Wie werden wir in 25 Jahren leben?

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syna
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von syna »

Einschätzung der IPPC, 2007
https://www.de-ipcc.de/
-------------------------------------------------------------------------
Climate change

Conditions for mankind dependent on
the global temperature growth - in Celsius degrees:

0.5° --- safety
1°------ irreversible feedbacks (now)
1.5°---- a dangerous world
2°------ an extremely dangerous world
2.5°---- moving towards Hell
3°------- horror
3.5° ---- death of organised society
4°------- human survival in doubt
5°------- likely extinction
6°------- our current trajectory

===================================================

Wenn man sich diese Tabelle mal ansieht, merkt hoffentlich
jeder, dass der bevorstehende massive "Wohlstandsverlust" -
also das Absinken von Lebensstandard und Lebenserwartung -
eher noch das geringste Problem sein werden.

"Extinction" heißt übersetzt "Aussterben". D.h. die Hauptgefahr
ist eher, dass wir auf diesem Planeten gar nicht mehr werden
leben können.

"Current trajectory" heißt übersetzt "unser derzeitiger Kurs".
--~~/§&%"$!\~~--
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Skull
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Skull »

Guten Tag,

ich möchte darum bitten, das man sich hier -in erster Linie-
sich auf den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereich beschränkt.

Klimadebatten und Untergangsphantasien der Menschheit möge man bitte in anderen Unterforen diskutieren.

Danke.
Man dient für Lohn und liebt sich für Geschenke
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Papaloooo
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Papaloooo »

Skull hat geschrieben:(17 Aug 2019, 14:39)

Klimadebatten und Untergangsphantasien der Menschheit möge man bitte in anderen Unterforen diskutieren.

Danke.
Allerdings kommt hier vielen die Vorstellung eines zukünftig etwas schlechteren Lebensstandard schon einem Weltuntergang gleich.
Wir sind doch hier nicht im Trollhouse!
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Atue001 »

syna hat geschrieben:(17 Aug 2019, 02:07)

...
Ich stelle fest, dass die meisten Leute - auch hier im Forum -
überhaupt nicht verstanden haben, was nur 2 Grad mehr wirklich
bedeuten, und was das Reißen eines "Tipping Points" an
Folgen mit sich bringen wird. ....
Dem stimme ich auch zu - was vor allem auch daran liegt, dass es für Menschen schwer ist zu begreifen, weil die Veränderungen für menschliche Verhältnisse doch relativ langsam vonstatten gehen.

Die Frage hier im Forum war, wie es in 25 Jahren aussieht - bis dahin ist zwar schon viel passiert, was für die dann kommenden 25 Jahre deutlich dramatischere Auswirkungen haben wird, aber bis sagen wir mal 2050 wird es für Mittel- und Nordeuropa noch irgendwie ok sein. Die mittelbaren Folgen wegen der Ernteausfälle in anderen Teilen der Welt, häufigere Wetterextrema mit starken Stürmen, längere Dürreperioden oder auch Starkregen - all das wird schon fast zum Alltag gehören - aber klimatisch sind wir dann so ähnlich unterwegs, wie heute Madrid und andere südliche Städte.

Weil die Folgen in anderen Teilen der Welt dramatischer sind (was passiert in Madrid, wenn dort die Temperaturen im Sommer regelmäßig auf 50 Grad ansteigen?) blendet man das gerne ein wenig aus.
Der Zusammenbruch von Teilen der Weltwirtschaft wird kommen - weil staatliche Strukturen in einigen Regionen einfach nicht mehr existent sind. Wir werden in Deutschland wesentlich höhere Kosten für Verteidigung haben - weil wir sonst die Flüchtlingsströme nicht vor der Tür halten können. Es wird in anderen Teilen der Welt immer häufiger Kriegsähnliche Zustände geben, weil verarmte Menschen sich mit ihrem Schicksal einfach nicht mehr abfinden können und wollen.

All dies wird man bis 2025 schon spürbar erleben - aber 2025 ist noch ein wenig zu früh für die Apokalypse in Deutschland und Nordeuropa. Die wird mit voller Wucht dann zwischen 2075 und 2100 zuschlagen, und weite Teile auch Mitteleuropas recht ungemütlich machen.

In 2100 werden wir dann die Bedrohung durch Hitze in der Mitte Deutschlands haben, und im Norden wird das Meer mit bis zu 1,6m höherem Stand zunehmend die Küsten vereinnahmen. Die Temperaturen werden dann noch deutlicher zugenommen haben, die Extremwettersituationen noch dramatischer ausfallen.
Die wenigsten hier werden 2100 erleben - unsere Kinder oder Enkel aber schon. Es wäre dringends an der Zeit, dass wir was ändern!
2050: https://www.futurezone.de/science/artic ... tellt.html
2100: https://www.umweltbundesamt.de/themen/k ... n-bis-2100
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syna
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von syna »

Skull hat geschrieben:(17 Aug 2019, 14:39)

ich möchte darum bitten, das man sich hier -in erster Linie-
sich auf den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereich beschränkt.
Danke für den Hinweis. Es geht ja um die "wirtschafltiche Situation in 25 Jahren!"

Nun, wir wir vielleicht absehen können, und wie einige es erahnen: Der Klima-
wandel wird zunehmend die Bedigungen auf der Erde bestimmen. Erst langsam,
dann aber doch immer stringenter.

------------------------------------------------------------------------------
Was hat das mit mir zu tun?
------------------------------------------------------------------------------

Naja, wenn Regelungssysteme der Natur zusammenbrechen, die
wir jetzt gar nicht wahrnehmen, weil sie ja immer so gut
funktionierten, dann passiert viel: Unser Alltag wird so heiß und
mit so vielen Katastrophen überzogen, dass auch die menschlichen
Abläufe, also Liefer- und Logistik-ketten, Produktion, staatliche
Administration zunehmend geschwächt werden.

Wir persönlich merken das dadurch, dass Vieles nicht mehr
funktioniert: Einen Pass beantragen: Dauert, Straßen und
Brücken erneuern: Passiert gar nicht mehr, Lebensmittelpreise:
Unglaublich hoch. Kleinteile + Haushaltswaren: Entweder nicht
vorrätig - oder auf einmal sehr teuer!

Vor allem in der Wirtschaft, die sehr sensibel auf Zulieferketten
und Preise reagiert, bricht ein mittleres Chaous aus.

Wir selbst merken das daran, dass ALLE Preise erheblich steigen
(Angebot bricht ein), dass das Leben nach und nach sehr teuer
wird.

------------------------------------------------------------------------------
Wirtschaft + Lebensstandard
------------------------------------------------------------------------------

Für die meisten von uns Menschen ist NICHT relevant, ob es die
gemeine Zecke jetzt bis Dänemark geschafft hat, oder ob weitere
100 Arten ausgestorben sind, oder ob es überhaupt noch Regenwald
gibt, oder ob der Rhein mal wieder über die Ufer tritt, oder ob die
Weizenernte ausfällt.

Nein - für uns Menschen ist relevant, wieviel Geld(wert) wir
monatlich in der Tasche haben, und ob wir unseren Lebensstandard
halten können.

Und das ist der Punkt: Wir werden den Lebensstandard NICHT
halten können. Erst geht's ganz langsam schlechter. Man wird
sagen, dass das der "derzeit schlechten Konjunktur geschuldet" ist.
Dann aber zeigt sich, dass die vielen zunehmenden Katastrophen
und Hemmnisse durch die Klimaänderung nicht mehr so schnell
reparierbar und kompensierbar sind - weltweit - und auch immer
mehr "ökonomische Systeme" zusammenbrechen lassen.

Und das bedeutet: Der Lebensstandard von Jedem sinkt drastisch!
Wahrscheinlich schon in den nächsten 25 Jahren.
--~~/§&%"$!\~~--
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syna
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von syna »

Atue001 hat geschrieben:(17 Aug 2019, 17:38)

All dies wird man bis 2025 schon spürbar erleben - aber 2025 ist noch ein wenig zu früh für die Apokalypse in Deutschland und Nordeuropa. Die wird mit voller Wucht dann zwischen 2075 und 2100 zuschlagen, und weite Teile auch Mitteleuropas recht ungemütlich machen.
Naja, bis 2044 werden wir mit hoher Sicherheit ein starken Rückgang der Weltkonjunktur - und
damit einen Wirtschaftseinbruch erleben, der jeden betrifft.
Atue001 hat geschrieben:(17 Aug 2019, 17:38)
In 2100 werden wir dann die Bedrohung durch Hitze in der Mitte Deutschlands haben, und im Norden wird das Meer mit bis zu 1,6m höherem Stand zunehmend die Küsten vereinnahmen. Die Temperaturen werden dann noch deutlicher zugenommen haben, die Extremwettersituationen noch dramatischer ausfallen.
Die wenigsten hier werden 2100 erleben - unsere Kinder oder Enkel aber schon. Es wäre dringends an der Zeit, dass wir was ändern!
2050: https://www.futurezone.de/science/artic ... tellt.html
2100: https://www.umweltbundesamt.de/themen/k ... n-bis-2100
Das ist das Szenario, wenn das 2-Gradziel eingehalten wird (Paris-Abkommen).

Momentan sieht es danach aber gar nicht aus. Es deutet sich eher ein 6-Grad Szenario an ...

Ich möchte ja gerne Optimist sein, aber das ist wirklich schwierig momentan.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Atue001 »

Da bist du zu pessimistisch - gerade für Zentraleuropa. 25 Jahre sind ein sehr überschaubarer Zeitraum. Bis 2044 kann sich noch vieles gerade in der 1. Welt halbwegs irgendwie halten. Die großen Katastrophen sehen zuerst die wenig entwickelten Staaten - die dann in der Folge um an Kapital zu kommen Rohstoffen in großem Maße und unter Wert weiter an diese erste Welt verkaufen. Und die erste Welt wird sich ja bewegen - mehr in Richtung Nachhaltigkeit tun - aber doch viel zu wenig. Das bedeutet Zeitgewinn für die erste Welt - der Rest bemerkt die Katastrophen zuerst.
Es entstehen mehr und mehr failed states....auch das für die erste Welt noch nicht so ganz dramatisch, solange man auch mit Banden, lokalen Kartellen und halbkriminiellen Organisationen noch den Nachschub an Rohstoffen organisieren kann....Waffen liefert man auch gerne im Gegenzug.....
Nur - 2044 ist noch zu nah, als dass das schon den großen Zusammenbruch bedeutet!

Also - ich lege mich jetzt nicht final fest - vielleicht passiert auch schon dramatisches 2035...aber auch da ist fraglich, ob das schon ganz fundamental die Kernbereiche der Kultur in den erste Welt Ländern bedeutet......
Es kann passieren - beispielsweise wenn im Zuge zunehmender Instabilität 2035 Indien und Pakistan in einen Atomkonflikt gehen....allerdings wären das auch Zeitpunkte, in denen fundamental die Menschheit als Ganzes auch nochmal die Köpfe zusammenstecken könnte, um sich über Alterantiven zu beratschlagen.....was dann wieder für stabilere Entwicklungen für den Rest sprechen könnte.

Ich tendiere eher dazu: Die, die jetzt 70+x sind, erleben den Zusammenbruch wahrscheinlich nicht mehr.
Die, die jetzt 50+x sind, haben gute Chancen, den Zusammenbruch erst am Ende des Lebens noch mitzubekommen.
Kritisch wird es für die, die jetzt erst 30 sind, oder auch für Kinder.....deren Zukunft reicht weit über die nächsten 25 Jahre hinaus - zurecht fordern sie deshalb eine lebenswerte Umwelt auch noch für die nächste Generation ein....
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Teeernte »

syna hat geschrieben:(20 Aug 2019, 23:11)

lt.

Nein - für uns Menschen ist relevant, wieviel Geld(wert) wir
monatlich in der Tasche haben, und ob wir unseren Lebensstandard
halten können.

Und das ist der Punkt: Wir werden den Lebensstandard NICHT
halten können. Erst geht's ganz langsam schlechter. Man wird
sagen, dass das der "derzeit schlechten Konjunktur geschuldet" ist.
Dann aber zeigt sich, dass die vielen zunehmenden Katastrophen
und Hemmnisse durch die Klimaänderung nicht mehr so schnell
reparierbar und kompensierbar sind - weltweit - und auch immer
mehr "ökonomische Systeme" zusammenbrechen lassen.

Und das bedeutet: Der Lebensstandard von Jedem sinkt drastisch!
Wahrscheinlich schon in den nächsten 25 Jahren.
:thumbup:

Ja - so sehe ich das auch. Wobei das Klima - für mich...nur noch das warme Sahnehäubchen für die derzeitige Entwicklung ist.

Es ist derzeit - zu den heutigen Preisen - genug Geld da um die ERDE drei mal zu kaufen.

Überleben werden Leute , die in der Krise was zu bieten haben.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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schokoschendrezki
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von schokoschendrezki »

syna hat geschrieben:(20 Aug 2019, 23:11)

Lebensmittelpreise: Unglaublich hoch.
Wie um alles in der Welt kommst Du denn darauf? Lebensmittel werden in den EU-Ländern beinahe verschenkt. Und diese nicht "unglaublich hohen" sondern katastrophal niedrigen (weil subventionierten) Lebensmittelpreise sind eine der Hauptursachen für den menschengemachten Anteil des Klimawandels.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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syna
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von syna »

schokoschendrezki hat geschrieben:(21 Aug 2019, 09:38)

Wie um alles in der Welt kommst Du denn darauf? Lebensmittel werden in den EU-Ländern beinahe verschenkt. Und diese nicht "unglaublich hohen" sondern katastrophal niedrigen (weil subventionierten) Lebensmittelpreise sind eine der Hauptursachen für den menschengemachten Anteil des Klimawandels.
Ja, bei uns sind die Lebensmittelpreise für Fleisch - Rindfleisch, Schweinefleisch, Geflügel - sehr billig, weil
die Massentierhaltung solche Preise ermöglicht. Und ja - die Methanausgasung dabei ist extrem hoch -
mitverantwortlich für den Klimawandel.

Aber alle Tiere - gerade in der Massentierhaltung - brauchen Futter, das zum großen Teil importiert wird.
Etwas globaler betrachtet: Die meisten Menschen auf der Erde sind von der Primärproduktion von Weizen,
Mais, Soja und Reis abhängig. Die Futtermittel für die Fleischproduktion spielen da eher eine Nebenrolle.
Die Produktion der Primärpflanzen und Futtermittel lässt sich bei Verschiebung der Klimazonen nicht
aufrechterhalten bzw. kann nicht schnell genug - in der hohen benötigten Quantität - ersetzt werden.

Damit wird eine Kaskade angestoßen, die u.a. viel höhere, in die Extreme steigende Preise zur Folge
haben wird, die auch in einem Zusammenbruch vieler Entwicklungsländer resultieren wird.
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Papaloooo
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Papaloooo »

...wobei man ja auch davon ausgehen muss, dass bis in 25 Jahren keine Tiere mehr für Fleisch sterben sondern, das Fleisch gentechnisch in Tanks hergestellt wird.

Sicherlich folgen ich jetzt gleich die Protestschreie von vielen Fleischessen, aber das ist bei neuen Entwicklungen auch völlig normal, nach und nach wird es das alte verdrängen.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Atue001 »

Papaloooo hat geschrieben:(21 Aug 2019, 19:26)

...wobei man ja auch davon ausgehen muss, dass bis in 25 Jahren keine Tiere mehr für Fleisch sterben sondern, das Fleisch gentechnisch in Tanks hergestellt wird.

Sicherlich folgen ich jetzt gleich die Protestschreie von vielen Fleischessen, aber das ist bei neuen Entwicklungen auch völlig normal, nach und nach wird es das alte verdrängen.
Klingt für mich valide - wobei ich auch davon ausgehe, dass Insekten einen größeren Anteil an der Ernährung einnehmen werden - gemahlen oder passend aufbereitet ist der Ekelfaktor schnell überwunden. Insekten lassen sich gut industrialisiert halten, und die Bedenken der Tierschützer sind da einfach weniger. Und: Es wird in 25 Jahren sicher auch guten Fleischersatz aus Pflanzen geben. Diese Produkte sind aktuell schon in Anfängen in Supermärkten zu kaufen - die Besten von denen gehen bei unkritischen Essern heute schon als Fleisch durch. Gerade in den letzten 2 Jahren wurden hier deutliche Fortschritte gemacht.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von unity in diversity »

Ob es uns in 25 Jahren noch gibt?
[youtube][/youtube]
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Papaloooo »

@unity in diversity

Ein nuklearer Krieg wäre das schrecklichste was der Menschheit passieren könnte.

Im Grunde wäre das zu vergleichen mit dem Meteor der die Dinosaurier ausgelöscht hatte, abgesehen vom radioaktiven Niederschlag danach.

Allerdings werden wir in einer besseren Lage als die Dinosaurier sein, nicht allein wegen unserer geringer Größe, sondern weil wir sehr viel unterirdische Infrastruktur haben.

Zudem haben wir noch Vorräte, die wenigen Individuen über eine sehr lange Zeit verhelfen könnten.

An Hiroshima und Nagasaki sieht man, dass Menschen selbst nach einer nuklearen Katastrophe die verstärkte Gegend wieder besiedeln können.

Es werden danach sicherlich nicht mehr sieben Milliarden Menschen aufwärts sein sondern eher 700 aufwärts.

Aber die Menschheit könnte, dank ihrer Zähigkeit in Notlagen und ihrem Erfindergeist selbst so ein dramatisches Ereignis überleben.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von schokoschendrezki »

syna hat geschrieben:(21 Aug 2019, 11:31)

Ja, bei uns sind die Lebensmittelpreise für Fleisch - Rindfleisch, Schweinefleisch, Geflügel - sehr billig, weil
die Massentierhaltung solche Preise ermöglicht. Und ja - die Methanausgasung dabei ist extrem hoch -
mitverantwortlich für den Klimawandel.

Aber alle Tiere - gerade in der Massentierhaltung - brauchen Futter, das zum großen Teil importiert wird.
Etwas globaler betrachtet: Die meisten Menschen auf der Erde sind von der Primärproduktion von Weizen,
Mais, Soja und Reis abhängig.
Nee. Das sind sie eben nicht. Das wird einem nur weisgemacht. Es wird einem beständig eingeredet, dass höhere Preise für Fleisch nicht durchsetzbar sind. SInd sie aber doch. Die Preise können so hoch sein, dass eine Durchschnittsfamilie nur jeden zweiten, dritten Tag Wurst und Fleisch kauft und isst. Das ist kein Problem! De EU-Agrarsubventionen müssen ein Ende haben. Es hungert niemand mehr in Europa. Im Gegenteil. Die Menschen sind im Durchschnitt eher zu übergewichtig. Lebensmittel müssen teurer werden. Und das werden sie in 25 Jahren hoffentlich auch sein.
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Orbiter1
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Orbiter1 »

China ist uns offenbar bereits heute schon voraus.

"Zukunftstrend: Immer mehr Verbraucher in China setzen auf Abo-Modelle, um sich nicht länger nur Musik und Videos, sondern auch Kleidung, Fahrräder, Kosmetik und Blumen zu besorgen. Künstliche Intelligenz und neue Lieferdienste machen dies möglich." / Quelle: Guidants News https://news.guidants.com
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Alter Stubentiger
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Alter Stubentiger »

schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Aug 2019, 09:09)

Nee. Das sind sie eben nicht. Das wird einem nur weisgemacht. Es wird einem beständig eingeredet, dass höhere Preise für Fleisch nicht durchsetzbar sind. SInd sie aber doch. Die Preise können so hoch sein, dass eine Durchschnittsfamilie nur jeden zweiten, dritten Tag Wurst und Fleisch kauft und isst. Das ist kein Problem! De EU-Agrarsubventionen müssen ein Ende haben. Es hungert niemand mehr in Europa. Im Gegenteil. Die Menschen sind im Durchschnitt eher zu übergewichtig. Lebensmittel müssen teurer werden. Und das werden sie in 25 Jahren hoffentlich auch sein.
Zu kurz gedacht. Wenn wir unsere Lebensmittel tatsächlich dem Markt überlassen sind Probleme in der Versorgungssicherheit vorprogrammiert. Bisher können wir uns ja darauf verlassen dass es im Binnenmarkt immer ausreichend Lebensmittel gibt. Diese Sicherheit würde dann fehlen. Und in so einem Fall käme es sehr schnell zu Unruhen. Wenn es ums Überleben geht bleibt die Zivilisation schnell auf der Stecke.

Sogar die Saudis betreiben mittlerweile eine teure Landwirtschaftspolitik weil sie vor ein paar Jahren lernen mußten dass plötzlich Weizen knapp war und nicht erhältlich war. Auch nicht für viele Dollars. In Europa haben wir nichts davon mitgekriegt mit unserer Landwirtschaft. Und dass ist gut so.
Niemand hat vor eine Mauer zu errichten (Walter Ulbricht)
...und die Mauer wird noch in 50 oder 100 Jahren stehen (Erich Honecker)
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von schokoschendrezki »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(03 Sep 2019, 09:47)

Zu kurz gedacht. Wenn wir unsere Lebensmittel tatsächlich dem Markt überlassen sind Probleme in der Versorgungssicherheit vorprogrammiert. Bisher können wir uns ja darauf verlassen dass es im Binnenmarkt immer ausreichend Lebensmittel gibt. Diese Sicherheit würde dann fehlen. Und in so einem Fall käme es sehr schnell zu Unruhen. Wenn es ums Überleben geht bleibt die Zivilisation schnell auf der Stecke.

Sogar die Saudis betreiben mittlerweile eine teure Landwirtschaftspolitik weil sie vor ein paar Jahren lernen mußten dass plötzlich Weizen knapp war und nicht erhältlich war. Auch nicht für viele Dollars. In Europa haben wir nichts davon mitgekriegt mit unserer Landwirtschaft. Und dass ist gut so.
Ja. Gegen Knappheit muss man natürlich vorsorgen.

Aber erkläre mir mal jemand aus volkswirtschaflicher Expertise heraus, warum höherer Erzeugeraufwand preislich nicht an den Endverbraucher weitergegeben werden kann. Wenn es um irgendwelche gesetzlichen Auflagen geht zum Beispiel. Zum Klimaschutz, zum TIerschutz zum Beispiel. Es wird gestöhnt darüber, dass man nun "Einsparen" muss. Dass die Löhne gesenkt werden müssen. Dass man (beschönigend ausgedrückt) "rationalisieren" und (realistisch ausgedrückt) irgendwie alles verdünnen und durch billigen Ersatz ersetzen muss. Es wäre das normalste von der Welt, würde man den höheren Aufwand einfach als höheren Endverbraucherpreis weitergeben.

Meine Vermutung (als VWL-Laie) ist: Es kann heute einfach niemand mehr den Anfang machen. Dann ist er raus aus dem Geschäft. Oder glaubt dies zumindest.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Di 3. Sep 2019, 10:30, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Liegestuhl »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(03 Sep 2019, 09:47)

Zu kurz gedacht. Wenn wir unsere Lebensmittel tatsächlich dem Markt überlassen sind Probleme in der Versorgungssicherheit vorprogrammiert. Bisher können wir uns ja darauf verlassen dass es im Binnenmarkt immer ausreichend Lebensmittel gibt. Diese Sicherheit würde dann fehlen.
Warum sollte das so sein?
Sogar die Saudis betreiben mittlerweile eine teure Landwirtschaftspolitik weil sie vor ein paar Jahren lernen mußten dass plötzlich Weizen knapp war und nicht erhältlich war.
Richtig. Sie haben sich dem Markt angepasst. Wenn Waren knapp werden und der Preis steigt, erhöht sich auch die Anzahl der Menschen, die bereits sind, diese Waren herzustellen.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Alter Stubentiger »

Liegestuhl hat geschrieben:(03 Sep 2019, 10:29)

Warum sollte das so sein?



Richtig. Sie haben sich dem Markt angepasst. Wenn Waren knapp werden und der Preis steigt, erhöht sich auch die Anzahl der Menschen, die bereits sind, diese Waren herzustellen.
Äh. Nein. Die Saudis haben gemerkt dass sie unabhängig vom Markt Lebensmittel herstellen müssen damit in dem Moment wo die Versorgungssicherheit gefährdet ist man auf eigene Produkte zurückgreifen kann. Das findet befeuert durch die saudischen Sanktionen gegen Katar jetzt auch in diesem Wüstenstaat statt.

Und ein Grund die EWG zu gründen und eine leistungsfähige Landwirtschaft zu erhalten war Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Als Vorsichtsmaßnahme gegen "Volk ohne Raum" Ideologen und deren Vorstellungen von Eroberungen von landwirtschaftlicher Fläche. Darum "sollte das so sein". Die Agrarsubventionen mögen nicht optimal sein. Es gab und gibt immer viel was man besser machen kann. Einfach alles abzuschaffen führt aber sehr schnell zu dramatischen Folgen. Für viele ist es gar nicht mehr vorstellbar wie wichtig die moderne Landwirschaft ist. Deshalb auch die Träume von der alten Landwirtschaft mit Pferd und Wagen und glücklichen Tieren. So war es aber nie.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Alter Stubentiger »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Sep 2019, 10:29)

Ja. Gegen Knappheit muss man natürlich vorsorgen.

Aber erkläre mir mal jemand aus volkswirtschaflicher Expertise heraus, warum höherer Erzeugeraufwand preislich nicht an den Endverbraucher weitergegeben werden kann. Wenn es um irgendwelche gesetzlichen Auflagen geht zum Beispiel. Zum Klimaschutz, zum TIerschutz zum Beispiel. Es wird gestöhnt darüber, dass man nun "Einsparen" muss. Dass die Löhne gesenkt werden müssen. Dass man (beschönigend ausgedrückt) "rationalisieren" und (realistisch ausgedrückt) irgendwie alles verdünnen und durch billigen Ersatz ersetzen muss. Es wäre das normalste von der Welt, würde man den höheren Aufwand einfach als höheren Endverbraucherpreis weitergeben.

Meine Vermutung (als VWL-Laie) ist: Es kann heute einfach niemand mehr den Anfang machen. Dann ist er raus aus dem Geschäft. Oder glaubt dies zumindest.
Die Preise für den Verbraucher bestimmen die Diskounter. Der kann auch auf dem Weltmarkt kaufen und die europäischen Bauern einfach pleite gehen lassen. Das ist aber strategisch gesehen nicht wünschenswert für die EU-Staaten sich so abhängig vom Weltmarkt zu machen. Die Lebensmittelversorgung muss immer 100% sicher sein. Das hat man geschafft und so muss es bleiben. Auch wenn es viel Geld kostet.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von schokoschendrezki »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(03 Sep 2019, 12:35)

Die Preise für den Verbraucher bestimmen die Diskounter. Der kann auch auf dem Weltmarkt kaufen und die europäischen Bauern einfach pleite gehen lassen. Das ist aber strategisch gesehen nicht wünschenswert für die EU-Staaten sich so abhängig vom Weltmarkt zu machen. Die Lebensmittelversorgung muss immer 100% sicher sein. Das hat man geschafft und so muss es bleiben. Auch wenn es viel Geld kostet.
Das wird wohl schon so sein. Aber wird da nicht der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben?

Der Preisdruck der Discounter entsteht meines Wissens vor allem aus einer Mischkalkulation: Ständige Kampfpreise zur Anlockung für einige Produkte und "stille" Beibehaltung oder sogar Erhöhungen bei anderen. So. Und dieses System, ich frag' jetzt mal ganz naiv, muss die Gesellschaft das eigentlich zwangsläufig akzeptieren bzw. dann einfach durch die EU-GAP ausgleichen lassen? Wollen wir auch in 25 Jahren so leben?

Vermutlich wird es mehr und mehr eine gesellschaftliche SPaltung geben. Es wird mehr und mehr die geben, die in den Metropolen in irgendwelchen Bio- und Unverpackt-Läden hochwertige Lebensmittel kaufen, dafür vielleicht aber auf Auto, Großbild-TV und Swimming-Pool verzichten und die, die entweder sowieso auf Discounter-Preise angewiesen sind oder die, die bei den Lebensmitteln sparen, um sich technische Konsumgüter zu leisten.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Alter Stubentiger »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Sep 2019, 09:23)

Das wird wohl schon so sein. Aber wird da nicht der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben?

Der Preisdruck der Discounter entsteht meines Wissens vor allem aus einer Mischkalkulation: Ständige Kampfpreise zur Anlockung für einige Produkte und "stille" Beibehaltung oder sogar Erhöhungen bei anderen. So. Und dieses System, ich frag' jetzt mal ganz naiv, muss die Gesellschaft das eigentlich zwangsläufig akzeptieren bzw. dann einfach durch die EU-GAP ausgleichen lassen? Wollen wir auch in 25 Jahren so leben?

Vermutlich wird es mehr und mehr eine gesellschaftliche SPaltung geben. Es wird mehr und mehr die geben, die in den Metropolen in irgendwelchen Bio- und Unverpackt-Läden hochwertige Lebensmittel kaufen, dafür vielleicht aber auf Auto, Großbild-TV und Swimming-Pool verzichten und die, die entweder sowieso auf Discounter-Preise angewiesen sind oder die, die bei den Lebensmitteln sparen, um sich technische Konsumgüter zu leisten.
Oder um sich die Mieten leisten zu können. Wer weiß wie wenig sich der Konsument vor dem Auftauchen der Diskounter leisten konnte will diese "gute alte Zeit" mit Tante Emma Laden nie wieder haben. Auch in 25 Jahren nicht. Bio und unverpackt Läden sind nicht schlecht. Aber man muß sie sich auch leisten können. Und ein ansprechendes Lebensgefühl durch diese hochwertigen Lebensmittel vermitteln können. Ich arbeite ja in diesem Bereich. Hochwertige Lebensmittelprodukte für diverse Events mit dem entsprechenden Preis. Da kaufe ich so manchen Artikel ein der auch in billigerer Form erhältlich ist. Aber nicht alles. Denn am Markt ist nicht jeder Preis vermittelbar. Wer an den Endverbraucher verkauft bewegt sich immer auf einem Minenfeld. Und wer nicht aufpasst landet schnell im Abseits. Der Kunde geht dann woanders hin. Er ist ja frei. Keine EU zwingt ihn. Allenfalls die Werbung animiert ihn.

In solchen Foren grasieren immer Vorstellungen von Fremdsteuerungen der Massen durch EU, Wirtschaft und dubiose Mächte. Aber so einfach ist es nicht.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von schokoschendrezki »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(04 Sep 2019, 15:18)

Oder um sich die Mieten leisten zu können. Wer weiß wie wenig sich der Konsument vor dem Auftauchen der Diskounter leisten konnte will diese "gute alte Zeit" mit Tante Emma Laden nie wieder haben. Auch in 25 Jahren nicht. Bio und unverpackt Läden sind nicht schlecht. Aber man muß sie sich auch leisten können. Und ein ansprechendes Lebensgefühl durch diese hochwertigen Lebensmittel vermitteln können. Ich arbeite ja in diesem Bereich. Hochwertige Lebensmittelprodukte für diverse Events mit dem entsprechenden Preis. Da kaufe ich so manchen Artikel ein der auch in billigerer Form erhältlich ist. Aber nicht alles. Denn am Markt ist nicht jeder Preis vermittelbar. Wer an den Endverbraucher verkauft bewegt sich immer auf einem Minenfeld. Und wer nicht aufpasst landet schnell im Abseits. Der Kunde geht dann woanders hin. Er ist ja frei. Keine EU zwingt ihn. Allenfalls die Werbung animiert ihn.

In solchen Foren grasieren immer Vorstellungen von Fremdsteuerungen der Massen durch EU, Wirtschaft und dubiose Mächte. Aber so einfach ist es nicht.
Ich sehe die EU ganz sicher nicht als "dubiose Macht". Die EU-Regionalpolitik macht fast genau wie die EU-Gemeinsame-Agrarpolitik ungefähr 35 Prozent des gesamten EU-Haushalts aus. Und beides zusammen macht insgesamt ein bis zwei Prozent des gesamten Eu-Brutto-Nationaleinkommens aus. Aber bis in sogenannte seriöse Journalistenkreise hinein wird so getan, als ob die osteuropäischen Netto-Empfänger der Regionalpolitik quasi ihren ganzen Staat aus diesen Empfängnissen heraus finanzieren.

Apropos Osteuropa: Kaum irgendwo expandierte ein Discounter wie Lidl in jüngerer Zeit so wie in Rumänien. Nicht nur in den Städten sondern auch auf dem Land. Die Hauptversorger dort waren traditonell Wochenmärkte, die von Kleinbauern beliefert wurden. Höfe mit weniger als drei Kühen zum Beispiel bekommen jedoch keine EU-Agrarsubventionen. Die Folge: Es ist aussichtslos. Selbst ein klassisches Agrarland wie Rumänien hat keine Chance gegen Lidl und Konkurrenten etwa in den Niederlanden. Die Kleinbauern verarmen und müssen absurderweise deshalb selbst beim billigen lokalen Lidl statt auf dem teuren Wochenmarkt einkaufen. Tomaten aus Holland, die auf Transportfähigkeit hin gezüchtet wurden statt regionaler Produkte, die besser schmecken aber selbst ohne Transport noch teurer sind dank EU-Agrarpolitik.

Anderes Beispiel: Ungarn. In ländlichen Regionen gibt es nach wie vor Tante-Emma-Läden mit regionalen Produkten. Es ist nicht ganz durchschaubar aber vermutbar, dass die ungarische Regierung hier bei der Investorenansiedlungspolitik nach nationalen Präferenzen vorgeht. Die DIscounter und Großanbieter wie Tesco gibts in der nächsten Stadt, klar. DIe Tante-Emma-Läden und Wochenmärkte jedoch funktionieren.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von odiug »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2019, 07:59)

Ich sehe die EU ganz sicher nicht als "dubiose Macht". Die EU-Regionalpolitik macht fast genau wie die EU-Gemeinsame-Agrarpolitik ungefähr 35 Prozent des gesamten EU-Haushalts aus. Und beides zusammen macht insgesamt ein bis zwei Prozent des gesamten Eu-Brutto-Nationaleinkommens aus. Aber bis in sogenannte seriöse Journalistenkreise hinein wird so getan, als ob die osteuropäischen Netto-Empfänger der Regionalpolitik quasi ihren ganzen Staat aus diesen Empfängnissen heraus finanzieren.

Apropos Osteuropa: Kaum irgendwo expandierte ein Discounter wie Lidl in jüngerer Zeit so wie in Rumänien. Nicht nur in den Städten sondern auch auf dem Land. Die Hauptversorger dort waren traditonell Wochenmärkte, die von Kleinbauern beliefert wurden. Höfe mit weniger als drei Kühen zum Beispiel bekommen jedoch keine EU-Agrarsubventionen. Die Folge: Es ist aussichtslos. Selbst ein klassisches Agrarland wie Rumänien hat keine Chance gegen Lidl und Konkurrenten etwa in den Niederlanden. Die Kleinbauern verarmen und müssen absurderweise deshalb selbst beim billigen lokalen Lidl statt auf dem teuren Wochenmarkt einkaufen. Tomaten aus Holland, die auf Transportfähigkeit hin gezüchtet wurden statt regionaler Produkte, die besser schmecken aber selbst ohne Transport noch teurer sind dank EU-Agrarpolitik.

Anderes Beispiel: Ungarn. In ländlichen Regionen gibt es nach wie vor Tante-Emma-Läden mit regionalen Produkten. Es ist nicht ganz durchschaubar aber vermutbar, dass die ungarische Regierung hier bei der Investorenansiedlungspolitik nach nationalen Präferenzen vorgeht. Die DIscounter und Großanbieter wie Tesco gibts in der nächsten Stadt, klar. DIe Tante-Emma-Läden und Wochenmärkte jedoch funktionieren.
Das tragische an den EU Agrarsubventionen in Osteuropa ist obendrein, dass große Investmentfond dort massiv Land aufkaufen und die überwiegend kleinbäuerliche Struktur zerstören.
Die Bevölkerung hat noch nicht einmal etwas von den EU Subventionen, was den dortigen Frust auf die EU noch erhöht.
Die EU zahlt also Invertoren dafür, dass die Landbevölkerung in Osteuropa die EU hasst und zu den Populisten überläuft ... irgendwo macht das keinen Sinn :(
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von schokoschendrezki »

Es kommt das Problem der massiven weltweiten Verschwendung von Lebensmitteln bei gleichzeitigen Hungerregionen hinzu. Erfordert wirklich "Sicherheit der Lebensmittelversorgung in Europa" eine derartige Überproduktion, Subventionierung und gleichzeitig Ungleichverteilung? Ich weiß, das ist auch eine Art Modethema, bei dem auch wahrscheinlich viel Unseriöses zusammengeschrieben wird. Ich für meinen Teil kann nur sagen: Ich habe kein Problem mit einer weitgehend rein regionalen Agrarproduktion. Wirklich. Das ist nicht geheuchelt. Ich kann mich wochenlang und trotzdem abwechslungsreich aus dem ernähren, was es auf Bauernwochenmärkten und im Tante-Emma-Laden gibt. Ich brauche diese Pseudo-Vielfalt wirklich nicht!
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Zacherli »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2019, 09:35)

Es kommt das Problem der massiven weltweiten Verschwendung von Lebensmitteln bei gleichzeitigen Hungerregionen hinzu. Erfordert wirklich "Sicherheit der Lebensmittelversorgung in Europa" eine derartige Überproduktion, Subventionierung und gleichzeitig Ungleichverteilung? Ich weiß, das ist auch eine Art Modethema, bei dem auch wahrscheinlich viel Unseriöses zusammengeschrieben wird. Ich für meinen Teil kann nur sagen: Ich habe kein Problem mit einer weitgehend rein regionalen Agrarproduktion. Wirklich. Das ist nicht geheuchelt. Ich kann mich wochenlang und trotzdem abwechslungsreich aus dem ernähren, was es auf Bauernwochenmärkten und im Tante-Emma-Laden gibt. Ich brauche diese Pseudo-Vielfalt wirklich nicht!
Brauchen tut das Niemand um zu leben. Aber das Habenwill-Gefühl ist stärker als der Verstand.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Ger9374 »

Zacherli hat geschrieben:(05 Sep 2019, 11:17)

Brauchen tut das Niemand um zu leben. Aber das Habenwill-Gefühl ist stärker als der Verstand.

Kenne aus meiner Kindheit auch erst sehr spät Pommes, Pizza ect .
Stullen in der Schule evtl. Äpfel Obst.
Viele Suppen, Milchgerichte.
Könnte jederzeit wieder so sein.
Aber Zacherli hat wohl recht das Haben können obsiegt!
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Alter Stubentiger »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2019, 07:59)

Ich sehe die EU ganz sicher nicht als "dubiose Macht". Die EU-Regionalpolitik macht fast genau wie die EU-Gemeinsame-Agrarpolitik ungefähr 35 Prozent des gesamten EU-Haushalts aus. Und beides zusammen macht insgesamt ein bis zwei Prozent des gesamten Eu-Brutto-Nationaleinkommens aus. Aber bis in sogenannte seriöse Journalistenkreise hinein wird so getan, als ob die osteuropäischen Netto-Empfänger der Regionalpolitik quasi ihren ganzen Staat aus diesen Empfängnissen heraus finanzieren.

Apropos Osteuropa: Kaum irgendwo expandierte ein Discounter wie Lidl in jüngerer Zeit so wie in Rumänien. Nicht nur in den Städten sondern auch auf dem Land. Die Hauptversorger dort waren traditonell Wochenmärkte, die von Kleinbauern beliefert wurden. Höfe mit weniger als drei Kühen zum Beispiel bekommen jedoch keine EU-Agrarsubventionen. Die Folge: Es ist aussichtslos. Selbst ein klassisches Agrarland wie Rumänien hat keine Chance gegen Lidl und Konkurrenten etwa in den Niederlanden. Die Kleinbauern verarmen und müssen absurderweise deshalb selbst beim billigen lokalen Lidl statt auf dem teuren Wochenmarkt einkaufen. Tomaten aus Holland, die auf Transportfähigkeit hin gezüchtet wurden statt regionaler Produkte, die besser schmecken aber selbst ohne Transport noch teurer sind dank EU-Agrarpolitik.

Anderes Beispiel: Ungarn. In ländlichen Regionen gibt es nach wie vor Tante-Emma-Läden mit regionalen Produkten. Es ist nicht ganz durchschaubar aber vermutbar, dass die ungarische Regierung hier bei der Investorenansiedlungspolitik nach nationalen Präferenzen vorgeht. Die DIscounter und Großanbieter wie Tesco gibts in der nächsten Stadt, klar. DIe Tante-Emma-Läden und Wochenmärkte jedoch funktionieren.
Die funktionieren für Ungarn oder Rumänien. Ist doch gut. Die Frage ist natürlich was den dortigen Kunden noch bleibt nachdem sie ihre Lebensmittel gekauft haben. Und dies ist meines Wissens nach zu wenig um so zu leben wie du es tust.
Subventionen für Kleinstbetriebe sind nicht sinnvoll. Eine gute und erschwingliche Versorgung ist nur mit großen und natürlich sehr großen Betrieben möglich. Sogar im 3.ten Reich hat man Kleinstbauern zur Aufgabe gezwungen weil deren Wirtschaften für das Reich keinen Sinn machte. Die Landwirtschaft wurde in Ansätzen reformiert und modernisiert. Leider nur rudimentär da man dachte für mehr Ertrag bräuchte man erst mal viel mehr Fläche. Die grüne Revolution die in den USA damals schon im vollen Gange war hat man nicht verstanden. Darum wurden entscheidende Veränderungen bei der Landwirtschaft erst nach dem Krieg angegangen und umgesetzt. Sonst hättest du heute kein Geld für iPhone und DSL sondern müßtest wie deine Oma fast alles fürs Essen ausgeben.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Alter Stubentiger »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2019, 09:35)

Es kommt das Problem der massiven weltweiten Verschwendung von Lebensmitteln bei gleichzeitigen Hungerregionen hinzu. Erfordert wirklich "Sicherheit der Lebensmittelversorgung in Europa" eine derartige Überproduktion, Subventionierung und gleichzeitig Ungleichverteilung? Ich weiß, das ist auch eine Art Modethema, bei dem auch wahrscheinlich viel Unseriöses zusammengeschrieben wird. Ich für meinen Teil kann nur sagen: Ich habe kein Problem mit einer weitgehend rein regionalen Agrarproduktion. Wirklich. Das ist nicht geheuchelt. Ich kann mich wochenlang und trotzdem abwechslungsreich aus dem ernähren, was es auf Bauernwochenmärkten und im Tante-Emma-Laden gibt. Ich brauche diese Pseudo-Vielfalt wirklich nicht!
Das kann jeder behaupten. In der Realität wollen die Leute aber Paprika und Tomaten im Winter. Oder Pizza ohne viel Aufwand zum Spottpreis.
Und es nutzt niemanden in den Hungerregionen wenn du von eingemachtem Obst und eingekellerten Kartoffeln lebst. Die Hungerprobleme in Afrika sind so nicht lösbar. Die müssen vor Ort gelöst werden.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Ger9374 »

Die Hungerprobleme in Afrika sind so nicht lösbar. Die müssen vor Ort gelöst werden.


Fangen wir damit an das Afrikanische Staaten in ihren Verfassungen verankern das das Wohl des Staatsvolkes über der Bequemlichkeit der Regierenden zu liegen hat.Das vorrangig die Versorgung der Bürger und die Infrastruktur des Landes zu finanzieren ist.Das Militärausgaben zu deckeln sind auf einem niedrigen Niveau das dem BIP des Staates entspricht.
Das Geburtenkontrolle bei Überbevölkerung
des Staates per Volksabstimmung zur Wahl steht.ect ect.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von schokoschendrezki »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(05 Sep 2019, 16:23)

Das kann jeder behaupten. In der Realität wollen die Leute aber Paprika und Tomaten im Winter. Oder Pizza ohne viel Aufwand zum Spottpreis.
Ich habe auch nicht von "den Leuten" sondern nur von mir selbst gesprochen. Für mich selbst wäre ein Lebensmittelangebot in der Breite wie es das etwa in der DDR gab (allerdings nicht zu den auch dort katastrophal subventionierten Preisen!) nicht nur ausreichend sondern auch einfach angenehmer. Ich könnte das Kotzen bekommen, wenn ich Bilder von Früshtücksbuffets auf Kreuzfahrtreisen auf dem Smartphone vor die Nase gehalten bekomme (die natürlich erstmal abgelichtet werden müssen, bevor sie verspeist werden). Ich - ganz persönlich - setze mich für eine radikale Vereinfachung und Regionalisierung des Agrarprodukteangebots ein. Nicht aus Gutmenschentum sondern aus Egoismus und dem Wissen heraus, dass mir das einfach guttun würde.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Alter Stubentiger »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Sep 2019, 08:32)

Ich habe auch nicht von "den Leuten" sondern nur von mir selbst gesprochen. Für mich selbst wäre ein Lebensmittelangebot in der Breite wie es das etwa in der DDR gab (allerdings nicht zu den auch dort katastrophal subventionierten Preisen!) nicht nur ausreichend sondern auch einfach angenehmer. Ich könnte das Kotzen bekommen, wenn ich Bilder von Früshtücksbuffets auf Kreuzfahrtreisen auf dem Smartphone vor die Nase gehalten bekomme (die natürlich erstmal abgelichtet werden müssen, bevor sie verspeist werden). Ich - ganz persönlich - setze mich für eine radikale Vereinfachung und Regionalisierung des Agrarprodukteangebots ein. Nicht aus Gutmenschentum sondern aus Egoismus und dem Wissen heraus, dass mir das einfach guttun würde.
Na ich brauch meinen französischen Weichkäse und Räucherlachs zum Brunch. (Frühstück und Mittag in einem)
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von schokoschendrezki »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(06 Sep 2019, 17:22)

Na ich brauch meinen französischen Weichkäse und Räucherlachs zum Brunch. (Frühstück und Mittag in einem)
Es ist ganz einfach. Überfluss erzeugt Überdruss. Das ganze System der Agrarwirtschaft, in Europa wie in der Welt ist komplett verrückt und paradox. Von den Methoden wie auch von den Fördermaßnahmen her.

Es ist nur einfach so, dass nicht wenige Menschen mit "Landwirtschaft" noch immer den naiven Traum von bäuerlicher Kleinwirtschaft verbinden. Das ist natürlich auch Quatsch. Es führt dazu, dass z.B. der Einsatz von IT-Systemen in der Landwirtschaft als irgendwie anrüchig gesehen wird. Dabei führt der Einsatz von Drohnen, GPS, autonomer Steuerung usw. usf. zu einer wesentlich ökologischeren Landwirtschaft. Nur: Auch die Landwirtschaft 4.0 könnte in regionalen Kreisläufen wirtschaften. Weichkäse wird im Allgäu und auf der Insel Rügen hergestellt. Müssen Transporter mit Weichkäse wirklich über hunderte Kilometer aneinander vorbei im Prinzip dasselbe hin- und herschaffen? Sie schaffen damit lediglich eine Pseudovielfalt.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von JJazzGold »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Sep 2019, 08:32)

Ich habe auch nicht von "den Leuten" sondern nur von mir selbst gesprochen. Für mich selbst wäre ein Lebensmittelangebot in der Breite wie es das etwa in der DDR gab (allerdings nicht zu den auch dort katastrophal subventionierten Preisen!) nicht nur ausreichend sondern auch einfach angenehmer. Ich könnte das Kotzen bekommen, wenn ich Bilder von Früshtücksbuffets auf Kreuzfahrtreisen auf dem Smartphone vor die Nase gehalten bekomme (die natürlich erstmal abgelichtet werden müssen, bevor sie verspeist werden). Ich - ganz persönlich - setze mich für eine radikale Vereinfachung und Regionalisierung des Agrarprodukteangebots ein. Nicht aus Gutmenschentum sondern aus Egoismus und dem Wissen heraus, dass mir das einfach guttun würde.
Alles Soljanka oder wie?
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von schokoschendrezki »

JJazzGold hat geschrieben:(09 Sep 2019, 08:57)

Alles Soljanka oder wie?
Nix gegen Soljanka, wenn sie gut und aus frischen Produkten gemacht ist. Ukrainische, russiche oder osteuropäische Soljanka. Nix DDR. Ohne gezuckerten Ketchup oder irgendwelche Eindickungsmittel. Dafür mit Schmand, saurer Sahne oder Creme Fraiche. Und scharf gewürzt. Alles Produkte, die regional verfügbar sind.

Siehe oben: Überfluss erzeugt Überdruss. Bei mir jedenfalls. Der Gesamteindruck: Die Agrarwirtschaft der Welt, mit all ihren Auswüchsen, der Verschwendung auf der einen, dem akuten Mangel auf der anderen Seite, den Subventionen, den Rodungen, um für Tierfutteranbau Platz zu machen, den Irrfahrten von Schlachtvieh quer durch Europa ... es ist einfach nur Irrsinn. Irrsinn! Die Beschränkung ist da immer noch für mich die angenehmere Alternative.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von JJazzGold »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Sep 2019, 09:34)

Nix gegen Soljanka, wenn sie gut und aus frischen Produkten gemacht ist. Ukrainische, russiche oder osteuropäische Soljanka. Nix DDR. Ohne gezuckerten Ketchup oder irgendwelche Eindickungsmittel. Dafür mit Schmand, saurer Sahne oder Creme Fraiche. Und scharf gewürzt. Alles Produkte, die regional verfügbar sind.

Siehe oben: Überfluss erzeugt Überdruss. Bei mir jedenfalls. Der Gesamteindruck: Die Agrarwirtschaft der Welt, mit all ihren Auswüchsen, der Verschwendung auf der einen, dem akuten Mangel auf der anderen Seite, den Subventionen, den Rodungen, um für Tierfutteranbau Platz zu machen, den Irrfahrten von Schlachtvieh quer durch Europa ... es ist einfach nur Irrsinn. Irrsinn! Die Beschränkung ist da immer noch für mich die angenehmere Alternative.
Das darf zum Glück heutzutage ein Jeder halten, wie er will.
Mir, als begeisterte Köchin, wäre eine Beschränkung auf ausschließlich regionale Produkte zu wenig. Das fängt schon bei Gewürzen an, mir ist keine Region in Deutschland bekannt, wo die Muskatnuss angebaut wird, oder Kurkuma, oder Ingwer.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von schokoschendrezki »

JJazzGold hat geschrieben:(09 Sep 2019, 10:18)

Das darf zum Glück heutzutage ein Jeder halten, wie er will.
Mir, als begeisterte Köchin, wäre eine Beschränkung auf ausschließlich regionale Produkte zu wenig. Das fängt schon bei Gewürzen an, mir ist keine Region in Deutschland bekannt, wo die Muskatnuss angebaut wird, oder Kurkuma, oder Ingwer.
Der Gewürzhandel ist ja auch kein Problem und sozusagen Teil der Weltkultur.

Es geht doch um was anderes. Die EU-Agrarsubventionen entstanden noch unter dem Eindruck der Nachkriegssituation in Europa. Es ging wirklich um Absicherung der existenziell wichtigen Nahrunsmittelversorgung. Und dieses Schiff schwimmt nun einfach Jahr für Jahr weiter und keiner vermag es zu stoppen. AUch wenn wir in Europa in einem absurden Lebensmittelüberfluss leben. Hunger muss überhaupt niemand leiden. Auch die Flaschensammler nicht. Nach allen meinen Erfahrungen gibt es die besten Lebensmittel in Geschäften, die viele Menschen für mehr oder weniger "leer" halten würden. Gute Gerichte zeichnen sich - neben Qualität - immer auch durch einen vornehmen Minimalismus und nicht durch Überfüllle aus.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Zacherli »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Sep 2019, 10:40)

Der Gewürzhandel ist ja auch kein Problem und sozusagen Teil der Weltkultur.

Es geht doch um was anderes. Die EU-Agrarsubventionen entstanden noch unter dem Eindruck der Nachkriegssituation in Europa. Es ging wirklich um Absicherung der existenziell wichtigen Nahrunsmittelversorgung. Und dieses Schiff schwimmt nun einfach Jahr für Jahr weiter und keiner vermag es zu stoppen. AUch wenn wir in Europa in einem absurden Lebensmittelüberfluss leben. Hunger muss überhaupt niemand leiden. Auch die Flaschensammler nicht. Nach allen meinen Erfahrungen gibt es die besten Lebensmittel in Geschäften, die viele Menschen für mehr oder weniger "leer" halten würden. Gute Gerichte zeichnen sich - neben Qualität - immer auch durch einen vornehmen Minimalismus und nicht durch Überfüllle aus.
Ruchtig. Kartoffeln mit Butter, Salz und ganz viel (Kräuter) Quark. :thumbup: Eigentlich kann man sich eine Zeit lang mit 1,50 ernähren. Hab ich mal getstet. War dann aber auch froh, als die Testphase (3 Wochen) rum waren.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von JJazzGold »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Sep 2019, 10:40)

Der Gewürzhandel ist ja auch kein Problem und sozusagen Teil der Weltkultur.

Es geht doch um was anderes. Die EU-Agrarsubventionen entstanden noch unter dem Eindruck der Nachkriegssituation in Europa. Es ging wirklich um Absicherung der existenziell wichtigen Nahrunsmittelversorgung. Und dieses Schiff schwimmt nun einfach Jahr für Jahr weiter und keiner vermag es zu stoppen. AUch wenn wir in Europa in einem absurden Lebensmittelüberfluss leben. Hunger muss überhaupt niemand leiden. Auch die Flaschensammler nicht. Nach allen meinen Erfahrungen gibt es die besten Lebensmittel in Geschäften, die viele Menschen für mehr oder weniger "leer" halten würden. Gute Gerichte zeichnen sich - neben Qualität - immer auch durch einen vornehmen Minimalismus und nicht durch Überfüllle aus.
Die besten Lebensmittel baue ich selbst an, da weiß ich was drin ist, und die zweitbesten bekomme ich bei meinem türkischen Händler und beim Bauern/Jäger vor Ort, ausgenommen Spargel, der kommt aus Schrobenhausen, und was ich dort nicht bekomme, das muss ich zwangsläufig entweder selbst mitbringen, oder importiert kaufen, wie z.B. Reis, Gewürze, Tahine, Baharat, Kumin, etc.

Nichts gegen minimalistische Küche, wofür die deutsche Küche steht, aber wer einmal die Aromenvielfalt der Nahost- oder asiatischen Küche genossen hat, der tut sich schwer mit einer Küche, die ausser Salz, Pfeffer und Paprika nichts aufzuweisen hat.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von schokoschendrezki »

JJazzGold hat geschrieben:(09 Sep 2019, 12:00)

Die besten Lebensmittel baue ich selbst an, da weiß ich was drin ist, und die zweitbesten bekomme ich bei meinem türkischen Händler und beim Bauern/Jäger vor Ort, ausgenommen Spargel, der kommt aus Schrobenhausen, und was ich dort nicht bekomme, das muss ich zwangsläufig entweder selbst mitbringen, oder importiert kaufen, wie z.B. Reis, Gewürze, Tahine, Baharat, Kumin, etc.

Nichts gegen minimalistische Küche, wofür die deutsche Küche steht, aber wer einmal die Aromenvielfalt der Nahost- oder asiatischen Küche genossen hat, der tut sich schwer mit einer Küche, die ausser Salz, Pfeffer und Paprika nichts aufzuweisen hat.
Mal abgesehen von einigen gebräuchlichen Küchenkräutern wie Dill oder Petersilie gibt es eine lange Liste von in Europa nur lediglich vergessenen oder ungebräuchlich gewordenen heimischen Gewürzen wie Alant oder Beifuß. Aber das ist ja gar nicht das Thema. Gewürzhandel ist Kultur und in jeder Hinsicht unrproblematisch.

Problematisch sehe ich diese völlig unverhältnismäßige Mengenproduktion, Pseudovielfalt und Verschwendungssucht, die dann auch noch mit Agrarsubventionen angefeuert wird.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von JJazzGold »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Sep 2019, 13:45)

Mal abgesehen von einigen gebräuchlichen Küchenkräutern wie Dill oder Petersilie gibt es eine lange Liste von in Europa nur lediglich vergessenen oder ungebräuchlich gewordenen heimischen Gewürzen wie Alant oder Beifuß. Aber das ist ja gar nicht das Thema. Gewürzhandel ist Kultur und in jeder Hinsicht unrproblematisch.

Problematisch sehe ich diese völlig unverhältnismäßige Mengenproduktion, Pseudovielfalt und Verschwendungssucht, die dann auch noch mit Agrarsubventionen angefeuert wird.
Da sind wir sogar einer Meinung. Wenn pro Kopf in Deutschland pro Jahr 85kg Lebensmittel weggeworfen werden, dann ist das Gefühl für sorgfältig zubereitetes und ebenso sorgfältiges Essen verloren gegangen.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von BlueMonday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Sep 2019, 10:29)

Ja. Gegen Knappheit muss man natürlich vorsorgen.

Aber erkläre mir mal jemand aus volkswirtschaflicher Expertise heraus, warum höherer Erzeugeraufwand preislich nicht an den Endverbraucher weitergegeben werden kann. Wenn es um irgendwelche gesetzlichen Auflagen geht zum Beispiel. Zum Klimaschutz, zum TIerschutz zum Beispiel. Es wird gestöhnt darüber, dass man nun "Einsparen" muss. Dass die Löhne gesenkt werden müssen. Dass man (beschönigend ausgedrückt) "rationalisieren" und (realistisch ausgedrückt) irgendwie alles verdünnen und durch billigen Ersatz ersetzen muss.
Preise sind nichts Absolutes, sondern relativ. Ein Preis steht also im Verhältnis - zu allen anderen Preisen und hat dadurch überhaupt erst seine Bedeutung. Jede nicht allgemeine Preiserhöhung/Preisinflation (= die relativen Preise bleiben gleich) beeinflusst das Präferenzgefüge der Menschen. Und man konkurriert als Anbieter nicht nur mit gleichen oder ähnlichen Angeboten, sondern potentiell ... mit allen Angeboten. Wenn einer mehr für seine Nahrung zahlen muss, dann hat er wiederum weniger Mittel für andere Sachen übrig. Man bietet also möglichst günstig etwas an. Warum tut man das? Nicht weil man ein Menschenfreund ist, sondern weil der Kunde abwägt. Höherer Preis = höhere Opportunitätskosten, die eben schnell zu hoch werden können und dann wird nicht bzw etwas anderes woanders gekauft.

Das sind die zwei wesentlichen Modi des Betragens: Zivilisiertes laissez faire(=Respekt des Eigentums, der Vertragsfreiheit...) oder der gewaltsame Eingriff in den Entscheidungsfindungsprozess, weil einem etwas nicht passt (zuviel SUVs, zuviele Raucher, zuviele Fleischesser, zu wenig Gleichheit usw. usf.). Kann man machen. Man kann vieles machen, wenn man die Macht dazu hat, bspw. Geld komplett abschaffen und damit den marktförmigen Austausch und dann die totale Planwirtschaft ausrufen. Man weist alles zu. Wer wo arbeitet. Was man zurückerhält. Vorgegebenes Kalorienkontingent für jeden, Maximalgewicht, maximaler Körperfettanteil, tägliches Bewegungspensum, Arbeitspensum, alle bis zum Scheitel durchgeimpft und zwangsbeschult und pflichtgebildet. Der Traum aller Weltenretter und Wirtschaftsdirigenten. Die Frage ist nur, wie lange die Menschen da mitmachen werden und es ertragen, so aller Würde und Entscheidungsfreiheit beraubt. Was meinst du, wieso es die DDR nicht mehr gibt? Müsste ja der überlegenere Ansatz gewesen sein. Wissenschaftliche Wirtschaftlenkung und -planung. Kybernetik.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von schokoschendrezki »

BlueMonday hat geschrieben:(09 Sep 2019, 15:18)

Preise sind nichts Absolutes, sondern relativ. Ein Preis steht also im Verhältnis - zu allen anderen Preisen und hat dadurch überhaupt erst seine Bedeutung. Jede nicht allgemeine Preiserhöhung/Preisinflation (= die relativen Preise bleiben gleich) beeinflusst das Präferenzgefüge der Menschen. Und man konkurriert als Anbieter nicht nur mit gleichen oder ähnlichen Angeboten, sondern potentiell ... mit allen Angeboten. Wenn einer mehr für seine Nahrung zahlen muss, dann hat er wiederum weniger Mittel für andere Sachen übrig. Man bietet also möglichst günstig etwas an. Warum tut man das? Nicht weil man ein Menschenfreund ist, sondern weil der Kunde abwägt. Höherer Preis = höhere Opportunitätskosten, die eben schnell zu hoch werden können und dann wird nicht bzw etwas anderes woanders gekauft.

Das sind die zwei wesentlichen Modi des Betragens: Zivilisiertes laissez faire(=Respekt des Eigentums, der Vertragsfreiheit...) oder der gewaltsame Eingriff in den Entscheidungsfindungsprozess, weil einem etwas nicht passt (zuviel SUVs, zuviele Raucher, zuviele Fleischesser, zu wenig Gleichheit usw. usf.). Kann man machen. Man kann vieles machen, wenn man die Macht dazu hat, bspw. Geld komplett abschaffen und damit den marktförmigen Austausch und dann die totale Planwirtschaft ausrufen. Man weist alles zu. Wer wo arbeitet. Was man zurückerhält. Vorgegebenes Kalorienkontingent für jeden, Maximalgewicht, maximaler Körperfettanteil, tägliches Bewegungspensum, Arbeitspensum, alle bis zum Scheitel durchgeimpft und zwangsbeschult und pflichtgebildet. Der Traum aller Weltenretter und Wirtschaftsdirigenten. Die Frage ist nur, wie lange die Menschen da mitmachen werden und es ertragen, so aller Würde und Entscheidungsfreiheit beraubt. Was meinst du, wieso es die DDR nicht mehr gibt? Müsste ja der überlegenere Ansatz gewesen sein. Wissenschaftliche Wirtschaftlenkung und -planung. Kybernetik.
Ja danke. Das ist vielleicht etwas allgemeiner formuliert, was weiter oben schon damit beschrieben wurde, dass zumindest im Lebensmittelbereich eben die DIscounter weitgehend die Preise diktieren. Und die passen untereinander auf. Ein klassischer marktwirtschaftlicher Wettbewerb müsste so stattfinden, dass der Endverbraucher das Preis/Qualitätsverhältnis der Hersteller vergleicht und darüber sich dann eine sozusagen gesunde Konkurrenz einstellt. Der eigentliche Hersteller ist aber oft gar nicht mehr identifizierbar. Daran ändert auch die Tatsache nix, dass die Menschen in den westlichen Industrieländern dieses Lebensmitteldiscounter-System ausdrücklich gewolllt haben.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Alter Stubentiger »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Sep 2019, 08:32)

Es ist ganz einfach. Überfluss erzeugt Überdruss. Das ganze System der Agrarwirtschaft, in Europa wie in der Welt ist komplett verrückt und paradox. Von den Methoden wie auch von den Fördermaßnahmen her.

Es ist nur einfach so, dass nicht wenige Menschen mit "Landwirtschaft" noch immer den naiven Traum von bäuerlicher Kleinwirtschaft verbinden. Das ist natürlich auch Quatsch. Es führt dazu, dass z.B. der Einsatz von IT-Systemen in der Landwirtschaft als irgendwie anrüchig gesehen wird. Dabei führt der Einsatz von Drohnen, GPS, autonomer Steuerung usw. usf. zu einer wesentlich ökologischeren Landwirtschaft. Nur: Auch die Landwirtschaft 4.0 könnte in regionalen Kreisläufen wirtschaften. Weichkäse wird im Allgäu und auf der Insel Rügen hergestellt. Müssen Transporter mit Weichkäse wirklich über hunderte Kilometer aneinander vorbei im Prinzip dasselbe hin- und herschaffen? Sie schaffen damit lediglich eine Pseudovielfalt.
Solche Vorgaben wo man was zu produzieren hat sollte man tunlichst vermeiden. Dies hat unerwünschte Folgen und Nebenwirkungen die sich in einen in der Realität ganz schön überraschen können.
Daran ist die Planwirtschaft nämlich schon in der Vergangenheit gescheitert.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von schokoschendrezki »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(09 Sep 2019, 17:01)

Solche Vorgaben wo man was zu produzieren hat sollte man tunlichst vermeiden. Dies hat unerwünschte Folgen und Nebenwirkungen die sich in einen in der Realität ganz schön überraschen können.
Daran ist die Planwirtschaft nämlich schon in der Vergangenheit gescheitert.
Das ist doch gerade das Problem. Dass die EU-GAP im Verein mit dem Discounterunwesen auch so etwas wie "Planwirtschaft" ist.

Die DDR-Agrarwirtschaft lief im wesentlichen so ab, dass der Staat Agrarprodukte zu festgelegten und subventionierten Preisen aufkaufte und dann stark verbilligt an den Endkonsumenten weiterreichte. An die Stelle des Staats tritt jetzt hier die EU-Bürokratie und die eigentlich als Kartellsystem anzusehende Gemeinschaft der Lebensmitteldiscounter und Supermarktketten. Das hat sowohl aus Sicht der Agrarproduzenten als auch aus Sicht der Endkunden nicht mehr viel mit "Marktwirtschaft" zu tun.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Alter Stubentiger »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Sep 2019, 09:51)

Das ist doch gerade das Problem. Dass die EU-GAP im Verein mit dem Discounterunwesen auch so etwas wie "Planwirtschaft" ist.

Die DDR-Agrarwirtschaft lief im wesentlichen so ab, dass der Staat Agrarprodukte zu festgelegten und subventionierten Preisen aufkaufte und dann stark verbilligt an den Endkonsumenten weiterreichte. An die Stelle des Staats tritt jetzt hier die EU-Bürokratie und die eigentlich als Kartellsystem anzusehende Gemeinschaft der Lebensmitteldiscounter und Supermarktketten. Das hat sowohl aus Sicht der Agrarproduzenten als auch aus Sicht der Endkunden nicht mehr viel mit "Marktwirtschaft" zu tun.
Nein. So ist es eben nicht. Die DDR kaufte zu festgelegten Preisen ein und die Lebensmittelndustrie mußte dann daraus zu festgesetzen Preisen produzieren und der Einzelhandel zu festgelegten Preisen verkaufen. Und dass war so billig dass an keiner Stelle genug erwirtschaftet wurde um die Betriebe/Verkaufsstellen regelmäßig zu erneuern. Darum war am Ende alles so marode. Und darum waren die Regale fast leer.

Das hat nichts mit unserem Einzelhandel zu tun wo man alles 12 Monate im Jahr frisch und immer ausreichend vorhanden erwerben kann.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von schokoschendrezki »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(10 Sep 2019, 10:41)

Nein. So ist es eben nicht. Die DDR kaufte zu festgelegten Preisen ein und die Lebensmittelndustrie mußte dann daraus zu festgesetzen Preisen produzieren und der Einzelhandel zu festgelegten Preisen verkaufen. Und dass war so billig dass an keiner Stelle genug erwirtschaftet wurde um die Betriebe/Verkaufsstellen regelmäßig zu erneuern. Darum war am Ende alles so marode. Und darum waren die Regale fast leer.

Das hat nichts mit unserem Einzelhandel zu tun wo man alles 12 Monate im Jahr frisch und immer ausreichend vorhanden erwerben kann.
Ja. Die Endergebnisse sehen für den einheimischen Verbraucher sehr verschieden aus. Aber de facto zahlt die EU mit den GAP-Subventionen an Produzenten, damit die auch dann noch ein Auskommen haben, wenn das halbe Hähnchen im Discounter nur 2,59 kosten darf. Und der DDR-Staat zahlte den LPGs Mitte der 80er Jahre ca. 30 Milliarden DDR-mark (etwa 10 Prozent des BIP in DDR-Mark !!), damit das Brot in der Kaufhalle immer 1,05 kostet. Das Angebot und die Qualität waren in der DDR vor allem deshalb schlecht, weil es keinen Druck aus dem Welthandel und keinen Druck in den Welthandel gab.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Alter Stubentiger »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Sep 2019, 10:27)

Ja. Die Endergebnisse sehen für den einheimischen Verbraucher sehr verschieden aus. Aber de facto zahlt die EU mit den GAP-Subventionen an Produzenten, damit die auch dann noch ein Auskommen haben, wenn das halbe Hähnchen im Discounter nur 2,59 kosten darf. Und der DDR-Staat zahlte den LPGs Mitte der 80er Jahre ca. 30 Milliarden DDR-mark (etwa 10 Prozent des BIP in DDR-Mark !!), damit das Brot in der Kaufhalle immer 1,05 kostet. Das Angebot und die Qualität waren in der DDR vor allem deshalb schlecht, weil es keinen Druck aus dem Welthandel und keinen Druck in den Welthandel gab.
Das ist schon richtig. Es ist halt auch immer ein Balanceakt. Lebensmittel sind essentiell. Das darf man bei aller Kritik an den Agrarsubventionen nicht vergessen. Darum haben die Gründer der EWG soviel Wert auf eine produzierende Landwirtschaft gelegt. Auch wenn der Weltmarkt bei manchen Nahrungsmitteln eigentlich billiger produziert. Die Versorgungssicherheit war aber viel wichtiger. Man war zu der Einsicht gelangt dass nur so neue Kriege in Zentraleuropa obsolet werden. Und sie hatten ja auch Recht. Krieg um Lebensraum wie noch in "mein Kampf" gefordert ist heute gar nicht mehr vorstellbar. Es ist genug für alle da.
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Re: Wie werden wir in 25 Jahren leben?

Beitrag von Atue001 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Sep 2019, 15:48)

Ja danke. Das ist vielleicht etwas allgemeiner formuliert, was weiter oben schon damit beschrieben wurde, dass zumindest im Lebensmittelbereich eben die DIscounter weitgehend die Preise diktieren. Und die passen untereinander auf. Ein klassischer marktwirtschaftlicher Wettbewerb müsste so stattfinden, dass der Endverbraucher das Preis/Qualitätsverhältnis der Hersteller vergleicht und darüber sich dann eine sozusagen gesunde Konkurrenz einstellt. Der eigentliche Hersteller ist aber oft gar nicht mehr identifizierbar. Daran ändert auch die Tatsache nix, dass die Menschen in den westlichen Industrieländern dieses Lebensmitteldiscounter-System ausdrücklich gewolllt haben.
Also aus Endkundensicht hat der Wettbewerb hier funktioniert und er funktioniert aus Endkundensicht noch immer. Der Endkunde kann nichts dafür, dass eine ihm ausreichende Qualität (und die ist auch beim Discounter oftmals nicht schlecht, und berücksichtigt zunehmend mehr auch ökologische Fragestellungen) zu einem sehr niedrigen Preis angeboten wird. Dass darunter die Bauern leiden - ist Systembedingt. Die Bauern könnten sich auch zu großen Genossenschaften zusammenschließen, die eine Verkaufsgesellschaft bilden. Allerdings ändert das auch nichts daran, dass zu viele Bauern in Deutschland und auch in weiteren Gegenden Europas nicht ausreichend günstig produzieren können, um im Weltmarkt mitzuspielen.

Was wollen wir also: Weltweit die beste Qualität zum günstigsten Preis - oder wollen wir die Bauern schützen?

Ich mein - zu Zeiten von tausenden Tante Emma Läden gab es auch ausreichende Versorgung mit Konsumgütern - aber der Preis war höher, und die Qualität auch nicht wirklich besser.

Wenn wir keine Großbauern haben wollen, dann muss die Politik das regeln - also Großbauern strukturell benachteiligen, und aber gleichzeitig dafür sorgen, dass die Konkurrenz vom Weltmarkt (die billiger produzieren kann, weil sie diese Wettbewerbsnachteile ja nicht hat) nicht den heimischen Markt fluten kann.

Klar bedauern und bemitleiden wir den Kleinbauern - und unser Beschützerinstinkt sagt auch, dass der doch geschützt werden muss vor der bösen Großdiscounter"mafia". Nur - es werden schon viele Schnitzel gerne verdrückt, bei denen das Kilo Fleisch für 4€ angeboten wird.

Wir Verbraucher sind hier schizophren unterwegs - und weil wir im Zweifel immer wieder auf "billig, billig, billig" abfahren, ist es Aufgabe der Politik, allgemeine Regeln für die Märkte so aufzustellen, dass die Gesamtinteressen der Gesellschaft dabei nicht auf der STrecke bleiben. Märkte müssen politisch gestaltet werden - sonst stellen sich Fehlentwickungen ein. Und möglichst billig ist eine normale Folge von recht freien Märkten - das ist so gewollt. Koste es, was es wolle.....
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