BlueMonday hat geschrieben:(14 Jan 2018, 12:56)
21. Jahrhundert? Also jetzt und heute? Wo soll es da einen "ungebremsten Kapitalismus" geben? Auch im 20. Jahrhundert gab es keinen solchen. Also ein Phantom.
Der ungebremste Kapitalismus ist deine Forderung nach einem Wirken der Märkte ohne Staatlichen und Suprastaatlichen Interventionsmus. Wohlgemerkt „Märkte“, weil den einen Markt, der durch Selbstregulierung die Weltökonomie ins schlarafenlandartige Equilibrium versetzt, gibt es ohnehin nicht. Und im 20 Jahrhundert hat bis zu den 70 Jahren der Kapitalismus auch wesentlich besser funktioniert bis dann die Deregulierung eingesetzt hat.
BlueMonday hat geschrieben:Und was soll mit Zahlen belegt sein? Also mit Messung? Es gibt keine völlig ideologiefreie Messung.
Mit Zahlen ist die Wohlstandsverteilung von 1880 bis heute belegt und deren Veränderung durch die Jahrzehnte. Selbstverständlich gibt es ideologiefreie Messung, sonst wäre Wissenschaft an sich nicht möglich.
BlueMonday hat geschrieben:Strenggenommen ist "Kapital" (und das weiß Piketty leider mangels eine fundierten Kapitalthoerie nicht) hoch heterogen und kein homogener Klumpen, der einfach von alleine anschwillt. Man kann also "Kapital" -eigentlich- nicht einfach zu einer einzigen Zahl sinnvoll aggregieren und enstprechend ist dann auch eine aggregierte Gewinnrate nicht sinnvoll.
Interessant, dass einer der führenden Ökonomen Frankreichs die Kapitaltheorie nicht versteht. Und eine aggregierte Gewinnrate ist durchaus sinnvoll, wenn man sie auf der eigenen Habenseite verbuchen kann.
BlueMonday hat geschrieben:Aber selbst wenn man davon absieht, stützen Pikettys eigene Zahlen seine These (r > g) nicht:
https://mises.org/sites/default/files/s ... k=6UOgnRfq
Gerade im belastbaren Teil (also ohne die wilde Extrapolation in die Zukunft, oder die vernachlässigbare Vergangenheit als es kaum Wachstum gab) war die "pure rate of return to Capital" (r) geringer als die gesamte Wachstumrate (g)
Pickettys Zahlen beziehen sich dezidiert auf einzelne Nationalökonomien und belegen, dass in den G7 Staaten zur jetzigen Zeit (r > g) gilt. Er sagt auch nicht, dass diese Ungleichung zu jeder Zeit gelten muss, sondern was passiert wenn sie eintritt, nämlich eine Umverteilung der Vermögen von Arm zu Reich. Nein eigentlich von wohlhabend zu reich, die Armen haben ja kein Vermögen, dass Umverteilt werden kann.
BlueMonday hat geschrieben:Und wirkliche monopolitische Konzentration ist in der Vergangenheit immer mit dem politischen Mittel (also mit Gewalt und Staat) entstanden, also gerade nicht mit marktförmigen Mitteln. Das marktförmige Mittel ist das bessere Angebot, das man problemlos ablehnen kann. Nur mal zu Erinnerung, wovon man da spricht.
Es ist richtig das die ersten Vermögensanhäufungen durch Mord und Totschlag erfolgt sind. Damals war das Vermögen aber auch noch nicht Kapital. Als die Vermögen angefangen haben Rendite zu erzeugen, wurden die Raubzüge auch weniger. Wäre ja auch blöd die zu töten, die für deinen Wohlstand arbeiten.
BlueMonday hat geschrieben:Und letztlich: der eigentliche Reichtum, also das, was konsumiert wird, wird von der breiten Masse konsumiert und nicht signifikant von den "Reichen" und gar "Superreichen". Die sind im Wesentlichen nur nominell superreich, weil sie große Teile des Anlagevermögens eignen. Ein Bill Gates bspw. Und solche Menschen sollen nun das kapitalistische Problem darstellen, das zu überwinden ist?
Anders als bei den Kommunisten sind im Kapitalismus nicht die Kapitalisten das Problem. Das Problem ist die Verselbständigung und Unkontrollierbarkeit der Prozesse und die allweil weltweit auftretenden seismischen Beben, die in einem Jahr die Arbeit von Jahrzehnten zerstören können. Das System ist instabil und durch "laissez fair" wird es noch instabiler.