Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

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franktoast
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

Voight-Kampff hat geschrieben:(09 Aug 2017, 13:33)
Nochmal: Die Kundeneinlagen sind Schulden der Bank gegenüber Kunden. Schulden kann sie nicht verleihen.
Wenn Kundeneinlagen zufließen, sind das zum einen Schulden aber auch Forderungen aus Sicht der Bank. Es fließt ja Zentralbankgeld zu.
Wie gesagt. Im Zweifelsfall kommt das Bargeld von der Zentralbank.
Kurzfristig geht das nach meinem Wissen immer. Mittelfristig eher nicht. Aber ich gebe dir Recht, dass die Zentralbank auch als "Leiher" auf dem Markt auftritt.
Ich dachte du meinst einen konstanten Multiplikator.
Nein.
So ist es auch mit den Banken. Wenn Zentralbankgeld von einer abfließt, kann sie weniger Buchgeld schöpfen, die Zielbank aber umso mehr. Das heißt Überweisungen ändern gesamt betrachtet nichts. Man könnte sich genau so gut eine einzelne Bank vorstellen.
Es geht hier aber um die einzelne Bank und was die benötigt, um Kredite vergeben zu können. Wenn du Geld zu einem Konto einer anderen Bank überweist (kann auch vorher durch Kredit aufgenommen wurden sein) oder das Geld vom Automaten abhebst, bedeutet das für deine Bank, dass ihr Zentralbankgeld (Geldbasis) abfließt. Dieser Abfluss muss kompensiert werden. Das kann passieren durch:
1. Sie leiht sich Zentralbankgeld. Kurzfristig geht das immer, langfristig sehr schwierig.
2. Sie leiht sich Geld von anderen (Banken). Geht zu einem gewissen Umfang wohl auch oft. Die Geberbank verlangt ja ne Gebühr.
3. Ihr fließt Geld in gleicher Menge zu zB. ein Neukunde ein Konto eröffnet und sein Geld vom alten Konto zum Neuen überweist.

Punkt 1 und 2 sind eher Wackelkandidaten, aber wenn es um kurzfristige Fehlmengen geht, ein bewährtes Mittel. Ansonsten bildet die Basis #3.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Loki
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

franktoast hat geschrieben:(10 Aug 2017, 08:47)

Genau deswegen hält in der Fernseherbranche niemand seinen Konsum zurück, obwohl die Preise dort stark fallen.
Wie oft gab es bei Dir für den alten TV einen neuen in den vorherigen 5 Jahren ?

Die längste deflationäre Phase war während der Gilded Age in den USA. Also kannst du mir zeigen, wie all diese schlimmen Dinge damals passierten, als die USA zum reichsten Land er Welt wurden?
Ich sehe nach wie vor keine Defla.-Spirale damals. Es liegen auch keine Daten hier zu Arbeitslosenzahlen/Lohnentwicklung vor.

Die gleichzeitige Erhöhung der Menge der produzierten Güter deutet darauf hin, daß entweder per Neuverschuldung, Nutzung zuvor gesparter Geldmittel oder "Geldmittel von Außen" (Edelmetallverkauf in die Welt ?) die Produktion befeuert wurde.

Ich sehe aber auch, daß die USA überschuldet ist; und dies nicht erst seit gestern. Damit siehst du "ein schlimmes Ding", das wohl seit damals passierte und noch heute passiert.

Gilded Age auf Kosten der nächsten Generationen. Wem kommt ähnliches bekannt vor ?
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Loki
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

franktoast hat geschrieben:(10 Aug 2017, 08:50)
DIe Jahre davor fielen Preise eher.
Um die Preise alleine geht es während einer Defla.-Phase nie. Die Lohnentwicklung, allg. Kaufkraft mitberücksichtigen.

Nicht daß diese Statistik einfach nur die Teuerungsrate zeigt !?

Es geht darum, dass die USA in der Zeit nicht hätte reicher werden dürfen, wenn eure Theorien zur Deflation stimmen würden.
Geldbesitzer werden jedoch "reicher" in einer Deflation; weil der Wert ihres Geldes steigt.

Interessant somit zu Gilded Age: Warum konnten die US-Firmen (plötzlich) so viele Güter an kaufkräftige Kunden verkaufen ? Wer waren diese Kunden und woher hatten sie ihre Geldmittel ? Arbeitslose oder bettelarme Sklaven waren wohl nicht die Käufer.
Schnäppchenjäger vielleicht, die zuvor Geld auf dem Sparbuch sparten ? Oder doch eher Neuverschuldete ?
Gar das reiche(re) Ausland ? Oder fanden staatliche Subventionen (mittels Staatsverschuldung) statt ?

Was ist/war d. M. n. das Anti-Defla.-Geheimnis der USA, welches nun Japan zu Gute käme ? Gibt es überhaupt ein solches Geheimnis/Rezept ?
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Loki
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

Hier ein paar weitere Daten zu "Gilded Age":
Juli 1893, Dow-Jones-Index Schlussstand 26,07, Veränderung in Prozent −18,43
Infla.Wert aus der zuvor verlinkten Tabelle:
Jan 1, 1894 -13.29%
Jan 1, 1893 7.78%


Okt. 1907, Dow-Jones-Index Schlussstand 42,12, Veränderung in Prozent −14,81
Infla.-Werte:
Jan 1, 1908 -2.15%
Jan 1, 1907 4.49%


Juli 1903, DJI Schlussstand 37,06, Veränderung in Prozent −14,07
Infla.-Werte:
Jan 1, 1904 -4.39%
Jan 1, 1903 9.62%


Sep. 1903, DJI Schlussstand 33,44, Veränderung in Prozent −13,88
Infla.-Werte siehe oben


Dez. 1899 DJI Schlussstand 48,24, Veränderung in Prozent −12,55
Infla.-Werte:
Jan 1, 1900 16.86%
Jan 1, 1899 1.50%


http://de.wikipedia.org/wiki/Dow_Jones_ ... al_Average


Ich erkenne noch keinen direkten Zusammenhang von Börsengeschehen (hier einige Minicrashs) mit der Infla.- Defla-Rate.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

franktoast hat geschrieben:(10 Aug 2017, 08:59)

Wenn Kundeneinlagen zufließen, sind das zum einen Schulden aber auch Forderungen aus Sicht der Bank. Es fließt ja Zentralbankgeld zu.
Die Kundeneinlage ist das Guthaben der Kunden bei der Bank. Das sind Schulden der Bank bei den Kunden und sonst nichts.
Kurzfristig geht das nach meinem Wissen immer. Mittelfristig eher nicht. Aber ich gebe dir Recht, dass die Zentralbank auch als "Leiher" auf dem Markt auftritt.
Das geht so lange wie die Zentralbank will.
Es geht hier aber um die einzelne Bank und was die benötigt, um Kredite vergeben zu können. Wenn du Geld zu einem Konto einer anderen Bank überweist (kann auch vorher durch Kredit aufgenommen wurden sein) oder das Geld vom Automaten abhebst, bedeutet das für deine Bank, dass ihr Zentralbankgeld (Geldbasis) abfließt. Dieser Abfluss muss kompensiert werden. Das kann passieren durch:
1. Sie leiht sich Zentralbankgeld. Kurzfristig geht das immer, langfristig sehr schwierig.
2. Sie leiht sich Geld von anderen (Banken). Geht zu einem gewissen Umfang wohl auch oft. Die Geberbank verlangt ja ne Gebühr.
3. Ihr fließt Geld in gleicher Menge zu zB. ein Neukunde ein Konto eröffnet und sein Geld vom alten Konto zum Neuen überweist.

Punkt 1 und 2 sind eher Wackelkandidaten, aber wenn es um kurzfristige Fehlmengen geht, ein bewährtes Mittel. Ansonsten bildet die Basis #3.
Überleg mal was der Goldschmied machen muss um neue Goldscheine ausegeben zu können. Wenn jemand kommt und ihm mehr Gold gibt, dann wär das eine Möglichkeit. Wenn jemand ihm z.B 10g Gold gibt, dann kann er z.B. Goldscheine über 40g rausgeben. Ist das soweit klar?
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

franktoast hat geschrieben:(10 Aug 2017, 08:47)
Die längste deflationäre Phase war während der Gilded Age in den USA. Also kannst du mir zeigen, wie all diese schlimmen Dinge damals passierten, als die USA zum reichsten Land er Welt wurden?
Als Gilded Age bezeichnet man die Periode 1870-1900. Die Zeit 1900-1920 bezeichnet man als Progressive Era.

Während der 1870er gab es die längste Wirtschaftsdepression der US Geschichte. Es gab während dieser Zeit auch sonst so einige Finanzcrashs.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Adam Smith »

Voight-Kampff hat geschrieben:(10 Aug 2017, 16:41)

Als Gilded Age bezeichnet man die Periode 1870-1900. Die Zeit 1900-1920 bezeichnet man als Progressive Era.

Während der 1870er gab es die längste Wirtschaftsdepression der US Geschichte. Es gab während dieser Zeit auch sonst so einige Finanzcrashs.
Im 19 Jahrhundert gab es in den USA mehr Jahrzehnte mit Deflation als mit Inflation. Die Wirtschaft ist kräftig gewachsen.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

Adam Smith hat geschrieben:(10 Aug 2017, 16:59)

Im 19 Jahrhundert gab es in den USA mehr Jahrzehnte mit Deflation als mit Inflation. Die Wirtschaft ist kräftig gewachsen.
Ich weiß leider nicht genug über das Finanzsystem des neunzehnten Jahrhunderts um da mitreden zu können. Wie misst man die Inflation in der Zeit?
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

Adam Smith hat geschrieben:(10 Aug 2017, 16:59)

[...] Die Wirtschaft ist kräftig gewachsen.
Also hauptsächlich das Konto der Superreichen und Neusuperreichen; war/ist ja schließlich keine Planwirtschaft...

Und das waren dann wahrscheinlich auch die, die die großen Kurssprünge beim Dow-Jones herbeizaubern oder wenigstens "erfolgsversprechend" einleiten konnten.




Die allg. Lehrbuchdefinition beschriebt wohl, daß in einer (längeren) Deflation die Güterpreise verringert werden und Löhne sowie Gehälter auf breiter Basis sinken, mindestens jedoch stagnieren.

Die Sache mit den Löhnen und den Gehältern könnte doch auch einfach nur als Kaufkraft zusammengefasst werden ?
Deflation: Sinkende Güterpreise, damit die Güter überhaupt hinreichend erworben werden,
und gleichzeitig kein nennenswerter Anstieg der Kaufkraft in der Bevölkerung.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

Voight-Kampff hat geschrieben:(10 Aug 2017, 17:30)

Ich weiß leider nicht genug über das Finanzsystem des neunzehnten Jahrhunderts um da mitreden zu können. Wie misst man die Inflation in der Zeit?
:D Im Warenkorb tauchten jedenfalls damals keine Fernseher auf.


Hauptausgabe war wohl für Fleisch/Nahrung. Und Waffen.

Fraglich natürlich, woher die in etwa wußten, was die Industrie- und Hafenarbeiter, Farmer, Händler etc. so tatsächlich monatlich verdienten. Die totale Bankkontoüberwachung durch das Finanzamt gab es da noch nicht.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Voight-Kampff hat geschrieben:(10 Aug 2017, 16:26)

Die Kundeneinlage ist das Guthaben der Kunden bei der Bank. Das sind Schulden der Bank bei den Kunden und sonst nichts.
Naja, auf der Aktivseite der Bankbilanz entsteht eine Forderung gg. der Zentralbank. Es erhöhen sich also auch die Zentralbankreserven der Bank.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

Voight-Kampff hat geschrieben:(10 Aug 2017, 17:30)

Ich weiß leider nicht genug über das Finanzsystem des neunzehnten Jahrhunderts um da mitreden zu können. Wie misst man die Inflation in der Zeit?
Hat sich erledigt. Hab selber nachgegoogelt. Ziemlich problematisch das so zu vergleichen, aber warum nicht. Ich muss erstmal drüber nachdenken.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

Loki hat geschrieben:(10 Aug 2017, 09:59)
Wie oft gab es bei Dir für den alten TV einen neuen in den vorherigen 5 Jahren ?
Einmal. Wie stark ist der Umsatz von Samsung die letzten 5 Jahre gefallen?
Ich sehe nach wie vor keine Defla.-Spirale damals. Es liegen auch keine Daten hier zu Arbeitslosenzahlen/Lohnentwicklung vor.
Zum BIP/Kopf hab ich Zahlen zur damaligen Zeit (auch im Vergleich zum Rest der Welt) verlinkt.
Die gleichzeitige Erhöhung der Menge der produzierten Güter deutet darauf hin, daß entweder per Neuverschuldung, Nutzung zuvor gesparter Geldmittel oder "Geldmittel von Außen" (Edelmetallverkauf in die Welt ?) die Produktion befeuert wurde.

Ich sehe aber auch, daß die USA überschuldet ist; und dies nicht erst seit gestern. Damit siehst du "ein schlimmes Ding", das wohl seit damals passierte und noch heute passiert.

Gilded Age auf Kosten der nächsten Generationen. Wem kommt ähnliches bekannt vor ?
Wie hoch war denn die Verschuldung in der Gilded Age? Hat Rockefeller sich derartig verschuldet, als er den Ölpreis um 90% drückte?
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

Loki hat geschrieben:(10 Aug 2017, 10:14)

Um die Preise alleine geht es während einer Defla.-Phase nie. Die Lohnentwicklung, allg. Kaufkraft mitberücksichtigen.

Nicht daß diese Statistik einfach nur die Teuerungsrate zeigt !?
Doch,genau das ist Deflation.
Wikipedia: "Unter Deflation versteht man in der Volkswirtschaftslehre einen allgemeinen, signifikanten und anhaltenden Rückgang des Preisniveaus für Waren und Dienstleistungen."

Geldbesitzer werden jedoch "reicher" in einer Deflation; weil der Wert ihres Geldes steigt.
Also würden die Reichen üblicherweise ärmer, da diese hauptsächlich Unternehmen und Immobilien halten?
Interessant somit zu Gilded Age: Warum konnten die US-Firmen (plötzlich) so viele Güter an kaufkräftige Kunden verkaufen ? Wer waren diese Kunden und woher hatten sie ihre Geldmittel ? Arbeitslose oder bettelarme Sklaven waren wohl nicht die Käufer.
Schnäppchenjäger vielleicht, die zuvor Geld auf dem Sparbuch sparten ? Oder doch eher Neuverschuldete ?
Gar das reiche(re) Ausland ? Oder fanden staatliche Subventionen (mittels Staatsverschuldung) statt ?
Die Produktivität und somit Löhne stiegen in dieser Zeit. Kapital konnte sich damals mehr oder weniger ungehindert vermehren (siehe Rockefeller, Carnegie, Vanderbilt), was natürlich enorme Wohlfahrtseffekte zur Folge hatte, da eben die Produktivität so stark stieg. Sicherlich hat auch die Zuwanderung aus Europa die Wirtschaft begünstigt. Ich denke, das waren die beiden Hauptfaktoren. Ab 1913 war es sicherlich auch ein großer Faktor, dass die USA nicht bei zwei Weltkriegen zerstört wurde.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

Voight-Kampff hat geschrieben:(10 Aug 2017, 16:41)

Als Gilded Age bezeichnet man die Periode 1870-1900. Die Zeit 1900-1920 bezeichnet man als Progressive Era.

Während der 1870er gab es die längste Wirtschaftsdepression der US Geschichte. Es gab während dieser Zeit auch sonst so einige Finanzcrashs.
Es gibt unterschiedlichen Datumsangaben zu der Zeit. Manche sagen, es fing 1870 an, andere 1877. Andere sagen, es ging bis zur Jahrhundertwende, andere bis 1890. Das BIP/Wachstum pro Kopf hab ich nur vom Zeitraum 1870 bis 1913 (kurz vor dem 1. Weltkrieg), also hab ich das genommen.

Es war eine Zeit der großen Investitionen. Der "Robber Barrons". Damals lebten relativ zum Gesamtreichtum die reichsten Männer der Welt. Carnegie, Rockefeller, Vanderbilt, Morgan. Oft wird die Zeit auch so dargestellt wie der Manchesterkapitalismus. Genau diese Zeit war es aber, in der es enormen Fortschritt gab. Kapital wurde akkumuliert. Anfangs natürlich erst sehr wenig, denn von nichts auf 100 ist das nicht so einfach.

Fairerweise muss man allerdings sagen, dass der Fortschritt dann nicht aufhörte. Es ist schwer zu sagen, welche Jahrzehnte den meisten "Fortschritt" brachten. Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg war ja auch nicht verkehrt. Kühlschrank, Urlaub, Auto. All diese Sachen kamen zunehmend in Haushalte. Die goldenen Zwanziger waren wohl auch toll. Und die Zeit, seit es Computer, Internet und Handys gibt, war ja auch enorm. Nur stiegen die letzten 20 Jahre die Löhne nicht derartig, wie man es gewohnt war. Könnte aber auch damit zusammen hängen, weil seit etwa 20-30 Jahren mehr auf Qualität statt Quantität gesetzt wird.
Der Sprung von "Kein Fernseher" zu "Röhrenfernseher" war eben größer als "Röhrenfernseher" zu "Flatscreen". Auch war der Sprung von "Kein Urlaub" zu "1 Woche Alpen/Ostsee" größer als "1Woche Alpen/Ostsee" zu "3 Wochen USA".
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Adam Smith »

Die Löhne steigen wegen dem demographischen Wandel kaum noch. Es gibt immer mehr Rentner, die finanziert werden wollen. Des Weiteren steigen durch den demographischen Wandel auch die Gesundheitsausgaben.
Das ist Kapitalismus:

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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von BlueMonday »

Also zusammengefasst: es gibt keinen belastbaren Zusammenhang zwischen Deflation und Rezession, weder empirisch noch theoretisch fundiert.
Es gab sogar Phasen, in denen Deflation und Wachstum zusammen auftraten. Und es gibt auch nicht ohne Grund den Begriff der Stagflation, der ja nun darauf hindeutet, dass inflationäre Geldpolitik keine "Lösung" ist, im Gegenteil.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

franktoast hat geschrieben:(11 Aug 2017, 08:42)

Einmal. Wie stark ist der Umsatz von Samsung die letzten 5 Jahre gefallen?
TV-Sparte Samsung wäre dazu wenn überhaupt interessant.

Hab ein paar (andere) Kennzahlen zu Samsungs TV-Bereich gefunden:
"Der Bereich Consumer Electronics gab trotz höherer Umsätze mit Premium-TVs wie SUHD und Curved TVs einen Ertragsrückgang bekannt.
[...]
Für das erste Quartal 2017 wird mit einem Rückgang des Gesamtertrags im Vergleich zu Q4 2016 gerechnet, da die Erlöse in den Geschäftsbereichen aufgrund gestiegener Marketingausgaben im Mobilfunkgeschäft und eines Absatzrückgangs von Fernsehgeräten durch schwache saisonale Nachfrage zurückgehen dürften.
"
https://news.samsung.com/de/samsung-ele ... 16-bekannt

Und älter:
"Unbefriedigend verlief die Entwicklung hingegen in der Digital-Media-Sparte, in der Samsung mit seinen Flachbildschirmen die weltweite Marktführerschaft markiert. Sie fuhr einen Verlust von rund 170 Milliarden Won ein. Auch im Bereich der Produktion von LCD-Panels musste Samsung Abstriche hinnehmen. Der Nettogewinn ging gegenüber dem Vorjahr um 81 Prozent auf 100 Milliarden Won zurück.

Der Chef der TV-Sparte, Yoon Boo Keun, rechnet für das laufende Jahr trotzdem mit einer Steigerung des weltweiten Flat-TV-Absatzes von Samsung um 15 Prozent auf 45 Millionen Geräte und einer Rückehr in die Gewinnzone.
"
http://www.digitalfernsehen.de/Samsung- ... 448.0.html

Ähnlich bei SONYs TV-Sparte:
"Das Fernsehgeschäft beschert den Japanern seit acht Jahren rote Zahlen. "
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Sony-spal ... 58291.html


Und das, obwohl die Deutschen kaum TVs mehr herstellen...
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

Adam Smith hat geschrieben:(10 Aug 2017, 16:59)

Im 19 Jahrhundert gab es in den USA mehr Jahrzehnte mit Deflation als mit Inflation. Die Wirtschaft ist kräftig gewachsen.
Die Zahlen beruhen auf Güterpreisen in New York. Kosten für Wohnung sind nicht enthalten. Ich würde eher davon ausgehen, dass diese Kosten gestiegen sind, wegen des rapiden Bevölkerungswachstums. D.h. ich würde davon ausgehen, dass ein Messverfahren wie heute, höhere Inflation feststellen würde.

Ich denke auch, dass man die Zahlen nicht auf die gesamten USA übertragen kann. Wegen der höheren Transportkosten, müssen sich die Güterpreise von Ort zu Ort, stärker unterschieden haben, als heute. Dazu kommt, dass das Bankensystem mit dem heutigen kaum vergleichbar ist. Wenn eine Bank in einer Region mehr Scheine ausgibt kann das lokal zu Inflation führen. Wenn sie durch einen Bank Run untergeht und ihre Scheine wertlos werden, dann lokal Deflation.

Pleitewellen durch Finanzkrisen sind für diese Zeit gut dokumentiert. Genau deswegen wurde am Schluss die Fed gegründet. Deflation schränkt die Handlungsfähigkeit der Zentralbank ein und damit die Möglichkeit Abhilfe zu schaffen.

Deflation hat einen anderen Charakter wenn eine Zentralbank Fiatgeld schöpft. Würde eine heutige Zentralbank Deflation oder Null-Inflation zum Ziel erklären, so würde das einer Subvention auf Bargeldhaltung gleichkommen. Damals war Gold die Geldbasis, so dass immer die Möglichkeit bestand, dass über neue Funde oder Importe eine Wertminderung eintreten würde. Natürlich sind die verzerrenden Auswirkungen der Subvention dieselben, egal ob diese explizit über eine ZB garantiert wird, oder implizit über einen Goldstandard.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

franktoast hat geschrieben:(11 Aug 2017, 08:42)
Wie hoch war denn die Verschuldung in der Gilded Age?
Insbesondere die Neuverschuldung.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

franktoast hat geschrieben:(11 Aug 2017, 08:47)

Doch,genau das ist Deflation.
Wikipedia: "Unter Deflation versteht man in der Volkswirtschaftslehre einen allgemeinen, signifikanten und anhaltenden Rückgang des Preisniveaus für Waren und Dienstleistungen."
Das ist quatsch.


Kapital konnte sich damals mehr oder weniger ungehindert vermehren (siehe Rockefeller, Carnegie, Vanderbilt), was natürlich enorme Wohlfahrtseffekte zur Folge hatte, da eben die Produktivität so stark stieg.
Die Frage ist, mit welchem (mehr an) Geld dieses plötzliche mehr-an-Gütern aufgrund gestiegener Produktivität erworben wurde... das deutet ein wenig auf eine erhöhte Geldmenge und somit eine erhöhte Verschuldung hin.
Da es allerdings zu dieser Zeit in den USA noch einen Goldstandard gab, ist anzunehmen, daß einfach "mehr Gold zu Geld gemacht wurde"; Geldschöpfung mittels Aufkauf von Aktiva.


Hier ein Zitat zum Goldstandard, welches beim Thema US-Deflation nicht unerheblich ist: "1933 lösten sich die Vereinigten Staaten vom Goldstandard, um die Geldmenge auszuweiten und die Deflation zu beenden."
Aus dem Wiki-Artikel zum Goldstand: http://de.wikipedia.org/wiki/Goldstanda ... .281933.29
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Adam Smith »

Loki hat geschrieben:(11 Aug 2017, 11:43)

Das ist quatsch.
Wie lautet denn die Definition?
Das ist Kapitalismus:

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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

BlueMonday hat geschrieben:(11 Aug 2017, 10:11)
Es gab sogar Phasen, in denen Deflation und Wachstum zusammen auftraten.
Wenn angenommen wird - von wem auch immer - "Deflation" sein dann, wenn das Preisniveau sinke, ist dies auch nur logisch während Wachstumsphasen,
wenn man bspw. die Preiseffekte der Massenproduktion (Gesetz der Massenproduktion) kennt...
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

Adam Smith hat geschrieben:(11 Aug 2017, 11:50)

Wie lautet denn die Definition?
Anders.
Habe sie nicht parat. Die von der BuBA halte ich für unzureichend.

Kaufkraft der Verbraucherhaushalte sollte m. M. n. in die Definition mit rein genauso wie allg. eine nähere Erläuterung zum "Wert des Geldes" (während einer Defla.-Phase).



Grund: Stellen nahezu alle Betreibe in einem Währungsraum auf (erweiterte) Massenproduktion um und können deswegen die Preise der von ihnen hergestellten Güter gesenkt werden, stellt dies allein doch nicht eine Deflation dar; welche es möglicherweise sogar zu bekämpfen gilt ?
Ähnlich eben wie im Eingangsbeitrag erwähnt.

Ein allgemeiner, signifikanter und anhaltender Rückgang des Preisniveaus allein ist somit genauso ungleich einer waschechten Deflation,
so wie ein Raucherhusten ungleich eines krankhaft bedingten Keuchhustens ist.
Obwohl das Symptom (Husten und Hustanfälle, teilweise sogar Blutspucken) gleich ist.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

Loki hat geschrieben:(11 Aug 2017, 11:24)

TV-Sparte Samsung wäre dazu wenn überhaupt interessant.

Hab ein paar (andere) Kennzahlen zu Samsungs TV-Bereich gefunden:
"Der Bereich Consumer Electronics gab trotz höherer Umsätze mit Premium-TVs wie SUHD und Curved TVs einen Ertragsrückgang bekannt.
[...]
Für das erste Quartal 2017 wird mit einem Rückgang des Gesamtertrags im Vergleich zu Q4 2016 gerechnet, da die Erlöse in den Geschäftsbereichen aufgrund gestiegener Marketingausgaben im Mobilfunkgeschäft und eines Absatzrückgangs von Fernsehgeräten durch schwache saisonale Nachfrage zurückgehen dürften.
"
https://news.samsung.com/de/samsung-ele ... 16-bekannt

Und älter:
"Unbefriedigend verlief die Entwicklung hingegen in der Digital-Media-Sparte, in der Samsung mit seinen Flachbildschirmen die weltweite Marktführerschaft markiert. Sie fuhr einen Verlust von rund 170 Milliarden Won ein. Auch im Bereich der Produktion von LCD-Panels musste Samsung Abstriche hinnehmen. Der Nettogewinn ging gegenüber dem Vorjahr um 81 Prozent auf 100 Milliarden Won zurück.

Der Chef der TV-Sparte, Yoon Boo Keun, rechnet für das laufende Jahr trotzdem mit einer Steigerung des weltweiten Flat-TV-Absatzes von Samsung um 15 Prozent auf 45 Millionen Geräte und einer Rückehr in die Gewinnzone.
"
http://www.digitalfernsehen.de/Samsung- ... 448.0.html

Ähnlich bei SONYs TV-Sparte:
"Das Fernsehgeschäft beschert den Japanern seit acht Jahren rote Zahlen. "
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Sony-spal ... 58291.html


Und das, obwohl die Deutschen kaum TVs mehr herstellen...
Was hast du immer mit deinen Deutschen? Samsung Electronics verkauft nur Produkte, die jedes deutlich an Wert abnehmen. Der Umsatz ist die letzten 5 Jahre um 50% gestiegen. Weil die Produkte immer günstiger und billiger werden, können viele Länder überhaupt erst diese Produkte kaufen.
Aber wenn ich mir ein neues Handy, Fernseher etc. kaufe, dann ist mir klar, dass der Preis sinkt. Aber deswegen kaufe ich ja nicht weniger, sondern eher mehr.

Stell dir vor, ein Handy kostet ein Monatsgehalt und ändert sich vom Preis her nicht. Oder ein Handy kostet ein Monatsgehalt, aber jedes Jahr 20% weniger. In welchem Fall kaufst du mehr Handys in deinem Leben?
Das andere ist: Samsung hat ja auch jedes Jahr niedrigere Kosten, die sie natürlich an ihre Kunden weitergeben.

Blende mal diese ganze Geschichte mit Geldmenge, Warten etc. aus und denk mal nur daran:
Die Produktivität steigt, also werden alle Produkte relativ zum Lohn immer günstiger. Und jetzt sag mir, inwiefern das schlecht sein kann?
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

Loki hat geschrieben:(11 Aug 2017, 11:43)
Das ist quatsch.
Zeig mir ne seriösere, objektivere Quelle als Wikipedia. (nein, kein Scherz).

Die Frage ist, mit welchem (mehr an) Geld dieses plötzliche mehr-an-Gütern aufgrund gestiegener Produktivität erworben wurde... das deutet ein wenig auf eine erhöhte Geldmenge und somit eine erhöhte Verschuldung hin.
Da es allerdings zu dieser Zeit in den USA noch einen Goldstandard gab, ist anzunehmen, daß einfach "mehr Gold zu Geld gemacht wurde"; Geldschöpfung mittels Aufkauf von Aktiva.
Wenn man sich vorstellt, dass viele gebildete Menschen aus dem Ausland zuwandern und Kapital leicht akkumuliert werden kann, dazu freie Märkte, und bahnbrechene Technologien wie Öl, Dampf, Verbrenner hat? Da erscheint es mir relativ klar, dass das zu großen Wohlstandswachstum führt. Auch wenn die Menschen der Gilded Age selber davon noch nicht krass davon profitiert haben. Nicht so krass wie ihre Kinder. Und auch heute noch profitiert man von dem damals angelegten Kapitalstock.
Hier ein Zitat zum Goldstandard, welches beim Thema US-Deflation nicht unerheblich ist: "1933 lösten sich die Vereinigten Staaten vom Goldstandard, um die Geldmenge auszuweiten und die Deflation zu beenden."
Aus dem Wiki-Artikel zum Goldstand: http://de.wikipedia.org/wiki/Goldstanda ... .281933.29
Das war in der Great Depression. Nach dem Boom folgte der Crash und die Politik suchte nach Handlungsmaßnahmen.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

franktoast hat geschrieben:(11 Aug 2017, 18:37)
Blende mal diese ganze Geschichte mit Geldmenge, Warten etc. aus und denk mal nur daran:
Die Produktivität steigt, also werden alle Produkte relativ zum Lohn immer günstiger. Und jetzt sag mir, inwiefern das schlecht sein kann?
Die Produktivitätssteigerung oder das Senken der Preise ?

Werden auf breiter Front Güterpreise deswegen gesenkt, weil ansonsten die Lager zu vollbleiben, dann gilt:
Investitions- und Konsumstagnation. (Mit all den Folgen.)

Das steht sogar bei Wiki.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

BlueMonday hat geschrieben:(11 Aug 2017, 10:11)

Also zusammengefasst: es gibt keinen belastbaren Zusammenhang zwischen Deflation und Rezession, weder empirisch noch theoretisch fundiert.
Es gab sogar Phasen, in denen Deflation und Wachstum zusammen auftraten. Und es gibt auch nicht ohne Grund den Begriff der Stagflation, der ja nun darauf hindeutet, dass inflationäre Geldpolitik keine "Lösung" ist, im Gegenteil.
Warum meinst du, dass die Zentralbanken Inflation lieber haben, wenn es dafür keinen Grund gibt?

Wie siehst du das unter dem Aspekt Gerechtigkeit? Selbst wenn es keinen Einfluss auf die Gesamtwirtschaft hätte, wie rechtfertigt man die Umverteilung an Geldbesitzer und den Bankensektor?
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Adam Smith »

Voight-Kampff hat geschrieben:(11 Aug 2017, 19:46)

Warum meinst du, dass die Zentralbanken Inflation lieber haben, wenn es dafür keinen Grund gibt?
Warum kauft die EZB im grossen Stil Staatsanleihen?
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

Adam Smith hat geschrieben:(11 Aug 2017, 19:48)

Warum kauft die EZB im grossen Stil Staatsanleihen?
Um mehr Geld in Umlauf zu bringen?
Adam Smith
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Adam Smith »

Voight-Kampff hat geschrieben:(11 Aug 2017, 20:06)

Um mehr Geld in Umlauf zu bringen?
Das ist der offizielle Grund. Könnte es noch einen Grund geben?
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

Adam Smith hat geschrieben:(11 Aug 2017, 23:05)

Das ist der offizielle Grund. Könnte es noch einen Grund geben?
Es könnte viele Gründe geben. Bringt es was zu spekulieren?
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Adam Smith »

Voight-Kampff hat geschrieben:(11 Aug 2017, 23:35)

Es könnte viele Gründe geben. Bringt es was zu spekulieren?
Falls es einen anderen Grund gibt schon.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von BlueMonday »

Voight-Kampff hat geschrieben:(11 Aug 2017, 19:46)

Warum meinst du, dass die Zentralbanken Inflation lieber haben, wenn es dafür keinen Grund gibt?

Wie siehst du das unter dem Aspekt Gerechtigkeit? Selbst wenn es keinen Einfluss auf die Gesamtwirtschaft hätte, wie rechtfertigt man die Umverteilung an Geldbesitzer und den Bankensektor?
Wieso keinen Grund? Natürlich gibt es immer Gründe für irgendeine Handlung.
Ja, warum sind die Entscheidungsträger in den Zentralbanken in der Regel Inflationisten? Als Zentralbanker ist man eine Art Politiker, ein Geldpolitiker. Als Politiker ist man wiederum in der Regel Interventionist. Die Intervention ist gewissermaßen der Arbeitsnachweis des Politikers. Würde man als Poltiker gegen die Intervention an sich argumentieren (und damit für die spontane Ordnung, für das laissez faire etc), würde man also behaupten, die Eingriffe von außen ins Marktgeschehen seien nicht nur überflüssig, sondern sogar schädlich, dann wäre das ja so als wenn ein Drogendealer vor Drogen warnen würde ... eben höchst unwahrscheinlich. Im Rahmen der "public choice" bzw. Institutionenökonomik wurde dazu schon einiges ins Bewusstsein gerückt

Der wesentliche Arbeitsnachweis des Zentralbankers ist nun typischerweise die Geldemission zu einem vom Geldzentralplaner festgesetzten Preis (Leitzins, Spitzenrefinanzierungssatz, Lombardsatz, Diskontsatz und welch Namen dafür in der Geschichte der Zentralbanken noch ersonnen wurden).
Dagegen hat eine zurückhaltende oder gar ablehnende Ansicht natürlich den weitaus schlechteren Stand. Wenn, dann kommen entsprechende Impulse von "außerhalb". Wenn es dich interessiert, beschäftige dich doch mal mit den Texten der "Gegenseite". Die sog. "austrian economics" ist da wohl führend.
Zum Einstieg:
https://mises.org/library/deflating-deflation-myth
https://mises.org/library/what’s-so-sca ... -deflation
https://mises.org/library/defense-deflation
https://mises.org/library/price-deflati ... -optimal-0
https://mises.org/library/ecb-fears-def ... should-not
usw. usf.

Wie rechtfertigt man die Umverteilungseffekte durch Geldausweitung? Das ist doch erst einmal die zu stellende Frage. Die Intervention muss wohl begründet werden.
Und wer sind die Geldbesitzer? Wir alle sind doch wohl hoffentlich Geldbesitzer und Geldnutzer. Weh dem, der keines besitzt. An den Banken darf auch jeder partizipieren. Sei es als Kunde oder als Aktionär. Die Deutsche Bank ist bspw im breitem Streubesitz. Niemand muss sich ausgeschlossen fühlen. Eine Bank ist ja nicht irgendwie eine Instititution von extraterrestrischen Reptoloiden. Die Banken stehen im Zentrum der Gesellschaft. Genossenschaftsbanken, Sparkassen...
Wenn, dann ist wohl der Sparer gemeint, und nicht der Geldbesitzer. Wer ist der klassische Sparer? Der Rentner, der seine Anwartschaft während seines langen Arbeitsleben aufbaut, der dafür auf Konsum verzichtet. So gut wie jeder wird doch wohl hoffentlich mal Rentner sein. Warum sollte dessen Kaufkraft nicht steigen dürfen?
Zuletzt geändert von BlueMonday am Sa 12. Aug 2017, 11:19, insgesamt 1-mal geändert.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

Adam Smith hat geschrieben:(11 Aug 2017, 23:56)

Falls es einen anderen Grund gibt schon.
Stell einfach deine These vor. Ich sehe nichts was im Kontext Sinn gibt.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

BlueMonday hat geschrieben:(12 Aug 2017, 11:17)

Wieso keinen Grund? Natürlich gibt es immer Gründe für irgendeine Handlung.
Ja, warum sind die Entscheidungsträger in den Zentralbanken in der Regel Inflationisten? Als Zentralbanker ist man eine Art Politiker, ein Geldpolitiker. Als Politiker ist man wiederum in der Regel Interventionist. Die Intervention ist gewissermaßen der Arbeitsnachweis des Politikers. Würde man als Poltiker gegen die Intervention an sich argumentieren (und damit für die spontane Ordnung, für das laissez faire etc), würde man also behaupten, die Eingriffe von außen ins Marktgeschehen seien nicht nur überflüssig, sondern sogar schädlich, dann wäre das ja so als wenn ein Drogendealer vor Drogen warnen würde ... eben höchst unwahrscheinlich. Im Rahmen der "public choice" bzw. Institutionenökonomik wurde dazu schon einiges ins Bewusstsein gerückt

Der wesentliche Arbeitsnachweis des Zentralbankers ist nun typischerweise die Geldemission zu einem vom Geldzentralplaner festgesetzten Preis (Leitzins, Spitzenrefinanzierungssatz, Lombardsatz, Diskontsatz und welch Namen dafür in der Geschichte der Zentralbanken noch ersonnen wurden).
Das funktioniert nicht als Erklärung. Die Leitzinsen können auch gesetzt werden um Deflation herbeizuführen. In wirtschaftlich besseren Zeiten wurde die Zentralbank für ihre Fähigkeit gelobt die Inflation niedrig zu halten. Da war also die niedrige Inflationsrate der Arbeitsnachweis.
Dagegen hat eine zurückhaltende oder gar ablehnende Ansicht natürlich den weitaus schlechteren Stand. Wenn, dann kommen entsprechende Impulse von "außerhalb". Wenn es dich interessiert, beschäftige dich doch mal mit den Texten der "Gegenseite". Die sog. "austrian economics" ist da wohl führend.
Ich frage mich immer, wer die ganzen schönen Webseiten bezahlt... und wieso.
Wie rechtfertigt man die Umverteilungseffekte durch Geldausweitung? Das ist doch erst einmal die zu stellende Frage. Die Intervention muss wohl begründet werden.
Und wer sind die Geldbesitzer? Wir alle sind doch wohl hoffentlich Geldbesitzer und Geldnutzer. Weh dem, der keines besitzt. An den Banken darf auch jeder partizipieren. Sei es als Kunde oder als Aktionär. Die Deutsche Bank ist bspw im breitem Streubesitz. Niemand muss sich ausgeschlossen fühlen. Eine Bank ist ja nicht irgendwie eine Instititution von extraterrestrischen Reptoloiden. Die Banken stehen im Zentrum der Gesellschaft. Genossenschaftsbanken, Sparkassen...
Wenn, dann ist wohl der Sparer gemeint, und nicht der Geldbesitzer. Wer ist der klassische Sparer? Der Rentner, der seine Anwartschaft während seines langen Arbeitsleben aufbaut, der dafür auf Konsum verzichtet. So gut wie jeder wird doch wohl hoffentlich mal Rentner sein. Warum sollte dessen Kaufkraft nicht steigen dürfen?
Ich weiß nicht was der Rentner oder der Sparer damit zu tun hat.

Mal konkreter. Hier ist eine Grafik zum Thema:
https://de.wikipedia.org/wiki/Einlagefa ... esbank.png
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Realist2014 »

Voight-Kampff hat geschrieben:(11 Aug 2017, 19:46)

, wie rechtfertigt man die Umverteilung an Geldbesitzer und den Bankensektor?

Umverteilung an die Geldbesitzer durch Zinsen gibt es praktisch nicht..

weil die Realzinsen in D fast immer negativ waren...
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

Realist2014 hat geschrieben:(12 Aug 2017, 14:55)

Umverteilung an die Geldbesitzer durch Zinsen gibt es praktisch nicht..

weil die Realzinsen in D fast immer negativ waren...
I finde das ist ein gutes Argument: Deflation hat es in Deutschland seit dem Krieg so gut wie nicht gegeben. Warum das Risiko eingehen daran was zu ändern?
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

Loki hat geschrieben:(11 Aug 2017, 19:36)

Die Produktivitätssteigerung oder das Senken der Preise ?

Werden auf breiter Front Güterpreise deswegen gesenkt, weil ansonsten die Lager zu vollbleiben, dann gilt:
Investitions- und Konsumstagnation. (Mit all den Folgen.)

Das steht sogar bei Wiki.
Die Geldmenge ist doch egal. Die Güterpreise werden deswegen gesenkt, weil die Produktionskosten gesunken sind und Wettbewerb herrscht.
Also ja, man senkt die Preise, damit das Lager nicht voll bleibt. Da diese Preissenkungen eine Erhöhung des Profits zur Folge haben (anstatt volle Lager klingend ja die Kasse), entsteht warum Investitionsstau?

Und dass der Konsum sich bei sinkenden Preisen ja sogar noch erhöht (man kann sich ja mehr leisten durch niedrigere Preise), hatten wir doch schon geklärt.

Erinnere dich mal an die 80er. Handys waren sehr teuer. Heute sind sie günstig. Wurden deswegen in den 80ern mehr Handys gekauft als heute?
Wie viel Gewinn haben die Handyhersteller in den 80ern gemacht und wie viel heute?
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

franktoast hat geschrieben:(14 Aug 2017, 11:55)
Die Güterpreise werden deswegen gesenkt, weil die Produktionskosten gesunken sind und Wettbewerb herrscht.
Diesen "Zustand" willst Du jedoch nicht als die Deflation verstanden haben ?

Also ja, man senkt die Preise, damit das Lager nicht voll bleibt. Da diese Preissenkungen eine Erhöhung des Profits zur Folge haben (anstatt volle Lager klingend ja die Kasse), entsteht warum Investitionsstau?
Hat ja einen Grund, warum die Lager (unnötig) voll wurden; produziert i. d. R. doch kaum jemand hauptsächlich für das Lager.

Unter der Annahme, daß solche mit Geld im Gepäck keinen Ausgabedruck haben, könnte sich Kleinfritzchen denken: "Cool, nur weil Leute wie ich das Geld zurückhalten, müssen die die Güterpreise senken; nur damit ich einen vielleicht für mich unnötigen Kauf tätige.
Na da warte ich doch gleich einfach noch ein bisschen länger..."

Dies ist zumindest ein Glaube in Bezug auf das menschliche Denken, welcher immer wieder in Bezug auf die deflationären Phasen in der Literatur erwähnt wird. Die Kaufzurückhaltung, zum einen wg. Sparangst zum anderen wg. etwas, was Realist2014 gerne als die "Geiz ist Geil Mentalität" bezeichnet.


Und dass der Konsum sich bei sinkenden Preisen ja sogar noch erhöht (man kann sich ja mehr leisten durch niedrigere Preise), hatten wir doch schon geklärt.
Erhöhen kann. Negativbeispiele waren/sind vor einigen Jahren Milchpreise und Eierpreise; beide tief bis fast zum Selbstkostenpreis
und trotzdem wollte kaum jemand wg. mehr Milch- oder Eierkonsum dicker werden...
Erinnere dich mal an die 80er. Handys waren sehr teuer. Heute sind sie günstig. Wurden deswegen in den 80ern mehr Handys gekauft als heute?
Es gab sicherlich kaum volle Lager und mit Handys überfüllte Läden.

Könnte nachgeforscht werden, ob die Dinger weg wie warme Semmeln gingen oder lange lange Ladenhüter waren.


Wie viel Gewinn haben die Handyhersteller in den 80ern gemacht und wie viel heute?
Pro einzelnes Handy oder insgesamt ?

Davon abgesehen, was hat das noch mit dem Thema zu tun ?
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

Loki hat geschrieben:(14 Aug 2017, 16:01)
Diesen "Zustand" willst Du jedoch nicht als die Deflation verstanden haben ?
Wenn Preise sinken, nennt man das Deflation. Wenn du hier deine persönlichen Definitionen benutzt, kommen wir hier nicht weiter...
Hat ja einen Grund, warum die Lager (unnötig) voll wurden; produziert i. d. R. doch kaum jemand hauptsächlich für das Lager.
Wenn Samsung ein neues Handy entwickelt, ist schon von Anfang an klar: Anfangs verlangen sie zB. 800€, n Jahr später dann 600€ und dann nochmal n Jahr später 500€.
Unter der Annahme, daß solche mit Geld im Gepäck keinen Ausgabedruck haben, könnte sich Kleinfritzchen denken: "Cool, nur weil Leute wie ich das Geld zurückhalten, müssen die die Güterpreise senken; nur damit ich einen vielleicht für mich unnötigen Kauf tätige.
Na da warte ich doch gleich einfach noch ein bisschen länger..."

Dies ist zumindest ein Glaube in Bezug auf das menschliche Denken, welcher immer wieder in Bezug auf die deflationären Phasen in der Literatur erwähnt wird. Die Kaufzurückhaltung, zum einen wg. Sparangst zum anderen wg. etwas, was Realist2014 gerne als die "Geiz ist Geil Mentalität" bezeichnet.
Na dann betrachte doch mal die Realität. Kauft jemand das Samsung Handy, wenn es noch ganz frisch ist und 800€ kostet. Ach, jedem Käufer ist bekannt, dass das Handy in einem Jahr 25% weniger kostet. Glaubt man eurer Logik, verkauft Samsung dann kein Einziges. Ist das denn der Fall?

Erhöhen kann. Negativbeispiele waren/sind vor einigen Jahren Milchpreise und Eierpreise; beide tief bis fast zum Selbstkostenpreis
und trotzdem wollte kaum jemand wg. mehr Milch- oder Eierkonsum dicker werden...
Na hier ist das doch ganz klar. Warum sollte ich Milch und Eier heute für 1€ kaufen, wenn sie in einem Jahr um 2Cent günstiger sind? Da warte ich doch lieber. Hier scheint deine Warte-Logik zu stimmen... Da kann Junior eben mal n jahr auf seine Cornflakes verzichten. *räusper*
Pro einzelnes Handy oder insgesamt ?
Na ingesamt. Wen interessiert der Profit pro Handy? Wenn du dich drauf spezialisiert, ein extrem teures und edles Handy herzustellen, dann wirst du pro Handy hoffentlich mehr verdienen als Samsung und Apple.
Davon abgesehen, was hat das noch mit dem Thema zu tun ?
Das hat damit etwas zu tun, weil Samsung in einem extrem deflationärem Markt agiert und zum einen längst pleite sein müsste, zum anderen keiner ein Handy kaufen dürfte.

Die Absatzzahlen von Handys sind so hoch wie noch nie, gleichzeitig holt man sich in der Regel ein neues Handy, obwohl das Alte noch funktioniert + sinkende Preise. Das ist der Realität. Wendet man deine Logik an: Sinkende Preise -> weniger Umsatz, da alle warten.

Wann kauft man das neue Samsung Handy.
Erscheinungsdatum? Nö, kostet ja in einem Jahr 25% weniger.
Ein Jahr danach? Nö, kostet ja in einem Jahr 25% weniger.
Ein Jahr danach? Nö, kostet ja in einem Jahr 25% weniger.
Ein Jahr danach? Nö, kostet ja in einem Jahr 25% weniger.
Ein Jahr danach? Nö, kostet ja in einem Jahr 25% weniger.
Ein Jahr danach? Nö, kostet ja in einem Jahr 25% weniger.
Ein Jahr danach? Nö, kostet ja in einem Jahr 25% weniger.
Ein Jahr danach? Nö, kostet ja in einem Jahr 25% weniger.
Ein Jahr danach? Nö, kostet ja in einem Jahr 25% weniger.
Ein Jahr danach? Nö, kostet ja in einem Jahr 25% weniger.
Ein Jahr danach? Nö, kostet ja in einem Jahr 25% weniger.
Ein Jahr danach? Nö, kostet ja in einem Jahr 25% weniger.
Ein Jahr danach? Nö, kostet ja in einem Jahr 25% weniger.
Ein Jahr danach? Nö, kostet ja in einem Jahr 25% weniger.
Ein Jahr danach? Nö, kostet ja in einem Jahr 25% weniger.
Ein Jahr danach? Nö, kostet ja in einem Jahr 25% weniger.
Ein Jahr danach? Nö, kostet ja in einem Jahr 25% weniger.
Ein Jahr danach? Nö, kostet ja in einem Jahr 25% weniger.

Ich und die Realität teilen diese Logik nicht.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

franktoast hat geschrieben:(14 Aug 2017, 17:16)

Wenn Preise sinken, nennt man das Deflation. Wenn du hier deine persönlichen Definitionen benutzt, kommen wir hier nicht weiter...
Sollen wir hier im Thread die Def. hernehmen, die für kaufmännsiche Prüfungen relevant ist ?

Das wäre dann in etwa die: "Deflation ist eine Unterversorgung der Wirtschaft mit Geld, d. h. das gesamtwirtschaftliche Angebot von Gütern übersteigt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage."

Das Sinken der Preise (Definition der Deflation bei Wiki in einem Deiner vorherigen Beiträge) ist in dem Fall "nur" eine Folge.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Realist2014 »

Loki hat geschrieben:(14 Aug 2017, 18:52)

Sollen wir hier im Thread die Def. hernehmen, die für kaufmännsiche Prüfungen relevant ist ?

Das wäre dann in etwa die: "Deflation ist eine Unterversorgung der Wirtschaft mit Geld, d. h. das gesamtwirtschaftliche Angebot von Gütern übersteigt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage."

D.
das sind ZWEI Sachverhalte in der Definition....

wobei die erste unpräzise und schwammig ist...

klingt wie eine "Kreditproblem"...

der zweite Teil ist eine der möglichen URSACHEN einer Deflation... ( falls die Unternehmen tatsächlich die Preise senken...)
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

franktoast hat geschrieben:(14 Aug 2017, 17:16)

Wenn Samsung ein neues Handy entwickelt, ist schon von Anfang an klar: Anfangs verlangen sie zB. 800€, n Jahr später dann 600€ und dann nochmal n Jahr später 500€.
Gut, und das hat nun was mit Lagerhaltung zu tun ?!

Na dann betrachte doch mal die Realität. Kauft jemand das Samsung Handy, wenn es noch ganz frisch ist und 800€ kostet. Ach, jedem Käufer ist bekannt, dass das Handy in einem Jahr 25% weniger kostet. Glaubt man eurer Logik, verkauft Samsung dann kein Einziges. Ist das denn der Fall?
Scherzfrage, was ?

Du findest sogar für Katzengold Käufer.

Wer ist mit eurer (Logik) gemeint ?
:D Wechselt beim mich Ansprechen jetzt schon vom "er" zu "euer" ?


Samsung hat mich tatsächlich als abwartenden Kunden. Nicht wg. Deflation oder mangels Kaufkraft, sondern weil ich derzeit keinen neuen Mini-PC mit Telefonierfunktion benötige.
Das mag bei Millionen anderen pot. Käufern anders sein.



Ich kaufe mir morgen übrigens auch keinen Porsche. Nur mal so am Rande erwähnt...

Und das hat auch nix mit Deflation zu tun.

Na hier ist das doch ganz klar. Warum sollte ich Milch und Eier heute für 1€ kaufen, wenn sie in einem Jahr um 2Cent günstiger sind? Da warte ich doch lieber. Hier scheint deine Warte-Logik zu stimmen... Da kann Junior eben mal n jahr auf seine Cornflakes verzichten. *räusper*
Du denkst zu klein.
Nehmen wir der Einfachheit halber mal an, die Eierindustrie hätte (hat sie aber zur Zeit nicht mehr wirklich...) noch Spielraum nach unten bei der Preisgestaltung:
Du willst, weil du weißt oder ahnst, daß bald alle ganz scharf auf Eieromelette to go sind und hast viel Gründerkapital zur Verfügung, (D)eine Omeletteindustrie aufbauen.
Das Gründerkapital verschimmelt zurzeit nicht abnehmend auf dem Konto. Du weißt jedoch, daß die Eierindustrie noch weiter die Eierpreise senken wird und/oder künftige Pleitewellen dort Dir sogar den Gedankengang erlauben, zusätzlich zu Deiner Omelettproduktion gleich noch mindestens eine sehr große Hühnereifarm "gebraucht" dazukaufen zu können.
Zudem scheinen einige Landbesitzer Probleme mit Überschuldung zu haben und wollen/müssen baldigst ihre Grundstücke verkaufen, Subventionen zur Bekämpfung des Investionsrückganges im Bereich der Neugründungen sind außerdem zu erwarten
und der Niedriglohnsektor wird sowieso weiter ausgebaut.

Wie lange hast Du die Eier dazu, auf die Umsetzung Deines Omelett-to-go-Industrie-Traum noch weiter zu warten, wenn das Wissen vorhanden ist, daß die Zeit finanztechnisch auf Deiner Seite ist ?


Zu den Cornflakes: Du kennst keine Familien, die eine zusätzliche Milch- oder Cornflakespackung einfach mal im Regal stehen leisen ? Und jedoch bei einer Preissenkung sicherlich darüber nachdenken, wieder mehr davon zu kaufen ?
Da kann durchaus ein Jahr dazwischen liegen.

Andere machen halt zur Zeit nur noch zweimal anstatt dreimal eine Urlaubsfahrt pro Jahr.


Ich weiß nicht, ob es bei den Meisten daran liegt, daß sie einfach nur geiziger geworden sind...
Ob sie sparen wollen ? (Nicht Ausgabenverkürzung!)
Oder ob sie das Geld nicht mehr zusätzlich dafür haben
und somit deren Nachfrage (nach Urlaubsfahrten) unfreiwillig gemindert wurde ?
Wird jede/r diverse Gründe hierfür haben...

In der Gilded Age war das alles wohl kein Problem ? Geringere Preise allg.
und mehr in der Lohntüte ? Dann bestand jedoch keine Unterversorgung der Wirtschaft mit Geld. Es sei denn, die Lohntüte wurde weitestgehend zur Spartüte.

Das hat damit etwas zu tun, weil Samsung in einem extrem deflationärem Markt agiert
Eine "Weltdeflation" bezogen auf den Weltmarkt ? Steile These...


Die Absatzzahlen von Handys sind so hoch wie noch nie, gleichzeitig holt man sich in der Regel ein neues Handy, obwohl das Alte noch funktioniert + sinkende Preise. Das ist der Realität. Wendet man deine Logik an: Sinkende Preise -> weniger Umsatz, da alle warten.
Offensichtlich besteht eine Nachfrage nach Handys, die selbst durch zu erwartende Preissenkungen nicht oder kaum minimiert wird.
Wann kauft man das neue Samsung Handy.
Erscheinungsdatum? Nö, kostet ja in einem Jahr 25% weniger.
Du kannst natürlich auch auf dem Gebrauchtmarkt das Ding erwerben. Kostenersparnis von 90 % des Neupreises bei Erscheinungen sollten nach Ablauf einer gewissen Zeit drinnen sein.

Voraussetzung natürlich, daß es jemand zuvor gekauft hat.


Oder alle warten
und dann ist eine Art Lagerräumungsverkauf...

Nützt natürlich Samsung nix.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

Realist2014 hat geschrieben:(14 Aug 2017, 18:55)
der zweite Teil ist eine der möglichen URSACHEN einer Deflation... ( falls die Unternehmen tatsächlich die Preise senken...)
Puh, "das gesamtwirtschaftliche Angebot von Gütern übersteigt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage" ist dann, wenn die Niedriglöhner und selbst die Gutverdiener ihr Geld bis Monatsende genutzt haben
und jedoch noch ziemlich viel von der Monatsproduktion zu erwerben da wäre...

Zwei Mal Lohn bzw. Gehalt im Monat gibt´s ja nicht.


Bleiben die Selbständigen...
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

BlueMonday hat geschrieben:(12 Aug 2017, 11:17)

Wieso keinen Grund? Natürlich gibt es immer Gründe für irgendeine Handlung.
Ja, warum sind die Entscheidungsträger in den Zentralbanken in der Regel Inflationisten? Als Zentralbanker ist man eine Art Politiker, ein Geldpolitiker. Als Politiker ist man wiederum in der Regel Interventionist. Die Intervention ist gewissermaßen der Arbeitsnachweis des Politikers. Würde man als Poltiker gegen die Intervention an sich argumentieren (und damit für die spontane Ordnung, für das laissez faire etc), würde man also behaupten, die Eingriffe von außen ins Marktgeschehen seien nicht nur überflüssig, sondern sogar schädlich, dann wäre das ja so als wenn ein Drogendealer vor Drogen warnen würde ... eben höchst unwahrscheinlich. Im Rahmen der "public choice" bzw. Institutionenökonomik wurde dazu schon einiges ins Bewusstsein gerückt
Schön gesagt. Oder ein Politiker würde sagen: "Hey, Eingriffe von mir sind schlecht. Ich bin also völlig überflüssig. Ihr bezahlt mich fürs Nichtstun". Du hast also recht. Allerdings gibt es durchaus auch Politiker, die sich wählen lassen, mit der Absicht (und Werbeslogan), die Macht der Politiker zu beschränken wie zum Teil die FDP.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

Loki hat geschrieben:(14 Aug 2017, 18:52)

Sollen wir hier im Thread die Def. hernehmen, die für kaufmännsiche Prüfungen relevant ist ?

Das wäre dann in etwa die: "Deflation ist eine Unterversorgung der Wirtschaft mit Geld, d. h. das gesamtwirtschaftliche Angebot von Gütern übersteigt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage."

Das Sinken der Preise (Definition der Deflation bei Wiki in einem Deiner vorherigen Beiträge) ist in dem Fall "nur" eine Folge.
https://www.google.de/search?q=deflatio ... 3VXuucibAL
http://www.rechnungswesen-verstehen.de/ ... lation.php
https://www.tagesgeldvergleich.net/tage ... ation.html
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Def ... ation.html
http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/l ... /deflation
+ Wikipedia

Das sind die ersten Treffer bei Google. Wie lange hast du denn suchen müssen, um deinen Treffer zu erhalten? Ob man als Deflation nun die Ursache oder Folge versteht, daran sollte es doch nicht scheitern. Wenn die Güter schneller wachsen als die Geldmenge, da es der Wirtschaft so verdammt gut geht, dann trifft deine Definition ja auch zu.
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franktoast
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

Loki hat geschrieben:(14 Aug 2017, 19:33)
Gut, und das hat nun was mit Lagerhaltung zu tun ?!
Ich weiß nicht. Du hast das Thema Lagerhaltung doch gebracht.
Scherzfrage, was ?

Du findest sogar für Katzengold Käufer.

Wer ist mit eurer (Logik) gemeint ?
:D Wechselt beim mich Ansprechen jetzt schon vom "er" zu "euer" ?


Samsung hat mich tatsächlich als abwartenden Kunden. Nicht wg. Deflation oder mangels Kaufkraft, sondern weil ich derzeit keinen neuen Mini-PC mit Telefonierfunktion benötige.
Das mag bei Millionen anderen pot. Käufern anders sein.



Ich kaufe mir morgen übrigens auch keinen Porsche. Nur mal so am Rande erwähnt...

Und das hat auch nix mit Deflation zu tun.
Ob das nun Deflation ist oder nicht? Deine Behauptung ist: Wenn etwas im Preis fällt, dann halten sich die Konsumenten zurück, weil sie ja für das Warten finanziell belohnt werden. Die Verkäufder der Ware dagegen bekommen wirtschaftliche Probleme, wenn Preise sinken. Und genau deswegen sei Deflation schlecht und würde zu einer Abwärtsspirale führen.

Du denkst zu klein.
Nehmen wir der Einfachheit halber mal an, die Eierindustrie hätte (hat sie aber zur Zeit nicht mehr wirklich...) noch Spielraum nach unten bei der Preisgestaltung:
Du willst, weil du weißt oder ahnst, daß bald alle ganz scharf auf Eieromelette to go sind und hast viel Gründerkapital zur Verfügung, (D)eine Omeletteindustrie aufbauen.
Das Gründerkapital verschimmelt zurzeit nicht abnehmend auf dem Konto. Du weißt jedoch, daß die Eierindustrie noch weiter die Eierpreise senken wird und/oder künftige Pleitewellen dort Dir sogar den Gedankengang erlauben, zusätzlich zu Deiner Omelettproduktion gleich noch mindestens eine sehr große Hühnereifarm "gebraucht" dazukaufen zu können.
Zudem scheinen einige Landbesitzer Probleme mit Überschuldung zu haben und wollen/müssen baldigst ihre Grundstücke verkaufen, Subventionen zur Bekämpfung des Investionsrückganges im Bereich der Neugründungen sind außerdem zu erwarten
und der Niedriglohnsektor wird sowieso weiter ausgebaut.

Wie lange hast Du die Eier dazu, auf die Umsetzung Deines Omelett-to-go-Industrie-Traum noch weiter zu warten, wenn das Wissen vorhanden ist, daß die Zeit finanztechnisch auf Deiner Seite ist ?
Hm und Rudi will auch dieses Business eröffnen und der kauft mir dann alles vor der Nase weg und verdient Millionen. Tja, da hat sich das Warten ja gelohnt...

Ich denke, du verstehst immer noch nicht den Punkt. Natürlich kann sich Warten lohnen, wenn Preise sinken. Bei fallenden Preisen hat Warten Vorteile (finanziell) und Nachteile (Nicht-Nutzen). Und wenn die Vorteile den Nachteilen überwiegen, dann wartet man. In deinem Beispiel hängt es davon ab, welche Preissenkungen man erwartet. Sinken die Preise in der Industrie pro Jahr um 2%? Dann würde es sich höchstwahrscheinlich nicht lohnen zu warten. Wird aber ein Einbruch von 50% erwartet, schon eher.
Hier ist aber ein Unterschied: Man kann es nicht wissen.

Ich will dein Beispiel mal ein wenig vereinfachen: Lohnt es sich, auf den Kauf von BMW-Aktien zu warten, wenn die Aktie in einem Jahr 50% weniger wert ist? Ja natürlich! Natürlich hält man dann seine Investition zurück und wartet. Aber wenn schon jeder wüsste, dass die Aktie in einem Jahr statt 80 danur noch 40€ wert wäre, dann wäre die Aktie jetzt schon 40€ wert.

Das ist was ganz anderes als wenn man annimmt, dass BMW jedes Jahr um 5% produktiver wird und deswegen jedes Jahr das Auto um 5% günstiger wird. Lohnt es sich da zu warten? Boah, keine Ahnung. Hängt von der zeitpräferenz ab.

Fest steht aber: Wenn ein BMW jedes Jahr um 5% günstiger würde, würden insgesamt mehr BMWs verkauft und Leute kaufen öfter als wenn er immer gleich viel kosten würde.
Zu den Cornflakes: Du kennst keine Familien, die eine zusätzliche Milch- oder Cornflakespackung einfach mal im Regal stehen leisen ? Und jedoch bei einer Preissenkung sicherlich darüber nachdenken, wieder mehr davon zu kaufen ?
Da kann durchaus ein Jahr dazwischen liegen.
Wenn der Milchpreis jedes Jahr um 2% senkt, dann ändert das das Kaufverhalten nicht. Natürlich kann man mal auf Sonderangebote warten und dann gleich nen Batzen kaufen, dann kann sich das auch lohnen. Wenn keine Milch mehr zu Hause ist, hilft das relativ wenig.
Betrachten wir doch mal 10 Jahre:
Fall 1: Der Milchpreis bleibt immer bei 1€ pro Liter gleich.
Fall 2: Jeden ersten Samstag im Jahr kostet der Liter nur 50Cent.

Wo wird über 10 Jahre betrachtet mehr Milch gekauft?
Eine "Weltdeflation" bezogen auf den Weltmarkt ? Steile These...
Alles was Samsung Electronics verkauft, sinkt nach und nach im Preis.
Du kannst natürlich auch auf dem Gebrauchtmarkt das Ding erwerben. Kostenersparnis von 90 % des Neupreises bei Erscheinungen sollten nach Ablauf einer gewissen Zeit drinnen sein.
Auch auf den Gebrauchtmarkt gilt: Jedes Jahr wird es billiger. Jedes Jahr lohnt sich also zu warten. Wahrscheinlich läufst du heute noch mit dem Handy aus den 80ern rum mit der Begründung: Warum kaufen, wenn es in einem Jahr doch günstiger ist?
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

franktoast hat geschrieben:(15 Aug 2017, 12:20)

Wie lange hast du denn suchen müssen, um deinen Treffer zu erhalten?
Zugegeben, der Blick und Griff ins Bücherregal sowie das Aufschlagen der dazugehörigen Buchseite dauert ein klein wenig länger als die Internetsuche...


In Deinem Link von bpb steht: "Prozess stetiger Preissenkungen in der Volkswirtschaft, d. h., Waren und Dienstleitungen werden fortwährend billiger. Deflation liegt vor, wenn der gesamtwirtschaftlichen Gütermenge eine zu geringe Geldmenge gegenübersteht, die Gesamtnachfrage also geringer ist als das volkswirtschaftliche Gesamtangebot."

Ist relativ identisch mit der von mir zusammengebastelten Definition hier:
Loki hat geschrieben:(10 Aug 2017, 17:36)
Deflation: Sinkende Güterpreise, damit die Güter überhaupt hinreichend erworben werden,
und gleichzeitig kein nennenswerter Anstieg der Kaufkraft in der Bevölkerung.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

franktoast hat geschrieben:(15 Aug 2017, 12:41)
Deine Behauptung ist: Wenn etwas im Preis fällt, dann halten sich die Konsumenten zurück, weil sie ja für das Warten finanziell belohnt werden.
Ja; die mit Kaufkraft, weil es sich eben lohnen kann zu warten
und die mit geringer Kaufkraft, weil sie z. B. keinen Konsumkredit (mehr) aufnehmen möchten.

Noch prägnanter, wenn ziemlich viele, unterschiedliche Güter preisgünstiger werden und man ahnt oder weiß, daß sich dieser Trend fortsetzen wird. Das kann die Lust zum Sparen, zur Ausgabenverkürzung oder zum Kreditverzicht erhöhen.
Kann!


Hm und Rudi will auch dieses Business eröffnen und der kauft mir dann alles vor der Nase weg und verdient Millionen. Tja, da hat sich das Warten ja gelohnt...
Rudi hat nicht Dein Rezept, das ist das Ass im Ärmel.
Natürlich kann sich Warten lohnen, wenn Preise sinken.
Worüber diskutieren wir dann noch ??
Bei fallenden Preisen hat Warten Vorteile (finanziell) und Nachteile (Nicht-Nutzen). Und wenn die Vorteile den Nachteilen überwiegen, dann wartet man.
Eben.

In deinem Beispiel hängt es davon ab, welche Preissenkungen man erwartet. Sinken die Preise in der Industrie pro Jahr um 2%? Dann würde es sich höchstwahrscheinlich nicht lohnen zu warten. Wird aber ein Einbruch von 50% erwartet, schon eher.
Wobei selbst 2 % bei bspw. Millioneninvestition schon ein hübsches Sümmchen darstellen können...

:D Berliner Flughafen 2 % günstiger und schon lässt sich wahrscheinlich eine Autobrücke mehr restaurieren. Oder eine Bücherei für Grundschulkinder errichten...
Ich will dein Beispiel mal ein wenig vereinfachen: Lohnt es sich, auf den Kauf von BMW-Aktien zu warten, wenn die Aktie in einem Jahr 50% weniger wert ist? Ja natürlich! Natürlich hält man dann seine Investition zurück und wartet. Aber wenn schon jeder wüsste, dass die Aktie in einem Jahr statt 80 danur noch 40€ wert wäre, dann wäre die Aktie jetzt schon 40€ wert.
Oder Bitcoins ?
Das ist was ganz anderes als wenn man annimmt, dass BMW jedes Jahr um 5% produktiver wird und deswegen jedes Jahr das Auto um 5% günstiger wird. Lohnt es sich da zu warten? Boah, keine Ahnung. Hängt von der zeitpräferenz ab.
Solange die alte Kiste noch fährt, die persönliche Kaufkraft nicht wesentlich gestiegen ist und man froh ist, gerade erst den vorherigen Autokredit getilgt zu haben,
warum nicht warten ?


Fest steht aber: Wenn ein BMW jedes Jahr um 5% günstiger würde, würden insgesamt mehr BMWs verkauft und Leute kaufen öfter als wenn er immer gleich viel kosten würde.
Die Europäer leisten sich einen Drittwagen ? Weil sie in der Mehrheit ja soo viel mehr an Kaufkraft haben ??

Ich denke eher, daß BMWs EU-Auslands Geschäft merklich steigen wird.
Oder anstatt anderer Automarken wird innereuropäisch halt ein BMW gekauft, wenn´s denn unbedingt ein neues Auto sein muß.


Wenn der Milchpreis jedes Jahr um 2% senkt, dann ändert das das Kaufverhalten nicht. Natürlich kann man mal auf Sonderangebote warten und dann gleich nen Batzen kaufen, dann kann sich das auch lohnen. Wenn keine Milch mehr zu Hause ist, hilft das relativ wenig.
Betrachten wir doch mal 10 Jahre:
Fall 1: Der Milchpreis bleibt immer bei 1€ pro Liter gleich.
Fall 2: Jeden ersten Samstag im Jahr kostet der Liter nur 50Cent.

Wo wird über 10 Jahre betrachtet mehr Milch gekauft?
Bei 1, weil bei 2 die Milchproduzenten pleite gehen - und keine Milch mehr verkauft wird - da für sie selbst die "Herstellung" der Milch unsenkbar bei 98 Cent liegt :P

Alles was Samsung Electronics verkauft, sinkt nach und nach im Preis.
Und sie verkaufen ihre Güter auch in Länder, in denen Inflation, auch hohe Inflation, ist.
Warum kaufen, wenn es in einem Jahr doch günstiger ist?
Nein, mein altes Handy funktioniert noch; ich kann es zum Telefonieren nutzen. Für anderes habe ich einen echten tragbaren PC bzw. eine Kamera.
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