Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

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3x schwarzer Kater
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

imp hat geschrieben:(17 Jul 2019, 08:56)

Da sehe ich schon auch einen anderen Faktor am Werk. Neben der Tatsache, dass die Menschen im typischen Lebensalter für Selbständigkeit und Investition in der Region eher knapp sind, dürfte auch die meist schmale Kapitalausstattung manchen, der könnte und wollte, ausbremsen. Zwar bekommt man derzeit Kredite und andere Investitionsformen vergleichsweise billig, aber auch nur, wenn dem harte Faktoren wie Eigenkapital, erprobtes Geschäftsmodell, Erfahrungsnachweise hinzukommen. Basel III funktioniert für manche Sektoren nicht so gut, wenn man "einfach mal anpacken" will und am Anfang steht.
Das wäre mir neu, dass das nur in den NBL gilt.
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imp
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von imp »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(17 Jul 2019, 09:02)

Das wäre mir neu, dass das nur in den NBL gilt.
Das ist im Grunde nicht neu. Die EK-Ausstattung potentieller Gründer in dieser Region ist schon in den 90ern sehr schmal gewesen. Damals galten noch andere Bedingungen, auch die Kapitalkosten waren andere, es gab noch die DM. Dass es solche verhinderten Gründer auch anderswo gibt, ändert nichts daran, dass dieser Effekt in der Region sehr prägend ist. Da spielt sich der Effekt der sehr egalitären Vorgängergesellschaft nicht so sehr im Kopf wie am Konto aus. Wenn du dich mal in den dortigen Banken, IHKen usw bzw auf Kongressen umhörst, ist EK und Finanzierung ein Dauerthema.
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3x schwarzer Kater
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

imp hat geschrieben:(17 Jul 2019, 09:18)
. Wenn du dich mal in den dortigen Banken, IHKen usw bzw auf Kongressen umhörst, ist EK und Finanzierung ein Dauerthema.
Es ist auch in den ABL ein Dauerthema.
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schokoschendrezki
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von schokoschendrezki »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(17 Jul 2019, 08:21)

Das hat mit dem Witschaftssystem nichts zu tun. Das war schon bei den Römern und bei den alten Griechen und bei den Ägyptern so. Menschen ziehen da in wo die Bedingungen stimmen. Und in Ostdeutschland, auf dem platten Land, stimmt eben nichts. Das liegt oft an der Mentalität der Leute die da wohnen. Die hätten wie in Baden-Württemberg nach dem Krieg selber viel aktiver werden müssen. Aber man hat gedacht der Staat wäre dafür zuständig. An Neue Dinge gewöhnt man sich da auch viel zu langsam bis gar nicht. Darum wollen da allenfalls Polen hin die zumindest die Grenzregion an manchen Stellen etwas beleben. Die freuen sich über die billigen Immobilien und weil die Lebensbedingungen doch immerhin besser sind als in Westpolen/Schlesien. Und da haben wir es wieder. Die Menschen ziehen dahin wo die Bedingungen besser sind.
In Stettin sind schlichtweg einfach die Mieten zu hoch bzw. die Wohnungen knapp. Dann lieber gleich ein EFH in der Uckermark bauen. Infrastruktur, Kultur usw. in Stettin sind eigentlich wesentlich besser als in den Uckermark-Dörfern.
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H2O
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von H2O »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(17 Jul 2019, 08:36)

Zu kurz gedacht. Die Gegenden die brummen deswegen, weil die Menschen, die dort leben etwas unternehmen. Daher kommt auch der Begriff "Unternehmer". Wenn alle aber nur darauf warten, dass andere was unternehmen .... dann passiert natürlich nix. Und da sind wir letztendlich wieder beim Sozialismus, der den Menschen das letzte Quäntchen Selbstverantwortung aberzogen hat. Aber wie geschrieben, diese Generationenproblem löst sich mit der Zeit.
Der erste Satz ist gar nicht zu bestreiten: Da unternehmen Leute etwas. Die Grundlage für solche Unternehmen wurden aber über lange Zeit geschaffen: Infrastruktur in Schulen, Hochschulen, Berufsschulen, Vermögen der Kommunen, Facharbeiter. Dann unternimmt sich leichter etwas als dort, wo hinten und vorne nix zu holen ist, weil etwa Landwirtschaft mit wenigen Leuten betrieben werden kann, der Maschineneinsatz sich so sehr lohnt. Die wenigen gut ausgebildeten Leute ergreifen die Flucht, unternehmen also auch etwas.

Deshalb mache ich unseren Flächennutzungsplan für vieles verantwortlich, was uns als Gesellschaft auf die Füße fällt: Verödung, Übernutzung, Wohnungsmangel, Leerstände und Verfall. Da war der alte Fritz wohl klüger, der planmäßig sein Land entwickelt hat. Wer Augen im Kopf hat, der sieht das heute noch von Sachsen-Anhalt bis Ostpreußen. Heute habe ich den Verdacht, daß die Politik sehr beeinflußbar ist vom Reichtum einiger Regionen. Da fließt eben leichter etwas in ihre Richtung, und wo Armut um sich greift, da droht öffentliche Beschimpfung. Dann lieber Karlspreis oder Ritter der Ehrenlegion... Vom Ruck, der durch unser Land gehen müßte, träumt auch nur noch ein inzwischen verstorbener Bundespräsident!
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von imp »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(17 Jul 2019, 09:20)

Es ist auch in den ABL ein Dauerthema.
Ja, auch dort ist es für viele Gründer ein Problem. Der Unterschied ist, dass es dort eine andere Sozialstruktur und andere Netzwerke gibt, was in der Problemregion teilweise erst sich noch langsam entwickelt. Es gibt nur begrenzt viele typische Fälle, wie der Wille zum Unternehmen und das nötige EK zusammenkommen. Einige davon sind in den Ostländern sehr unterrepräsentiert. Immer das Bild zu bemühen, die Leute dort seien im Kopf alle anders orientiert, erscheint mir etwas weit hergeholt, wenn es zeigbar weitere Fakten gibt, die eine Rolle spielen.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von schokoschendrezki »

Bei diesem "Verfall"-Begriff habe ich ein wenig ein Problem. Ich sehe, grade im Nordosten des Landes, häufig picobello renovierte Amtshäuser, intakte Straßen, frisch angelegte Radwege ... infrastrukturell häufig neuer, besser als vergleichbare Regionen im Westen. Es wohnen dennoch nur noch ein paar alte Leute dort.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(17 Jul 2019, 10:05)

Bei diesem "Verfall"-Begriff habe ich ein wenig ein Problem. Ich sehe, grade im Nordosten des Landes, häufig picobello renovierte Amtshäuser, intakte Straßen, frisch angelegte Radwege ... infrastrukturell häufig neuer, besser als vergleichbare Regionen im Westen. Es wohnen dennoch nur noch ein paar alte Leute dort.
Es gibt auch genug Häuser, an denen man den gelbbraunen Putz wie vor Jahrzehnten noch sieht und Flickenteppich-Straßen gibt es auch. Die Diskussion dreht sich hier doch um die merklich sinkende Einwohnerzahl aufs Ganze betrachtet und um die Differenzierung, was das für einzelne Regionen heißt. Da sind die Folgen sehr verschieden. In der politischen Repräsentation verliert "der Osten" an Gewicht, zugleich differenzieren sich aber auch die politischen Bedürfnisse der verschiedenen Regionen. Innerhalb des Ostens gewinnen die verhältnismäßig gut gehenden größeren Städte an Gewicht.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von sünnerklaas »

schokoschendrezki hat geschrieben:(17 Jul 2019, 09:24)

In Stettin sind schlichtweg einfach die Mieten zu hoch bzw. die Wohnungen knapp. Dann lieber gleich ein EFH in der Uckermark bauen. Infrastruktur, Kultur usw. in Stettin sind eigentlich wesentlich besser als in den Uckermark-Dörfern.
Die Uckermark ist das eigentlich Hinterland von Stettin, der Speckgürtel.
Allerdings glaube ich, dass in manchen Regionen in Ostdeutschland bereits der Point of no return erreicht ist: dort sind oft nur noch diejenigen übrig geblieben, denen der Mut und die Kraft gefehlt hat bzw. fehlt, woanders hinzugehen und die sich mit Neuerungen folgerichtig sehr schwer tun, weil sie die seit 1990 eingetreteben Neuerungen als etwas sehr negatives erfahren haben.
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Skull
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Skull »

sünnerklaas hat geschrieben:(17 Jul 2019, 11:20)

Die Uckermark ist das eigentlich Hinterland von Stettin, der Speckgürtel.
Die Uckermark ist weit mehr. :mad:

Bin da bald wieder für 2 Wochen. :)

mfg
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Iwan der Liebe »

Skull hat geschrieben:(17 Jul 2019, 19:56)

Die Uckermark ist weit mehr. :mad:

Bin da bald wieder für 2 Wochen. :)

mfg

Die Uckermark ist ein landschaftlich sehr schönes Gebiet, das jedoch teilweise durch das KKW Rheinsberg radioaktiv belastet ist. Noch heute werden im Zuge des Rückbaus radioaktive Abwässer in den Ellbogensee (Havel-Müritz-Wasserstraße) geleitet. Stechlinsee und Nehmitzsee wurden bei einem Störfall des KKW radioaktiv belastet. :(
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Skull »

Iwan der Liebe hat geschrieben:(17 Jul 2019, 20:25)

Die Uckermark ist ein landschaftlich sehr schönes Gebiet
Korrekt.

Und nun kann man gerne über dortige Strukturschwächen
oder
aber über die dortige positive wirtschaftliche Entwicklung im letzten Jahrzehnt diskutieren.

mfg
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jorikke
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von jorikke »

Die Veränderungen vollziehen sich doch freiwillig. Niemand wird gezwungen wegzuziehen. Trifft jemand die Entscheidung seine Heimat zu verlassen, tut er das doch weil sein neues Zuhause ihm Vorteile bietet. Momentan scheint der Schwund ja einigermaßen gestoppt zu sein. Was also ist daran dramatisch?
Es wird sich einpendeln.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von H2O »

jorikke hat geschrieben:(17 Jul 2019, 22:56)

Die Veränderungen vollziehen sich doch freiwillig. Niemand wird gezwungen wegzuziehen. Trifft jemand die Entscheidung seine Heimat zu verlassen, tut er das doch weil sein neues Zuhause ihm Vorteile bietet. Momentan scheint der Schwund ja einigermaßen gestoppt zu sein. Was also ist daran dramatisch?
Es wird sich einpendeln.
Sie müssen sich diese einst wunderschönen Ortschaften ansehen, um das zu empfinden, was unsereiner bei mehr zufälliger Begegnung mit diesem Niedergang fühlt. Nein, dramatisch ist da gar nichts. Wohl aber bedrückend.
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jorikke
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von jorikke »

H2O hat geschrieben:(18 Jul 2019, 06:56)

Sie müssen sich diese einst wunderschönen Ortschaften ansehen, um das zu empfinden, was unsereiner bei mehr zufälliger Begegnung mit diesem Niedergang fühlt. Nein, dramatisch ist da gar nichts. Wohl aber bedrückend.
Man vergleich Gegenwart mit Vergangenheit und empfindet das Neue als bedrückend. Es ist nur anders. Ich kann es aber gut verstehen. Übrigens haben wir schon 1992 in den neuen Bundesländern Urlaub gemacht. Dülmener Heide. Einige Jahre später Mecklenburger Seenplatte. Morgen früh starten wir an die Müritz.
Ich wollte auch nur gegen Übertreibungen im Sprachgebrauch schreiben.
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imp
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von imp »

jorikke hat geschrieben:(17 Jul 2019, 22:56)

Die Veränderungen vollziehen sich doch freiwillig. Niemand wird gezwungen wegzuziehen. Trifft jemand die Entscheidung seine Heimat zu verlassen, tut er das doch weil sein neues Zuhause ihm Vorteile bietet. Momentan scheint der Schwund ja einigermaßen gestoppt zu sein. Was also ist daran dramatisch?
Es wird sich einpendeln.
Der Wegzug ist (per Saldo) halbwegs beendet. Der Schwund in vielen Fällen nicht.
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Quatschki
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Quatschki »

Das ist ja auch alles relativ.
Ostmecklenburg hat immer noch doppelt so viele Einwohner wie vor dem 2.WK, während zum Beispiel Berlin oder Leipzig 1/3 weniger Einwohner haben als in den 30er Jahren.
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
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sünnerklaas
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von sünnerklaas »

Iwan der Liebe hat geschrieben:(17 Jul 2019, 20:25)

Die Uckermark ist ein landschaftlich sehr schönes Gebiet, das jedoch teilweise durch das KKW Rheinsberg radioaktiv belastet ist. Noch heute werden im Zuge des Rückbaus radioaktive Abwässer in den Ellbogensee (Havel-Müritz-Wasserstraße) geleitet. Stechlinsee und Nehmitzsee wurden bei einem Störfall des KKW radioaktiv belastet. :(

Die landschaftliche Schönheit einer Region allein reicht nicht aus. Es gibt viele Regionen, die landschaftich schön sind - und trotzdem ist dort wirtschaftlich tote Hose.
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Ammianus
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Ammianus »

Iwan der Liebe hat geschrieben:(17 Jul 2019, 20:25)

Die Uckermark ist ein landschaftlich sehr schönes Gebiet, das jedoch teilweise durch das KKW Rheinsberg radioaktiv belastet ist. Noch heute werden im Zuge des Rückbaus radioaktive Abwässer in den Ellbogensee (Havel-Müritz-Wasserstraße) geleitet. Stechlinsee und Nehmitzsee wurden bei einem Störfall des KKW radioaktiv belastet. :(
Die Uckermark hat mit Stechlin, Nehmitzsee oder Ellbogensee sowie dem früheren KKW Rheinsberg nichts zu tun. Sie liegt weiter im Osten. Und da rede ich nicht nur vom heutigen Brandenburger Landkreis Uckermark sondern von der historischen Landschaft.

Den Urlaub dort zu verbringen oder auch nur zum Schnuppern ein paar Tage, kann ich nur jedem empfehlen.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von schokoschendrezki »

Skull hat geschrieben:(17 Jul 2019, 21:08)

Korrekt.

Und nun kann man gerne über dortige Strukturschwächen
oder
aber über die dortige positive wirtschaftliche Entwicklung im letzten Jahrzehnt diskutieren.

mfg
Ich denke nach wie vor, der entscheidende Punkt ist der wirtschaftliche Anschluss an die Metropolregion Stettin. Immerhin: Bis 2026 soll die marode Bahnstrecke Berlin-Stettin ausgebaut sein. (Hoffentlich lebe ich da noch!)

In Deutschland wird seit längerem über den Bau eines LNG-Terminals nachgedacht und diskutiert. In Swinemünde, unmittelbar neben der Grenze gibts seit kurzem eines. Es gab vor ein paar Monaten mal eine "hintergrund"-Sendung zu diesem Thema. "Swinemünde" war da kein Thema. Ich hab der Autorin dazu eine Mail geschrieben. Ich glaub', die wusste gar nix davon.

"FLoating Garden" heißt seit einigen Jahren das Zukunftsprojekt und überhaupt die Zukunftsvision der Stadt
Die Vision des neuen Szczecin ist eine Revolution in der Stadtentwicklung. Szczecin wendet sich dem Wasser und der Ökologie zu und strebt danach, in sich die Vorzüge einer Metropole und eines lebenswerten Ortes zu vereinen.
...
Floating Garden – also „Schwimmender Garten” – ist eine Botschaft, die Szczecin in die Welt hinaussendet. Es zeugt von der Offenheit der Stadt, ihrem grenzüberschreitenden Charakter und ihrer visionären Kraft, und es unterstreicht ihre Multikulturalität und ihre Vielsprachigkeit.
Spürt man etwas davon in der Uckermark? Eher nicht. Immerhin: In der Uni-Stadt Greifswald gibts mit dem "Polenmarkt" jährlich eine Woche ein polnisches Kulturfestival.

Man muss einfach mal auf dieser maroden Bahnstrecke von diesem öden verlassenen Grenznest Tantow die 10 Minuten in die 400 000-Einwohner-Stadt Stettin gefahren sein, um diesen krassen Gegensatz zu erleben.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Teeernte »

Ammianus hat geschrieben:(18 Jul 2019, 10:15)

Die Uckermark hat mit Stechlin, Nehmitzsee oder Ellbogensee sowie dem früheren KKW Rheinsberg nichts zu tun. Sie liegt weiter im Osten. Und da rede ich nicht nur vom heutigen Brandenburger Landkreis Uckermark sondern von der historischen Landschaft.

Den Urlaub dort zu verbringen oder auch nur zum Schnuppern ein paar Tage, kann ich nur jedem empfehlen.
Schnuppern....wegen dem SchafMIST ??


nicht wegen der Strahlung....da ist es KURORT...

https://de.wikipedia.org/wiki/Strahlene ... _DACHL.png
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von schokoschendrezki »

Ammianus hat geschrieben:(18 Jul 2019, 10:15)

Die Uckermark hat mit Stechlin, Nehmitzsee oder Ellbogensee sowie dem früheren KKW Rheinsberg nichts zu tun. Sie liegt weiter im Osten. Und da rede ich nicht nur vom heutigen Brandenburger Landkreis Uckermark sondern von der historischen Landschaft.

Den Urlaub dort zu verbringen oder auch nur zum Schnuppern ein paar Tage, kann ich nur jedem empfehlen.
Ich auch. Bin kommendes WE da bei einem Sommerfest und mache Musik. Freu mich schon sehr.

Ruppiner Land. Rheinsberg. Stechlin. Fontane. Tucholsky. Kristallklare Seen, viel Kultur, weiter offener Blick, raus auch aus der gedanklichen Enge.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von streicher »

Habt ihr schon mal von "Raumpionieren" gehört? Das sind Leute, die zum Beispiel gezielt in Orte ziehen, die massiv unter Verfall leiden, um sie neu aufzubauen. Gibt es einige Orte in Ostdeutschland, die genau das erfahren.
Die Zukunft ist Geschichte.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Ammianus »

Teeernte hat geschrieben:(18 Jul 2019, 10:31)

Schnuppern....wegen dem SchafMIST ??


nicht wegen der Strahlung....da ist es KURORT...

https://de.wikipedia.org/wiki/Strahlene ... _DACHL.png
Da fragt man sich, warum nicht manch Schweizer oder Thüringer mit drei Augen oder zwei Köpfen durch die Gegend läuft. Der Norden, dieses Produkt der Eiszeiten ist halt ein blankes Paradies mit all seinen Alleen, den Seen, jetzt den schon langsam erntesatten Feldern, Burgen, Großsteingräbern, gotischen Backsteinkirchen ...

(da muss man sich bremsen, sonst kommt man aus dem Schwärmen nicht mehr raus)

Und neben doch ziemlich trist und tot wirkenden Städten wie Pasewalk gibt es dann so hippe Plätze wie Greifswald, die Altstadt von Schwerin, Wismar oder auch Waren an der Müritz.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Quatschki »

Ammianus hat geschrieben:(18 Jul 2019, 18:20)
Der Norden, dieses Produkt der Eiszeiten
Nix für mich. Der Eisschild hat ja alles einplaniert.
Die ganzen lieblichen Landschaften, die da vorher gewesen sein mögen...
Unser Elbsandsteingebirge ist gerade so davon gekommen.
Das wäre komplett plattgewalzt und zugeschüttet worden und sähe dann aus wie Brandenburg.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Teeernte »

Ammianus hat geschrieben:(18 Jul 2019, 18:20)

Da fragt man sich, warum nicht manch Schweizer oder Thüringer mit drei Augen oder zwei Köpfen durch die Gegend läuft. Der Norden, dieses Produkt der Eiszeiten ist halt ein blankes Paradies mit all seinen Alleen, den Seen, jetzt den schon langsam erntesatten Feldern, Burgen, Großsteingräbern, gotischen Backsteinkirchen ...

(da muss man sich bremsen, sonst kommt man aus dem Schwärmen nicht mehr raus)

Und neben doch ziemlich trist und tot wirkenden Städten wie Pasewalk gibt es dann so hippe Plätze wie Greifswald, die Altstadt von Schwerin, Wismar oder auch Waren an der Müritz.
Nimm mal die Küste (10km) raus....und die großen Seen...(Naherholung Berlin) ....da bleibt Deine Landeshauptstadt Schwerin.... der Rest - da will man nicht tot übern Zaun hängen.

Die haben weniger Polizei als Hamburg. - na klar - was soll man denen wegnehmen...

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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Europa2050 »

Quatschki hat geschrieben:(18 Jul 2019, 19:31)

Nix für mich. Der Eisschild hat ja alles einplaniert.
Die ganzen lieblichen Landschaften, die da vorher gewesen sein mögen...
Unser Elbsandsteingebirge ist gerade so davon gekommen.
Das wäre komplett plattgewalzt und zugeschüttet worden und sähe dann aus wie Brandenburg.
Da muss ich dir direkt mal recht geben - so seit ihr wenigstens eine kleine (aber landschaftlich durchaus feine) Kopie von Bayern ... :?
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von zollagent »

Iwan der Liebe hat geschrieben:(17 Jul 2019, 00:22)

Was soll die Panik? Nach dem Wahlsieg der AfD in Sachsen wird dort eine Mauer gebaut und der Zuzug von Wirtschaftsflüchtlingen aus dieser Region verhindert! :thumbup:

Als Mauerschützen könnte man vielleicht neben Frau von Storch ein paar alte DDR-Grenzer gewinnen, die sich auf diese Weise ihre GruSi aufbessern würden.
SOLCHE Leute müssen keineswegs von der Grundsicherung leben. Ihre Opfer aber.....
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von imp »

:dead:
streicher hat geschrieben:(18 Jul 2019, 11:26)

Habt ihr schon mal von "Raumpionieren" gehört? Das sind Leute, die zum Beispiel gezielt in Orte ziehen, die massiv unter Verfall leiden, um sie neu aufzubauen. Gibt es einige Orte in Ostdeutschland, die genau das erfahren.
In Erfurt etwa ist es in großes Flüchtlinge-Zentrum
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Iwan der Liebe »

zollagent hat geschrieben:(18 Jul 2019, 20:40)

SOLCHE Leute müssen keineswegs von der Grundsicherung leben. Ihre Opfer aber.....

An der Mauer standen auch Wehrpflichtige, die dort nicht stehen wollten. Ob sie heute von GruSi leben müssen oder nicht, das hängt von ihren einstigen Einkommen ab.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Ammianus »

Teeernte hat geschrieben:(18 Jul 2019, 19:55)

Nimm mal die Küste (10km) raus....und die großen Seen...(Naherholung Berlin) ....da bleibt Deine Landeshauptstadt Schwerin.... der Rest - da will man nicht tot übern Zaun hängen.

Die haben weniger Polizei als Hamburg. - na klar - was soll man denen wegnehmen...

Schlamm drüber Blues....
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Ammianus »

Quatschki hat geschrieben:(18 Jul 2019, 19:31)

Nix für mich. Der Eisschild hat ja alles einplaniert.
Die ganzen lieblichen Landschaften, die da vorher gewesen sein mögen...
Unser Elbsandsteingebirge ist gerade so davon gekommen.
Das wäre komplett plattgewalzt und zugeschüttet worden und sähe dann aus wie Brandenburg.
Von wejen einplaniert. Brandenburch hat sojar nen Berg mit Gipfelkreuz, dat Ding is 200 Meter und Dreißig Zentimeter hoch ...
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Quatschki »

Ammianus hat geschrieben:(19 Jul 2019, 10:00)

Von wejen einplaniert. Brandenburch hat sojar nen Berg mit Gipfelkreuz, dat Ding is 200 Meter und Dreißig Zentimeter hoch ...
Nur der Restdreckhaufen von dem 2 km dicken Gletscher.

Das waren noch Zeiten, als man vom Erzgebirge, wo friedliche Mammutherden grasten, über den Elbe-Eisstausee nach Norden schaute und dort diese gewaltigen Eismassen sehen konnte.

Aber das wirst du nicht mehr wissen, denn das war lange vor der Wende...
Damals hat sich niemand aufgeregt über die dünne Bevölkerungsdichte. So wie sich auch in Island, Norwegen oder Kanada niemand über zu kleine Dörfer aufregt, sondern die Menschen einfach die Weite und Leere und den natürlichen Überfluss geniessen...
Zuletzt geändert von Quatschki am Fr 19. Jul 2019, 12:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Ammianus »

Quatschki hat geschrieben:(19 Jul 2019, 12:20)

Nur der Restdreckhaufen von dem 2 km dicken Gletscher.

Das waren noch Zeiten, als man vom Erzgebirge, wo friedliche Mammutherden grasten, über den Elbe-Eisstausee nach Norden schaute und dort diese gewaltigen Eismassen sehen konnte.

Aber das wirst du nicht mehr wissen, denn das war lange vor der Wende...
Damals hat sich niemand aufgeregt über die dünne Bevölkerungsdichte.
Also ich hab mich damals wohlgefühlt zwischen den Gletschern der Alpen und denen Skandinaviens. Ab und an ein Mammuth zur Strecke gebracht, was nicht gleich verspeist wurde landete im natürlichen Kühlschrank Dauerfrostboden und im Sommer gab es auch schon mal 20 Grad plus. Weiter unten kannte ich eine Familie, die lebte in einer kuschligen Höhle spielte Flöte und schnitzte drollige Menschenfiguren mit Tierköpfen. Nur die Weiber von denen, die sagten mir nicht zu. Waren alle so absolut fett.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Quatschki »

Damals haben die auch nicht wegen Rente und Pflege herumgejammert,
sondern haben, wenn es soweit war, ein paar Hörner Met hinunter gekippt und sind abends hinaus in den Schnee gegangen, um sich zu ihren Vätern zu versammeln.
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Bielefeld09 »

Quatschki hat geschrieben:(19 Jul 2019, 12:47)

Damals haben die auch nicht wegen Rente und Pflege herumgejammert,
sondern haben, wenn es soweit war, ein paar Hörner Met hinunter gekippt und sind abends hinaus in den Schnee gegangen, um sich zu ihren Vätern zu versammeln.
Sorry, Sie haben auch sowas von keiner Ahnung von unseren Urahnen!
Ich nebenbei auch nicht.
Was aber aktuelle Zahlen anbelangt,
je teurer das Umland, je höher die Anfragen.
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von schokoschendrezki »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(15 Jun 2019, 21:11)

Da sollte man sich nichts vormachen. Der Großteil war nicht konkurrenzfähig. Selbst da wo die DDR sich mal an HighTech versuchte, Robotron, hinkte man 15 Jahre hinterher. Da baute man eine Z-80 Kopie als sich im Westen längst der Intel 8086/88 durchgesetzt hatte und der Intel 80386 das Maß aller Dinge war.
Die Treuhand hätte vielleicht auch Unternehmen verteilen können. SIe hatte aber vor allem Schulden zu verteilen. Will man die?

Anlässlich 30 Jahre Treuhand gibts aktuell ja so einige Analysen.

An die Adresse der "Linken" muss ich - jetzt einfach mal pragmatisch und sozusagen in Hinsicht auf politische "Strategie und Taktik" sagen: Ihr seid jetzt in Bezug auf der Forderung der Aufarbeitung der Arbeit der Treuhandanstalt mit dem extrem rechten Höcke-AfD-Flügel auf einer Linie. Ist es das wert? Auch wenn mir natürlich klar ist, dass die politischen Begründungen für eine solche Aufarbeitung jeweils aus sehr verschiedenen Richtungen kommen.

Um einiges diffiziler ist die Sicht der neuen SPD-Königinnen-Anwärterin Petra Köpping in ihrem Buch "Integriert erst mal uns". Eine der Grundthesen lautet, dass die DDR-Betriebe nicht einfach nur Produktionsstätten sondern auch Sozialisierungsorte waren. Mit Betriebskindergärten, "sozialistischen Kollektiven" usw. Ich sage darauf ganz klar (und mit DDR-Biographie): Fuck it! Diese "Sozialisierung" war einfach nur die erste und zunächst einmal milde Form der Entindividualisierung. Du sollst nicht dein Leben leben wollen sondern dich einordnen sollen. In diese provinzielle Gesellschaft aus Hausmeistern, Turnlehrern, HGL-Vorsitzenden und Betriebsparteisekretären. Diese angebliche "Geborgenheit" der DDR-Gesellschaft ist einfach nur die beschönigende Darstellung einer Zurechtformung. Das ist die sozusagen erste Stufe der "Formung einer sozialistischen Persönlichkeit". Wer sich dieser "Geborgenheit" verweigerte, der bekam es mit der "zweiten Stufe" zu tun. Von der Verweigerung des Gymnasiumsplatzes (namens EOS) über Studienplatzablehnung bis hin zu Stasi-Verhör und Bautzen. Und wer dann noch mal hinter diese zweite Stufe blickte, der konnte die dritte Stufe der DDR-Realität sehen. Verkauf politischer Gefangener, Zwangsarbeit für westliche Unternehmen in politischen Gefängnissen. In einer Analyse zu diesem Thema wurde die DDR kürzlich als "Shopping-Paradies" bezeichnet. Kein Witz. Viele unter den großen waren dabei bei der Shopping-Tour: Ikea, Aldi Süd und Nord, C&A, VW und wie sie alle heißen. Den entsprechenden Konzernleitungen war durchaus bekannt, dass Möbel von DDR-Häftlingen zusammenghebaut wurden und das Feinstrumpfhosen von weiblichen Häftlingen gefertigt wurden. Es wurden sogar Kassiber in solche produkte in den Westen geschmuggelt. Und hier fallen nun wirklich alle Masken. Sowohl die der Ulbricht- und Honecker-Klicke als auch die der Shoppingparadies-Profiteure. Man kann dies denen, die einen Staat wie die DDR vor allem als Ideologiefestung sehen einfach nicht klarmachen: Dass es sich um eine Verbrecherklicke handelte. Bei denen die meisten nicht einmal eine Ahnung davon hatten, was Menschen wie Karl Marx in ihren Werken eigentlich tatsächlich geschrieben hatten. Die aber wohl wussten, wie man Kunstgegenstände gegen harte Währung verhökert und politische Gefangene für den Westen arbeiten lässt.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Odin1506 »

Ammianus hat geschrieben:(19 Jul 2019, 09:58)

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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Alter Stubentiger »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Aug 2019, 09:28)

Die Treuhand hätte vielleicht auch Unternehmen verteilen können. SIe hatte aber vor allem Schulden zu verteilen. Will man die?

Anlässlich 30 Jahre Treuhand gibts aktuell ja so einige Analysen.

An die Adresse der "Linken" muss ich - jetzt einfach mal pragmatisch und sozusagen in Hinsicht auf politische "Strategie und Taktik" sagen: Ihr seid jetzt in Bezug auf der Forderung der Aufarbeitung der Arbeit der Treuhandanstalt mit dem extrem rechten Höcke-AfD-Flügel auf einer Linie. Ist es das wert? Auch wenn mir natürlich klar ist, dass die politischen Begründungen für eine solche Aufarbeitung jeweils aus sehr verschiedenen Richtungen kommen.

Um einiges diffiziler ist die Sicht der neuen SPD-Königinnen-Anwärterin Petra Köpping in ihrem Buch "Integriert erst mal uns". Eine der Grundthesen lautet, dass die DDR-Betriebe nicht einfach nur Produktionsstätten sondern auch Sozialisierungsorte waren. Mit Betriebskindergärten, "sozialistischen Kollektiven" usw. Ich sage darauf ganz klar (und mit DDR-Biographie): Fuck it! Diese "Sozialisierung" war einfach nur die erste und zunächst einmal milde Form der Entindividualisierung. Du sollst nicht dein Leben leben wollen sondern dich einordnen sollen. In diese provinzielle Gesellschaft aus Hausmeistern, Turnlehrern, HGL-Vorsitzenden und Betriebsparteisekretären. Diese angebliche "Geborgenheit" der DDR-Gesellschaft ist einfach nur die beschönigende Darstellung einer Zurechtformung. Das ist die sozusagen erste Stufe der "Formung einer sozialistischen Persönlichkeit". Wer sich dieser "Geborgenheit" verweigerte, der bekam es mit der "zweiten Stufe" zu tun. Von der Verweigerung des Gymnasiumsplatzes (namens EOS) über Studienplatzablehnung bis hin zu Stasi-Verhör und Bautzen. Und wer dann noch mal hinter diese zweite Stufe blickte, der konnte die dritte Stufe der DDR-Realität sehen. Verkauf politischer Gefangener, Zwangsarbeit für westliche Unternehmen in politischen Gefängnissen. In einer Analyse zu diesem Thema wurde die DDR kürzlich als "Shopping-Paradies" bezeichnet. Kein Witz. Viele unter den großen waren dabei bei der Shopping-Tour: Ikea, Aldi Süd und Nord, C&A, VW und wie sie alle heißen. Den entsprechenden Konzernleitungen war durchaus bekannt, dass Möbel von DDR-Häftlingen zusammenghebaut wurden und das Feinstrumpfhosen von weiblichen Häftlingen gefertigt wurden. Es wurden sogar Kassiber in solche produkte in den Westen geschmuggelt. Und hier fallen nun wirklich alle Masken. Sowohl die der Ulbricht- und Honecker-Klicke als auch die der Shoppingparadies-Profiteure. Man kann dies denen, die einen Staat wie die DDR vor allem als Ideologiefestung sehen einfach nicht klarmachen: Dass es sich um eine Verbrecherklicke handelte. Bei denen die meisten nicht einmal eine Ahnung davon hatten, was Menschen wie Karl Marx in ihren Werken eigentlich tatsächlich geschrieben hatten. Die aber wohl wussten, wie man Kunstgegenstände gegen harte Währung verhökert und politische Gefangene für den Westen arbeiten lässt.
Frau Köpping beschreibt da ein Gefühl der Ostalgie was dann von einem Höcke instrumentalisiert wird. Der beschwört einerseits die Gemeinschaft von einst und alles Negative wird andererseits in Richtung der heutigen BRD verschoben. Es geht da um gefühlte Wahrheiten. Das weiß auch die Frau Köpping. Das die Realität für alle in der DDR die nicht ganz auf Linie waren ganz anders aussah wissen wir "Linken" ganz genau. Gerade SPD-Anhänger hatten ja nichts Positives zu erwarten in der DDR. Zumindest die welche sich nicht der SED anschließen wollten.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Ammianus »

Ein Betrunkener torkelt nachts aus einer Ostberliner Kneipe. "Was für ein Scheiß-Staat!" gröhlt er in die scheinbar menschenleeren Straßen mit ihren maroden Altbaufassaden. "Was für ein Scheiß-Staat!" ruft er immer wieder.
Es dauert natürlich nicht lange und zwei Volkspolizisten werden auf ihn aufmerksam.
"Bürger, zeigen sie doch mal ihr Personaldokument." sächselt der kleine Dicke mit dem riesigen Schnauzbart, den sich die Ostbullen seit dem 30. Jahrestag der Deutschen Demokratischen Republik wachsen lassen dürfen. Sein langer Kollege, bei dem alles etwas zu groß gewachsen scheint guckt dazu bedrohlich.
"Wat wolln se denn?" fragt der Betrunkene und kramt umständlich seinen Ausweis aus der Hosentasche.
"Sie haben gerade unseren Arbeiter- und Bauern-Staat auf das gröbste beleidigt. Das ist eine Straftat." sagt der Dicke.
"Wie so denn dit. Ick hab doch jar nich gesacht, welchen Staat ick meene." kommt als Antwort.
Die Grünen sehen sich an. Man sieht wie angestrengt die kleinen Hirne arbeiten.
Schließlich: "Da haben sie natürlich recht. Hier ist ihr Ausweis und sehen sie zu, dass sie ins Bett kommen."
Der Mann nimmt den Fleppen, steckt ihn ein und schwankt weiter.
Doch nach keinen zehn Metern kommt von den Polizisten ein barsches "Halt!"
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von schokoschendrezki »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(28 Aug 2019, 16:38)

Frau Köpping beschreibt da ein Gefühl der Ostalgie was dann von einem Höcke instrumentalisiert wird. Der beschwört einerseits die Gemeinschaft von einst und alles Negative wird andererseits in Richtung der heutigen BRD verschoben. Es geht da um gefühlte Wahrheiten. Das weiß auch die Frau Köpping. Das die Realität für alle in der DDR die nicht ganz auf Linie waren ganz anders aussah wissen wir "Linken" ganz genau. Gerade SPD-Anhänger hatten ja nichts Positives zu erwarten in der DDR. Zumindest die welche sich nicht der SED anschließen wollten.
Der Gerechtigkeit halber will ich hinzufügen: Diese Erzählungen über angebliche "soziale Geborgenheiten" in der DDR ... oder auch über das angeblich so fortschrittliche Bildungssystem der bis an ihr Lebensende überzeugten Stalinistin Margot Honecker ... das angeblich eines der Vorbilder des angeblich so fortschrittlichen finnischen Bildungssystems gewesen sei ... Vergiss es! Ich habe mich vor einigen Jahren mit einer jungen Frau unterhalten, die von Finnland nach Deutschland emigriert ist, weil sie es dort nicht aushielt- Das Glück dieser angeblich erst-, zweit- oder viertglücklichsten Nationen der Welt basiert auf Konsenseinforderung. Auch wenn wir da nix durcheinanderbringen dürfen: Die skandinavischen Länder der Nachkriegszeit sind politisch gesehen Demokratien und ökonomisch gesehen freie Marktwirtschaften. Ganz anders als die Ex-DDR. Aber in Hinischt auf diese Sozialisierungsgemeinschaften gibt es doch so einige Parallelen. Wer anders ist und anders sein will ... wer nicht einfach so seine Steuererklärung ins Internet tippt und zu Neujahr die Nationalflagge hisst und die Landeshymne singt ... fällt da heraus. Und das ist die Gemeinsamkeit zwischen den skandinavischen (und inzwischen auch baltischen) Konsensgesellschaften und dieser provinziellen Hausmeistergesellschaft DDR. Wenn du draußen bist bist du draußen. Glück hin oder her. Zur Not wirst du zwangssterilisiert wie noch bis 1976 in Schweden. Wenn du das Modell "Volksheim" ablehnst. Oder du wirst als Kind halbtot geprügelt und vergewaltigt wie noch bis 1976 in dänischen Kinderheimen. (Glücklicherweise läuft in Dänemark gerade eine späte Aufarbeitung dieser dunklen Gegenwelt zum "Legoland"). Oder du drehst vollkommen durch wie Breivik in Norwegen. Das kann nicht das Modell sein. Ein freier Mensch ist auf Selbstentfaltung bedacht und muss vor Staatsübergriffigkeit geschützt werden. "Volksgemeinschaften" sind das Gegenmodell zur Vorstellung freier Individuen. Bitte: Keine Solidargemeinschaften a la DDR. Die Linke wäre besser beraten, sich - statt auf diese verlogene DDR-Gemütlichkeit zu berufen - sich wieder mit Karl Marx und die Relevanz seiner Schriften in Bezug auf die modernen Digitalgesellschaften zu befassen.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Stoner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(29 Aug 2019, 07:52)

Ein freier Mensch ist auf Selbstentfaltung bedacht und muss vor Staatsübergriffigkeit geschützt werden. "Volksgemeinschaften" sind das Gegenmodell zur Vorstellung freier Individuen. Bitte: Keine Solidargemeinschaften a la DDR. Die Linke wäre besser beraten, sich - statt auf diese verlogene DDR-Gemütlichkeit zu berufen - sich wieder mit Karl Marx und die Relevanz seiner Schriften in Bezug auf die modernen Digitalgesellschaften zu befassen.
Was würde die Linke denn bei Marx entdecken, was sich auf eine Gesellschaft anwenden ließ, die jeden kommunitarischen Ansatz als reaktionär einstuft und die Totalisierung der Selbstausbeutung und Selbstoptimierung zum Ideal erhebt? In der die Dialektik von Herr und Knecht dahingehend aufgehoben ist, dass der Einzelne als "freies Individuum" Herr und Knecht in sich vereint und damit zum totalen Knecht wurde? In der das repressive System der Fremdausbeutung, gegen das es aufzustehen gälte, durch die Sebstausbeutung des freien Individuums ersetzt wurde? Was also könnte eine Linke dann bei Marx entdecken, was für die digitale Gesellschaft der Singularitäten noch von welcher Relevanz sein sollte? (Wobei man grundsätzlich fragen könnte: Welche "Linke" eigentlich? Wer wäre denn die?)
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von schokoschendrezki »

MäckIntaier hat geschrieben:(29 Aug 2019, 09:37)

Was würde die Linke denn bei Marx entdecken, was sich auf eine Gesellschaft anwenden ließ, die jeden kommunitarischen Ansatz als reaktionär einstuft und die Totalisierung der Selbstausbeutung und Selbstoptimierung zum Ideal erhebt? In der die Dialektik von Herr und Knecht dahingehend aufgehoben ist, dass der Einzelne als "freies Individuum" Herr und Knecht in sich vereint und damit zum totalen Knecht wurde? In der das repressive System der Fremdausbeutung, gegen das es aufzustehen gälte, durch die Sebstausbeutung des freien Individuums ersetzt wurde? Was also könnte eine Linke dann bei Marx entdecken, was für die digitale Gesellschaft der Singularitäten noch von welcher Relevanz sein sollte? (Wobei man grundsätzlich fragen könnte: Welche "Linke" eigentlich? Wer wäre denn die?)
Naja. Mit "Die Linke" meine ich schon ganz konkret die Partei "Die Linke". Vielleicht ist es bei mir etwas falsch angekommen ... aber ich habe den Eindruck, dass die Neuen Genossen gerade den Eindruck verhindern wollen, irgendwelche Marx-Bezüge zu haben. Und stattdessen singen sie - gemeinsam mit Björn Höcke - das Klagelied der bösen kapitalistischen Treuhandanstalt.

Die Modernität und Aktualität der Marxschen Schriften (im Großen und Ganzen die Bände des "Kapitals") besteht in diesem Begriff des "Warenfetischismus", also in einem quasireligiösen Verhältnis von Menschen zu Dingen, die sie eigentlich selbst und füreinander herstellen. Die Präsentation des neuesten iPhones ist keine Vernunftüberzeugungsveranstaltung sondern ein Gottesdienst. Das stellen wir mal neben die These von der "Selbstausbeutung" als quasireligiöse Befolgungspraxis.

Unabhängig davon nochmal: Die sozialpsychologischen Experimente der 50er 60er, das Milgram-Experiment, das Stanford-Prison-Experiment zeigten klar: Inhumanismus beginnt mit Gemeinschaftlichkeit. Sobald das Individuum sich als Teil einer Gemeinschaft versteht, werden seine eigenen und natürlichen ethischen Grundsätze durch die Eigendynamik der Gemeinschaftlichkeit überschrieben. An sich sympathische und gutwillige Studenten werden zu Folterern und am Ende zu Völkermördern. Kein Problem. In der Masse lösen sich diese anthropologischen Grundsätze auf. Die, die sich noch eben als Angehörige der gutwiliigen, hyggeligen, glücklichen dänischen Nation sehen, prügeln einen Jungen, der wegen des Tods seines Vaters nicht zu weinen aufhört im dänischen Godhavn halb zu Tode. Nicht im 19. Jahrhundert sondern in den 70ern wohlgemerkt. Der Mensch scheint so beschaffen zu sein, dass er nur einfach das Gefühl bekommen muss, Teil einer Gemeinschaft zu sein, um alle humanen Grundsätze zu vergessen. Das gilt gerade auch für die Ex-DDR-Gesellschaft. Sobald ein inhumanes Verhalten irgendwie gemeinschaftlich autorisiert ist, wird seine Inhumanität nicht mehr hinterfragt. Ein freies Individuum schreibt ein Buch, entwickelt eine Formel oder Maschine. Staat und Nation sind in erster Linie dazu da, dieses Indivdiuum vor den Übergriffigkeiten von eben Staat und Nation zu schützen.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Quatschki »

schokoschendrezki hat geschrieben:(29 Aug 2019, 12:21)

Naja. Mit "Die Linke" meine ich schon ganz konkret die Partei "Die Linke". Vielleicht ist es bei mir etwas falsch angekommen ... aber ich habe den Eindruck, dass die Neuen Genossen gerade den Eindruck verhindern wollen, irgendwelche Marx-Bezüge zu haben. Und stattdessen singen sie - gemeinsam mit Björn Höcke - das Klagelied der bösen kapitalistischen Treuhandanstalt.

Die Modernität und Aktualität der Marxschen Schriften (im Großen und Ganzen die Bände des "Kapitals") besteht in diesem Begriff des "Warenfetischismus", also in einem quasireligiösen Verhältnis von Menschen zu Dingen, die sie eigentlich selbst und füreinander herstellen. Die Präsentation des neuesten iPhones ist keine Vernunftüberzeugungsveranstaltung sondern ein Gottesdienst. Das stellen wir mal neben die These von der "Selbstausbeutung" als quasireligiöse Befolgungspraxis.

Unabhängig davon nochmal: Die sozialpsychologischen Experimente der 50er 60er, das Milgram-Experiment, das Stanford-Prison-Experiment zeigten klar: Inhumanismus beginnt mit Gemeinschaftlichkeit. Sobald das Individuum sich als Teil einer Gemeinschaft versteht, werden seine eigenen und natürlichen ethischen Grundsätze durch die Eigendynamik der Gemeinschaftlichkeit überschrieben. An sich sympathische und gutwillige Studenten werden zu Folterern und am Ende zu Völkermördern. Kein Problem. In der Masse lösen sich diese anthropologischen Grundsätze auf. Die, die sich noch eben als Angehörige der gutwiliigen, hyggeligen, glücklichen dänischen Nation sehen, prügeln einen Jungen, der wegen des Tods seines Vaters nicht zu weinen aufhört im dänischen Godhavn halb zu Tode. Nicht im 19. Jahrhundert sondern in den 70ern wohlgemerkt. Der Mensch scheint so beschaffen zu sein, dass er nur einfach das Gefühl bekommen muss, Teil einer Gemeinschaft zu sein, um alle humanen Grundsätze zu vergessen. Das gilt gerade auch für die Ex-DDR-Gesellschaft. Sobald ein inhumanes Verhalten irgendwie gemeinschaftlich autorisiert ist, wird seine Inhumanität nicht mehr hinterfragt. Ein freies Individuum schreibt ein Buch, entwickelt eine Formel oder Maschine. Staat und Nation sind in erster Linie dazu da, dieses Indivdiuum vor den Übergriffigkeiten von eben Staat und Nation zu schützen.
Dem stehen unendlich viele Beispiele entgegen, wo Gemeinschaft, Kameradschaft, Loyalität und Disziplin ein Überleben überhaupt erst ermöglicht haben.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von BlueMonday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(29 Aug 2019, 12:21)

Die Modernität und Aktualität der Marxschen Schriften (im Großen und Ganzen die Bände des "Kapitals") besteht in diesem Begriff des "Warenfetischismus", also in einem quasireligiösen Verhältnis von Menschen zu Dingen, die sie eigentlich selbst und füreinander herstellen. Die Präsentation des neuesten iPhones ist keine Vernunftüberzeugungsveranstaltung sondern ein Gottesdienst. Das stellen wir mal neben die These von der "Selbstausbeutung" als quasireligiöse Befolgungspraxis.
Aus dem Kapital:
„Dass Arbeitsprodukte, solche nützlichen Dinge wie Rock, Leinwand, Weizen, Eisen u. s. w., Werte, bestimmte Wertgrößen und überhaupt Waren sind, sind Eigenschaften, die ihnen natürlich nur in unsrem Verkehr zukommen, nicht von Natur, wie etwa die Eigenschaft schwer zu sein oder warm zu halten oder zu nähren.“

Als ob an "unserem Verkehr" (also Güteraustausch) etwas unnatürlich wäre. Letztlich ist das noch die alte klassische Wertlehre, der er da aufsitzt, bei der "Wert" etwas Spukhaftes, Rätselhaftes, den Dingen irgendwie zusätzlich Anhaftenes oder Innewohnendes ist. Und er löste das Rätsel nicht, sondern baute noch kräftig an der Verklärung und Verdunkelung mit. Das ist kein moderner Gedanke, sondern wurde schon Ende des 19. Jahrhunderts durch die subjektive Wertlehre erfolgreich abgelöst("marginalistische Revolution"). Letztlich gibt es keinen objektiven Wert, sondern nur das Werten (der Subjekte). Werten bedeutet schlicht, Wahlmöglichkeiten in eine Rangordung zu bringen, also Präferenz zu entwickeln. Wert ist nichts weiter als ein bezugnehmender/relativer Stellenwert. Marx hingegen glaubte noch an den Äquivalenztausch, dass also Gleichwertiges getauscht würde. Dieser Gleichwert, diese Äquivalenz ist der vermeintliche "Fetisch", etwas, das vermeinlich in beiden zu tauschenden Gütern irgendwie stecken würde.

Mit Marx jedenfalls geht's zurück in vergangene, längst abgelöste Vorstellungen. Damit ist für einen "Linken" kein Blumentopf mehr zu gewinnen.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von schokoschendrezki »

BlueMonday hat geschrieben:(29 Aug 2019, 14:38)

Aus dem Kapital:
„Dass Arbeitsprodukte, solche nützlichen Dinge wie Rock, Leinwand, Weizen, Eisen u. s. w., Werte, bestimmte Wertgrößen und überhaupt Waren sind, sind Eigenschaften, die ihnen natürlich nur in unsrem Verkehr zukommen, nicht von Natur, wie etwa die Eigenschaft schwer zu sein oder warm zu halten oder zu nähren.“

Als ob an "unserem Verkehr" (also Güteraustausch) etwas unnatürlich wäre. Letztlich ist das noch die alte klassische Wertlehre, der er da aufsitzt, bei der "Wert" etwas Spukhaftes, Rätselhaftes, den Dingen irgendwie zusätzlich Anhaftenes oder Innewohnendes ist. Und er löste das Rätsel nicht, sondern baute noch kräftig an der Verklärung und Verdunkelung mit. Das ist kein moderner Gedanke, sondern wurde schon Ende des 19. Jahrhunderts durch die subjektive Wertlehre erfolgreich abgelöst("marginalistische Revolution"). Letztlich gibt es keinen objektiven Wert, sondern nur das Werten (der Subjekte). Werten bedeutet schlicht, Wahlmöglichkeiten in eine Rangordung zu bringen, also Präferenz zu entwickeln. Wert ist nichts weiter als ein bezugnehmender/relativer Stellenwert. Marx hingegen glaubte noch an den Äquivalenztausch, dass also Gleichwertiges getauscht würde. Dieser Gleichwert, diese Äquivalenz ist der vermeintliche "Fetisch", etwas, das vermeinlich in beiden zu tauschenden Gütern irgendwie stecken würde.

Mit Marx jedenfalls geht's zurück in vergangene, längst abgelöste Vorstellungen. Damit ist für einen "Linken" kein Blumentopf mehr zu gewinnen.
Ich lass mich gern belehren und bin grundsätzlich revisionsbereit. Das Thema interessiert mich sehr, hab' aber leider nur mangelhafte Vorkenntnisse und daran gemessen mangelhaft Zeit, mich damit zu befassen. Behauptet Marx im Kapital wirklich, dass am Güteraustausch irgendetwas "unnatürlich" sei. Er untersucht doch eigentlich immer nur Gegebenheiten. Eigentlich durch und durch menschengemachte Verhältnisse entziehen sich des menschlichen Zugriffs. Das ist der Punkt. Du glaubst, ein iPhone in der jeweils immer neuesten Variante besitzen zu müssen und schaffst damit Verhältnisse, die einen der großen IT-Konzerne zu globaler Macht verhelfen und die dich selbst in ein Beherrschtseinsverhältnis rücken. Du kannst diese Zusammenhänge zwar durchschauen, aber damit wirst du daran nix ändern können. Das ist für mich der grundsätzliche Gedanke.

Es ist der Partei "die Linke" ja nicht vorzuwerfen, dass sie sich für konkret umsetzbare politische und vor allem soziale Ziele einsetzt. Es ist vielleicht ein bissel so, wie wenn die Physik Modelle für bessere Motoren oder Sonnenkollektoren liefert, darüber aber vergisst, dass sie am Ende und vor allem eigentlich ein schlüssiges Bild unserer Welt und der grundlegenden Naturgesetze erbringen sollte. Ich bin auf der Suche nach der Partei, die mir nicht (nur) höhere Löhne, weniger Steuern, sinkende Kriminalität usw. verspricht sondern die zumindest auch über Gesellschaftsmodelle nachdenkt und wie dieser grundsätzliche Warenfetischcharakter zu überwinden ist.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von schokoschendrezki »

Quatschki hat geschrieben:(29 Aug 2019, 13:10)

Dem stehen unendlich viele Beispiele entgegen, wo Gemeinschaft, Kameradschaft, Loyalität und Disziplin ein Überleben überhaupt erst ermöglicht haben.
Das ist mir zu abstrakt und floskelhaft.

Der Rechtsstaat: "Das Prinzip des Rechtsstaats zielt damit auf Maßhaltung bei allem staatlichen Handeln ab, verhilft aber gleichzeitig dazu, im Rahmen der Verfassung gesetzte Staatsziele zu verwirklichen. Mit dieser Beschränkung eröffnet die Staatsverfassung dem Einzelnen die Freiheit, seinen durch die Grundrechte garantierten Handlungsspielraum zu nutzen."

Eines der grundlegenden Prinzipien unserer Staatlichkeit ist eben gerade mit einer Loslösung und Entbindung von Loyalität verbunden. Die Grundprinzipien vorher waren Lehnswesen, Ständeordnung und Leibeigenschaft. Allesamt Dinge, die auf Loyaliätseinforderungen hinauslaufen. Nun heißt es: Halte dich an die Gesetze. Dann kannst du tun, was immer du meinst, tun zu sollen. Das mögen viele und noch immer als "Entwurzelung" empfinden.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von Alter Stubentiger »

schokoschendrezki hat geschrieben:(29 Aug 2019, 15:42)

Das ist mir zu abstrakt und floskelhaft.

Der Rechtsstaat: "Das Prinzip des Rechtsstaats zielt damit auf Maßhaltung bei allem staatlichen Handeln ab, verhilft aber gleichzeitig dazu, im Rahmen der Verfassung gesetzte Staatsziele zu verwirklichen. Mit dieser Beschränkung eröffnet die Staatsverfassung dem Einzelnen die Freiheit, seinen durch die Grundrechte garantierten Handlungsspielraum zu nutzen."

Eines der grundlegenden Prinzipien unserer Staatlichkeit ist eben gerade mit einer Loslösung und Entbindung von Loyalität verbunden. Die Grundprinzipien vorher waren Lehnswesen, Ständeordnung und Leibeigenschaft. Allesamt Dinge, die auf Loyaliätseinforderungen hinauslaufen. Nun heißt es: Halte dich an die Gesetze. Dann kannst du tun, was immer du meinst, tun zu sollen. Das mögen viele und noch immer als "Entwurzelung" empfinden.
Unser Staat soll aber auch eine Gemeinschaft sein weil Gemeinsamkeit stark macht. Der grenzenlose Indiviualismus ist genauso abzulehnen wie die erzwungene Mitgliedschaft im Volkskollektiv. Man muß wie immer im Leben die richtige Balance zwischen den Extremen finden.
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von schokoschendrezki »

Aber noch mal zurück zum eigentlichen Thema.
Tom Bombadil hat geschrieben:(12 Jun 2019, 20:55)
Vllt. wird der Osten das neue Rentnerparadies? Billiges Wohnen dürfte garantiert sein, dazu himmlische Ruhe, es müsste nur ein paar Supermärkte, Ärzte und Krankenhäuser geben, damit die alten Herrschaften auch versorgt sind.
Sorry. Ich kann nicht anders als einen solchen Beitrag als Zeichen von "Ahnungslosigkeit" bezeichnen.

Selbst gutmeinende Menschen, die selbst von der Überversorgung durch Supermärkte, Krankenhäuser und Ärzte profitieren, reden unter vier Augen vom Problem der "Überversorgung". Und nicht der "Unterversorgung". Ich hab' mich kürzlich grad mit einem Arzt unterhalten, einem Gynäkologen, der von der Schließung eines dieser typischen kleinen Ostprovinzkrankenhäuser betroffen ist. (Keine Sorge, dem gehts alles andere als schlecht). Zu der These in der jüngst publizierten Studie der Bertelsmann-Stiftung, nach der ungefähr die Hälfte all dieser Krankenhäuser geschlossen werden müsste, sagt er: Die haben vollkommen recht. Überversorgung. Nicht Unterversorgung. Und bei Supermärkten siehts eigentlich noch krasser aus.

Was ich in den letzten Jahren allerdings mit einigem Erstaunen festgestellt habe. (Vielleicht war der Eindruck nur subjektiv und ich irre mich): Dass es im ohnehin unterbevölkerten Nordosten, also Brandenburg, S.A., MVP komischerweise eher ein Ost-West-Gefälle und weniger ein West-Ost-Gefälle gibt. Neustrelitz oder Prenzlau sind eigentlich picobello hergerichtete Landstädte mit allem drum und dran. Stralsund und Greifswald ebenso. (Da spielt allerdings die große Uni einerseits und der Tourismus andererseits eine gewisse Rolle). Neulich war ich in Goldberg. Einer Kleinstadt im Westen von MVP. Und ich kam mir wie 1990 vor. Leergefegt, verlassen, vernachlässigt.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Ostdeutschland: Einwohnerzahl sinkt dramatisch

Beitrag von schokoschendrezki »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(29 Aug 2019, 15:55)

Unser Staat soll aber auch eine Gemeinschaft sein weil Gemeinsamkeit stark macht. Der grenzenlose Indiviualismus ist genauso abzulehnen wie die erzwungene Mitgliedschaft im Volkskollektiv. Man muß wie immer im Leben die richtige Balance zwischen den Extremen finden.
Sorry. Aber auch ein Satz wie "Gemeinsamkeit macht stark" ist eine hohle Phrase. Und erinnert an Kindercomix aus den 60ern wie "Asterix der Gallier". Oder an abgehalfterte Staatsmänner wie Sarkozy (kennt den noch jemand?), der an eine (historisch so gar nicht existierende) Gemeinschaft der Gallier erinnerte. Oder an Erdogan mit seinem Osmanen-Fimmel. Das ist Quatsch von Gestern oder Stoff für Leute, die sich nach irgendeiner neuen Gemeinschaftlichkeit sehnen. Oder für Leute, bei denen gerade der Fußballclub aus irgendeiner Liga abgestiegen ist und die nun irgendeine neue Fanheimat suchen.

Differenz macht stark!
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