionär für einen Tesla Model 3 5% seines Bruttoeinkommens bezahlen muss und ich ein normaler Ingenieur 100% seines Bruttoeinkommens? Fair wäre es doch, wenn der Einkommensmillionär 200 oder 300% seines Einkommens dafür bezahlt, oder?
Sozialismus kannst du gerne einführen - mich bekommst du dafür nicht. Wenn du Gleichmacherei weglässt, darf ein Reicher sich auch mehr leisten können als einer, der weniger hat. Wenn du Gleichmacherei weglässt, aber die Gerechtigkeit nicht vergisst, musst du Spitzen ausgleichen, indem du umverteilst oder Spitzen kappst. Letzteres halte ich für den falschen Ansatz. Umverteilung gehört ins Steuersystem. Umverteilung sollte nach einem gerechten Schlüssel organisiert werden. Mein Vorschlag dafür ist, die Staatsfinanzierung (und das beinhaltet auch die Finanzierung der Sozialsysteme mit, solange in diesen umverteilt wird) sollte entsprechend der Vermögensverteilung anteilig organisiert werden.

Diese Grundthese halte ich für einen gerechten Finanzierungsansatz. Was dann finanziert werden soll, entscheidet man in einer Demokratie über Mehrheiten. Je mehr finanziert wird, desto mehr müssen dann auch alle an Belastung tragen. Damit kippen solche Forderungen hin zu einem eher gerechteren Ansatz von realistischen Ansätzen, was ein Staat finanzieren und leisten soll. Das pendelt sich dann insgesamt auf ein gerechtes Maß ein - aber ganz gleich was alles dazu zählt - die Finanzierung bleibt gerecht.
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von franktoast »

Atue001 hat geschrieben:(18 Feb 2021, 23:06)

Sagen wir es mal so: Wieso muss es in der Rentenversicherung eine Beitragsbemessungsgrenze geben?
Es sind gerade solche eigentlich unnötige Besonderheiten für mal diese und mal jene Gruppe, die das ganze System schwer durchschaubar, und damit auch im Sinne eines gerechten Umgangs fehleranfällig machen. Ein einheitliches Rentensystem nach Umlage für alle - was sollte daran schlecht sein?
Ich versuch es nochmal. Wenn wir die Beitragsbemessungsgrenze abschaffen, dann zahlt der Reiche ganz viel ein und bekommt ganz viel. Die Höhe der Rente orientiert sich daran, was man einbezahlt hat.
Nehmen wir an, der Reiche bezahlt nicht 14 000€ ein und bekommt nicht 3000€ Rente, sondern er bezahlt 140 000€ ein und bekommt 30 000€ pro Monat. Wenn er stirbt, bekommt seine Frau die 30 000€ Rente. Was wäre daran besser? Die anderen bekommen davon ja nix. Die Beitragsbemessungsgrenze bei Arbeitslosen- und Rentenversicherung besteht, weil man davon ausgeht, dass über einem bestimmten Grad der Reiche selber für seine Rente sorgen kann. Wenn du einfach nur willst, dass der Reiche mehr einbezahlt, aber keine entsprechend hohe Rente bekäme, dann wäre das so wie der aktuelle Zuschuss über Steuern. Jacke wie Hose.

Kann er doch gar nicht. Den zahlt der Staat für ihn. Nur: Der Staat zahlt nicht den Maximalbeitrag.....sondern einen ziemlich niedrigen. Der liegt deutlich unterhalb dessen, was eine Kopfpauschale kosten müsste - was damit bedeutet, dass der soziale Ausgleich bezüglich der KV innerhalb der GKV-Versichertengruppe passiert. Menschen, die in der PKV sind, nehmen an dieser Umlage nicht teil. Auch hier wäre allein schon eine einheitliche Regelung für Alle hilfreich.
Ob der Staat nun Kopfpauschale oder etwas anderes zuschießt, macht das Kraut nicht fett.
Da sind wir einer Meinung - Umverteilung gehört ins Steuersystem, nicht in die Sozialsysteme.
Verstehe ich nicht. Du möchtest doch, dass der Reiche mehr in die Sozialversicherungskassen einbezahlt und das sind keine Steuern.
Das sagt nur wenig aus - entscheidend ist die Ausgangsthese, bei der ich dabei bleibe, dass nach gängigen öffentlichen Statistiken die Superreichen anteilig zur Staatsfinanzierung weniger beitragen, als beispielsweise Reiche oder auch nur wohlhabende Mittelständler.
Nö, das stimmt nicht. Gebühren und Beiträge sind keine Steuern. Und wie gesagt: Es zählt, was man einbezahlt und rausbekommt. Ein Durchschnittsverdiener bezahlt zwar 20% seines Arbeitsentgelts in die Rentenversicherung, bekommt aber auch 40%(?) Rente. Der Reiche bezahlt vlt. 1% ein und bekommt dann 2% Rente von seinem Einkommen.
Wenn ich mal einen Bonus bekomme und die normalen Abzüge abzugezogen werden, weiß ich auch, dass ich nun etwas mehr Rentenpunkte hab und somit auch mein Anspruch auf die Rente steigt bzw. ich im Fall von Arbeitslosigkeit mehr bekomme. Steuern sind etwas anderes. Bezahlt ein Reicher 45% Steuern auf einen Bonus, ist das einfach weg. Bezahle ich 25% in die Rente und 20% Steuern, sind 20% Steuern weg. Die Beiträge in die Krankenversicherung und Pflegeversicherung sind auch weg. Die in die Rente und ALG nicht.

Da bin ich leidenschaftslos - tendenziell negativ eingestellt. Mir erschließt sich nicht so richtig, warum man einige Güter mit 7%, andere mit 19% besteuert - und dann vielleicht mit einer Luxussteuer wieder andere mit 25% oder noch mehr....das verzerrt nur die Märkte.
Weil ich eben anders denke. Das Problem ist nicht, dass wenige ganz viel haben, sondern wenn wenige ganz viel Konsum haben. Würde die oberen 10% 50% des Konsums für sich beanspruchen, wäre das deutlich schlimmer. Es geht letztlich darum: Das BIP in Deutschland beträgt etwa 3 Billionen in Form von Gütern. Wer nutzt diese?
Falls ein Superreicher 100Mrd. aufm Konto hat, aber ein Haus, Auto und Lebensstil wie wir beide hat, wo wäre das Problem?

Gedankenexperiment: Stell dir vor, es gibt eine Person, die alle Produktionsmittel besser steuern kann als jede andere Person. Sogar noch weiter, dass die Person auch alle Wohnhäuser, Wohnungen, Gold etc. besser steuern kann als jede andere Person. Nun gehört der Person alles, das heißt alle Leben zur Miete. Alle anderen Personen haben nur kurzfristig Vermögen in Form von Lohn, welches sie schnell wieder aufbrauchen. Die eine Person hätte 100% des Vermögens. Aber diese eine Person lebt wie du und ich. Gleich großes Haus, gleiches Auto, gleich viel Reisen, gleiche Lebensmittel etc.
Die Person hätte zwar 100% von allem Vermögen, aber bei einer Weltbevölkerung von 8Mrd. nur 1/8Mrd.stel des Konsums. Der Durchschnittskonsum läge bei zB. 5000€ pro Person mit heutiger Kaufkraft.

Nun, wenn wir der Person nun die Vermögenswerte wegnähmen und andere die Unternehmen steuerten, würde der Output sinken. Der Durchschnittskonsum würde auf 4000€ sinken. Wäre das besser?

Es ist ein Gedankenexperiment von einem Extrem. In der Praxis ist keine einzige Person in allem besser, aber es gibt Personen, die Unternehmen besser steuern als andere. Es gibt Menschen, die sich auf Unternehmenssteuerung spezialisiert haben und diese auch besitzen. So what?
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Skull »

Atue001 hat geschrieben:(18 Feb 2021, 23:06)

Sagen wir es mal so: Wieso muss es in der Rentenversicherung eine Beitragsbemessungsgrenze geben?

Es sind gerade solche eigentlich unnötige Besonderheiten für mal diese und mal jene Gruppe,
die das ganze System schwer durchschaubar,
und damit auch im Sinne eines gerechten Umgangs fehleranfällig machen.

Ein einheitliches Rentensystem nach Umlage für alle - was sollte daran schlecht sein?
Was ist daran denn nicht überschaubar ?

Beitragsbemessungsgrenze bedeutet Maximaler Beitrag, und somit (bei AV und RV) maximale Gegenleistung.
Ist doch ganz einfach.

Abschaffung dieser Grenzen bedeutet ja höhere Einzahlung und höhere Ansprüche.
Da sind wir einer Meinung - Umverteilung gehört ins Steuersystem, nicht in die Sozialsysteme.
Was bedeutet SOZIALsystem wohl ?

Du kritisierst Beitragsbemessungsgrenzen, möchtest aber dann, gekappte Leistungen (für Wohlhabendere)
Da wäre dann nicht mehr eine (die) Sozialversicherung sondern eine (quasi) Sozial-Steuer.

Du kündigst damit die gesetzliche SozialVERSICHERUNG somit auf.

Wo ist eigentlich DEIN Problem, dass gerade in der gesetzlichen KV
die weniger-Wohlhabenden Vorteile von diesem Systems haben ?
(Beiträge vom Einkommen statt feste kostendeckende Beiträge, Familienversicherung etc.)
Wo ist Dein Problem, dass sogar in der RV, weniger-Einzahlende Vorteile von dem System haben ?
(Mütterrente, Kinderzeiten, Witwen- und Waisenrente, Mindestrente etc.)

und ... was hat das alles mit dem Thema SPAREN war gestern zu tun ? :?:

mfg
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Realist2014
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Realist2014 »

Atue001 hat geschrieben:(18 Feb 2021, 23:06)

t. Menschen, die in der PKV sind, nehmen an dieser Umlage nicht teil. Auch hier wäre allein schon eine einheitliche Regelung für Alle hilfreich.
.
Nö, da wäre gar nichts "hilfreich".

Die PKV gibt es schon längwer als die GKV und die wird auch bleiben.

Da ist der Beitrag - wie in der Schweiz - eben nicht vom Einkommen bis zur BBG abhängig


Da diese aber im Alter dann relativ höher sind als in der GKV, müssen die Betroffenen natürlich dafür "sparen", um die Kurve zum Thema hier zu bekommen.

"Sparen" ist also immer....
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Sparen war gestern

Beitrag von Atue001 »

Skull hat geschrieben:(19 Feb 2021, 14:37)

Was ist daran denn nicht überschaubar ?

Beitragsbemessungsgrenze bedeutet Maximaler Beitrag, und somit (bei AV und RV) maximale Gegenleistung.
Ist doch ganz einfach.

Abschaffung dieser Grenzen bedeutet ja höhere Einzahlung und höhere Ansprüche.


Was bedeutet SOZIALsystem wohl ?

Du kritisierst Beitragsbemessungsgrenzen, möchtest aber dann, gekappte Leistungen (für Wohlhabendere)
Da wäre dann nicht mehr eine (die) Sozialversicherung sondern eine (quasi) Sozial-Steuer.

Du kündigst damit die gesetzliche SozialVERSICHERUNG somit auf.

Wo ist eigentlich DEIN Problem, dass gerade in der gesetzlichen KV
die weniger-Wohlhabenden Vorteile von diesem Systems haben ?
(Beiträge vom Einkommen statt feste kostendeckende Beiträge, Familienversicherung etc.)
Wo ist Dein Problem, dass sogar in der RV, weniger-Einzahlende Vorteile von dem System haben ?
(Mütterrente, Kinderzeiten, Witwen- und Waisenrente, Mindestrente etc.)

und ... was hat das alles mit dem Thema SPAREN war gestern zu tun ? :?:

mfg
Was genau hat eigentlich dein Beitrag mit SPAREN war gestern zu tun ?

Wenn du Beiträge erstellen darfst, die damit nichts zu tun haben - warum sollten andere es nicht dürfen? [/End of ketzerischem Gedankengut]

Die Herleitung meines Beitrags aus dem Thema ergibt sich aus dem Verlauf der Diskussion. Wir können uns aber darauf einigen, dass weitergehende Überlegungen zu weit weg vom originären Zweck des Threads führen, und deshalb hier nicht weiter verfolgt werden dürfen. Deshalb werde ich dann auch auf deinen Beitrag hier nicht eingehen, auf den ich eingehen könnte, was aber wohl deiner Meinung nach zu weit weg vom Thema ist.....und dem beuge ich mich natürlich. An anderer Stelle gehe ich genauso gern aber auf deinen Beitrag ein - es ist nicht so, dass mir da nichts mehr einfallen würde. Wenn du also eine Verlagerung vorschlägst, könne wir das gerne machen. Ich ordne mich dabei auch gerne deinem Vorschlag unter, an welcher Stelle und in welchem Thread und mit welcher Überschrift man den Gedankenstrang weiter verfolgen soll/darf/kann. Die Hoheit liegt klar bei den Moderatoren.....
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